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Grown up

Irgendwann wird jeder einmal erwachsen
von

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Grown up

"He, Bedienung! Lasst noch etwas Sake bringen!"

In dem Gasthaus schallte Gelächter durch die Runden. Zu den Abendstunden hatten sich bereits einige ausgelassene Herrschaften und auch Damen hier niedergelassen, um den Feierabend wohltuend ausklingen zu lassen oder um etwas zu feiern. Von hier und da stiegen süße Düfte empor von den leckersten Speisen und dem warmen Sake, der heute wieder einmal reichlich verteilt wurde.

Auch unsere Freunde aus Fushigi Yuugi hatten sich heute hier versammelt, um die Verlobung von Miaka und Taka zu feiern.

Ein Stuhl wurde schwungvoll zurückgezogen und ein gutgelaunter Nuriko ließ sich neben Tasuki sinken.

"Es ist lange her, dass wir alle so fröhlich beieinandersaßen! Und ich finde, wir haben uns auch eine Auszeit nach all den Strapazen redlich verdient", flötete er fröhlich drauf los und strahlte förmlich übers ganze Gesicht vor lauter Heiterkeit. Neben ihm goss sich Tasuki gerade den letzten Schluck Sake in seinen Becher, welchen er auch gleich darauf anhob und in einem Zug leerte.

"Strapazen. Da sagst'e was, Nuriko." Mit einem Klack stellte er den geleerten Becher wieder vor sich ab und stützte den Ellenbogen auf den Tisch, um seinen Kopf in die Hand zu betten. Etwas erschöpft noch von den letzten Begebenheiten ließ er seinen Blick schweifen.
 

Miaka und Taka hatten es sich ihm gegenüber an dem großen, runden Tisch auf ihren eng beieinander stehenden Stühlen bequem gemacht. Die leichte Röte in Miakas Gesicht und das selige Lächeln auf Takas Lippen ließ darauf schließen, dass sie heute ausgelassen waren. Sie wirkten irgendwie frei auf Tasuki. Auch Mitsukake und Hotohori, welche noch kurz etwas frische Luft schnappten, wirkten entspannt.

Chichiri, der soeben noch den kleinen Chiriko nach oben in eines der Gästezimmer gebracht hatte, damit er sich erholen konnte, ließ sich auf den anderen freien Platz neben dem Rothaarigen nieder.

"Haaa~, Chiriko ist sofort eingeschlafen, no da. Die letzte Zeit war bestimmt nicht leicht für ihn, no da." Auf seinem Gesicht war das typische, zufriedene Lächeln seiner Maske zu erkennen. Aber anhand der Wärme in seiner Stimme war da kein Zweifel, dass er wohl tatsächlich nach all dem Stress und der Aufregung endlich wieder die Ruhe selbst war.

Gerade kam die Bedienung mit einem weiteren Tablett dreier Tonkannen mit noch wohlig dampfendem Sake und stellte solches mittig des Tisches. Mit einer angedeuteten, höflichen Verneigung entfernte sich die junge Frau sofort wieder, um die nächsten Gäste zu bedienen.

"Er ist für sein Alter richtig erwachsen", flötete Nuriko gutgelaunt weiter, wobei er sich den Becher von Tasuki schnappte und eben diesen mit zwei weiteren Bechern – einen für sich selbst und einen für Chichiri – mit dem noch heißen Sake füllte. Anschließend verteilte er jene an seine beiden Freunde und prostete auch zu den anderen in der Runde herüber.

"Er is' 'n richtig taffer Bursche", brummelte Tasuki leise vor sich hin, während er nach seinem Becher langte und den wohlig duftenden Reiswein betrachtete.

"Eigentlich ein Jammer, dass schon so junge Kinder in so ernste Sachen mit reingezogen werden, no da." Ein nachdenklicher Ausdruck spiegelte sich auf der sonst so fröhlichen Maske des Mönchs wieder. Doch als er an den fröhlichen Jungen dachte, der gerade oben in seinem Gästezimmer schlief, hellte sich seine Miene schnell wieder auf.

"Das können wir uns halt nich' aussuchen. Niemand von uns. Wir hatt'n alle keine wirkliche Wahl." Kurz seufzte Tasuki, ehe er einen Schluck vom Sake nahm. Es tat gut, wie der warme Alkohol seine Kehle hinab kribbelte. "Aber trotzdem haben wir's doch geschafft, oder nich'? Wir haben uns alle gut geschlagen." Neben ihm lachte Nuriko kurz auf, ehe auch er zum Trinken ansetzte.

