Zum Inhalt der Seite

Haunted Soul

A world so hollow... (IshiHime, RenRuki, IchiHime und IchixOriginalCharakter/Yourself)
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Revolution

Hallo, ihr Lieben! Nach langer Wartezeit (gomene, da spielten mehrere Faktoren eine Rolle - nicht nur ich selbst bin ein arbeitendes Wesen mitten im Joballtag, auch meine werte Beta^^) nun endlich das neue Kapi.
 

Und das HAT mir Bauchschmerzen bereitet, das kann ich euch sagen. Streitgespräche sind so gar nicht mein Ding... Ich hoffe, es kommt glaubhaft rüber.
 

Ansonsten? ISSHIN!!! Also, wer Papa Kurosaki mag, der kommt hier auf seine Kosten, denk ich. Unheil nimm deinen Lauf...^O^
 

So, es bleibt mir noch, euch ganz viel Spaß beim Lesen zu wünschen und ich kann euch versichern, das nächste Kapi ist schon fertig und auf dem Weg zur Beta, das übernächste ist schon begonnen. Also, es nimmt langsam echt Form an^^.
 

Danke auch wieder an Rogue37 fürs Drüberlesen und die Tipps.
 

Mata ne,
 

Mado-chan
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

~~~oOo~~~

5. Revolution

~~~oOo~~~
 

Take away my name

For I will never be the same

I have not begun to live
 

For every lie I believed

(Using every single breath crying out for hope)

For I have been set free

(Everything I should believe, in my world...)

To live again
 

And I will be a revolution

Be a voice beyond these lies

If it takes my life

And I will not be lost in silence

I will not let darkness hide

This hope beyond my sight

The reason for my life

The revolution
 

Using every single breath

Crying out for hope...
 

The revolution
 

For I have been set free

To live again
 

Sekundenlang herrschte absolute Stille in dem kleinen, abgedunkelten Raum und Ichigo, der zu Boden gegangen war, starrte mit großen Augen seinen Vater an. Dieser stand in der offenen Tür und musterte unheilverkündend jeden in der Runde, bis sein stechender Blick an dem Gesicht seines erschrockenen Sohnes hängen blieb.

Dann, dies geschah binnen weniger Sekunden, wandelte sich der Gesichtsausdruck des jungen Kurosaki von Erschrecken und Überraschung in stumme, verbissene Wut. Seine Augen blitzten und er presste die Lippen so hart aufeinander, dass sie zu einem blutleeren Strich wurden. Entschlossen richtete er sich auf und trat erneut, ohne ein Wort zu sagen, auf die Tür zu. Die Bedeutung dieser Geste war eindeutig. Ebenso die Haltung des Vaters.

Ein stummes, heftiges Blickduell entbrannte, das keiner von beiden Kontrahenten, die annähernd gleich groß waren, zu verlieren gedachte.

Schließlich, noch immer verbissen und ohne eine Silbe zu sagen, griff Ichigo hart nach dem Arm Isshins und riss ihn zur Seite - nur um im nächsten Moment erneut einen schon mehr als sanften Stoß von dessen anderer Hand vor die Brust zu bekommen. Dieses Mal war der junge Shinigami jedoch vorbereitet. Er fing die Faust beinahe mühelos ab und verdrehte seinem Vater mit einem kurzen, heftigen Ruck den Arm. Kurosaki knurrte wütend, aber auch anerkennend - und kickte mit einem Fuß die Beine unter Ichigos Körper zur Seite. Er ging schwer zu Boden und Isshin war sofort über ihm, ergriff ihn am Kragen und funkelte ihn an, das Gesicht nur noch Millimeter von dem seines Sohnes entfernt.

"Baka! Bist du jetzt bereit mir zuzuhören, du sturer Bengel?", brummte der große Shinigami schwer atmend.

Ichigo riss sich los und stand erneut auf, trat vorsichtshalber aber auch einen Schritt zurück.

Sein Blick verhieß nichts Gutes.

"Ich wüsste nicht warum.", zischte er durch zusammengebissene Zähne. "Lass mich sofort gehen!"

"Ichigo...", versuchte Ishida schlichtend einzugreifen, doch der Kopf des Angesprochenen flog herum und der Blick, den er seinem Freund zuwarf musste derart einschüchternd gewesen sein, dass der Quincy von seinem Versuch sofort wieder abließ und es vorzog zu schweigen.

Ichigo sah wieder seinen Vater an. "Was machst du überhaupt hier?" Er lachte humorlos. "Nicht, dass mich das wirklich interessieren würde."

Isshin zuckte bei diesen Worten wie unter einem Hieb zusammen.

