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A Moment Of Weakness

(Nami & Sanji OS~Drama)
von

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The Reunion


 

A Moment Of Weekness

≈The Reunion≈
 

I'll be broken

And I know it

But I just can't seem to find

Another way
 

»Heal« by Westlife

Langsam, beinahe träge schwappten die Wellen gegen unser Schiff.

Eine Stille, die eigentlich beruhigend sein sollte, doch genießen konnte ich sie nicht.

Zu viel war vorgefallen, zu viel Zeit verstrichen.
 

Leid - das ich empfand

Schmerz - den ich verspürte

Wut - die in mir loderte

Verlust - der mein Innerstes verbrannte

Trauer - die mich zerriss

Angst - die mich zerbrechlich machte

Einsamkeit - die mich beinahe verzweifeln ließ
 

Zwei Jahre hatten wir nichts von einander gehört.

Wir wurden getrennt und im wahrsten Sinne des Wortes in alle Himmelsrichtungen verstreut.

Niemand wusste, wo der andere abgeblieben war und doch wir waren uns sicher, dass unser Kapitän alles daran setzen würde, seinen Bruder zu retten.

Doch trotz des Versuchs, Ace vor der Exekution zu bewahren, bei der jeder große Pirat dieser Ära anwesend war, scheiterte das Vorhaben unseres Anführers.
 

Die Zeitungen verkündeten mit großen Lettern, dass der Sohn Gol D. Rogers hingerichtet worden und eine Schlacht entbrannt war, wie man sie sich bis dahin nie hatte ausmalen können.
 

Ein Krieg um Leben und Tod.

Ein Kampf ums nackte Überleben.
 

Die Sorgen, wie es meinen Kameraden ergangen sein mochte, hielten mich wach und hatten mich so manches Mal in panische Hysterie ausbrechen lassen.

Ich für meinen Teil landete, nachdem mich der Pazifister-Cyborg, auch bekannt unter dem Namen »Bartholomäus Bär« (einer der sieben Samurai der Meere), mit seiner gewaltigen Pranke erwischte, auf einer kleinen Himmelsinsel, die sich Wheatheria nannte.

Hier war es mir möglich, meine Talente zu verbessern und mir neue Fähigkeiten anzueignen.
 

Und endlich ...

Nachdem wir uns, aufgrund einer Nachricht Ruffys in einer Zeitung hin, nach so langer Zeit wiedergefunden hatten, war die Neugierde beinahe genauso groß, wie die Wiedersehensfreude.

Ein jeder berichtete, wie es ihm ergangen war.

Doch all die Informationen waren schwer zu verdauen, dass sich so manche Schluchzer, Seufzer und Tränen ihren Weg aus meinem Innersten bahnten.

Ein jähes Zittern erfasste mich, während ich den Ausführungen meiner Kameraden lauschte.
 

Sie hatten so viel durchzustehen!

Revolutionen, gefährliche Abenteuer und doch hatten alle etwas in diesen Jahren gelernt.

Wir waren noch stärker geworden, wendiger, klüger ... robuster.

Härte und Zähigkeit waren nur nebensächliche Erscheinungen, die uns, die Strohhut-Piraten, zu denen machten, die wir nun waren.
 

Ich hatte sie so sehr vermisst, meine Freunde.

Wie viel wir wohl noch durchzumachen hatten?

Sie waren doch wie eine Familie für mich!

Ich wollte niemals mehr von ihnen getrennt sein, so sehr hatte ich mich an diese irre Crew gewöhnt.
 

Doch ein dicker, schwerer Schleier legte sich über unser Wiedersehen.

Unser quirliger Kapitän erschien ernster und nüchterner.

Nichts war mehr übrig von dem vor Übermut sprudelnden Jungen, den wir aus so manch heiklen Situation hatten retten müssen.

Ruffy war beherrschter, ruhiger als zu früheren Zeiten.
 

Der Verlust über seinen »Bruder« schien ihn mehr getroffen zuhaben, als es etwas anderes je würde tun können.

