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Young Hearts

Der 29. Wolf
von

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Die Prüfung

Tag 12
 

Die heiße, drückende Luft schlug auf die Gemüter aller. Heute war es soweit, Haku würde sich dem Rudel stellen. Die sechs ranghöchsten Mitglieder hatten sich bereits versammelt und Jack begann zu sprechen: „Wie ich sehe sind wir mehr als vollzählig. Alle ranghöchsten Mitglieder sind heute versammelt. Es geht um die Aufnahme eines außenstehenden Wolfes, in unser Rudel. Wenn ihr alle bereit seid, dann bitte ich jetzt den Antragsteller herein.“
 

Alle 10 Versammelten nickten und Haku betrat den Raum. Haku war überrascht so viele bekannte Gesichter zu sehen: Jack, Phil, Emily, Jolie, Nola, Mrs. Bannistor und Daniel. Die anderen Gesichter waren ihm neu.
 

„Hallo, ich bin Miron Forster. Wir kennen uns noch nicht, aber ich habe schon viel von dir gehört!“
 

„Hallo, mein Name ist Haku, freut mich Ihre Bekanntschaft zu machen.“
 

>Sehr gut, seine Umgangsformen lassen schon mal nicht zu wünschen übrig. Ich werde ihn weiter im Auge behalten, mal sehen, wie er sich macht.<
 

„Gut, dann lasst uns beginnen. Stellt eure Fragen und bedenkt eure Entscheidung gut. Nola, du fängst an, wenn du keine Fragen hast, dann teile uns deine Entscheidung direkt mit.“
 

„Ich hatte bereits die Gelegenheit dich ein wenig kennenzulernen. Du bist gesundheitlich fit und hast einen starken Willen, ich denke, dass du eine Bereicherung für unser Rudel wärst, deshalb bekommst du von mir ein Ja. Du kannst bleiben und wirst von mir in unserem Rudel aufgenommen.“
 

Als nächstes sprach Jolie:„Auch ich kenne dich bereits ein wenig. Du verstehst dich gut mit dem Alpha und bist freundlich allen gegenüber, auch denen die du nicht kennst. Dennoch hegst du ein leichtes Misstrauen gegen Menschen. Doch ich denke, dass unserem Rudel deine freundliche Art und dein leichtes Misstrauen gut tun würden, deshalb gebe auch ich dir ein Ja. Du kannst bleiben und wirst von mir in unserem Rudel aufgenommen.“
 

Haku verstand jetzt, wie die Prüfung aufgebaut sein wird. Der rangniedrigste Wolf der Anwesenden fängt an und danach der nächsthöchste Wolf. Jeder wird unterschiedliche Aspekte von ihm zu Tage fördern. Entweder durch Fragen oder durch Feststellungen, dann wird derjenige seine Entscheidung gleich mitteilen.
 

Miron sprach nach Jolie: „Ich kenne dich noch nicht sehr gut. Der erste Eindruck, den ich von dir hatte war gut, doch ich möchte meine Entscheidung noch verschieben, da ich erst hören möchte, was die anderen noch über dich zu sagen haben. Ich gebe das Wort weiter an Emily.“
 

„Ich kenne dich bereits recht gut. Ich bereue meine Entscheidung nicht, dir erlaubt zu haben für eine kleine Weile zu bleiben. Bereits bei unserem ersten Gespräch wusstest du dich einzufügen und hast mich als Ranghöhere anerkannt, dies ist ein Verhalten, dass bei einsamen Wölfen selten zu finden ist. Nicht nur das, erst vor kurzem hast du unserem Alpha einen großen Dienst erwiesen. Du hast einen Anschlag auf ihn verhindert und dabei sogar Verletzungen in kauf genommen. Ich habe gesehen, wie du gekämpft hast. Du wärst eine sehr große Bereicherung für uns, deshalb gebe ich dir mit Freuden ein Ja. Du kannst bleiben und wirst von mir herzlichst im Rudel aufgenommen.“
 

>Bis jetzt habe ich drei Stimmen für mich und eine Enthaltung, aber es liegen immer noch 6 Personen vor mir!<
 

