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Étoile noire et blanche

OC x ???
von

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It's no Catwalk

*Marilyns Sicht*
 

Ich zog hastig meine 14cm hohen High-Heels an und warf einen Blick auf die Uhr. In einer Stunde würde die Fähre kommen. Ich warf einen letzten Blick auf den Spiegel. Ich sah direkt meinen kühlen grauen Augen entgegen. Meine lockigen blonden Haare, die ich aufwendig wie Ashley Tisdale gestylte habe, fielen mir perfekt über die Schultern. Auch meine Schminke passte zu meinem kurzen Jeansrock und meinem rosa Top, das meine schlanke Figur sehr gut betonte. Ihr fuhr mir ein letztes Mal durch die Haare und schnappte meinen Koffer. Ich hatte ein Taxi gerufen, das mich zum Hafen bringen sollte.
 

Ich öffnete die Haustür, als auf einmal meine Mutter nach mir rief. Ich drehte mich kurz zu ihr um. „Lyn! Du gehst schon? Wolltest du dich nicht verabschieden?“ Ich verengte meine Augen zu Schlitzen und musterte sie. Die Frau, welche vor mir stand, hatte dunkle Ringe unter den Augen und war abgemagert. Ihre schwarzen Haare waren zu einem Zopf geflochten. Ihre einst hell leuchtenden grünen Augen waren trüb.

Ein kleines Häufchen Elend.

Ich rümpfte meine Nase. Eigentlich nicht, dachte ich mir leise, sprach es jedoch nicht aus. Im Hintergrund hörte man Schritte. Ich verdrehte meine Augen. Uääh. Hiro. Der Lebensgefährte meiner Mutter, der sehr reich ist. Aber ich hasse ihn. Er ist sowas von streng und penibel. Seit wir mit ihm zusammengezogen sind, hat er sich noch nie um mich gekümmert. Ich war ihm regelrecht egal. Er behandelte mich meistens wie Luft. Aber wenn es dann um Mum geht, dann ist er direkt zur Stelle.

Doch ich wusste, dass die Liebe zwischen Mum und ihm einseitig ist. Sie ist nur zu ihm gegangen, weil er Geld hat. Nicht mehr und nicht weniger. Sie hängt regelrecht von ihm ab.

„Du solltest dich von deiner Mutter verabschieden, Lyn“, meinte er streng. Seine schwarzen kurzen Haare waren ordentlich zurückgekämmt. Ich stöhnte auf.

„Sorry..“, sagte ich und tat so, als ob es mir leid tun würde. Ich riss mich zusammen und ging auf meine Mutter zu, umarmte sie kurz und winkte Hiro zum Abschied. Danach verschwand ich so schnell wie möglich aus unserem modernen Haus, das sehr viel gekostet hatte. Mal wieder ging alles auf Hiro.
 

Ich lehnte mich an den Reling und blickte auf das blaue Meer. Seit bereits einer Stunde war diese verdammte spartanische Fähre unterwegs. Und immer noch kein Land in Sicht. Ich sah neben mir zwei Mädchen, die sich über ihre Uniform unterhielten.

Die Rothaarige von ihnen sagte:

„Meine Obelisk Blue Uniform steht mir, oder?“ Ihre Freundin, welche braune Haare hatte und ebenfalls zu Obelisk Blue gehörte, nickte.

„Ja, sie ist super an dir.“

„Wann hält eigentlich die Fähre an?“, fragte die andere wieder. Die mit den roten Haaren wandte sich an mich.

„Hey! Weißt du, wann das Schiff ankommt?“

Ich schüttelte den Kopf. „Sorry, keine Ahnung. Ich finde es aber eine Frechheit, dass das so lange dauert. Ich meine, wir gehören immerhin zu Obelisk Blue. Die Elite.“

Die beiden nickten heftig. „Stimmt! Du hast recht. Ich bin übrigens Ayumi“, stellte sich die Rothaarige vor. „Und ich Midori.“

Ich setzte mein typisches süßes Lächeln auf. „Mein Name ist Marylin. Ich werde aber lieber Lyn genannt.“ Ayumi deutete auf meine weißen Stiefeletten.

