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Between Potions and Quidditch

Draco x Ginny
von

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Harpyien

Die Holyhead Harpies gewannen gegen die Chudley Cannons mit fünfhundertsechzig zu zweihundertdreizig. Die Zuschauer jubelten und klatschten, dunkelgrüne Ballons stiegen in die Luft und grün-goldenes Konfetti regnete vom Himmel herab. Ginny flog zusammen mit ihren Mannschaftskameradinnen noch eine letzte Ehrenrunde übers Quidditchfeld. Sie wusste, hier irgendwo unter den Zuschauern saß Ron in seinem orangen Chudley-Cannons-Trikot, der vermutlich gerade ein beleidigtes Gesicht zog, weil seine Lieblingsmannschaft verloren hatte, während Hermine neben ihm höflich für Ginnys Mannschaft applaudierte.

 

Die sieben Frauen landeten auf dem Spielfeld und gingen mit ihren Flugbesen in den Händen zu den Umkleidekabinen. Was für ein Spiel! Ginny war ein wenig aus der Puste, aber nicht nur vor Anstrengung, sondern auch vor Aufregung. Quidditch trieb ihr immer wieder das Adrenalin durch die Adern und das Gefühl vom Fliegen berauschte sie. Der Hüter der Chudley Cannons hatte es ihr gewiss nicht einfach gemacht und während des Spiels hatte sie der ein oder andere Klatscher erwischt. Eventuell würde Ginny nochmal bei Madam Pomfrey vorbeischauen, sobald sie wieder in Hogwarts war, damit sie ihre blauen Flecken heilen konnte.

 

Das Spiel gegen die Chudley Cannons war zwar nur ein Freundschaftsspiel gewesen und doch könnte man beinahe meinen, die sieben Frauen feierten ihren Einzug ins Finale, so wie sie sich freuten und jubelten. Sogar noch unter der Dusche sang Wilda Griffiths das Lied von den Zuschauerchören nach: „Werft sie nieder, immer wieder! Har-py-en! Har-py-en!“

 

Nach der Dusche standen Ginny und Ophelia bei ihren Schließfächern, um ihre Sachen zu holen, beide in große dunkelgrüne Handtücher gewickelt und mit nassen Haaren.

 

„Das ist doch mal ‘ne feine Sache“, sagte Ophelia mit einem stolzen Lächeln, „die diesjährige Saison mit einem Sieg zu beenden. Was will man mehr?“

 

Aus der Dusche war erneut Wildas Stimme zu hören: „Har-py-en! Har-py-en!“

 

„Und du bist sicher, dass du mit uns nicht noch etwas trinken gehen möchtest?“, fragte Ophelia, die versuchte die lauten Anfeuerungsrufe ihrer Mannschaftskameradin zu übertönen.

 

Ginny schüttelte entschuldigend mit dem Kopf. „Ich würde ja gern, aber ich kann leider nicht. Ich muss zurück nach Hogwarts.“

 

„Ach, stimmt ja, Hogwarts …“ Ophelia seufzte bei den Erinnerungen an ihre eigene Schulzeit. „Erzähl mal, wie läuft es denn so?“

 

„Ehrlich gesagt ist es im Moment sehr langweilig“, gestand Ginny. „Nachdem ich den Erstklässlern das Fliegen beigebracht habe bin ich nur noch da, um die Quidditchspiele zu beaufsichtigen. Und die finden, wie du sicherlich noch weißt, nur alle paar Wochen statt.“

 

„Es gibt schlimmere Jobs“, meinte Ophelia mit einem Schulterzucken. Und Ginny musste ihr in Gedanken zustimmen. Die Arbeit in Hogwarts war für sie leicht verdientes Geld.

