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Medicate

Hijikata Toshizo x Okita Soji
von

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eins

Er warf einen letzten kritischen Blick über die Schulter. Achtsam fixierte er die Tür, seine paranoide Wahnvorstellung mahnte ihn vor einem listigen Gast. Er musste sich ausziehen, das wusste er. Während er die obere Hälfte seines Yukatas von den Schultern streifte, wandte er seinen Kopf zu dem bärtigen Arzt.

„Sie sind in bester Gesundheit, Hijikata-san.“, stellte dieser nach einer kurzen Untersuchung lächelnd fest.

Er nickte. Freundlos. Ja, er war gesund. Aber was war mit Soji?

„Hijikata-san, Ihr seid blass geworden.“ Ein Murmeln, Besorgnis schwang in Matsumotos Stimme mit.

Toshizo richtete sich schmunzelnd auf, seine dunkle Kleidung schloss er in einer fließenden Bewegung. „Es ist nichts.“ Wie schön es doch wäre, wenn in diesen drei Worten wenigstens ein Fünkchen Wahrheit stecken würde. Knapp nickend fuhr er auf dem Absatz herum. Seine Gedanken spielten verrückt, er musste ihn sehen. Alles andere war bedeutungslos.

Rauch. Der Geschmack von Tabak beruhigte ihn. Er beobachtete aus einiger Entfernung den kindlich wirkenden Soji, der mit der Fütterung der Schweine beschäftigt war. Der Jüngere würde ihn belügen, wie so oft, nur um Hijikata für einen kurzen Augenblick zu beruhigen.

Seine innere Stimme riet ihm ab, sich dem anderen zu nähern. Stattdessen würde er das noch kommende Szenario verfolgen, das sein Elend in jeglicher Hinsicht bestätigen würde.

Matsumoto trat an die Seite des Jünglings. Zu seinem Bedauern verstand er kein einziges Wort, aber allein die Geste sprach Bände: Warum sonst sollte der Bärtige ein Gespräch mit ihm aufsuchen wollen, wenn nicht im Sinne seiner ärztlichen Pflicht? Allerdings war das Verhalten des Shinsengumi-Mitgliedes sehr offensichtlich: Die gespielt fröhliche Art schwächte sein Leiden immens. Jemand, der Soji nicht so gut kannte wie er, würde niemals auf die Idee kommen, dass dieser sterbenskrank war. Ja, Soji litt unter Tuberkulose. Diese furchtbare Krankheit würde ihm einen wichtigen Menschen nehmen – genauso wie sie es bei seiner Mutter und Schwester getan hatte, langsam, qualvoll. Er würde ihn leiden und sterben sehen.

Die Unterhaltung war von kurzer Dauer, laut summend stolperte Soji in die Richtung seines Zimmers. Hijikata fing ihn an der Tür ab, nachdem der andere sich umgezogen und fertig für die Patrouille gemacht hatte.

„Hijikata-san?“ Fragend und überfordert zugleich sah er in das ernstblickende Gesicht des Mannes, der ihn augenblicklich, und mit sanfter Gewalt, ins Zimmer zurück drängte.

„Ich muss mit dir reden.“ Toshizo schob die Tür hinter sich zu. Das Gespräch sollte unter vier Augen bleiben, vor allem seit sich dieser lästige Ito Kashitaro und seine genauso nervigen Männer der Shinsengumi angeschlossen hatten. „Weswegen ist Matsumoto zu dir gekommen? Ist es…?“ Seine Stimme brach ab, allein der Gedanke, die Unbeholfenheit bezüglich Sojis Krankheit trieb ihn regelrecht in den Wahnsinn.

„Ach das! Nein, Doktor Matsumoto hat mir nur ein Medikament gegeben… weil ich doch manchmal Schleim huste.“ Seine letzten Worte fegte er mit einem Wink beiseite und lächelte heiter. „Ihr macht Euch viel zu viele Sorgen, Hijikata-san.“ An ihm vorbei gehend erinnerte er Toshizo unnötigerweise daran, dass es Zeit für seinen täglichen Rundgang war. Er floh regelrecht vor der bitteren Wahrheit.

„Soji…“ Er zog vehement an seiner Pfeife und sah dem anderen mit gemischten Gefühlen hinterher. „Er hat dir überhaupt kein Medikament gegeben…“
 

So gedemütigt wie heute hatte sich Ito Kashitaro schon lange nicht mehr gefühlt. Wie konnte dieser haarige Riese es nur wagen, seinen grazilen Körper zu berühren? Allein dieser lüsterne Blick, – zumindest war es eine selbstverliebte Vorstellung seinerseits zu glauben, dass niemand seinen Anblick widerstehen könnte – dem man ihm zugeworfen hatte!

