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One Step Closer

Valentine's Special
von

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Immer noch stand sie vor der verschlossenen Tür. Seit der letzten halben Stunde stand sie da und war von einem Bein auf das andere getreten ohne geklopft oder geklingelt zu haben. Warum zögerte sie?, fragte sich Rei.

Vielleicht weil du Angst vor einer Enttäuschung hast, antwortete sie sich selbst. Aber war es nur das? Warum sollte es sie stören, wenn er nicht da wäre? Warum sollte er auch da sein? An so einem Tag wie heute – St. Schokolatius Day – war doch kaum jemand allein.

Ihre Eltern verbrachten den Abend zu zweit. Kaname war mit Taiki fortgefahren, er wollte ein paar Tage ungestört mit seinem Sohn sein, und das bedeutet für Zero und Yuki natürlich auch endlich Zeit nur für sich. Dabei wollte sie sie auch nicht stören. Juri war natürlich mit Daisuke zusammen und Rei freute sich für ihre Schwester. Aber sie konnte auch nicht leugnen, dass sie ein wenig neidisch war.

Nun stand sie vor Aidous Haustür und wusste nicht so recht, was sie hier eigentlich wollte. Was sie eigentlich erwartete. Nur ein bisschen Gesellschaft, sagte sie sich abermals. Es war das gleiche, wie sie sich in den letzten 30 Minuten immer wieder gesagt hatte.

Vielleicht sollte sie einfach wieder gehen. Das wäre wohl das Beste, dachte sie. Sie würde nach Hause gehen und vielleicht noch ein bisschen lesen. Aidou war sicher in weiblicher Begleitung unterwegs. Seit er ein eigenes Haus hatte, hatte sein Vater zwar damit aufgehört ihm ständig neue potentielle Kandidatinnen zu schicken, dennoch kam es hin und wieder vor und Aidou konnte nicht jedes Mal nein sagen. Ein Tag wie heute, war sicher sehr geeignet dafür. Nein, das war Unsinn. Er war da, das wusste sie. Sie konnte ihn ja spüren. Und jemanden anderen auch? Sie war nicht sicher. In letzter Zeit, war sie sich bei wenigen Dingen sicher die ihn betrafen.

„Willst du noch länger da stehen oder klingelst du auch mal?“, hörte sie plötzlich eine vertraute Stimme über sich. Verwundert blicke Rei nach oben und sah direkt in Aidous Gesicht. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass er das Fenster geöffnet hatte und sie beobachtete. Perplex sah sie ihn an.

Aidou musste kurz Kichern. Es war selten, dass er sie so sah.

Daraufhin gab Rei sich einen Ruck und drückte auf den Klingelknopf. Wieder musste Aidou leise lachen und schloss dann das Fenster. Wenige Augenblicke später öffnete sich die Tür und Aidou ließ sie herein.

„Wie lange hast du mich schon beobachtet?“, fragte sie sofort.

„Ach eine ganze Weile.“, sagte er gewitzt. Rei warf ihm einen stechenden Blick zu, bemühte sich aber, nicht weiter darauf einzugehen. Sie wusste, dass er sich darüber nur noch mehr amüsieren würde.

„Warum bist du zu Hause? Ich habe eigentlich erwartet, dass du unterwegs bist.“, fragte sie ehrlich.

Fragend hob Aidou eine Augenbraue. „Du hast gedacht, dass ich wieder eine potentielle Ehefrau ausführe?“, sprach er während sie gemeinsam ins Wohnzimmer gingen. Nur eines der Zimmer, die Rei mit eingerichtet hatte. Als Gegenleistung für das, was sie von Aidou vor wenigen Monaten erbeten hatte.

„Ja.“, antwortete sie knapp. Sie setzte sich auf das Sofa, das sie ebenfalls mit ausgesucht hatte. Sie konnte nicht sagen, dass sie besonders viel Freude daran gehabt hatte, aber inzwischen saß sie bereits so oft auf dem Möbelstück, dass sie doch ganz froh war, dass es auch ihrem Geschmack entgegenkam.