Als nächstes ergriff Phil das Wort: „Ich kenne dich nicht sehr gut, aber gut genug um dich einschätzen zu können. Du bist bereits eine ganze Weile hier, dafür dass du eigentlich nur kurz bleiben wolltest. Du hast dich bei unserem Alpha eingenistet und auf seine Kosten gelebt. Zu guter Letzt hätte unser Alpha beinahe eine Klage wegen Körperverletzung am Hals gehabt, weil du so unüberlegt gehandelt hast! Deshalb gebe ich dir ein Nein, geh und komm nie wieder!“
 

>Damit ist es eigentlich besiegelt. Ich muss gehen, es sei denn man gibt mir die Chance ihn umzustimmen. Oh Gott, dass hatte ich schon befürchtet. Das ist eben das Problem, wenn alle zustimmen müssen… Im Rudel gibt es das Wort Demokratie eben nicht. Hoffentlich stimmen nicht noch mehr Mitglieder gegen meine Aufnahme!<
 

Jack begann zu sprechen: „Normalerweise würde ich jetzt mein Urteil fällen, aber heute sind noch weitere Mitglieder anwesend, die ihren Rang nicht tragen, ihn aber besitzen und deshalb hier sprechen und richten werden. Ich gebe das Wort nun also an Daniel weiter.“
 

„Wir sind uns erst zwei Mal begegnet, doch ich hatte immer ein Auge auf dich. Deine, wie ich finde, wichtigste Charaktereigenschaft ist deine Ehrlichkeit. Du bist nicht nur ehrlich bei dem was du sagst, sondern auch deine Reaktionen kommen von Herzen. Auch ich war erst misstrauisch, doch deine ehrliche Art hat mich einfach überzeugt. Für mich ist eine ehrliche Haut im Rudel immer willkommen, deshalb gebe ich dir ein Ja. Ich übergebe das Wort an Mrs. Bannistor.“
 

„Ich kenne dich genug um zu wissen, dass du meinen Sohn nicht ausnutzt. Jeder der mich kennt, weiß, dass ich dir gegenüber sehr misstrauisch war und als du mich angerufen hast, war ich wenig begeistert, doch dein Anliegen zeugt von deiner Gutherzigkeit. Dass du mich überhaupt angerufen hast, zeugt von deinem Mut. Meine Kinder sind mir so wichtig wie nichts auf der Welt und du hast dich, die Zeit die du hier warst, herzlich um eines gekümmert. Ich muss Phil definitiv wiedersprechen, du hast nicht auf Jacks kosten gelebt, sondern ihm geholfen. Deine Kochkünste haben mich schließlich gänzlich überzeugt. Ja, du kannst bleiben und wirst von mir herzlich ins Rudel aufgenommen.“
 

Eine ihm unbekannte alte Frau begann zu sprechen: „ Ich kenne dich nur durch Gerüchte und flüchtige Blicke, deshalb frage ich dich: Warum willst du bei uns aufgenommen werden?“
 

Haku schluckte: „Ich habe hier zum ersten Mal in meinem Leben echte Freunde gewonnen. Euer Alpha ist mir sehr ans Herz gewachsen, so wie viele andere. Ich hätte es nicht gedacht, aber es würde mir das Herz brechen, würde ich fortgehen müssen.“
 

„Das genügt mir als Antwort. Ich sehe Daniels Aussage als bestätigt. Es gibt viele unehrliche Menschen und Wölfe auf dieser Welt, wir brauchen jemanden wie dich. Deshalb, Ja, du kannst bleiben und wirst von mir ins Rudel aufgenommen.“
 

Die Frage des alten Mannes kam wie aus der Pistole geschossen: „Wie weit würdest du gehen, um ins Rudel aufgenommen zu werden?“
 

Haku musste eine Weile nachdenken, was er auf diese Frage entgegnen sollte. Schließlich sagte er: „So weit, Phil herauszufordern.“
 

„Du beweist Kampfgeist, dass gefällt mir. Du kannst bleiben, wenn du mir beweist, wie stark dein Kampfgeist wirklich ist. Mach deine Worte wahr und schlage Phil.“
 