 

„Mir kommt es vor, als wäre es gestern gewesen, dass ich meine erste Unterrichtsstunde hatte. Dieses Jahr ging viel zu schnell vorbei“, meinte Ginny schwermütig. „Ich kann kaum glauben, dass bald schon wieder Weihnachten ist.“

 

„Ja, ja“, seufzte Ophelia, die sich gerade einen Pullover über den Kopf zog. „Umso älter man wird, desto schneller vergeht die Zeit. Dann nehme ich an, sehen wir uns das nächste Mal auf dem Silvesterball, richtig?“

 

Ginny nickte, während auch sie sich anzog. Sie schlüpfte gerade in ihre Hose, als sie mitten in der Bewegung erstarrte. „Oh, Mist! Ich brauche noch einen neuen Festumhang“, murmelte sie mit zusammengepressten Zähnen und großen Augen. „Das hatte ich ganz vergessen.“

 

Ophelia schüttelte den Kopf und lächelte dabei vergnügt. „Typisch, Ginevra. Immer auf den letzten Drücker“, neckte sie und Ginny streckte ihr zur Antwort frech die Zunge raus. „Dann solltest du dich vielleicht lieber beeilen. Eine Maßanfertigung wird nicht innerhalb einer Woche geschneidert.“ Erneut schüttelte sie mit dem Kopf. „Und das auch noch vor Weihnachten.“

 

Ginny seufzte. Bei dieser Predigt klang Ophelia viel eher wie eine Mutter, als eine Freundin. Den Festumhang hatte Ginny völlig vergessen, aber wenn sie keinen passenden mehr bis Silvester bekommen sollte, dann würde sie einfach ihren alten nehmen. Der war immerhin erst ein paar Jahre alt. So anspruchsvoll war sie da nun auch wieder nicht.

 

Ginny mochte diese kleinen Neckereien mit ihrer Mannschaftskameradin. Die Hüterin der Mannschaft war für die jüngste Weasley wie eine große Schwester. Ophelia war ein Einzelkind und somit das komplette Gegenteil von Ginny, die aus einer Großfamilie kam. Die Holyhead Harpies waren für jede von ihnen wie eine zweite Familie. Und wie in jeder Familie gab es gute und schlechte Zeiten. Man lachte und weinte zusammen. Und wenn es mal Streit gab, dann folgte kurz darauf wieder die Versöhnung. Man konnte nie lange sauer aufeinander sein. Für Ginny war es ein unbeschreibliches Glück, dass sie mit dieser Mannschaft nicht nur ihren Traumberuf gefunden hatte, sondern auch so eine gute Freundin.

 

Die beiden Frauen waren inzwischen fertig angezogen und sie föhnten ihre Haare mithilfe ihrer Zauberstäbe trocken. „Hast du denn wenigstens schon eine Verabredung für den Ball?“, fragte Ophelia. „Oder bist du da auch spät dran? Ich nehme an, dass dein letzter Begleiter nicht mehr in Frage kommt …“

 

„Ja, und da wir gerade beim Thema sind“, murmelte Ginny mit einem Seitenblick zu den anderen, um sich zu vergewissern, dass niemand zuhörte. „Weißt du ob Harry auch eine Einladung erhalten hat?“

 

„Ich glaube nicht“, antwortete Ophelia. „Wieso?“ Doch bevor Ginny antworten konnte schien sie ihre Gedanken lesen zu können. „Oh, ich verstehe. Du willst ihn sicherlich nicht sehen. Keine Sorge, ich rede mit Gwenog.“

 

Ginny nickte dankbar. Das wäre das erste Jahr, in dem sie nicht mit Harry zu diesem Ball gehen würde.

 

Der Silvesterball war immer etwas ganz besonderes gewesen. Einerseits ging es darum, dass man von jemandem begleitet wurde, den man gerne dabei haben wollte, schließlich war der Jahreswechsel auch in der Zaubererwelt etwas ganz Besonderes, und wenn Ginnys „andere“ Familie daheim im Fuchsbau blieb, sollte wenigstens eine ihr nahestehende Person mit dabei sein. Bisher war es immer ihr Partner – Harry – gewesen. Andererseits war der Silvesterball der Holyhead Harpies, einer der berühmtesten Quidditchmannschaften Groß Britanniens, eine der renommiertesten und bekanntesten Veranstaltungen der höheren Elite. Mit Prunk und Protz und allem was dazu gehörte. Die Karten waren heißbegehrt, doch man konnte sie nicht kaufen. Nur ganz bestimmte Hexen und Zauberer bekamen eine Einladung, und jeder, der eine erhielt, konnte zu Recht damit angeben. Die Zeitungen berichteten hinterher: Wer war dabei? Wer kam mit wem? Und wer trug welchen Designer? Jedes Jahr gab es eine andere berühmte Sängerin, denn wie auch bei den Harpyien erfolgte die musikalische Untermalung immer von einer Frau. Dieses Jahr würde es Andrea Rosenbaum sein.