"Gut, okay.“, antwortete er leise. „Vielleicht habe ich das verdient, Ichigo. Aber hör mir bitte wenigstens zu. Deshalb bin ich gekommen."

Erneut konterte sein Sohn zornig, die Augen blitzend: "Warum sollte ich? DU warst es, der sich mir verschlossen hat, der beschlossen hat, dass ich nicht alles wissen muss, was dich, die Soul-Society oder gar meine eigene Vergangenheit angeht! Du verschweigst mir etwas. Noch immer! Und lüg mich nicht auch hier, vor all meinen Freunden an, Vater! Es ist so!"
 

Urahara räusperte sich leise und trat zwischen die sich in ihrem Verhalten so sehr gleichenden Männer, die jedoch auch kaum unterschiedlicher sein konnten in ihrem Aussehen. Er sah den älteren Kurosaki an und machte eine beschwichtigende Geste. "Entschuldigt bitte, aber ich würde gern ein paar Worte mit dir allein sprechen, Isshin." Er deutete zur Tür, nicht ohne kurz einen etwas resigniert wirkenden Blick über die zerstörte Türzage gleiten zu lassen. "Folge mir, bitte..."

Ichigo wollte auffahren, doch Urahara hielt ihn am Arm zurück.

"Bitte, Ichigo. Gib mir nur ein paar Minuten. Ich muss etwas mit ihm besprechen." An Ishida gewandt fügte er hinzu: "Könntest du versuchen deinen Freund ein wenig im Zaum zu halten und ihm klar machen, dass alles nur zu seinem Besten geschieht, was wir hier tun?"

"Ich bin ANWESEND, Kisuke-san!" Ichigo kochte vor Wut. "Behandle mich nicht wie das Kind, das ich einmal war, verdammt noch Mal!"

Nun blickte der Taichou seinem Schützling so lange und eindringlich in die zornesfunkelnden Augen, dass man förmlich dabei zusehen konnte, wie die Kraft dieses Zornes in Ichigos Gesicht langsam zurückwich und einer resignierten, stummen Wut Platz machte. Er trat mit geballten Fäusten zurück.

"Na schön.", sagte er durch zusammengebissene Zähne. "Fünf Minuten. Dann bin ich weg."

Nach einigen weiteren Sekunden stummen Niederstarrens fügte sich Ichigo also und sein Vater und Urahara traten aus dem Zimmer. Zurück blieben drei sehr stille, junge Menschen, die einander plötzlich kaum noch in die Augen schauen konnten.

Die folgenden Minuten waren merkwürdig.

Sie waren nach wie vor Freunde und es war noch keine zehn Minuten her, als sich alle in den Armen lagen und Ichigo beglückwünschten, seine Kräfte wiedererlangt zu haben. Doch jetzt… wagte es keiner von ihnen das Wort zu erheben, so überraschend war der Auftritt Isshins gewesen. So erschreckend auch Ichigos Reaktion.

Was war in all den Jahren nur passiert, nachdem sie sich getrennt hatten? Ishida schaute beinahe zögernd über die Schulter hinüber zu seinem Freund. Ichigo wartete unruhig direkt vor der geschlossenen Tür. Hätte er eine Uhr getragen, so würde er sicher andauernd auf ihr Zifferblatt schauen, wie viel Zeit vergangen sein mochte, seit die beiden Männer den Raum verlassen hatten.

Ichigos Reaktion war… heftig gewesen. Gelinde gesagt. Was hatte dies ausgelöst? Ahnte er etwas? War er deshalb so wütend auf seinen Vater?

Er schaute zurück zu Inoue, die sich soeben um den Gigai, den Ersatzkörper Ichigos bemühte, der immer dann zum Einsatz kam, während dieser als Shinigami auf Erden weilte. Er hatte die ganze Zeit im hinteren Teil des Zimmers reglos an der Wand gesessen, bis Inoue ihm nun die kleine Kugel, den Kaizu Konpaku, einflösste. Wann genau der Geist Ichigos aus seinem Körper gefahren war blieb ebenso ein Rätsel wie die Tatsache, dass Ichigo sofort in seiner Bankai-Form erschienen war.

Kon wirkte, nach all den Jahren, reichlich verwirrt wieder in einem menschlichen Körper als Platzhalter zu dienen. Er war merkwürdig ruhig.

Er schob Orihimes Arm zur Seite, als diese ihn berühren wollte, und vergrub das Gesicht in den Armen.

„Klar, jetzt werd ich plötzlich wieder gebraucht, eh?“, nuschelte er. „Nach so vielen Jahren im Schrank und zwischen Mottenkugeln. Schöne Scheiße. Ich sollte euch alle auflaufen lassen, verdammt.“, schmollte er vor sich hin.

