You’ll never see it...
Wie üblich saß das Mädchen mit dem langen violetten Haar, welches zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden war in dem Raum der Schülervertretung und richtete ihren Gedankenverlorenen Blick aus dem Fenster, während sich ihre stetige Begleitung Chitose ebenfalls im Raum aufhielt, sich jedoch wieder mit wünschenswerten Yuri-Fantasien die Zeit vertrieb. Leicht seufzend blickte sie zu ihrer verträumten Freundin herüber, die einer anbahnenden Anämie nicht mehr weit entfernt schien.
„Typisch…“, murmelte sie leicht genervt aus sich heraus, da sie nur zu genau wusste welche Personen wieder in deren Fantasie den Haupt- und Wendepunkt spielten. Es waren keine geringeren, als sie selbst und eine ziemlich energische und überaus versessene Blondine. So weit so gut, es konnte der Violetthaarigen im Grunde genommen ja völlig nichtig erscheinen. Der Haken an den ganzen Fantasiegespinsten war jedoch, dass die temperamentvolle Ayano tatsächlich Gefühle für den blonden Teufel hegte, von der zum Glück allerdings niemand außer ihrer daher fantasierenden Freundin wussten; was ihr auch sehr lieb war. Noch einen Moment in sich verharrend, seufzte Ayano ganz tief aus ehe sie sich von dem Stuhl, am Schreibtisch befindend, erhob und mit kurzen und knapp gerichteten Worten den Raum verließ und eine ihr hinterher grinsende Chitose allein in dem Raum zurück ließ.
„Himmel das hält man ja nicht aus!“, murmelte Ayano genervt zu sich selbst und versuchte vor den sie erschlagenden Fantasien zu flüchten. Den blonden Frechdachs zu verdrängen, zu meiden und sonstiges zu unternehmen nur damit sie nicht länger daran denken musste, was allerdings völlig unerwartet endete, denn hätte sie auch nur im leisesten geahnt das sie just im nächsten Moment des um die Ecke biegen des Korridors auf sie treffen würde, wäre sie doch lieber in dem Raum geblieben und stattdessen weiterhin belanglos aus dem Fenster geschaut.
„Das sie ausgerechnet immer davon fantasieren muss!“, schnaufte sie nun schon leicht gereizt aus sich und ging mit einem hastigen Schritt den Gang entlang, fernab den Gedanken auf ihre Umgebung zu achten huschte sie schon förmlich um die Ecke und befand sich im nächsten Moment auch schon leicht schmerzend am Boden kauern, während sie sich an ihre Stirn fasste.
„Pass doch auf!“, zischte es über ihre Lippen und ihre violetten Augen begannen augenblicklich zu blitzen ebenso wie ihre Mimik, die beim Anblick ihres gegen sie prallenden Opfers allerdings sofort wie weggeblasen schien. Eher begann sie nun leicht zu schlucken und eine leichte rosafarbene Rötung schlich sich um ihre Wangen und entschied sich dort auch zu ruhen, denn die Person die ebenfalls, sich die Stirn reibend, am Boden hockte war keine andere als der blonde Frechdachs selbst.
„T-toshino Kyouko…?!“, erschrocken blinzelte der violetthaarige Wildfang zu dieser, die sich just in dem Moment wieder aufrichtete und Schulterzuckend zu ihr hinunter sah, da sie selbst noch damit beschäftigt war, perplex wie eine zur Salzsäule erstarrten Person, den verloren gegangenen, sofern er überhaupt vorhanden war, Überblick zu finden und alles ganz langsam zu realisieren.
„Uh…, du könntest ebenso gut aufpassen Ayano…“, hörte sie die Blondine nur seufzen, die ihr jedoch im nächsten Moment die Hand anbot, da sie immer noch keinerlei Anstalten machte sich in irgendeiner Weise zu rühren. „Na los mach schon oder willst du ewig dort unten hocken bleiben? Hier oben ist die Luft viel besser!“, hörte sie Kyouko lachend hinzufügen.
„Ich hab dich nicht um Hilfe gebeten!“, erwiderte sie jedoch nur giftig und schlug die angebotene Hand beiseite. Im Traum würde es ihr nicht einfallen den Fantasien von Chitose auch nur annähernd gerecht zu werden oder auch ihre wahren Gefühle ihr gegenüber jemals freiwillig zum Ausdruck bringen, zumal es die Blondine ja doch nicht merken würde, egal wie lange sie auch mit ihren treudoofen blauen Augen fragend zu ihr blicken würde.
„Idiot…“, hängte sie es hastig murmelnd an ihre giftige Gegenantwort und erhob sich nun ebenfalls, verschränkte demonstrativ die Augen und blickte sie auch noch einen kurzen Moment an, ehe sie ihr den Rücken zuwandte und langsam in entgegengesetzter Richtung weiterging.
„Dickkopf…“, vernahm sie es leise seufzend aus dem Mund von ihrem blonden Schwarm und sah diese nur Kopfschüttelnd an ihr vorbei ziehen. Natürlich könnte sie ihr nun etwas erwiderndes als Gegenfeuer an den Kopf werfen, ihr überhaupt erwidern und sie daran hindern einfach so, natürlich ungestraft versteht sich, zu verschwinden, jedoch entschied sie sich einfach zu schweigen und blickte mit ihren violett leuchtenden Augen traurig der toughen Blondine hinterher, die sie wieder einmal einfach so davon schreiten ließ ohne auch nur den kleinsten Ansatz ihrer momentanen Gefühlslage ihr gegenüber zu äußern.
Aber in ihrer momentan zerwühlten Situation würde dies ohnehin nur im Chaos enden und die Dinge würden schlimmer werden, als sie es im Moment waren. Es würde schon der Moment kommen, das wusste sie Ayano beim noch flüchtigen hinter ihr her lugen ganz genau und solange würde sie einfach so weitermachen wie bislang auch, bis sie von ihr in dem gleichen Licht entdeckt werden würde wie sie Kyouko entdeckt hatte. Außerdem konnte sie sich zur Zeit auch gar nicht beschweren und schlenderte nun langsam mit einem mittlerweile doch wieder leicht geprägten Lächeln auf den Lippen zurück in Richtung des Raumes der Schülervertretung um sich um ihre, wahrscheinlich schon längst, vor Nasenbluten bewusstlose Freundin zu kümmern und selbst wenn sie nicht von ihr gesehen werden würde, die erarbeitete Freundschaft zu ihr bedeutete ihr genauso viel.
