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Das Herz der Schlange

Unglaublich aber wahr...
von

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Badespaß

Ich hielt das nicht mehr aus. Immer wieder flackerte es vor meinen Augen, so dass ich abwechselnd Reiji sah und die elf Jahre jüngere Version von ihm. Mein Kopf schmerzte und in mir schien ein Kampf zu toben. Einerseits wollte ich ihn in die Wüste schicken oder gleich selbst abkratzen, andererseits drängte es mich zu ihm. Doch wie viel sollte ich noch ertragen? Oder besser: wie viel konnte ich noch ertragen? Inzwischen hatte sich diese merkwürdige Doppelsicht wieder gelegt, ich sah ihn nur noch so wie er war. Reiji stand schwer atmend vor mir, sah auf mich hinab und schien zu überlegen was er tun sollte. Auf einmal schien mich mein ganzer Mut zu verlassen. Ich fühlte mich genauso wie ich jetzt wohl auch aussah: klein. Schwach. Vollkommen hilflos. Gegen meinen Willen rannen mir die Tränen übers Gesicht. Endlich schien Reiji seine Entscheidung getroffen zu haben. Ergeben schloss ich die Augen und bereitete mich auf den Schmerz vor. Überraschenderweise kam er nicht. Stattdessen strich er mir sachte übers Haar und flüsterte: „Kannst du das denn?“ Ich war baff. War es so einfach gewesen zu ihm durchzudringen? Als ich ihm in die Augen sah wusste ich es. Der Panzer um ihn bekam bereits Risse, denn die grüngelben Augen die mich flehend ansahen waren wieder die des kleinen Kindes das mich gefragt hatte ob ich bald wiederkäme. Eigenartigerweise waren sie von einer seltsamen Schönheit… „Und?“ Reiji kniete jetzt neben mir. „Ich werde alles tun was in meiner Macht steht.“ Versprach ich ihm und nahm seine Hand. Er sah erleichtert, aber auch sehr schuldbewusst aus. „Ryutaro, tut mir leid dass ich so ausgerastet bin aber Serito“ Ich legte ihm einen Finger auf die Lippen. „Schon Ok.“ Auf einmal schien er wieder wütend zu werden. „Nichts ist Ok! Sag nicht immer alles ist Ok, das kauf ich dir nicht ab! Wegen mir sind deine Beine gelähmt und ich hab dich gerade halbtot geprügelt und trotzdem willst du mir immer noch helfen? Das ist doch krank.“ Ich sah ihm tief in die Augen. „Reiji, wenn ich eine Sache von meiner Mutter gelernt habe dann ist es Verzeihen. Verzeihen ist sehr schwer, aber wenn man es beherrscht wird das Leben leichter. Ich verzeihe dir sowohl den Unfall als auch die Episode eben, weil du beide Male die Kontrolle verloren hast. Wenn ich glauben würde das das alles Absicht wäre würdest du nicht so leicht davonkommen.“
 

Plötzlich schrie Ryutaro leise auf. „Was ist denn?“ fragte ich besorgt. „Ich…ich sehe scheiße aus!“ meinte der blauhaarige Wahrsager der gerade sein Spiegelbild in einer Fensterscheibe entdeckt hatte. Da konnte ich ihm zwar nicht zustimmen, aber ein bisschen derangiert sah er schon aus. Das weiche blaue Haar war zerzaust, im Gesicht und an den Händen klebte getrocknetes Blut und auch seine Hose und der Kimono waren rot gesprenkelt. „Dann müssen wir dich halt wieder herrichten!“ meinte ich und rief: „Hey Mercy!“ „Oui, Master Reiji?“ „Mach den Raum fertig.“ „Äh…welschen?“ Genervt verdrehte ich die Augen. „Was glaubst du wollen wir jetzt machen? Tennis spielen natürlich!“ meine Stimme triefte vor Sarkasmus. „Isch habe verstanden Master. Isch werde alles vorbereitön.“ Ich drehte mich wieder zu Ryutaro um der mich verwirrt ansah. „Wo gehen wir denn hin?“ fragte er etwas misstrauisch. „Keine Angst, ich zeig dir nur einen meiner Lieblingsplätze hier.“ „Und wie soll ich da hinkommen? Du kannst mich ja schlecht durch die halbe Dark Nebula tragen.“ Ich zog eine Augenbraue hoch. „Kann ich nicht?“ Rasch fasste ich ihn in den Kniekehlen und am Rücken und hob ihn so auf meine Arme. Fast hätte ich ihn vor Schreck fallen lassen, denn er war nicht nur federleicht, sondern ich konnte selbst durch Haut und Kleidung hindurch ziemlich viele Knochen spüren. Ryutaro quietschte überrascht auf und schlang mir automatisch die Arme um den Hals. „Lass mich runter! Ich bin doch viel zu schwer!“ Ich glotzte ihn zugegebenermaßen etwas verdutzt an. „Sag mal hast du ne Essstörung oder so? Du wiegst doch höchstens vierzig Kilo!“ Beleidigt drehte er das Gesicht weg. „Erstens, sowas hab ich nicht, und zweitens wenn ich sowas hätte würde ich es nicht unbedingt dir auf die Nase binden!“ Junge, junge da sage mal einer das Jungs keine Zicken sein können…Aber süß war er ja doch irgendwie…
 