„So, ich bin der letzte, der über dich richtet. Ich kenne dich sehr gut, denn ich habe jetzt mehrere Wochen mit dir zusammengelebt. Fast alle der genannten Dinge sind wahr, doch es sollten noch ein paar Ergänzungen folgen. Du bist sehr bescheiden und starrköpfig. Du willst nichts geschenkt haben und versuchst alles um niemandem etwas schuldig zu sein. Du bist ehrgeizig und geschickt, umgänglich und fürsorglich. Du wirst von mir ins Rudel aufgenommen und darfst bleiben. Ich könnte mich an dieser Stelle für dich einsetzen, doch du würdest das nicht wollen, denn du hast dich dazu entschieden um deinetwegen aufgenommen zu werden. Wir haben noch eine ausstehende Stimme und eine, die an eine Bedingung geknüpft wurde, deshalb hören wir uns zunächst an, was Miron zu sagen hat.“
 

„Ich habe jetzt aufmerksam verfolgt, was die anderen zu sagen hatten und wie du darauf reagiert hast. Ich habe mich deshalb dazu entschieden einen Test mit dir zu machen. Dazu musst du mit mir ins Nebengebäude kommen, wenn das in Ordnung ist?“
 

„Ja, ich komme mit Ihnen.“
 

„Damit ist es beschlossen. Haku und Miron gehen ins Nebengebäude und machen den Test.“
 

„Komm“, sagte Miron und Haku folgte ihm.
 

Miron schloss ihn an einen Lügendetektor an und sagte: „Pass auf. Dies ist ein Lügendetektor, ich werde jetzt testen, wie gut du lügen kannst. Es ist gut ehrlich zu sein, aber manchmal muss man lügen um sein Rudel zu beschützen, deshalb will ich sehen, ob du den Lügendetektor austricksen kannst. Also los:
 

"Oh, du bist schon 24 Jahre alt?“ „Ja“
 

„Meine Güte, du bist Mr. Willsons Sohn?!“ „Ja“
 

„Wie lange kennen wir uns jetzt schon?“ „Seit meiner Geburt“
 

„Und zu guter Letzt: Empfindest du etwas für Jack?“ „Nein“
 

„Wusste ich es doch! Naja, das war gemein, aber du hast den Test mit Bravur bestanden!“
 

Ein wenig entsetzt darüber, dass er sich verraten hatte, sah er Miron flehentlich an.
 

„Meine Güte kannst du süß dreinschauen! Keine Angst ich werde dich nicht verraten. Aber ich werde dir etwas verraten.“
 

„Was denn?“
 

„Nimm die Herausforderung an. Am besten du forderst ihn zum Laufen heraus.“
 

„In Ordnung, danke.“
 

„So jetzt lass uns rübergehen, wir sollten die anderen nicht länger warten lassen.“
 

„Wie hast du dich entschieden Miron?“
 

„Haku, du darfst bleiben und wirst von mir in unserem Rudel aufgenommen.“
 

„Sehr gut, jetzt steht nur noch eine Sache aus. Nimmst du die Herausforderung an?“
 

„Ja, ich fordere Phil heraus, sich mit mir in Sachen Schnelligkeit zu messen, bei einem Wettlauf.“
 

„Phil, nimmst du die Herausforderung an?“
 

„Mit Vergnügen!“
 

Ein raunen ging durch die Menge. Jack schluckte, sprach dann aber weiter: „ Nun gut, so sei es. Heute Abend werden die beiden um die Aufnahme laufen.“
 

„Was hast du dir dabei gedacht Phil im Laufen herauszufordern?! Er ist einer unser schnellsten Läufer! Fast so schnell wie ich!“, fragte Jack aufgebracht.
 

„Miron hat mir dazu geraten.“
 

Jack ging bei sich zu Hause auf und ab und murmelte: „Er wird sich schon etwas dabei gedacht haben. Aber nur was?!“
 

„Jack, beruhige dich, alles wird gut. Oder hast du kein Vertrauen in mich?“
 

Ruckartig drehte Jack sich um, ergriff Hakus Schultern und küsste ihn.
 

