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Between Potions and Quidditch

Draco x Ginny
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo liebe Leser,
ich kann es selbst kaum fassen, dass ich an dieser Story weiterschreibe. Das letzte Kapitel wurde vor 7 Jahren hochgeladen! O____O Umso mehr freue ich mich, dass es hier endlich weitergeht. Beim Lesen meiner Story sind mir einige Dinge aufgefallen, die ich heute anders schreiben würde, aber ich werde sie so lassen. Es hat auf jeden Fall sehr viel Spaß gemacht nach so einer langen Zeit mal wieder zu schreiben. Seid bitte nicht so streng mit mir. Wie gesagt, ich habe lange nicht geschrieben und auch keinen Beta-Leser.
Ich freue mich über euer Feedback. :) Komplett anzeigen

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Quidditchtraining

Acht Besen sausten über das Quidditchfeld. Vier Bälle flogen durch die Luft. Während sich sechs Spieler mit dem Quaffel und den beiden Klatschern beschäftigten, jagte Eustace Byrne dem goldenen Schnatz hinterher. Bei diesem Training hatte er ihn bereits zweimal gefangen, doch beim dritten Mal war der kleine flinke Ball schwieriger zu finden. Es hatte lange gedauert, bis Eustace etwas Goldenes in der Nähe der Torringe aufblitzen sah, und sobald er auf seinem Sauberwisch losjagte, versuchte sich der Schnatz aus dem Staub zu machen.

 

Doch sein Besen war schneller.

 

Eustace verfolgte den Schnatz, vergaß alles um sich herum. Die anderen Spieler brauchte er nicht mehr zu beachten. Jetzt zählte nur noch der Schnatz. Der Ball machte abrupt einen Schwenker nach links und sofort änderte auch Eustace seine Richtung. Er kam ihm immer näher. Als sie nur noch wenige Meter voneinander trennten streckte er seinen rechten Arm aus. Der Wind peitschte ihm ins Gesicht und sein roter Quidditchumhang flatterte wild hinter ihm her. Wieder machte der Schnatz einen Schwenker. Diesmal nach rechts. Nur noch wenige Zentimeter …

 

„Na bitte!“, rief Eustace freudig aus, als er den Schnatz endlich greifen konnte. Euphorisch stieß er seine Faust in die Luft. Die zarten silbernen Flügelchen des Schnatzes, die durch seine Finger drangen, flatterten noch schnell und aufgeregt.

 

„Gut gemacht!“ Neben ihm flog Ginny auf ihrem Nimbus und nickte anerkennend. Nach den Besenflugstunden mit den Erstklässlern, denen das Fliegen erst noch beigebracht werden musste, war das Quidditchtraining für sie eine willkommene Abwechslung. Es waren nur noch wenige Tage bis zum Spiel Gryffindor gegen Slytherin und sie versuchte die Mannschaft zur Bestform anzuspornen. Ginny wollte Gryffindor gewinnen sehen und da war es doch beinahe selbstverständlich, dass sie, als ehemaliges Mitglied der Hausmannschaft, den Jungen und Mädchen ein wenig unter die Arme griff. Von daher hatte sie bei diesem Training die Mannschaft beaufsichtigt und den Spielern nützliche Tipps gegeben, Verbesserungsvorschläge geäußert und sie zur Höchstleistung motiviert. Vor allem ihr Sucher hatte sie heute sehr beeindruckt. In ihm schlummerte ein verborgenes Talent. Ginny schenkte ihm ein siegessicheres Lächeln. „Ich glaube, ihr könnt das packen!“

 

Gemeinsam flogen die zwei zu den anderen Spielern, schwebten dabei nur wenige Meter über dem Boden. Der Hüter der Mannschaft, Cameron Hargrove, wehrte vor dem höchsten Torring gerade einen Quaffel mit dem Ende seines Besenstiels ab. Dabei drehte er sich einmal um sich selbst. „Ha!“, feixte er in Richtung der Treiberin, Ruby Montgomery. „Den Ball hätte sogar mein kleiner Bruder gehalten, und der ist erst fünf! Gib dir beim nächsten Mal mehr Mühe!“

 

„Tse!“ Montgomery deutete mit ihrem Schläger in der Hand auf ihn. „Ich würde den Mund nicht zu weit aufreißen! Der nächste Ball wird ein Treffer!“ Sie duckte sich vor einem herannahenden Klatscher und flog dann los, um sich den nächsten Quaffel zu schnappen, und sich für Hargroves Frechheit zu revanchieren.

