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Medicate

Hijikata Toshizo x Okita Soji
von

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fünf

„Fröhliches Lachen… Die vertraute Stimme spricht… Trauer überkommt.“ Leise flüsternd wiederholte er das kurze Haiku-Gedicht. Es war zwar kein Meisterwerk, aber Hijikata fehlte es an Konzentration. Zu oft dachte er an das Geschehene zurück. Soji und Ito. Wieso hatte er so maßlos übertrieben? Eifersucht passte nicht zu ihm. Außerdem war sie unbegründet, denn Soji würde in seinem kränklichen Zustand keine Gedanken an Affären verschwenden. Es sei denn… er verdrängte es lieber.

Noch ein Zug. Er inhalierte den Rauch mit vollem Genuss. Den restlichen Tag hatte er mit Haiku schreiben und Rauchen verbracht. Zudem war er endlich zu der Entscheidung gekommen, Okita beim Rundgang zu begleiten. Unter vier Augen würde sich das Missverständnis besser klären lassen, abseits von Störfaktoren wie Takeda und Ito.

Toshizo legte sich die schwarzweiße Shinsengumi-Uniform an und mit der Pfeife im Mundwinkel trat er aus seinem Zimmer. Der Qualm entwich und Hijikata sog die klare Abendluft ein. Die Suche nach Soji war von kurzer Dauer, dieser wartete ungeduldig am Haupttor. Seine Männer rückten an, die ihn während der Patrouille begleiten und unterstützen sollten. Damit musste er leben, er würde sie nach beendeter Mission zurück ins Quartier schicken lassen. „Soji!“

Erst jetzt schien der Jüngere ihn zu bemerken, das Aufblitzen in seinen Augen war schwach zu erkennen. „Hijikata-san.“, wisperte dieser leise.

„Ich begleite dich, wir müssen reden.“

Er wandte sich demonstrativ ab. Die Männer schickte er mit einem Wink an, ihm zu folgen, was sie ohne zu zögern taten.

Er war beleidigt, ohne Frage. Aber das war auch kein Wunder gewesen, er hatte aus persönlichen Motiven gehandelt und ihm eine lächerliche Strafe auferlegt. Sobald sie unter sich waren, würde er sich entschuldigen und Wiedergutmachung leisten.

So schweigsam wie heute war Soji schon lange nicht mehr gewesen… und irgendwie schien diese Verschwiegenheit auf ihn abzufärben, denn der Vizekommandant sprach kein einziges Wort, erst, als sich die Truppe von ihnen verabschiedete.

„Was ist heute los mit dir, Soji?“, wollte der schwarzhaarige Mann wissen, bevor er die etwas unangenehmere Frage stellen würde.

„Es ist nichts.“ Der Truppenführer sah in seine Richtung. „Ihr macht Euch zu viele Gedanken.“

„Wenn du meinst. Egal. Anderes Thema. Takeda hat vorhin behauptet, sich mit dir auf angenehme Art versöhnt zu haben. Kannst du mir sagen, auf was für eine Art ihr euch bitteschön versöhnt habt?“ Der letzte Satz klang wie ein Vorwurf, das stellte er leider zu spät fest.

„Auf angenehme Weise eben. Was versteht Ihr darunter nicht? Wir haben uns ein wenig amüsiert, kaum der Rede wert.“ Er kicherte vergnügt. Es machte doch tatsächlich Spaß, ihn damit zu necken. Kichisaburo liebte es, Männer um den Verstand zu bringen – egal wie.

„Sag, dass das nicht wahr ist!“, befahl er in einem barschen Ton und widerstand dem Drang, den falschen Soji anzuschreien.

„Dann müsste ich wohl oder übel lügen.“ Der als Okita getarnte Killer wirbelte herum, mehrere Schritte kamen in ihre Richtung. Feindliche Ronin.

„Wen haben wir denn da? Ich habe noch nie eine Frau bei der Polizei gesehen.“, sagte einer der Männer vergnügt und betrachtete Okita fasziniert, aber mit einem Hauch von Spott. Entweder sie waren lebensmüde oder unwissend, nicht verstehend, dass sie zwei Mitglieder der Shinsengumi beleidigten. Aber Unwissenheit schützt nicht vor Strafe. Gerade, als Hijikata ihnen drohend zu verstehen geben wollte, dass er sie festnehmen und sie dem Aizu-Clan übergeben würde, zog Kichisaburo mit einer geschickten Bewegung das Schwert. Sein erster Hieb schnitt dem spottenden Mann eine tödliche Wunde quer über den Oberkörper auf. Blut spritzte übertrieben und kaum war der Unglückliche leblos in sich zusammengefallen, entledigte sich der falsche Soji zwei weiteren Feinden. Sie schrien gepeinigt auf und fielen blutüberströmt zu Boden.

„Soji? Bist du noch ganz dicht?!“ Es war unnötig gewesen, die Ronin hatten nicht einmal die Schwerter gezogen. Nach der Darbietung erkannte man auch, dass sie für die beiden keine große Gefahr gewesen wären. Warum also hatte er nach dem Schwert gegriffen und sie qualvoll getötet?