Uns allen war bewusst, dass es aussichtslos gewesen war, Ace zu befreien und doch hatte es Monkey D. Ruffy nach besten Kräften versucht.

Ein Schock jagte den Nächsten als wir erfuhren, dass Portgas D. Ace der Sohn Gol D. Rogers gewesen war.

Wir alle hatten angenommen, dass es sich bei Ruffy und Ace um leibliche Brüder gehandelt habe, doch die Tatsache, dass dem nicht so war, erklärte die Ereignisse und rechtfertigten die Trauer und den Schmerz, den unser Kapitän empfand.

Denn auch wenn Ace und er nicht im Blute miteinander verbunden waren, so blieben sie dennoch eine Familie.
 

Das plötzliche Schweigen war beinahe ohrenbetäubend laut.

Die Stille, die die Kombüse der Sunny erfüllte, war so erdrückend, dass ich glaubte, irgend jemand würde von jetzt auf gleich einen Schrei herauslassen.

Ich betete innerlich, dass es jemand tat und wenn es niemand tun würde, dann wäre ich es, die ihren Mut zusammennehmen und all den angestauten Emotionen freien Lauf ließ!
 

Die grausame Zeit hatte alles, was wir hatten, zunichte gemacht.

Wie Fremde waren wir.

Eingepfercht auf plötzlich so engem Raum und mussten uns erst einmal erneut aneinander gewöhnen.

Die Ausgelassenheit, die Freude, die Freiheit ... all das schien augenblicklich so unbekannt und ungewohnt.

Als hätte es diese Verbindung zwischen uns nie gegeben, als existiere sie nur in unseren Erinnerungen.
 

Während Sanji für uns Tee und Kaffee brühte, löste sich die beklommene Stimmung ein wenig, wenngleich auch nicht genug.

Hier und da vernahm ich sogar ein paar Lacher, doch blieben meine Lippen versiegelt.

Ab und an, wenn jemand das Wort an mich richtete, lächelte ich zögernd, nickte oder schüttelte den Kopf.

Ich war immer noch so überwältigt von der Wiederkehr und so emotional geladen, dass jedes noch so vereinzelte, kleine Wörtchen ganze Dämme in mir würde bersten lassen.

Der Tee war beruhigend, warm und bald würde sich die innerliche Verkrampfung lösen und ich mich entspannter fühlen, zumindest hoffte ich es.
 

Die Beschichtung unseres Schiffes war vollendet, bald schon würden wir unsere Reise ins Reich der Fischmenschen antreten.

Während Robin und ich unser Quartier aufsuchten, besonders erpicht war ich darauf zu sehen, ob auch all meine Seekarten noch beisammen lagen, untersuchten die Jungs die Sunny und bestaunten die Lagen an Harz, die Silvers Rayleigh aufgetragen hatte.
 

Robin öffnete die Tür zu unserer Kajüte.

Alles war so, als wären wir nie fort gewesen.

Als hätten wir die Sunny nie verlassen.

Meine Bücher standen immer noch in den Regalen, das Foto von Bellemere, Nojiko und mir stand immer noch auf dem Beistelltisch.

Abgesehen von einer mehr als dicken Staubschicht schien alles unberührt.

Robin entfloh ein Seufzer.

Zögernd blickte ich zu ihr.

Sie hatte sich verändert.

Ihr Haar war länger und kein Pony hing mehr in ihrer Stirn.

Die Zeit war auch nicht an der schönen, schlanken und großen Frau spurlos vorüber gegangen.

Die Archäologin besah sich schweigend die Regale und fuhr mit einem Finger über das Holz.

»Zwei Jahre«, murmelte Robin, dann schnipste sie den Staubfussel fort.

Ich schwieg.

Mir war nicht nach reden zumute, doch als sich Robin zu mir umwandte, rang ich mir ein gequältes Lächeln ab.

Ja, zwei Jahre.

Bei dem Gedanken daran stiegen mir wieder Tränen in die Augen.

Hastig griff ich nach ein paar Anziehsachen und ließ meine Zimmerkameradin ohne eine Antwort stehen.
 