 

Harry hatte diese Bälle immer gehasst und Ginny hatte diese Bälle immer geliebt. Sie waren für sie wie ein wahr gewordenes Märchen, bei dem am Ende der spannenden Geschichte die Prinzessin mit ihrem Prinzen tanzte. Sie liebte einfach alles daran: die Vorfreude, das feine Zurechtmachen, die nette Gesellschaft, das Tanzen und die Musik. Es war eine angenehme Abwechslung zum tristen Alltag.

 

Schon als die Einladung für den Ball eingetroffen war hatte Ginny sofort an Draco gedacht und umso länger sie darüber nachdachte, umso mehr wollte sie es. Vermutlich waren Bälle wie dieser nichts Besonderes für den Slytherin, denn er war im Gegensatz zu ihr in die reiche Gesellschaft hineingeboren worden und mit Veranstaltungen dieser Art aufgewachsen. Ginny war bewusst, dass es am Tag nach dem Ball jeder erfahren würde, wenn er sie begleiten würde und eventuell (oder eher aller Wahrscheinlichkeit nach) würden sich die Klatschmagazine die Mäuler darüber zerreißen. Andererseits war von ihnen beiden bereits vor einiger Zeit ein Foto im Tagespropheten erschienen und die Reaktionen darauf hätten ehrlich gesagt viel schlimmer ausfallen können. Ginny war es schnuppe, was im Tagespropheten stand, oder was die Hexenwoche schrieb. Die einzigen Bedenken, die ihr kamen, waren die, dass es vielleicht noch ein wenig früh für sie beide war, ihre Beziehung offiziell zu machen, denn immerhin standen sie noch ganz am Anfang.

 

Ginny hatte ja noch nicht einmal ihren Eltern von ihm erzählt …

 

Außerdem würde das ihr erstes Silvesterfest mit ihrem neuen Freund werden. Noch ein weiterer Grund, weshalb sie ihrem Ex-Freund dort nicht begegnen wollte. Vor allem, wenn diese beiden sich während ihrer Schulzeit abgrundtief gehasst hatten …

 

Ophelia riss sie aus ihren Gedanken. „Du hast allerdings immer noch nicht gesagt, wer dich begleiten wird.“

 

Ginny räusperte sich, ehe sie antworte. „Ich werde Draco mitnehmen.“

 

Ophelia sah sie an und ihr Zauberstab hörte auf warme Luft hinauszupusten. „Draco?“

 

„Ja“, antwortete Ginny unberührt. Sie föhnte weiter ihre Haare und ignorierte gekonnt den fragenden Blick ihrer Freundin.

 

„Draco Malfoy?“

 

„Ja“, sagte Ginny. „Wieso? Ist das ein Problem? Wir haben uns …“ Sie suchte nach den richtigen Worten. „… zufällig in Hogwarts wiedergesehen.“

 

Ophelia sah sie einen kurzen Moment an, dann zuckte sie mit den Schultern. Was auch immer ihre Gedanken zu ihm waren behielt sie für sich. „Nö, kein Problem.“ Sie schien noch einen Moment darüber nachzudenken, dann griff sie nach ihrer Bürste und begann die langen braunen Haare zu kämmen. „Du weißt schon was du machst.“

 

Einige Momente vergingen, dann wandte sie sich wieder an Ginny und fragte mit einem Schmunzeln: „So, so, in Hogwarts ist es also langweilig, ja?“

 
 

***

 

