Zum Inhalt der Seite

The Force of Trust

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 2 - Das verlorene Mitgefühl

Der Bakta-Tank blubberte still vor sich hin, während einige Medi-Droiden im Raum auf und ab gingen. Doc, der Kopf der Droiden, stand vor den Vitalfunktionen und checkte die Werte eingehend. Der Puls war schwach, konnte gerade noch so stabil gehalten werden. Auch der Kreislauf war alles andere als aus der Gefahrenzone. Dennoch lebte Ginia noch. Ihr glänzendes schwarzes Haar trieb in der grünlichen Flüssigkeit und fächerte sich in alle Richtungen. Derweil wurde ihr Körper durch ein weißes Gewand umhüllt, das trotzdem einen Blick auf ihre Wunden zuließ. Sie wirkte wie ein Engel, der durch die Lüfte glitt, obgleich ihr Gesicht durch ein Beatmungsgerät und ihr Körper durch etliche Schläuche entstellt wurden.

Doc ermahnte einen Droiden, der anscheinend nur Trübsal blies, während sich das Schott öffnete. Grievous trat ein. Sein Umhang flatterte beim Gehen über den Boden und er hielt sofort auf Doc zu.

„Wie geht es ihr? Hat sich ihr Zustand schon gebessert?“

„Ihr meint doch nicht allen ernstes, dass so etwas innerhalb eines Tages gleich wieder gut ist? Stattdessen solltet Ihr froh sein, dass sie bisher noch lebt, so wie Ihr sie uns gebracht habt. Sie war dem Tod näher als dem Leben. Nur noch einige Minuten später und wir hätten nichts mehr für sie tun können. Und jetzt nervt mich nicht mit solchen Lappalien. Ich bin schließlich dafür verantwortlich, dass sie wieder gesund wird“, keifte der Medi-Droide zurück und drehte sich erneut zu den Gerätschaften.

Grievous' Augen wanderten über Ginias Gestalt. Er strich mit einer Hand über den Bakta-Tank und sah sie fasziniert an. Wieder spürte er das Dröhnen in seinem Kopf, doch in diesem Moment kümmerte es ihn nicht. Ihr Anblick war alles, was ihn interessierte und er wünschte sich, dass sie überlebte. Er wollte mit ihr reden und sie nach dem Grund fragen, warum sie eine Jedi geworden war. Aber dazu musste sie erst gesund werden.

Unfreiwillig wandte er seinen Blick ab und beschäftigte sich mit ihren Vitalfunktionen. Doc hatte Recht mit dem, dass sich ihr Zustand nicht wirklich gebessert hatte. Etwas deprimiert wollte er schon den Raum verlassen, als ihn der Medi-Droide aufhielt, indem er meinte:

„Was ist eigentlich mit Euch los? Als Ihr sie uns gebracht habt, ward Ihr außer Euch. Ich habe Euch in diesem Moment gar nicht mehr wiedererkannt. Wer ist dieses Mädchen?“

„Ich... ich bin mir nicht sicher. Als ich sie so verletzt daliegen sah, konnte ich nicht anders. Ich wollte nicht, dass sie stirbt. Also habe ich sie mitgenommen und zu euch gebracht. Aber warum ich das getan habe, weiß ich nicht.“

Doc besah ihn mit einem skeptischen Blick und ging erneut zu der Schaltplatine, mit der man den Bakta-Tank regulieren konnte. Grievous kniff die Augen zusammen. Jedes Mal, wenn er an den Anblick der schwerverletzten Ginia erinnert wurde, schmerzte sein Kopf umso mehr. Es waren stechende Schmerzen, als ob sein Hirn mit 1000 Nadeln durchbohrt werden würde. Er legte keuchend einen Hand auf die Stirn und schüttelte seinen Schädel. Doc wandte sich ihm wieder zu und erkannte, dass sein Master langsam ins Wanken geriet. Grievous versuchte sich noch zu fangen, doch seine Knie gaben wie von selbst nach und er wäre gestürzt, hätte ihn sein Medi-Droide nicht noch rechtzeitig aufgefangen.

„Master, was ist mit Euch? Was habt Ihr?“ Der sonst immer so meckernde Doc wurde allmählich unsicher und begann sich Sorgen zu machen.