„Jetzt mal im Ernst, wohin schleppst du mich?“ Mittlerweile hatte ich mich daran gewöhnt das er mich trug auch wenn ich es nicht wirklich mochte. „Lass dich überraschen. Außerdem sind wir gleich da.“ Wir bogen in einen Gang ein der ehrlich gesagt genauso aussah wie die geschätzten dreiundfünfzig Gänge davor. Wie man sich hier zurechtfinden konnte war mir echt ein Rätsel, ich hatte mich schon immer auf dem Weg zu meinem Zimmer verlaufen. Reiji hielt vor einer großen, zweiflügligen Tür. Als er die Hand, die eigentlich meinen Rücken stützte wegzog um die Klinke zu betätigen wäre ich ihm fast runtergefallen, doch er hielt mich fest. „Hups“ Er wurde etwas rot „Tschuldige.“ Jetzt drückte er die Klinke runter und mir fiel die Kinnlade bis fast auf den Boden. Der Raum den wir gerade betreten hatten hatte die Ausmaße einer Sporthalle und die Decke wurde von mehreren Marmorsäulen gestützt. Auch der Boden war mit Marmorfliesen belegt und in ihn waren mehrere Becken eingelassen, alle unterschiedlich groß, von Wannengröße bis Pool war alles dabei. Durch mehrere große Fenster konnte Licht in den Raum fallen, Pech nur das es gerade Nacht war. Dafür brannten überall Kerzen die den Raum mit ihrem warmen flackernden Schein erfüllten. Es roch gut hier, nach Vanille, Kirschen, Rosen und auch ein bisschen nach Weihrauch, nicht nach Chlor wie in normalen Schwimmbädern. „Nett oder?“ Ich zuckte zusammen, denn vor lauter Starren hatte ich ganz vergessen das Reiji auch noch da war. „Nett? Das ist ja mal die Untertreibung des Jahrhunderts!“ Er lachte kurz auf. „Wusste ich doch dass es dir gefällt.“ Er trug mich zu einer der steinernen Liegen die an der Wand standen und legte mich vorsichtig darauf ab. Sofort stützte ich mich mit den Händen ab so dass ich aufrecht saß. „Und jetzt?“ „Waschen wir dir erstmal das Blut ab, das sieht echt schlimm aus.“ Meinte er und wischte mir mit einem feuchten Lappen das geronnen Blut ab. Dabei ging er so vorsichtig vor als würde ich ihm gleich unter den Händen zerbrechen. Währenddessen wusch ich mir die Hände in einer tiefen Steinschüssel die neben der Liege stand. Als ich komplett blutfrei war stand Reiji auf und ging zu einem der kleineren Becken das bereits mit klarem Wasser gefüllt war. Unterwegs hatte er sich aus einem Schrank der mit lauter Flaschen und Tiegeln vollgestopft war ein Fläschchen mit blassrosa Inhalt mitgenommen, den er jetzt großzügig ins Becken kippte. Kurz darauf war die Oberfläche mit Schaum bedeckt und es roch betörend nach Kirschblüten und Mandeln. „So.“ Er kam wieder zu mir und machte Anstalten mich wieder hochzuheben, da hob ich die Hand. „Stopp. Dein kleiner Badeplan hat einen Schönheitsfehler.“ Verwundert runzelte er die Stirn. „Welchen denn?“ Jetzt lief ich rot an. „Ich hab keine Badehose.“ Genervt verdrehte er die Augen. „Als ob ich dir irgendwas runterschauen würde.“ Beleidigt verschränkte ich die Arme vor der Brust. „Tja, da sind wir wohl an einem toten Punkt angelangt.“ Reiji grinste fies. „Würd ich nicht so sagen.“ Und ehe ich mich versah hatte er mich gepackt, hochgehoben und ins Becken geschmissen. Stocksauer tauchte ich wieder auf, da das Becken zum Glück so flach war das ich drin sitzen konnte. „Was sollte das?!“ keifte ich ihn an. Er zuckte ungerührt mit den Schultern. „Du bist im Wasser. Ich hab dich nicht nackt gesehen. Problem erkannt, Problem gelöst.“ „Wow. Was für ein schlaues Kerlchen du doch bist.“ Sagte ich süßlich und begann mich aus meinem Kimono zu schälen, da ich etwas eklig fand mit Klamotten zu baden. Als ich schließlich nichts mehr am Körper trug hob Reiji den kleinen nassen Kleiderhügel hoch. „Ich geh die hier mal aufhängen und hol dir ein paar Wechselklamotten.“ „Hm.“ War die einzige Antwort die er bekam, denn das warme Wasser war unglaublich entspannend, es umschmeichelte meine Haut wie Seide…
 

