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Abschied eines Waldgeistes.

Mido auf Reisen!
von

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Kurzfristiges Geschenk

Der Arbeitsbeginn rückte schneller an, als mir lieb war.

Während wir frühstückten, wurde der Tagesplan besprochen, der nicht gerade spärlich ausfiel; so viel Arbeit war ich von daheim gar nicht gewohnt, wo es allerhöchstens einmal hieß, ein paar fiese Monster zu verprügeln und sich die Probleme der Anderen anzuhören! Ab und zu musste man dann mal etwas schnitzen, aber großartig zu tun gab es nicht. Dann und wann einmal. Gwen beschmierte ihr Brot mit so viel Fruchtkompott, das das Messer an dem Brettchen festklebte, als sie es erst einmal hinlegte. Hubo und Jenna bedienten sich an dem, was sie wohl immer aßen, denn sie hatten wohl schon ihre Routine gefunden. Nur mir fiel es schwer, mich zu entscheiden, da ich mitunter das meiste von dem, was sie mir anboten, nicht kannte. Die Auswahl war riesig und mein Magen viel zu klein, doch duften tat es gut, vor allem das frische Brot. Mein Blick wanderte über die Platte, doch das Einzige, das mir bekannt vorkam, war der Kompott. Er erinnerte mich entfernt an eine Frucht, die in unseren Wäldern wuchs, und die wir oft verarbeiteten. Sie sah ein bisschen aus, wie ein Gesicht, wenn wir sie pflückten. Es waren kleine, rote Beeren, die wir Pacham nannten. Wir leiteten es von dem Geräusch ab, wie wir sie aßen. Zuerst das Pac, mit dem man die dünne Schale von der Frucht trennte, dann das Ham, wenn wir sie aßen. Sie waren sehr beliebt, vor allem, weil sie sehr süß schmeckten und damit genau die Portion Energie lieferten, die wir brauchten, wenn wir unser Dorf in Ordnung halten wollten. Für manche war es immer ein bisschen zu süß gewesen, wie auch für mich, sodass ich meistens bittere Kräuter untermischte. Etwas skeptisch betrachtete ich das Einmachglas, bevor ich danach über den kompletten Tisch griff um es mir zu nehmen. Bei uns war das ganz normal, hier anscheinend aber nicht, denn man sah mich etwas verwundert an. Ich konnte den verwunderten Blick nur erwidern.

Jenna hob die Brauen.

„Hier fragt man für gewöhnlich, ob man einem etwas geben kann. Das ist einfacher.“, informierte sie mich. Wie peinlich. Nun, aber woher sollte ich es denn auch wissen? Hier hatten sie ganz andere Sitten. Ich nahm den Kompott an mich. „Entschuldigt.“, meinte ich leise mit gedämpfter Stimme und nahm das Messer, verstrich etwas auf der Scheibe Brot und stellte es in meiner Nähe wieder ab. Mir wurde Milch eingeschenkt. Dabei hatten sie hier doch gar keine Kühe? „Trink etwas Ziegenmilch, damit kriegst du das pampige Zeug leichter runter. Gwen kann es aus dem Einmachglas essen, ihr macht das hier als einzige nichts aus. Aber es klebt ganz schön.“ Hubo grinste zu mir herüber, als er mir erklärte, dass seine Tochter wohl vor keinem Essen scheu war. Ich nickte bestätigend und nahm zuerst einen Schluck Milch. Der Geschmack schien mir aus der Ferne bekannt zu sein… Doch er war etwas anders. Weniger süß, ein bisschen streng.