„Dieses Dröhnen und Stechen in meinem Kopf. Mir wird ganz schlecht. Was ist das nur?“, erwiderte Grievous' heißere Stimme, während ihm kontinuierlich schwarz vor Augen wurde. Doc ließ ihn behutsam auf den Boden nieder und lehnte ihn gegen das Schaltpult. Dann kniete sich der Droide selbst hinunter und untersuchte die Augen des Cyborgs mit einer kleinen Lampe. Er konnte jedoch nichts erkennen, aber Grievous sah immer schlechter aus.

„Master, ich bringe Euch zu Eurem Ruhegemach und dort schlaft Ihr Euch erstmal richtig aus. Ich kann momentan nichts ausmachen, daher denke ich, dass diese Kopfschmerzen einfach nur durch Übermüdung und Verspannungen ausgelöst werden. Ihr macht auch immer zu viel. Ihr solltet Euch mehr ausruhen.“

„Vielleicht hast du Recht, Doktor. Bring mich bitte zu meinem Bett.“

„Wird gemacht“, entgegnete Doc gehorsam und ohne zu Keifen und brachte seinen Master zu dessen wohlverdienten Ruheplatz.

Nachdem er aus dem Schlafzimmer von Grievous getreten war, schüttelte er den Kopf.

„Seit dieses Mädchen hier ist, passiert mit meinem Master etwas sehr Seltsames. Ich sollte die Augen offenhalten.“
 

Derweil konnten die republikanischen Truppen auf Kashyyk ein Erfolg verzeichnen. Sie hatten die Armee der Droiden zurückgeschlagen und waren gerade damit beschäftigt die Verletzten des Kampfes aufzusammeln.

Obi Wan, Ahsoka und Anakin befanden sich mitten in diesem bunten Treiben und unterstützten ihre Leute tatkräftig.

Plötzlich tauchte Mace Windu zwischen den Reihen der Soldaten auf. Er hatte bereits, bevor sie als Verstärkung dazu gestoßen waren, die Bodentruppen auf Kashyyk angeführt und war in diesem Gefecht an anderer Stelle in Aktion getreten.

Freudig lief er auf sie zu und begrüßte alle nacheinander.

„Meister Obi Wan, das war ein gelungener Kampf. Kashyyk befindet sich nun wieder unter unserer Führung. Ich glaube, das wird den Bewohner noch mehr freuen als uns selbst.“

„Ja, das denke ich auch. Nun sollten wir uns erstmal um die Verwundeten kümmern“, erwiderte Obi Wan.

Er wollte sich erneut einem verletzten Krieger zuwenden, als ihn Mace an der Schulter festhielt.

„Wo ist eigentlich mein Padawan?“

Schlagartig verblasste das erleichterte Lächeln aus den Gesichtern von Windus Gesprächspartnern. Sie sahen traurig zu Boden und Mace rechnete schon mit dem Schlimmsten.

„Ich verstehe... sie ist...“

Eine Hand glitt über sein Gesicht und er richtete den Blick nach unten. Ahsoka trat vor. Sie fühlte sich immer noch an der gesamten Situation schuldig und meinte:

„Tut mir Leid, Meister Windu. Es war alles meine Schuld. Hätte ich nicht so überstürzt gehandelt, wäre Ginia noch hier.“

„Was meinst du damit? Was ist auf den Schiffen geschehen?“

„Es war alles eine Intrige von Ventress“, schaltete sich Anakin ein, „Sie lenkte mich ab, während sich Ginia und Ahsoka zum Hauptgenerator aufgemacht hatten. Bloß war ich zu blind, um zu erkennen, dass sie den beiden Padawanen einen Falle gestellt hatte.“

„Ahsoka löste ihre Bombe aus und Ginia rettete sie im letzten Moment, wurde jedoch schwerverletzt.“

Diesmal war es Obi Wan, der sich zu Wort meldete. Mace blickte ruhig in die Runde, wobei in seinem Inneren doch eine Unruhe aufstieg, und fragte:

„Und was ist dann passiert?“

„Wir wissen nicht, ob sie noch lebt. Aber als wir zu ihr durchgestoßen waren, hielt sie Grievous in seinen Armen.“

Windus Augen weiteten sich schlagartig und er knurrte vor Unbehagen.