„Die sehen aber toll aus! Wo hat du die her?“ Ich grinste überlegen. „Aus New York. Bei Saks, Fifth Avenue.“ Die Mädchen rissen ihre Augen auf. „Wow! Wie geil! Das Paradies!!“ Ich nickte. „Wirklich. Überall gab die reinsten Designerschuhe.“

Mit nur einem kleinen Kommentar wurde ich zum Mittelpunkt. Ab heute waren die beiden nur noch in meiner Nähe zu sehen. Zu Dritt würden wir den ganzen Laden aufmischen, bestimmt.
 

Nach langem Warten erreichten wir endlich die Akademie. Ich stieg aus der Fähre aus und musste auf dem Weg aufpassen, dass ich nicht mit meinen Absätzen auf dem dreckigen Boden stecken blieb. Ich sah mich um. Die Insel bestand zu 70% aus Wald. Ansonsten gab es nur ein Hauptgebäude und die Unterkünfte. Am Ende der Insel befand sich ein riesiger Krater. Ziemlich naturgetreu. Im Augenwinkel sah ich, wie einige Slifer Red Mädchen ihre Koffer nahmen und zu ihrer Unterkunft gingen. Ich lächelte in mich hinein. Was für Loser. Die Akademie war in drei Klassen unterteilt:

Slifer Red, Ra Yellow und zuletzt Obelisk Blue, die Elite, wo auch ich hingehörte. War aber auch klar, ich war schließlich auf einer Privatschule.

Gleich nach unserer Ankunft wurden wir Studenten in die Eingangshalle gebeten, wo der Schulleiter seine Anfangsrede hielt. Während er auf uns einredete, holte ich meine Nagelfeile heraus. Ayumi und Midori beobachteten mich aufmerksam. Hah, wie ich das liebte!
 

Hinterher durften wir zurück in unsere Unterkünfte gehen, in denen das Willkommensessen stattfand. Auf dem Weg nach draußen fiel mir ein braunhaariger Slifer Red Junge auf. Hm, war das nicht der, welcher dieses Weiblein Chronos besiegt hatte? Wieso war der denn in Slifer Red? Ayumi bemerkte meinen Blick.

„Das ist Yuki Judai. Er hat Chronos-Sensei im Aufnahmeduell geschlagen. Aber er ist eine Niete, nicht?“ Ich nickte. Sie hatte recht. Ein Slifer war ein Slifer. Offenbar war es nur Glück, dass er gewonnen hatte. Tja, trotzdem. Ich würde ihn gerne noch einmal duellieren sehen.

Midori riss mich aus meinen Gedanken: „Schaut mal! Die Einkaufsmeile!! Die hat morgen geöffnet! Sieht die nicht klasse aus?“ Ein kleines Lächeln umspielte meine Lippen. „Das werden wir ja noch sehen. Wir wär’s, morgen ’ne Shoppingtour?“ Die beiden waren von meiner Idee begeistert. „Ja, lass uns das machen, Lyn-san!“
 

Gemeinsam machten wir uns zu unserer Unterkunft auf.

Dort angekommen, sah ich mich genau um und erkannte sofort, aus welchem Material der Boden gemacht wurde und aus welcher Epoche die Freskomalerei stammte. Ich habe viel darüber gelesen. Aber das sage ich mal lieber nicht.

Alles in allem war die Obelisk Blue Unterkunft ganz in Ordnung. Wir hatten große Einzelzimmer, in denen wir unsere Privatsphäre hatten und auf äußerst edlen Möbeln Platz nehmen konnten. Man konnte sich nicht beschweren. Sofort zog ich meine High Heels aus und warf sie in irgendeine Ecke. Sie knallten gegen meine George Gina & Lucy Tasche. Danach warf ich mich auf mein Bett und starrte an die Decke.

Eigentlich muss ich zugeben, dass ich ziemlich froh war, in diesem Kaff zu sein. Denn so war ich von dieser vermaledeiten Familie weg. Wenn man sie so überhaupt nennen kann. Ich seufzte. Das würde ich natürlich nie zugeben. Schön alles für mich behalten. Ich will zu keinem schwachen Weichei werden, das ich einst war. Dazu habe ich mich schon zu sehr an meinen jetzigen Charakter gewöhnt.