Orihime strich ihm nun doch tröstend über das Haar, Ichigos Haar, doch er murmelte weiter unverständliches Zeug vor sich hin.

Nicht einmal ihr schenkte er Beachtung, obwohl er einem so hinreißenden, weiblichen Wesen normalerweise niemals abgeneigt war.

Nun ja. Warum sollte die Veränderung, die sie alle durchgemacht zu haben schienen, auch spurlos an ihm vorübergegangen sein. Selbst Kon mochte sich verändert haben nach all der Zeit.

Ishida sah erneut nachdenklich zu Ichigo hinüber. Was die beiden Männer draußen wohl so dringend zu besprechen hatten? Sprachen sie über Ichigo? Sehr wahrscheinlich, da sie es unter vier Augen tun wollten. Umso erstaunlicher, dass der junge Shinigami nicht sofort dazwischen ging. Uryu glaubte kaum, dass Ichigo nicht wusste, warum Isshin so plötzlich hier aufgetaucht war. Erneut fragte sich der Quincy, was in all den Jahren zwischen Vater und Sohn wohl vorgefallen sein mochte. Und er hatte kein gutes Gefühl dabei.
 

~~~oOo~~~
 

Urahara führte Kurosaki in den vorderen Ladenraum und zog die Tür zum Flur sorgsam hinter sich zu, bevor er sich an den größeren Shinigami wandte.

"Ich weiß nicht, ob ich es gutheißen kann, dass du hier aufgetaucht bist, Isshin. Der Zeitpunkt ist etwas… ungünstig." Er fuhr sich mit einer Hand über den Mund und schien nachdenklich. "Ich verstehe dich, keine Frage. Ich kann auch deine Beweggründe gut nachvollziehen, warum du nicht willst, dass er geht..."

"... ich will nicht nur, dass er nicht geht, Kisuke.“, schnaubte Isshin. „Ich werde es VERHINDERN! Er könnte sich dadurch an alles erinnern, das weißt du so gut wie ich. Was, wenn es wieder passiert? Was, wenn er davon dieses Mal vollkommen überwältigt wird? Das darf nie passieren. Und aus diesem Grund darf er nicht kämpfen. So einfach ist das. Ich scheine ja gerade noch rechtzeitig gekommen zu sein, um ihn aufzuhalten. Wie habt ihr es nur geschafft, dass er erneut seine spirituelle Gestalt annehmen kann?“ Doch er wartete gar nicht auf eine Antwort, sondern fuhr erregt fort: "Und seit wann mischst du dich eigentlich in meine Familienangelegenheiten ein?"

Urahara bewegte unbehaglich die Schultern.

"Ich bin sein Mentor. Und das weißt du auch. Ich habe Vertrauen zu ihm. Vielleicht solltest du anfangen es auch zu haben."

Einen Moment lang sah es so aus, als würde Kurosaki nun ernsthaft zornig werden. Man sah ihm an, dass er sich nur noch mit Mühe zurückhielt, wodurch er seinem Sprössling nur noch ähnlicher wurde. Die buschigen, entschlossen gesenkten Augenbrauen trugen allerdings die Farbe der Nacht, nicht die eines Sonnenaufgangs, wie bei seinem Sohn. Doch er sagte nichts. Schweigend starrte er seinen Freund aus früheren Zeiten an und versuchte, nicht die Kontrolle über sich und seine Wut zu verlieren. Er zitterte.

„Das klingt nun vielleicht etwas hart, Isshin, aber… dein Sohn ist wahrhaftig einer der stärksten Shinigami, die mir jemals unter die Augen getreten sind. Und ich muss es wissen. Ich habe ihn auf diesen Weg gebracht und ausgebildet. Er ist womöglich der Einzige, der uns bei diesem Problem helfen kann. Zumal er DREI Seiten in sich vereint: Die der Menschen, die der Shinigami und… ja… die der Hollows. Du kennst die Wahrheit.“

Mit einem Ruck drehte Kurosaki sich um und starrte aus einem beinahe blinden Fenster an der Seitenwand des Ladens hinaus in den Regen.

