Zum Inhalt der Seite

NB: Ich hasse dich

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

NB: Ich hasse dich

Schwere Wolken hangen am Himmel, der Wind pfiff um ihn her und die Wellen der Nordsee tobten, als sein Fuß zum ersten Mal seit einem Monat das Festland berührte. Igor Karkaroff zitterte, obwohl sein Mantel mit Pelz besetzt war. Es war nicht die feuchte, kühle Herbstluft, die ihm durch den Körper kroch, es war sein schlechtes Gewissen. Manch einer hätte behauptet, diese kleine Stimme in seinem Kopf würde überhaupt nicht existieren und an besseren Tagen hätte Igor ihnen vielleicht zugestimmt, aber heute, als er endlich wieder als freier Mann am Ufer stand, spürte er sie deutlicher denn je.
 

Er erinnerte sich an Antonin Dolohov, seinen alten Freund, der verurteilt zu lebenslanger Haft in Askaban, in einer der Zellen saß, in denen Igor noch vor einigen Stunden selbst gesessen hatte. Verurteilt weil er diesen widerlichen Prewett-Ratten Paroli geboten hatte.

Nie wieder würde er das Gras unter seinen Füßen spüren, so wie er es gerade tat. Nie wieder würden sie gemeinsam Wodka trinken oder über einen widerlichen Muggel lachen. Nie wieder würde er ihm unter die Augen treten können.
 

Da war Evan Rosier, ein Junge, noch ein halbes Kind, ermordet von Alastor Moody, diesem Monster von einem Auror, das auch ihn verhört hatte. Igors Hände zitterten. Evan war mutig gewesen. Er hatte gekämpft bis zu seinem letzten Atemzug, so wie er es ihm so oft gepredigt hatte. Nie wieder würde er seine naiven Fragen hören. Nie wieder würde er ihm in die Augen sehen.
 

Seine Gedanken glitten zu Travers, während er einen ersten, vorsichtigen Schritt versuchte, auf den sein Körper nur sehr, sehr langsam zu reagieren schien. Seine Beine mussten sich an die neue Freiheit noch gewöhnen, genau wie an den Fakt, dass der Boden unter seinen Füßen nicht mehr schwankte, so wie auf dem kleinen Boot, mit dem man ihn übergesetzt hatte. Die Dementoren waren ihnen ein gutes Stück gefolgt, hatten ihn nicht gehen lassen wollen aber schließlich keine Wahl gehabt. Etwas, woran sie sich sicher zur entsprechenden Zeit erinnern würden. Igor schluckte schwer und versuchte seine Gedanken unter Kontrolle zu bringen. Er dachte an Travers mit seinen schwarzen Haaren, der immer so gerne geflirtet hatte. Er saß jetzt auch in einer dieser Zellen. Eingesperrt, weil er der McKinnon-Schlampe gezeigt hatte, wo ihr Platz in der Gesellschaft war. Das blonde Miststück war doch selbst Schuld, dass sie sich und ihre Familie verteidigt hatte, oder nicht?
 

Mulciber hätte das verstanden, so wie er seine Lektionen bezüglich des 'Imperius' verstanden hatte. Er war immer ein guter Lehrling gewesen. Begierig zu lernen und fähig den menschlichen Geist im Ganzen zu begreifen. Doch nun stand sein Geist genauso auf dem Speiseplan der Dementoren wie der von Travers und Dolohov.
 

Igor schauderte trotz des warmen Mantels erneut. Er würde ihn genauso wenig wiedersehen, wie Snape, der sich beeilt hatte, sich und seine Schäfchen von Dumbledore ins Trockene bringen zu lassen. Es passte zu ihm. Schließlich war er immer schon einer gewesen, der sich Chancen auf allen Seiten offen hielt. Hätte er seine Möglichkeiten gehabt, er hätte vermutlich genauso gehandelt.

Vielleicht würde er ihm eines Tages wieder in die Augen sehen, doch er wusste im Augenblick stand Severus unter schärfster Bewachung. Jede Kontaktaufnahme würde skeptisch beäugt werden und sie zur Zeit sicher in Teufels Küche bringen.
 