„Ito-sensei?“ Der Brünette schmunzelte. Sein Meister hatte seit der Untersuchung eine übertrieben schlechte Laune an den Tag gelegt, weswegen seine Mitstreiter und er ihn ins Freudenviertel brachten, um ihn endlich auf andere Gedanken zu bringen. Zumal sie eine kleine, für ihn sicherlich erfreuliche Überraschung dort versteckt hielten.

„Was ist, Hattori?“ Der blasse Mann kam zum Stehen. Er hielt sein Gewand immer noch schützend um seinen Körper geschlungen, als wenn er das heutige Ereignis noch nicht verarbeitet hätte.

Takeo zeigte auf ein teuer aussehendes Gasthaus. „Wir sind da.“

Ito hatte felsenfest damit gerechnet, in ein Freuden- statt Gasthaus geführt zu werden. Aber seit seine Exfrau Ume ihn mit einer unverschämten Lüge aus Kyoto gelockt hatte, – und seine beiden Mätressen zeitgleich versuchen wollten, ihn zwanghaft zurückzuhalten – hatte er sich nicht nur von Ume geschieden, sondern allgemein die Schnauze voll von Frauen gehabt – erstmal. „Mir ist nicht nach Feiern…“, sagte Ito mit den Augen rollend.

Seine Männer warfen sich gegenseitig fragende Blicke zu, bis Takeo sich wieder an den anderen wandte und das Wort übernahm: „Verzeiht, wir haben Euch aus einen anderen Grund hierher gebracht. Eine kleine Überraschung, sozusagen.“

Nachdem er aus seiner Verwirrung herausgefunden hatte, zeigte er ein knappes Lächeln. Für Überraschungen war er immer zu haben, vor allem wenn er an seinem Traum festhielt, eines Tages einen unterwürfigen, aber angeketteten Hijikata Toshizo vorzufinden. „Wenn das so ist...“

Ito folgte ihnen in ein bereits vor Stunden schon gemietetes Zimmer. Takeo schob die Tür zur Seite, im Raum wartete ein junger, langhaariger Mann, dessen Anblick ihm regelrecht die Sprache verschlug. „…Okita Soji?“ Wieso war dieser Samurai nicht in Kyoto unterwegs, um die Stadt vor ausländischen Ronin und feindlichen Rebellen zu schützen? Außerdem… er war zwar ansehnlich und auf seine Art recht reizend, aber Hijikata wäre ihm wesentlich lieber gewesen.

Ito schloss die Tür, ohne auch nur in Erwägung gezogen zu haben, den anderen zu begrüßen. „Was wird das, wenn es fertig wird?“ Er legte seine Stirn in Falten. Soji Okita. Liebling von Kondo und wenn seine Vermutung stimmte, Geliebter von Hijikata. Was könnte so einer von ihm wollen? Amüsiertes Aufleuchten in den Augen seiner Männer blitzte auf. „Raus mit der Sprache! Ich bin ein geduldiger Mensch, aber jetzt platze ich vor Neugier!“

„Ito-sensei, er wird Euch alles erklären.“ Einer der Männer ging in das Zimmer hinein, wobei er auf den Platz gegenüber Soji deutete. Der Sonno-Joi-Anhänger kam dieser Aufforderung zögernd nach.

„Okita… welch Ehre.“ Ito verbarg sein falsches Lächeln hinter einem Fächer und musterte den langhaarigen Schönling genau. Irgendwas war anders…

Mittlerweile hatten sich alle Männer im Raum versammelt. Der Samurai beugte sich schmunzelnd vor. „Sehe ich ihm wirklich so ähnlich?“

„Wie?“ Verwirrung. Er konnte keinerlei logischen Zusammenhang mit dieser Aussage knüpfen.

Erfreut lachte der Jüngere auf, allerdings wirkte es gespielt, einstudiert, einfach nur kalt.

Hattori stellte sich neben „Okita“, ihm eine Hand auf die Schulter legend erklärte er: „Das ist nicht Okita Soji, Ito-sensei.“

Seine Augen weiteten sich. Er hatte Soji niemals aus der Nähe betrachtet, sein junges Alter hatte ihn von Anfang an abgeschreckt.

Er richtete sich auf und deutete eine respektvolle, aber nicht ganz so unterwürfige Verbeugung an. „Ich bin Yogotoya no Kichisaburo aus dem Hause zur Ewigen Nacht.“

Der Name sagte ihm was. Ein Killer also. So einen würden die Okitas nicht in ihrer Familie dulden, obwohl er glatt der Zwillingsbruder von Soji hätte sein können. Ein perfider Plan kam ihm in den Sinn. Jetzt war ihm sogar nach Feiern zumute.