„Vielleicht ist der Zeitpunkt gekommen, es ihm zu sagen, Isshin.“, fuhr Urahara unbarmherzig fort. „Es ist nicht richtig, was wir getan haben. Man darf keinem Menschen seine eigene Vergangenheit nehmen, und sei sie noch so schrecklich. Sie ist es, die uns formt, die uns zu dem macht, was wir sind. Und die letzten Endes ans Licht bringt, wer stark genug ist sie zu tragen oder wer an ihr zerbricht. Es wird nicht besser dadurch, wenn man so etwas verschweigt, Isshin. Er muss lernen, mit dem was er getan hat zu leben.“

Dann sagte er etwas, das Kurosaki kaum glauben konnte: „Doch sollte er DARAN bereits scheitern, dann ist er ohnehin kein Shinigami mehr. Jedenfalls keiner, mit dem wir in diesem Kampf rechnen können.“ Kisukes Stimme klang ruhig und völlig emotionslos. Vielleicht nicht der beste Weg, um einen Vater zu beschwichtigen. Im Gegenteil.

Wo er sich zuvor noch hatte zurückhalten können, so brach es nun explosionsartig aus Isshin heraus und er schrie beinahe gequält auf, als er herumfuhr, seinen ehemaligen Freund am Hals ergriff und quer durch den Laden an die gegenüberliegende Wand beförderte, nicht ohne damit ein paar Stände und Kisten umzureißen. Schon im nächsten Moment war der große Shinigami über dem Taichou am Boden und holte zu einem Schlag mit der geballten Faust aus, die dem so viel zierlicheren Mann auf der Stelle das Bewusstsein rauben würde. Doch er hielt inne, denn Urahara wehrte sich nicht. Er lag einfach nur da und sah seinen Freund an, ruhig, abwartend. Beinahe so, als hätte er diese Reaktion erwartet. Nein. Beinahe so, als hätte er diese Reaktion ERHOFFT.

„Wie… wie kannst du nur…“ Isshin hatte diese Worte schreien wollen, doch heraus kam nur ein von hilfloser Wut entstelltes, fassungsloses Flüstern. Dann, lauter und voll von Abscheu: „Wie KANNST du so von ihm sprechen? Wie kannst du so… kalt und berechnend sein? Er war dein SCHÜLER! Und er ist MEIN SOHN! Du kannst nicht von mir verlangen, dass ich das große Ganze sehe, dass ich von ihm mit so viel Kalkül und Berechnung denke! Niemals! NIEMALS! Ich werde es nicht zulassen, dass wir sein Leben zerstören, bloß weil wir keinen geeigneteren Kämpfer mehr haben! Er hat GENUG getan! Er hat genug gelitten… Richtig oder falsch zählt hier nicht. Ich werde jeden töten, der versucht ihm die Wahrheit zu sagen!“

Über Isshins Gesicht liefen plötzlich Tränen, Tränen der Verzweiflung, Tränen des Zorns. „Er darf nicht mehr kämpfen. Niemals wieder. Dadurch… könnte er sich erinnern und wenn er das nicht überleben sollte, wenn er damit nicht leben könnte… Damit wäre niemandem geholfen…“ Die letzten Worte hatte er nur noch mit Mühe herausgepresst, er atmete schwer und versuchte, ein Schluchzen zu unterdrücken, das unendlich tief aus seiner Seele emporkam. Es funktionierte. Aber nur unter unglaublich großer Anstrengung. Er drängte seine Trauer zurück. Einmal mehr in so vielen Jahren. Ob er die Kraft dazu jemals wieder haben würde, wusste er nicht.

Nach einer Weile ließ er die Faust sinken und stand auf, trat von dem am Boden liegenden Taichou zurück.

„Ich KANN das nicht, Kisuke… Ich kann ihn nicht gehen lassen.“, sagte er nun ruhiger. Entschlossener, als er sich wirklich fühlte, fügte er hinzu: „Und das war keine leere Drohung. Ich bringe jeden um, der ihm die Wahrheit sagen will und ihn offenen Auges in sein Verderben laufen lässt. Ich kann und werde das nicht zulassen. Das hat nichts damit zu tun, ob ich ihm vertraue oder nicht. Ich… kann das Risiko nicht eingehen ihn zu verlieren.“ Dann, sehr viel leiser: „Er darf sich nicht erinnern, Kisuke. Er darf nicht. Er… er ist alles… alles was ich noch…“

Seine Stimme brach.

Er hatte nicht mehr die Kraft zu sprechen. Verzweifelt legte er eine Hand über seine Augen und versuchte die Tränen zurückzuhalten. Tränen, die ein ganzes Leben nicht wieder zu trocknen vermochte.
 