„Was hat er mit ihr gemacht? Hat er sie...?“

„Er hat ihr nichts angetan. Vielmehr hatte er sie verarztet und hielt sie wie etwas Kostbares in seinen Armen“, entgegnete Anakin beschwichtigend. Er schaute Obi Wan kurz hilfesuchend an, der sofort verstand und die Ausführungen seines Padawans fortführte:

„Außerdem war er geradezu erpicht, sie uns nicht zu überlassen. Als ob er sie vor uns beschützen wollte und hatte mehrmals gemeint, dass sie keine Zeit mehr habe. Wir alle haben seine Verzweiflung gefühlt, so als ob Grievous nicht er selbst sei. Und aus einem unerfindlichen Grund ließ ich ihn mit Ginia fliehen. Ich weiß nicht warum, aber ich konnte nicht anders handeln. Verzeiht mir, Meister Windu.“

„Ich hatte es doch gewusst. Ginia war noch nicht so weit. Hätte ich sie doch nur weiter in unserem Archiv Wache schieben lassen, dann wäre das alles nicht passiert. Jetzt hat Grievous wieder ein Druckmittel, das er gegen uns bei der nächsten Gelegenheit einsetzen wird. Warum war ich nur so blind?“

„Tut mir Leid, wenn ich Euch das jetzt so sage, Meister. Aber ja, ich muss euch Recht geben. Ihr tragt eine gewisse Mitschuld“, meinte Ahsoka selbstbewusst und blickte Windu direkt in die Augen.

„Ahsoka!“

„Nein, lasst mich ausreden, Meister. Ihr habt ihr nichts zugetraut, also habt Ihr sie nie zu Einsätzen mitgenommen. Dabei ist sie eine so gute Kämpferin, die vielleicht sogar noch besser sein würde, wenn Ihr mehr Vertrauen in sie setzen würdet. Ihr hättet sie mehr in die Klonkriege miteinbeziehen sollen. Sie ist immerhin schon 19 und immer noch kein Jedi-Ritter. Dabei hätte sie das Potenzial dazu. Ihr fehlt es einzig und allein an Kampferfahrung, die sie schon längst haben könnte, wenn Ihr sie mitgenommen hättet. Dann wäre es vielleicht nicht zu solch einer Situation gekommen.“

„Hm, Meister Windu, es tut mir Leid, aber ich glaube, ich muss Ahsoka in diesen Punkten Recht geben. Ginia könnte viel besser sein, hättet Ihr nur mehr Vertrauen in sie“, beipflichtete ihr Obi Wan. Er klopfte Ahsoka anerkennend auf die Schulter und zwinkerte ihr zu.

Mace nickte langsam. Er wusste, dass jeder in der Runde recht hatte, und fühlte sich langsam selbst etwas schuldig. Ginia war eine außergewöhnliche Kämpferin, das hatte er bereits sehr früh gemerkt. Sie war genauso stark und zäh, wie die Kaleesh in den Büchern der Bibliothek beschrieben wurden. Aber genau aus diesem Grund fürchtete er ihre Kraft und wollte nicht, dass sie zu mächtig wurde. Denn über Kaleesh hieß es außerdem noch, dass sie blutrünstig und brutal jeden ihrer Kämpfe führten, und er hatte Angst, dass Ginia bald die Kontrolle über sich verlieren könnte.

„Nun, ich muss zugeben. Ihr habt alle Recht. Ich hätte sie wirklich mehr miteinbeziehen sollen. Aber das ist nun nicht mehr zu ändern. Wir müssen dieses Monster endlich bekommen, dann können wir sie vielleicht noch retten.“

„Ja, das werden wir. Wir sollten uns sofort mit Meister Yoda in Verbindung setzen und fragen, ob es etwas neues über Grievous' Aufenthaltsort gibt“, erwiderte Obi Wan.

„Ihr habt Recht. Lasst uns keine Zeit verlieren.“
 

Es dauerte einige Tage bis sie den neuen Aufenthaltsort des Generals ausgemacht hatten. Er befand sich auf Dagobath und führte die Bodentruppen an, die beträchtlich an Fläche gewonnen hatten.

Dennoch drehten sich die Gedanken des Droidenkommanden nur um eine einzige Person. Er wusste nicht, wieso und konnte auch nichts dagegen tun. Jedes Mal, wenn er die Augen schloss, sah er sie, wie sie im Bakta-Tank zu schweben schien. Ihre friedlichen Gesichtszüge und ihre zierliche Gestalt, die ihn faszinierten.

Ein Kampfdroide riss ihn aus seinem Grübeln, als er von einem Klonkrieger direkt neben Grievous um geschossen wurde. Schlagartig realisierte der Cyborg, dass er sich in Gefahr befand und ging in Deckung. Die republikanischen Soldaten waren weiter vorgedrungen, als er gedacht hatte.