„Natürlich hab ich das, aber ich halte diese Anspannung nicht mehr aus!“
 

„Vertrau mir, es wird alles gut. Ich liebe dich und werde dafür kämpfen mit dir zusammenbleiben zu können.“
 

Alle versammelten sich am Waldrand. Emily begann zu sprechen: „Ich habe eine Laufstrecke im Wald abgesteckt. Alle hundert Meter steht ein Rudelmitglied und beobachtet euch, damit niemand schummeln kann. Folgt einfach dem Weg und den Mitgliedern. Das Ziel ist der Start. Wir werden euch hier erwarten. Seid ihr bereit?“
 

Beide antworteten Synchron: „Ja.“
 

„Sehr gut, dann stellt euch an die Startlinie… Auf die Plätze… fertig… los!“
 

In einem enormen Tempo liefen die beiden los. Phil war ca. 1 Meter vor Haku. Der Boden war sehr uneben und Haku musste sich konzentrieren, um nicht über eine Baumwurzel zu stolpern. Phil dagegen setzte auf Geschwindigkeit. Haku verlor Phil nicht aus den Augen, dennoch hinkte er immer ein Stück zurück. Haku schärfte seine Sinne, um alles in seiner Umgebung besser wahrzunehmen und sich sicherer bewegen zu können. Er erahnte die Baumwurzel schon, als er auf die Kurve zulief. Noch immer jagte Phil in einem beachtlichen Tempo vor ihm davon. Plötzlich hörte Haku einen Aufschrei. Phil war über die Baumwurzel in der Kurve gestolpert und schien nicht wieder aufstehen zu können.
 

>Wenn ich jetzt weiterlaufe, dann würde ich Phil schlagen und würde im Rudel aufgenommen werden, aber zu welchem Preis? Ich wollte doch auf faire Art und Weise gewinnen und nicht, weil jemand sich verletzt und ich ihn dann überholen kann!<
 

Haku verlangsamte sein Tempo und blieb vor Phil stehen.
 

„Komm ich helfe dir.“
 

„Ich will deine Hilfe nicht!“, sagte Phil erbost, doch ein erneuter Versuch aufzustehen ließ ihn aufschreien.
 

„Ich will fair gewinnen, also komm und lass dir helfen.“
 

Phil murmelte etwas vor sich hin, doch er machte keine weiteren Anstalten Haku Hilfe abzulehnen. Haku kniete sich nieder und schlang sich einen von Phils Armen um den Nacken und legte seine Hand um seinen Brustkorb um ihn hochzuziehen. Phil stützte sich dabei auf sein unversehrtes Bein. Die Rudelmitglieder an denen sie auf der Laufstrecke vorbeikamen, staunten, als sie sie sahen.
 

„Lass mich hier sitzen und lauf durchs Ziel.“
 

„Nein, das werde ich nicht. Ich setze jetzt meinen egoistischen Willen durch und schleife dich mit mir durchs Ziel.“
 

Alle, die am Ziel warteten, machten sich Sorgen, da bis jetzt keiner der beiden zu sehen war.
 

>Eigentlich hätten sie schon vor einer halben Stunde wieder hier sein müssen!<, dachte Emily besorgt.
 

Da kam Haku auch schon mit Phil in Sicht. Er hob sich den größeren, kräftigeren Mann auf den Rücken und lief das letzte Stück bis zum Ziel.
 

„Schnell, er braucht Hilfe. Er hat sich das Bein gebrochen.“
 

Nola machte sich sofort auf und fuhr mit Phil in ihre kleine Klinik. Keiner wusste, wer von beiden nun gewonnen hatte, da sie ja gemeinsam durchs Ziel gelaufen sind.
 

Der alte Mann trat zu Haku und Jack und sagte: „Der Junge hat wahren Kampfgeist bewiesen. Für mich ist es beschlossen, er bekommt ein Ja. Du darfst bleiben und wirst von mir in unserem Rudel aufgenommen.“
 

Haku sackte auf dem Rasen zusammen: „Jack, was mache ich denn jetzt? Phil ist dagegen, dass ich bleibe und das heißt, ich darf nicht bleiben!“
 

Jack hockte sich zu ihm und legte ihm einen Arm um die Schultern. Gerade als er den Mund öffnete um etwas zu sagen, fiel ihm Miron ins Wort.
 