~~~oOo~~~
 

„Jetzt reicht es!“, sagte Ichigo plötzlich. Und ohne ein weiteres Wort, ohne auch nur einen Blick auf seine Freunde zurückzuwerfen, stürmte er hinaus in den Flur, dem unüberhörbaren Lärm im Ladenraum entgegen. Es war Ishida nicht möglich ihn zurückzuhalten. Nicht einmal, wenn er es gewollt hätte. So schnell war der Shinigami im Halbdunkel hinter der Tür verschwunden.

Zurück blieben ein etwas konsterniert dreinschauender Uryu und eine Orihime, die sich - sichtlich am Ende ihrer Kräfte - neben Ichigos nach wie vor schmollendem Kaizu Konpaku an der Wand niedergelassen hatte und recht verstört aussah.

"Was war das denn?", fragte Ishida dann langsam.

Orihime antwortete zunächst nicht. Sie war noch immer viel zu erschrocken wegen der Szene zwischen Vater und Sohn, derer sie zuvor unfreiwillig Zeuge geworden waren.

Ishida wandte sich nun direkt an seine Freundin.

"Weiß er... es?"

Inoue biss sich auf die Unterlippe, schien ihn gar nicht zu hören. Und erst jetzt bemerkte der junge Mann, in welchem Zustand sie sich WIRKLICH befand, seit sie wieder aus der Trance zurück war.

Mit zwei schnellen, federnden Schritten war er bei ihr und ließ sich vor ihr in die Hocke sinken, nahm ihre eiskalten, zitternden Hände in seine.

"Herrgott, Orihime, du bist ja vollkommen erschöpft..." Er rieb ihre schmalen, zitternden Finger zwischen seinen, um sie zu wärmen. "Was... hast du nur gesehen, als du in seinen Erinnerungen warst?"

Doch innerlich beantwortete er seine Frage gleich selbst: Das Schlimmste. Dennoch, es war wichtig, und daher fragte er noch einmal, sanfter zwar, aber immer noch genauso eindringlich.

"Hime, du musst es mir sagen. Komm, sieh mich an."

Er legte einen Finger unter ihr Kinn und hob es, damit sie ihm direkt in die Augen sehen konnte. Der Blick aus ihrer grauen Iris flackerte, dann gab sie sich sichtlich einen Ruck und schenkte ihm ein schwaches Lächeln, während er seine Frage noch einmal stellte.

"Weiß er es? Kann er sich... erinnern?“ Am Ende war DAS nun der Grund, warum Ichigo jetzt so reizbar war.

Aber Orihime schüttelte den Kopf. Sie entzog ihm eine ihrer Hände und legte sie über seine.

"Nein, er weiß es nicht. Er... hat das Wissen nicht verloren, wie wir glaubten. Es ist in ihm. Aber zu tief vergraben, zu weit von sich geschoben, als dass er es wirklich bewusst noch vor Augen haben könnte. Er... hat Angst davor. Aber ich denke... er konnte nun lernen nach vorn zu schauen."

"... auch wenn er es noch nicht als Teil seiner Erinnerungen akzeptiert hat.“, fuhr Ishida an ihrer Stelle fort. „Und DAS wäre entscheidend... Es ist nicht heraus, ob er nicht doch daran zerbrechen würde oder..., schlimmer noch..., wieder zu IHM werden würde... wenn er wirklich wüsste, was er getan hat."

Orihime schwieg. Darauf hatte sie keine Antwort.

Alles in ihr war müde und dennoch voll Hoffnung gewesen. Doch ihr Uryu brachte sie mit seinem unerschütterlichen Pragmatismus manchmal an den Rand der Verzweiflung. Was hier fehlte war ein wenig Vertrauen. Ein wenig Hoffnung. Vielleicht auch von ihm in sie selbst, als seine Freundin. Das war es, was sie hin und wieder an ihm vermisste. Und sie konnte nicht umhin ihn erneut mit Ichigo zu vergleichen. Dieser HÄTTE ihr vertraut. Ganz egal worum es ging.

Dennoch... Sie erkannte die unverhohlene Besorgnis in den eisblauen Augen ihre Freundes, als dieser sich nun kurzentschlossen neben ihr an der Wand niederlies, auf ihrer anderen Seite, und den Arm um sie legte, sie fest an sich drückte.

"Es... tut mir Leid.", flüsterte er und küsste ihr Haar. "Du weißt doch wie ich bin..."
 

Inoue ließ sich in die Umarmung sinken und schmiegte sich an ihn, genoss für einen Moment die Nähe und Wärme. DAS war allerdings auch etwas, das sie immer schon geschätzt hatte an Ishida. Er wusste darum, wie er manchmal war und auf andere wirkte. Und er war sich nicht zu schade, sich dies auch einzugestehen und sich wenn es nötig und angebracht erschien auch zu entschuldigen. Und er war immer für die da gewesen. Nicht erst in den letzten Jahren. Wenn sie sich daran erinnerte, wie sie sich kennengelernt hatten, wie sie das erste Mal zusammen in die Soul Society eingedrungen waren, gemeinsam zwei Shihakushos gestohlen und gegen den Feind gekämpft hatten, um Rukia zu befreien… Schon damals war er ungefragt und immer an ihrer Seite gewesen, hatte sie beschützt und sogar moralisch aufgebaut, als ihre Shun-Shun-Rikka verletzt worden waren und sie an ihren eigenen Kräften zweifelte. Wenn nicht ihm, wem sonst konnte sie neben Ichigo vertrauen?