 

Ginny schaute ihnen schmunzelnd zu. Die beiden erinnerten sie an längst vergessene Stunden, die sie zu Hause im Garten verbracht hatte, zusammen mit ihren Brüdern, die miteinander stritten, wer von ihnen besser Quidditch spielen konnte. Wie oft hatten sie sich mit den Bällen gegenseitig vom Besen geworfen … Ginny konnte es nicht zählen.

 

„Verdammt, Mayfield!“, ertönte nicht weit entfernt die entnervte Stimme von Myron Ratherford. „Wie oft soll ich es denn noch sagen?“ Der Kapitän der Mannschaft flog wild gestikulierend auf den jüngsten Spieler der Mannschaft zu. Der Drittklässler Alfie Mayfield war der Neuzugang der Mannschaft und was die Spielerfahrung anging noch grün hinter den Ohren. Mit großen ängstlichen Augen sah er seinen Kapitän an. „Du darfst nicht über die Spielfeldbegrenzungen hinausfliegen“, fuhr Ratherford ungeduldig fort, „denn das ist ein Foul! Hörst du? Ein Foul! Dadurch bekommt die gegnerische Mannschaft den Quaffel! Hast du denn nicht Quidditch im Wandel der Zeiten gelesen? Nein? Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du das Buch lesen sollst?!“

 

Mayfields Kopf lief so hellrot an wie der Quaffel.

 

„Kaum zu glauben, dass er der Beste beim Probetraining war“, berichtete Eustace kopfschüttelnd an Ginny gewandt, der diese Szene gleichermaßen mit Humor und mit Besorgnis betrachtete. „Unser bester Jäger hat leider letzten Sommer seinen Abschluss gemacht.“

 

„Nun ja“, seufzte Ginny. „Ich denke, zumindest der Rest der Mannschaft ist sehr gut aufgestellt.“ Und bis zum Spiel war ja noch etwas Zeit zum Üben. Und um die Spielregeln zu lernen. Ginny hatte den Eindruck, dass der Drittklässler einfach noch zu aufgeregt war und sich deshalb in diese Missgeschicke hineinmanövrierte. Sie konnte sich noch genau daran erinnern wie aufgeregt sie damals vor ihrem ersten Spiel gewesen war. Man stand unter einem unheimlichen Druck: die Teamkollegen verließen sich auf einen, man wollte das Spiel gewinnen und noch zu guter Letzt waren die Augen der versammelten Schülerschaft auf einen gerichtet. Der Druck nicht zu versagen war enorm. Nicht jeder Quidditchspieler kam damit zurecht. Manche bekamen vor Aufregung ihr Frühstück vor dem Spiel nicht herunter oder sie übergaben sich sogar. Mit diesem Druck umzugehen würde Mayfield noch lernen müssen. Leider wartete auf ihn mit den Slytherins eine besonders harte Herausforderung, denn diese Mannschaft war für ihre Härte und Rücksichtslosigkeit bekannt. Sie würden es ihm nicht leicht machen.

 

„WEASLEY!“

 

Der Ruf riss sie aus ihren Gedanken. Ginny sah in die Richtung aus der die Stimme kam.

 

„Was erlaubst du dir eigentlich?!“ Bei näherem Hinsehen erkannte sie Malfoy, der mit den Händen in die Hüften gestemmt, auf dem Rasen des Quidditchfeldes stand. Er schien nicht gerade erfreut darüber zu sein, sie hier beim Training der Gryffindors zu sehen. Selbst aus der Entfernung konnte sie sehen, dass er wütend war. „Du verschaffst der Mannschaft einen unfairen Vorteil!“

 

„Oh oh“, schmunzelte Eustace belustigt. Inzwischen hatte Draco die Aufmerksamkeit der gesamten Mannschaft erlangt.

 

„Damit musst du dich ja auskennen!“, rief Ginny zurück. Sie wollte sich nicht provozieren lassen. Allerdings fühlte sie sich ein wenig ertappt. Sie wusste, dass es gegenüber den anderen Mannschaften unfair war, wenn sie mit den Gryffindors trainierte, denn schließlich war sie eine professionelle Quidditchspielerin. Andererseits stand auch nirgendwo geschrieben, dass es verboten war.