Erste Regentropfen fielen, während seine Gedanken zu Augustus Rookwood glitten, dem Mann dessen Leben er vor wenigen Tagen erst zerstört hatte. Er hatte Rookwood nie besonders gemocht. Sein pockennarbiges Gesicht und seine Augen, die nie verrieten wie sehr man ihm vertrauen konnte, waren Igor zuwider. Vielleicht lag es daran, dass er selbst gerne den Posten im Ministerium besetzt hätte, vielleicht aber auch an dem Fakt, dass Rookwood seine Gedankenspiele stets mit herablassender Miene beobachtet hatte, um ihn und seine Ideen dann zu ignorieren.

Ja, es war ihm nicht schwer gefallen, gerade diesen Namen zu nennen, als er nach Tagen ohne Schlaf vor den 'Council of Magical Law' geschliffen worden war. Er hatte Angst gehabt. Angst vor den Dementoren, Angst vor Jahren in einer dunklen, stickigen Zelle und Angst vor einer Kaution, die er nie hätte bezahlen können.

Die Familie Karkaroff war eben schon lange nicht mehr reich.

Missmutig trat Igor nach einem Stein, sah wie er im hohen Grass verschwand und stellte zu seiner Erleichterung fest, dass sein Körper ihm langsam wieder zu gehorchen begann. Endlich schien der Schleier der Taubheit sich zu heben. Die Dementoren wurden zu einer Erinnerung. Zu einem Albtraum, der ihn zwar verfolgen, ihn aber nicht mehr verletzen konnte.

Es war vorbei. Es war beendet und er wieder bei null angekommen.

Was würden seine Eltern sagen, wenn er nach Moskau zurückkehren würde, arm wie eine Kirchenmaus, nachdem er mit Träumen vom goldenen Westen ausgezogen war um sich vom letzten Geld der Karkaroffs eine Reise nach England zu kaufen? Würde er ihnen je wieder in die Augen sehen können?

Hatte er sie enttäuscht?

Er hatte getötet. Er hatte gefoltert und auch wenn er nie mit ganzem Herzen dabei gewesen war, war es doch jedes Mal eine Erlösung gewesen, wenn ein weiteres, stinkendes Schlammblut sterbend vor seinen Füßen gelegen hatte. Ein Hochgefühl, das einer Droge gleich in ihm gebrodelt hatte. Ja, er hatte sie alle gehasst. Eigentlich hasste er sie noch immer. Er hasste sie, weil sie sein Vermögen auf dem Gewissen hatten, seine Zukunft und seine Vergangenheit. Natürlich hatte er das den Richtern bei seiner Anhörung nicht erzählt.

Igor atmete tief durch. Die Zeiten der Folter waren vorbei. Immerhin war der Meister gefallen und mit ihm all seine Hoffnungen einmal etwas besseres zu werden. Igors Magen knurrte und erinnerte den Magier daran, dass er wohl am besten disapparieren sollte.

Wäre er vermutlich auch, hätte er eine Idee gehabt wohin er gehen konnte. Alle seine Freunde saßen hinter dem Horizont in winzigen, leeren Zellen und lauschten im Augenblick den Gezeiten und den Dementoren, wenn sie nicht längst so wie Evan in der Hölle schmorten.

Wohin sollte er also gehen? Wo konnte er sein Lager aufschlagen? Wer würde ihn noch aufnehmen?

Ihn, einen Verräter, vom Ministerium gebrandmarkt und durch die Dementoren gefügig gemacht. Geräuschvoll spuckte Igor in das feuchte Gras. Eigentlich war er nicht mehr wert, als diese Spucke und das erschreckte ihn. Auch früher schon hatte er nicht zur Oberschicht gehört, aber er war ein Reinblut. Man hatte ihn mit einem gewissen Grundmaß an Respekt behandelt und eben das hatte er verloren. Verspielt im Spiel des Lebens. Verzockt. Verwettet...
 