Nun, da war immer noch ihre beste Freundin Tatsuki. Doch diese hatte nach wie vor leider keine Ahnung wer sie alle wirklich waren, was Orihime auch nach wie vor guthieß – zum Schutz der jungen Frau war dies nun einmal nötig. Oder doch, ja, eine Ahnung mochte Tatsuki haben, was wirklich in der Welt um sie her vorging. Aber in all den Jahren war es dann nicht mehr nötig gewesen darüber zu sprechen. Denn es war vorbei gewesen. Inoue und auch all die anderen hatten nie wieder von ihren Kräften Gebrauch machen müssen. Nun, seit einigen Tagen, stellte sich heraus, dass dies ein Irrtum war. Es war nicht vorbei. Es begann erst.

"Uryu... Ich habe in die Hölle geschaut...", flüsterte Orihime nun leise.

"...und... ich bin zurückgekehrt. Ich habe ihn mitgebracht von dort. Er kann wieder kämpfen. Er hat seine Kraft wiedergefunden. Ist es nicht DAS was im Augenblick zählt? Ist es nicht das, was wir erreichen wollten?" Sie zitterte.

Ishida lehnte seinen Kopf an ihren, berührte erneut mit den Lippen ihr weiches Haar, sog ihren Duft tief in seine Lungen. Er liebte diese Frau. Er würde für sie durchs Feuer gehen. Und er würde sie sich niemals mehr wegnehmen lassen - auch wenn sie ihm nie wirklich gehört hatte, wie er mit einem einzigen Blick hatte erkennen können, als Inoue und Kurosaki sich nach so langer Zeit wiederbegegnet waren. Er hörte es sogar an der Art, wie sie jetzt von ihm sprach. Aber er war bereit auch dies hinzunehmen, wenn sie ihn nur widerliebte, es zumindest versuchte, und bei ihm blieb. Alles war ihm Recht. Wenn er sie nur nicht verlor. Weder an das namenlose Grauen, was über die Welt hereingebrochen war, noch an Kurosaki.

Orihime hatte in sein Herz geschaut. Sie hatte ihn VERSTANDEN. Und was noch viel wichtiger war: Sie hatte ihn so akzeptiert, mit all seinen Fehlern, wie er nun einmal war. Und mit ihrer sanften, liebenswerten Art hatte sie es über die Jahre vermocht die Mauer zu durchbrechen, die er um sich und sein Herz so mühsam nach dem Tod seines Großvaters errichtete.

Ichigo… war nicht da gewesen. So einfach war das. Und jetzt hatte er, Ishida, ihr endlich seine Gefühle gestehen können. Und zu seiner immer noch grenzenlosen und fassungslosen Freude hatte sie es angenommen und war nun mit ihm zusammen. Er konnte nicht glücklicher sein.

Bis... ja bis es erneut nötig geworden war zu kämpfen. Bis Dämonen in Heerscharen die Straßen der Stadt leerfegten. Und bis Ichigo wieder zurückgekehrt war.
 

Er mochte Kurosaki. Tatsächlich hatte sich auch ein Teil von ihm gefreut ihn unversehrt wiederzusehen nach all der Zeit. Aber auf der anderen Seite hatte er ihn immer als zu aufdringlich, zu unüberlegt, zu hitzköpfig empfunden (ganz abgesehen davon, dass er ein Shinigami war und Quincys Shinigami nun einmal nicht leiden konnten…) - ahnte jedoch gleichzeitig, dass dies vielleicht auch der Tatsache entsprungen sein mochte, dass er ihn insgeheim beneidete. Um seinen Mut, seine Tapferkeit und seine unerschütterliche Loyalität, sowie den Glauben an sich selbst und an seine Freunde. Ishida war eher jemand, der mit sich selbst haderte. Der viel überlegte und die Dinge lieber mit sich selbst ausmachte.

Umso erstaunlicher hatte er es gefunden, als Inoue seinen Avancen tatsächlich nachgegeben hatte - war er doch so offensichtlich das genaue Gegenteil von dem, was sie liebte und bewunderte.

Aber vielleicht.... war es ihr nach dem Krieg mit Aizen genauso gegangen wie ihm.

