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The diary of Lucifers angel

Don't fight with an angel
von

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Kapitel 3: Sonntag: Des Krümelchen sein Küchlein


 

Mit ein paar Worten ändern sich meine Gedanken. Mit ein paar Berührungen ändern sich meine Taten. Mit ein paar Blicken ändert sich meine Sichtweise. Mit ein paar Minuten zusammen mit dir ändert sich alles.
 


 

Eigentlich war der weißhaarige Oberschüler seit einer Stunde wach, doch er hatte keine Lust sich zu erheben und für den Tag fertig zu machen. In seinem Bett war es einfach zu schön. Zufrieden mit sich und der Welt lächelte er und kuschelte sich etwas näher an seine Wärmequelle, die den Namen Akuryô Akefia trug. Jener hatte sich am Samstag zu ihm gelegt, immerhin gehörte der gesamte Sonntag ihm und da wollte er keine Sekunde alleine verbringen. Ryô störte es nicht. Der andere war auch schon wach - mehr oder weniger.

Akefia drückte ihn näher an sich, als jener merkte, dass der ruhige Oberschüler von selbst etwas näher gekommen war. Allzu schnell würde der Schüler wohl nicht aus dem Bett kommen und er wollte es ja gar nicht. Am gestrigen Tag war das Wetter schön gewesen. Es war angenehm warm gewesen und eine kühle Brise, die ab und zu aufgekommen war, hatte für ein wenig Abkühlung gesorgt. Es hatte zum Glück nicht geregnet, auch wenn es manchmal danach ausgesehen hatte. Heute aber war Sonntag und das Wetter war mit einem Mal sehr bescheiden. Gut, die beiden Weißhaarigen hatten eh nicht vorgehabt raus zu gehen, aber etwas Sonnenschein wäre nicht schlecht gewesen. Nun gut, es war noch früh, es konnte sich Wettertechnisch noch viel ändern. Auch wenn es, wie bereits erwähnt, für die beiden eigentlich total nebensächlich wäre, denn es war ja egal, ob sie nun in kurzen oder langen Hosen vor dem Fernseher saßen.

"Du, Ryô", sprach Akefia ihn nach einiger Zeit, in der sie sich im Arm lagen, an. Die Stimme des Älteren war leise, aber das war nichts Ungewöhnliches. Morgens sprach er immer recht leise. Natürlich könnte er auch rumbrüllen, aber dazu war er zu faul und in der Früh gab es dazu sowieso noch keinen Grund.

"Mh, was denn?"

"Wie wäre es, wenn wir mal aufstehen und was essen?"

"Hm, nö. Keine Lust. Es ist gerade so schön."

Akefia drückte sein Krümelchen noch näher an sich.

Ob er dem anderen weh tat?

Momentan war er einfach nur glücklich.

Sein kleines, süßes Krümelchen fand es im Bettchen mit ihm gerade schön und stieß ihn auch nicht von sich. Das war doch fabelhaft. Vielleicht hatte der Kleine ja ein bisschen Zeit mit Freunden gebraucht. Wenn das so war, dann hatte er sich am Samstag ganz umsonst, den Kopf zerbrochen. Er war sogar in einen Zeitschriftenladen gegangen und hatte sich bei den Frauenzeitschriften umgesehen. Da gab es doch immer so Beziehungstipps. Zwar führte er mit dem jüngeren Weißhaarigen keine Liebesbeziehungen, aber sie standen sich sehr nahe und irgendwer aus ihrem Freundeskreis, der recht klein war, hatte sogar mal behauptet, sie würden sich manchmal wie ein Ehepaar aufführen. Ob es wahr war, konnte er nicht sagen, denn er wusste nicht, wie sich ein Ehepaar benahm. Ryô hatte nur gemeint, dass es nur so scheinen würde, weil er die Vernunft verkörperte und Akefia das Gegenteil war. Würde er nicht so vernünftig sein, wäre Schicht im Schacht, so das Statement des Kleineren. Aki hatte nicht wirklich begriffen, um was es ging und hatte deshalb nichts dazu gesagt. Der Braunäugige gehöre ihm, egal was andere sagten oder dachten.

"Was würdest du davon halten, wenn ich heute Essen mache?", frage Akefia.

Nicht das er unbedingt aufstehen wollte, aber irgendwie hatte er das Bedürfnis etwas für den anderen zu tun, außer ihn zu umarmen.

Die Umarmung hatte er inzwischen gelockert.

"Du?"

Ryô stützte sich mit dem linken Arm von der Matratze ab und sah skeptisch zu seinem Bettgefährten.