Ich blickte auf die Uhr. Ich schätzte, es war Zeit, zu dieser komischen Begrüßung zu gehen. Ich öffnete meine Tür und holte Midori und Ayumi ab, sodass wir zusammen dort hingehen konnten.
 

Unsere Hauslehrerin, Ayukawa Emi, hieß uns mit einem strahlenden Lächeln willkommen. „Ich wünsche euch einen guten Anfang!“ Ich schüttelte innerlich den Kopf. Das sagte jeder. Doch es traf nie zu. Realistisch gesehen hat der größte Teil der Schüler, also mehr als 50%, Schwierigkeiten, sich an einer neuen Schule mit neuen Regeln einzufinden. Die Umstellung auf die Lehrer und ihre Unterrichtswiese fällt vielen nicht leicht. Nun ja, ich schweife ab.
 

In nur innerhalb ein paar Minuten hatte ich bereits einige Mädchen um mich herum. Die meisten hatten reiche Eltern und unterhielten sich mit mir über den teuren Schmuck von Tiffany. Hach, ich genoss es, im Mittelpunkt zu stehen! Wir waren eigentlich eine ganz schöne Gruppe. Doch als ich zu einem blondhaarigen Mädchen sah, verfinsterte sich mein Blick. Tenjouin Asuka. Das Mädchen war sehr beliebt. Der größte Teil der Mädchen stand um sie herum. Allerdings würde ich mir das nicht gefallen lassen. Die Blondine bemerkte meinen Blick und erwiderte ihn fest. Mir schien es eine Ewigkeit, bis wir uns wieder den anderen zuwandten. Pah! Fühlte die sich etwa besser als ich? Dumme Ziege..Damit würde die nicht durchkommen. Das würde ich, Marilyn Connell, die zu der Elite gehörte, niemals zulassen. Auf keinen Fall.
 

Irgendwann wurde es immer leerer in der großen Halle und die Willkommensfeier wurde beendet. Auf dem Gang, welcher mit einer luxuriösen Dekoration ausgestattet war, starrte ich nach draußen. Es war dunkel und das matte Mondlicht schien auf den Wald. Ich erschrak, als zwei kleine Gestalten zum Vorschein kamen. Als ich blinzelte, waren sie wieder verschwunden. Nur Einbildung, redete ich mir ein. Doch die ganze Nacht über zerbrach ich mir den Kopf, was diese zwei auf dem Schulgelände zu solch später Stunde gemacht haben. Vor allem war es dumm, da die Nachtwache unterwegs war. Aber es war ihr Pech, nicht meins.
 

Am nächsten Morgen wurde ich von einem lauten Klingeln geweckt. Ich schlug meine Augen auf und schaltete meinen Wecker aus. Ich richtete mich auf und wollte zu meinem gewohnten begehbaren Kleiderschrank gehen. Doch statt mein Zimmer zu sehen, sah ich den Raum der Obelisk Blue Unterkunft. Stimmt ja, ich war nun an der Duellakademie! Ich musste mich wohl noch an alles gewöhnen…
 

Ich nahm eine frische Morgendusche, stylte meine Haare und zog meine Obelisk Blue Uniform an. Danach schminkte ich meine Augen und verwendete roten Rouge für meine Wangen. Ein wenig Lipgloss und Make-up dazu und schon war ich fertig. Zufriedene betrachtete ich mich im Spiegel. Alles saß perfekt. Wie gut, dass die Uniform so kurze Röcke hatte. Bei der Privatschule, auf der ich war, waren die Röcke ziemlich lang gewesen. Daher bin auch zum Schneider gegangen, der ihn für mich umgeändert hatte. Mir war egal, was die Lehrer dachten, solange es mir gefiel, reichte es.
 

Im Speisesaal war bereits ein reger Betrieb. Ich blickte zum Buffet. Eine reichliche Auswahl, das musste man sagen. Ich nahm mir eine halbe Schale Cornflakes und setzte mich an einen Tisch am Fenster. Kurz darauf kamen auch Ayumi und Midori in den Raum, die sich augenblicklich zu mir setzten und mir aufgeregt das Programm des heutigen Tages mitteilten. Ich nickte lediglich und aß seelenruhig mein Müsli zuende.

Nach dem Frühstück machten wir drei uns zum Unterricht auf. Wir hatten die meisten Kurse zusammen, außer Sport, Mathe, Geschichte und Kartenlehre.
 