„Nein, ich habe mich strickt dagegen gewehrt. Jede Frau hätte sich nur Hoffnungen gemacht, wenn ich sie gerade heute ausgeführt hätte. Und da ich nicht beabsichtige so schnell zu heiraten, habe ich alles abgesagt. Und du?“

Rei zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Zero und Yuki sind zusammen, Juri und Daisuke auch und Kaname ist mit Taiki wegefahren.“

„Du warst also einsam.“, stellte Aidou spitzt fest und grinste sie an. „Und da kommst du zu mir. Ich fühle mich geehrt.“ Rei verdrehte die Augen und sah nach vorn. Aidou beobachtete sie einen Moment. Sie würde niemals zugeben, dass sie seine Gesellschaft suchte. Auch, wenn sie inzwischen wirklich so etwas wie Freunde waren. Es war zwar noch immer nicht das, was er sich insgeheim ersehnte, aber er hatte gelernt geduldig zu sein. Außerdem, wenn er ehrlich war, war sie eine Herausforderung und das mochte er. Aber sie war auch noch sehr viel mehr als das, als nur das. Kurz verschwand das Lächeln auf seinem Gesicht, als er daran dachte. Er würde noch sehr viel mehr Geduld brauchen. Aber sie war es Wert.

„Dann lass es uns hier gemütlich machen.“, sagte er dann. Skeptisch sah sie ihn an.

„Du musst nicht pünktlich zurück im Haupthaus sein, keiner wird sich fragen, wo du bleibst und es wäre auch nicht das erste Mal. Wir schauen uns irgendwas im Fernsehen an, essen Schokolade oder Cracker. Kann ganz gemütlich werden, was meinst du?“

Rei zögerte einen Moment, dann nickte sie schließlich. „Warum nicht?“, antwortete sie.
 

Wenige Minuten später saßen sie beide auf dem Sofa. Aidou hatte aus der Küche Schokolade und Cracker geholt, dazu eine Flasche Wein und eine Flasche Saft für Rei. Die Gläser hatte Rei geholt nachdem sie den Fernseher angeschaltet hatte.

Jetzt suchten sie nach einen gemeinsamen Programm, dass sie beide ertragen konnten. Auf einen Liebesfilm hatte sie keine Lust, also blieben sie an einem Dokumentarfilm hängen, der von der Antike berichtete. Reis Blick blieb auf der Schokolade haften und die kleine Kugel in ihrer Jackentasche wog plötzlich schwer. Wie hatte sie sich von Juri dazu hinreißen lassen können, selbst welche zu machen? Aber vor allem, wann sollte sie ihm die geben?

Auch in diesem Jahr hatte sie an Schokolade für die Menschen gedacht, die ihr geholfen hatten. Misaki hatte ihre bereits bekommen, genauso wie Makoto und Kaurou. Nur Aidou seine zu geben, fiel ihr immer sehr schwer. Das war im letzten Jahr schon so gewesen und obwohl es nur ihren Dank ausdrücken sollte, konnte sie es einfach nicht über sich bringen, sie ihm zu geben. Vielleicht bevor sie ging, beruhigte sie sich selbst erst einmal.

„Schmeckt er?“, fragte sie Aidou, als dieser nach einer Weile sein zweites Glas Wein nachschenkte. „Ja. Er ist richtig süß und schwer. Magst du kosten?“, bot er ihr das Glas an. Rei wich zurück. Ihre letzte und bisher einzige Begegnung mit Alkohol lag zwar schon zurück, aber sie erinnerte sich nur zu gut an das Gefühl, dass sie am nächsten Morgen hatte. Aidou las ihre Gedanken und fügte an: „Du sollst nicht die ganze Flasche trinken, sondern nur einen Schluck probieren. Du bist bald 18, da geht das bestimmt in Ordnung.“ „Willst du mich zum trinken verführen?“, fragte sie gespielt schockiert. Starr blickte er sie an. Nicht zum trinken, dachte er, biss sich aber sofort auf die Zunge. Wie konnte er nur so etwas denken! Aber so war es doch jedes Mal, wenn er allein mit ihr war, noch dazu in seinem eigenen Haus, wo niemand sie stören oder beobachten konnte. Wusste sie eigentlich, was sie ihm mit ihrer Unschuld antat?, fragte er sich grimmig. Gleich darauf vertrieb der den Gedanken sofort. Es sollte ein schöner Abend werden – unter Freunden – und das würde es auch!

