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息吹

God's breath [Karyu & Zero] [OS] [Singlework]
von

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Ibuki

Autor: Arani Shadon

Titel: 息吹 ~ God's breath

Stil: One-Shot

Kapitel: I

Serie: Keine

Band: D'espairesRay

Pairing: Karyu/Zero

Genre: au, ooc, shonen ai, dark, charakter death

Inspiration: Lovetheme of Terminator

Anmerkung: Ich empfehle wärmstens das Theme zu hören, während man liest - zu finden auf Youtube, extendet version.
 

Jahr: Anfang 2011
 

»Steht für mentale Sprache«
 

~~~~~
 

„Bruder? Bruder, bist du da?“

Ihre sanfte, leise Stimme floh von den unteren Stufen der Treppe, dort, wohin der Schein der Kerzen nur mit Mühe gelangte, das goldene Licht nahezu versiegte, die Schatten länger und dunkler wurden. Und er... er trat zu ihr, eingehüllt in sein Cape, welches ein wenig raschelte, als er sich vor ihr nieder kniete, mit einem Finger eine ihrer bezaubernd roten Locken einfing.

„Du sollst doch schon längst schlafen, Akai.“

„Aber Teddy hatte noch Hunger!“

„Ah, ich verstehe.“ Seine Lippen hoben sich in einem weichen Lächeln, als sein Blick auf das große Plüschtier fiel, welches in den Armen des kleinen Mädchen lag. „Das können wir nun wirklich nicht so lassen.“

Akai strahlte, nahm dann seine Hand, presste sich nah an ihn, als er ihr die letzten Stufen hinunter half – sie alle hatten Angst im Dunklen, nur ihr großer Bruder nicht.

Seine Augen waren so lieb und seine Hände auch... sie waren immer warm, wie auch jetzt, wo sie sie an der Hüfte fassten und auf einen der hohen Hocker in der Küche setzen.

Mondlicht fiel durch das Fenster hinein, doch sein silberner Glanz wurde schnell vertrieben, ersetzt durch die Flamme in der Öllampe, die ihr Bruder entzündet hatte.

„So, was denkst du, was Teddy essen will? Du kennst ihn doch am Besten?“

„Milch! Und einen Keks!“

Akai lächelte weit, als sie ihren Bruder sanft lachen hörte... wie alles an ihm war auch dieser Laut so schön und warm und sie würde nie, niemals müde werden ihn zu hören.

Leise klapperte das Geschirr, als er den Teller und das Glas hinstellte – die Milch war warm und mit Honig gesüßt, der Keks voller Schokostücken.

Selig lächelte sie, als sie beides vertilgte, dann die kleine Nase kräuselte, als ihr mit einem Finger dagegen gestoßen wurde.

„Und nun ab ins Bett, kleine Prinzessin.“

Sie kicherte vergnügt, als er an den Ohren zupfte, so tat, als würde er ihr eines davon wegnehmen. Um dem zu entgehen, presste sie das Köpfchen gegen seine Schulter, derweil er sie hoch hob und zu den Treppen hinüber brachte.

Teddy wurde dabei fast zerquetscht, doch das gemütliche Tier wusste um die knochenbrechende Liebe kleiner Kinder und so machte es ihm nichts aus, an einem Ohr die Treppen hinauf gezogen zu werden, oder als tapferer Recke vor dem Bett Wache zu halten.

Sie küsste ihren Bruder auf die Wange als sie in ihrem Bett saß, dann kroch sie unter die dicke Decke.

„Bruder?“

Er summte leise, stellte die mitgebrachte Öllampe auf einen alten, schweren Tisch mit einer runden Vertiefung, damit sie nicht versehentlich umfallen konnte.

„Gibt es ihn wirklich? Den Geist, von dem du uns immer erzählst?“

Ihr Bruder summte leise, drehte die Öllampe hinunter, bevor er noch einmal zu ihr trat, sich auf den Rand des Bettes setzte.

„Ja, es gibt ihn. Aber du sollst ihn doch nicht Geist nennen. Das mag er gar nicht.“

„Oh! Wird er dann böse?“

„Nein.“ Er flüsterte es, als er über ihren Lockenkopf strich, suchte das Chaos ein wenig zu glätten. „Es macht ihn nur traurig.“

„Warum?“, auch sie wisperte, die Augen in kindlicher Neugierde weit geöffnet, „Ist es denn nicht schön, ein Geist zu sein?“

„Nein, nicht immer, Prinzessin. Und nun schlaf.“

Sie summte, kuschelte sich tiefer in die Decken und er erhob sich, küsste ihre Stirn, doch bevor er sich richtig abwenden konnte, fuhr Akai noch einmal in die Höhe, krabbelte zu ihrem kleinen Nachttisch und holte etwas aus diesem.

„Du sagst doch, er kommt oft her, oder? Legst du das für ihn hin? Dann ist er vielleicht nicht mehr so traurig!“

Sie streckte ihm ihre kleine Hand hin, legte etwas in die Seine, als er sie ihr offen hinhielt – es war eine Kette.

Schlicht, ein Lederband, aber an ihm hing ein kleiner selbstgemachter Stern.

Es war Akais größter Schatz

Er lächelte milde, küsste sie dann auf die Stirn.

„Ich bin sicher, dass es ihn freut. Aber jetzt husch, unter die Decke. Es ist schon spät.“

Sie kicherte, als er ihr einen kleinen Klaps auf den Hintern gab, sprang regelrecht zurück unter ihre Decke und trotzdem sie die Augen zusammen kniff, konnte er sie wispern hören, als er an der Tür stand, diese schließen wollte.

„Ich hab dich so lieb, Bruder.“
 

