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Augenblick

von

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George

Während einem Moment kann so viel passieren.

Ein Augenblick kann ausreichend sein um die Welt zu verändern.

Um Antworten zu geben.

Fragen zu klären.

Die Sicht, mit der man durch das Leben geht, zu ändern.

Ein einziger Augenblick kann ausreichend sein um unser Leben leichter zu machen. Oder zu erschweren.
 

Es war nur ein Augenblick in dem er spürte; etwas geschah.

Sein Körper war nicht im Stande schnell genug zu reagieren als sich sein Verstand verschleierte, sein Blick sich trübte und sein Herz sich erschwerte. Als hätte man Beton an jeden Millimeter seines Körpers geheftet wurde plötzlich alles schwer. Und er blieb stehen.
 

„George, komm!“, schallte es von nahem, doch hörte er nicht. Bemerkte nicht.
 

Er sah die Menschen nicht, die um ihn herum standen. Hörte deren Stimmen nicht mehr. Roch den Geruch des Staubes nicht mehr, welcher an den Trümmern der Mauern haftete.
 

Alles stand still. Die Welt hörte auf sich zu drehen. Logisch konnte wohl niemand erklären woher dieses Gefühl so urplötzlich kam, doch wusste er es genau.
 

„Georgie.“, flüsterte es in seinem Kopf.

„Fred?“
 

Wie eine mentale Konversation antwortete er auf Freds Stimme, welche nur er in der Lage war zu vernehmen. Was folgte war Schweigen.

Hatte er sich das eben nur eingebildet? Oder hatte irgendwer einen Zauber auf ihn gerichtet? Ein Todesser? Was war geschehen?
 

Verzweiflung machte sich in ihm breit. Es ging zu schnell. Es durfte nicht passieren. Hilflos versuchte George sich an den Gedanken zu klammern dass irgendein Todesser ihn manipulieren wollte, doch flutete die Erkenntnis der bereits bekannten Tatsache sein Bewusstsein wie Wasser sich seinen Weg über Gestein bahnte, erlaubte langsam aber sicher kein Verdrängen mehr.

Noch immer herrschte Schweigen.

Zumindest zwischen ihm und Fred. Zwischen ihren Gedanken.
 

Es bedarf keiner Worte um auszudrücken was dort geschah.

Nein... Das war falsch... Mehr war es das Worte nicht dem gerecht werden können was vor sich ging.
 

Gedanken, Bilder, Eindrücke überfluteten Georges Kopf - und doch war es still.

Es war wie in dem Moment als Snape ihm das Ohr zerschossen hatte. Nur schlimmer. Heftiger. Erdrückender. Es war eine Stille welche er nicht ertragen konnte.
 

Wie in Trance begann sein Körper zu laufen. Geradeaus. Immer weiter. Er nahm nicht wahr wohin er ging, wollte dies auch gar nicht. Als würde ein Anderer seine schweren Beine heben bewegten sie sich vorwärts.
 

Und es wurde kalt. Nicht die Umgebung wurde kalt.

George wurde kalt. Eine Wärme in ihm verschwand, nach und nach. Mit jedem Schritt.
 

„Nein... Ich will nicht weiter gehen!!!“, schrie er in seinen Gedanken.

„Georgie...“, schallte es zurück, fast augenblicklich, als hätte Fred‘s Stimme nur darauf gewartet das der Jüngere etwas ,sagte‘.

„Du... Du hast versprochen das wir immer zusammen bleiben werden!“

„Das werden wir... Wir sind Zwillinge. Nicht einmal Mum kann uns außeinander halten.“

„Das ist was anderes! Das meine ich nicht!!!“
 

Ein nie da gewesenes Gefühl erfüllte George. Panik. Verzweiflung. Angst. Wut. Trauer. Es war nicht definierbar. Es war alles, und doch etwas ganz anderes. Es war so vieles auf ein Mal und doch nichts.
 