Grievous wartete geduldig auf sie. Die Krieger umrundeten die Ruine, hinter der er sich versteckt hielt, und erledigten weitere Kampfdroiden, ohne ihn zu bemerken. Er zog seine Lichtschwerter und stand langsam auf, immer darauf bedacht, kein Geräusch zu verursachen. Nachdem er wusste, dass sein Plan aufgehen würde, stürmte er auf die Klonkrieger zu. Sie richteten sofort ihre Blasterpistolen auf ihn, doch war es bereits zu spät. Gekonnt schwang der General seine Laserwaffen und schlug einem Krieger nach dem anderen den Kopf ab. Sie versuchten sich zwar neu zu formieren, aber auch das nutzte ihnen nichts mehr. Grievous war nicht aufzuhalten, bis Rex endlich auf der Bildfläche erschien. Er eröffnete sofort das Feuer auf den Cyborg, der sich mit einem Hechtsprung gerade noch so in Sicherheit bringen konnte. Rex setzte ihm nach, rutschte über den Boden, während Grievous noch in der Luft war, und traf ihn am Arm. Grievous prallte hart auf dem Untergrund auf. Er hielt sich die Schulter, als plötzlich die gesamte Gliedmaße abbrach.

Knurrend raffte er sich erneut auf und griff den Klonkäptn mit seinen verbliebenen Lichtschwertern an. Doch anstatt, dass er direkt auf ihn zuhielt, stürmte er zu einem Baum. Rex wusste nicht, was er vorhatte und folgte ihm, wobei er immer wieder auf ihn schoss. Grievous konnte den Schüssen behände ausweichen. Als er den Baum erreicht hatte, rannte er ihn empor und stieß sich an der höchsten Stelle ab. Mit einem atemberaubenden Salto erreichte er Rex. Der Klonkäptn stand, wie vom Donner gerührt da, und konnte nicht mehr rechtzeitig reagieren. Grievous holte mit der Lichtklinge aus und schlug zu.

Wie im Sekundentakt kreuzten sich die Laserschwerter. In seinen Augen stach das Grün der gegnerischen Waffe und er blickte über deren Klinge hinweg. Gegenüber von ihm stand Ahsoka, die voller Anstrengung seinen Angriff pariert hatte und nun immer noch versuchte, ihn zurück zuschlagen. Er machte einen Ausfallschritt und stieß sie ein wenig von sich, nur um sie sofort wieder zu attackieren. Ahsoka konnte sich gerade noch so mit seinem Sprung zur Seite vor seinem Hieb retten. Sie drehte sich um die eigene Achse und zielte auf Grievous' Beine. Der Cyborg sprang mit einer Seitwärtsbewegung über ihre Klinge, immer darauf bedacht, nicht auch noch eines seiner Beine zu verlieren, denn das Handicap der einen Hand schränkte ihn schon genug ein.

Er landete gekonnt und parierte den nächsten Angriff der Padawan. Ahsoka hatte trotz, dass Grievous geschwächt war, erhebliche Schwierigkeiten, ihn im Zaum zu halten. Er war schneller, als bei ihrem letzten Kampf und reagierte überaus zielstrebig. Dennoch brannte ihr eine Frage auf der Zunge, die sie nicht zurückhalten konnte.

„Wo habt Ihr Ginia hingebracht? Und was ist mit ihr?“

„Als ob ich dir verraten würde, wohin ich sie gebracht habe, Jedi!“, erwiderte Grievous knurrend und verteilte den nächsten Hieb aus, der haarscharf an Ahsoka vorbeiging.

Doch dann sah er die Sorge in ihren Augen, wie sie das Mädchen langsam von innen auffraß. Der Schmerz in seinem Kopf kehrte zurück und er schrie vor Qualen auf. Ahsoka wusste nicht, was mit ihm los war. Sie ergriff nur die Chance und wollte ihn schon angreifen. Aber Grievous, blind vor Schmerzen, wand sich gekonnt aus der Gefahrenquelle und verpasst ihr einen ordentlich Tritt in den Rücken. Sie flog etliche Meter, bevor sie gegen einen Baum krachte und liegen blieb. Er schritt auf sie zu, hielt sich jedoch kontinuierlich den Schädel, während sein Blick verschwamm. Als er vor ihr zum Stehen kam, holte er mit einem Lichtschwert aus und war bereits nah dran, ihr den Gnadenstoß zu geben. Schlagartig veränderte sich das Bild vor seinen Augen. Er sah die schwerverletzte Ginia wieder vor sich und ließ das Schwert sinken. Zum aller ersten Mal konnte er keine Jedi töten, nein, er wollte Ahsoka nicht töten. Irgendwas in Grievous, sagte ihm, dass es falsch sei, wenn er ihr hier und jetzt das Leben ausmerzen würde. Der gellende Schmerz nahm in diesem Moment unbeschreibliche Ausmaße an. Er dachte, dass sein Kopf platzen würde und ließ vor Qualen seine Waffen fallen. Wie Stromstöße zog sich der Schmerz über seine restliche Wirbelsäule. Sein gesamter Körper fühlte sich an, als ob er im nächsten Augenblick zerbarsten würde. Grievous sank auf die Knie und hielt sich schreiend seinen Schädel. Aus den Augenwinkeln sah er, wie sich Obi Wan langsam an ihn vor tastete, doch er hätte sich nicht wehren können, auch wenn er es gewollt hätte.