Was sollte er von diesem Angebot halten?

Er kannte den anderen gut genug, um zu wissen, dass dieser ihm zum einen nichts ins Essen mischen würde und zum anderen, dass jener kochen konnte.

Trotzdem war es seltsam. Bis jetzt hatte nämlich immer er gekocht und nicht Akefia. So ganz geheuer waren jenem diese technischen Geräte nicht.

"Ja, ich."

Der Arm des Größeren ruhte auf Ryôs Hüfte.

"Gut, mach. Ich zeih mich solange um. Bin ja mal gespannt, was du da fabrizierst. "

Damit war ein Machtwort gesprochen und der Jüngere verließ das Bett. Ein wenig traurig sah der andere ihm nach, als er ins Bad verschwand. Der sollte sich nicht so anstellen, immerhin war er selbst schuld, dass die Kuschelzeit vorbei war.

Er hatte die Badezimmertür abgeschlossen, auch wenn er wusste, dass der andere noch immer herein kommen konnte, wenn er es gewollt hätte. Dem war aber nicht so.
 

Ganze fünf Minuten stand der Oberschüler einfach nur da, bis er sich umdreht und noch einmal in sein Zimmer ging. Akefia war weg. Die Schlafzimmertür stand offen.

Was hatte er eigentlich erwartet?

Das Aki noch im Bett lag und ihn angrinste, sobald er aus dem Bad kam?

Oder das jener unschlüssig vor der verschlossenen Tür stand?

Seufzend verließ er den Raum wieder, um sich zu waschen.

Sonntag hin oder her.

Nach dem er sich also die Zähne geputzt hatte, das Gesicht gewaschen und den sonstigen Badekram erledigt hatte, angezogen war er inzwischen auch, kümmerte er sich um seine Haare. Zuerst durch kämmen.

Dann überlegt er kurz, sollte er etwas Aufwendiges machen oder es einfach halten. Er entschied sich für etwas Einfaches. Mit dem Haargummi band er die Haare zusammen und mit ein paar Haarklammern wollte er den Pony aus seinem Gesicht bannen. Leider gab es da so einige Strähnen, die nicht so wollten wie er, was dazu führte, dass ein paar kürzere Strähnchen weiter hin in seinem Gesicht herum hingen. Diese waren aber so kurz, dass sie ihm gerade mal bis über die Augenbrauen gingen. Die längeren Strähnen hatten sich dazu entschieden sein Gesicht zu umspielen, was den Oberschüler auch nicht störte.

Warum auch?

Solange sie ihn störten war alles in Ordnung.

Es nervte ihn nur, dass selbst seine eigenen Haare nicht auf ihn hörten. Er musste unbedingt an Autorität gewinnen, immerhin wollte er ja, dass man auch mal auf ihn und seine Wünsche beziehungsweise Bedürfnisse einging - oder er sollte aufhören diese billig Teile von Haarklammern zu kaufen.

An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass Aki am Samstag wirklich aufgeräumt hatte.

Wer hätte das gedacht?

Also er ganz bestimmt nicht.
 

*
 

Da Akefia noch immer in der Küche beschäftigt war und Ryô keine Lust hatte dort doof rum zu stehen, beschloss er ins Wohnzimmer zu gehen. Dort schaltete er den Fernseher an und machte es sich schon mal auf dem Sofa bequem. Da es kalt war, trug er eine graue Jogginghose und einen braunen Kapuzenpulli, der eigentlich Akefia gehörte und ihm daher zu groß war. Er hatte sogar die dicken, grauen Socken an, die ihm seine Oma vorletztes Weihnachten geschenkt hatte. Da sag noch einer, Socken wäre ein doofes Geschenk.

Trotz allem war ihm kalt, also kuschelte er sich in eine der Decken und hoffte, dass ihm dann wärmer wurde.

Ach, warum musste Aki nur anfangen zu reden?

Sie hätten jetzt beide noch in dem großen, warmen, weichen Bett liegen können.

Aber nein, jetzt stand der eine in der Küche mixte irgendwas Essbares zusammen und der andere saß frierend und allein auf dem Sofa.

Toll.

Wirklich, ganz toll.

Momentan kam eine Werbung für Katzenfutter. Sehr informativ. Blöd nur, dass er keine Katze hatte. Gelangweilt schaltete er um. Aber auch auf dem nächsten Kanal lief nichts Interessantes. Wie auch. Es war Sonntagmorgen. Richtig morgen.

Das wieder rum würde bedeuten, dass heute wohl einer der seltenen Tage war, an denen er mehr oder weniger frühstückte.