Langsam begann ihm das Atmen schwer zu fallen. Seine Brust hob und senkte sich nur noch weil... ... Ja, warum eigentlich?
 

„Weil ich es will. Weil ich will das du lebst.“, kam die Antwort auf die ungedachte und doch vorhandene Frage Georges.
 

Ein Zustand vollkommener Ohnmacht. Das war es, in welchem sich George gerade befand.

Er sah nichts. Fühlte nichts. Alles war schwarz. Nur seine Gedanken existierten noch. Die Gedanken in denen die Stimme seines Bruders endlos hallte, ohne aufzuhören. Ohne je ein Ende zu finden.
 

„Hör nicht auf. Lauf weiter.“, flüsterte die Stimme seines älteren Bruders erneut.
 

Und Georges Körper gehorchte. Es vergingen Minuten, Stunden, doch die Zeit wollte nicht gefühlt werden. Der Weasley-Zwilling konnte nicht sagen wie viel Zeit vergangen war, fühlte es sich doch wie eine Ewigkeit und zugleich wie ein Wimpernschlag an.
 

Langsam klärte sich seine Sicht. Der schwarze Schleier hob sich und George sah.

Er sah sich selbst. Wie er in der großen Halle stand. Vor dem leblosen Bild seiner selbst. ... Nein, es war nicht das leblose Spiegelbild von ihm. Das war er. Exakt er.
 

Fred und George. Zwillinge. Sie waren ein Teil eines Ganzen. Das konnte sich nicht ändern. Das würde sich nicht ändern.

Doch war Fred tot. Und nicht sein toter Körper, welcher noch immer die Spuren seines letzten Lachens auf sich trug, war ein Zeichen dafür das sie nun getrennt waren. Dennoch, das waren sie nicht.
 

Fred war gestorben. Und er nahm einen Teil von George mit sich.

Einen nicht sichtbaren und doch auffallenden Teil.
 

Langsam kniete er sich nieder zu dem kalten Körper. Mit jedem Millimeter welchem er Fred näher kam spürte er mehr.

Er begann den kalten Windzug zu spüren, welcher leise durchs Gemäuer zog.

Begann die Erschütterungen zu spüren, welche durch den Boden rauschten, jedes Mal wenn Ron in Trauer und Wut auf das Gestein unter ihm schlug.
 

Doch es bedeutete nichts. Es war ihm keinen noch so kleinen Gedanken wert all dies zu spüren.

Und wieder war es ein Augenblick, ein einziger, kurzer Moment, in dem etwas geschah.
 

Sanft hatten Georges Finger Freds kalte Haut berührt, da hallte seine Stimme erneut auf; „Georgie. Niemand kann uns trennen. Wir bleiben zusammen. Ich nehme einen Teil von dir mit, wo ich hin gehe und lasse dir einen Teil von mir da. Bis wir uns wieder sehen.“
 

Noch ehe er antworten konnte war es, als durchfuhr ihn ein Blitz.

Diese Last auf ihm wich, seine getrübten Sinne erlangten wieder gewohnte Schärfe und seine wirren Gedanken umfassten nun auch wieder das, was er gerade tat, empfingen wieder Eindrücke von außen.

Doch eines blieb.
 

Während Tränen flossen, in Verzweiflung geschrien und vor Wut blind gegen Mauern geschlagen wurde,

Während sich Schulen wieder aufbauten, Leben neu begonnen und Traditionen wieder aufgenommen wurden, so blieb eines gleich.

Noch immer hallten Freds Worte in Georges Bewusstsein, als wäre er noch neben ihm. Und in dunklen Momenten in denen die Sehnsucht nach dem körperlichen Beweis, das sein Zwilling noch immer bei ihm war, die Überhand nahm, da erleuchteten die immer gleichen Worte seine Gedanken;

 

„Georgie. Nichts kann uns trennen. Geh‘ weiter. Ich warte auf dich.“



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