 

„Das werde ich McGonagall melden!“, drohte Draco noch, ehe er auf dem Absatz kehrt machte und wütend zurück zum Schloss stapfte. Ginny rollte mit den Augen. Wieso war er immer so dramatisch? Sie hätte sich denken können, dass er eine Szene machen würde, sollte er herausfinden, dass sie den Gryffindors half.

 

„Geh doch petzen, du blöder …“ Ihre letzten Worte gingen im Rauschen des Windes unter. Ginny fühlte sich wieder in ihre Schulzeit zurückversetzt. Wie gern würde sie selbst beim kommenden Quidditchspiel mitfliegen und der Mannschaft zum Sieg verhelfen und dabei den Slytherins eine gehörige Abreibung verpassen? Ginny atmete einmal tief ein, um sich zu beruhigen. Sie war nicht mehr die Jägerin der Mannschaft, sondern die Schiedsrichterin und somit eigentlich unparteiisch. Und Malfoy würde sie ganz sicher nicht zur Weißglut treiben.

 

„Ist schon komisch“, begann Eustace, der mit verschränkten Armen auf dem Besen neben Ginny flog. „So kenne ich ihn gar nicht. Professor Malfoy ist schon seit Beginn des Schuljahres so mies drauf. Dabei war er mal der beliebteste Lehrer in Hogwarts.“

 

Ja, vor allem beliebt bei den Mädchen in den höheren Schulklassen. Ginny hörte sie in den Gängen miteinander tuscheln oder bemerkte die Blicke, die sie Draco zuwarfen, wenn sie am Lehrertisch vorbeigingen. Er gab stets vor nichts zu bemerken, doch Ginny wusste, dass dem aufmerksamen Slytherin nie etwas entging.

 

„Neuerdings ist er oft schlecht gelaunt. Die Erstklässler haben richtig Angst vor ihm“, sagte Eustace und nach einer kurzen Pause fügte er noch leicht besorgt hinzu: „Ich hoffe nur, dass sich das nicht auf meine guten Noten auswirkt.“ Nach einer Weile zuckte er jedoch mit den Schultern, dann flog er zurück zu den anderen Spielern. Das Thema schien sich für ihn wieder erledigt zu haben. Ginny sah dem Schüler nachdenklich hinterher.

 

Die Launen des Draco Malfoy waren unergründlich, dass hatte sie zu ihrer Schulzeit schon erleben dürfen. Von A wie angeberisch bis Z wie zynisch war alles dabei. Im Laufe der Jahre war er jedoch ruhiger und erwachsener geworden, wie sie festgestellt hatte. In Hogsmeade hatten sie sich sogar recht gut verstanden gehabt, soweit sie sich noch erinnern konnte – der Feuerwhisky hatte die ein oder andere Erinnerungslücke hinterlassen. Doch obwohl Ginny das Gefühl gehabt hatte, dass sie sich besser zu verstehen schienen, hatten die beiden seit dem Wochenende kaum ein Wort miteinander gesprochen und er war noch kühler zu ihr als sonst. Ginny stöhnte innerlich. Wäre doch nur dieser Kuss nicht gewesen! Vor ihrem inneren Auge erschien das Bild aus dem Tagespropheten, das die beiden zusammen zeigte. Die Zeitung lag immer noch auf ihrem Tisch in ihren Privatgemächern. Sie hatte sich gewünscht, normal miteinander umgehen zu können und die alte Feindschaft zu begraben. In dem Krieg hatte sie einfach zu viel erlebt, hatte auch von Draco eine andere Seite kennengelernt, da kam ihr die alte Fehde zwischen Gryffindor und Slytherin einfach nur noch unnötig vor. Ginny war auf dem besten Wege gewesen sich mit ihm anzufreunden, und nun war alles hin. Sie hatte alles kaputt gemacht. Der Kuss war schließlich von ihr ausgegangen. Das schlechte Gewissen nagte an ihr.

 

Am besten würde sie einfach mit ihm darüber reden und die Dinge klären wie Erwachsene. Vielleicht würde dann wieder alles gut werden.