Unglaublich.

Was es alles gab.

Noch viel unglaublicher war wohl die Tatsache, dass er so etwas wie Hunger verspürte und das um diese Uhrzeit.

Sowas gab es nicht oft.

Gerade als er aufstehen wollte, um nach zu sehen, wie lange Akefia noch mit dem Essen braucht, stand dieser im Wohnzimmer und grinste ihn breit an.

Irgendwie erinnerte Ryô das Grinsen gerade total an Bakura.

Hatte sein Großer etwa auch etwas Falsches gegessen?

Hoffentlich nicht.

"Alles in Ordnung?", fragte er deshalb nach.

"Ja, wieso?", kam auch prompt die etwas verwirrte, aber fröhliche Antwort.

"Nur so. Was gibt es zu essen?"

Ja, schnell ablenken!

"Fruchtdrink und Schokoobstsalat à la Akefia", verkündete der Gefragte stolz.

Woher kamen denn die ganzen Früchte?

War der andere gestern einkaufen?

"Warst du einkaufen?"

"Ja."

Gut, dann wäre das geklärt.

Nun aber zum Essen!

Fröhlich griff Ryô nach einem Glas und nahm einen Schluck daraus. Es schmeckte umwerfend.

"Schmeckt super", lobte er den Älteren und bediente sich dann sogleich an dem Obstsalat.

Das Grinsen in Akefias Gesicht wurde eine Spur breiter. Sein Krümelchen lobte ihn! Das war doch was!

"Ich geh mich schnell umziehen", meinte der junge Mann mit den lavendelfarbenen Augen und verschwand kurzzeitig aus dem Raum.
 

*
 

Seit einer guten Stunde saßen die beiden Weißhaarigen nun schon schweigend auf dem Sofa und sahen sich einen Kinderfilm an.

Ach, es war schön sich von Zeit zu Zeit mal mit der Kindheit zu beschäftigen.

Soweit sich Ryô erinnern konnte, hatte er am Schluss dieses Spielfilmes immer angefangen zu heulen und erst aufgehört, als Akefia ihn in den Arm genommen hatte und ihm verständlich machen konnte, dass das alles ja nicht echt war.

Ja, er war eine richtige Heulsuse gewesen.

Im Nachhinein hatte er sich immer gefragt, warum der andere sich diesen Kinderkram überhaupt antat. Nach gefragt hatte er aber bis jetzt noch nicht.

Warum sollte er?

Das Frühstück war bereits verputzt. Aki hatte sich richtig Mühe gegeben.

Wie bereits erwähnt saßen die beiden, wobei Kefi saß und Ryôs Kopf auf dessen Schoß ruhte, auf dem Sofa und sahen Fern.

Sanft strich der größere Weißhaarige dem anderen durch dessen weiches Haar. Ryô hingegen beschäftigte sich mehr mit der freien Hand des Älteren, dabei war sein Blick aber immer noch dem Geschehen auf dem Bildschirm zugewandt.

Es war lange her, dass sie so zusammen saßen beziehungsweise lagen.

"Was ist in letzter Zeit mit dir los?", stelle der junge Mann, der wie Marik Ägypter war, endlich die Frage, die schon seit längerem zwischen ihnen stand.

Ja, was war mit ihm los?

Seufzend drehte sich der Gefragt um, so dass er in das Gesicht über sich sehen konnte.

"Ich weiß es nicht. Wirklich nicht. Vielleicht ist es der Stress, den ich in letzter Zeit habe. Vielleicht ist es aber auch dieses unzufriedene Gefühl, welches die meiste Zeit in mir herrscht. Ich weiß es nicht, Aki, ich weiß es nicht."

Ryô sprach die Wahrheit und das wusste Akefia.

"Verstehe."

Schweigen.

Was sollte man jetzt sagen?

"Ich hab gestern ein wenig über die letzten Wochen nachgedacht", begann der Ägypter nach einiger Zeit.

Noch immer streichelte er seinem Krümelchen über den Kopf.

"Und was ist dabei raus gekommen?"

"In letzter Zeit arbeitest du mehr, richtig?"

"Ja."

"Wieso?"

"Weil wir schon seit einigen Wochen vollkommen unterbesetzt sind."

"Verstehe. Dir ist aber schon klar, dass du dich nicht tot arbeiten musst. Du solltest mehr auf deine Gesundheit achten. Ist in der Schule alles in Ordnung?"