"Ja, das ist wahr. Es war nicht leicht, aber wir haben alle unser Bestes gegeben und zusammengehalten. Hey, und immerhin war das auch alles nicht umsonst. Wir hatten schon lange nicht mehr diese Ruhe." Nochmal lachte er kurz vergnügt, ehe auch er einen guten Schluck von seinem Reiswein nahm, um dann fortzusetzen: "Es ist schön, wieder so beisammen zu sein, nicht wahr?"

Tasuki fing seinen Blick auf, wandte sich aber gleich darauf zur anderen Seite und blickte auf Chichiri, welcher etwas verträumt in seinen Sakebecher hinein lächelte. Ob er auch unter seiner Maske gerade dieses Lächeln trug? Oder ob ihn vielleicht doch irgendwas beschäftigte?

Sein Blick wurde auf die beiden Männer gelenkt, als sich Hotohori und Mitsukake mit zu der Runde gesellten. Unter der leichten Jacke des Ältesten lugte das weiße Köpfchen von Neko-Tama heraus. Auch ihnen goss Miaka sogleich lächelnd je einen Becher von dem warmen Sake ein und die gesamte Runde ihm gegenüber wirkte ausgelassen, entspannt.

"Tasuki?" Fragend wandte sich der ehemalige Räuber nach links, wo ihn ein nachdenklicher Nuriko ansah. "Ist alles okay mit dir? Du bist so auffallend ruhig heute – und das trotz dem Sake." Auch Chichiri hatte seinen Blick mittlerweile wachsam auf seinen Freund gerichtet. Mit einem weiteren Zug leerte Tasuki schließlich seinen Becher und stellte ihn abermals mit einem lauten Klacken vor sich auf dem Tisch ab. Seufzend fuhr er sich einmal mit der rechten Hand durchs Haar, als hätte er einen Kater, ehe er mit einem nachdenklichen Blick hinüber zu Miaka und der Meute sah.

"Sie alle… haben sich irgendwie verändert", murmelte er leise, in seinen Gedanken versunken, vor sich hin, doch die beiden Männer neben ihm hatten ihn sehr wohl verstanden. Auch sie folgten dem Blick des Räubers und sahen nun geschlossen zu der ausgelassenen Gruppe ihnen gegenüber. Miaka lachte laut, als Taka ihr übers Haar strich, und neben ihr schmunzelte Hotohori in sich hinein. "Also, ich mein'… Sie alle sin' irgendwie erwachsener geworden. Also, nich' so wie Chiriko, aber ihr wisst schon", versuchte er weiterhin in seinem gedämpften Ton zu erklären.

Nach einiger Zeit wandte Nuriko seinen Blick als Erster von den anderen ab und sah über Tasuki hinweg hinüber zu Chichiri. Auch der Mönch warf seinen Blick nur kurz darauf zu Nuriko hinüber und beide fingen an zu schmunzeln. Sacht legte Nuriko seine Hand auf Tasukis Schulter und beugte sich ein wenig zu ihm hinüber.

"Naja, wenn man so viel gemeinsam durchstehen muss, dann reift man natürlich auch miteinander. Das ist doch ganz klar. Und auch du bist da keine Ausnahme, Tasuki." Etwas verwundert sah der Angesprochene nun auch von der fröhlichen Truppe auf der anderen Seite des Tisches weg und empfing ein freundschaftliches Zwinkern von dem Dunkelhaarigen an seiner Seite.

"Was?! Wie, ich…?!"

"Nuriko hat Recht, no da." Als sich Tasuki irritiert zur anderen Seite umwandte sah er gerade noch, wie Chichiri gerade seine Maske richtete. Erst dachte er, er wolle sie abnehmen. Doch der Mönch hatte es sich wohl doch nochmal anders überlegt – oder Tasuki hatte es sich nur eingebildet. "Wenn sich meinereiner so zurückerinnert… Du bist auch nicht mehr der aufbrausende Unruhegeist von früher, no da."

"Aus dir ist ein richtiger Mann geworden", fügte Nuriko, wieder sanft lächelnd, Chichiris Aussage hinzu, welcher darauf ebenfalls wieder zu Tasuki hinüber lächelte.

