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Herr der Ringe "Eine Frau in der Gemeinschaft des Ringes"

~Überarbeitete Vision~
von

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Wein

Kiran atmete erleichtert auf, als der Herr von Bruchtal zu Tisch bat. Sie legte eine Hand auf ihre Brust und stellte fest, dass ihr Herz zu schnell und zu heftig schlug. Vermutlich hörte jeder Elb dieses stürmische Schlagen. Ihr Blick folgte Legolas Bewegungen und sie stellte fest, dass eine bestimmte Sehnsucht in ihr erwachte, jetzt, wo sie ihn richtig gesehen hatte und mit dem Wissen, dass er ihr Seelengefährte war. Ihr ganzes Sein schien nach ihm zu rufen, nach seiner Stimme, seinen Blicken, seinen Bewegungen. Energisch schüttelte sie den Kopf. Das war doch alles vollkommener Schwachsinn. Ein Krieg stand unmittelbar vor der Tür und sie sehnte sich nach den Berührungen eines Elbenprinzen. Was war sie doch für ein dummes Ding. Kiran war so sehr in ihren Gedanken vertieft, dass sie Lindir erst bemerkte, als er direkt neben ihr stand und eine Hand auf ihre Schulter legte.
 

***
 

Mit einem leisen Laut, der zeigte, dass sie sich erschreckt hatte, machte Kiran einen Schritt zurück und sah Lindir vorwurfsvoll an. Dieser lies seine Hand wieder sinken und schenkte ihr ein entschuldigendes Lächeln.

"Verzeih, ich wollte dich nicht erschrecken."

Kiran schloss kurz die Augen und atmete tief ein, dann sah sie wieder Lindir an.

"Ist schon gut. Im Moment bin ich einfach sehr schreckhaft."

Lindir trat näher an sie heran und legte eine Hand auf ihre Hüfte. Die andere umschloss ihr Kinn, so dass sie ihm in die Augen sehen musste. Seine grauen Augen suchten die ihren und sie konnte Freude, Verwirrung aber auch unendliches Leid darin lesen. Sein Blick blieb an ihren spitzen Ohren haften.

"Es freut mich, dass es dir besser geht. Aus Erzählungen habe ich gehört, wie schmerzhaft und anstrengend eine Umwandlung ist. Du hattest großes Glück, dass es hier in Bruchtal passiert ist und dir Lord Elrond helfen konnte."

In seiner Stimme lag so viel Traurigkeit und Kiran fühlte, wie ihr das Herz schwer wurde. Vorsichtig hob sie eine Hand und legte sie auf seine Wange. Lindir schloss die Augen und genoss die Berührung. Als sie sprach, war ihr Stimme rau und kaum mehr als ein Flüstern.

"Es tut mir leid."

Mehr schaffte sie nicht, zu sagen und mehr musste es auch nicht sein. Lindir schlug seine Augen wieder auf und schenkte ihr das Lächeln, welches sie so an ihm liebte.

"Du musst dich nicht entschuldigen, enya Harma. Du kannst nichts für das Schicksal."

Sanft zog er sie in eine Umarmung und schmiegte seine Wange an ihrem Haar.

"Wir sind nun mal nicht füreinander bestimmt, aber ich weis, dass du mich liebst, wenn auch nicht auf die gleiche Weise, wie ich dich. Und allein das Wissen um deine Liebe macht mich glücklich. Mach dir um mich keine Sorgen, enya Harma, ich schaffe das schon. Ich bin für dich das, was immer du gerade brauchst."

Kiran legte ihre Arme um seine Schultern und drückte sich an ihn. Sie hätte nicht gedacht, dass ihr diese Worte so gut tun würden. Sie war froh, dass er trotzdem an ihrer Seite blieb und ihr mit Rat und Tat zur Seite stand.

"Danke."

Lindir gab ihr einen Kuss auf die Stirn und lächelte sie aufmunternd an.

"Wie sieht es aus? Wollen wir uns zu Tisch begeben? Lord Elrond hat angewiesen, dass du neben mir und Erestor Platz nehmen sollst."

Sie nickte nur und zusammen gingen sie zur langen Tafel. Mit Lindir an ihrer Seite würde sie den heutigen Abend schon überstehen.
 