"Ich weiß, Aki, aber was soll ich tun. Ich werde gebraucht, ich kann doch nicht einfach sagen, dass ich nicht komme. Das Café ist sehr wichtig für den alten Mann. Seit dem ich für ihn arbeite, ist der Alte für mich da, deshalb ist es das Mindeste, wenn ich aushelfe, wenn Not am Mann ist. Und in der Schule ist alles in Ordnung, nur die neue Japanischlehrerin nervt. Sie schreibt jede Stunde einen Kurztest und per Zufallsprinzip benotete sie dann welche. Und unser Englischlehrer hat eine unmögliche Aussprache. "

Kurzzeitig war nur das Gedudel des Fernseher zu hören.

"Was die Arbeit angeht, muss ich sagen, dass ich dich zwar verstehen kann, aber es für mich kein Grund ist, dass du dich so abmühst. Dein Vater schickt dir jeden Monat doch genug Geld, du bräuchtest rein theoretisch gar nicht arbeiten. Außerdem muss deine Gesundheit und deine Schule an erster Stelle stehen und Stress ist nicht wirklich gesund auf die Dauer. Schulisch kann ich dir leider nicht helfen, aber ich könnte ja, wenn es dir hilft, in nächster Zeit die Hausarbeiten übernehmen und, wenn du lernst, kann ich ja leise sein."

Erstaunt starrte Ryô sein Küchlein an. Jener war so aufopferungsvoll. Und das alles nur für ihn! War das überhaupt sein faules Küchlein?

"Das würdest du wirklich für mich tun?"

Um mit dem anderen einigermaßen auf Augenhöhe zu sein, hatte sich der jüngere Weißhaarige aufgesetzt und sah den anderen direkt in die Augen.

"Ja, für mein Krümelchen tu' ich fast alles."

Aber nur fast alles.

Ryô konnte es noch immer nicht glauben.

"Sicher? Du wirst viel zu tun haben", meinte er nur, um sicher zu gehen, dass der andere sich seiner selbst aufgelegten Aufgaben bewusst war.

"Ja. Nur lass dir eins sagen, ich werde nicht so pingelig sein, wie du."

Aha.

So war das.

Das hatte sich der Jüngere schon gedacht.

"Vergiss es, die Wohnung wird gründlich geputzt!"

Wer hätte gedacht, dass sie sich jemals über das Putzen unterhalten würden?

Also die beiden jedenfalls nicht.

"Mensch, Ryô, was ist so schlimm daran, wenn es hier nicht vor Sauberkeit glänzt?"

"Nichts, aber ich will es nun mal ordentlich!"

"Es kann ja ordentlich sein ohne, dass man erblindet!"

"Jetzt übertreib mal nicht, so sauber ist es hier nun wirklich nicht und das erwarte ich auch nicht."

"Aber du benimmst dich so. Wenn hier mal ein paar Sachen rum liegen würden, dann wäre die Wohnung auch gemütlicher. Ich meine, wenn alles aufgeräumt ist, dann erscheint das alles hier doch so leer und einsam. Willst du das?"

Jetzt hatte der andere einen Punkt angesprochen, von dem der Kleinere nichts hören wollte.

Traurig senkte er den Kopf.

Es war eine unumgängliche Tatsache, dass diese vier Wände einfach zu groß waren. Selbst wenn sein Vater mal für ein paar Tage vorbei kam, war es hier leer. Für eine Familie war das hier ein schönes Zuhause. Nicht zu klein und nicht zu groß. Ryô war aber keine Familie. Er war nur er selbst.

Akefia hatte recht. Jedes Mal, wenn er Heim kam und die sauberen Räume vorfand breitete sich eine Leer in ihm aus, die ihm weh tat.

Aber was sollte er machen?

Er wollte dass sein Vater zufrieden war, wenn er nach Hause kam.

Eltern freuten sich doch, wenn die Kinder Ordnung hielten, oder?

"Ich will doch nur, dass alle zufrieden sind. Das versteht du doch, Aki, oder?"

Der andere verstand es.

"Hör' auf an andere zu denken. Du stehst an erster Stelle und dann kommen die anderen. Dein Vater hat hier gar nichts zu melden. Ich würde sagen, wir probieren meinen Vorschlag einfach mal aus. Und wenn dir der "Dreck" zu viel wird, dann können wir das alles ja immer noch ändern."

Warum um alles in der Welt, war der andere gerade so vernünftig?

Irgendwie machte das Ryô Angst. Das war doch nicht sein stinkfauler Akefia.

Wo war der Echte?
 

Sanft zog der Ägypter den Oberschüler an sich. Es war immerhin Sonntag und dieser Tag gehörte ganz alleine ihm! Somit gehörte auch der weißhaarige Junge heute ganz alleine ihm! Ja, so war das!

