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Even if the morrow is barren of promisses

von

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Expectare (Abwarten)

Kapitel 8: Expectare (Abwarten)
 

Es war Nacht geworden. Die Luft war klar und frisch, fast ein bisschen zu kühl. Der Sommer neigte sich langsam dem Ende zu. Es war eine sternklare Nacht. Hunderte kleine silberne Punkte zierten das samtene Schwarz des Himmels. Es hätte eine schöne, vielleicht sogar romantische Nacht sein können. Aber nichts wäre unpassender gewesen in diesem Moment, an diesem Ort.
 

Eolie war lange, sehr lange gelaufen, ehe sie nun endlich auf dem Plateau, unterhalb des Dorfes und auch direkt unterhalb der Höhle zum Stehen kam. Es dauerte etwas länger, bis ihr kleiner Kopf alle Informationen und Eindrücke verarbeiten und sie wie ein Puzzle zusammensetzen konnte. Das Bild, welches sich ergab, hatte das kleine Mädchen so sehr erschreckt, dass es fortgelaufen war, nachdem Yoris seine Hand losgelassen hatte. Nun, da es zu dunkel geworden war, um noch genügend sehen zu können, setzte sich Eolie auf einen Stein. Sie hätte sich lieber ins Gras fallen lassen, aber es war vom Tau zu nass.

Ein kleiner, kindlicher Seufzer entfleuchte ihren Lippen und sie musste schniefen. Die Hände im Schoß, die Augen gen Himmel gerichtet hing sie ihren trüben Gedanken nach. Sie bemühte sich sehr, das, was passiert war, zu verstehen. Aber es gelang ihr nur zum Teil. Über eines war sie sich jedoch auf schmerzhafte Weise im Klaren:
 

’Ich bin schuld! Ich bin schuld, dass die Höhle eingestürzt ist. Weil ich auf dieses...dieses Ding da gefallen bin.’
 

Sie zog ihre Beine heran und schlang die Arme um ihre Knie.
 

’Ich bin schuld, dass Mama und Papa jetzt gefangen sind. Und die anderen Menschen aus dem Dorf. Und auch dieser nette...Co...Commander...was für ein komisches Wort.’
 

Eolie seufzte wieder tief. Dass in der Höhle jemand verletzt oder zu Tode gekommen sein könnte, kam ihr nicht in den Sinn. Das war auch gut so, denn das Mädchen hatte genug mit ihren Schuldgefühlen zu tun. Sie hatte sich in ihrem kurzen Leben noch nie so sehr geschämt. Nicht einmal, als sie letztes Jahr einen großen Teil der Maiskolben, die die Familie geerntet hatte, an die wildlebenden Rehe verfüttert und danach sehr großen Ärger bekommen hatte.

Eine einzelne Träne kullerte ihre kleine Wange hinab. Jetzt waren sicher alle böse auf sie. Wie ein kleines Häufchen Elend kauerte sie auf ihrem Stein und nicht einmal das freundliche Funkeln der Sterne konnte sie trösten.
 

***
 

„Yoris, es ist schon spät. Lass es gut sein!“, rief einer der Infanteristen seinem Kameraden zu. Der Angesprochene ließ sein Schwert sinken. Er hatte jegliches Gefühl für Zeit verloren, als er mit der Klinge übte. Während er sich auf die Präzision seiner Bewegungen konzentrierte und dabei seinen Träumen, einmal ein SOLDIER zu werden, nachhing, hatte er sogar für eine Weile vergessen können, dass die Mission schief gelaufen war. Nun aber winkten ihn seine Kumpanen zu sich. Sie hatten an der Felswand ein Lager aufgeschlagen und ein kleines Feuer entfacht. Yoris gesellte sich zu ihnen und genoss die Wärme der Flammen. Er war schweißnass und der Wind, obgleich nur sehr lau, ließ in frösteln.

Einer der jungen Soldaten richtete das Wort an ihn.
 

„Was hatte Lazard-“
 

„Direktor Lazard, bitte.“, unterbrach Yoris.
 

„Hach, mein Gott, sorry, ich hab vergessen, wie überkorrekt zu bist! Also was hatte DIREKTOR Lazard gemeint, wie lange es dauert, bis die Hilfe kommt?“
 

„24 Stunden.“, antwortete er einsilbig.
 

„Alter, das ist verflucht lange. Wieso brauchen die eine halbe Ewigkeit, um ein paar Leute mit dem Hubschrauber hierher zu fliegen?“
 

„Weil sie nicht nur Leute schicken, sondern auch Maschinen. Oder willst du den Eingang mit bloßen Händen freischaufeln?“
 

„Nee, natürlich nicht. Ich meinte nur, wir können hier ja eh nichts machen. Da hätten sie ruhig mal jemanden vorbeischicken können, der uns zurück bringt...“
 

Yoris traute seinen Ohren nicht. Mit einem Satz war er auf den Beiden und packte seinen Gegenüber am Kragen.

