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Tales of Agony

von

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Xanxus I: Ignorance

Monreale, Sizilien, Italien

Freitag. 10. Oktober 2014. 17:49 Uhr
 

Niemand hatte daran gedacht.
 

Er saß hier in seinem Zimmer, alleine mit zwei leeren und einer halbvollen Flasche Whisky und niemand hatte daran gedacht.

Bisher war es früher oder später immer jemandem aufgefallen. Spätestens, wenn Timoteo anrief, um Xanxus zu seinem Geburtstag zu gratulieren – auch wenn sich dieser niemals dazu herabließ, auch nur den Hörer anzusehen, den ihm Lussuria oder eines der Hausmädchen entgegenhielt.

Aber Xanxus' Adoptivvater hatte sich bislang noch nicht gemeldet. Und das störte ihn. Es störte ihn, dass Lussuria keine Girlanden für ihn aufhing und dass Levi keinen Turm von Geschenken vor seiner Zimmertür aufbaute. (Xanxus wusste, dass Levi das nicht tat, weil er etwa alle zehn Minuten extra zur Tür ging und nachschaute.)

Überhaupt – warum hatte sich nicht einmal Levi daran erinnert, dass Xanxus am zehnten zehnten Geburtstag hatte? So schwer war das nun wirklich nicht.

Seine letzte Hoffnung war – und er hasste sich selbst für diesen Gedanken -, dass sie eine Überraschungsparty geplant hatten. Xanxus mochte keine Überraschungen. Und schon gar nicht, wenn er auf sie hoffen musste.

„Unterbelichteter Abschaum“, murmelte er vor sich hin und starrte das Glas Whisky in seiner Hand an. Nur der gute alte Jack Daniel's hielt zu ihm. Xanxus hob das Glas noch ein wenig. Auf uns, Jack. Dann leerte er es in einem Zug.

Was nun? Er hatte seinen ganzen Papierkram bereits am Vortag erledigt, um heute frei zu haben. Und jetzt saß er hier und hatte frei. Großartig.

Ein letztes Mal erhob er sich gemächlich und schritt zur Tür. Wenn da jetzt kein Geschenketurm von Levi stand, würde er sie einfach alle töten. (Ohne ihnen den Grund zu nennen, versteht sich.)

Xanxus streckte gerade die Hand nach der Klinke aus, als es klopfte. Wurde auch Zeit.

Er öffnete die Tür und Squalo starrte ihn an.

Xanxus starrte zurück, erst auf Squalo, dann auf den runden, mit Zuckerguss überzogenen Kuchen in seinen Händen. Dann hob er wieder den Blick. Seine Augen wurden kaum merklich schmaler.

Squalo schnitt eine Grimasse. „Ich hab dir 'nen Kuchen gebacken“, verkündete er widerwillig wie ein trotziges Kind.

Stille. Das war wahrscheinlich einer der peinlichsten Momente, die es je zwischen den beiden gegeben hatte.

„Welcher Geschmack?“, fragte Xanxus schließlich und musterte wieder den Kuchen.

Squalo sah ihn wütend an. „Kuchengeschmack! VOI!“ Und damit drückte er Xanxus die Glasplatte mit dem Kuchen in die Hände und stapfte hustend davon.

„Ignoranter Bastard verdammter...“ Man hörte ihn noch fluchen, als er die Küche betrat, um sich bei Lussuria weiter über Xanxus auszulassen.

Xanxus stand da, den Blick auf den Kuchen gerichtet, die Augenbrauen gehoben. Mit roter Lebensmittelfarbe waren unbeholfen ein paar Worte auf den Zuckerguss geschrieben worden: Buon compleanno, stronzo!

Der Boss der Varia starrte den Kuchen noch ein paar Sekunden an, dann machte er sich auf den Weg in die Küche.

„... total undankbar“, beschwerte sich Squalo gerade, als Xanxus die Tür öffnete und die Küche betrat, die dank seiner vorherigen Suchaktion immer noch reichlich zugemüllt aussah.

„Boss!“, flötete Lussuria glücklich, der gerade eine Dose Erbsensuppe zurück in den Schrank stellte. „Happy Birthday to you, Happy Birthday to y-“

Ein Blick von Xanxus ließ ihn verstummen. Lussuria warf ihm nur ein letztes herzliches Lächeln zu und widmete sich wieder den Lebensmitteln am Boden.

Squalo jedoch war nicht so leicht zum Schweigen zu bringen. „VOI! Willst du dich jetzt doch noch bedanken? Es war verdammt anstrengend, diesen Kuchen zu machen!“

Xanxus zuckte mit den Schultern. „Niemand hat dich dazu gezwungen. Außerdem“ - er hob den Glasteller ein wenig - „hasse ich Zuckerguss.“

Das war Squalo anscheinend zu viel. Er setzte zu einem langgezogenen 'VOOOOIII' an, doch Xanxus war darauf vorbereitet. Eine einzige schnelle Bewegung von ihm und der Kuchen landete in Squalos Gesicht.

„Herrje!“, rief Lussuria entgeistert aus, aber Xanxus steckte nur die Hände in die Hosentaschen und betrat den Flur. Das hatte gut getan. Hinter ihm fiel die Küchentür zu und er hörte Squalo husten und fluchen. Idiot.

Xanxus begab sich wieder in sein Schlafzimmer, bevor Squalo ihm folgen oder irgendjemand anders auf die bescheuerte Idee kommen konnte, ihm einen Kuchen zu schenken.
 

Kaum zehn Minuten später klingelte sein Telefon. Auch dafür wurde es allmählich Zeit. Timoteo hatte sich wahrscheinlich direkt in sein Zimmer durchstellen lassen, in der Hoffnung, seinen 'Sohn' diesmal doch persönlich zu erwischen.

Es klingelte zweimal, es klingelte dreimal. Viermal. Fünfmal. Xanxus starrte das Telefon von seinem Sessel aus an und gähnte. Sechsmal. Auf die Glückwünsche des alten Mannes konnte er verzichten. Nach dem siebten Mal war das Telefon wieder stumm.

Xanxus füllte sein Glas mit Whisky.

Dann klopfte es. Er bemühte sich nicht einmal zu antworten – und es war offensichtlich auch nicht nötig, denn Squalo riss ohne zu zögern die Tür auf.

„Voi!“ In seinem Gesicht klebte immer noch Zuckerguss. Das sah recht zweideutig aus und Xanxus wäre amüsiert gewesen, hätte er den Ernst in Squalos Gesicht nicht bemerkt. „Kannst du nicht mal an dein verschissenes Telefon gehen?!“

Xanxus hob die Augenbrauen und trank einen Schluck. „Wieso?“

„Nachdem sie dich persönlich nicht erreicht haben, haben sie unten auf dem Haupttelefon angerufen“, erklärte Squalo überraschend sachlich.

„Timoteo ist angegriffen worden. Er wird gerade operiert.und sie wissen nicht, ob er durchkommt.“

Xanxus runzelte die Stirn und stellte sein Whiskyglas ab. Na, das war doch mal eine gelungene Überraschung.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Done
2011-08-09T18:40:29+00:00 09.08.2011 20:40
Hmm~
Also, ich habe die FF gerade gelesen und ih muss sagen, dass ich sie bis jetzt sehr interessant finde :)
Ich mag solche Geschichte, mit Datum, Uhrzeit, Ort, etc.
Die haben so was "apokalyptisches" an sich /D
Ich werde die FF weiter verfolgen~

>Kuchengeschmack! VOI!

Made my day XD

LG :)


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