„Nein!“, rief er theatralischer aus als beabsichtigt und nahm hastig einen weiteren großen Schluck. Rei streckte den Arm aus und griff nach dem Glas. Er ließ es sich ohne Widerspruch aus der Hand nehmen und Rei nahm einen Schluck. Er hatte recht, es schmeckte tatsächlich süß und hatte einen vollen Geschmack, als könnte sie die Trauben noch auf ihrer Zunge spüren. Zustimmend nickte sie.

„Sag ich ja.“, erwiderte er selbstgefällig. Rei trank ihr eigenes Glas aus und nahm sich dann selbst etwas von dem Wein. Ihr war es nach dem letzten Mal zwar schlecht gegangen und sie erinnerte sich kaum an etwas, aber sie wusste, dass sie sich leicht und befreit gefühlt hatte. Irgendwie sehnte sie sich danach, das noch einmal zu erleben. Eine Nacht ohne Sorgen einzuschlafen, schien verlockend. Aidou zögerte noch einen Moment, als wollte er etwas sagen, doch sie kam ihm zuvor. „Wie du schon sagtest, ich bin fast 18 und ich denke ich kann meine eigenen Entscheidungen treffen.“

„Wenn es schiefgeht, werde ich daran schuld sein.“, murmelte er in sich hinein. Jetzt war es an Rei zu grinsen. „Das bist du doch immer.“

„Oh danke, sehr nett.“ Rei lächelte ihn breit an und es kostet ihm Kraft sie nicht an sich zu ziehen und ... Stop! Nicht weiter darüber nachdenken, sagte er sich abermals. Er lehnte sich zurück und beide machten es sich bequem.
 

Es war kurz nach zwölf Uhr, als Aidou auf die Uhr sah und Rei im gleichen Moment neben ihm gähnte. Das Programm war inzwischen ein anderes, aber eigentlich achtete sie gar nicht darauf. Sie hatten sich leise unterhalten und manchmal auch nur geschwiegen.

Vielleicht war es besser diesen Abend zu beenden, dachte Aidou. Er fühlte diese Schwere in sich, die Wein verursachte. Es war ein angenehmes Gefühl, aber der Alkohol hatte auch seine Hemmungen gesenkt. Er brauchte Rei nur anzusehen und schon stellte er sich vor, wie es wohl wäre, sie zu küssen. Dabei wusste er nur zu gut, wie es sich anfühlte. Aber die Erinnerung daran besänftigte ihn auch nicht gerade, sondern machte es noch schlimmer.

„Was ist?“, fragte Rei ihn, die bemerkte, dass er sie schon eine ganze Weile angesehen hatte.

Aidou schüttelte den Kopf. „Nichts. Ich glaube ich sollte ins Bett gehen. Der Wein macht ganz schön müde.“ Ein schwaches Lächeln huschte über Reis Gesicht. „Ich bin froh, dass es mir nicht allein so geht.“

Jetzt musste auch er lächeln. Dann sahen sie sich einen Moment stumm an. Reis Wangen waren leicht gerötet, ihre Augen hatte einen starken Glanz und ihre Lippen waren noch roter als sonst auch. Oder war das nur ein Streich seiner eigenen Phantasie?

Aber seine Phantasie spielte weiter... wieder spürte er ihre Lippen... „Du hast recht. Ich sollte vielleicht gehen. Danke, dass du mir Gesellschaft geleistet hast.“, sprach Rei weiter.

Aidou erwachte bei ihrem Worten aus seinem Tagtraum und sah sie überrascht an. Die Vorstellung, dass sie jetzt ging, gefiel ihm nicht und ohne darüber nachzudenken, fragte er sie: „Willst du nicht hier schlafen?“

Wie blöd war er eigentlich?!

„Was?“

„Es schon dunkel und du hast etwas getrunken. Ich würde mich nicht wohl fühlen, wenn du jetzt allein nach Hause läufst.“, sprach er weiter. Das war nicht gelogen.

„Aber...“ Sie hatte kein aber. Es gab ein Gästezimmer, dass sie nutzten könnte und jetzt noch einmal nach draußen in die Kälte zu gehen, wo sie gerade so schön aufgewärmt war, gefiel ihr auch nicht sehr. Sie zuckte mit den Schultern. „Gern.“, antwortete sie schließlich und lächelte.

Aidou lächelte steif zurück: Er würde kein Auge zutun.