Wir betraten den Hörsaal, in dem sich schon ein paar Studenten befanden. Zusammen setzten wir uns in die fünfte Reihe. Während wir auf unseren Lehrer warteten, holte ich meinen Spiegel heraus und kämmte mir die Haare. Dabei redeten die beiden wild auf mich ein und erzählten mir, wo sie alles im Urlaub gewesen waren. Ich tat so, dass ich zuhören würde, doch in Wirklichkeit war ich in Gedanken ganz woanders.
 

Ich musste unbedingt herausfinden, wer diese zwei Typen gestern Nacht waren – sofern ich mir nichts eingebildet habe. Hm. Also von uns Mädchen war es, glaube ich, niemand gewesen. Keine hat die Eingangstür verlassen. Ein heimliches Treffen? Unwahrscheinlich. Es war gerade der erste Tag der Akademie, es war unlogisch, dass man sich bereits mit Schülern treffen würde, man kannte sich noch gar nicht. Folglich blieb nur noch ein Duell. Mit einem aus Obelisk Blue. Denn wäre es einer aus dem gleichen Haus gewesen, hätte niemand die Unterkunft verlassen müssen. Aber wer war dort gewesen? Wer hat sich mit wem duelliert? Wie gern ich das wissen würde… in dem Moment traten zwei Obelisk Blue ein. Neben mir waren noch Plätze frei, daher setzten sie sich neben mich. Sonst war alles nur in der Nähe der Loser.

Die beiden waren aufgeregt in einem Gespräch verwickelt. Der Blauhaarige sagte: „Manjoume-san hätte sicher gewonnen, oder, Mototani? Wenn nur nicht diese Typen gekommen wären…“ Schlagartig spitzten sich meine Ohren. Aha! Duellant Nummer 1 erkannt. Manjoume oder wie auch immer der hieß…

Ich schenkte dem Blauhaarigen ein nettes Lächeln, welches er verwundert erwiderte. „Hey. Ich bin Marilyn Connell“, sagte ich.

Der Junge nickte. „Ich bin Taiyou Torimaki. Und das ist Raizou Mototani“, stellte er seinen Kumpel und sich vor. Wir kamen ein wenig ins Gespräch, bis unser Englischlehrer hereinkam und sich vorstellte. Er erklärte, wo genau seine Maßstäbe lagen, bzw. was er von uns erwartete. Er schrieb daraufhin das Vokabular an, das wir für die nächste Zeit brauchen würden. In der Zwischenzeit lehnte ich mich gelangweilt zurück und holte eine Modezeitschrift heraus. Die meisten englischen Wörter kannte ich, weil mein Dad mit mir Englisch gesprochen hatte. Meine Mum hat derweil Japanisch gesprochen. Nach einer öden ersten Unterrichtsstunde machten wir uns zum nächsten Klassenraum auf. Dabei musste ich mich von den beiden Mädchen trennen. „Wir sehen uns nachher, Mädels. Vor der Einkaufsmeile.“ Wir umarmten uns kurz und brachen zum Unterricht auf.
 

Ich musste mich beinahe übergeben, als ich wieder diese Tunte Chronos sah. Wie konnte man… violetten Lippenstift tragen?!! Das war… out! Out!! Solch einen grässlichen Sinn für Mode hatte ich noch nie gesehen!! Ich schüttelte meinen Kopf. Das ging einfach gar nicht. Ich nahm mein iPhone heraus und spielte damit ein paar Spiele. Eigentlich waren Handys hier ja verboten. Wir bekamen sogenannte PDAs, mit denen wir Schüler uns miteinander verständigen konnten. Ich schrieb damit auch meine Nachrichten, doch auf mein Handy konnte ich selbstredend nicht verzichten. Ich sah auf, als eine gewisse Tenjouin Asuka sich auf seine Frage meldete.