Ich klopfte, doch da niemand antwortete, betrat ich das geräumige Badezimmer.

Erleichtert atmete ich auf, schloss die Tür und drehte den Schlüssel herum.

Wieder war alles ruhig, still, beinahe tot, wenn man von dem Gepolter aus der Kombüse absah.

Ich rutschte an der Badezimmertür herunter und vergrub mein Gesicht in meinen Händen.

Lautlos rannen Tränen über meine Wangen.

Ich wischte sie nicht fort, ich ließ sie hervor dringen.

Es tat gut, es befreite.

Zitternd rang ich nach Luft, dann erhob ich mich.
 

Meine Sachen legte ich fürsorglich auf einen Schemel ab, ehe ich mich unter den heißen Strahl der Dusche stellte.

Das Wasser war mir mehr als willkommen.

Es linderte die körperlichen Schmerzen, doch für die seelischen Leiden gab es keine Heilung.

Nicht, dass es mir schlecht ergangen war, doch tat das Wiedersehen mehr weh, als ich es mir hätte vorstellen können.

Ich drehte das Wasser ab, entstieg der Dusche, trocknete mich ab und zog mir meine Sachen über.
 

Dass auch ich mich verändert hatte, wurde mir bewusst, als ich in den Spiegel vor mir blickte.

Ich war noch genauso schlank, wie eh und je.

Ich hatte an Muskeln zugelegt, mein Gesicht war nur schmaler geworden.

Doch das wohl auffälligste waren meine Haare.

Von dem einstigen Kurzhaarschnitt war nichts mehr zu sehen.

Was zwei Jahre doch anrichten konnten ...
 

Äußerlich verändert, doch im Inneren immer noch gleich?

Möglich ...

Aber ...

Unvorstellbar ...
 

Die Tür fiel klickend ins Schloss.

Ich hielt den Knauf umklammert, denn irgendetwas in mir weigerte sich, loszulassen!

Ich war ...

Doch wieder zu hause ...
 

Schleppend setzte ich einen Fuß vor den anderen.

Träge schlugen meine Schritte auf das Holz.

Langsam fuhren meine Finger an den Geländern herab, ehe ich mich dazu entschied, in mein Zimmer zurückzukehren.
 

Es war leer.

Da Robin mir auf dem Weg nicht begegnet war, nahm ich an, dass sie sich in der Bibliothek aufhielt.

Ich irrte mich!
 

»Sie ist weg. Hat sich ein Zimmer genommen.«

Ich brauchte nicht zu fragen, da Sanji mir mein Anliegen sofort ansah. »Und die anderen?«, fragte ich und ließ mich auf der Sitzbank nieder. Da ich Robin weder in unserem Zimmer, noch in der Bücherei vorgefunden hatte, war ich vor der Kombüse zum Stehen gekommen.

»Alle, bis auf Chopper, sind ebenfalls weg«, erklärte er und wühlte in den Schränken herum. Sanji murmelte etwas, doch ich verstand es nicht.

Ich schwieg und starrte auf das polierte Holz des Tisches.

Eigentlich hatte ich gar nicht hier sein wollen.

Ich wollte, brauchte, musste meine Ruhe haben.

»Die Nähe macht ihnen zu schaffen«

Ich hob meinen Blick und sah zu dem jungen Mann herüber.

Die Nähe?

Warum?

Wir hatten uns doch gerade wieder!

Doch ehe ich diesen Gedanken weiter spinnen konnte, traf mich die Einsicht.

So wie ich meine Ruhe haben wollte, brauchten die anderen Mitglieder der Strohhut-Piraten diese ebenso.

Die Situation war zu viel und zu schwer zu ertragen!

Die Last war zu groß, als dass wir nun da weitermachen konnten, wo wir aufgehört hatten.

Sie hatten mein Verständnis, mein Mitgefühl.

»Warum bist du dann auch noch hier?«, zögernd rang ich mir die Frage ab.