Ginny apparierte vor die Tore von Hogwarts und ging von da aus den Weg hinauf zum Schloss. Letztendlich hatte sie sich doch noch von Ophelia losreißen können, die sie eine gefühlte Ewigkeit neugierig nach Einzelheiten zu ihrer Begleitung für den Silvesterball ausgequetscht hatte. Es war das erste Mal, dass Ginny jemandem von Draco erzählt hatte, abgesehen natürlich von Neville. Zuerst hatte sie noch Bedenken gehabt, wie Ophelia es auffassen würde, doch sie hatte schnell bemerkt, dass ihre Sorgen unbegründet waren. Ophelia hatte alle Einzelheiten wissen wollen und Ginny hatte sich letztendlich sogar einige private Informationen entlocken lassen.

 

„Hach, der Zauber des Frischverliebtseins“, hatte Ophelia ehrfürchtig gehaucht und die Hände auf die Brust gelegt. Und mit einem enttäuschten Seufzen hatte sie hinzugefügt: „Laertes und ich sind schon so lange zusammen, da gibt es statt Romantik nur herumliegende Socken, die mich in den Wahnsinn treiben …“

 

Ginny musste ihr zustimmen. Frisch verliebt zu sein war eines der besten Dinge, die es auf dieser Welt gab und sie hoffte, dass dieser Zauber, um es mit Ophelias Worten auszudrücken, noch lange anhielt. Im Moment war alles noch so aufregend und neu, man lernte sich erst noch kennen. Jeder Augenblick war kostbar.

 

Als Ginny durch das Eingangsportal schritt war sie immer noch in tiefe Gedanken versunken, sodass sie beinahe gar nicht bemerkt hätte, in wen sie da gerade fast hineingelaufen wäre. Sie blickte auf in zwei grüne Augen und blieb wie angewurzelt stehen.

 

Kurz legte sich ein verwirrter Ausdruck auf sein Gesicht, den er aber schnell überspielte. Für eine Sekunde herrschte peinliche Stille, bis er schließlich das Schweigen brach. „Hey, Gin.“

 

Ihren alten Spitznamen aus seinem Mund zu hören fühlte sich merkwürdig an. Irritiert sah sie ihn an. Das einzige, das über ihre Lippen kam, war: „Hallo.“ Und sie fragte sich, was Harry Potter hier in Hogwarts machte, bis sie sich daran erinnerte, dass er neuerdings Mitglied des Schulrates war.

 

Seine grünen Augen wanderten zu dem Nimbus, den sie in ihrer Hand hielt. „Wie lief das Spiel?“

 

Es dauerte einen Moment, bis Ginny darauf kam, worüber er sprach. Das Quidditchspiel und den Flugbesen in ihrer Hand hatte sie total vergessen. Sie versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Der Moment, vor dem sie sich so lange gefürchtet hatte war da. Oft hatte sie sich gefragt, wie es wohl sein würde, wenn sie ihm wieder gegenüberstehen würde, was sie fühlen würde, was er oder sie sagen würden. Und jetzt und hier, in genau diesem Moment, bemerkte sie … dass es gar nicht so schlimm war, wie sie immer befürchtet hatte.

 

Ginny fing an sich zu entspannen. Ihr Gesicht zeigte nun einen selbstbewussten Ausdruck und ein stolzes Lächeln. „Wir haben gewonnen.“

 

Harry nickte, als hätte er nichts anderes erwartet. „Das wird Ron vermutlich nicht gefallen haben.“ Sein Lächeln wirkte beinahe schüchtern. Aber Ginny kannte ihn zu gut, um zu erkennen, dass es keineswegs Schüchternheit war, sondern ein schlechtes Gewissen.

 

Ihr fiel alles wieder ein, was in den letzten Wochen geschehen war: ihre Flucht nach Hogwarts, um sich neu zu finden, und auch der Zeitungsartikel, der ihr weis gemacht hatte, dass es nichts mehr brachte, der verlorenen Liebe hinterher zu trauern, dass Harry seinen Weg ohne sie weiterführte. Und letztendlich hatte dieses Foto, das sie damals zum Weinen gebracht hatte, auch etwas Gutes mit sich gebracht, denn so war sie Draco näher gekommen. Zuerst war es nur aus einem Impuls heraus entstanden, herbeigeführt von einem Hauch zu viel Feuerwhiskey, doch daraus war über die Zeit etwas Wundervolles entstanden.