~~~~
 

Eisige Luft des Winters umfing ihn, als er das Haus verließ, sorgsam darauf bedacht, dass das Schloss richtig einrastete, bevor er sich die Zeit nahm, die Kapuze seines Capes hinauf zu ziehen und in die Handschuhe zu schlüpfen – eine Laterne würde er nicht brauchen, der Schnee reflektierte das Licht des Himmelswächters und dieser begleitete ihn auf seinem Weg.

Das tat er immer... sie waren gute, alte Bekannte, der Mond und er.

Leise knirschte es unter seinen Stiefeln, als er die ersten Schritte tat. Die Armada an gefrorenen Kristallen ruhte noch nicht lange auf dieser Welt, gab seinem Gewicht willig nach – die ersten Spuren. Ein Lebenszeichen dieser sonst so stillen Erde.

Sein Ziel war klar und obwohl er behutsam war, wie er sich bewegte, umsichtig ob der Natur und der Ruhe, die über allem lag, gab es nie einen Zweifel, nie ein Zögern.

Einen Ast schob er mit der Hand davon, tauchte unter den tief hängenden Nadeln der Fichten hindurch – Schnee rieselte fein von diesem, fiel stumm, reflektiert vom immer währenden silbernen Schein, der sich durch die Kronen der Bäume brach, hier und da Tupfen hellen Lichtes setzte.

Ganz wie ein Künstler Nuancen in seinem Werk hervor tat, berührten die langen, schönen Hände des Mondes kleine Schneeglöckchen, hoben sanft das Kinn ihres weißen Blütenkelches... zeichneten das Eis über dem kleinen Fluss und die Steine die spitz aus ihm hervor ragten.

Kühles Licht fiel den Abhang hinunter, wisperte über seine Spuren, als er weiter hinauf stieg, jeder seine Schritte sicher, selbst als er beginnen musste, sich mit den Händen an den Felsen zu stützen, um größere Absprünge zu überwinden.

Die Bäume, die gesamte Vegetation verlor sich, als er die Spitze erreichte – nur das Meer an Schnee blieb bestehen.

Hier oben war es von einer atemberaubenden Schönheit, das Weiß funkelte in einem Abbild des Firmaments und man glaubte, man könnte handvoll an Diamanten schöpfen, würde man mit den Fingern durch das kühle Pulver fahren.

Er verharrte, die Augen geschlossen einfach nur dem sanften Gesang des Nachtwindes lauschend, der oft hier oben saß und von seinen Reisen, dem Gesehenen und Erlebten berichtete, unbekümmert, ob es jemanden gab der ihm zuhörte oder nicht.

Irgendwo, weit weit entfernt drang der Schlag einer Glocke zu ihn hinauf... nur ein einziges Mal, dunkel und klagend verlor sie sich, denn es gab kein Wesen, dass sie verstehen würde und ihr Trost spenden konnte.

Er trat einige Schritte nach vorn, wobei er einen Handschuh auszog – Kälte klammerte sich sofort an seine Fingerspitzen, kühlte sie aus, doch er beachtete es nicht, hob die Hand behutsam in die Luft – wie, als würde er etwas berühren, dass nur er sehen konnte.