„Das hast du sehr gut gemacht Haku! Sei nicht traurig, schau mal. Ich habe eine Verbindung zu Phil und Nola in der Klinik aufgebaut. Phil geht es jetzt besser, er wurde geröntgt und hat Schmerzmittel bekommen, sie warten jetzt nur noch auf das Röntgenbild.“
 

„Miron hat mir das Bild geschickt, auf dem wir beide über die Zielgerade `laufen`. Du hast gewonnen, aber nur um eine Nasenläge!“, damit brach die Verbindung ab.
 

„Hört mal alle her! Haku hat Phil geschlagen und darf somit den Aufnahmeritus machen!“, rief Jack begeistert. Er nickte Miron zu.
 

>Miron ist als Profiler einfach ein Ass! Er wusste, dass Haku Phil so dazu überreden konnte, bleiben zu dürfen. Natürlich spielte auch ein wenig Glück mit rein. Aber was Haku nicht weiß ist, dass Phils Bein auf dem Foto deutlich über die Zielgrade ragt. Somit hätte eigentlich Phil gewonnen, doch dieser hat mit seinem Verzicht auf den Sieg, Haku als Mitglied anerkannt.<
 

„Geh zu Emily, sie wird dir alles erklären. Ich warte zu Hause auf dich.“
 

Alle Anwesenden verließen die Versammlung und gingen nach Hause. Haku aber ging mit Emily wieder in den Wald hinein.
 

„Pass auf, der Ritus ist eigentlich eine Jagd. Mit der ersten erfolgreichen Jagd werden die Jungtiere in unser Rudel aufgenommen. Üblicherweise grenzen wir dabei den Wald ein, sodass allein der Wald ihr Jagdgebiet ist. Da du nun aber ein ausgewachsener Wolf bist gilt das für dich nicht mehr. Auch du musst erfolgreich Jagen, aber dein Jagdgebiet wird nicht nur der Wald sein, sondern auch das Gebiet um unser Revier. Keiner wird dir helfen, ich werde zu Hause auf dich warten. Wenn du einen Fang gemacht hast, dann komm damit zu mir. Hast du noch irgendwelche Fragen?“
 

„Wie lange habe ich Zeit?“
 

„Solange du willst, aber du darfst erst zurückkehren, wenn du Beute gemacht hast. Also dann, viel Glück!“
 

„Danke! Bis später.“, sagte Haku und lief los.
 

Er verwandelte sich in einen Wolf, denn in menschlicher Gestalt wäre es ihm unmöglich mit bloßen Händen Beute zu machen und ließ seine Kleidung bei Emily.
 

>Wo bleibt er nur? Er kann doch unmöglich so lange brauchen um Beute zu machen! Ihm ist doch hoffentlich klar, dass es auch reicht, wenn er einen Hasen erlegt?! Oh Mist, dass hätte ich ihm vielleicht sagen sollen. Nicht dass er erst morgen wieder kommt! Bitte bau keinen Mist und komm schnell wieder!<
 

Nach einer halben Stunde schrak Emily auf, es war nur eine feine Duftnote, doch sie konnte es riechen, Blut. Sie spitzte ihre Ohren. Ganz leise und noch recht weit entfernt hörte sie schwere Schritte und Schleifgeräusche.
 

>Was ist das? Der Geruch des Blutes überdeckt alle anderen Gerüche! Ich sollte nachsehen, was da los ist!<
 

Emily stand auf und schlich mit leisen Schritten den Geräuschen entgegen. Je näher sie kam, desto beißender wurde der Blutgeruch, er wurde so stark, dass sie das Ausfahren ihrer Reißzähne nicht verhindern konnte. Ihre Instinkte waren geweckt, der Geruch der Jagd lag in der Luft. Langsam war sie der Quelle so nah, dass sie schemenhafte Umrisse erkennen konnte. Etwas großes, braunes kam auf sie zu. Sie schlich dichter heran, zu den schweren Schritten und dem Schleifen gesellte sich nun auch noch ein Schnauben. Sie konnte eine menschliche Gestalt ausmachen, die etwas trug und gleichzeitig hinter sich her schleifte. Sie versteckte sich hinter einem Baum, in ihrem jetzigen Zustand durfte sie kein Mensch sehen. Die Geräusche kamen näher, doch plötzlich wurde es still. Sie hörte ihren eigenen Herzschlag in den Ohren dröhnen.
 