„Duellmonsterkarten werden unterteilt in Monsterkarten, Fusionsmonsterkarten, rituelle Monsterkarten, Effektmonsterkarten, Fallenkarten und Zauberkarten. Fallenkarten…“

Ich gähnte. Bla, bla, bla. Rede ruhig weiter. Es interessiert auch jeden. Ich warf meinen Kopf in den Nacken und hörte Chronos‘ Kommentar:

„Perfekt Gute Arbeit! Für jemanden von Obelisk Blue war das eine leichte Aufgabe, oder, Signora Asuka?“

„Danke, Chronos-Sensei.“

Ich verdrehte meine Augen und äffte sie leise nach: „Danke, Chronos-Sensei. Es war doch klar, dass so jemand Tolles wie ich das alles kann!“ Die fühlte sich wohl toll oder wie? Der Junge neben mir schmunzelte.

„Was ist denn mit dir los? Neidisch?“ Ich wandte mich wütend zu ihm. Dabei sah ich direkt in seine stahlgrauen, dessen intensiven Glanz ich noch nie zuvor gesehen habe. Durch seine strubbligen schwarzen Haare wurde sie besonders betont.

Ich hob eine Augenbraue, nachdem ich mich wieder gefasst habe. „Vergiss es“, antwortete ich knapp. In diesem Augenblick hatte Chronos sich ein neues Opfer ausgesucht.

„Signore Marufuji!“

Der kleine blauhaarige Junge stand verschreckt auf.

„Erkläre der Klasse bitte, was eine Spielfeldzauberkarte ist!“

„Ähm..äh, also e-e-eine Spielfeldzauberkarte, das ist… ähm.. also…eine Sache, die.. äh..“
 

Ich lachte auf und rief: „Selbst Kindergartenkinder wissen darauf die Antwort, du Slifer-Niete!“

Alle brachen daraufhin in ein Gelächter aus. Der Typ neben mir setzte ein überhebliches Grinsen auf.

„Das war ja wohl nichts“, meinte der Lehrer. „Setz dich. Kann mir wer anderes die Frage beantworten? Vorzugsweise jemand, der kein Rot trägt, danke.“ Wir lachten. Eins musste man ihm lassen: Der kann diese Nieten wirklich gut vor den anderen blamieren.

Jäh sagte eine Stimme: „Hören Sie mal, Sensei. Theorie und Praxis sind doch zwei unterschiedliche Dinge, nicht?“ Wir alle schauten auf. Hm, war das nicht… Yuki Judai?

„Ich meine, Sie machen sich über uns Slifer lustig, dabei habe ich Sie in einem Duell geschlagen. Und ich bin ein Slifer.“ Es herrschte kurze Stille. Bis alle, aber auch wirklich alle, anfingen laut zu lachen. Dieser Yuki Judai war in der Tat sehr selbstbewusst und schlagfertig. Und gut aussehen tat er ebenfalls. Doch… er war ein Slifer. Und Slifer gleich Niete. Niete gleich Versager. So war es eben. Chronos versuchte, sich wieder zusammenzureißen und den Unterricht einigermaßen weiter fortzuführen.

„Yuki Judai…!“, kam es aus dem Mund meines Sitznachbarn. Ich drehte mich zu ihm um. „Du kennst ihn?“ Der Schwarzhaarige schnaubte abfällig.

„Diese Niete hat hier nichts zu suchen!“

Ich nickte. „Stimmt, hierhin gehört nur die Elite.“ Ich strich mir eine Strähne aus dem Gesicht.

„Wie heißt du eigentlich?“, fragte ich neugierig. Der Obelisk Blue erwiderte:

„Das weißt du nicht?! Ich bin niemand anderes als Manjoume Jun!“

„Manjoume??“, entfuhr es mir überrascht. Er blickte mich verwirrt an, doch ich winkte ab. Aha, es war also klar: Manjoume hatte sich gestern um Mitternacht mit Yuki Judai duelliert. Wahrscheinlich war die zweite Gestalt dieser Marufuji Sho gewesen. Interessant.
 

Als es klingelte, streckte ich ausgiebig meine Arme. Jetzt hatten wir noch in diesem Raum Alchemie, Mathe und Geschichte. Wie ätzend.

Während des gesamten Unterrichts spielte ich mit meinem Spiegel oder schminkte mich. Das musste Manjoume ganz schön nerven, da er nach einer Weile sagte:

„Sag mal kannst du dich nicht woanders schminken??“

Ich zuckte lediglich mit den Schultern.