Sanji sah mich an, lange, eher er mir eine Antwort gab: »Ich wollte ...«, begann er, doch schien er nach den richtigen Worten zu suchen. »Irgend jemand muss doch auf das Schiff achten, und die Küche wollte ich auch noch inspizieren.«

Ich nahm es hin, auch wenn mich ein eigenartiges Gefühl beschlich.

Der Smutje log nicht, zumindest nicht mit Absicht. Er flunkerte, um sich bei den Mädchen einzuschmeicheln, doch wenn man ihn erst einmal kannte, dann kam man damit zurecht.

Ihn kannte?

Bei dem Gedanken schüttelte ich den Kopf. Ich kannte ihn genauso wenig, wie die anderen, auch wenn wir vierundzwanzig Stunden am Tag zusammen gewesen waren.

Seine Vorliebe für Zigaretten, Meeresfrüchte und Mädchen war mir wohl bekannt.

Sein Traum, den All Blue zu finden, ebenso.

Doch von seinem Inneren hatte ich nicht die geringste Ahnung.

Was Sanji dachte und fühlte war fremd für mich.

Was er durchgemacht hatte, darüber hatte er bis jetzt kein Wort verloren.
 

Wir waren älter geworden, erwachsener und doch wünschte ich mir in diesem Moment, dass ich immer noch diesen exaltierten Idioten vor mir hätte, dem der Mund wohl nie würde fusselig werden, von den ganzen Komplimenten, die er für mich parat hatte.

Doch diese teilweise unbeschwerte und manchmal so sorgenfreie Zeit war vorbei.
 

Er hatte zwar ab und zu ein paar Worte einfließen lassen, als die anderen ihn nach seinen Erlebnissen fragten, doch richtig auf den Punkt hatte er nichts bringen wollen.

Das nahm ich zumindest an.

Sanji schwieg und zog an der Zigarette, die zwischen seinen Lippen hing.

Dann verließ er so plötzlich die Küche, als wenn er meiner überdrüssig geworden sei.

Was war los mit ihm?

Ich blieb auf der Bank sitzen.

Starrte vor mich hin.

Alle waren fort und ich wieder allein.
 

Ich wusste nicht, wo Chopper steckte und da Sanji so hastig davon gestürzt war, verließ auch ich die Kombüse.

Was sollte ich auch dort?

Es war niemand mehr da.

Unser Schiffsarzt würde bestimmt sein Zimmer unter die Lupe nehmen, nachsehen, ob wir noch Medizin vorrätig hatten und es, sollte etwas fehlen, beschaffen.
 

Die Thousand Sunny lag ruhig vor Anker, es war totenstill.

Ich überquerte die Rasenfläche und eilte die Stufen zu meinem Quartier hinauf.

Laut schlug ich die Tür zu.

Allein ...
 

In einem der Kleiderschränke wühlte ich nach etwas, das sich als brauchbar für die Nacht erweisen könnte.

Robin hatte tatsächlich die Flucht ergriffen.

Und die Jungs auch ...

Selbst Brook war fort.

Meine Gedanken kreisten um jeden einzelnen von ihnen, während ich mich umzog.

War es solch eine Zumutung, wieder beisammen zu sein?

Ich schloss die letzten Knöpfe des Hemds und schlug die Decke meines Bettes zurück, als ich ein Klopfen vernahm.

Ich betete, dass es niemand war, der mir gefährlich werden konnte.

Ich hatte keine Kraft mehr, mich irgend jemandem zu stellen.

Zögernd griff ich nach der Klinke, drückte diese herunter und öffnete die Tür.
 

»Warum bist du weggerannt?«, wollte ich wissen.

Sanji hob den Blick und nahm das Angebot, mein Zimmer zu betreten, an.

Es wäre unhöflich gewesen, ein Gespräch zwischen Tür und Angel zu führen.

Als die Pforte ins Schloss fiel, blickte er mich an, als hätte ihm irgendetwas einen ziemlichen Schrecken eingejagt.

Sekunden verstrichen, ehe Sanji endlich das Wort an mich richtete:

»Deine Anwesenheit war zu viel für mich«

Ich verdrehte die Augen.