„General Grievous, sieh an, habt Ihr irgendwelche Probleme?“, feixte der Jedi-Meister. Grievous wollte antworten, doch eine erneute Schmerzwelle durchbohrte seinen Kopf. Er schrie und krallte sich in den Boden fest, während ihn allmählich Dunkelheit umfing. Langsam merkte Meister Kenobi, dass er nicht simulierte, sondern wirkliche Qualen litt. Sein Blick glitt zu Ahsoka, aber sie konnte nicht für die Schmerzen verantwortlich sein, da sie immer noch bewusstlos zu sein schien. Er ging näher an den General heran und zog sein Lichtschwert. Grievous reagierte jedoch nicht. Er wimmerte kontinuierlich und war alles andere, als kampfbereit. Eigentlich hätte Obi Wan die Chance nützen und die Galaxis vom gefürchtetsten General befreien können, doch er hielt inne.

„Grievous, was ist mit Euch? Ich sehe keine äußere Einwirkung, daher kann ich nicht nachvollziehen, warum Ihr solche Schmerzen leidet.“

„General... Keno..bi... ich...“ Grievous' Stimme erstarb, während er langsam vornüber fiel und ohnmächtig auf dem Boden landete. In seinem Kopf knackte etwas, das Kenobi aufschrecken ließ. Was war mit dem Cyborg geschehen? War er nun nicht mehr unter den Lebenden?

Obi Wan schritt neben ihn und kniete sich hin. Er tastete nach seinem Puls, der immer noch raste. Daraufhin erhob sich der Jedi-Meister wieder und wandte sich Ahsoka zu, die immer noch bewusstlos war.

Zaghaft rüttelte er an ihrer Schulter, bis ihre Lider allmählich zu beben anfingen.

„Ahsoka, hörst du mich? Ist alles in Ordnung?“

„Ja... ja, alles klar. Meister Obi Wan, wo ist Grievous?“, entgegnete sie schwach und setzte sich langsam auf. Er deutete zur Antwort auf eine Stelle hinter seinem Rücken. Ahsokas Augen folgten seinem Fingerzeig und sie entdeckte Grievous, der gekrümmt auf dem Boden lag.

„Ist er tot? Habt Ihr ihn erwischt?“

„Nein, er lebt noch. Als ich euch beide kämpfen sah, bin ich so schnell wie möglich gekommen, aber Grievous stand schon über dir und wollte dir den Gnadenstoß geben. Doch dann... aus einen mir unerfindlichen Grund ließ er sein Schwert sinken und begann zu schreien. Er muss unsagbare Schmerzen gehabt haben. Schließlich ist er dadurch auch ohnmächtig geworden. Aber warum, ist mir immer noch nicht ganz klar.“

„Das ist doch jetzt nicht von Belang. Wir sollten ihn gefangen nehmen und der Republik übergeben. Das ist doch schließlich unsere Aufgabe“, meinte Ahsoka mit Nachdruck und ging zu Grievous. Obi Wan wusste, dass sie Recht hatte, gleichzeitig musste er sich eingestehen, dass es dennoch nicht der richtige Weg war. Sie mussten immer noch Ginia finden und dazu brauchten sie Grievous.

Schlagartig öffneten sich die Augen des Cyborgs. Er stieß sich mit seiner verbliebenen Hand ab, zog im Flug ein Lichtschwert und landete behände auf den Beinen. Sogleich war Obi Wan ebenfalls wieder kampfbereit. Er stellte sich vor Ahsoka, die den General immer noch geschockt musterte, und versperrte ihm somit den Weg zur Padawan. Doch dann sah er in Grievous' Augen. Irgendetwas hatte sich in ihm verändert, sodass sich in seinem Blick viel mehr Emotionen widerspiegelten.