„Wer nur sowas im Kopf hat, ist hier fehl am Platz“, zischte er. Ich atmete tief durch und lehnte mich lässig zurück. Sollte er doch nur reden!
 

Als die Schule endlich vorbei war, erhob ich mich erleichtert von meinem Platz. Das war alles sowas von…eintönig! Aber naja, wir redeten hier von Unterricht. Ich ging aus dem Raum und traf prompt auf Torimaki und seinen Kumpel. Ich begrüßte die beiden mit einem breiten Grinsen.

„Hey! Wie geht’s?“

„Ganz gut, dir?“ Ich seufzte theatralisch auf.

„Auch. Aber zu blöd, ihr hättet in meinem Unterricht sein müssen!“ Der Blauhaarige runzelte die Stirn.

„Das war zu geil! Chronos eine Slifer-Niete fertig gemacht hat!“ Sein Blick veränderte sich. Er lachte schadenfroh auf. „Geschieht denen recht!“ Ich lehnte mich locker an die Wand. „Aber das war noch nicht alles! Am Ende wurde….“

„…Chronos von niemand anderen als Yuki Judai vor der Klasse bloßgestellt“, unterbrach mich eine Stimme hinter mir.

„Manjoume-san!“, riefen seine Freunde.

Ich kniff meine Augen zusammen und blickte ihn argwöhnisch an.

„Was?“

„Ehem.. ich hasse es, unterbrochen zu werden, mein Lieber!“ Manjoume verschränkte die Arme vor seiner Brust.

„Aha.“ Er wandte sich zu Torimaki. Und das Schlimmste war: Er ignorierte mich!!

„Woher kennt ihr euch?“

„Seit der ersten Stunde“, antwortete der Obelisk Blue. Ich stemmte empört meine Hand in die Hüfte. „Hallo?! Du kannst mich doch nicht einfach ignorieren!“, fauchte ich Manjoume an.

Dieser stöhnte bloß genervt auf.

„Lyn-saaaan!!“

Wir vier drehten uns um. Mein Blick erhellte sich, als ich Ayumi und Midori sah.
 

„Hey, Mädels. Ist es schon Zeit?“ Die beiden wollten gerade etwas erwidern, doch als sie die drei Jungs sahen, zwinkerten sie ihnen mit einem unwiderstehlichen Lächeln zu.

Mototani ließ sich darauf ein: „Wohin wollen denn solche süßen Mädchen wie ihr hin?“ Ayumi kicherte. „Kommt doch mit!“ Oh. Mein .Gott. Was. War. Das. Denn. Mit denen ein Date? Und vor allem.. Torimaki und Mototani wirkten nicht sehr…intelligent. Um es noch nett auszudrücken.

Manjoume war genauso wenig wie ich davon begeistert. „Nein, danke. Kein Interesse.“ Midori warf sich an seinen Arm.

„Ach komm schoon, Manjoume-sama!!“

„Manjoume-san da!“, korrigierte er die Brünette.

Er entwand sich von ihrem Klammergriff und verließ uns.

„Dann kommen eben nur ihr zwei mit uns“, meinte Ayumi und schleifte Torimaki und Mototani zum Einkaufszentrum.
 

Ich schlenderte nachdenklich neben ihnen her. Die ganze Zeit musste ich an Yuki Judai denken. Ich weiß, es war reine Zeitverschwendung, an eine Niete wie ihn zu denken, allerdings hatte ich immer noch sein Duell gegen Chronos im Kopf. War es Glück oder Können? Strategie oder Zufall? Während sich die beiden Mädchen mit den Jungs vergnügten, lief ich nur neben ihnen abwesend her.

Am frühen Abend verließen wir die Einkaufsmeile mit großen Taschen. Nach einer Weile hatte ich es aufgegeben, über Yuki Judai weiter nachzudenken und hatte mir folglich auch etwas gekauft. Die Jungs begleiteten uns bis zu unserer Unterkunft und setzten danach ihren Weg fort.
 

„Also ich fand den Blauhaarigen ganz süß“, schwärmte Ayumi. Midori blies ihre Backen auf. „Was? Du auch?!“ Die Rothaarige fuhr sich elegant durch ihre Haare. „Ja und? Wir könnten ja wieder wetten, wer als Erstes gewinnt.“ Ich grinste.