Ryutaro schloss entspannt die Augen während ich aus dem Bad huschte. Nach allem was er durchgemacht hatte, hatte er sich etwas Entspannung wahrlich verdient. Der Kleine überraschte mich immer wieder. Daran das mein Herz immer einen doppelten Salto machte wenn ich bei ihm war hatte ich mich inzwischen fast gewöhnt. Als ich seinen Kimono aufhängte fiel mir aus irgendeiner verborgenen Taschen klirrend etwas vor die Füße. Überrascht bückte ich mich und hob den funkelnden Metallgegenstand auf. Es war ein Armband. An den einzelnen Gliedern hingen verschiedene Anhänger, so auch eine Miniaturversion von Pisces Siegel. Sehr hübsch, passte zu ihm. Ich steckte es mir in die Hosentasche um es ihm wieder zurückzugeben, aber irgendwie vergaß ich es dann doch. War das so erstaunlich? Denn als ich wieder ins Bad kam, mit einem Stapel Handtücher beladen, war Ryutaro im warmen Wasser eingeschlafen. Eigentlich kein Problem, doch mittlerweile hatte sich der Schaum aufgelöst und das rosa Wasser bot nicht gerade optimalen Sichtschutz…Sofort wandte ich mich ab. Mein Gesicht war noch röter als eine Tomate mit Sonnenbrand. Das war doch zum Verrücktwerden! Ich versuchte die ganze Zeit krampfhaft mein Herz unter Kontrolle zu kriegen und er lag hier wie auf dem Silbertablett vor mir! Kopfschüttelnd ging ich im Rückwärtsgang zum Becken, kniete daneben nieder (mit geschlossenen Augen) und rüttelte ihn leicht an der Schulter. „Hm?“ kam es verschlafen von ihm. „Aufstehen. Du liegst hier schon zwei Stunden drin.“ Er streckte sich gähnend. „Hat ja keine andere Wahl oder?“ Ich angelte mir blind ein Handtuch vom Stapel und breitete es neben mir auf dem Boden aus. „Na dann, mach dich bereit.“ Ganz schnell öffnete ich ein Auge um zu gucken wo er überhaupt war. Dann packte ich ihn unter den Achseln und hob ihn mit Schwung aus dem Becken. Wieder quietschte er leise auf, und damit ich nicht doch noch in Versuchung geriet hinzuschauen hüllte ich ihn schnell ins Handtuch. Jetzt öffnete ich die Augen wieder. Ryutaro hatte sich ins Handtuch gekuschelt, eine leichte Röte lag auf seinen Wangen. „Das war schön…“ murmelte er noch leicht verschlafen. Mann, wie schaffte er es das bei ihm alles gleichzeitig unschuldig und verführerisch aussah? Mein Herz hämmerte so laut gegen meine Rippen das ich dachte er müsse es hören können. Damit ich nicht noch an einem Herzinfarkt verstarb gab ich ihm schnell seine Tasche. „Sag Bescheid wenn du fertig bist.“ Nuschelte ich und rannte mit immer noch hochrotem Gesicht aus dem Bad.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  jyorie
2013-03-20T16:49:03+00:00 20.03.2013 17:49
Hey ^_^

okay, also ist der Traum von Kapitel 6 keine Erinnerung, sondern etwas
was Ryoutaro aus der Vergangenheit gesehen und das war dann auch der
Alptraum aus dem er aufgewacht ist.

Eine wirklich seltsame Haltung die Ryoutaro da hat, das er ihm immernoch
helfen will, obwohl Reiji auf ihn einschlägt. … Bin gespannt, wie du es er-
klärst, warum er das tun will.

CuCu Jyorie


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