„Wo ist Ginia, General?“

„Sie ist an einem sicheren Ort. Und selbst, wenn Ihr aus mir herausbekommen würdet, wo sie sich befindet, könntet Ihr sie doch nicht holen, da sie immer noch sehr schwach ist. Sie würde auf dem Weg nach Coruscant sterben.“

„Was Ihr nicht sagt!“ Es war Anakins Stimme, die die brenzlige Atmosphäre aufscheuchte, und Grievous konnte sich noch im letzten Moment umdrehen, um dessen Angriff zu parieren.

Anakin schlug ihn jedoch zurück und durchtrennte eine Gliedmaße seines zweigeteilten Armes.

„Verdammt, jetzt reicht es mir!“, grollte es aus Grievous hervor, „Der vorletzte... Ich glaube, es ist an der Zeit zu verschwinden.“

Und schon setzten sich die Beine des Droidenkommandanten in Bewegung. Er raste in einem unmenschlichen Tempo an Skywalker vorbei und verschwand im Wald.

„Das hast du sehr gut hinbekommen, Anakin“, meinte Obi Wan und besah ihn mit einem genervten Blick.

„Warum? Ich habe ihn immerhin in die Flucht geschlagen.“

„Aber ich war gerade dabei, aus ihm herzubekommen, wie es Ginia geht. Vielleicht hätte ich ihn auch noch dazu zwingen können, uns ihren Aufenthaltsort mitzuteilen. Aber du hast mit deinem typisch überstürzten Handeln alles zunichte gemacht.“

Anakin wollte schon widersprechen, doch auch Ahsoka schaute ihn mit verdrehten Augen an. Also blieb er still. Die junge Padawan schaltete sich ein und sprach:

„Hauptsache, wir wissen jetzt, dass Ginia immer noch am Leben ist. Und so, wie es aussieht, hat Grievous keine Interesse, sie zu töten. Warum auch immer. Daher gibt es immer noch eine Chance, sie zu retten.“

„Du hast Recht, Ahsoka. Mich wundert es nur, dass er uns nicht mit ihr erpresst hat. Irgendetwas seltsames geht hier vor.“

„Das habe ich auch schon gemerkt. Ginia scheint etwas mit Grievous zu verbinden. Ich habe es zwar noch niemanden erzählt, aber sie ruft in ihren Träumen oft seinen Namen.“

„Was? Ist Ginia vielleicht eine Verräterin?“, warf Anakin entsetzt ein. Obi Wan schüttelte den Kopf, während Ahsoka ihren Meister perplex musterte.

„Ich glaube eher nicht, dass sie das ist. Meinen Nachforschungen zufolge war Grievous einst ein gefeierter Volksheld seiner Spezies und Ginia ist genau von diesem Volk. Vielleicht verehrt sie ihn immer noch und befindet sich in einem inneren Konflikt. Und Grievous wird sie womöglich nicht töten können, da ihn der Glaube seinen Volkes das untersagt. Aber vielleicht kennen sich die beiden auch von früher. Wir wissen ja nichts über Ginias Vergangenheit und wen sie alles in ihrem früheren Leben kannte.“

„Ihr habt Recht, Meister. Aber diese Mutmaßungen bringen uns nicht weiter. Wir müssen sie finden und am besten dann mit ihr darüber reden“, schlug Ahsoka überzeugt vor. Obi Wan nickte beipflichtend und die kleine Gruppe machte sich auf den Weg, um Grievous zu suchen.

Dieser lehnte in jenem Moment an einem Baum. Er schloss die Augen und hörte in sich hinein. Der Schmerz in seinem Kopf war verschwunden und hatte eine Leere hinterlassen. Sie fühlte sich schwer an, sodass Grievous dachte, er müsse unter der Last zusammenbrechen. Eine tiefe Traurigkeit übermannte ihn und er musste sich zusammenreißen, damit er nicht anfing zu weinen. Er vermisste seine Heimat, den Sand, die Sonne, einfach alles. Aber warum hatte er diese Empfindungen vorher nicht gespürt? Es hatte sich alles bisher in seinem Kopf nur um Krieg, Kampf und Zerstörung gedreht. Niemals hatte er an das Leid seiner Opfer gedacht oder sich gefragt, welchen Schaden er mit seinem Handeln anrichten würde. Doch nun überrollten ihn diese Fragen, die Gesichter der von ihm Ermordeten und eine unsagbare Schuld lastete plötzlich auf seinen Schultern. Er blickte in einen Fluss, der nahe des Baumes vorbeiführte, und musste erkennen, zu welch einem Monster er geworden war. Eine Killermaschine, ohne Mitgefühl, sondern nur mit Zorn und Zerstörungswut gefüllt. Voller Verachtung über sich selbst schlug er sein Spiegelbild im Wasser mit einem gezielten Hieb der verbliebenen Hand. Er glitt zu Boden und sah die zitternde Gliedmaße an.