„Wir trinken sie hier alle, nur Jenna verträgt sie nicht.“

„Naja, was heißt vertragen, sie riecht komisch.“, meinte die Frau und verzog etwas das Gesicht. Wenn man dachte, man hätte alles gesehen, kam eine Frau eines Ziegenhirten daher und beschwerte sich über riechende Milch. Dabei sollte sie den Geruch doch eigentlich aus dem Stall gewöhnt sein? Ich ließ es vorerst bei einem Schluck und ließ den Geschmack auf mich wirken. Es war nicht das Leckerste, aber man konnte es trinken. Trotzdem zog ich Wasser vor. Ich nahm die Brotschnitte auf die Hand, klappte es zusammen und nahm einen großen Biss. Es dauerte nicht lange, bis ich feststellte, dass es kein Pacham war.

Ich schluckte herunter.

„Was ist das?“, fragte ich.

Gwen blickte mich an, als wäre ich von allen guten Geistern verlassen, bis sie sich daran zu erinnern schien, dass ich nicht aus dieser Gegend kam. Sie legte ihr Brot hin. „Das sind Beeren, die bei uns hinter dem Haus wachsen. Ich habe keine Ahnung, wie sie heißen, aber roh schmecken sie auch ganz toll.“ – „Gwen, lass das, er wird während der Arbeit nur Beeren essen, wenn du es ihm verrätst.“ – „Ach Papa, lass ihn doch. Ich mach es doch auch nicht anders.“ – „Ja, junge Dame, deswegen bleibst du auch heute hier und ich nehme den Buben mit.“

Der Streit ging mich nur wenig an, wobei es ohnehin nicht ausartete. Ich machte ein Geräusch, als wollte ich sagen: Ja, ich habe es zur Kenntnis genommen. Dann biss ich erneut herein. Der Geschmack war etwas säuerlich auf der Zunge im ersten Moment, dann wurde es so süß, dass mein Gesicht beinahe zu einer Grimasse wurde, doch ich konnte mich beherrschen. Diese Süße war nicht so unangenehm, wie die, unserer Früchte. Ich leckte mir über die Lippen und sah auf meine Finger hinab, die komplett mit dem Aufstrich eingesaut waren und nun tierisch klebten. „Warum klebt das eigentlich so?“, fragte ich.

„Ich habe sie selber mit Honig eingekocht, darum wohl.“, mutmaßte Gwen und Jenna begann zu lachen. Ich verstand nicht recht, warum, bis sie sich ebenfalls zu Wort meldete.

„Nein, das liegt daran, dass du immer fünf Zentner Zucker dazugibst. Als wären die Beeren nicht süß genug.“

Gwen schmollte.

„Ihr esst es doch, also muss es euch schmecken. Wenn es euch nicht schmeckt, macht es doch selber.“, brummte sie und Jenna belächelte sie, erklärte daraufhin allerdings, dass es ihr sehr wohl schmecke und dass sie eine wundervolle Hausfrau abgeben würde. Gwen schmollte mehr.

Mit einem großen Schluck Ziegenmilch und einem letzten Bissen in das Brot erhob ich mich schließlich, so tat es auch Hubo. Er streckte seinen riesigen Körper und ließ das Brettchen stehen, sagte mir, ich solle meines auch stehen lassen, denn wir hätten nun zu tun. So nickte ich und wir bereiteten uns auf die Arbeit vor. In einer fremden, warmen Jacke verließ ich schließlich das Haus und wir gingen zur Scheune, die sich nicht gerade hoch, sondern eher breit hinter dem Haus erhob. Für heute sollten wir ausmisten und dafür sorgen, dass wir die Ziegen bei Laune hielten, so wie auch die Schafe. Da es in der Nacht stark geregnet hatte, wollten die Tiere ihre Scheune nicht verlassen, und so mussten wir schauen, dass wir sie aus unserem Arbeitsbereich hielten. So wechselten wir uns ab; zuerst durfte ich die Ziegen bespaßen, dann musste ich ausmisten. Als wir die Hälfte der Arbeit hinter uns hatten, schleppte Gwen zwei große Eimer mit Abfällen an. „Wir haben heute Schalen und alte Pilze, und Reste vom Brot.“, sagte sie und stellte es auf eine Art Podest, damit die Schafe und Ziegen noch nicht heran kamen. Sonst hätte sich das Ausmisten nicht gelohnt. Ich war wieder dabei, die Tiere zu bespaßen und die Schafe zu bürsten. Gwen gesellte sich zu mir. „Sie mögen dich gerne.“, meinte sie und beobachtete mich. Ich streichelte dem Kitz, Pebbel, den Kopf. „Du machst deine Arbeit gut. Wann meinst du, kannst du gehen?“