Macho

Es hatte sich also nichts geändert!

Doch sein Ton ließ mich diesen Gedanken sofort verwerfen.

Der Blick des Smutjes ruhte auf mir.

Irgendetwas stimmte nicht mit ihm.

»Ich war schon dabei, mir auch einen anderen Platz für die Nacht zu suchen, aber dann ...«

Ich sagte nichts.

Sanji erschien mir plötzlich so ... so ...

»Ich wollte dich nicht allein lassen, auch wenn ich es wahrscheinlich bereue«

Ich stutzte.

Was war das eben?

Sanjis Gesicht nahm gequälte Züge an, und doch blieb er beherrscht.

»Wie meinst du das?«, verlangte ich zu wissen.

Doch statt mir eine Antwort zu geben, griff er sich an die Stirn, schüttelte den Kopf und gab nur ein Schnauben von sich.

»Sanji!«, knurrte ich. »Was ist los, verdammt?!«

Er schwieg und kehrte mir den Rücken. »Es ist nicht ein Tag vergangen, an den ich nicht an dich gedacht habe.«

Wieder einer seiner Sprüche!

Ich schnaubte verächtlich, diese Leier kannte ich in- und auswendig.

»Ja, an mich und Robin!«, sagte ich, doch bemerkte ich nicht, dass Sanji den Kopf von einer Seite zur anderen wandte, deshalb überraschte mich sein barscher Ton.

»Nein«

Die Worte blieben mir abrupt im Halse stecken.

Als er sich zu mir herumdrehte, erschrak ich, da ich diesen Ausdruck auf seinem Gesicht nicht kannte.

»Du machst mich krank!«, erklärte er in scheidendem Ton.

Perplex und verblüfft starrte ich zu ihm, mit offenem Mund, so, als hätte mir gerade gesagt, dass er mich hasste.

Sein Körper begann ganz plötzlich zu beben, und als er einen Schritt auf mich zu trat, wich ich automatisch zurück.

Sanji war nicht der Typ, der einem Angst einjagte, doch in diesem Augenblick revidierte ich meine Mutmaßungen.

Jetzt machte er mir Angst, sehr sogar.

»Dein Anblick, deine Worte ... all das ...« Sanji spie es aus, als hätte man ihm Gift verabreicht.

Selbst wenn mir etwas eingefallen wäre, das ich hätte erwidern können, ich hätte es nicht vollbracht.

Ich starrte ihn unverwandt an.

»Was ist mit dir passiert? Warum sagst du so etwas?«, forderte ich zu wissen und schluckte hart.

Sanji trat einen weiteren Schritt auf mich zu und ich stieß gegen ein Hindernis.

Die Lehne der Couch bohrte sich in meine Kniekehlen.

»Was spielt das für eine Rolle, was mit mir passiert ist?«, knurrte er.

»Aber ... Warum sollte es keine Rolle spielen? ich mache mir doch nur Sorgen!«, gestand ich und suchte händeringend nach einem Ausweg aus dieser Situation.

»Sorgen?«, in argwöhnischem Ton verließ dieses Wörtchen seinen Mund.

»Ja, oder meinst du, dass ich nicht jede freie Minute damit zugebracht habe, mir keine Sorgen um euch zu machen?«, herrschte ich und bemerkte die Panik in meiner Stimme.

»Und warum zeigst du es dann nicht?«, verlangte Sanji zu wissen.

Erneute Verwirrung spiegelte ich auf meinen Zügen.

»Wir alle haben uns Sorgen gemacht. Tag und Nacht. Niemand wusste, wo der andere war und hätte Ruffy nicht diesen Einfall mit der Zeitung gehabt dann ...«, seine Stimme brach inmitten des Satzes.

»Ja«, fauchte ich. »Und was hätte ich deiner Meinung nach tun sollen? Wurde ich etwa nicht weggeschleudert? Ich hatte genauso wenig Ahnung davon wo ich war, wo ihr wart, wie du!«
 

Tränen stiegen mir in die Augen.