„Emily, ich weiß dass du dich hinter dem Baum versteckst, komm da raus.“
 

>Kann das sein? Ist es wirklich möglich, dass…<
 

Sie trat aus ihrem Versteck und ging langsam auf die Person zu. Diese ließ das riesige, braune Etwas fallen.
 

„Oh mein Gott, Haku! Ist alles in Ordnung?“
 

„Ja es ist nur ein Kratzer, aber hilfst du mir vielleicht mal das Vieh zu deiner Hütte zu schleppen? Oder muss ich das auch alleine machen?“
 

„Nein, nein, aber wo hast du denn einen Büffel her? Die sind hier in der Gegend doch so gut wie ausgestorben?!“
 

„Naja, wenn man dem Glauben schenkt, was die Menschen sagen. Ich habe in meinem Leben schon einige gesehen, aber sie verstecken sich vor den Menschen genauso wie wir.“
 

Zusammen trugen sie den erlegten Büffel zu Emily`s kleinem Haus.
 

„Der ist verdammt schwer! Wie hast du es geschafft ein solches Tier bis hierher zu schleifen?“
 

„Naja, als Wolf ist es mir nicht gelungen, deshalb habe ich mich in einen Menschen verwandelt. Es ist dann deutlich leichter so ein Vieh zu tragen.“
 

„Aber wieso hast du denn so ein großes Tier erlegt?“
 

„Weißt du, wenn du von Beute sprichst, dann denke ich nicht grade an einen Hasen, besonders dann nicht, wenn es sich um einen Aufnahmeritus handelt! So können wir das Fleisch unter uns aufteilen.“
 

„Ich muss jetzt nur noch zusehen, dass niemand das Tier findet! Wo soll ich denn bitteschön ein solches Vieh verstecken?!“
 

„Hast du vielleicht meine Sachen da? Es ist doch etwas frisch hier draußen, ohne Kleidung.“
 

„Oh, oh ja natürlich. Deine Sachen liegen auf der Terrasse.“, sagte sie, ohne den Blick auch nur einen Moment von dem Tier abzuwenden.
 

„Ist es okay, wenn ich jetzt nach Hause gehe? Ich würde mich gerne duschen, immerhin klebt das ganze Blut an mir.“
 

„Ja, mach das. Ich werde mir schon was einfallen lassen. Schön, dass du bei uns bleibst!“
 

„Ja finde ich auch.“, sagte Haku und ging nach Hause.
 

Als Haku sich dem Haus näherte, sah er wie die Gardinen sich bewegten und Jack aus dem Haus gelaufen kam: „Oh mein Gott! Ist alles in Ordnung?!“
 

„Ja Jack, es ist alles in Ordnung, jetzt lass uns reingehen, bevor unsere Nachbarin mich sieht und die Polizei alarmiert.“
 

„Haku, du… du bist über und über mit Blut beschmiert! Was hast du nur gemacht?!“
 

„Ich war jagen Jack und nun gehe ich unter die Dusche.“, sagte Haku und ging Schnurstraks zum Badezimmer, zog sich aus und stellte sich unter das warme Wasser, dass endlich das klebrige Blut von ihm waschen würde. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und wieder zugemacht.
 

„Haku, es tut mir leid. Ich wollte nicht so reagieren, aber ich war einfach überrascht.“
 

Haku war froh, dass die Dusche einen Sichtschutz hatte, nicht nur, dass er nicht wollte, dass Jack ihn so sah, nein, es war ihm überaus unangenehm sich vorzustellen plötzlich nackt vor Jack zu stehen.
 

„Haku?“
 

„Was denn?“
 

„Kann ich mit unter die Dusche?“
 

Überrascht zog Haku den Sichtschutz ein wenig beiseite und blickte in die großen, bettelnden Hundeaugen Jacks.
 

„N… na gut komm rein.“
 

Das rascheln seiner Klamotten war zu hören, als Jack sich auszog. Haku glaubte, dass ihm gleich das Herz herausspringen würde. Jack stieg zu ihm unter die Dusche und nahm ihm den Schwamm, den er grade festhielt aus der Hand.
 