Tasuki dagegen wandte seinen ungläubigen Blick wieder von den beiden Freunden ab und langte, zum wiederholten Male an diesem Abend, nach dem Sakegefäß, um sich einen weiteren Becher einzugießen. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, leicht peinlich berührt, dass Miaka ihn dabei mit einem fragenden Blick bedachte. Nur kurz schwenkte er den kleinen Tonbecher mit den feinen, handgefertigten Verzierungen in seiner Hand sacht umher, bis er es mit einem einzigen Zug auch schon wieder leerte. In seinem Kopf hallten die Worte seiner Freunde wider und er tat einen lauten Atemzug, ehe er den Becher erneut vor sich auf dem Tisch abstellte.

"Ich muss aufs Klo!", brüllte er schon fast und schob beinahe zeitgleich seinen Stuhl mit einem Ruck zurück, um sich zu erheben. Er vermied es, in die fragenden Gesichter seiner Freunde rund um den Tisch zu blicken und wandte sich sofort zum Gehen um.

"Du solltest nicht so viel trinken!", hörte er noch Nuriko rufen, ehe er sich an Gästen und Bediensteten eilig vorbeigedrängelt hatte, um die Tür zu erreichen und an die frische Luft zu treten.
 

Draußen ging er noch einige wenige Schritte und in seinem Kopf rasten die Gedanken vollkommen wirr umher.

<"Aus dir ist ein richtiger Mann geworden.">, hallten Nurikos Worte in seinem Kopf noch immer nach und Tasuki ballte die Hand zur Faust. So fest, dass es schon fast wehtat.

Was meinte er damit? Okay, mag sein, dass er ruhiger geworden war. Aber wollte dieser Kerl damit ausdrücken, dass er all die Zeit nichts weiter als ein ungestümer Bengel gewesen war? Ein Möchtegern? Pah! Vielleicht war das ja gar eine Anmache. Tasuki jedenfalls war verwirrt, was das zu bedeuten hatte.

Nach einiger Zeit vernahm er Schritte neben sich, die nicht weit von ihm anhielten. Er hob leicht seinen Blick und wandte den Kopf, welchen er mittlerweile in seiner Kauerposition auf seine Arme gebettet hatte, welche um seine angezogenen Knie lagen. Er erkannte das leise, vertraute Klirren von Chichiris Wanderstab. Ohne einen weiteren Blick in Richtung des vertrauten Freundes starrte Tasuki nun wieder nach vorne über die dunkle, kühle Wiese.

"Was sollt' das? Wolltet ihr euch irgendwie über mich lustig machen?", fragte der Räuber nach einigen Momenten des Schweigens in die Stille hinein an Chichiri gewandt. Seine Stimme klang dabei ruhig und beherrscht, doch Chichiri konnte die Aufregung förmlich spüren, als wäre es seine eigene.

"Wie kommst du darauf, Tasuki?"

...

Schweigen.

Es vergingen Minuten, bis sich Tasuki durch ein genervtes Stöhnen wieder bemerkbar machte.

"Was sollte Nurikos Kommentar? Von wegen, ich bin jetzt 'n Mann. JETZT?! Was zum Geier soll ich denn vorher gewesen sein?!" Die Aufregung brach immer mehr über ihn herein, was nicht zuletzt deutlich daran zu erkennen war, dass sich die ungewöhnlich gut ausgeprägten Eckzähne unter Tasukis Oberlippe hervorgeschlichen hatten und nun im Mondlicht förmlich blitzten.

<Wie bei einem Wolf…>, ging es Chichiri bei diesem Anblick durch den Kopf. Mit einem kaum hörbaren Seufzen ließ er sich aber schließlich neben Tasuki ins Gras sinken und legte seinen Stab neben sich ab. Auch er winkelte sein rechtes Bein an, während er das linke vor sich ausstreckte. Seinen rechten Arm stütze er leicht aufs Knie auf und nahm eine entspannte Pose ein.

"Meinereiner denkt, du hast ihn einfach nur missverstanden, no da. Nuriko wollte dir damit nichts Böses anhängen, no da."

Ein leises, verächtliches Schnaufen kam von seinem aufgebrachten Freund zur Antwort.

"Meinereiner will versuchen, es dir anders zu erklären." Nun hob er seine Hand und Tasuki beobachte aus dem Augenwinkel heraus, wie sein Freund nun tatsächlich die Maske abnahm. Ihm war mittlerweile bewusst, dass er das vor allem dann tat, wenn er unterstreichen wollte, dass er etwas ernst meinte. Also beschloss er, sich vorerst sämtliche Gegenkommentare zu verkneifen und seinem älteren Freund ruhig zuzuhören. "Ich für meinen Teil erinnere mich noch an damals, no da. Als Miaka damals mit dir als neu gefundener Seishi zum Palast zurückkehrte, während meinereiner Hotohori vertreten hatte." Er pausierte kurz und Tasuki erkannte ein Schmunzeln auf den Lippen des Freundes. "Erinnerst du dich noch? Das war die Zeit, in der Tamahome in der Gewalt der Seiryuu-Seishi war und schließlich unter Nakagos Bann stand. Am nächsten Tag hattest du dich mir förmlich aufgedrängt, Miaka und mich zu begleiten, um Tamahome zu retten, no da."

Eine leichte Röte stieg in Tasukis Gesicht und er wandte seinen Blick peinlich berührt ab, während auch er sich erinnerte.

"Ach das meinst’e…"

"Ich muss schon sagen, ich war beeindruckt, no da. Für dein Alter warst du wirklich mutig. Und anständig, dass du dich gegenüber Tamahome gezügelt hast, als dich Miaka um Rücksicht bat, no da."

"Erinner' mich bloß nich' daran!", entfuhr es Tasuki laut und auch er winkelte seine Beine nun so, dass er ebenfalls in der Position seines Freundes gegen den Baum hinter sich gelehnt saß. Er fuhr sich erneut durch das feuerrote Haar, als wäre es ihm unangenehm, an jene Szene zurückzudenken. "Hätt' mich Miaka nich' unter Tränen drum gebeten, ich schwör', ich hätt' Tama damals umgebracht! Ha, wie ich's hasse, wenn Weiber dauernd gleich heulen müssen!" Erneut schnaufte er verächtlich, was Chichiri ein weiteres Schmunzeln bescherte.

"So hatte meinereiner dich damals kennengelernt. Etwas übereifrig, aber das Herz am rechten Fleck, no da."

Erneut trat Schweigen ein und die beiden Männer starrten nachdenklich vor sich hin.

"Meinereiner will dich jetzt nicht an jede Kleinigkeit aus der Vergangenheit erinnern, no da. Aber wenn du selbst mal zurückdenkst: Du warst meistens immer mit großer Klappe schnell voraus und hast nicht nur dich, sondern auch uns damit ab und an in Schwierigkeiten gebracht, no da. Aber die Zeit, die Erfahrungen mit all den Geschehnissen der letzten Zeit, haben dich reifer gemacht."

<Die Geschehnisse der letzten Zeit…>, schoss es Tasuki durch den Kopf und er senkte den Kopf zurück auf sein angewinkeltes Knie. Die Augen hatte er geschlossen, während die Erinnerungen in schnellen, aber doch deutlichen Bildern an ihm vorüberzogen.
 

Er hatte sich in der vergangenen Zeit öfters ähnliche Gedanken gemacht, wie die, die ihn jetzt wieder befielen. Immer wieder war ihm aufgefallen, dass er sich anders verhalten hatte, als er sich selbst kannte. Und er wusste nie, wieso. Er hatte immer rein aus dem Impuls heraus gehandelt. In all den Situationen, in denen er sich in Gefahr gebracht hatte, um Miaka oder seine Freunde zu beschützen. Klar, dass er einen Freund nicht im Stich lassen konnte war für ihn nichts Neues. Schon als er noch am Berg Reikaku war empfand er diese Verantwortung, sich für das, wofür er selbst stand, einzusetzen und einzubringen. Aber das alles war so enorm in ihm angestiegen, seit er sich entschlossen hatte, Miaka zu folgen und seine Pflicht als Seishi zu erfüllen. Obgleich er keine Frauen mochte und er anfangs misstrauisch gegenüber diesem durchgeknalltem Mädchen gewesen war, empfand er mehr denn je dieses Pflichtgefühl, sie zu begleiten und sie als Hüterin zu beschützen. Das alles wurde immer abgedrehter, je besser er die anderen noch kennenlernte.

Er erinnerte sich noch gut an die Szene, in der er gegen Tamahome gekämpft hatte, als jener unter Nakagos Bann stand. Wie könnte er das auch jemals vergessen? Miaka zuliebe hatte er selbst aufgehört zu kämpfen und wäre dabei beinahe ums Leben gekommen, wenn Chichiri ihn nicht gerettet hätte. Komisch, normal hätte er niemals einen Kampf einfach so abgebrochen oder hätte sich freiwillig als Verlierer hingestellt. Aber damals war es eben so.