Ich fühlte mich ein bisschen, als würde sie mich loswerden wollen.

„Hey, ich gehe ja nachher schon. Dann suche ich mir etwas. Keine Sorge, du musst dein Zimmer nicht ewig mit mir teilen.“ – „So hab ich das doch gar nicht gemeint.“ Doch sie ging, ohne mir zu erklären, wie sie es denn gemeint habe und ließ mich mit den Tieren stehen. Hubo hielt in der Arbeit inne und wandte sich zu mir um, lehnte sich auf die Mistgabel.

„Keine Sorge. Ich schätze, Jenna wollte nur Bescheid wissen, wie lange du bleibst, damit sie es in das Essen einkalkulieren kann.“ Seine Augen fixierten mich und ich konnte dunkle, kurze Bartstoppeln erkennen, die sich über sein Kinn ausbreiteten. „Aber ewig kannst du wirklich nicht bleiben. Ein, zwei Wochen, allerhöchstens, wenn du mir gut zur Hand gehst. Es ist nicht so, dass es mit dem Geld nicht funktioniert, aber der Platz reicht nicht und ihr beide werdet langsam erwachsen. Wir machen uns nur die üblichen Gedanken. Ihr solltet nicht so lange aufeinander hocken, bevor ihr euch wirklich leiden mögt und dann getrennt werden müsst.“

Ich verstand eine lange Zeit nicht, was er mir damit hatte sagen wollen.

„Wieso leiden mögen? Sie faucht mich doch ständig an.“, sagte ich etwas trocken und hob die Brauen. Hubo lachte. Sein Lachen war dunkel wie seine Stimme, aber doch einnehmend und sympathisch. Vor allem aber war es laut. Ich zuckte die Schultern, weil ich nicht wirklich verstand, was es zum Lachen gab. Er musste lächeln und murmelte etwas davon, dass wir alle noch so naiv und unschuldig wären, während er sich wieder der Arbeit widmete und ich mich dem Ziegenkitz, das meckerte und nach meiner Aufmerksamkeit verlangte, die ich ihm nur zu gerne geben wollte.

Erst zu Mittag wurden wir erlöst, als wir zum Essen gerufen wurden.

Doch auch diese Unterbrechung weilte nicht lange, es herrschte kaum Wortwechsel, denn man hatte viel zu tun und wollte so schnell wie möglich weiter machen, um früher aufhören zu können. Auch mich betraf das, denn ich hatte noch Pläne. Jenna hielt beim Essen inne und sah mich etwas geistesabwesend an, bevor sie zu Hubo blickte.

„Gib ihm nachher etwas Geld, er braucht Kleidung. Das hat er sich verdient.“

Der Mann von großer Statur nickte und aß weiter.

„Und macht heute nicht so lange. Mir ist zu Ohren gekommen, dass die Beiden zusammen heute in die Stadt wollen um sich nach etwas für ihn umzusehen.“ – „Klappt schon.“

Gwen und ich sprachen kein Wort.

Stur blickte sie auf den Teller, während ich sie ansah.

Ich hatte das Gefühl, dass etwas mit ihr nicht stimmte, aber das lag wohl immer noch daran, dass wir uns ein Zimmer teilen mussten… Oder dass sie wusste, dass ich vielleicht eine oder zwei Wochen bleiben durfte. Vielleicht war sie aber auch nur wütend, dass sie im Haushalt arbeiten musste. Sie erwischte mich dabei, wie ich sie anstarrte und sah mich tadelnd an, zog die Nase kraus und aß dann weiter. Auch ich aß zu Ende.
 

