Begegnung
Jeder Mensch sucht nach etwas, das ihn glücklich macht.
Jeder Mensch hat das Recht glücklich zu sein.
Ein Gesicht, wie aus Porzelan.
Zwei Augen, die stehts trostlos in die Leere starren.
Zwei Lippen, die niemals lächeln.
Aus der Kehle kommen nur selten Worte, nur dann wenn
es sein muss. Den Blicken der Menschen weicht er meistens aus.
Er hält kaum Augenkontakt.
So denke ich jedes Mal, wenn ich ihn sehe. Das ist immer dann,
wenn ich an diesem Blumenladen vorbeigehe in dem er arbeitet.
Drei mal in der Woche, wenn ich von der Bandprobe komme.
Immer um 18 Uhr, kurz bevor der Laden schließt.
Das erste Mal habe ich ihn am Valentinstag diesen Jahres gesehen.
Mein Vater hatte mich geschickt, um meiner Mutter, einen
Blumenstrauß besorgen, da er fast immer lange arbeitet.
An diesem Tag wurde ich von ihm bedient.
Ich nannte meinen Wunsch und er zupfte wortlos die Blumen
für den Strauß aus den Wassereimern heraus. Die Blumen, strahlten
in Rot und Gelb. Kunstvoll und offenbar feinfühlig band er sie zu einem
wunderschönen Strauß zusammen. Fast so, wie einer dieser Sträuße aus
diesen Katalogen, die man bestellen kann und dann geliefert werden.
Aber dieser Strauß wirkte um Einiges lebendiger. Ich hatte dabei
jede Bewegung seiner Finger beobachtet, die sich so vorsichtig bewegten,
als würden sie jede Bewegung genau überdenken.
Das faszinierte mich.
"Das macht 20 Euro.", hörte ich eine sanfte Stimme, die mir so
trostlos erschien, wie diese Augen, die jedem meiner Blicke
auszuweichen schienen.
Seit jenem Tag, bleibe ich immer für einen Moment vor diesem Laden
stehen, wenn ich an ihm vorbeikomme. Ich werfe einen vorsichtigen Blick
hinein. Denn ich will vermeiden, das er mich sieht. Schließlich soll nicht
der Eindruck erweckt werden, ich würde ihn stalken.
Immer wieder bleibe ich an diesen trostlosen Augen hängen und wünsche
mir, dass seine Lippen sich nur einmal zu einem Lächeln verformen.
Nur ein einziges Mal.