"Am besten wir fangen heute gleich an", meinte Akefia fröhlich und sah zu seinem Krümelchen, das nur stumm nickte.

War bei dem alles in Ordnung?

"Ist was?"

"Nein. Ich wunder mich nur, dass du so vernünftig bist. Ist irgendwie seltsam."

"Was? Ich bin immer vernünftig, merk dir das!"

Also dem Zwerg konnte man es ja auch nie recht machen!

Da war man mal nicht ganz so locker und schon wurde man schief angesehen.

Unglaublich!

"Ist ja gut."

Skeptisch sah Aki zu seinem Kleinen, der wahrscheinlich einen Unschuldsblick aufgesetzt hatte. So war es nämlich immer, dabei bräuchte der andere das gar nicht, immerhin konnte man auf ihn gar nicht böse sein.

Im Moment wollte Kefi aber böse auf den anderen sein, zumindest wollte er jenem ein schlechtes Gewissen bereiten. Immerhin war es doch gemein, jemanden, der gute Absichten hatte, so ein Misstrauen entgegen bringen.

Wer sollte er denn sein, wenn nicht Akefia?

Dachte der Kleine etwa, dass er eine geheime Taktik hatte, um an etwas heran zu kommen?

Wenn ja, dann hatte er in gewisser Weise recht. Sein Ziel war es ja, den Zwerg glücklich zu machen. Ein glückliches Krümelchen war um Längen besser, als ein Gestresstes, dass nicht einmal kuscheln wollte.

Das mit dem schlechten Gewissen klappte es aber nicht so richtig, denn, wie der Ägypter vermutet hatte, hatte Ryô seinen "ich-bin-ein-unschuldiger-süßer-Engel-du-kannst-mir-gar-nicht-böse-sein"-Blick aufgesetzt und lächelte ihn ganz lieb an.

Böses Krümelchen!

Ganz böse!

Nun gut, was nun?

Ganz einfach, man drückte das böse Krümelchen einfach an sich.

Schweigen.

Langes Schweigen.

Sehr langes Schweigen.
 

*
 

Inzwischen hatte schon ein anderer Spielfilm angefangen.

Der Regen hämmerte förmlich gegen die gläsernen Fensterschreiben.

Es gewitterte.

Erst war der Donner leise, doch er wurde schnell immer lauter.

Keiner von ihnen fürchtete sich vor Gewitter, aber der letzte Donner hatte sich beide aufschrecken lassen. Er war einfach zu plötzlich und zu laut gewesen.

Die Vorhänge waren nicht zugezogen.

Wortlos drücke Ryô sich von dem anderen weg und stand auf. Er wollte sie schließen. Er mochte das Licht, welches durch die Blitze erzeugt wurde, nicht. Es irritierte ihn.

Wenn man das Wohnzimmer berat befand sich auf der Gegenüberliegenden Seite, in der rechten Ecke, eine Glasfront. Sie ging um die Ecke. Jeweils mit einer Länge, die zwei Balkontüren hatten. Die Vorhänge hatte Ryô vor vier Jahren nachträglich anbringen lassen.

Als er die Hälfte des Wegs hinter sich hatte - er ging nicht gerade schnell -, ergriff Akefia das Wort: "Wie war eigentlich dein Treffen mit diesem Marik gestern?"

Warum musste er das jetzt ansprechen?

Nun gut, zumindest verwendete er nicht das Wort "Date", so wie es Bakura am Vortag getan hatte.

Ob es jenem inzwischen besser ging?

Marik hatte doch gemeint, dass Bakura etwas Falsche gegessen habe.

"Schön", antwortete Ryô wahrheitsgemäß und blieb an der Glasfront stehen.

Wenn er jetzt die Vorhänge zu ziehen würde, würde er sich wieder umdrehen müssen und dem anderen in die Augen sehen. Aber genau das wollte er jetzt nicht, also blieb er einfach an Ort und Stelle stehen und sah nach Draußen. Viel konnte man nicht sehen. Ein paar Menschen huschten mit einem Regenschirm, der nicht wirklich etwas brachte, über den Gehweg. Nass wurden sie alle.

"Und was habt ihr so nach dem Kinobesuch gemacht?"

Konnte Aki nicht einfach die Klappe halten, die Stimmung war doch so schön gewesen.

Aber was sollte man machen?

Das war einfach typisch Mann!