 

Ginny schaute in die Richtung, aus der der ehemalige Gryffindor gekommen war. Vermutlich kam er vom Büro der Direktorin. Seitdem Ginny erfahren hatte, dass Harry im Schulrat saß, hatte sie sich gefragt, wann er denn hier wohl auftauchen und ob sie ihm begegnen würde. Anscheinend hatte er genau den Zeitpunkt abgewartet, von dem er sicher war, dass Ginny nicht da sein würde.

 

Interessant.

 

Sie musterte ihn. Er sah fast so aus wie immer: die schwarzen Haare immer noch verwuschelt, die kreisrunde Brille auf seiner Nase und etwas edlere Roben, die er trug, seitdem er im Ministerium als Auror arbeitete. Sie betrachtete ihren Ex-Freund und konnte zufrieden feststellen, dass seine Anwesenheit sie nicht im Geringsten juckte.

 

Dann hörte sie Schritte hinter sich. Harry sah an ihr vorbei und sein Gesichtsausdruck veränderte sich. Er wurde ernster.

 

„Potter“, drang die schnarrende Stimme an ihr beider Ohr. „Was beschert uns das Vergnügen deiner Anwesenheit?“ Als Draco neben ihr zum Stehen kam fühlte sie sich ein wenig wohler in ihrer Haut. Es war nicht so, dass Ginny einen Beschützer brauchte. Sie konnte sich selbst gut genug beschützen. In diesem Moment wäre sie vermutlich einfach nur froh über jeden gewesen, der sie aus dieser peinlichen Situation befreit hätte. Dass es sich dabei zufällig um Draco Malfoy handelte, war ein schöner Bonus.

 

Harry hingegen sah nicht sehr erfreut aus. Er zwang sich zu einem höflichen Lächeln. „Malfoy. Lange nicht gesehen“, versuchte er sich mit Smalltalk, doch als Draco ihm nicht den Gefallen tat darauf einzugehen fügte er hastig hinzu: „Ich war gerade bei Professor McGonagall. Der Schulrat hatte einige Dinge zu besprechen. Mir wurde vor kurzem die Leitung übertragen.“

 

„Jah“, sagte Draco lang gezogen, „ich hörte bereits von dieser erfreulichen Entscheidung.“ Ginny schmunzelte. Das würde er auch behaupten, wenn es nicht so wäre, damit er nicht als Unwissender dastand. Der Slytherin konnte es sich immer noch nicht verkneifen Spitzen zu verteilen. „Heißt das, du beehrst uns ab sofort öfter mit deinen Besuchen?“

 

Harry legte den Kopf schief und tat betroffen. „Leider nein. Ich fürchte die Direktorin und ich werden hauptsächlich über das Flohnetzwerk Kontakt halten.“

 

Dracos Mundwinkel wanderten leicht nach oben und seine Stimme klang widersprüchlich zu seiner Aussage. „Das ist aber schade.“

 

Harry blickte kurz zu Ginny, als wäre ihm gerade erst wieder klar geworden, dass sie auch noch anwesend war. Augenblicklich fühlte sie sich wieder in ihre Schulzeit zurückversetzt. Da hatte er sie auch nie beachtet. Sie bemerkte, wie er eine Augenbraue fragend in die Höhe zog, als er bemerkte, wie nah Ginny und Draco beieinander standen. Falls er daraus etwas schlussfolgern sollte, behielt er seine Gedanken für sich.

 

„Und ich hörte davon, dass du jetzt Lehrer für Zaubertränke bist“, sagte Harry. „Wie ich sehe gehst du wieder deiner Lieblingsbeschäftigung in Hogwarts nach: Die Schüler zu tyrannisieren.“

 

„Manches ändert sich eben nie, Potter.“

 

Draco grinste und Harry grinste zurück.