„Ich bin hier.“
 

Ein Seufzen antwortete ihm, fein und kaum wahrzunehmen... dann manifestierte sich Gestein unter seiner Handfläche, breitete sich lautlos aus, erklomm den Himmel und die Seiten der Klippe auf welcher er stand.

Es formte sich, überschlug sich, um in der richtigen Reihenfolge zu entstehen. Erst war es nur einen Mauer... doch schon bald folgten Fenster, fanden sich Ornamente und Säulen, bis es sich in dem Dach vollendete, eine Villa vor seinen Augen erschienen war.

Sie ängstigte ihn nicht. Das hatte sie noch nie getan.

Abermals knirschte der Schnee unter seinem Gang, als er zur Tür hinüber trat, welche sich mit seinem Kommen öffnete, ihm mit sachten Schweigen einlud näher zu kommen, in ihr zu verweilen.

Er folgte, legte im Empfangsbereich die Handschuhe und das Cape ab, wandelte dann durch den ersten der Räume zu seiner Rechten.

Es war eine kleine Bibliothek. Dutzende von Büchern standen in den alten, kunstvoll geschnitzten Regalen, lagen auf dem Tisch, den Sesseln, zum Teil sogar aufgeklappt auf dem Boden, weswegen er leise seufzte, das Werk hoch hob mit den Fingern sanft über die sorgsam mit Tinte geschriebenen Wörter glitt.

Und es war wie ein Stich in mein immerblutendes Herz, jeder dieser langen Tage, der mit seinem zäh fließenden Stunden und Sekunden nicht schnell genug vergehen konnte. Oh du mein Herr, warum peinigst du mich so? Konntest du mir nicht stehlen meine Zeit?

Seine Augen schlossen sich, als er die Zeilen sanft mit den Lippen berührte, bevor er das Buch schloss und sachte zu den anderen auf den Tisch legte und weiter ging. Am Fenster stand eine schlanke, violette Vase – er kannte ihre Farbe, obgleich er sie nur des Nachts sah – in ihr stand eine einzelne weiße Lilie, der Blütenkopf in die Richtung gewandt aus welcher das Sonnenlicht in diesen Raum strömen würde, hätte sie die Chance die schöne Himmelgöttin einmal wirklich zu sehen.

Seine Fingerspitzen strichen sanft über ihre Konturen, dann nahm er sie, stellte sie so, dass sie im Schein des Mondes gebadet wurde... es mochte nicht das Licht sein, nach dem sie sich sehnte, aber es war besser, als in den Schatten zu verweilen.

Das nächste Zimmer war kleiner, bestand im Grunde nur aus dem alten, hochbeinigen Sofa und dem runden Tisch, doch auch hier schaute er sich um, richtete die dunklen Kissen, glättete das mit Spitze besetze Tischtuch – es war ein Fleck auf dem Weiß, gestochen scharf grenzte er sich von der Umgebung ab und als er ihn berührte, blieb eine ferne Feuchte an seinem Finger haften.

Er kostete sie, die Augen mit einen erneuten Seufzen geschlossen – es war doch immer wieder das Gleiche.

Seine Finger streiften über das Regal über der Couch... Ketten lagen auf, hingen von diesem und er berührte jede einzelne, murmlete dabei die Namen der Edelsteine, löste sie dabei aus dem Geflecht, in welchen sie verworren waren.

Lapislazuli.

Chysokoll.

Bergkristall und Rosenquarz.

In seinem Geist hörte er ihr sanftes Lachen und lächelte, ob des milden Klangs, den sie erzeugten, als sie gegeneinander schlugen, bevor sie stillten und einer Kaskade gleich über das Regal flossen.

Perlen fielen neben ihm zu Boden, als er in den Eingangsbereich zurückkehrte, rollten in das Dunkel des nächsten Raumes, den er aber nicht betrat. Sein Weg führte ihn zu der breiten Treppe, die sein Kommen bereits erwartete, sich Stufe für Stufe in die Höhe schraubte, als er auf ihr emporstieg.

Sanft setzte sie ihn oben ab, fiel dann lautlos in sich zusammen, derweil er weiter ging – eine Hand immerwährend auf dem schmalen Holzgeländer, bis er sie lösen musste, um das Zimmer zu betreten, dessen Tür nur angelehnt war.

Das Reich dahinter lag bloß, denn das Dach fehlte zu großen Teilen, erlaubte der Nacht einzudringen, es nahezu vollständig zu verschlingen.