Wir standen wieder in der Scheune.

„So, mit den Schafen und mit den Ziegen sind wir fertig.“, bemerkte Hubo und wischte sich den Schweiß von der breiten, etwas faltigen Stirn. Er gähnte. „Na, dann haben wir nur noch Parr vor uns.“ – „Parr?“ – „Das ist unser Hengst.“

Ich malte mir aus, was wir nun machen mussten.

„Aber er ist momentan nicht hier. Er ist auf der Lon Lon Farm und wird von einigen Ärzten untersucht. Wir machen das immer so, damit er nicht so weit zu uns herauskommen muss. Meistens kaufen wir dann auch dort ein paar Lebensmittel.“, erklärte er mir und fuhr sich durch das schwarze Haar, während er die Mistgabel in die Ecke stellte. Dann schien er kurz nachzudenken. „Aber, wenn du und Gwen schon unterwegs sind, dann könnt ihr ihn ja abholen. Er ist ganz ruhig und friedlich, keine Sorge. Aber reiten dürft ihr auf ihm nicht! Bis heute Abend dürftet ihr das ja schaffen, sonst übernachtet ihr dort. Ihr geht nicht in der Nacht durch die Steppe, dass das klar wäre.“

Ich nickte.

„Damit wärst du dann entlassen. Aber warte.“

Mit der Hand in der Tasche kramte er etwas, zog dann eine Geldbörse hervor und zählte etwas ab, kam zu mir und nahm meine Hand, legte mir einige Rubine in die Hand und nickte. „Das sind 200 Rubine. Das sollte für eine Kleinigkeit zu Essen und neue Kleidung für dich reichen. Macht euch sofort auf den Weg.“ – „Danke! Ich danke Ihnen sehr.“ Ich beeilte mich, in das Haus zurück zu kommen und stellte meine dreckigen Schuhe vor der Tür ab. Gwen saß in der Küche, machte wohl Pause, und flocht sich erneut ihr Haar. Wahrscheinlich war sie doch eiteler, als sie zugab.

„Na, was machst du denn hier?“, fragte sie und zog die schmalen Augenbrauen hoch.

„Wir sollen zur Farm und euren Hengst abholen, dann können wir mir Kleidung kaufen.“

„Jetzt sofort? Warte kurz, ich ziehe mir nur ein Paar Hosen an.“

Sie ging in ihr Zimmer.

Hektisch zählte ich die Rubine nach und wusste nicht, was billig oder teuer war. Gut, dass ich sie dabei hätte, denn sie könnte mir ganz sicher behilflich sein. Das Mädchen kam die Treppen heruntergepoltert, stand schließlich in kurzen, dunklen Hosen, Kniestrümpfen und einem kurzärmligen Oberteil vor mir. Sie zog ihre Jacke an, dann noch Stiefel. Ihre Haare ließ sie offen, wobei sie so ganz anders aussahen, als ich sie mir vorgestellt hatte! Störrisch und widerspenstig fiel es von der Schulter ab in Wellen. Als wir gemeinsam schlafen gegangen waren hatte ich es nur ganz anbei mitbekommen, aber nun konnte ich wirklich verstehen, warum sie ihre Haare stets als Zopf trug.

Sie räusperte sich.

„Hopp.“, meinte sie und schob mich aus der Tür, wo auch ich meine Schuhe wieder anzog.

Eine angenehme Anspannung machte sich in mir breit und ich war gespannt, wie es noch an anderen Plätzen dieser Welt aussah.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  ViGaMi
2014-11-09T14:58:07+00:00 09.11.2014 15:58
Wieso getrennt werden? Wenn Mido in Kakariko leben sollte, währe er doch in der Nähe...


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