Was sollte er nur tun? Zwar hasste er immer noch alle Jedi, doch ihn überkamen Skrupel. Er musste zurück zu Ginia und mit ihr reden. So viel stand für ihn fest. Nur, wenn er diese Gelegenheit nutzte, konnte er über die Jedi etwas in Erfahrung bringen und über diese sonderbare Kaleesh, die seine Maske liebevoll getragen hatte.
 

Derweil überwachte Doc konzentriert die Werte der Lebensfunktionen von Ginia. Sie erholte sich allmählich von ihren Wunden und der Droide konnte davon ausgehen, dass sie auch bald erwachen würde.

In regelmäßigen Abständen piepsten die Herztöne, während das Beatmungsgerät in gleichen Intervallen agierte. Doc regulierte den Bakta-Tank so, dass sich langsam die Flüssigkeit absenkte. Ginias Körper glitt gemächlich auf den Boden des Tanks und der Medi-Droide öffnete diesen, um sie vorsichtig auf eine Trage, die nicht weit weg war, zu legen. Er entfernte alle Schläuche von ihrem Leib und auch das Beatmungsgerät, damit er sehen konnte, ob sie sich wirklich schon selbst in der Lage befand, Luft zu holen. Es dauerte etwas, bis sie röchelnd um Atem rang und gleichmäßig zu atmen begann. Doc war erleichtert, während er sie entkleidete, um ihr trockene Sachen anzuziehen. Dabei kontrollierte er sofort die Wunden und legte ihr einen neuen Verband an. Als er mit allem fertig war, deckte er sie behutsam zu und wandte sich seinen anderen Aufgaben zu.

Ginia träumte immer wieder von den Erlebnissen in der Wüste, in der sie sich mit 11 Jahren nach ihrer Verstoßung verirrt hatte. Sie sah die gelben liebevollen Augen, schmeckte das rettende Wasser und fühlte sich geborgen in den Armen des Kriegers. Aber plötzlich wendete sich das Blatt. Der Kaleesh stieß sie von sich und beschimpfte sie als Ausgeburt der Hölle. Sie wollte ihn aufhalten, ihn bitten sie nicht zurück zu lassen, doch der Krieger ging, ohne sie nochmals eines Blickes zu würdigen. In ihr brach alles in Stücke. Sie war verloren in der endlosen Wüste und würde den Tod finden. Gerade als sie sich damit abfinden wollte, spürte sie gellende Schmerzen, die von ihrem Magen und von ihrer Schulter herrührten. Sie schaute geschockt an sich herab und erkannte erneut die Eisenrohre, die sich durch ihren Körper gefressen hatten. Der Sand verschwand und machte einem langen Korridor, der mit Trümmerteilen geziert wurde, platz. Ginia erkannte sofort, dass sie sich wieder in Ventress' Schiff befand. Doch bei diesem Mal war sie klar bei Verstand und nicht einer Ohnmacht nahe. Sie griff nach den Eisenrohren, versuchte sie aus ihrem Leib zu ziehen, aber es gelang ihr nicht. Ihre Augen wanderten hilfesuchend durch den Gang. Sie fingen eine riesige Gestalt ein, die sich langsam auf Ginia zu bewegte. Als sie näher kam, erkannte die junge Kaleesh, dass es sich um Grievous handelte. Er blickte sie eiskalt an und zog sein Lichtschwert. Ginia wollte ihn noch bitten, es nicht zu tun. Flehend sah sie ihm ins Gesicht, doch der liebevolle Blick von früher war verschwunden, nur ein hasserfüllter und zorniger blieb übrig. Verzweifelt versuchte sie sich von den Eisenrohren zu befreien, strampelte mit den Beinen, aber sie konnte nichts ausrichten. Dann schwang er seine Lichtklinge über den Kopf und das einzige, was Ginia noch spürte, war eine brennende Qual an ihrem Nacken. Daraufhin wurde alles in Dunkelheit gehüllt und ihr wurde sofort klar, dass sie tot war.

Keuchend schreckte Ginia aus dem Schlaf. Sie blinzelte etliche Male, um sich an die hellen Lichter um sie herum zu gewöhnen. Doc kam sofort zu ihr und schaute sie besorgt an.