„DU SPINNST WOHL?! Hast du überhaupt VERSTANDEN, was hier abgeht?! Die ERSTEN sind dort drinnen zusammen mit etlichen unschuldigen Zivilisten! Keiner weiß, wie es ihnen geht und ob sie überhaupt noch LEBEN! Und DU hast nichts Besseres zu tun, als zu murren, dass du nicht NACH HAUSE KANNST???“, brüllte er.
 

„Hey, Yoris, lass ihn doch!“, versuchte ein anderer die Situation zu entschärfen.
 

Yoris wandte sich mit einem Ruck um und stand wieder am Feuer. „Ihr seid mir schöne SOLDIER-Anwärter! Habt ihr schon mal was von Ehre gehört? E-H-R-E!“
 

“Ja doch, Yoris nun beruhige dich wieder! Er hat’s nicht so gemeint. Wir sind alle ein bisschen gestresst. Komm, setzt dich wieder hin. Bringt jetzt nichts, sich zu streiten.“
 

Wiederwillig ging er der Aufforderung nach. Er seufzte und bedeckte sein Gesicht mit den Händen. Wahrscheinlich hatten sie Recht, sie waren alle aufgewühlt. Da fällt schnell mal ein unüberlegtes Wort. Wer hätte auch ahnen können, dass eine simple Mission derart aus dem Ruder läuft.

„Entschuldigung“, nuschelte er zwischen seinen Händen hervor.
 

In der Tat war er so aufgeregt, wie selten zuvor. Dieser Zustand des Nichts-tun-Könnens machte ihn krank. Der Gedanke, einer der Kämpfer die er so verehrte, könne Schaden genommen haben, machte ihn krank. Die Erkenntnis, mal wieder nicht gezeigt zu haben, was in ihm steckte, machte ihn krank. Alles irgendwie...

Resigniert ließ Yoris die Hände wieder sinken. Seine Kampgefährten legten sich einer nach dem anderen auf den harten, staubigen Boden, um etwas zu schlafen. Aber er konnte es nicht! Langsam erhob er sich wieder und ging ein paar Schritte in die Nacht hinaus. Er betrachtete den klaren Himmel und verlor sich kurz in der unvorstellbaren Anzahl an Sternen, die dort draußen im Universum sein mussten.

Dann fiel ihm etwas ein! Er zückte sein Handy und wählte einer Nummer, die er eigentlich schon längst mal wieder anrufen wollte.
 

***
 

Zack war gerade auf dem Weg in sein Quartier, als das Handy klingelte. Er war außer Atem und gestresst. Hier bei SOLDIER war die Hölle los, seit Direktor Lazard regelrecht Alarm geschlagen hatte. Eigentlich wollte er nur noch seine Ruhe und nichts konnte er gerade weniger gebrauchen, als ein nervendes, klingelndes Handy. Aber aus Pflichtbewusstsein ging er ran.
 

„Zack Fair?“, meldete er sich verstimmt.
 

„Hallo Zack. Hier ist Yoris.“, kam es aus dem anderen Ende der Leitung.
 

„Yoris? Wow, ist lange her, dass wir miteinander gesprochen haben. Aber hey, muss das unbedingt jetzt um diese Zeit sein? Ist gerade viel los hier, weißt du.“
 

„Das hoffe ich doch!“
 

Zack hatte mittlerweile sein Quartier erreicht und ließ sich auf dem Bett nieder.

„Wie meinst du das?“
 

„Naja, ich hoffe, ihr arbeitet daran, so schnell wie möglich Hilfe zu schicken.“
 

„Moment mal!“, jetzt erst fiel bei dem Schwarzhaarigen der Groschen, „Bist du etwa auch dort? Bei dem Dorf?!“
 

„Ja, ich war es, der den Direktor informiert hat...-“
 

„Weist du irgendwas Genaueres? Bist du nicht mit eingesperrt? Wie konnte das überhaupt passieren? Weißt du, wie es den SOLDIERn geht?!“, quollen die Fragen förmlich aus seinem Mund heraus. Er hatte mehrmals versucht, Angeal zu erreichen. Aber sein Handy war aus oder funktionierte nicht. Das war mehr als beunruhigend, schließlich war sein Mentor immer zuverlässig gewesen und immer für seinen Schüler erreichbar.
 

„Ich weiß so gut wie gar nichts. Wir sitzen draußen vor der Höhle und es ist absolut kein Durchkommen für uns. Der Eingang ist gesprengt worden...aus Versehen... also... unplanmäßig... ist ja auch egal! Jedenfalls haben wir keine Ahnung, wie’s den Leuten da drinnen geht. Wir können nur warten, bis ShinRa mit schwerem Geschütz auffährt, um das Geröll zu beseitigen.“, antwortete Yoris.
 