 

Ginny betrachtete die zwei ehemaligen Feinde, dessen Rivalität anscheinend auch noch nach all den Jahren nicht ganz abgeklungen war. Aus diesen beiden würden vermutlich niemals Freunde werden. Damals hatte sie oft mit Harry über die Malfoys gesprochen, allen voran über Draco. Obwohl der Slytherin ihm sein Leben während der Schulzeit immer zur Hölle gemacht hatte, hatte Harry ihm während des Krieges das Leben gerettet. Harry war ein Retter in strahlender Rüstung, er war ein Held durch und durch und jeder in der magischen Welt wusste das. Und er würde es niemals übers Herz bringen, einen Unschuldigen seinem Schicksal zu überlassen, auch wenn es sich dabei um einen Slytherin oder gar um einen Malfoy handelte, der ihn immer schlecht behandelt hatte. Außerdem hatte Harry ihr im Vertrauen erzählt, was damals in Malfoy Manor geschehen war. Auch Draco schien nicht immer so zu handeln, wie man es von ihm erwartete. Und er hatte die Gelegenheit, seinem verhassten Erzrivalen eins auszuwischen, nicht ergriffen. Letztendlich hatten sich beide gegenseitig beschützt.

 

Harry griff in seine Hosentasche und holte eine goldene Taschenuhr hervor. „Ah, verflixt, wie spät es schon ist“, sagte er mit gespieltem Bedauern, als er auf die Uhr sah. „Ich muss nun leider los.“ Und so machte er sich höflich winkend auf den Weg zum Eingangsportal und Ginny vermutete, dass ihm diese Begegnung wahrscheinlich ebenso unangenehm war, wir ihr. „Oh, und Ginny, grüße Neville von mir, ja?“ Und mit schnellen Schritten, die ein wenig zu eilig wirkten, als könne er nicht schnell genug von hier wegkommen, trat er durch das Portal.

 

„Ich hasse diesen Kerl“, murmelte Draco zähneknirschend, sobald die Tür ins Schloss fiel.

 

Ginny seufzte milde lächelnd. „Ich weiß.“

 

„Wie konntest du es nur so lange mit ihm aushalten?“

 

Sie sah ihn an und hob eine Augenbraue. „Verlangst du darauf wirklich eine ehrliche Antwort?“

 

Draco sah sie einen Moment an, dann verzog er das Gesicht und murrte: „Nein.“

 

Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zur Großen Halle. Es war nun langsam Zeit für das Abendessen. Eigentlich wollte Ginny vorher ihren Besen und ihre Reisetasche in ihr Zimmer bringen, stattdessen hexte sie ihre Sachen einfach klein und steckte sie in ihre Hosentasche.

 

„Sag mal“, begann Ginny neugierig und beeindruckt zugleich, „hast du so etwas wie einen Radar? Dein Timing ist erschreckend präzise.“ Hogwarts war schließlich groß, und sobald Harry Potter es schaffte einen Fuß ins Schloss zu setzen schaffte es der Slytherin ihm sofort über den Weg zu laufen, als wäre es Absicht.

 

„Habe ich“, antwortete Draco trocken. „Es nennt sich Feindglas.“

 

Belustigt schüttelte Ginny den Kopf. Dann versuchte sie das Thema zu wechseln. „Ophelia freut sich übrigens darauf dich kennenzulernen.“

 

Der Slytherin sah sie von der Seite an und hob neugierig eine Augenbraue. „So?“

 

Ginny lächelte und nickte. Inzwischen waren sie bei der Großen Halle angekommen. „Nimm dir Silvester nichts vor, denn da wirst du mich zum Silvesterball der Holyhead Harpies begleiten.“

 

Vor der verschlossenen Tür blieben sie stehen. Langsam beugte er sich zu ihr herunter, sah ihr tief in die Augen. „Ist das so?“

 

Sie nickte, legte den Kopf leicht schief, flirtete. Ihre Lippen verzogen sich zu einem verführerischen Lächeln.

 

„Also gut“, antwortete Draco, ehe er die Tür zur Großen Halle öffnete. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. „Ich würde niemals einer Harpyie widersprechen.“



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