„Schau sich das einer an. Da steht er der große Igor Karkaroff wie ein begossener Pudel im Regen und schaut, als habe er gerade erfahren, dass er demnächst ein Küsschen von einem Dementor bekommt“, ertönte eine spöttische Stimme und Igors Kopf ruckte augenblicklich in die entsprechende Richtung. Er kannte diese hohntriefende Stimme nur zu gut und er wusste welches Bild ihn erwartete, noch bevor seine Augen die schwarzgekleidete Gestalt richtig wahrgenommen hatten.

Da stand sie, den Regenschirm aufgespannt über dem Kopf, die braunen Haare streng nach hinten gebunden und die grauen Augen kälter, als der kälteste Winter seiner Heimat. Sie war nicht schön. Das war sie nie gewesen, aber sie war auch nicht wie die anderen Frauen, die er kannte. Sie war ungewöhnlich, auch wenn sie es vielleicht selbst nicht bemerkte. Nicht bemerken wollte.

Für einen kurzen Moment fürchtete er seine Zunge würde einfach den Dienst verweigern und auch ihr höhnisches Grinsen vertiefte sich um eine Spur, während er in seinem Kopf noch krampfhaft nach Worten suchte.

„Mit dummen Kötern kennst du dich bekanntlich aus“, wagte er es schließlich zurückzusticheln und versuchte im selben Atemzug seine schweißnassen Finger in den Taschen seines Umhangs zu trocknen.

Ein Teil seiner selbst begann sich zunehmend zu schämen, wie immer wenn er auf diese Frau traf. Er schämte sich für die schäbige Kleidung, die er am Körper trug und in der er die letzte Nacht geschlafen hatte. Und die davor. Und die davor.

Er schämte sich für seine zotteligen, schulterlangen Haare, die sicher vor Fett trieften, weil er sie in Askaban nicht hatte waschen können, den Bart, der schon länger nicht mehr gut geschnitten worden war, für seine Antwort, die schlagfertig hatte klingen sollen, aber eigentlich doch so kläglich war, dass sie eine ihrer feinen Augenbrauen heben musste, bevor sie vorsichtig näher trat.

„Ich hatte lange genug Zeit dich zu studieren“, raunte sie ihm entgegen, bevor sie sich knapp an ihm vorbei drückte, um ihn auch von der anderen Seite mustern zu können.

Igor gefiel das nicht. Er hatte es auch früher schon nicht gemocht, wenn sie in seinem Rücken herumgeschlichen war, doch gerade jetzt, wo er die Dementoren noch halb riechen konnte, machte es ihn nervös. Schweiß trat ihm auf die Stirn, während er angestrengt geradeaus starrte, stur auf die kargen Felsen am Nordseestrand.

Dann war da plötzlich ein Prickeln in seinem Nacken, ein sanfter Schmerz, als ein Fingernagel über seine empfindliche Haut kratzte. Gänsehaut zog sich über seine Arme und beinahe hätte er ein leises Japsen entweichen lassen.

Was sollte das? Anfassen war gegen die Regeln dieses Spiels! Beleidigen war erlaubt, nach dem Anderen schlagen, oder etwas werfen. Manchmal auch bedrohen mit dem Zauberstab, aber angefasst hatte sie ihn noch nie. Igor wollte etwas sagen, wollte protestieren, auf die ungeschriebenen Regeln verweisen, aber alles, was er noch herausbekam war ein knappes: „Was willst du, Alecto?“

War er verrückt geworden, oder klang seine Stimme rauer, als er sie klingen lassen wollte? Wollte er wirklich eine Antwort auf diese Frage haben? Wollte er sie überhaupt stellen? Und – Merlin wieso wollte er, dass sie ihm noch einmal einen Fingernagel in die Haut rammte?

Ein angenehmer Duft stieg ihm in die Nase als die Hexe mit einem Grinsen zu seiner Rechten wieder erschien, nach seinem Arm griff und ihn schonungslos ein Stück mit sich den Weg hinauf zog.