„Geht es Euch gut? Ihr könnt froh sein, dass Ihr noch lebt. Eure Verletzungen waren alles andere als harmlos.“

Die kleine Kaleesh versuchte zu sprechen, doch bekam nur ein heißeres Gestammel heraus. Sie hustete angestrengt und musste sich den Magen heben, da der gellende Schmerz zurückkehrte. Behutsam klopfte ihr der Medi-Droide auf den Rücken und animierte sie erneut, zu antworten.

„Hustet Euch erstmal richtig aus. Ihr hattet einige Tage lang einen Beatmungsschlauch in Eurer Luftröhre, daher ist es ganz natürlich, dass Ihr erstmal nicht sprechen könnt.“

„Wo... wo bin ich hier? Was... ist passiert?“, brachte sie gerade so über Lippen, bevor sie wieder röchelte.

„Ihr seid in dem geheimen Versteck meines Masters. Er brachte Euch halbtot hierher und ich setzte alle Hebel in Bewegung, um Euch zu retten, was mir, wie man sieht, erfolgreich gelungen ist.“

„Und... bin ich noch schwer verletzt? Oder bin ich schon aus der Gefahrenzone?“

„Eure Wunden werden noch einige Woche dauern, bis sie gänzlich ausgeheilt sind, aber Ihr habt bereits das Schwerste überstanden. Der Master wird glücklich sein, Euch so zu sehen. Er hatte sich solche Sorgen gemacht, dass ich ihn gar nicht wiedererkannte. So außer sich war er noch nie.“

Ginia schloss die Augen. Sie hatte auf ganzer Linie versagt und bereitete sich schon innerlich auf eine Standpauke von Mace vor. Er hatte allen Grund auf sie wütend zu sein und würde sie nie mehr aus Coruscant lassen. Nie mehr. Doch wie sollte sie dann endlich zum Jedi-Ritter werden?

Sie merkte, wie sich langsam die Verzweiflung ihrer annahm und begann zu weinen. Eigentlich hasste sie Heulsusen, aber in diesem Moment fühlte sie sich so verloren, dass sie nicht an sich halten konnte.

Doc blieb die ganze Zeit neben ihr und streichelte ihr übers Haar, bis sie sich langsam wieder beruhigte. Er wusste zwar nicht, warum sie weinte, dennoch tat sie ihm einfach nur leid.

Ginia schluckte und fragte zaghaft:

„Ist... ist Meister Windu sehr wütend auf mich?“

Der Medi-Droide hielt kurz inne. Er besah sie mit einem erstaunten Blick und setzte sich auf einen Hocker, der nicht weit weg stand.

„Meister Windu? Ich weiß nicht, ob er zornig auf Euch ist. Wer ist das überhaupt?“

„Na, mein Meister und dein Master, oder etwa nicht? Wer ist dann dein Master?“

Doc wollte gerade antworten, als sich das Schott öffnete. Grievous stand darin und keuchte vor Anstrengung. Er sah schrecklich aus und wankte etwas, während er auf sie zuging. Ginias Augen weiteten sich vor Schock. Sie sprang auf, hätte es jedoch nicht tun sollen, da sie mit einem schmerzhaften Aufschrei in Docs Armen zusammenbrach. Grievous eilte sofort zu seinem Medi-Droiden und wollte ihm schon helfen, aber die junge Kaleesh schreckte weiter zurück. Sie knallte auf den Boden. Vor Schmerzen gekrümmt krabbelte sie den Raum entlang und versuchte sich irgendwo in Sicherheit zu bringen. Ruckartig merkte sie, wie sich langsam die Dunkelheit über sie legte. Sie durfte nicht aufgeben. Sie musste hier weg, ansonsten würde sie von Grievous qualvoll getötet werden. Voller Panik stemmte sie sich an einem Behandlungstisch hoch und ging einige Schritte. Aber ihr wurde kontinuierlich schwarz vor Augen. Stöhnend raffte sie sich nochmals auf. Ihre Füße trugen sie noch etwas, dann jedoch verlor sie das Gleichgewicht und wäre beinahe gegen den Bakta-Tank gefallen, wenn Grievous sie nicht aufgefangen hätte. Sie wollte sich noch wehren, aber wurde immer schwächer. Ihre Hände suchten verzweifelt nach Halt, dann zog sich die Finsternis über sie zusammen und bescherte ihr einen tiefen Schlaf in Grievous' Armen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück