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My Beloved Target

Gin&Rye-FBI VS. Black Organization
von

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Aberrance

„Darf ich dir Sherry vorstellen?“

Einige kurze, rotblonde Strähnen fielen in das Gesicht der jungen Frau, als sie sich auf japanische Art zur Begrüßung verbeugte. Ihr Gesicht war eine nichtssagende Maske, die hübschen blauen Augen zwei gläserne Murmeln die ins Leere blickten. Sie wirkte beherrscht, wie jemand der nicht schnell die Kontrolle verlor, oder jemand, der sich einen Schutzmantel zugelegt hatte und der sich nun in seinen sicheren Kokon zurückzog, um der grausamen Realität zu entfliehen. Obwohl sie den Kopf meistens gesenkt hielt und er nur einen flüchtigen Blick auf ihr Gesicht erhaschen konnte, konnte er doch erahnen, dass sie noch sehr jung sein musste, jung und zerbrechlich und doch forschte sie für die Organisation, stellte Todestrank um Todestrank her, wie eine besonders faszinierende Spinne, die ihre Opfer mit einem diamantenen Netz anlockte, nur um sie dann zu verspeisen. Aus irgendeinem Grund gefiel ihm der Gedanke.

„Sie ist Akemi Miyanos jüngere Schwester.“, flüsterte ihm Vermouth leise zu, sodass es von der jungen Forscherin unbemerkt blieb.

„So ist das also.“ Interessant. Das ist also die Schwester der Frau, die dem guten Rye den Kopf verdreht hat – oder die sein Sprungbrett in die Organisation war.

Auf einmal musste er grinsen.

Du schnappst dir ein unteres Mitglied, horchst es aus und verkaufst dann, bereits siegesgewiss Informationen an den Boss, um nicht nur schnell reinzukommen, sondern auch schnell aufzusteigen, wirklich nicht schlecht Rye, nicht schlecht… So viel Durchtriebenheit hätte ich vom FBI gar nicht erwartet. Und von dir auch nicht…

Obwohl er gezweifelt hatte – wirklich gezweifelt – glaubte Gin nun nicht mehr daran, dass Rye der Organisation gegenüber loyal war. Er konnte sich nicht erklären, warum Rye bis zuletzt darauf appelliert hatte, nur, um mit seinem Brief alles zunichte zu machen. Immerhin sprach es doch Bände, dass er mit dieser Angel zusammengearbeitet hatte und wer hätte ihn eingeschleust haben sollen, wenn er damals noch nicht bei der Organisation war. Wer blieb da noch übrig?

Warum? dachte er, warum hast du letzten Endes noch einmal darauf bestanden, dass du unschuldig bist? Damit ich dich nicht töte? Oder…
 

„Warum hast du mich hergebracht, Vermouth?“ Hastig unterbrach er seine wirren Gedanken. Blödsinn. Das war alles Blödsinn. Er würde Rye finden und töten, das war sein Auftrag, das war, was er tun musste, was er gleich hätte tun müssen, als er diese grünen Augen erblickt hatte. Diese Augen…

„Wie du sicher schon gehört hast, ist Sherry die derzeitige Leiterin unseres Wissenschaftsteams.“

Er nickte nur.

„Erinnerst du dich an den Vorfall im alten Polizeipräsidium? Sowohl du, als auch Rye wurden damals verletzt, wobei deine Verletzungen sehr viel schwerwiegender waren und Rye wie durch ein Wunder wieder auf den Beinen war, bevor man bis 3 zählen konnte. Das hat sowohl den Arzt, als auch das Forschungsteam verwundert, weshalb wir sein Blut untersuchten, und…“

„In Ryes Blut lässt sich eine Anomalie finden.“ Das Mädchen hob den Kopf und sah die beiden an. Zum ersten Mal konnte Gin etwas wie Stärke in ihrem Gesicht erkennen. So, wie sie jetzt sprach wirkte sie nicht mehr wie das verschüchterte Mäuschen, das ihm anfangs entgegengetreten war. War das das Gesicht unter der Fassade? Etwas in ihm regte sich. Die Frau war interessant, sehr interessant. Auf eine gewisse Weise, die er nicht benennen konnte, reizte sie ihn, wie ein unbekanntes Spiel, eine Idee, die noch ungreifbar war, solange, bis man es wagte, sie auszusprechen. Sherry. Er nahm sich vor diesen Namen nicht allzu schnell zu vergessen.

„Um was für eine Anomalie geht es hier?“

„Nun, genau das ist die Frage.“ Sie ging zu einem schmutzig grauen Tisch und hob ein Klemmbrett auf, auf dem einige wissenschaftlichen Daten vermerkt waren, die vermutlich niemandem sonst etwas gesagt hätte, für sie aber trotz ihres Alters ein offenes Buch waren. „Wir wissen noch nicht genau was es ist, es erinnert ein bisschen an die Spuren eines Doping-Mittels abgesehen von der Tatsache, dass es dauerhaft nachweisbar zu sein scheint und er es wohl nicht regelmäßig einnimmt.“ Gin stutzte. In seinem Kopf ratterte es. Ich weiß, was ich gesehen habe.

„Es ist also möglich, dass ihm diese andere Organisation eine Art Superdroge gespritzt hat?“, frage Vermouth, die scheinbar bereits über das Thema Basilisk informiert worden war. Offenbar hatte der Boss bereits recherchiert – oder recherchieren lassen – nachdem Gin ihn informiert hatte.

„Das ist das, worauf ich hinauswill. Rye besitzt herausragende Fähigkeiten in zahlreichen Bereichen und sein Körper heilt unglaublich schnell… Entweder, er ist also aus einem schlechten Vampirfilm entstiegen und geht nachts auf Blutjagd oder diese Organisation hat ihn als Versuchsobjekt missbraucht.“

„Und jetzt wollen sie ihn wiederhaben.“, beendete Gin den Gedanken. So war das also. War das im Zug also ein Test gewesen? Hatten sie allen Ernstes versucht auf diese plumpe Art und Weise zu überprüfen, ob die Superdroge wirkte und Rye immer noch herausragende Fähigkeiten hatte? Fast hätte Gin gelacht. Waren diese Idioten nicht draufgekommen, dass ein gesunder Menschenverstand vollkommen ausreichte, um etwas Derartiges zu vollbringen? Und welche Rolle spielte Angel? War es möglich, dass der Übergriff nicht autorisiert worden war? Ein Test? War es am Ende Angel, die sie hatten testen wollen? Hatten diese Typen ohne das Wissen ihres Bosses gehandelt, getrieben von Zweifeln und Missgunst? War es ihr Ziel gewesen Rye zu schnappen und Angel bloßzustellen, als Verräterin zu entlarven und aufs Schafott zu führen?

„So sieht es aus.“

„Dann besteht kein Zweifel, dass sie Rye haben.“ Gin blickte nachdenklich hoch zu einer flackernden Neonröhre, in der einige Fliegen durch die Hitze mittlerweile zu blutigem schwarzen Brei verklumpt waren. Eine einzelne kämpfte gerade kraftlos surrend ihren aussichtslosen Todeskampf.

Es sind keine Menschen…

„Immerhin werden sie ihn nicht töten. Zumindest nicht, falls sie die Droge brauchen.“

Gin schnaubte. „Was interessiert uns das? Rye ist ein Verräter! Sollen sie ihm doch die Haut abziehen und ihn auffressen, wenn es schon irgendwelche kranken Monster sein sollen.“ Er klang betroffener als beabsichtigt, was ihn rasend vor Wut werden ließ. „Wir müssen ihn sowieso töten, diesen…“

„Beruhige dich.“ Vermouths Stimme zerschnitt seine Raserei mit der Schärfe einer Klinge. „Ich habe klare Anweisungen vom Boss ihn leben zu lassen. Wir sollen ihn befreien und die Superdroge untersuchen. Womöglich könnte sie uns bei unserer Forschung helfen.“

Für einen kurzen Augenblick trafen ihre Augen die der Wissenschaftlerin. Gin bemerkte es, sagte aber nichts, seine Gedanken waren immer noch bei Rye. Warum? Warum musste ich Recht haben?

„Die Droge würde uns sehr weiterhelfen, zweifellos, deshalb ist unsere einzige Möglichkeit derzeit, Rye zu retten und ihn hierherzubringen. Womöglich können wir sogar ein paar Proben sicherstellen oder gar ein paar ihrer Unterlagen, wobei dieser Wunsch natürlich beinahe utopisch ist.“ Sie lächelte ein wenig geheimnisvoll, was ihre Art zu Lächeln zu sein schien. Ein sonderbares Mädchen. Aus irgendeinem Grund konnte Gin seine Augen nicht von ihr lassen. Eine Spinne in ihrem diamantenen Netz. Und ich bin die Fliege…

Er musste ebenfalls lächeln. Kalt. Die Fliege, die mit ihren Flügeln das Netz zerreißt und die arme Spinne in die Tiefe stürzen lässt. Wollen wir sehen, wie es dir ohne dein hübsches Netz geht? Ohne ihre Fäden ist jede Spinne machtlos.

„Der Boss will also, dass wir ihn befreien?“

„Genau.“ Vermouth nickte. „Das Hauptquartier befindet sich nach unseren neusten Erkenntnissen in Thailand, wo genau, ist noch nicht klar, aber Bangkok ist als Ort für den Hauptsitzt erst einmal am Wahrscheinlichsten.“

Gin hob die Augenbrauen. „Verstehe ich das richtig? Der Boss will, dass wir zu dritt in einen Flieger steigen, um nach Bangkok zu fliegen, eine riesige Organisation, die angeblich aus echten Monstern besteht, deren Blicke töten können, herausfordern, eine Superdroge stehlen und einen FBI-Agenten befreien?“

Vermouth lächelte nur.

„So ist es, Darling.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Night_Baroness
2012-07-14T11:08:52+00:00 14.07.2012 13:08
Freut mich, dass es dir immer noch gefällt! :D
Vielen Dank für die ganzen Kommentare. :3
Naja, durch den Brief wird es ja indirekt klar, immerhin sagt Rye, er wäre in Basilisk eingeschleust worden und kam erst danach zur BO, zwar ist es nicht eindeutig, dass Rye nicht auch seine Treue an die BO verkauft hat, doch Gin malt natürlich mal wieder den Teufel an die Wand. ;)
Ja, das mit der Superdroge ist mir eingefallen, weil alle immer meckern, dass Shuichi so ein perfekter Superheld ist, da dachte ich mir "Hey, dann erklär ich doch mal, warum es so ist". xDD
Ich kann jedenfalls versprechen, dass es spannend weitergeht, weil es ja auch langsam aufs Finale zugeht! :)

LG
Von:  Crimson
2012-07-14T07:13:45+00:00 14.07.2012 09:13
Oh es ist jetzt also ganz offiziel, dass Rye zum FBI gehört? Warum hab ich das vorher nicht schon mitbekommen -.- Bin ich langsam xD
Und Sherry ist aufgetaucht ^O^ Einfach klasse, wie du sie beschreibst und wie sie vom grauen Mäuschen zu einer interessanten Frau für Gin wird.
Das Kapitel ist wieder mal eine Wucht. Ich bin begeistert. Die Idee mit der Superdroge ist einfach gewaltig!! Und Gin zeigt Gefühle >///<
>Warum musste ich Recht haben?< Also wenn das nicht schreit, warum kannst du dummer Idiot nicht einfach zu unserer Organisation gehören ohne ein Spion zu sein xD
Ich kann nur sagen ich bin gespannt, wie das weitergeht, da haben sie ja ganz schön was vor ;)

cucu
Crimson


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