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Due mondi [Tsuna X Reader]

Ein langer Weg
von

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Verloren

Deine Euphorie hält bis zum nächsten Morgengrauen. Ab dann verschwindet sie, als sei sie nie da gewesen.

Noch immer die Seile über die Schulter geworfen und die halbleer geschossene Waffe im Gürtel hast du dir irgendwann Tsunas Hand geschnappt, und zusammen seid ihr durch die Einöde gestrauchelt, als ihr beide nicht mehr rennen konntet. Du bist dir ziemlich sicher, dass ihr keine Spur hinterlassen habt, davon abgesehen seid ihr kreuz und quer gelaufen, und es wirkt nicht, als würde euch noch immer jemand folgen. Ihr habt sie abgehängt.

Es war mitten in der Nacht und teilweise konntet ihr nicht einmal die Hand vor Augen sehen. Hin und wieder ist einer von euch gestolpert, über Wurzeln und Sträucher, einmal hätte ein streunender Hund euch fast einen Herzinfarkt beschert und gut eine halbe Stunde habt ihr beide damit verbracht, aus einer lehmigen Grube herauszuklettern, in die ihr beide gefallen wart. In der Dunkelheit war es fast unmöglich, wenigstens eine Minute lang einfach nur geradeaus zu laufen, aber du machtest dir keine Gedanken. Zuerst war es einfach nur wichtig, euch so weit wie möglich von diesen Menschen zu entfernen und in Bewegung zu bleiben. Ihr durftet nur nicht stehenbleiben – die Richtung war egal, solang ihr euch bewegt habt.

Und dann begann, langsam und den Horizont nur kriechend erklimmend, der Sonnenaufgang.

Die ersten Strahlen erreichten euch und ihr bliebt synchron stehen.

Und hier steht ihr immer noch.

Und all deine Euphorie hat sich in Luft aufgelöst.

Vor euch erstreckt sich ein Feld. Hohes, trockenes Gras wächst überall, und irgendwelches Getreide, das du nicht benennen kannst. Hier und da stehen vereinzelt ein paar Bäume. Das ist alles.

Soweit das Auge reicht.

Du atmest leise aus. »Wow«, macht Tsuna.

Du hältst noch immer seine Hand fest und wirfst einen kurzen Blick über die Schulter. Hinter euch sieht es kaum anders aus. Ein paar mehr Bäume sind da, aber der Endeffekt ist derselbe. Einöde. Ihr steht mitten in der Einöde.

Du wusstest nicht einmal, dass es sowas in Japan gibt… Es sieht aus wie die verdammte Wüste.

»Hast du irgendeine Ahnung, wo wir sind?«, fragst du leise.

Tsuna presst die Lippen aufeinander und schüttelt den Kopf. »Keinen blassen Schimmer«, murmelt er. Und der Blick, mit dem er dich dann ansieht, bricht dir fast das Herz. »Was machen wir jetzt?«

Du schluckst und lässt den Blick schweifen. Es war wichtig, zu entkommen, weil euer Leben auf dem Spiel stand – mehr als das, möglicherweise hätte man die gesamte Vongola dazu gezwungen, schädliche Dinge zu tun, weil man euch als Geisel hatte. Es war wichtig, dem Feind diese Möglichkeit zu nehmen. Aber jetzt?

Jetzt seid ihr entkommen und habt keine Ahnung, wo ihr euch befindet. Während der Entführung wart ihr beide ohnmächtig; das letzte, woran du dich erinnern kannst, ist der Hang in der Nähe des Vongola-Anwesens, und in dieser Gegend seid ihr garantiert nicht mehr. Es fällt dir schwer, dir das einzugestehen, aber es ist sogar möglich, dass ihr zu Anfang eurer Flucht noch in der Nähe wart und euch durch das blinde Rennen in der Nacht bloß weiter davon entfernt habt.

Du schluckst hörbar. »Wir gehen weiter«, entscheidest du langsam. Du drückst seine Hand vorsichtig und setzt dich wieder in Bewegung. Deine Schritte knirschen leise auf der trockenen Erde unter deinen müden, schmerzenden Füßen. Tsuna wirkt genauso erschöpft, als er neben dir hertrottet. »Irgendwann werden diese Felder hier schon enden. Irgendwann werden wir auf eine Stadt treffen. Und da gibt es sicherlich Züge, oder Busse, von mir aus auch Schiffe, mir egal. Wir müssen nur eine Stadt finden. Von dort aus können wir zurück.«

Es erscheint dir das einzig Intelligente. Eure Handys sind weg, die hat man euch logischerweise abgenommen. Alles, was ihr habt, sind Kleidung und Waffen, damit kommt man nicht weit – zumindest nicht in eurer Situation.

Ihr müsst darauf hoffen, bald auf Zivilisation zu treffen und von dort aus zurück zum Hauptquartier finden zu können.

Du willst nicht darüber nachdenken, dass dieser Plan Lücken hat.

Ihr wisst nicht, wie lang ihr noch brauchen werdet, bis ihr eine Stadt oder wenigstens ein verdammtes Dorf findet.

Ihr wisst nicht, wie lang ihr schon weg wart.

Ihr wisst nicht, wann ihr das letzte Mal gegessen habt.

Ihr wisst nicht, wann ihr das letzte Mal getrunken habt.

Ihr wisst nicht, wann ihr das letzte Mal geschlafen habt.

Ihr wisst nicht, wann die Erschöpfung euch erwischen und niederstrecken wird.

Ihr wisst nicht, ob eure Ressourcen wirklich noch reichen werden, bis ihr Zivilisation erreicht.

Ihr wisst nicht, ob ihr es schafft, oder ob ihr nach eurer Flucht endgültig verloren seid.

Du willst nicht darüber nachdenken.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Raishyra
2011-09-14T15:24:00+00:00 14.09.2011 17:24
2 erstklassige Kapitel mal wieder.^^


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