 
 

***

 

Draco fügte dem Trank die letzte Zutat hinzu. Er goss das Salamanderblut in den Kessel und die zähflüssige Masse färbte sich dunkel. Anschließend warf er einen prüfenden Blick auf die Uhr. Der Aufpäppelungstrank für Madam Pomfrey war beinahe fertig. Der letzte Arbeitsschritt bestand darin zehn Minuten ununterbrochen zu rühren, bis der Trank die gewünschte Konsistenz erreichte. Hierbei handelte es sich um einen recht einfachen Trank. Die einzige Schwierigkeit bestand darin konsequent und ununterbrochen zu rühren, denn andernfalls drohte der Kessel zu explodieren. Schon manch ein Kessel war so, dank der Unaufmerksamkeit seines Zauberers, zerstört worden. Eine runde, goldene Uhr schwebte mithilfe eines Schwebezaubers vor ihm und zeigte ihm mit einem regelmäßigen tick tack die Zeit an.

 

Es war bereits spät. In weniger als einer Stunde würde das Abendessen serviert werden, doch Draco war nicht nach Essen zumute. Er war immer noch wütend auf Weasley, weil sie die Dreistigkeit besaß die Gryffindors zu trainieren. Und McGonagall, der alte Drachen, hatte ihm natürlich eine Abfuhr erteilt.

 

Es gibt keine Regel, hatte sie gesagt, während sie ihn über ihre Brille hinweg streng ansah, die besagt, dass es verboten ist, sich Hilfe bei der Besenflugstundenlehrerin zu holen. Bei dem Gedanken daran zogen sich Dracos Mundwinkel nach unten. Dass McGonagall parteiisch war hatte er schon immer gewusst. Die ehemalige Hauslehrerin von Gryffindor wollte ihre Löwen gewinnen sehen. Den letzten Platz im Vorjahr hatte sie nur sehr schwer verkraftet. Draco schnaubte bei dem Gedanken daran, dass Slytherin nur Dritter geworden war. Er hatte seiner Hausmannschaft bereits gesagt, was passieren würde, sollten sie wieder so schlecht abschneiden.

 

Draco rührte weiter. Was bei Merlin war in letzter Zeit nur los mit ihm? Kleinigkeiten brachten ihn völlig aus der Fassung. Ihm selbst war es nun schon aufgefallen, dass er ziemlich gestresst und gereizt war, dabei hatte das Schuljahr gerade erst angefangen. Noch immer konnte er die ängstlichen Gesichter der Erstklässler aus dem heutigen Unterricht vor seinem inneren Auge sehen. Eigentlich war er der beliebteste Lehrer in Hogwarts gewesen. Doch irgendetwas hatte sich geändert. Draco dachte nach. Angefangen hatte alles in diesem Schuljahr und zwar, seitdem Longbottom und Weasley an der Schule waren. Sie schafften es, ihn aus der Fassung zu bringen und ihn zu reizen, und das ließ er dann an seinen Schülern aus. Seine Zeit in Hogwarts war bisher ganz entspannt verlaufen, aber diese beiden riefen etwas in ihm wach, alte unangenehme Erinnerungen und Gefühle, die langsam aber sicher zum Vorschein kamen. In ihrer Gegenwart benahm er sich mehr und mehr wie damals, als er noch ein Schüler war, als es nichts Wichtigeres für ihn gab, als die besten Schulnoten zu bekommen, im Quidditch zu gewinnen und Potter eins auszuwischen.

 

Aber Draco war kein Schüler mehr. Er war jetzt Lehrer. Und auch wenn er es nicht gerne zugab, aber er hatte das Ansehen der Schüler genossen. Er wollte nicht enden wie Snape, vor dem die Schüler Angst hatten und den niemand leiden konnte. Nein, er wollte Respekt und Anerkennung. Und das würde er sich nicht von diesen beiden nehmen lassen.

 

Vor allem wegen Weasley musste er aufpassen. Ursprünglich war es Dracos Plan gewesen sich durch ihre Gesellschaft einen Vorteil zu verschaffen – ein paar positive Schlagzeilen, wenn man sie beide zusammen in der Öffentlichkeit sah oder vielleicht ein paar Ehrenplätze beim nächsten Spiel der Holyhead Harpies. Doch auf die Freikarten konnte er auch pfeifen, wenn er sich überlegte, was er dafür durchmachen musste. Die Rothaarige ging ihm nämlich seit dem Tag in Hogsmeade nicht mehr aus dem Kopf. Und das passte ihm ganz und gar nicht. Draco konnte seine Gedanken noch nicht richtig zuordnen, aber sie gingen in eine Richtung, die ihm überhaupt nicht gefiel.

