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Truths and lies

von

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Es wurde Tag und es wurde Abend 16

Auf einem Hügel oberhalb des kleinen Dorfes, dass aus einer Ansammlung von Wohnhäusern, kleinen Geschäften und Restaurants bestand, erhob sich das große Gebäude gegen den Horizont.

Der Eingangsbereich war vom Parklplatz aus über einen kleinen Hof und zwei Stufen, sowie durch eine Flügeltür zu erreichen. Der kleine Saal endete an einer Treppe, die Züge von „Vom Winde verweht“ aufwies und von zwei Türen eingefast war. Der Empfangsschalter befand sich an der linken Wand vom Eingang aus und war nicht sehr groß. Der Boden war mit weißen Fließen beflastert, die zu den dunkel getäfelten Wänden passten und das Licht, das durch die beiden Fenster links und rechts der Flügeltür im Raum verteilten. Am Tresen vorbei konnte man eine kleine Lounge erreichen, während die Doppeltür an der Wand gegenüber zum hausinternen Restaurant führte.

Durch die Tür links neben der Treppe erreichte man die Privat- und Personalbereiche, den Hausmeister und die beiden Fahrstühle, die ebenfalls ins obere Stockwerk führten.

Dieses war durch kleine Flure ganz verschachtelt, die zu den Zimmern führten und die Zimmeraufteilungen des dritten Stockwerks wiederspiegelten.

Jedes Zimmer enthielt ein Badezimmer, einen Schlaf-und Wohnbereich und einige sogar noch einen Balkon, von dem man das ganze Tal überblicken konnte.
 

Eine Reisetasche landete auf einem Doppelbett mit weißen Laken und in himmelblau gefasster Bettwäsche. Sie schaltete eine der Nachttischlampen an und sah sich kurz in dem Raum um. Das Doppelbett bestand aus dunklem Eichenholz und war größer als ihr Eigenes zu Hause. Die passenden Nachttische befanden sich zu beiden Seiten davon und trugen je eine kleine Lampe. In der Mitte über dem Bett hing ein Panoramagemälde an der Wand. Ihr gegenüber befand sich eines der beiden Fenster, die den Raum tagsüber wohl mit Licht füllten und die große Balkontür einrahmten.

Zu ihrer Linken standen in etwa einem Meter Abstand zum Bett ein Zweisitzersofa, ein Sessel, ein runder Beistelltisch und ein kleiner Schrank mit Fernseher. Auf dem Boden lag ein runder Teppich.

Der Rest des Raumes wurde von einer Zimmerecke verdeckt. Sie wandte sich vom Bett ab. Was dahinter lag, wusste sie bereits. Es war der kleine Eingangsbereich mit einer kleinen Garderobe, einer Fußmatte und einer Minibar von der sie wohl kaum Gebrauch machen würde. Darüber hing ein großer Spiegel und gegenüber stand eine kleine Stereoanlage.

Sie öffnete ihre Tasche und griff nach ihrem Kulturbeutel, wandte sich der Tür zu, die sich bislang in ihrem Rücken befunden hatte und betrat das Bad, das sie nun in der nächsten Zeit nutzen würde.

Es war alles da, was man so brauchte. Ein Badezimmerschrank mit Waschbecken und Spiegel an der Wand gegenüber, links daneben eine Dusche und rechts davon die Toilette. Zu ihrer Linken gegenüber der Dusche stand eine normale Badewanne. Wie der Rest des Hotelzimmers wurde auch das babyblaue Bad von indirektem Licht erhellt.

Kyoko ging zum Waschbecken hinüber, stellte den Kulturbeutel auf der Anrichte ab und begann sich den Reisetag vom Gesicht zu waschen. Als sie das Handtuch wieder weg hängte, dass sie zum Abtrocknen genutzt hatte, schob sie ihre Haare mit ihrer rechten Hand über den Kopf zurück und stützte sich mit beiden Händen auf der Ablage des Badezimmerschranks ab, während sie in den Spiegel blickte und beobachtete, wie die Strähnen ihres Haares wieder auf ihren Platz zurück rutschten. Sie seufzte.

Der Tag war irgendwie anstrengend gewesen. Am Morgen hatte sie in aller Ruhe gefrühstückt, gepackt und schließlich zu Mittag gegessen. Es war nichts ungewöhnliches geschehen und sie hatte sich sogar auf die Fahrt mit Kessy gefreut, bis diese abgesagt hatte und der Tag mit einem Mal eine Wendung genommen hatte, die ihr nicht ganz geheuer gewesen war.