Sie mochte sich verlassen und verloren gefühlt haben. Und sie wollte nicht allein sein. Daraus hatte sich dann über Jahre ein festes Band, eine über die bereits vorher schon bestandene tiefe Freundschaft hinausreichende Beziehung entwickelt. Ein Geben und Nehmen. Und schließlich sogar körperliche Nähe und Liebe. Doch ein Teil von ihm wusste sehr wohl, dass es immer Kurosaki sein würde, der ihrem Herzen am Nächsten war. Und auch darum beneidete er den Shinigami. Auch wenn dieser ihre Gefühle vielleicht niemals erwidern mochte.

Letztendlich zählte aber nur eines: ER, Ishida, war es, der sie im Arm hatte. ER war es, der für sie da gewesen war in all der Zeit. Und so konnte er dies alles irgendwie hinnehmen und akzeptieren. Auch wenn er den Schmerz nicht verleugnen konnte, der sich nicht erst seit diesem Tag tief in seinem Herzen eingenistet hatte und der ihm immer ein ständiger, geduldiger Begleiter sein würde.

Er nickte leicht und antwortete verspätet auf ihre Worte.

"Du hast Recht. Genau dies wollten wir erreichen. Er sollte sein Selbstvertrauen wiederfinden."

Und etwas leiser und später, als ihr Atem sich beruhigt hatte und sie in einen tiefen Schlaf der Erschöpfung gefallen war, fügte er hinzu: "Auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob dies auf lange Sicht eine so gute Idee war…“

~~~oOo~~~

Urahara seufzte tief und stand mühsam auf. Er fühlte sich alt. Alt und verbraucht. Er hasste die Rolle, die er hier zu spielen hatte. Zugleich wusste er aber auch, dass er den Freund dringend aus dieser tiefen Verzweiflung herausholen musste. Und dies gelang ihm nur wenn er…

„Du handelst selbstsüchtig, Isshin, und das weißt du auch.“, sagte Kisuke nun beinahe müde, ordnete seine Kleidung.

Isshin zuckte zusammen. Seine Kiefer pressten sich so hart aufeinander, dass man das Knirschen der Zähne hören konnte.

„Kisuke…“, grollte er tief und unheilverkündend.

„Das ist beileibe kein Vorwurf!“, wandte Urahara rasch ein und schüttelte zur Bestätigung langsam den Kopf, sah seinem Gegenüber nun tief in die dunklen Augen.

„Er ist dein Sohn. Und ich verstehe das sehr wohl. Doch bedenke, dass wir hier von nur einem Leben sprechen, verglichen mit hunderten, tausenden, die gerettet werden könnten! Haben wir denn das Recht, den Menschen hier die womöglich EINZIGE Hoffnung zu verwehren, die ihnen noch bleibt?“

„Jetzt reicht es! Ich erkenne dich kaum wieder, Kisuke! Wann bist du so kalt, so unnahbar geworden?“ Isshins Stimme schallte laut, entschlossen und voll von unterdrücktem Zorn von den Wänden wieder. Aber seine Tränen waren versiegt. „DU würdest doch ganz genau so handeln, wäre es DEIN Sohn, um den es ginge! Wie kannst du dir anmaßen zu behaupten, dass ICH selbstsüchtig sei? Ich habe das alles Jahre lang geschehen lassen! Ich habe nur zugesehen, weil mir die Society Ketten angelegt hatte, die mich bravourös daran hinderten, überhaupt jemals etwas für meine Kinder zu tun! Wie kannst du es also wagen von Selbstsucht zu sprechen? TEME! Ein Leben gegen tausend? Meinetwegen, dann sei es so. Aber ich werde eine andere Lösung finden. Wir MÜSSEN eine andere Lösung finden! Ein Leben! Selbst EIN EINZIGES Leben ist zu kostbar, um es aufs Spiel zu setzen! Und schon gar nicht das meines einzigen Sohnes!“
 

„Was ich mit meinem Leben anfange geht nur mich selbst etwas an.“ Die Tür zum Flur glitt mit einem Knall zur Seite und Ichigo betrat den Raum. „Ich werde kämpfen! Für die Menschen hier. Für meine Freunde. Für Chad…“ Seine Stimme war immer leiser geworden, klang aber nicht weniger entschlossen. Und sein Blick huschte grimmig zwischen Kisuke und seinem Vater hin und her.

Eine Sekunde lang war es so still, dass man die berühmte Stecknadel hätte fallen hören können. Erschrecken, dann blankes Entsetzen glitten über Isshins Gesicht, während Urahara weiterhin recht unbeteiligt und allenfalls leicht überrascht aussah.

„Ichi… go…“, flüsterte sein Vater. „Seit wann hast du…?“

„Lange genug, so scheint mir.“, sagte der junge Shinigami wütend.