 

Bis jetzt strafte er sie mit Schweigen und ignorierte sie so gut es ging. Und sie tat das gleiche.

 

Und das machte ihn verrückt.

 

Draco sah auf die Uhr. Noch sieben Minuten.

 

Zwei Dutzend Phiolen standen schon fertig beschriftet bereit. Sobald der Trank fertig wäre müsste er ihn nur noch einfüllen und verkorken. Die Aufpäppelungstranke könnte er Poppy noch auf dem Weg zum Abendessen vorbeibringen und dann vom Krankenflügel aus zur Großen Halle marschieren. Nach dem Essen würde er seiner Mutter schreiben.

 

Am Morgen hatte ihm sein Uhu einen Brief gebracht, mit dem großen, roten Wachssiegel der Familie Malfoy drauf. Wie sich herausstellte hatten seine Eltern den Tagespropheten nicht abbestellt. Seine Mutter hatte das Bild von ihm und Weasley in Hogsmeade gesehen und schrieb davon, wie wichtig gute Verbindungen zu einflussreichen Personen seien. Alles in allem fiel ihre Reaktion besser aus als erwartet.

 

Ich freue mich, dich so glücklich zu sehen, lauteten ihre abschließenden Worte. Ich, nicht wir. Von seinem Vater war keine Rede gewesen. Nach dem Krieg war das Verhältnis zwischen Draco und seinem Vater zwar deutlich besser geworden, doch über alles reden konnten sie immer noch nicht, würden es vermutlich auch nie können. Nach allem, was Lucius seiner Familie eingebrockt hatte versuchte er es nun wieder gutzumachen, zumindest so gut er konnte. Bei vielen Dingen war er großzügiger und auch toleranter geworden. Doch er besaß immer noch seinen alten Stolz.

 

Draco stellte sich vor, wie sein Vater wohl reagieren würde, wenn er ihm erzählen würde, was er und die Tochter seines ehemaligen verhassten Erzfeindes vor nicht all zu kurzer Zeit abends auf dem Flur vor ihrem Zimmer angestellt hatten.

 

Ein Schmunzeln schlich sich auf seine Lippen. 

 

Ein Klopfen an der Tür seines Arbeitszimmers riss ihn aus seinen Gedanken. Wer könnte das nach Schulschluss noch sein? Seine Frage beantwortete sich, als ein roter Haarschopf durch den Türspalt lugte.

 

Draco hätte innerlich seufzen können. Ausgerechnet sie …  

 

„Ich bin beschäftigt“, sagte er knapp und widmete sich wieder seinem Zaubertrank. Doch Ginny ließ sich davon nicht beirren. Sie betrat den Raum und schloss hinter sich die Tür. „Ich möchte dich nur kurz sprechen.“

 

Er schaute zur Uhr. Noch fünf Minuten.

 

„Was machst du da?“ Ginny kam neugierig näher und versuchte einen Blick in den Kessel zu werfen, dabei hielt sie ihr langes rotes Haar zurück. Die Rauchschwaden stiegen ihr ins Gesicht und sie wedelte sie mit der Hand weg.

 

„Aufpäppelungstränke für Poppy.“

 

„Ah ja.“ Ginny schien zu bemerken, dass sie mit Smalltalk hier nicht weiterkommen würde. Sie sah sich in dem Arbeitszimmer ein wenig um. Mit hinterm Rücken verschränkten Armen ging sie einige Schritte durch den Raum. Vor einem großen Gemälde blieb sie stehen. Es zeigte Salazar Slytherin, stolz und mit erhobenem Haupt, in der Kammer des Schreckens. Einige Sekunden vergingen bevor sie sich ihm wieder zuwandte und fortfuhr. „Ich habe das Gefühl, dass da etwas zwischen uns steht und ich würde das gerne aus der Welt schaffen, damit wir wieder von vorne anfangen können.“

 

Lange Zeit waren das Blubbern des Trankes und das Ticken der Uhr das Einzige, das man im Raum hören konnte.

 

Draco rührte weiter, den Blick weiter auf den Kessel gerichtet.

 

Noch vier Minuten.