Kichisaburo drehte sich um, Blut klebte an seiner Kleidung. „Was ist los, Hijikata-san? Wart Ihr es nicht, der mich zu dem gemacht hat, was ich bin?“ Er schüttelte den Kopf und täuschte ein authentisches Husten vor. „Außerdem… warum sollte so ein mieses Pack leben dürfen, während ich an einer tödlichen Krankheit leide? Sagt mir, Hijikata-san, wo ist da die Gerechtigkeit?“

Wahrlich ein Albtraum. Eine andere Beschreibung gab es nicht. Das konnte unmöglich Soji sein, der zarte, sanftmütige Samurai, dem das Wohl anderer eher am Herzen lag als das eigene. Schlagartig dachte er an die verdrängten Worte zurück: Es sei denn Soji würde all das auskosten wollen, wozu er in einem Jahr nicht mehr imstande war. „Soji.“, flüsterte er leise, aber seine Stimme erreichte ihn nicht.

Ein schlechtes Gewissen übermannte ihn. Okitas blutiges Antlitz erweckte Erinnerungen aus längst vergangenen Tagen. Das mit Blut beschmierte, weinende Kind, das er tröstend in die Arme genommen hatte. „Dann nimm das Schwert! Übe mit dem Schwert. Und weine nie wieder vor uns! Und irgendwann wirst du stärker als jeder andere sein! Und dann werde ich dich brauchen!“, hatte er zu ihm gemeint. Gesagt, getan. Okita hatte sich zu einem fabelhaften, geschickten Schwertkämpfer entwickelt. Doch wusste er mit dieser enormen Kraft nicht umzugehen. Unkontrolliert verletzte er Menschen, ungewollt. Er bereute es jedes Mal zutiefst. Und es war alles seine Schuld… alles.

„Wir gehen zurück ins Hauptquartier, ich muss mit Kondo sprechen.“ Er duldete keinen Widerspruch. Soji schien nicht einmal Reue zu zeigen. Ein letzter flüchtiger Blick auf die tot liegenden Personen. Der Aizu-Clan würde sie finden und sich ihrer entledigen. Ihre Arbeit war somit getan.

Schmunzelnd beobachtete Kichisaburo, wie sich der andere abwandte und schweigend davonging. Hattori hatte ihm sämtliche, glaubwürdige Informationen zusammengekratzt und so verzweifelt wie Hijikata geschaut hatte, schien er seine Rolle überzeugend zu spielen. Er trottete hinterher, dabei die Kehrseite des Vizekommandanten betrachtend. Wie männlich und gutaussehend er doch war! Am liebsten hätte er das Bett mit ihm geteilt, aber die Chance hatte er sich mit diesem Auftritt genommen. Außerdem war das Risiko zu hoch: Sicherlich würde er den Unterschied aus der Nähe betrachtet merken. Leider…
 

Es war so unbeschreiblich langweilig gewesen und darüber hinaus auch noch sinnlos. Diesen Mann, den Ito unbedingt beeindrucken wollte, hatte Okita nicht einmal gekannt. Irgendein Goshi Soundso, ein ziemlich unbedeutender Mann eben. Wenigstens hatte sich Ito amüsiert, Unmengen an Sake getrunken und sich an der Anwesendheit seiner Männer ergötzt. Nun torkelte er betrunken die Hauptstraße entlang, summte fröhlich ein Lied und wurde mehrmals von seinem braunhaarigen Begleiter aufgefangen. Aber Hattori schien es nicht zu stören, im Gegenteil. Er genoss die Nähe seines Meisters, dessen Fröhlichkeit ansteckend sein musste. Nur Okita war von der Gesamtsituation genervt.

„Huch?“ Ito schwang die Laterne, da drüben lichtete er einen kleinen Aufruhr. Mehrere Männer des Aizu-Clans umkreisten einen kleinen Berg Leichen.

Kaum hatte Okita das grausame Bild eines wahnsinnig gewordenen Mörders ins Visier genommen, eilte er mit zusammengepressten Zähnen zu ihnen herüber. „Was ist geschehen?“, fragte er und erntete fragende Gesichter.

Sie brauchten einen kurzen Augenblick, ehe sie Okita Soji erkannten und wehleidige, dennoch erleichterte Züge zeigten. „Ausländer. Die Shinsengumi hat sie erledigt, kein Grund zur Sorge, Okita-san.“

„Die Shinsengumi?“ Er betrachtete die kalten Körper der Ronin. Es war kein Kampf gewesen, die Schwerter steckten im Futteral. Außerdem war das Schnittmuster eigenartig. Jemand hatte akribisch versucht, mit einem senkrecht angelegten Hieb zu töten. Aber die Wunden waren horizontal, Ninja und Attentäter legten so das Schwert beim Kämpfen an. Da hatte wohl ein Killer Samurai spielen wollen.

„Es ist spät, Okita. Wenn wir weiterhin hier stehen bleiben, dann sind wir bald genauso kalt wie diese Leichen.“ Hattori lächelte herzlos. „Da scheint wohl jemand sein wahres Wesen gezeigt zu haben, hi hi.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Dabi
2011-06-21T21:29:22+00:00 21.06.2011 23:29
Ich muss sagen das fand ich wesendlich spannender als das letzte, dieses rollen verwechseln und diesea auch ausnutzen kam hier echt gut rüber ^^
Mochte das Kapitel X3


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