„Mich an deinem Unglück erfreuen natürlich“, antwortete sie zuckersüß und irgendwie klang es aus ihrem Mund fast, als hätte sie sagen wollen, dass sie sich um ihn gesorgt hatte.

Eine Mischung aus feuchtem Gras, Nordsee und Hyazinthe kitzelte seine Nase, biss sich in ihr fest und benebelte ihn noch mehr, als es die Dementoren geschafft hatten. Was sollte das werden? Warum brach Alecto die Spielregeln die seit Jahren hervorragend funktionierten? Warum sah sie ihn so komisch an?

Dicke Regentropfen begannen zu fallen, doch ihm machte die Kälte gerade nichts mehr aus und Alecto hatte ihren großen, dunklen Schirm, den sie mit Absicht immer so zu halten schien, dass er sich nicht darunter vor dem Regen zu schützen vermochte.

„Warum hast du Amycus nicht mitgebracht?“, presste er eine Frage heraus, während er ihr durch das kniehohe, feuchte Gras in Richtung Felsen und hoffentlich auch in Richtung einer trockenen Unterkunft folgte. Vermutlich war es dumm, gerade jetzt nach ihrem Bruder zu fragen, aber in der Regel war er nicht weit entfernt wenn sie irgendwo erschien und wenn Igor etwas vermeiden wollte, dann war es am Ende verhext zu werden weil Alecto der Ansicht war ihre Spielregeln umschreiben zu müssen.

Ihre Hand wirkte ungewöhnlich schwer auf seinem Arm, ließ die Haut unter dem Pelz seltsam kribbeln, so wie es gekribbelt hatte, als die Dementoren ihm zu nahe gekommen waren.

Igor stockte der Atem. Er würde jetzt nicht wieder an diese Monster denken. Nicht, wenn Alectos Hand auf seinem Arm ruhte und sie scheinbar etwas plante, was ihn im schlimmsten Fall den Kopf kosten konnte.

„Hätte ich“, antwortete sie und blieb einfach mitten in dem feuchten Gras stehen, so als würde es ihr gar nichts ausmachen, dass die Feuchtigkeit durch ihre Schuhe drang.

Vielleicht tat sie es ja nicht. Immerhin hatte sie das Geld sich im Gegensatz zu ihm echtes Drachenleder zu leisten. An irgendetwas musste man diesen Unterschied ja bemerken und sei es nur an den trockenen Socken in den Schuhen.

Trug Alecto Carrow überhaupt Socken? Igor wagte es den Blick an ihr hinabgleiten zu lassen, ruhte kurz auf ihrer Hüfte, musste dann aber schnell feststellen, dass der lange Rock ihm die Sicht auf die Schuhe, die Beine und auch auf die vermeintlichen Socken verwehrte.

Schade, aber Zeit seine Enttäuschung zu zeigen, blieb ihm nicht, denn die Hexe hatte einfach weiter gesprochen und Igor musste sich jetzt konzentrieren, wenn er nicht wie der letzte Trottel wirken wollte.

„Er hat keinen Spaß daran sich stinkende Knastvögel anzusehen“, flötete Alecto gerade heraus und drehte den Schirm ein weiteres Mal genau so, dass sie trocken blieb, er aber in jedem Fall eine Dusche abbekommen musste.

Igor unterdrückte einen Fluch. Dieses Schirmspiel mochte er ganz und gar nicht, vor allem weil er immer noch nicht wusste, was er von der Hand auf seinem Arm halten sollte.

Vorsichtig zog er die Linke aus der Tasche hervor, überlegte kurz, ob er es wirklich wagen konnte und legte sie schließlich doch auf die Hand, die da so provokativ auf seinem Zauberstabarm ruhte. Sie war warm, weich und irgendwie weniger hart als er erwartet hatte, dabei hatte er in seinem Leben nun wirklich schon diverse Hände geschüttelt.

„Aber du, ja?“, murmelte er mehr der Gewohnheit halber, als weil ihm wirklich nach Streit zumute war und tatsächlich schien er damit etwas loszutreten – Die Hexe trat einen Schritt weiter auf ihn zu. Was den Regen aufhören ließ, obwohl Igor ihn nach wie vor fallen sah und nach einigen Sekunden der Verwirrung wurde ihm klar, dass der Schirm jetzt wohl auch über seinen Kopf reichen musste. Ob Alecto das bemerkt hatte?

