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Der Weg zurück

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War es das wert?

Das Leben würde nie wieder normal sein. Oliver stieg die Stufen zur Eingangshalle empor und sah dabei, die vielen trauernden Gesichter. Sie hatten gewonnen… doch auch verloren. Über fünfzig Menschen hatten ihr Leben für eine bessere Welt gelassen. Menschen, die mit einem zusammen in Hogwarts durch die Gänge gestreift waren. Menschen, die vielleicht sogar mit einem in einem Klassenzimmer gesessen hatten und Streiche gegen die Lehrer ausgeheckt hatten. Oder wie es in seinem Fall am schlimmsten war, jemanden, der mit einem zusammen über drei Jahre im Quidditchteam gekämpft hatte, der ihn als Kapitän oft zur Weißglut gebracht hat, jemand, der jeden zum Lachen brachte.

Oliver konnte es noch immer nicht fassen, dass Fred Weasley diesen Kampf nicht überlebt hatte. Sie waren jetzt zwar nicht die besten Freunde gewesen, aber Oliver hatte ihn und seinen Zwillingsbruder George immer respektiert, hatte ihr gemeinsames Können für Streiche und Experimente bewundert. George… Oliver wollte sich gar nicht ausmalen, was sein zweiter Treiber nun durchstehen musste. Es hieß doch immer, dass Zwillinge durch ein besonderes Band miteinander verbunden waren.

Oliver streifte durch die große Halle, wo alle Opfer von ihrer Seite hingebracht worden waren. Allein bei dem Anblick wie viele es waren, drehte es Oliver den Magen um. War es das wirklich wert gewesen? War es wert gewesen, die Welt vor Voldemort zu retten und dabei fünfzig wertvolle Menschen zu verlieren? Niemand konnte das beantworten, dessen war es sich sicher, aber trotzdem schwirrte ihm immer wieder diese Frage durch den Kopf. War es das wert?

Um ihn herum hörte man immer wieder Schluchzer und Tränen bahnten sich ihre Wege. Oliver schnürte es die Kehle zu, wie alle hier trauerten. Er hatte niemanden aus seiner Familie verloren. Seine Eltern waren in Schottland und kämpften dafür, dass Voldemort dort keine weiteren Anhänger fand. Seine Freunde interessierte dieser Kampf nicht. Sie waren hauptsächlich Quidditchspieler und hatten ihre magischen Kräfte nicht in Hogwarts erlernt. Oder wollten einfach nicht wahr haben, dass es noch etwas anderes als den beliebten Ballsport gab.

Oliver entdeckte sein ehemaliges Team. Sie alle waren hier. Sie alle hatten gemeinsam für das Gute gekämpft. Und sie hatten einen aus ihren Reihen verloren. George kauerte neben seinem Bruder und hielt seinen Oberkörper fest umschlungen. Es sah fast so aus, als wollte er seinen Bruder in den Schlaf wiegen. Neben ihm hockte Angelina. Sie hatte ihren Kopf an George Schulter gelehnt und strich immer wieder über Freds Wange. Auf der anderen Seite von George kniete Alicia, die ihrem Freund eine Stütze sein wollte, aber man sah ihr an, dass sie nicht wusste, wie sie ihm dem Schmerz nehmen konnte. Lee Jordan hockte auf der anderen Seite des toten Zwillings. Er sprach leise auf sie alle ein. Höchstwahrscheinlich versuchte er, die Trauer ein wenig zu nehmen, denn Oliver sah, dass ab und zu die Mundwinkel der Anwesenden nach oben zuckten. Lee Jordan kannte Fred, der niemals gewollt hätte, dass alle unglücklich waren. Neben ihm hockte die kleinste der ehemaligen Jägerinnen – Katharina Marie Bell.

Oliver hätte sie wohl zuerst nicht erkannt, wenn sie nicht bei ihren Freunden gewesen wäre. Er hatte Katie noch nie unglücklich gesehen. Sie war der Wirbelwind gewesen, der jeden zum Lachen oder auch zum Ausrasten gebracht hatte. Bei ihm war meistens der zweite Fall gewesen. Doch jetzt saß sie da, wie ein Häufchen Elend und ihr kullerte eine Tränen nach der anderen die Wange hinunter. Es tat beinahe genauso weh wie ein Crucio-Fluch.

Oliver ging auf sie zu und ließ sich neben Katie auf den Boden nieder. Kurz sahen seine Teamkollegen zu ihm auf, doch dann wandten sie wieder ihren Blick ins Niemandsland. Jeder war in seinen Gedanken, seinen Emotionen gefangen. Katie schniefte neben ihm auf und Olivers Herz zog sich zusammen. Kurzerhand legte er seinen Arm um sie und zog sie auf seinen Schoss. Wie seinen kleinen Bruder schaukelte er sie hin und her und flüsterte ihr bedeutungslose tröstende Worte ins Ohr.

„Lasst uns irgendwo etwas trinken gehen.“, meinte Lee nach einer Weile. „Du bist so geschmacklos, Jordan!“, kam es von Alicia. „Nein … er hat Recht. Fred würde wollen, dass wir auf ihn Trinken.“, kam es stockend von George. „Schatz, du bist nicht in der Verfassung. Alkohol bringt dich jetzt auch nicht weiter.“, versuchte Alicia ihren Freund davon abzuhalten. „Also ich bin dabei.“, kam es von Katie, die ihre Tränen mit ihrem Ärmel abwischte. „Ich auch. Das bin ich ihm schuldig.“, meinte Angelina und George stimmte ihr zu. Vorsichtig legte George seinen Bruder zurück. „Wir werden auf dich trinken, Alter.“, verabschiedete sich George und machte sich auf. Er wollte jetzt in den Drei Besen. Fred hatte diese Kneipe geliebt. Die anderen schienen auch sofort zu wissen, wo sie auf ihren toten Freund anstoßen mussten. Ohne ein Wort machten sich die Sechs auf den Weg zu ihrer alten Stammkneipe. Lee stützte George, der immer wieder kurz einknickte. Angelina klammerte sich an ihre Freundin, denn immer wieder brach sie in Tränen aus. Und Katie? Kurzerhand hatte Oliver sie huckepack genommen, da sie kaum einen Fuß vor den anderen setzen konnte.

„Auf Fred!“, prostete Lee allen mit seinem Pinn Feuerwhiskey zu und alle schluckten das brennende Zeug hinunter. Die Stimmung würde sich nicht durch den Alkohol heben. Der Schmerz würde nur betäubt. Die Erinnerung verschwommen werden. Aber alles würde zurück kommen. Nur für ein paar Stunden konnten die sechs der Realität entfliehen.



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