„Dann geh ich ins Bad, wenn es dir recht ist.“

„Ja, natürlich.“, sagte er und erhob sich ebenfalls. Aidou begann die Schokolade und Cracker wegzuräumen, ebenso die Gläser und leeren Flaschen. Dann schaltete er das Licht aus. Sie würden den Weg in ihre Zimmer auch ohne dem finden. Gerade als er von der Küche kam und noch einmal ins Wohnzimmer wollte, trat Rei aus dem Bad und er lief direkt in sie hinein. Rei trat einen Schritt zurück, direkt auf die Türschwelle und wäre rückwärts gestolpert, hätte er sie nicht geistesgegenwärtig festgehalten. Ihre Körper waren sich nun nah, wie schon lange nicht mehr. Einen Moment verharrten beide so, ehe der Schreck abgeklungen war. „Alles in Ordnung?“, fragte Aidou sie. „Ja, danke. Ich habe nicht aufgepasst.“ „Nein, ich hätte vorsichtiger sein sollen.“, erwiderte er. Erst dann bemerkte er, dass er ihren Arm noch immer festhielt. Doch statt loszulassen, sah er ihr in die Augen. Er hätte auf den Wein verzichten sollen, schellte er sich selbst. Er spürte, dass er dabei war, eine Dummheit zu begehen.

Ihr Herz schlug heftig gegen ihre Brust. Ihr war heiß und die Stelle an der seine Hand sie berührte, brannte förmlich. Oh nein, dachte sie. Es war nicht unangenehm. Es erinnerte sie sehr an all die anderen Male, an denen er sie berührt hatte. Erinnerungen, die sie weit in den hintersten Teil ihres Geistes verbannt hatte.

Es waren keine unangenehmen Erinnerungen, aber es waren welche, deren Gefühle, die dabei wachgerufen wurde, sie nicht verstand. Gefühle, die abermals erwachten: Verwirrung, aber auch das Verlangen nach mehr, Verlangen nach diesem wunderbaren Prickeln.

Rei hatte das Gefühl, dass ihre Atem schwerer ging als gewöhnlich, dass er ihr plötzlich näher war. Wie war das möglich?

Aidou hob die Hand und fuhr ihr über die Wange. Selbst im Dunkeln, konnte er erkennen, dass sie noch leicht gerötet war. Rei schloss die Augen und seufzte leicht. Innerlich erschrak sie kurz, wie konnte sie sich so gehen lassen? Warum fand sie Gefallen daran? Warum ließ sie es zu?

Lag es wirklich nur am Alkohol?

Nein, es war ein angenehmes Gefühl. Aber warum war es so, wenn er sie berührte? Warum nicht, wenn es ihre Mutter tat oder Juri.

Eine Antwort auf diese Frage wollte sie nicht haben. Zu sehr fürchtete sie sich davor.

Hatte er sie gerade wirklich seufzen gehört?, fragte sich Aidou ungläubig.

Oh, er sollte das nicht tun. Er sollte sich umdrehen und am besten kalt duschen. Irgendwas tun, aber nicht hier stehen, ihr Gesicht berühren, die andere Hand auf ihrem Arm und sie anstarren, ihre Lippen anstarren, die leicht geöffnete waren. Ihre Augen waren geschlossen. Es war eine Einladung!, schrie der Teil ihn im, der zuvor auch die Tagträume produziert hatte.

Langsam öffnete Rei die Augen wieder, sah ihn mit ihren hellen violetten Augen an und doch konnte er nicht aufhören sie zu berühren, an einen Kuss zu denken. Sein Gesicht war ihrem so nah. Schon jetzt nahm er ihren Geruch war. Sie roch noch süßer als sonst. Wie war das möglich? Seine Lippen näherten sich ihren noch ein wenig mehr, während seine Hand von ihrer Wange in ihre Haare glitt und diese durchfuhr. Inzwischen waren sie wieder schulterlang. Reis Lippen bebten leicht, ebenso wie seine eigenen.

Rei erkannte sich selbst nicht wieder. Warum stieß sie ihn nicht von sich? Warum konnte sie den Blick einfach nicht von seinen Augen lösen? Wieder einmal. Warum war es immer so? Warum lief es darauf hinauf?

Warum wollte sie es doch?

Zögerlich berührten ihre Lippen sich. Wie schon die ersten Male, schmeckte es süß und köstlich, machte Lust auf mehr.