Er klagte mich an.

Mich!
 

»Es fällt mir genauso schwer, jetzt hier zu sein«, setzte ich nach.

»Und warum bist du dann so abweisend?«, in gequältem Ton spie er die Frage aus.

»Abweisend?«, wiederholte ich seinen Vorwurf.

»Abweisend, zurückhaltend, verschlossen ...« Nachdem Sanji seine kleine Aufzählung beendet hatte, schüttelte er nur mitleidig grinsend den Kopf. »Ich dachte, dass ich mich nach all den Jahren daran gewöhnt hätte, doch ich habe mich geirrt.«
 

Ich verstand überhaupt nichts mehr.

Perplex blickte ich zu ihm auf.

Dass plötzlich Etwas Druck auf meine Handgelenke ausübte, bemerkte ich erst, als ich an mir herunter sah.

Sanjis Hände umklammerten meine Glieder. Sein Blick war mehr als gekränkt.

»Du willst niemanden verletzen. Es ist ein Schutzmechanismus. Du hast dir einen Panzer zugelegt, der andere schützen soll, weil du Angst hast. Du hast solche Panik davor, dass du dich lieber abschottest, um keinem weh zutun. Du fürchtest dich davor, weil du dich vor dich selbst fürchtest.«

Ich schluckte.

»Weil du meinst, dass es so besser ist«, fügte er leise hinzu.
 

Es gelang mir, mich Jahrelang abzukapseln, meine Gefühle zu beherrschen, doch in diesem Moment brach alles über mich herein.

Ich konnte allein sein, war es doch seit es Bellemere nicht mehr gab, so gewohnt.

Einzig Nojiko und Genzo hielten in den schwärzesten Zeiten zu mir, sie waren mein Halt und ich dachte, dass ich, nachdem ich Kokos verließ, eine neue Familie gefunden hatte.

Das hatte ich, zweifelsohne, und es gelang mir auch, ein Gerüst zu zimmern, dass mich unter Kontrolle hielt.

Doch als man mir erneut meine Familie nahm, da schien mir alles egal zu sein.
 

»Du bist gemein!«, schrie ich.

»Und wenn schon«, schoss er bissig zurück. Sanjis taxierender Blick löste sich von mir.

Er gab meine Handgelenke frei und kehrte mir den Rücken.

Seine Finger waren kurz davor, das kalte Metall der Klinke zu berühren, als ich mit tränenerstickter Stimme nach ihm rief.

»Lass mich nicht allein«, bat ich schreiend und legte somit meine Seele bloß.

Ich bot sie ihm dar, war verletzlich und von Furcht gepackt.

Er drehte sich erneut zu mir herum und sah mich an.

»Bitte, bitte tu' mir nicht weh«, flehte ich.

»Das würde ich niemals«, gestand er, überbrückte die Distanz zwischen uns und packte mich.
 

Tränen liefen, ohne aufgehalten zu werden, über mein Gesicht.

Mein Körper zitterte, da ich immer noch gepackt war, von unserem Wortgefecht.

Ich fühlte mich plötzlich so schutzlos, hilflos, machtlos.

Wie ein schwerer Klotz hing ich an ihm, verkrallte mich in Sanjis Hemd und heulte bitterlich auf.
 

Die Wärme seines Körpers war tröstlich.

Sanji schwieg und ich unterließ es, ihn anzusehen.

Erkennen würde ich sowieso nichts, da Tränen mein Blickfeld verschleierten und meine Schluchzer meine Wahrnehmung erheblich beeinträchtigten.
 

Das Chaos in mir wütete ungehalten.

Ich verlangte nach Ruhe und zeitgleich wollte ich meinen ganzen Frust, meine Ängste von mir werfen und endlich befreit und zufrieden aufatmen.

Es gelang mir nicht.

So sehr ich mich nach Stille sehnte, brauchte ich doch jemanden, der mich, wie in diesem Augenblick, festhielt.
 

Sanjis hatte seine Arme um meinen Rücken gelegt und mich noch enger an sich gedrückt.