Mal abgesehen von ihrer Haarbürste und ihren geliebten „Gammelklamotten“, die sie zu Hause hatte zurücklassen müssen, war die Fahrt aus der Stadt auch noch irgendwie zu einem verdammten Mienenfeld mutiert.

Dank Fuwa und seiner Marketingstrategie waren sie fast ständig an seinen Werbeplakaten vorbei gekommen. Er war sogar so dreist gewesen, dieses blöde Werbebanner in der Nähe ihrer Wohnung aufhängen zu lassen. Es war klar, was er damit bezweckte. Er wollte ihr zeigen, wie sie zusammen wirkten und der Sloagen auf ihren Beinen war auch nur all zu deutlich. Es war, als hätte er ihr seinen Namen eingraviert.

Sie seufzte erneut und ging zum Bett zurück, um schließlich doch noch ihre Tasche auszupacken und ihre Sachen in dem Schrank neben der Badezimmertür zu verstauen.

Eigentlich hätte sie sich nichts dabei gedacht, schließlich war es ein Job und das gehörte nun mal dazu. Außerdem war ihr so ziemlich egal, was er in seinem Frust anstellte, solange es ihrer Karriere nicht schadete. So etwas wie in Privatleben hatte sie ja im Moment ohnehin nicht.

Vielleicht hätte es ihr auch nichts ausgemacht, wenn sie nur seine Nachricht bekommen hätte, in der er ihr mitteilte, dass er trotzdem nicht aufgeben würde und alles daran setze, sie wieder zu kriegen. Kessy hatte sie ihr unterwegs über ihr Handy vorgelesen. Er hatte den Mist wohl bei LME abgeben lassen.

Nein, das wirklich Schlimme daran waren die angespannte Stimmung in Tsuruga-sans Wagen und Yashiros ständige Anspielungen gewesen, die die Stimmung nur noch weiter in den Keller getrieben hatten. Irgendwann hatte sogar sie genug gehabt und gebeten, das Radio einzuschalten. Das hatte zwar die Sticheleien gestoppt, aber die Atmosphäre hatte sich nicht gebessert. So waren sie fünf Stunden unterwegs gewesen, während sie Musik und einer Quizshow gelauscht hatten. Irgendwann war Sho’s Song erklungen und Yashiro hatte das Radio schnell wieder abgestellt, weshalb sie still weiter gefahren waren.

Sie konnte noch immer nicht verstehen, wieso es dazu gekommen war. Bislang war immer alles in Ordnung gewesen, wenn es um ihren Job gegangen war. Schließlich war es ihr Job gewesen und den hatte sie auch ordentlich erledigt. Weshalb Tsuruga-san also so merkwürdig war, konnte sie sich beim besten Willen nicht erklären. Dass sie keine Probleme gemacht hatte und alles gemacht hatte, was zu ihren Aufgaben gezählt hatte, war offensichtlich, aber was ihm nun die Stimmung verhagelt hatte, blieb ihr schleierhaft. Welchen Grund könnte er sonst noch haben, sich dermaßen über dieses Video und die dazu gehörige Promotion aufzuregen? Denn das es darum gegangen war, war Glas klar. Sonst hätte Yashiro nicht diese Anspielungen gemacht und das Radio abgestellt.

Kyoko stopfte ihre Tasche in das obere Fach ihres Schranks und schloss ihn. Wie sie sie dort wieder heraus bekommen sollte, war ihr noch unklar, aber es war der beste Platz dafür. Sie sah an sich herab und wünschte sich sehnlichst ihr ausgeblichenes grünes Top und die abgeschnittenen Jeans vom Morgen herbei. Sie schlüpfte in ihre Hausschuhe, ging um das Bett herum, öffnete die Balkontür und stellte sich an dessen Geländer, die Hände darauf abgelegt.

Der Portier hatte nicht gelogen, die Aussicht war umwerfend. Sie konnte nicht nur das Dorf erkennen, sondern auch die Dächer ihrer Location, die von Bäumen umringt zu sein schien. Weiter hinten erstreckten sich weite Felder und Koppeln über die Ebene.

Sie sog genüsslich die frische und so viel reiner Luft als in Tokio ein, während ihre einige Haarsträhnen aus dem Gesicht geweht wurden.