Wahrscheinlich nicht, denn sie wollte sicher nicht, dass gerade er trocken blieb.

Graue Augen starrten wie entrückt durch ihn hindurch. Rote Lippen flüsterten ein „Gelegentlich“, in seine Ohren und dann - dann schmiegte sich plötzlich ein warmer Körper an ihn, ignorierte, das er in dreckigen, kalten Pelz gehüllt war, ignorierte, dass er nach Askaban stank und hüllte ihn in eine seltsame Mischung aus Meer, Gras, Regen und Hyazinthe ein.

„Ich hasse dich, Igor“, hauchte sie ihm entgegen und Igor spürte, wie sein Verstand endgültig den Geist aufgab. Der kleine Kommentar, der ihn hatte anstacheln sollen, sorgte dafür, dass er endgültig die Kontrolle über sich verlor. Plötzlich waren da warme Lippen und eine Zunge in seinem Mund, die dafür sorgten, dass ihm zumindest für den einen Augenblick alles egal war, was um ihn herum geschah.
 

Der Regenschirm wurde vom Wind auf das Meer hinausgetragen, von den Wellen verschlungen, aber Igor merkte es nicht. Er merkte auch nicht, dass der Regen stärker wurde und seinen alten Pelzumhang völlig durchnässte. Er merkte nicht, dass der schlammige Boden die schwarze Kleidung der Hexe mit einem stinkenden Braun überzog und auch nicht, dass sie Beide vor Dreck klebten, als sie versuchten irgendwie eine Position zu finden, in der ihnen nicht irgendwelche spitze Steine in Körperteile stachen, die sie dringend noch brauchten.

Das alles war nebensächlich geworden, auch wenn er die Folgen dieses Aussetzers noch Wochen später in seinen Knochen spüren würde. Vielleicht hätte er sich bei einer Anderen beschwert aber unter ihm lag Alecto Carrow und die war den Schmerz, die Kälte und das Stechen ganz sicher wert.
 

Igor Karkaroff war bis auf die Knochen durchnässt, voller Schlamm und seine Kleidung lag verstreut um ihn herum. Vermutlich hatte er sich eine Lungenentzündung eingefangen, aber er konnte sich dennoch nicht dazu aufraffen schon wieder aufzustehen. Aus den Augenwinkeln beobachtete er, wie Alecto die letzten Blusenknöpfe schloss, bis man keine Spur mehr von der warmen, weichen Haut erkennen konnte, die er vor kurzem noch unter seinen Fingerspitzen gespürt hatte. Tausend Dinge gingen ihm durch den Kopf, trotzdem schaffte er es nicht auch nur einen Teil davon in Worte zu fassen.

Nach wie vor fiel es ihm schwer klar zu denken, aber jetzt, wo der warme Körper sich nicht mehr an ihn schmiegte und nach Aufmerksamkeit schrie, schaffte der Zweifel es erneut bis in seinen Kopf vorzudringen. Wie sollte es jetzt weitergehen?

Nachdenklich blickte er zu Alecto, die wortlos in ihrem Tun innehielt, zurückstarrte und dann nach ihrem Zauberstab griff um sich zumindest oberflächlich vom Schlamm zu befreien.

„Glaub ja nicht“, murmelte sie zwischen verschiedenen Reinigungszaubern, „dass das irgendetwas ändert. Du magst deinen Kopf vorerst aus der Schlinge gezogen haben, aber es kommt der Tag an dem sich dein Verhalten rächen wird und an diesem Tag werde ich da sein um dafür zu sorgen, dass es dein Letzter ist.“ Ihre Hand verschwand in einer Tasche, griff nach einem schmalen Stoffbeutel und warf ihm selbigen entgegen. „Den wirst du brauchen“, erklärte sie kühl als wäre nichts gewesen.