Vor den Fenstern der halb abgerissenen Wand hingen lange durchscheinende Vorhänge... sie waren leicht, denn der Wind tollte mit ihnen, hob sie immer wieder in die Höhe, blähte sie, bevor er an ihnen hinab rutsche, sie so glättete, damit er sein Spiel von vorn beginnen konnte.
 

Er trat langsam näher, streifte die Seide mit der Hand und sie begrüßte ihn, schmiegte sich gegen seinen Arm, berührte sein Gesicht, als er unter ihr hindurch trat, hin zu dem Klavier, welches dort stand, verborgen in den Schatten, weil das Licht des Mondes nicht weit genug reichte.

Doch er wusste, dass es weiß war – er kannte jede Farbe, jede Form in diesem Haus. Er wusste, dass die Bank nach links kippte, weil ein Bein kürzer war als die anderen, ebenso wie er wusste, dass er den Deckel des Klaviers mit etwas Druck in die Höhe bringen musste.

Die Tasten darunter waren schon so oft herunter gedrückt worden, unzählige Male hatte ihr Klang diesen Raum, dieses Haus und seine Seele erfüllt.

Musik... hier hatte eigentlich immer Musik gespielt und wenn er die Augen schloss, mit den Fingern sanft über das Weiß und Schwarz glitt, dann konnte er sie wieder hören... sanft, erfüllend... gezeichnet von einer Geborgenheit die ihn nie wieder in seinem Leben verlassen würde.

Einer seiner Finger drückte eine der Tasten hinab, schlug sie an... ein einzelner, heller Ton erklang, hielt sich einen Moment, bevor er in die Nacht floh und sich verlor.

Und mit einem Mal fand er, dass er es wiederholen, dass er einen weiteren Ton anschlagen und eine Melodie spielen musste.

Er kannte sie, tief in sich... obgleich er sie nie selbst gespielt hatte... immer nur hatte er ihr zugehört, verträumt unter dem Flügel liegend, als er noch klein gewesen war oder später dann auf einem Sessel oder der Fensterbank, als er hinaus geschaut hatte – was war es, dass er gesehen hatte?

Worauf hatte er seinen Blick stets sehnsüchtig fixiert?

Es war da, zum Greifen nah, aber er konnte es einfach nicht vollständig zusammensetzen... es war wie ein Puzzle, bei dem ihm ein Teil fehlte.

Ein immens wichtiges Teil.

»Du hast auf den See geschaut, der im Tal ist... du hast dir gewünscht, zu ihm zu gehen.«

Das Spiel – welches aufgehört hatte, weil seine Finger stillten – begann erneut. Abermals war da nur der eine helle Ton, dem weitere folgten und er ließ sich zurück sinken, fühlte die Erinnerung, fühlte die Sonne und die Wärme.

»Du wolltest immer wissen, wie es ist die Finger in das Blau zu tauchen... du hast gedacht, du könntest damit den Himmel in deine Bilder zeichnen.«

Seine Finger strichen über die Tasten, die sich senkten... er fühlte sie, die anderen Hände... so wunderschöne Hände, die ihm ebenso vertraut waren, wie alles an diesem Ort.

»Einmal bist du sogar weggelaufen... du hast dir dein Bein gebrochen und das ganze Haus in heillose Aufregung versetzt.«

Er lächelte, die Melodie ihrer beiden Hände nahm an Intensität zu, die Töne schneller und dunkler, ein ganz eigenes Stakato ohne dabei wild zu wirken... aber es war nicht minder intensiv.

„Und du warst da, die ganze Zeit. Ich erinnere mich an deine Hand, die meine festgehalten hat.“
 

»Ich werde immer da sein.«

Die Melodie verstummte und er... er öffnete seine Augen, blickte in die Dunkelheit, obgleich er fühlte, dass er bei ihm saß... nah, so nah, dass er sich in ihn zurück lehnen konnte wenn er das wollte.

Und als er dies tat schlossen sich Arme um seinen Leib, hielten ihn fest.

„Ich weiß.“

Er drehte seicht den Kopf, schloss die Lider wieder, verbarg ihn gegen den silbrig glänzenden Hals... er wusste, wenn er nun die Augen öffnete, dann würde er durch seinem Geliebten hindurch sehen können, die Mauern hinter dem Körper aus Licht und Wind erblicken können.

„Karyu.“

Es war ein Laut, der einem Seufzen, einem Wimmern, einem Schluchzen glich und er hielt ihn fester, klammerte sich geradezu an ihn.