Mit der Brise, die ihr ins Gesicht wehte, waren ihre Erinnerungen an ihre Zeit mit Joe in Amerika zurückgekommen. Sie versuchte sich vorzustellen, wie ihr Leben verlaufen wäre, wenn sie nicht gegangen wäre, sondern versucht hätte, die Beziehung zu retten und vorran zu treiben. Es gelang ihr nicht. Vermutlich lag dieses Leben einfach schon zu weit zurück. Oder aber die Vorstellung wurde von ihrem gegenwärtigen Leben überlagert. Wenn sie so darüber nachdachte, wäre es wohl ohnehin nicht gut gegangen. Sie hatten sich schon eine ganze Weile vor ihrem Abflug von ihrer anfänglichen Beziehung entfernt.

Ihr Blick folgte einem Vogel, der auf Höhe ihres Balkons vorbei flog und sich schließlich die beiden Stockwerke zum Innenhof hinabgleiten ließ. Das dritte Stockwerk hatte schon seine Vorteile.

„Der Ausblick ist toll, nicht?“

Kyoko wandte sich erschrocken nach rechts um, um dem Besitzer der Stimme in die Augen zu sehen. Auf dem Balkon nebenan lehnte Tsuruga-san an einem der Fenster, die Arme vor der Brust verschränkt. Sein Jacket hatte er auf einen der Balkonstühle gelegt, so dass er nun lediglich ein weißes Hemd und die Hose seines Anzugs trug. Das Hemd hatte er sich am Kragen aufgeknöpft und die Ärmel waren bis zu den Ellenbogen hochgeschoben.

Er sah sie nicht an, was ihr merkwürdig erschien. Nach einem Moment des Schweigens wandte auch sie sich wieder der Aussicht zu: „»Toll« ist untertrieben.“

„Stimmt wohl.“

„Noch mal Danke fürs Mitnehmen.“, sie schluckte schwer. Die Atmosphäre war wieder so angespannt.

„War kein Problem.“, wieder so eine abgehackte Antwort. Sie wartete einen Augenblick, fasste sich und stützte sich mit ihren Unterarmen auf dem Geländer ab: „Tsuruga-san, ist alles in Ordnung?“

„Ja.“, in seiner Stimme schwang Verwunderung mit: „Und bei dir? Ist das Zimmer gut?“

Sie räusperte sich kaum vernehmlich: „Ja, aber das meinte ich nicht.“

„Was meintest du dann?“

Kyoko versuchte ihn aus den Augenwinkeln zu sehen, ohne sich zu ihm umzudrehen, allerdings verfolglos: „Sie sind heute so merkwürdig. Geradeso als hätte ich Sie mit irgendetwas verstimmt, als wir meine Wohnung verlassen haben.“

Sie hörte ihn seufzen, danach enstand eine Pause. Als sie wieder aus den Augenwinkeln zu seinem Balkon hinüber sah, erkannte sie, dass er nicht weit von ihr die gleiche Haltung eingenommen hatte wie sie und nach unten in den Hof blickte. Kyoko wandte ihm ihr Gesicht zu und runzelte die Stirn.

„Du hast nichts getan.“, Ren sah ihr offen in die Augen.

„Doch, irgendwas hab ich getan. Ich erknnes an ihren Augen.“

Er wandte den Blick wieder ab: „Du hast mir noch gar nicht erzählt, was sich verändert hat.“

Sie starrte ihn an. Das sie überlegte, was er meinte, stand ihr wohl offen ins Gesicht geschrieben, denn er erläuterte es ihr: „Du hast mir von deinem Zusammenleben mit den Hizuris, von deinen Jobs und der Umgebung erzählt, die du so zu Gesicht bekommen hast. Aber was dich so verändert hat, das hast du ausgelassen.“

„Sind Sie deshalb sauer?“, sogar in ihren eigenen Ohren klang ihre Stimme ungläubig.

Er seufzte wieder tief: „Ich bin nicht sauer. Du lässt dich nicht ablenken, stimmt’s?“

„Nein.“, sie wandte sich ihm vollends zu, den linken Arm auf dem Geländer, die rechte Hand selbstsicher in die Hüfte gestemmt.

Kyoko konnte ihm ansehen, dass er sich geschlagen gab. Auch er richtete sich auch, stützte sich jedoch weiterhin mit beiden Händen auf dem Geländer ab: „Du hast mir gar nichts von deinem Job bei Fuwa erzählt.“

„Darum geht es also wirklich?“, sie sah ihn überrascht an. Das es darum ging, hatte sie sich bereits gedacht, doch dass er versuchen würde, es vor ihr zu verbergen, war ihr neu.

Ren schwieg und sah dem Vogel unten im Hof beim Laufen zu.

„Ich wusste nicht, dass Sie meine Aufträge so sehr interressieren.“, sie klang amüsiert: „Worum genau geht es denn?“

„Wie ist es denn so gelaufen?“, die Frage klang zu beiläufig.