Beinahe hätte das schwere Beutelchen ihn erschlagen, aber irgendwie schaffte es Igor seine Reflexe so weit zu koordinieren, dass er es mehr schlecht als recht auffangen konnte, bevor er sich ernsthaft wehtun konnte.

Der Stoff war weich – vermutlich Samt, aber das war schwer zu sagen, so nass wie alles war. Was er allerdings schon sagen konnte bevor er einen Blick hinein riskierte war, dass er bis oben hin mit Münzen gefüllt war. Umständlich rappelte er sich auf, wollte protestieren, Alecto sagen, dass er ihre Almosen nicht brauchte, doch ihr Blick ließ ihn verstummen.

„In Großbritannien bist du so gut wie tot“, bemerkte sie und irgendwo in seinem Kopf, kam eine kleine Stimme nicht umhin ihr recht zu geben. Egal wie viele seiner ehemaligen Freunde in Askaban saßen, es waren immer noch genügend Andere übrig, die Spaß daran haben würden einen Verräter wie ihn zu vernichten. Alecto hatte recht. In diesem Land gab es keine Zukunft mehr für ihn. Hatte es wohl nie gegeben. Seine Bestimmung lag irgendwo auf den Straßen Moskaus, auch wenn das hieß, dass er England verlassen musste und mit England auch Alecto Carrow.

„Ich hasse dich“, murmelte er, während sie sich hinhockte um ihre Schuhe aus dem Dreck zu ziehen. Mit misstrauischem Blick musterte sie sowohl den Linken als auch den Rechten, der eine ungesunde, schlammige Farbe angenommen hatte, dann schüttelte sie den Kopf.

„Ich denke ich hasse dich mehr“, erklärte sie und war mit einem Knall verschwunden, noch bevor Igor ein Widerspruch in den Sinn kommen konnte.

Deprimiert ließ er die Luft entweichen, während er auf die kahlen Felsen starrte von denen nach wie vor der Regen perlte. Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie kalt ihm wirklich war und wie verfahren diese ganze Situation. Er wusste, eines Tages würde er Alecto wiedersehen und dann würde sie ihre Drohung wahr machen, denn schließlich - davon war er überzeugt - hasste sie ihn von ganzem Herzen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Von:  _Natsumi_Ann_
2011-06-26T18:05:05+00:00 26.06.2011 20:05
Sie war nicht schön. Das war sie nie gewesen, aber sie war auch nicht wie die anderen Frauen, die er kannte. Sie war ungewöhnlich, auch wenn sie es vielleicht selbst nicht bemerkte. Nicht bemerken wollte.

das gefiel mir sehr, dass es keine typische Schönheit sein muss, die man mögen bzw. hassen muss, aber iwas anders zieht einen an.

Sehr radikal, dass sie im Match bei schlechtem Wetter iwo auf dem Boden miteinander schlafen, aber hat auch was. Wenn das mal keiner gesehen hat, egal wie einsam das Bild auch wirkt :3


Werde es mir nochmal durchlesen, aber hat mir gefallen, sich mal schön um die Nebencharas gekümmert, hoffe ja du schreibst mir auch so eine nette fluerxigor geschichte *gg* Hoffung stirbt zuletzt XD


sind diese Charas ausm Theaterbereich? oO Weil normale Schauspieler sind das doch nicht oder ?

mach weiter so ^^
lieben gruß :]
natsumi
Von:  _SMarti_
2011-06-21T21:55:39+00:00 21.06.2011 23:55
Muss sagen, du hast Alecto perfekt getroffen. Genauso stelle ich mir sie vor.
Bisher ergab sich mir noch keine Gelegenheit, ihre „weiche“ Seite zu offenbaren, aber in meinen Kopf hat sie das schon.
Der Schluss war einfach nur super.
Das Alecto später Igor entsorgt findet bei mir anklang. Auch wenn sich die Zwei so hassen, verbindet sie unweigerlich doch etwas.
Ich kann an dieser Story wirklich nichts bemängeln.
Nochmals ein Dankeschön, für die Widmung.
LG _SMarti_


Zurück