„Ich bin bereits informiert. Und es ist mir vollkommen egal, auf welcher Seite Ihr steht… solange ich töten kann, mache ich alles.“ Kichisaburo lächelte kalt, aber seine Stimme hätte teilweise verführerisch geklungen, fast wie eine zweideutige Anspielung. „Aber mit mir dürft Ihr auch ganz andere Dinge – schmutzige Dinge – machen.“

Ito zog skeptisch eine Augenbraue in die Höhe. Trotz dessen zeichnete sich auf seinem Gesicht Zufriedenheit ab, die Situation gefiel ihm von Sekunde zu Sekunde besser. „Kein Interesse. Aber wenn du dich als nützlich erweist, werde ich mich natürlich erkenntlich zeigen.“
 

Sein Rundgang hatte länger gedauert als anfänglich erwartet. Ausländische Ronin hatten auf der Gojo-Straße herumgewütet, Passanten beleidigt und mutwillige Sachbeschädigung begangen. Die Störenfriede zu bändigen war die eine Sache gewesen, aber die Stadtbewohner hatten sich über die Unfähigkeit der Shinsengumi beschwert und irgendwie war es seine Aufgabe gewesen, sie einigermaßen zu beruhigen. Und gedankt wurde es ihm mit einer späten Tageszeit. Sollte er noch in der Nacht Hijikata im Zimmer aufsuchen, nur um ihm zum wiederholten Male zu versichern, dass alles in bester Ordnung sei? Letztendlich hatte er es ihm versprochen. Schnellen Schrittes machte er sich auf den Weg, Licht brannte im Inneren. Hoffentlich war er nicht allzu wütend.

Zögernd klopfte er an, Hijikata bat ihn mit genervter Stimme herein. „Soll ich wieder gehen, Hijikata-san?“

„Das könnte dir so passen, komm jetzt rein, ich warte schon seit Stunden auf dich.“ Der Vize sah nicht auf, rauchend schrieb er die letzte Silbe seines Haiku, ehe er die Schreibutensilien zur Seite legte. „Setz dich zu mir, oder muss ich es dir befehlen?“

„Ihr seid heute aber schlecht gelaunt.“, stellte er mit beleidigter Stimme fest, allerdings befolgte er seinen Wunsch und ließ sich in Seiza-Haltung vor ihm nieder.

„Willst du mir das verübeln, nachdem du mich schamlos angelogen hast?“ Er wandte sich von ihm ab. Hijikata vermischte etwas mit heißem Wasser und drückte es dem Jüngeren in die Hand. „Matsumoto hat mich gebeten, dir deine Medizin zu geben. Und? Wie war das heute Morgen: Er sei nur gekommen, um dir ein Medikament zu geben? Wieso kannst du nicht ehrlich zu mir sein, was hindert dich daran, Soji?“

Schuldbewusst starrte der Angesprochene in die Teetasse, er wollte doch nicht wegen seiner Krankheit streiten… vor allem weil er nicht wusste, wie lang seine restliche Lebenszeit war. Diese wollte er lieber mit schönen Momenten verbringen, aber so schien es auch Hijikata zu sehen.

Sofort wurden seine Züge weicher, obwohl sein hartes Äußeres das kaum erkennen ließ. „Trink das, dann verzeihe ich dir vielleicht.“

Ein Machtwort. Soji trank die bittere Brühe in einem Zug, obwohl der andere ihm so oder so verziehen hätte. „Ich habe nichts gesagt, weil Ihr zurzeit genug Lasten tragen müsst… außerdem ist es nicht ganz so schlimm.“

„Soji…“ Er legte ihm schmunzelnd eine Hand auf die Wange, sein Daumen strich sanft über die Lippe. „Und dennoch… keine Last wiegt schwerer als die Sorge um dich.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Takefute
2011-05-17T08:55:37+00:00 17.05.2011 10:55
also ich weiß nicht, warum du dir jedes mal so viele gedanken machst
ich finde das kapitel sehr gut gelungen und du kannst dir ruhig ein wenig mehr zutrauen
bitte schreib ganz schnell weiter!
Von:  Mine_
2011-05-16T15:58:18+00:00 16.05.2011 17:58
wah total schön, du hast einen schönen schreibstil, und du kannst die dramatik auch richtig gut umsetzen..
ich möchte sofort wissen, wie es weiter geht *_*
jetzt krieg ich auhc noch Lust auf ein RPG von PM mit dir XD
Von:  Dabi
2011-05-15T00:22:08+00:00 15.05.2011 02:22
Ich fand das du sie sehr schön geschrieben hast, und ließ sich auch gut lesen. Nur bei der Stelle mit Ito dachte ich "Das hätte ich nun wirklich nicht haben müssen" XD
Aber ansonsten gut. Würde mich interessieren wie´s weiter geht. Und nicht nur wegen **** OwO°


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