„Hm, das klingt doch nicht schlecht. Wer von euch beiden Torimaki zuerst rumkriegt, hat gewonnen.“

Midori klatschte in ihre Hände. „Super! Und was ist mir dir, Lyn-san? Machst du auch mit?“ Ich schüttelte den Kopf. „Danke, hab aber kein Interesse an ihm. Generell muss ich mir noch was Gutes raussuchen.“ Die beiden nickten verständnisvoll.
 

Am folgenden Tag saßen wir wieder neben Torimaki und Mototani. Manjoume nahm ganz außen Platz, um so weit wie möglich von uns entfernt zu sein. Ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen. Alles nur Nieten, die vor mir saßen. Vor allem fiel mir ein kleines Mädchen aus Slifer Red auf. Sie hatte ihr Haar zu einem Zopf gebunden und trug eine Brille. Ich wandte mich an Ayumi.
 

„He, Ayu-chan. Schau dir mal diese Nulpe da vorne an.“ Sie reckte ihren Kopf zur Seite, bis sie das Mädchen sah. Ihre Lippen verzogen sich zu einem abfälligen Grinsen.

„Mein Gott, wie die aussieht! Potthässlich!“ Ich nickte. „Jep. Wer weiß, die hat wohl ziemlich fettige Haare, wenn sie die zu einem Zopf gebunden hat.“

Wir beide lachten laut auf, sodass uns alle anstarrten.

„Connell-san, möchtest du uns nicht etwas von eurer Konversation mitteilen?“, fragte unser Japanischlehrer. Ich lächelte süß.

„Oh, das tut mir sehr leid, Sensei. Es kommt nicht wieder vor. Außerdem glaube ich, dass Megumi-chan lieber nichts davon mitbekommen will.“ Mir fiel wieder der Name der Niete ein, weil ich sie auf der Aufnahmeprüfung gesehen habe. Ich bin wirklich gut.

Alle neben mir lachten. Ich bemerkte, wie die Niete rot anlief. Haha, Pech gehabt. Unser Sensei schüttelte lediglich den Kopf. „Ihr solltet euch lieber auf das Lernen konzentrieren, statt über eure Mitschüler zu reden. Ihr seid hier immerhin auf der besten Schule Japans.“ Ich verdrehte meine Augen. Wenn das die beste Schule wäre, dann wären hier keine Nieten.
 

Als es klingelte, packten wir unsere Sachen. Gerade als ich zur Tür stapfte, stellte sich mir niemand anderes als Tenjouin Asuka in den Weg. Mit ihren zwei Freundinnen, keine Ahnung, wie die hießen.

„Was willst du?“, fragte ich arrogant. Sie verschränkte ihre Arme.

„Hör mal! Du bist hier nicht am Catwalk. Du bist an der Duellakademie, klar? Und hier geht es ums Duellieren, nicht um das Niedermachen von Mitschülern.“ Ich schnaubte.

„Ach wirklich? Nun, dich braucht das gar nichts anzugehen, Asuka-senpai.“ Das letzte war ironisch gemeint. Die Blondine starrte mich eindringlich an. Auf einmal kam Yuki Judai und legte eine Hand auf Asukas Schulter. „Vergiss sie, Asuka. Sie versteht es sowieso nicht.“ Das Mädchen seufzte, ehe sie mitsamt ihren Freunden endlich abzog. Ich stemmte meine Hände in die Hüfte.

„Dumme Göre! Als ob ich das nicht selbst wüsste! Diese blöden Nieten!“

Neben mir erschien Manjoume. Er grinste gehässig. „Na, bist du sauer?“ Ich rümpfte meine Nase. „Die halten sich alle für was Besseres! Als ob sie das Ordnungsamt wären! Und dieser Yuki Judai…“ Bevor ich aussprechen konnte, stampfte Manjoume zornig mit seinem Fuß auf.

„Dieser verdammten Slifer-Niete! Ich werde es ihm zeigen!!“, rief er laut.
 

Ich merkte, wie die meisten Schüler bei uns auf Abstand gingen. Erstens wegen Manjoume und zweitens wegen mir. Keiner wollte mit uns in Berührung kommen. Tja, es war mir aber auch ehrlich gesagt egal. Sollten sie denken, was sie wollten.



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