„Die fünf Minuten sind um.“

Und er wollte auf dem Absatz kehrt machen und hinausstürmen, doch sein Vater lief ihm nach, überholte ihn und stellte sich ihm vor dem Ausgang in den Weg.

„Wie lange…?“, wollte er, noch immer erschüttert, erneut wissen.

„Ist das wichtig? Ich hörte nur, dass ihr euch den Mund über MEIN Schicksal zerreißt, über etwas, das allein MEINE Entscheidung ist! Glaubt ihr im Ernst, ich lasse mir von euch noch irgendetwas vorschreiben? Glaubt ihr wirklich ihr könntet mich aufhalten, wenn ich mich einmal entschieden habe? Ist mir egal, ob ich dabei draufgehe. Wenn ich dabei diese Stadt retten kann, dann hat es für mich Sinn und Zweck.“

Und er meinte es wirklich ernst. Sein Leben hatte schon zuvor keinen Zweck mehr gehabt. Keinen wirklichen. Nicht, wenn man zuvor Shinigami gewesen war und plötzlich doch ein ganz normales Leben vor sich hatte. Und nun konnte er diesen einen Zweck zumindest noch ein einziges Mal mit ganzer Kraft erfüllen. Er war der Shinigami dieser Stadt. Er würde alles daran setzen sie zu schützen.

Entschlossen wollte er seinen Vater zur Seite schieben, doch Isshin legte ihm mit rascher Geste die Hand auf die Schulter, drückte hart zu und zwang seinen Sohn, ihn anzusehen. Der ältere Kurosaki war nun einfach nur noch voller Angst.

„Hast du… sonst nichts gehört?“

Ichigo runzelte die Stirn. Dieses Mal fragend.

„Was soll das? Ich habe schon verstanden, dass ich dein einziger Sohn bin und du mich nicht mehr kämpfen lassen willst. Das reicht doch, oder?“

Isshins zuvor angespannte Schultern sanken herab, seine Hand rutschte von der Schulter des Sohnes. Er seufzte tief.

„Ja. Ja, das reicht. Und es sollte auch ausreichen um dich daran zu hindern, es zu tun. Bitte, Ichigo. Ich bitte dich nicht als dein Vater. Ich bitte dich… als dein Freund.“

„Mein Freund?“, Ichigos Stimme wurde bitter. „Wo war mein Freund, als ich in den letzten Jahren versucht habe mir ein eigenes Leben aufzubauen, obwohl ich sehr wohl wusste, dass ich einmal Shinigami war und das für immer verloren hatte? Wo war mein Freund, als ich versuchte, mit mir selbst klarzukommen, mit diesen unerklärlichen Gefühlen, die mich manchmal heimsuchen, nachts oder auch tagsüber? Wo war mein Freund, als ich ihn nach meiner Vergangenheit fragte, als mir klar wurde, dass ich NIEMALS meinen Weg im Leben finden würde, da mir etwas Entscheidendes fehlt?“ Er machte eine zornige Geste, als sein Vater etwas einwenden wollte, und ließ den anderen gar nicht zu Wort kommen. „Da ist ein blinder Fleck in meiner Vergangenheit, Isshin. Ich brauche, was ich bin, was mich ausmacht, um nach vorne schauen zu können, um endlich ANZUKOMMEN, dort, wo es mich hintreibt. Aber du hast mir immer nur die kalte Schulter gezeigt. Du wolltest nicht darüber reden. Du hast mir nicht einmal zugehört! Ein seltsamer Freund bist du. Und ein noch seltsamerer Vater!“

Er riss sich los und sah Isshin unbarmherzig kalt an.

„Lass… mich… gehen!“

Sein Vater machte keine Anstalten ihm den Weg freizugeben.

„SOFORT!“ Die Stimme des Sohnes hatte bei voller Lautstärke schon beinahe das Volumen der des Vaters erreicht.

„Ich kann nicht.“, sagte Isshin nun beinahe sanft. Er schien unendlich müde. „Du musst mich niederschlagen, wenn du gehen willst.“

Es war ganz eindeutig, dass er seinem Sohn so viel Unvernunft nicht zutraute.

Doch er wurde überrascht.

Er dachte noch immer nur das Beste, als die Faust seines Sprösslings ihn unvermittelt und so heftig unter dem Kinn traf, dass er ohne einen Laut von sich zu geben einfach nur zusammenbrach und das Bewusstsein verlor.

„So sei es.“, sagte der junge Mann grimmig, machte einen großen Schritt über seinen alten Herrn hinweg, stieß die Tür nach draußen auf und lief hinaus in den Regen.
 


 


 


 


 


 


 


 

.



Fanfic-Anzeigeoptionen
Blättern mit der linken / rechten Pfeiltaste möglich
Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  fahnm
2012-01-14T21:54:50+00:00 14.01.2012 22:54
Hammer Kapi^^


Zurück