Manchmal war Ryô froh, nicht ganz so männlich zu sein, wie beispielsweise sein Küchlein. Immerhin hatte er somit eher weniger Probleme mit den Frauen. Aki, zum Beispiel, hatte sich schon das ein oder andere Mal eine Ohrfeige abgeholt, weil er mal wieder den Mann hatte raus hängen lassen. Schadenfroh hatte er dann immer vor sich hin gegrinst, wenn Kefi ihn davon erzählte. Die Zeiten hatten sich nun mal geändert, aber das schien dem Ägypter nur im Bezug auf die Technik aufzufallen. Vielleicht würde der andere umdenken, wenn er nicht doch des Öfteren Erfolg hätte. Dass es nie etwas Ernstes war, wusste Ryô und trotzdem passte es ihm nicht. Anfangs war es ihm egal gewesen, denn damals hatte er noch gar nicht begriffen, um was es ging, doch auch er wurde älter und nun passte es ihm nicht. Netterweise nahm Aki Rücksicht auf ihn und unterließ seine "Raubzüge".

Wenn Ryô die letzten Jahre so betrachtete, dann hatte sich wirklich viel verändert. So wohl Akefia, als auch er, hatten sich verändert. Nun gut, ob er sich verändert hatte, konnte er nicht genau sagen, aber er war sich bewusst, dass er ohne seinen Kuchen nicht so wäre, wie jetzt. Wahrscheinlich wäre er noch immer eine Heulsuse, wobei, vielleicht auch nicht. Er konnte es nicht sagen.

"Wir sind durch die Stadt gelaufen und haben Eizô Bakura getroffen."

Noch immer sah er auf die Straße, die durch Straßenlaternen erleuchtet wurde. Es war inzwischen später Vormittag und es war schon stockdunkel.

Unglaublich, oder?

Scheiß Wetter!

"Eizô Bakura?"

"Ja, er ist ein Freund von Marik."

"Aha. Und was habt ihr drei dann gemacht?"

Sollte das ein Verhör werden?

"Erst sind wir was essen gegangen und dann weiter durch die Stadt."

Stille.

"Hast du ihn gefragt, warum?"

"Wen?"

"Marik."

"Nein. Ich frag ihn aber bei Gelegenheit."

Ryô hatte sich fest vorgenommen den anderen Oberschüler zu fragen, warum er ihn ins Kino eingeladen hatte und warum er ihn überhaupt angesprochen hatte.

So viel dazu.

Pustekuchen war es dann gewesen.

Nun gut, am morgigen Tag würden sie sich vermutlich wieder sehen und dann könnte er ja immer noch fragen.

"Er hat dich geküsst."

"Ja."

Die Aussage des anderen war eine Feststellung gewesen und keine Frage.
 

Ein kräftiger Arm schlang sich um Ryôs recht zierlichen Körper. Der andere schön gebräunte Arm griff nach dem noch immer nicht zugezogenen Vorhang. Wachsam wanderten die lavendelfarbenen Augen des Ägypters über die dunkle Straße, niemand Verdächtiges war zusehen. Mit einem kräftigen Ruck war der Vorhang geschlossen. Stumm starrte der weißhaarige Oberschüler geradeaus. Aki sagte nicht. Jener hielt ihn einfach nur im Arm. Sein Gesicht hatte der Größere in der weißen Haarpracht des Kleineren versteckt.

So standen sie einige Minuten schweigend da.

Ryô war es, der das Schweigen brach.

"Ich hab den Kuss weg gewischt."

Demonstrativ fuhr er mit dem Handrücken über die geküsste Wange.

Er konnte förmlich spüren, wie der andere auf Grund dieser Aussage grinste.

War Akefia eifersüchtig auf Marik?

Wenn ja, dann aber grundlos!

Marik war nicht Akefia und Akefia war nicht Marik.

Er würde den weißhaarigen, jungen Mann dem anderen Oberschüler vorziehen, immerhin waren sie doch sowas wie eine Familie, oder?

Nachdenklich legte er den Kopf schief.

Den Blick des anderen konnte er logischerweise nicht sehen.

"Du, Aki?", fragte er leise.

"Was denn?"

"Was für eine Beziehung führen wir eigentlich?"

"Hä?"

Und da war wieder dieses wunderschöne "hä".

Man hätte es doch glatt vermisst, nicht wahr?

"Ich meine, wir sind kein Liebespaar, wir führen auch keine Sexbeziehung und eine richtige Familie sind wir auch nicht, aber das Freundschaftsstadium haben wir schon überschritten - weit überschritten. Also was für eine Beziehung führen wird. Wer oder was sind wir?"