»Ich bin hier. Ich werde immer hier sein. Nicht, nicht weinen. Tränen sollten nicht von deinen Augen fallen.«

Sein Atem fing sich, als er sich in das Oberteil seines Geliebten krallte.

„Aber ich vermisse dich. Ich vermisse dich so sehr!“

Sanfte Küsse regneten auf sein Haar, er konnte sie fühlen, obgleich sie flüchtiger als der Sommerwind selbst waren.

»Ich weiß. Ich weiß, das du das tust, Zero.«

„Komm zu mir zurück. Komm zurück, lass mich nicht länger allein.“

Die Hände streichelten sanft über seinen Rücken, strichen über und unter den Stoff... er konnte sie auf seiner nackten Haut fühlen, was ihn nur noch heftiger weinen ließ.

Oh Gott, er vermisste ihn so sehr!

Warum konnten sie nicht wieder zusammen sein?

Warum war Gott so grausam?

»Du weißt, dass ich das noch nicht kann.«

Zero schrie, schlug mit der Faust gegen Karyus Brust, sah dann doch auf, sah seinen Geliebten an, beide Hände an dessen durchsichtige Wangen gelegt, als die Tränen über die Seinen strömten.

„Wieso? Haben wir denn nicht genug gesühnt? War es denn nicht Strafe genug?“

Karyus Lippen berührten die seinen, küssten sie, immer wieder, so lange bis das harsche Schluchzen getilgt war, so lange bis Zero sich nur noch lose an ihm hielt und es ihm möglich war, zärtlich über die Konturen des ihm so geliebten Gesichtes zu streicheln.

»Ich weiß es nicht, mein Herz. Ich kann dir deine Fragen nicht beantworten. Doch das, dass was wir getan haben, war schlimm. Wir haben ihn verraten, unseren Gott. Es war sein Recht, über uns zu richten.«

Zeros Lippen und Finger bebten, als er mit ihnen über Karyus Lippen strich, sie nachfuhr, als würde er befürchten, sie jeden Moment vergessen zu können.

„Aber es sind schon so viele Jahre... so viele, viele Jahre, die ich ohne dich ertragen muss. Liebt er es, uns derart zu quälen?“

Er umarmte Karyu eng, legte dann den Kopf in den Nacken, sah hinauf in das Firmament, die Sterne und dorthin wo Gott wohnte.

„Ist es dir denn wirklich nicht genug? Wie lange willst du es noch ansehen? Wie lange dich daran erfreuen? Haben wir nicht genug gebüßt, Vater? Ist es denn wirklich nicht... genug?“

Seine letzten Worte wurden schwächer, verloren sich am Ende ganz, nicht zuletzt weil Karyu ihn immer wieder mit leisen Lauten dazu anhielt, nicht weiter zu sprechen, ihren Herrn nicht noch weiter zu erzürnen.

Doch was brachte es?

Sie waren doch schon bestraft!
 

Ja, es war wahr, sie hatten gestohlen. Sie hatten das Heiligste genommen, aus ihren eigenen egoistischen Gründen... weil sie es nicht hatten zulassen wollen, dass sie starben, ihre ihnen so wertvollen Freunde... weil sie nicht wollten, dass sie einander verloren.

Dafür trugen sie nun diese Strafe, getrennt voneinander, nicht nur im Körper, im Leben sondern sogar im Universum, in dem sie weilten.

Denn währenddessen Zero zu einem Menschen geworden war... hatte ihr Herr Karyu seines Körpers beraubt, ihm nur die astrale Gestalt gelassen und diese an diesem Ort hier fest gekettet, so dass sein Geliebter nicht einmal frei war zu gehen.

Und wie oft hatte er es versucht, hatten sie es versucht?

Zu fliehen, zu flehen... bis der Schmerz so allgegenwärtig gewesen war, dass sie es einfach hinnahmen, über Jahrhunderte hinweg, doch nun... nun da das fünfhundertste Jahr begonnen, nun da der so fern scheinende erste Tag ihrer Strafe nährte, da hatte Zero zu hoffen begonnen.

Hoffnung, dass ihr Vater ihnen endlich verzeihen würde.

Und so war er Nacht für Nacht hier hinauf gekommen, ein jedes Mal verzweifelter, wenn sich die Villa ihm nicht offenbarte... er Karyu weiterhin nur dieses eine Mal im Monat sah.

„War es denn wirklich so falsch, Vater? Das was wir tun wollten? Hättest du nicht das Gleiche getan an unserer Stelle?“

Zero antwortete nur die Stille.