Sein Kinn ruhte auf meinem Kopf, während ich mich immer noch in seinem Hemd, an seiner Brust, verkroch.

Langsam begann er, sich in Bewegung zu setzen und wiegte mich hin und her.

Schwach war ich, in seinen Armen.

Ohne Gegenwehr ließ ich es zu, dass er meinen Kopf an seine Brust drückte und mir über die Haare strich.
 

...................... ║♥║ ......................
 

Es war ein Abkommen ohne Worte.

Ein Angebot, ohne auch nur einen Laut.

Eine Vereinbarung in beiderseitigem Einverständnis, in Schweigen.

Zwei Körper.

Zwei Herzen.

Zwei Seelen.

Miteinander verbunden, wenngleich auch nur für eine Nacht.
 

Zielstrebig schob er mich zu meinem Bett.

Mein Herz raste, überschlug sich vor Spannung in erwartungsfreudiger Haltung.

Sein Mund verweilte immer noch auf meinen Lippen und ich geriet in Verzückung.

Noch ehe er mich auf die weiche Unterlage drücken konnte, zerrte ich an seinem Hemd.

Der lästige Stoff verschwand und ich sah mich dem Genuss seines Körpers ausgesetzt.
 

In Lust ergeben und in vollster Sinnlichkeit erblüht.

Ein Schauer folgte dem Nächsten.

Mein Verlangen nach seinen Berührungen trieb mich in den Wahnsinn.

Er war das Einzige, das ich in diesem Moment wollte.
 

Spüren ...

Schmecken ...

Riechen ...

Vergehen ...
 

»Du bist noch genauso hübsch wie früher«

»Spinner!«, grummelte ich über den kläglichen Versuch seinerseits, mir zu schmeicheln.

»Ich meine es ernst« Er rückte zu mir auf.

Sanji schlang seinen Arm um mich und zog mich näher zu sich heran.

Mein Rücken lag an seiner nackten Brust und ich spürte, dass er seine Stirn gegen meine Schulter drückte.

Sein Atem ging ruhig und doch meinte ich, dass eine gewisse Anspannung von ihm ausging.

»Du hast mir gefehlt«, murmelte ich leise.

»Habe ich das?«

Ich schwieg, weil ich hoffte, ihm nicht antworten zu müssen.

Das Gewicht auf meinem Körper verstärkte sich und Sanji drehte mich auf den Rücken.

Mir blieb beinahe das Herz stehen.

Mein Puls raste und meine Kehle begann zu pochen.

»Ich habe so lange auf dich gewartet« Flüsternd gelangten seine Worte an meine Ohren.

Panik ergriff mich, von Angst gepackt kniff ich die Augen zusammen.

Ein Zittern erfasste mich, eine Gänsehaut überzog meinen Körper.

Seine Finger glitten über mein Gesicht, strichen mein Haar zurück und setzten ihren Weg fort.

Sanjis Daumen fuhren über meine Wangen und als ich seine Lippen erneut auf meinem Mund spürte, durchfuhr mich abermals ein elektrisierender Schauer.
 

Oh nein!

Wieder reagierte mein Körper auf diese simplen Berührungen.

Verräter, elender!
 

Sein Kuss war federleicht auf meinen Lippen, doch ich wusste, dass es anders kommen würde.

Wir setzten unser begonnenes Spiel fort.

Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, oder wann der Rest unserer Crew wieder auf der Sunny sein würde, doch eines wusste ich mit Sicherheit:
 

Ich wollte ihn.

Mit Leib und Seele.

Körperlich, geistig, physisch wie psychisch.

Mein Herz schrie und verlangte nach ihm.

Mehr, wieder und wieder ...
 

Ich wollte berührt und gehalten werden, innerlich, wie auch äußerlich.

Ich wollte ihm so nahe sein, mit ihm verschmelzen ...

Ich wollte so vieles ...
 

Und Sanji gab mir, wonach ich verlangte.

Bereitwillig, ohne auch nur eine Spur von Eigennutz.