„Aha...“ Zack fühlte das bisschen Hoffnung, was er sich gerade aufgebaut hatte, wieder verschwinden und ließ die Schultern hängen.
 

„Zack?“
 

„Ja?“
 

„Geht es voran? Ich meine, mit der Hilfe? Ich mach mir Sorgen um die Ersten. Ich meine, die kommen sicher klar, sind ja gestandene Kämpfer... Aber... keine Ahnung. Man weiß ja nie.“
 

„Ich mach mir auch Sorgen, Yoris. Aber falls es dich beruhigt, hier in der Abteilung ist ganz schön Bewegung. Lazard hat uns die Hölle heiß gemacht! Die aus der Technik-Abteilung sind gerade noch dabei, irgendwelche Bulldozer oder was weiß ich für Maschinen, auseinander zu nehmen, damit sie verladen werden können. Das sind echt Riesendinger, die passen nicht mal in das Größte unserer Luftschiffe.“
 

„Das klingt gut. Red’ weiter, bitte.“
 

Zack stutzte. „Du machst dir wirklich Sorgen, oder?“
 

„Ja, natürlich.“
 

Der Schwarzhaarige lächelte, denn Yoris fühlte genau wie er. Er sann nach, was er noch Beruhigendes erzählen könnte. Denn in gewisser Weise beruhigte es aus den Schwarzhaarigen.

„Außerdem sind ein Dutzend Zweiter und Dritter aktiviert worden, wir werden die Aktion begleiten.“
 

„Wir? Heißt das, du kommst auch?“
 

„Ja, ich wollte unbedingt mit. Schließlich muss ich meinem Lehrer aus der Patsche helfen!“, versuchte Zack zu scherzen. Aber er schalt sich gleich wieder dafür, hier war falscher Humor mehr als unangebracht. Stattdessen beschrieb er weiter die Lage bei ShinRa.

„Lazard kommt auch mit. Die Sache scheint ihn ganz schön zu beschäftigen. Ach ja, und die Krankenstation ist auch mobilisiert worden! Es sind etliche Helfer auf Achse, um einen der Notfallhubschrauber für alles Nötige auszurüsten. Es werden ganz hochkarätige Ärzte mitkommen, sag ich dir! Ein Kardiologe, einer der sich mit Knochenbrüchen und Verrenkungen auskennt, ein Lungen-Spezialist, ein Psychologe...-“
 

„Wow, das klingt sehr gut. Danke Zack, du hast mich sehr beruhigt. Ich hoffe nur, diese ganze Riege an Medizinern wird nicht gebraucht werden..“
 

„Ja...Hey, mach dir keine Gedanken. Was unsere Ersten angeht, die sind hart im Nehmen! Was sie nicht umbringt, macht sie stärker. Wir werden morgen früh ausrücken. Die Flieger mit den Maschinenteilen brauchen etwas länger, aber solange können wir schon mal tun, was in unserer Macht steht.“
 

„Alles klar. Danke, Zack. Bis bald!“
 

„Ja, bis bald, Yoris. Mach's gut.“, antwortete Zack und legte auf.
 

Nachdem er das Handy weggesteckt hatte, ließ er sich rücklings auf sein Bett fallen.

„Was sie nicht umbringt, macht sie stärker...was für ein blöder Satz.“, murmelte er halblaut. Zack war sich sehr wohl bewusst, dass auch ein 1stClass SOLDIER nicht unverwundbar war und dass durchaus auch ein Erster sterben konnte. Bei diesem Gedanken lief ihm ein Schauer über den Rücken. Er dachte an Angeal, seinen Mentor mit dem Buster-Schwert, der ihm immer wieder predigte, was Ehre und Stolz und Träume für eine immense Bedeutung haben. An General Sephiroth, den Helden schlechthin, der mit seinem Masamune so ziemlich jeden Gegner in die Flucht schlagen konnte. Und an Genesis, den LOVELESS-Liebhaber, der unglaublich elegant mit seinem roten Rapier umzugehen wusste. Zusammen schienen diese drei unbesiegbar. Zusammen entwickelten sie eine Kraft, die wohl nur Freunde so hervorbringen konnten. Denn ihre gemeinsamen Handlungen basierten auf Vertrauen und Achtung vor dem Anderen.

Zack konnte und wollte sich einfach nicht vorstellen, dass einem von ihnen oder noch schlimmer, allen dreien etwas zugestoßen sein könnte. Er konnte es kaum erwarten, bis der Befehl zum Aufbruch kam. Dann konnte er endlich selbst vor Ort sein. Hoffentlich fühlte er sich dann nicht mehr so hilflos.



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