Das war immer so... Schweigen, dass auf sie darniederdrückte, als wären sie es nicht wert, dass man sie auch nur eines Blickes würdigte.

Zero lächelte bitter.

Ihr Vater, egal wie sehr sie ihn liebten, egal wie sehr sie zu ihm beteten... er würde ihnen niemals wieder Gehör schenken.

Sein Kopf hob sich, war auf die Schulter seines Geliebten gesunken, abermals streichelte er über die silbrig durchscheinenden Wangen, küsste die Lippen, verflocht die Finger.

„Lass es uns tun.“

»Aber Zero... wir wissen nicht, ob wir...«

Er legte einen Finger gegen die Lippen, die Stirn gegen die seines Geliebten.

„Du wirst mich finden. Und ich werde dich finden. Egal wie lange es dauert. Es ist alles besser als dies hier. Ich ertrage es nicht länger.“

Karyus Finger wanderte zärtlich über seine Haare, seine Schultern – er antwortete nicht, aber das musste er auch nicht.

Zero wusste, dass es ihm ebenso ging.

Karyu hatte es nie gesagt, aber er sah es am Blick... sah es an den Tränen und dem Blut, welches er jedes Mal an einem anderen Ort im Haus fand.

Wie viel schlimmer konnte es sein, sich eine Ewigkeit suchen zu müssen?

So würden sie zumindest nicht mehr gestraft werden.

Zero sah Karyu an, strich über dessen Stirn, nickte seicht und wartete, wartete auf das Nicken seines Geliebten, dessen Einverständnis.

Sie küssten sich, besiegelten es... verharrten und erhoben sich dann um an den Rand der zerstörten Wand zu treten, wo sie gen Osten blickten... dorthin, wo die Sonne aufging.

Karyus Arme schlossen sich um den schlanken Leib Zeros und dieser lehnte sich gegen den Größeren zurück... eine Hand gehoben.

An ihr hing Akais Kette, der Stern drehte sich hin und her, sie beobachteten es beide.

„Sie hat sie für dich gemacht.“

Karyu lächelte unglücklich, nahm den Stern und küsste ihn. Er hätte Akai gerne dafür gedankt... aber das wäre sowieso unmöglich gewesen.

Die ersten Sonnenstrahlen fielen über die Gipfel der Berge, zaghaft noch, fast so, als würden sie zögern, den jungen Tag einzuläuten, doch dann... dann erhob sich die Göttin aus ihrem Schlaf, stieg mit ihrer ganzen Schönheit, ihrer Imposanz... sie brachte Tränen in ihrer beider Augen, als der Stern von ihr berührt wurde.

Es war sein Glänzen und ihr Licht, dass sie als letztes sahen, einander an den Händen haltend, als Gottes Atem kam, sie berührte und fortriss.

Es donnerte in der Ferne, Wolken türmten einander auf, balgten sich miteinander, versucht sich gegenseitig an Größe und macht zu übertrumpfen.

Bald würden sie das Tal erreichen.

Bald den Schnee ablösen und dem Grün des Frühlings erlauben vollkommen hervor zu brechen.

Und es würde Feen geben, Feen die eine kleine Kette mit Stern zurück zu dem brachten, der sie einst so selbstlos gegeben hatte.

„Akai! Wo bist du denn? Es gibt Frühstück!“

„Ich komme, Grandma!“

Sie krabelte von ihrem Bett herunter, auf dem sie gesessen und gemalt hatte... Wind floh durch das offene Fenster, erfasste das Blatt und trug es hinaus, höher... immer höher dem Himmel entgegen.

Es war nicht viel darauf, sie war ja erst vier... doch sie war sich sicher, ihrem Bruder hätte es gefallen.

Sein Porträt mit seinem Geist, denn Akai nie gesehen, aber an den sie immer geglaubt hatte.
 

End - 息吹 ~ God's Breath



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Snyder
2011-08-01T11:50:35+00:00 01.08.2011 13:50
da kann ich mich nur vollendens anschileßen!!
=)
Von:  TatsueLi
2011-08-01T10:38:29+00:00 01.08.2011 12:38
Wow diese FF ist so wunderschön geschrieben
Die Geschichte ist ergreifend und dennoch lässt sie auch noch eigene Vorstellungen zu, was nun genau mit Zero und Karyu war
wirklich wunderschön und dennoch melancholisch
Du hast die Stimmung hier echt super eingefangen
Es gefällt mir
Mach weiter so

LG TatsueLi


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