Wo der Kleine recht hatte, hatte er recht. Da konnte man so viel drehen und wenden, wie man wollte.

Ryô hatte Recht, sie waren kein Liebespaar. Wenn sie es wären, wäre so einiges anders.

Sie führten auch keine Sexbeziehung, das würde Akefia auch gar nicht wollen. Für so etwas war der andere einfach zu wundervoll. Der Körper seines Krümelchens sollte nicht für irgendwelche Triebe missbraucht werden. Der Kleine sollte, wenn er Sex hatte, ihn haben, weil er es wollte, weil er die andere Person liebte. Eine lächerliche Vorstellung. Diese Welt war dafür nicht geeignet. Liebe hin oder her, die Triebe waren immer da.

Waren sie eine Familie?

Nein, sie waren nicht verwandt und hatten auch sonst eher weniger Gemeinsam. Die weißen Haare waren wohl das Einzige das sie zumindest äußerlich verband. Über die Jahre hinweg war ein sehr tiefes Band zwischen ihnen entstanden, aber sie würden sich nicht als Familie bezeichnet. Die Nähe, die sie zu einander hatten, wäre nicht möglich, wenn sie eine Familie wären.

Wie sah es mit der Freundschaft aus?

Diese Bezeichnung war wohl die Wahrscheinlichste.

Zwar war zwischen ihnen mehr als bloße Freundschaft, aber man konnte es so bezeichnen oder waren sie schon im Bereich der sich "Liebe" nannte?

Die Liebe war ja ein weit gefächertes Gebiet.

Nur welchen Teil davon würden sie einnehmen?

Wie bereits erwähnt waren sie kein Liebespaar. Also fiel dieser Teil schon mal weg. Verwandt waren sie auch nicht, also waren sie es auch keine Liebe, die zwischen Verwandten herrschte.

Wer oder was waren sie?

Eine wirklich gute Frage, auf die keiner von ihnen eine Antwort wusste.
 

Unbemerkt hatte sich eine warme Hand unter Ryôs Pullover geschlichen.

Langsam bahnte sie sich ihren Weg aufwärts.

"Aki."

"Ja?"

"Ich glaube, deine Hand hat sich ein wenig verirrt."

"Das glaube ich nicht."

Ach so, na dann.

"Wohin will sie denn?"

Vielleicht konnte man ja helfen.

"Wirst du dann schon sehen."

Na gut, wenn die Hand keine Hilfe brauchte.

Stumm ließ Ryô die Hand weiter machen.

Was jene wohl vor hatte?

Akefias Lippen vergnügten sich derweilen mit dem Hals des blassen Jungen.

"Aki, ich weiß zwar nicht, was deine Hand will, aber ich weiß, was deine Lippen tun."

"Und?"

"Und? Sie sollten es nicht übertreiben."

Ein freches Lächeln zierte das Gesicht des jüngeren Weißhaarigen.

Natürlich wusste er, was die Hand des anderen da tat und was sie wollte.

Und er wusste auch, dass der andere seine Warnung nicht ernst nahm.

Warum auch?
 


 

_________________________________________________________________________________
 

Und wieder ein neues Kapitel.

(Ich muss mich jetzt langsam mal wieder um meine anderen Stories kümmern)

So, ich hoffe, dass es euch gefallen hat.
 

Ich schätze mal, ihr wolltet am Schluss mehr, oder?
 

Nun ja, Pech gehabt^^
 

Ich würde mich, wie immer, über eure ehrliche Meinung freuen.
 

Mimmy-chan, hiermit überreiche ich dir einen Baku-Keks, da du mir immer so schöne Kommentare geschrieben hast.

fahnm bekommt ebenfalls einen Keks, einen mit Schokostückchen, da er wirklich zu der FF und OS etwas geschrieben hat. Du bist echt klasse^^
 

Mvlg

Ich (wer sonst?)
 

P.S.: Da ich das hier ohne die Hilfe meiner Betaleserin, Malik Tozoku, schreibe, würde mich es sehr interessieren, wie es den mit meiner Rechtschreibung und Grammatik aussieht. Ich will mich ja verbessern, damit auch meine Betaleserin nicht so leiden muss.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Mimmy-chan
2011-08-20T23:20:24+00:00 21.08.2011 01:20
*bakukeks knusper* Dankeschön =^^= ~ ♥

Das Kapitel war wirklich super niedlich. *hihi*
Allerdings gefällt mir der Titel immer noch nicht. Wenn du aus dem Kuchen auch eine Verniedlichungsform machst ist es bei Krümmel nichts besonderes mehr, finde ich zumindest.

