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Thea und Lune

Aufruhr bei den Schattenelfen
von

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Eine finstere Einladung

Wütend rauschte Thea über den Marktplatz. Um sie herum überschlugen sich die Marktschreier mit immer überraschenderen Tagesangebote. Man streckte ihr dicke Zwiebelzöpfe, knollige Kartoffeln, glubschäugige Fische, angeblich frische Schweinerüssel und andere Dinge entgegen. Am Brunnen hatte ein Bänkelsänger seine Schaubude aufgebaut und trällerte in schiefen Tönen die urältesten Liebesschnulzen, dass es Thea beinahe den Magen umstülpte.

Ihre Laune war doch sowieso schon am tiefsten Tiefpunkt angekommen!

»Diese eingebildeten, schleimtriefenden Amtsschimmel! Ich würde sie am liebsten allesamt erwürgen, abfackeln und in tausend Stücke reisen! Solche Ignoranz sondersgleichen ist doch wirklich das aller Allerletzte!«

„Es tut uns wirklich leid, Gnädigste, aber wir sehen uns im Moment außerstande eine entsprechende Beschäftigung für sie und ihre Partnerin zu ermitteln. Selbstverständlich sind wir nach wie vor darum bemüht, doch bei der heutigen Marktlage ist unser Vermittlungsvermögen enorm begrenzt. Wir bitten daher um ihr Verständnis und möchten sie weiterhin um etwas Geduld anhalten. Vielen Dank für ihren Besuch.“ Dieses inhaltslose Gesülze war, auf den Punkt gebracht, zum Kotzen!«

Thea schnaubte aufgebracht.

Der Händler vor ihr zuckte erschrocken zurück.

„Aber Ehrwürdige Herrin, vier Schilling der Bund sind doch ein reeller Preis. Ihr findet keine saftigeren und geschmackvolleren Möhren auf dem ganzen Markt. Und seht doch die leuchtenden Farbe. Die strotzen doch nur voll Saft und Kraft.“

„Meinetwegen. Ich nehm‘ einen Bund.“ gab Thea barsch zurück.

„Ein weise Entscheidung. Ihr werdet es sicher nicht bereuen, Ehrwürdige. Habt vielen Dank und einen schönen Tag wünsche ich euch noch!“

Thea stopfte den Zopf Karotten in ihren Korb. Wenigstens hatte sie jetzt fast alles beisammen. Fehlte nur noch das Brot.

Thea machte sich auf den Weg zur Bäckerei, die an der anderen Marktseite lag. Als sie durch einen Torbogen ging, fiel ihr Blick auf eine unscheinbare Gestalt, die an der Wand lehnte. Langsam glitt sie an Thea’ s Seite.

„Seid gegrüßt, hochwohlgeborene Menschentochter. Seid ihr nicht Theadora, die Priesterin?“ fragte sie mit schnarrender Stimme, weder männlich noch weiblich.

Thea lief ein eiskalter Schauer über den Rücken, als das Wesen ihren Arm berührte.

„Wer seid ihr und was wollt ihr?“ fragte sie mißtrauisch.

„Oh, ihr kennt mich gewiß nicht. Aber euer Gefährtin, die holde Maid Lune fyn Shill wird sich sicher an mich erinnern. Richtet ihr doch bitte meinen aufrichtigen und herzlichsten Gruß aus.“

„Und von wem soll ich grüßen, wenn ich fragen darf?“

„Oh, bitte vergebt mein rüpelhaftes Betragen. Wie unhöflich! Mein Name ist Vech ibn Galwy, Clan- Lord der Galwy-Elfen und Botschafter im Dienst der Herrin Alvonis.“

Als Thea erstaunt aufsah, blitzten unter der Kaputze zwei grüne Augen auf und erhellten ein feingeschnittenes staubgraues Gesicht. Das sepiaschwarze Haar war offen und fiel wild nach allen Seiten. Ein Schattenelf wie er im Buche stand.

»Galwy‘ s! Das bedeutet nichts Gutes!« schoß es Thea durch den Kopf.

Ein Grinsen glitt über das Elfengesicht, das die spitzen Eckzähne entblößte.

„Ich sehe, ihr habt bereits Erfahrung mit meinem Volk gemacht. Und wie mir scheint keine sehr Guten. Dennoch möchte ich euch aufrichtig darum bitten, Maid Lune meinen Gruß und Einladung zu einem Treffen auszurichten.“

„Eine Einladung?“ Thea‘ s Mißtrauen wuchs. „Darf ich fragen aus welchem Grund?“

„Ach, lediglich ein belangloses Treffen zweier alter Freunde.“ wehrte der Elf ab. Doch die junge Frau blieb auf der Hut. Dem Ganzen haftete ein übler Beigeschmack an. Lune hatte zwar eine Menge Männerbekanntschaften, aber auch sie hatte Grenzen. Und Thea traute ihr beim besten Willen keine Freundschaft mit einem Schattenelf zu. Dafür war sie zu sehr Waldelfe.

Dennoch! Irgendwie war Thea auch neugierig.

Was wollte der Lord von Lune, dass er sich bei helllichtem Tag in Stadt wagte und Thea ansprach. Da war irgend etwas im Busch! Vielleicht kam Lune ja dahinter.

„Nun, gut.“ erwiderte Thea betont freundlich „Ich werde meiner Gefährtin eure Einladung ausrichten. Wo soll sie euch treffen?“

„Ich warte am Marktbrunnen. Eine Stunde nach Sonnenuntergang. Habt vielen Dank, ehrwürdige Menschentochter. Ihr werdet es nicht bereuen. Lebt wohl.“

Damit verschwand er in einer dunklen Seitengasse.

Thea blickte ihm nachdenklich hinterher.

„Wollen wir‘ s hoffen, Schleimer!“



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