„Ich wasche dir deinen Rücken, sonst bekommst du das so nicht ab.“
 

Es herrschte ein unangenehmes Schwiegen, dass von einer gewissen Spannung erfüllt war. Haku blickte beschämt zu Boden, während er die liebevollen Berührungen des Mannes, der hinter ihm stand, genoss. Er entspannte sich, denn er begann sich wohler zu fühlen, als der beißende Geruch des Blutes nach und nach von ihm abließ. Jack wischte mit dem Schwamm über seinen Nacken und seine Schultern. Haku spürte, wie sich die feinen Härchen in seinem Nacken aufstellten. Plötzlich spürte er etwas Warmes an seinem Nacken. Beim Anblick seines Nackens, den Jack grade erst von dem Blut befreit hatte, konnte er sich nicht mehr zurückhalten. Er presste seine Lippen an Hakus Nacken. Als Haku einen leichten Schmerz verspürte stellten sich nicht nur sämtliche Härchen auf. Sanft knabberte Jack an Hakus Hals und glitt mit seiner Zunge bis zu seinem Ohr hinauf. Sanft biss er ihm ins Ohr, Haku fiel das Atmen langsam schwer, doch noch immer haftete sein Blick an den Bodenfliesen der Dusche. Als Jack ihm sanft in die linke Brustwarze kniff, entfuhr ihm ein Stöhnen und er musste sich mit der Hand an der Wand abstützen. Haku nahm seinen Mut zusammen und dreht sich zu Jack um, als er ihm in die Augen sah, erkannte er die gleiche Erregung in ihm, die auch ihn selbst überkommen hatte. Leidenschaftlich spielten ihre Zungen miteinander.

Haku löste den Kuss und sagte:
 

„Sollten wir nicht vielleicht bis morgen warten?“
 

„Ja sollten wir, aber wollen wir das?“
 

„Eigentlich wollen wir das nicht, aber es ist vielleicht nicht so gut, wenn ich gleich am Tag nach meiner Aufnahme nach dir rieche.“
 

„Ja, du hast recht, aber… uhn.“, Haku biss Jack leicht in die rechte Brustwarze.
 

„Nichts aber. Wir gehen jetzt aus der Dusche und dann legen wir uns ins Bett und kuscheln noch ein wenig bevor wir einschlafen. Deinen Rundgang brauchst du heute nicht zu machen, den habe ich schon gemacht.“
 

„Na gut, ich gebe mich geschlagen.“, sagte Jack mit einem Lächeln auf dem Gesicht.
 

>Wieso sage ich so etwas? Es war doch sowieso nicht mein Plan heute über ihn herzufallen. Ich muss mich wirklich zusammenreißen! Bei ihm gehen mir schon fast die Triebe durch! Also Jack, du hast ein Ziel, konzentrier dich darauf, dann hast du immer noch genügend Zeit deinen Trieben freien Lauf zu lassen!<
 

Als Jack sich von hinten an Haku ankuschelte, spürte dieser seine Erregung, doch es machte ihm nichts aus, denn er liebte ihn.
 

Am nächsten Tag.
 

„Haku, komm mit Jack bei mir vorbei. Ich habe bereits den Rest des Rudels angerufen. Wir müssen deine Beute jetzt teilen, bevor die Mittagshitze das Fleisch ungenießbar macht, außerdem kann ich das riesen Vieh nicht verstecken!“
 

„Ja, wir machen uns gleich auf den Weg. Bis gleich.“, Haku legte auf und sagte zu Jack: „Komm, wir sollen zu Emily gehen, jetzt.“
 

Er schnappte sich Jack und zusammen gingen sie durch den kühlen Wald zu Emily`s Haus, wo sich bereits der Großteil des Rudels versammelt hatte. Alle redeten über Hakus erstaunlichen Jagderfolg. Auch Jack staunte nicht schlecht, als er den Büffel sah.
 

>Das erklärt natürlich einiges. Zum Beispiel das viele Blut und warum er gestern so schnell eingeschlafen ist. Der Arme hat sich ja total verausgabt!<
 

Jack wandte sich an das Rudel: „Zum ersten Mal seit Jahren werden wir heute den Jagderfolg eines neuen Mitgliedes aufteilen. Durch seinen Erfolg hat er sich unserem Rudel mehr als würdig erwiesen.“
 

„Junge, das hast du gut gemacht!“, rief der alte Mann, der seinen Kampfgeist getestet hatte.
 