Die Tatsache, dass die beiden noch nach dem Aufwachen miteinander geschmust haben war einfach nur zuckersüß. Schön, dass Ryou seinen Vorsatz wahrgenommen hat und den Tag wirklich Akefia geschenkt hat, so mit allem drum und dran. *freu freu freu*

Es nervte ihn nur, dass selbst seine eigenen Haare nicht auf ihn hörten. Er musste unbedingt an Autorität gewinnen, immerhin wollte er ja, dass man auch mal auf ihn und seine Wünsche beziehungsweise Bedürfnisse einging - oder er sollte aufhören diese billig Teile von Haarklammern zu kaufen.
*kicher* Nicht einmal Ryous Haare haben Respekt vor ihrem Träger. Wird wirklich höchste zeit selbstbewusster auszutreten, allerdings habe ich nicht den Eindruck, dass Ryou eingeschüchtert wirkt oder so, darum weiß ich nicht, was er noch ändern will.

Das stetige Bemühen seitens Akefias sein Krümmelchen glücklich zu machen, indem er nun sogar vorschlägt ihm unter die Arme zu greifen ist herzzereißend. *hach* ~ ♥

Ich glaube auch, dass eine Wohnung lebendig aussehen sollte, da hat Aki vollkommen Recht! Geil, dass sie es nun ausprobieren wollen. XDDD

Nun gut, zumindest verwendete er nicht das Wort "Date", so wie es Bakura am Vortag getan hatte. Ob es jenem inzwischen besser ging?
Süüüüüüüüüüüß! Er denkt darüber nach. *hihi*

Ist total drollig, dass Ryou und Akefia wirklich wie ein Ehepaar rüber kommen und dann haben sie auch noch diese typischen Macken. Akefia ist nicht einfühlsam genug um Gefühle zu verstehen und Ryou putzt sich 'nen Wolf. XDDD

Netterweise nahm Aki Rücksicht auf ihn und unterließ seine "Raubzüge".
Oho was waren das denn für Raubzüge?

Aber am besten war immer noch die Eifersuchtsattacke, welche zur alles entscheidenden Frage führte: 'Was haben die beiden für eine Beziehung?'
Die Erklärung dazu war herrlich, aber folgendes fand ich am interessantesten. *ggggg*:
Sie führten auch keine Sexbeziehung, das würde Akefia auch gar nicht wollen. Für so etwas war der andere einfach zu wundervoll. Der Körper seines Krümelchens sollte nicht für irgendwelche Triebe missbraucht werden. Der Kleine sollte, wenn er Sex hatte, ihn haben, weil er es wollte, weil er die andere Person liebte. Eine lächerliche Vorstellung. Diese Welt war dafür nicht geeignet. Liebe hin oder her, die Triebe waren immer da.
An dieser Stelle dachte ich: NEIN!!! Dann wird das ja nie eine richtige Beziehung mit allem drum und dran, wenn Akefia nicht AUCH an Ryou Körper interessiert ist. *seufz* Aber natürlich ist es gut zu wissen, dass ihm das Wohl seines Krümmelchens am meisten am Herzen liegt. *schnurr*

Doch dann kam das hier: (gekürzte Version)
'Unbemerkt hatte sich eine warme Hand unter Ryõs Pullover geschlichen. Langsam bahnte sie sich ihren Weg aufwärts.
"Aki."
"Ja?"
"Ich glaube, deine Hand hat sich ein wenig verirrt."
"Das glaube ich nicht." [...]
Akefias Lippen vergnügten sich derweilen mit dem Hals des blassen Jungen.
"Aki, ich weiß zwar nicht, was deine Hand will, aber ich weiß, was deine Lippen tun."
"Und?"
"Und? Sie sollten es nicht übertreiben." '

KYAAAA!!! Zu geil! Ich habe die Stelle drei mal gelesen, aber das Grinsen auf meinem Gesicht verschwand nicht. *kihihihihihihi* Soviel zum Thema Triebe sind überall. *wahahaha* ich denke ja schon, dass Akefia Ryou liebt. *schwärm* und das er nun auch derartige Gesten vollführt beweist doch, dass er an einer Erwiderung seiner Gefühle und entsprechender Liebe mehr als nur interessiert ist. Also nach diesem Kapitel bin ich total für gemshipping. *hihihihi*

Bitte, bitte, bitte schreib schnell weiter.

chuchu Mimmy-chan
Von:  fahnm
2011-08-19T22:48:39+00:00 20.08.2011 00:48
Super Kapi^^
Mach weiter so^^


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