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titel kommt, wenn die geschichte fertig ist.

von

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Erinnerung

Ich fing an, mich zu erinnern, als ich dieser Frau begegnete. Doch ich fange wohl am besten von ganz vorne an – soweit das möglich ist.

Mein Name ist Holly und ich bin so um die siebzehn bis achtzehn Jahre alt. So genau weiß ich das nicht, keiner kann mir mein genaues Alter sagen. Da wären wir bei meinem ersten Problem. Ich habe keine Eltern. Das heißt - ich habe schon Eltern, doch das einzige was ich von ihnen weiß ist, dass sie existieren. Man erzählte mir, ich wäre in einer Pflegefamilie groß geworden und hätte eine normale Kindheit gehabt. Da ich mich an rein gar nichts erinnern kann, musste ich es wohl oder übel glauben. Ich habe es mittlerweile aufgegeben, mich zu erinnern. Jedes Mal, wenn ich versuchte irgendetwas herauszufinden, bekam ich wahnsinnige Kopfschmerzen und lag einen ganzen Tag lang flach.

Im Moment gehe ich auf ein Gymnasium und versuche so gut wie möglich mein Abitur zu schaffen. Ich wohne alleine in einer Wohnung. Komischerweise bekam ich jeden Monat genug Geld auf mein Konto überwiesen, damit ich einigermaßen gut leben konnte. Eine Zeit lang dachte ich, das Geld käme vielleicht von meinen Eltern. Natürlich habe ich versucht den Zahlungsweg zurückzuverfolgen, doch es stellte sich heraus, dass das Geld vom Staat kam. Enttäuscht gab ich es auf, Informationen über meine Familie zu sammeln. Egal, wo ich suchte, ich fand nichts heraus. Es war so, als würde ich eigentlich gar nicht existieren.

An dem besagten Tag bin ich in die Stadt zum Shoppen gefahren. Ich stieg aus dem Bus aus und lief die lange, mit Menschen überfüllte Straße entlang. Als ich gefunden hatte, was ich wollte – eine neue Hose und neue Schuhe die übrigens ausgezeichnet zueinander passten – machte ich mich auf den Weg zu dem großen Platz mit dem Brunnen. Die Sonne strahlte von oben herab. Seit einigen Tagen ließ sie sich öfters mal blicken und ich genoss die einzelnen Sonnenmomente. Auf dem Platz war es nicht sonderlich voll und ich erblickte einen noch freien Platz am Brunnenrand. Gerade wollte ich mich auf den Weg machen, da sah ich sie. Ich blieb augenblicklich stehen und der Platz am Brunnenrand war mir egal gewesen. Sie sah aus, wie ein ganz gewöhnlicher Mensch, der einen Tag an der frischen Luft verbringt. Ihre braunen, langen Haare wehten im Wind und ihr Gang war ruhig und gelassen. Doch das war sie nicht, das merkte ich sofort. Etwas an ihr faszinierte und ängstigte mich zugleich. Sie hatte eine Sonnenbrille auf und ich konnte ihre Augen nicht erkennen, doch sie schien meinen Blick zu bemerken. Sie blieb ebenfalls stehen und schien mich auch zu mustern. Ich konnte mich nicht rühren, dabei wollte ich einfach nur weg. Langsam nahm sie ihre Sonnenbrille ab. Ich sah direkt in ihre dunkelbraunen Augen und die Welt vor meine Augen verschwamm. Ich sah Bilder an meinem inneren Auge vorbeiziehen. Die Meisten von ihnen konnte ich kaum deuten. Es waren Kinderbilder, oder kleine Ausschnitte von einer glücklichen Familie. Diese Frau kam oft mit einem Baby oder Kind im Arm vor und das Kind sah so aus… wie ich. So plötzlich wie der Bilderfluss kam, verschwand er auch wieder und die Frau war gerade im Begriff, ihre Hand runterzunehmen. Ich wollte nur noch weg. Weg von hier, weg von der Frau, weg von allem. Meine Beine schienen sich ruckartig von alleine zu bewegen. Ich ließ meine Mütze, die ich gerade kurz abgenommen hatte, fallen und lief los. Nach ca. einer Minute drehte ich mich um und bekam einen Schreck. Die Frau folgte mir! Sie winkte mir zu und rief etwas, was ich über die Entfernung hinweg nicht hören konnte. Ich hatte das Gefühl doch anhalten zu müssen, doch ich wehrte mich dagegen. Der Bus hielt gerade an der Haltestelle, was ein Glück. Dankbar stolperte ich hinein und machte dem Fahrer klar, dass er losfahren solle. Da ich in der Tür stand, versperrte ich dem Fahrer die Sicht auf die immer näher kommende Frau und er fuhr los. Herzrasend ließ ich mich auf einem Sitz nieder und schloss die Augen. Ich wollte mich nicht umdrehen, aber ich musste es trotzdem tun. Als ich mich umdrehte um zu gucken, wo die Frau war, war sie auf einmal verschwunden. Ich dachte mir nichts weiter dabei und freute mich nur noch, nach Hause zu kommen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Wolfs_Tear
2011-09-09T00:38:21+00:00 09.09.2011 02:38
Sehr gut geschaffene Übergänge - liest sich hervorragend und erinnert mich an so manche Kurzgeschichten, die ich in meiner Jugend gern gelesen habe...
Weiter so, wenn es dir hilft... du hast Talent zum Schreiben und ich würde mich "freuen" noch mehr von dir lesen zu können.

LG,
Wolfs_Tear


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