Doch er dauerte nur kurz und Aidou löste sich von ihr. Ihr Gesicht nahm er in beide Hände, legte seine Stirn gegen ihre und atmete schwer aus. Fragend sah Rei ihn an.

„Ich sollte das nicht tun.“, wisperte er heißer.

„Warum hast du?“, flüsterte sie ebenso und erkannte ihre eigene Stimme nicht. Sie klang rau und überhaupt nicht, wie ihre. „Weil ich es wollte, schon die ganze Zeit. Warum du?“

Rei schüttelte unmerklich den Kopf, doch dabei kamen sich ihre Lippen abermals näher und dieses Mal zögerte Aidou nicht so lange, wie zuvor und küsste sie. Dieser Kuss war intensiver und ein wenig länger. Rei schloss die Finger um den Ärmel seines Shirts und zog ihn unbewusst näher an sich.

Als sich Aidou dieses Mal von ihr löste, sah sie ihn einen Moment an, dann nahm er ihre Hand und zog sie mit sich. Unsicher auf den Beinen, ihre Knie waren weich geworden, folgte sie ihm. Er führte sie ins Schlafzimmer und legte die Hände auf ihre Taille.

Es war purer Wahnsinn was er tat, Selbstmord aber vor allem Selbstquälerei.

Es musste aufhören.

Er wollte mehr.

Dieses Mal war es Rei, die sich von ihm trennte und nach Luft schnappte. Erneut nahm er sie bei der Hand und dieses Mal führte er sie zum Bett. Rei ließ sich in die Kissen sinken. Aidou legte sich neben sie und zog eine leichte Decke über sie beide. Sie blickten sich in die Augen. Reis Brustkorb senkte sich heftig auf und ab. Ihr Körper zitterte leicht. Er begehrte sie so sehr, dachte er und doch...

Seine Finger fuhren die Konturen ihres Gesichts nach, Rei schloss die Augen und atmete etwas sicherer aus. Dann nahm sie ihre Hand und legte sie über seine. Sie drückte sie sanft, als wollte sie ihn ermutigen.

Ein leises Stöhnen entrann seinem Mund, nicht nur vor Lust, sondern vor Verzweiflung. Auch, wenn sie jetzt vielleicht zustimmte, wusste er nicht, wie es am nächsten Tag sein würde. Er konnte nicht sicher sein, dass sie es wirklich wollte. Es war zu früh.

Aidou beugte sich über sie, küsste ihre Stirn, ihre Schläfe, ihren Augenlider, ihre Nase und schließlich ihren Mund. Seine Hand glitt ihren Körper entlang, die Form ihrer Taille und Becken, so anschmiegsam und perfekt unter seinen Fingern. Zögerlich tastete sich seine Zunge nach vorn, streichelte über ihre Lippen, an denen er anschließend leicht mit seinen Zähnen knabberte, nur um kurz darauf wieder mit der Zunge über ihren Mund streichelten. Rei öffnete ihre Lippen ein wenig und seine Zunge glitt hinein.

Es war ein leichter, zarter Zungenkuss. Es war nicht ihr erster, aber er war genauso intensiv und doch so viel anders. Er sprach eine andere Sprache. Als würde er weit mehr bedeuten, als der letzte und das Flattern in ihrem Bauch schien das zu unterstreichen. Aber wollte sie die Bedeutung wirklich herausfinden?

Doch da löste sich Aidou von ihr und küsste sie kurz darauf noch einmal. Der Gedanken verflog und es blieb nur noch Wärme in ihr, als er seine Arme um ihren Körper legte.

Zuerst verwunderte sie dies und verletzte sie ein wenig. Wollte er sie denn nicht mehr? War sie nicht... gut? Doch als sie spürte, wie er selbst zitterte, wie angespannt sein Körper war und wie sehr seine Hand zu einer Faust geballt war, wusste sie, dass er es für sie tat, wie viel Kraft es ihn kosten musste.

Er war ein erfahrener Mann, es wäre sicher ein leichtes für ihn sie zu... allein bei dem Gedanken wurde sie rot... sie zu verführen und doch verzichtete er darauf. Was hatte sie sich auch dabei gedacht? Sie war ja nicht einmal selbst sicher, ob sie es wollte oder überhaupt was sie wollte. Und mit dieser Unsicherheit wäre es ein Fehler gewesen, den sie bitterlich bereut hätte. Doch die Küsse... nein, die bereute sie nicht. Es war eine weitere bittersüße Erinnerung, mit Gefühlen die sie nicht benennen oder zuordnen konnte, aber es war geschehen. Und seit dem letzten Jahr wusste sie, wie wertvoll jede Erinnerung war ganz gleich welcher Art. An ihnen wuchs und lernt sie.