 

„Könntest du mich bitte wenigstens ansehen?“, fragte Ginny etwas empört. „Ich versuche mit dir zu reden und du ignorierst mich einfach.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Du benimmst dich kindisch.“

 

„Ich muss rühren“, erklärte er seelenruhig ohne die Augen vom Kessel zu nehmen. „Wenn ich damit aufhöre, fliegt mir der ganze Trank um die Ohren.“

 

Skeptisch musterte Ginny den Kessel, nicht sicher, ob sie dem Tränkemeister glauben sollte. Schließlich fragte sie: „Bist du etwa immer noch sauer, weil ich mit den Gryffindors trainiert habe?“

 

„Nein“, log er. „Sag einfach was du zu sagen hast. Ich habe nicht viel Zeit. Ich habe Poppy versprochen ihr heute noch die Tränke zu bringen.“

 

Ginny ging wieder einige Schritte im Zimmer auf und ab. Draco musterte sie flüchtig von Kopf bis Fuß. Sie schien selbstsicher, doch er kam nicht umhin zu bemerken, dass sie unbewusst ihre Finger knetete. War Weasley etwa nervös?

 

„Das was da passiert ist“, begann Ginny langsam, „also ich weiß auch nicht wie das passieren konnte … Jedenfalls glaube ich, dass es besser wäre, wenn wir die Sache einfach vergessen. Seitdem ist es irgendwie komisch zwischen uns und das möchte ich nicht. Ich möchte, dass wir uns verstehen. Wir sind doch schließlich erwachsen und sollten uns als Lehrer respektieren und uns nicht ignorieren. Oder was meinst du?“ Ohne eine Antwort abzuwarten fuhr sie fort: „Es tut mir auf jeden Fall leid, dass ich mich an dem Tag so daneben benommen habe. Ich hoffe du nimmst meine Entschuldigung an.“

 

Alles in ihm wehrte sich dagegen. Am liebsten hätte er ihr einen sarkastischen Kommentar entgegengeschleudert. Nicht nur wegen seiner Wut wegen ihrer dreisten Hilfe beim Quidditchtraining. Aber seine innere Stimme flüsterte ihm zu: Sei nett, reiß dich zusammen, deshalb antwortete er nur: „Wenn es dein Gewissen beruhigt.“

 

Ginny seufzte resignierend. „Hätten wir beide doch bloß nicht so viel getrunken.“

 

Draco schnaubte amüsiert. „Wir?

 

Ginny sah ihn irritiert an, dabei legte sie den Kopf leicht schief. „Ja“, entgegnete sie. Doch nach einigen Sekunden fragte sie: „Etwa nicht?“

 

Ich habe nichts getrunken“, erklärte Draco gedehnt. „Du warst diejenige, die sturzbetrunken war, wie Hagrid bei jedem Schulball, und nicht mehr einen geraden Schritt nach dem anderen gehen konnte. Ich habe nur ein Butterbier getrunken.“

 

Ginny sah ihn verwirrt an. „Du … warst gar nicht betrunken? Ich dachte …“, sagte sie und kam auf ihn zu. Sie blieb direkt vor dem Tisch, auf dem der Trank köchelte, stehen. „Aber wieso hast du dann …“

 

Und dann erkannte Draco seinen Fehler. Schlagartig hörte er auf zu rühren und blickte von seinem Kessel hoch. Für eine Sekunde trafen sich ihre Blicke. Sie hatte die ganze Zeit über geglaubt, er wäre genauso betrunken gewesen wie sie? Natürlich wäre es die einfachste Antwort gewesen es auf den Alkohol zu schieben. Doch das war bei ihm nicht der Fall. Bei Merlins Bart, er war total nüchtern gewesen. Sie hatte ihm die Frage gestellt, die sich ihm seit diesem Abend selbst ständig aufdrängte und auf die er bis jetzt immer noch keine zufriedenstellende Antwort gefunden hatte: Wieso hatte er den Kuss erwidert? Abwartend sah sie ihn an. Was sollte er sagen?

 

Er öffnete seinen Mund, doch bevor er etwas sagen konnte, explodierte der Kessel.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  _Natsumi_Ann_
2019-07-01T18:18:28+00:00 01.07.2019 20:18
Draco x Ginny OMG! Wie ich sie liebe!!!!!!!!! <3
Toll, dass du weiterschreibst <3


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