***
 

Sie hatte sich geirrt. Diesen Abend würde sie nicht überstehen, trotz das Lindir an ihrer Seite war. Als sie neben Erestor Platz genommen hatte, war ihr die distanzierte Haltung des hohen Beraters aufgefallen. Normalerweise war Erestor immer sehr freundlich zu ihr und ging auf die Gespräche, die sie anschnitt, ein. Doch diesmal streifte sein Blick sie mit winterlicher Kälte und danach strafte er sie mit Nichtachtung. Fragend hatte sie sich dann zu Lindir umgedreht, doch dieser hatte nur den Kopf geschüttelt und mit den Schultern gezuckt. Kiran ballte die Hand zur Faust und fragte sich, was sie Erestor getan hatte, dass er jetzt so zu ihr war. Mal davon abgesehen das er noch nie der angenehmste Zeitgenosse gewesen war, so hatte er sie doch immer höflich behandelt. Diese Nichtachtung traf sie tief und sie schwor, sich den Berater Elrond's zu einem späteren Zeitpunkt vorzunehmen. Doch Erestor's rüde Art war nicht das einzige, was ihr zu schaffen machte. Ihr gegenüber hatte Legolas Platz genommen, keinen Meter von ihr entfernt war er nun. Sie schluckte den Kloß, der in ihrem Hals fest saß, hinunter und griff nach ihrem Weinkelch, um sich einen Schluck daraus zu gönnen. Sie spürte den Blick des Elbenprinzen und als sie es wagte, aufzuschauen, sah sie, dass er sie seltsam betrachtete. Und als Lindir ihr eine Hand auf die Schulter legte, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen, wurde sein Blick merkwürdig dunkel.

"Ist alles in Ordnung?"

Kiran wand sich Lindir zu, dankbar dafür, ihren Blick von Legolas abwenden zu können.

"Ja, es wird schon gehen."

Seine Fingerspitzen strichen rasch und federleicht über die Haut an ihrem Hals und Kiran's Pulsschlag ging augenblicklich schneller. Sie kniff die Lippen zusammen und wand den Blick nun auch von Lindir ab. Ihre Sinne waren wirklich zum verrückt werden. Selbst diese sanfte Berührung lies Schmetterlinge in ihr erwachen.

"Du wirst dich daran gewöhnen."

Kiran sah wieder zu Lindir, der gerade einen Schluck Wein trank.

"Was meinst du?"

"Deine Sinne. Du musst dich erst an sie gewöhne und wenn das passiert ist, dann machen dir solche nebensächlichen Berührungen wie eben, nichts mehr aus."

Kiran hielt die Luft an. Lindir war in mancher Hinsicht wirklich ein Mistkerl. Er wusste, was solche Berührungen in ihr verursachten und er förderte es auch noch. Er schenkte ihr ein schelmisches Lächeln und nippte wieder an seinem Kelch. Kiran wusste, dass sie das, was sie jetzt vor hatte, irgendwann zurück bekommen wurde, doch im Moment hielt sie es für die beste Idee. Sie grinste ihn an und trat ihm mit leichter Kraft gegen das Schienbein. Lindir zuckte so stark zusammen, dass der Wein in seinem Kelch über den Rand schwappte und eine blutrote Pfütze auf dem Tisch hinterlies.

"Ihr seit heute etwas ungeschickt, Lindir."

Legolas Stimme durchbrach die Stille, die bei Lindir's Missgeschick eingetreten war und Kiran's Nackenhaare stellten sich auf. Sie konnte deutlich die Schadenfreude heraus hören und sie vermutete, dass sie auch den anderen anwesenden nicht verborgen blieb. Lindir stellte seinen Weinkelch wieder auf den Tisch und tupfte mit einem Tuch den Fleck vom Tisch.

"Nun, auch ein Elb hat mal seine unachtsamen Momente, Prinz. Ganz besonders wenn eine entzückende junge Frau als Tischnachbar zugeteilt wurde. Aber in diesen Genuss seit Ihr ja nicht gekommen."

Die beiden blonden Elben warfen sich bitterböse Blicke zu und Kiran sah hilfesuchend zu Lord Elrond, der nur zwei Plätze weiter, am Anfang der Tafel, saß. Doch der Elbenlord führte einfach nur grinsend seinen Weinkelch an die Lippen und dachte nicht im geringsten daran, sich in diesen Streit einzumischen.

"Ich bedeide Euch um Eure Tischnachbarin kein wenig, Lindir. Sich mit einer neugeborenen Elbe herumschlagen zu müssen, danach steht mir wirklich nicht der Sinn. Aber Ihr scheint ja gerne das Kindermädchen zu spielen, wie ich gehört habe. Auch wenn Ihr die Pflichten ganz nach Eurem Gutdünken auszulegen scheint, wenn man mal betrachtet, wie Ihr Eure Schutzbefohlende anseht."

Leises Gemurrmel ging durch die Reihen, als der Prinz des Düsterwaldes diese Beleidigung in freundlicher Form beendet hatte. Kiran kniff erneut die Lippen zusammen und atmete hektisch ein und aus. Was erlaubte dieser aufgeblasene Elb sich eigentlich? Und so etwas eingebildetes sollte ihr Seelengefährte sein? Da mussten sich Lord Elrond und Gandalf gewaltig irren. Auch Lindir schien von der Äußerung tief getroffen zu sein, denn er saß nun stocksteif auf seinem Stuhl und erwiederte auf diese Beleidigung nichts. Kiran tat es jetzt schon leid, dass sie ihn getreten hatte. Denn nur desswegen war dieses Streitgespräch entstanden. Wütend und mit funkelnden Augen sah sie Legolas an. Ihr Gehirn setzte aus und ehe sie wusste, was sie tat, hatte sie ihren Weinkelch, der noch gut gefüllt war, genommen und wortlos in Legolas Gesicht geschüttelt.



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