Auch die Tatsache, dass er auch in späteren Situationen keine Sekunde gezögert hatte, Miaka oder die anderen zu beschützen, traf ihn nun wie ein Stich mitten ins Herz. Er hatte nie auch nur eine Sekunde gezögert. Weder, als er Miaka via Mund-zu-Mund-Beatmung wieder ins Leben holen musste – diese Erinnerung ließ ihm die Röte ins Gesicht steigen – noch, als er sich für sie vor die Giftschlange warf. Oder auch, als sie von Hikou entführt wurde – er hätte Chichiri auf Knien angefleht, ihn mitzunehmen um sie zu befreien, damit er seine Schuld wieder begleichen konnte, als er selbst unter dem Wasserzauber von Hikou stand und sie beinahe mit Gewalt zu werweißwas gezwungen hätte. Das erschien ihm selbst jetzt noch unverzeihlich. Aber auch da hatte er sich selbst bewiesen, dass die Freundschaft für ihn stärker war als jeder Zauber. Selbst, als Miakas Bruder nach seiner und Chichiris Hilfe verlangte, hatte er keine Sekunde gezögert – obwohl er Keisuke nicht kannte, war er der Bitte gefolgt und hatte sich mit Chichiri in die ihm fremde Welt begeben.

"Ich kann Weiber nich' leiden…", stammelte er schließlich, doch von Chichiri kam keine Erwiderung. Noch immer schmunzelte er seelenruhig. Tasuki seufzte leise. "Aber die Kleine is' echt 'ne Wucht. Wenn ich nochma' die Wahl hätt', ich würd' ihr wieder folgen – ganz gleich, ob sie nu' 'ne Hüterin wär' oder nich'. Denk' ich."

Der Ältere hob nun seine Hand, um dem Jüngerem durch das locker zurückgelegte Haar zu wuscheln. Wieder stieg Tasuki die Röte ins Gesicht, da ihn diese aufmunternde Geste seines wohl besten Freundes verlegen machte.

"Genau das meinte Nuriko, no da. Genau diese Denkweise, die du jetzt nach all dem hast, hat dich reifer gemacht. Der ungebändigte Junge von damals ist zu einem richtigen Mann geworden, no da. Also Kopf hoch, Tasuki. Wir werden alle irgendwann älter, no da." Nun endlich schlich sich auch ein schemenhaftes Lächeln auf das Gesicht des Räubers und er seufzte abermals leise. "Na los, gehen wir wieder zu den anderen. Bestimmt sorgen sie sich schon, no da." Mit den Worten setzte Chichiri wieder seine Maske auf und erhob sich. Als er wieder auf den Beinen war und seinen Wanderstab aufgehoben hatte, welcher aufmunternd klirrte, reichte er seinem Freund die Hand. Ohne zu zögern – wie damals auch so oft – reagierte Tasuki aus seinem Herzen heraus und ließ sich aufhelfen.
 

"Nanu, da ist er ja wieder! Hey, Tasuki! Was war denn los? Hattest du etwa Verstopfungen?"

Mit einem Satz war der Rothaarige nach vorn gesprintet und verpasste Nuriko einen gezielten Schlag mit dem Harisen gegen seinen Hinterkopf.

"Von wegen, Verstopfung! Ich geb' dir ma' gleich 'ne Verstopfung, dass'e nich' mehr sitzen kannst, alte Schwuchtel!" In den bernsteinfarbenen Augen blitzte Kampfgeist auf, die den anderen schon so bekannt war. Der Streithahn war wieder in dem Räuber erwacht. In der vertrauten Truppe brach schallendes Gelächter aus, während sich Nuriko schmerzlich den Kopf rieb. Dennoch zeigte er keinen Zorn über den plötzlichen Ausbruch, sondern zwinkerte ihm nur kameradschaftlich zu.

"Na also, das bist wieder du. Na los, lass uns noch einen trinken!"

<Eigentlich hat er sich doch kein bisschen verändert, no da.>, dachte Chichiri still bei sich, wobei er kurz leise seufzte, dann aber wieder zufrieden lächelte und sich zurück auf seinen Platz begab. Ein wenig verdattert blickte sich Tasuki in der Runde um, noch immer den flammenden Harisen in der Hand. In den Augen seiner Freunde lag Wärme und in ihm breitete sich das wohlige Gefühl von Geborgenheit aus.

Das waren seine Freunde. Mehr, als nur Kameraden.

Nein, ehrliche Freunde, die immer zu ihm standen und bei denen er sich sicher war, er würde auch künftig weiterhin jederzeit seinen Hals riskieren, um sie zu beschützen. Mit allem, was ihm zur Verfügung stand.
 


 

~ ~ ~ ~ ~ Owari ~ ~ ~ ~ ~
 



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