„Super.“, sie nahm seinen Tonfall an: „Sowohl das Video als auch das Fotoshooting lief einwandfrei. Ich bin nur froh, dass sie nicht die Fotos genommen haben, auf denen wir kuscheln, das wäre ja auch nicht so gut für seine jüngeren Fans gewesen.“

Er sah sie überrascht an, öffnete den Mund, um etwas zu sagen und schloss ihn wieder stumm wie ein Fisch. Sie war sich nicht sicher, aber es lag etwas Verletztes in seinem Blick.

Kyoko seufzte: „Das war ein Scherz. Ich habe meinen Job einwandfrei erledigt und bin gegangen.“

„Keine Verwirrungen?“

„Nein.“

Sie schwiegen erneut.

„Darf ich fragen, wieso du den Job angenommen hast?“, er klang bereits freier. Als hätte er eine Last abgeworfen.

Sie wandte sich wieder von ihm ab und stützte sich wie zuvor auf dem Geländer ab: „Ich hatte es Kuu Hizuri versprochen. Ich bin froh, dass ich es gemacht habe, denn es war befreiend.“

Er musterte sie lange und runzelte die Stirn. Als er wieder sprach, klang er leicht frustriert: „Das verstehe ich nicht.“

Ihr Herz klopfte ihr plötzlich bis zum Hals. Sie hatte ihm nichts von Joe erzählen wollen, aber um es ihm zu erklären, würde sie es tun müssen. Andererseits hatte sie eigentlich gar keinen Grund, es ihm zu verheimlichen. Er war nur ihr Sempai, also gab es keinen Grund dafür.

Kyoko schluckte schwer. Aber sie wollte es ihm nicht sagen. Das war wohl das eigentliche Problem. Dennoch wusste sie, dass es keinen Sinn haben würde, ihm nichts zu sagen, denn irgendwie fand er ja immer alles heraus und zu ihrem eigenen Verdruss wusste Sho davon, der es ihm bei Gelegeneit brühwarm auftischen würde.

Trotzdem: „In Amerika war ich weit genug von allem entfernt, was mich in irgendeiner Weise mit ihm in Verbindung gebracht hätte. Ich hatte Abstand und irgendwie hab ich dadurch zu mir selbst gefunden.“, sie klang nachdenklich, was allerdings daran lag, dass sie das Mienenfeld umgehen wollte: „Irgendwann war es mir egal, was mit ihm ist. Es interessierte mich einfach nicht mehr.“

Ren beobachtete sie genau und ließ sich ihre Worte durch den Kopf gehen: „Und Hizuri bestand darauf, weil?“

Sie schmunzelte: „Er wollte, dass ich mich ihm stelle und wirklich einen Schlussstrich ziehe. Das war auch nötig, denn nur so konnte ich mir selbst sicher sein.“

Er schnaubte: „Er war bestimmt begeistert.“

Kyoko schluckte kurz: „Eher weniger. Er wollte mir nicht glauben.“

Ren sah sie mitfühlend an: „Es wird ihm schon noch klar werden.“

Sie schenkte ihm ein kleines Lächeln, das er aufrichtig erwiederte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  federfrau
2015-05-05T11:47:21+00:00 05.05.2015 13:47
Super FF!! Habe sie in einem Rutsch durchgelesen und hoffe sehr, dass du so bald wie möglich weiter schreiben wirst!!
Von: abgemeldet
2011-12-14T16:36:12+00:00 14.12.2011 17:36
hallo,
ich nehm es ernst und versuche es bei den neueren kapiteln umzusetzen. bin dir auch wirklich dankbar, dass du mir so gute feedbacks gibst!es ist mir nämlich selbst gar nicht wirklich aufgefallen.
ich werd mir in den neueren kapiteln wieder etwas mehr mühe bei der tiefe geben!
Von:  Kyoko-Hizuri
2011-12-13T16:15:11+00:00 13.12.2011 17:15
das Kap ist in ordnung,
aber kann es sein das du deinen Schreibstil geändert hast?
es kommt mir so vor, wenn ich mir die ersten 12-13 Kaps durchlese und dann deine letzten 3...*hmmm*
du beschreibst seit kurzen viel mehr die Umgebung der Personen und gehst nicht mehr so in die Tiefe bei dem Inhalt des Geschehens ein,...das vermisse ich ein bisschen,...
sonst habe ich nichts zu bemerken^^
hoffe nur du schreibst noch weitere Kaps, du musst mein schreiben auch nicht so ernst nehmen, wenn du nicht willst!
bis bald,
Kyo-Hizu


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