„Danke.“, flüsterte sie leise gegen sein Ohr und schloss die Augen. Sein Körper lag auf ihr und sein Gewicht gab ihr Sicherheit und Schutz. Aidou nickte kurz und atmete schwer aus. Dann verlagerte er sein Gewicht etwas, entließ sie aber nicht aus seiner Umarmung. Vielmehr zog er sie noch fester in seine Arme und Rei ließ es zu und kuschelte sich sogar noch etwas an ihn.

„Morgen gebe ich dir einen Haustürschlüssel. Dann musst du nicht mehr vor verschlossener Tür stehen. Widersprechen bringt nichts.“, fügte er an, als sie schon den Mund geöffnet hatte, um tatsächlich zu widersprechen.

Rei machte ein brummendes Geräusch und sein Körper vibrierte neben ihr, weil er in sich hineinlachte. Ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Sie spürte Wärme und Geborgenheit und die Gewissheit einen wahren Freund gefunden zu haben.
 

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^^

Ich hoffe, es hat euch gefallen, auch wenn es nur einen minimalen Einblick in die Geschichte der beiden gibt und wie es mit ihnen weiter gehen könnte. Es ist kein besonders Kapitel, aber in meinen Augen erzählt es von dem zarten Band der beiden und ihrer Liebe, die sich entwickelt – wenn einer der beiden, es endlich mal begreifen würde.^^°

GLG maidlin



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Saika_a
2011-05-14T14:15:10+00:00 14.05.2011 16:15
herzerwärmend - das ist wohl das beste Wort für so eine klasse GeschichteXD
ich liebe es, wie du zwischen den Gedanken der beiden wechselt und man trotzdem immer den Überblick behält.
auch wenn es schade ist, dass das ganze an dieser Stelle abbricht, hast du meiner Fantasie einen echten Anreiz gegeben^^
a_A
Von:  Dark-Angel132
2011-02-15T07:09:46+00:00 15.02.2011 08:09
Vielen Vielen Dank für dieses super "herzbewegende" Valentinstagsgeschenk!

Auch wenn es mittlerweile schon ein bisschen her ist (leider), die beiden haben noch immer diese besondere Wirkung und man kann gar nicht anders als immer nur noch mehr lesen zu wollen. xP
Ich vergleiche die beiden gern mit Licht und Schatten, so das ihre Beziehung zwar Schritt für Schritt intensiver wird aber beide erst das richtige Gleichgewicht finden müssen ehe sie richtig "zueinander" finden. Einfach nur toll. ♥
Von:  Asu91
2011-02-14T17:38:39+00:00 14.02.2011 18:38
Vielen vielen vielen Dank für dieses großartige Valentinstagsgeschenk! Das hab ich heute wirklich gebraucht!

Hat mir sehr gut gefallen, auch wenn nicht so viel passiert ist, hast du die ... (mir fällt grad das deutsche Wort nicht ein) "Tension" ;) zwischen den beiden super beschrieben!

Einfach toll ~
Von:  lenia
2011-02-14T13:28:08+00:00 14.02.2011 14:28
Qälerin!!!! Sadist !!!!!
Ich leibe es, verdammt nochmal! Mehr mehr mehr!!!!!!
Warum hörst du auf? Ich will mehr!
Maidlin du bist…ich weiß nicht, wie gesagt ein Sadist, aber gleichzeitig endlich mal wieder was von den beiden zu lesen! Gott, fühl dich durchgeknuddelt!
Die Geschichte ist wunderschön, die ganze atmos. Ich weiß nicht mehr weiter. Wie schaffst du das immer???
Und dieser Schluss, diese Berührungen, dieses knistern?
*schnurr*
Ich habe wirklich sabbernd hier jetzt gesessen…okay habe ich nicht, aber ich habe mich so gefühlt
Ein tolles Geschenk
Ich liebe dich dafür, und vielen vielen dank noch einmal!

Hdmdl!!!
Dein Vieh, die lenia

PS: sry, leider kein XXXXL kommi, dafür aber das Erste...auch was oder? ;)


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