Er war so selbstlos, aufopfernd.
 

Und ich?

Ich war egoistisch!

Ich nahm, verleibte mir ein, was er mir bot.
 

Jede noch so kleine Berührung versetzte mich in Höhenflüge.

Jeder Laut von ihm trug mich fort.

Wellen höchster Wonne erfüllten mich und ließen mich sanft wie Federn nieder sinken.
 

Und dann ...

Danach ...
 

Ich fühlte mich schäbig, schlecht.

Ich war gemein!

Ich hatte ihn benutzt um mein eigenes Leid, meine Ängste und meinen Verlust zu kompensieren.

Doch er hatte alles aufgewogen, gegeneinander abgewägt und es wieder in die richtigen Bahnen gelenkt.
 

»Es ist gut«, murmelte er und strich mir sanft übers Gesicht.

Meine Wangen brannten, seine Finger versengten meine Haut.

Mein Puls dröhnte in meinen Ohren, mein Herz pochte ohne Unterlass und mein gesamter Körper war ermattet.

Sanji zog mich auf sich.

Ich schmiegte mich an seine Brust und fuhr mit den Fingern über seine erhitzte und benetzte Haut.

Er hatte meine Schwäche nicht ausgenutzt, nein.

Ich war es, die sich ihm, bereitwillig, dargeboten hatte.

Sanji hatte sich bemüht, mir zu helfen, mich zu heilen.
 

Und ich wusste nur eines, in diesem Augenblick:

Dass es ihm gelungen war.
 

I know I don't know you

But I want you so bad

Everyone has a secret

But can they keep it

Oh! No they can't
 

»Secret« by Maroon 5



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Wortfetzen
2011-08-21T19:48:29+00:00 21.08.2011 21:48
Ich muss gestehen, liebe Irish, ich bin überrascht. Das sind ja mal ganz neue Töne, die ich da zu lesen bekomme. Richtiges Drama hast du uns geboten und jetzt musst du mir gestehen, dass du auf den Geschmack gekommen bist. Lass es raus! Drama ist so wunderbar. Ich brauche mehr davon, immer mehr! :D

Aber jetzt einmal ganz ernsthaft: Ich finde den Ansatz der Geschichte richtig gut. Eigentlich bin ich keine Leserin der Mangas, weil ich mich mit dem Kauf in den halben Ruin stürzen würde. Die Kapitel zur Wiedervereinigung habe ich aber gelesen und ich war damals richtig enttäuscht, weil sie einfach nicht so ausgefallen ist, wie ich sie mir vorgestellt habe. Zwei Jahre sind vergangen und das Gefühl hat gefehlt. Irgendwie finde ich das nicht nachvollziehbar. Okay, vielleicht passt zu viel Drama einfach nicht in One Piece und die Frage, ob die Crew es nach zwei Jahren überhaupt noch schafft, miteinander auszukommen, aber es ist nun mal ein Problem, das uns das Leben bescherrt und irgendwie hätte man da schon mehr daraus machen können.

Du hast es wirklich wunderbar umgesetzt, auch wenn wir letzendlich nie erfahren werden, ob sie es in dieser Geschichte schaffen werden.

Sehr gut hat mir auch gefallen, dass zumindest von Namis Seite keine tiefen Gefühle für Sanji da sind und sie dennoch miteinander geschlafen haben. Der Mensch ist Mensch, macht Fehler, handelt oft eigennützig und nicht jeder sitzt gleich auf rosaroten Wolken.

Daumen hoch! Das ist ein gelungenes Werk und wunderbar geschrieben. :)

(Die Stelle, die du für deinen Schnuppertext ausgewählt hast, finde ich göttlich. Sie hinterlässt ein beklemmendes Gefühl, das sofort Lust auf mehr macht und ist auch eine der besten Passagen in der Geschichte. :)

Liebe Grüße, Tanya :D
Von:  Finnyan
2011-08-21T19:12:05+00:00 21.08.2011 21:12
*.* wie süß
traurig aber trotzdem total schööön
weiter so :)


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