„Lasst uns das Fleisch aufteilen und jeder macht zu Hause etwas Schönes draus, danach könnten wir uns doch im Park treffen und zusammen Hakus Aufnahme feiern! Was haltet ihr davon?!“, schlug Miron vor.
 

Zustimmendes Gemurmel ging durch die Reihen.

Damit war es beschlossen. Emily zog dem Tier das Fell ab und verteilte das Fleisch ans Rudel.
 

Am Nachmittag versammelten sich alle im Park und feierten Hakus Aufnahme, bis in die Nacht hinein. Als die Nacht den Tag ablöste, nahm Jack Haku zur Seite:
 

„Ich muss mit dir sprechen.“
 

„Ja, was gibt’s?“
 

„Es gibt da noch eine Sache, die nicht geklärt ist.“
 

„Und die wäre?“
 

„Dein Rang. Du hast zwar Phil geschlagen, doch willst du ihm auch seinen Rang streitig machen? Du hättest die Möglichkeit seinen Rang einzunehmen.“
 

„Nein, das möchte ich nicht. Deswegen bin ich nicht gegen ihn angetreten.“, sagte er kopfschüttelnd.
 

„…oder…“
 

„Oder was?“
 

„Würdest du es akzeptieren, wenn ich dich zu meinem Beta mache?“
 

„I… ich habe mir noch gar keine Gedanken darüber gemacht, ich weiß nicht, ob ich fähig wäre einen solchen Posten zu bekleiden!“
 

„Liebst du mich?“
 

„Ja, natürlich, aber…“
 

„Willst du dein Leben mit mir teilen, bis das der Tod uns scheidet?“
 

„Ja, aber… was?“, erst jetzt wurde ihm das Ausmaß dieser Frage bewusst und er erinnerte sich daran, was Emily ihm erzählt hatte: „Oh Jack, i… ich weiß nicht was ich dazu sagen soll?“
 

„Sag ja… Ich weiß, wir kennen uns noch nicht sehr lange, aber vom ersten Augenblick an war da etwas, dass uns verband oder empfinde nur ich so?“
 

„Nein, mir geht es genauso, aber was wird das Rudel dazu sagen, wenn du einen Mann als Gefährten wählst?“
 

„Sie werden es akzeptieren. Es ist meine Entscheidung und der Alpha wird ja nicht durch Erbfolge bestimmt.“
 

„...Dann willige ich ein. Ja, ich würde liebend gern dein Beta werden!“, sagte Haku glücklich und schlang die Arme um Jack.
 

„Hört mal alle her. Ich habe eine Ansage zu machen. Phil Reynolds wird seinen Rang behalten, Haku erhebt keinen Anspruch darauf.“
 

Johlender Beifall und Pfiffe ertönten.
 

„Ich habe noch etwas bekannt zu geben.“, es wurde still und alle spitzten die Ohren, „Haku hat eingewilligt mein beziehungsweise unser Beta zu werden.“
 

Ein Raunen ging durch die Menge, gefolgt von Glückwünschen und tosendem Beifall.

Mrs. Bannistor trat auf die beiden zu: „Ich muss zugeben, dass du mich damit sehr überrascht hast, aber du hast eine gute Wahl getroffen! Herzlich Willkommen in der Familie Haku!“, sagte sie voller Euphorie und umarmte Haku schwungvoll.

An diesem Abend wurden sie noch von vielen Mitgliedern beglückwünscht, deshalb zog sich der Abend sehr in die Länge.
 

Bei Sonnenaufgang sah man zwei wunderschöne Wölfe gemeinsam durchs Revier streifen, die nun beide ihre Hände/Pfoten schützend übers Rudel halten werden.
 

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So meine lieben, dies wäre nun das Ende von Young Hearts...

... es sei denn, ihr wollt, dass ich weiterschreibe, dann werde ich das natürlich mit freuden tun. Ansonsten werde ich mich wohl einem neuen Projekt widmen.

Also bitte seid nicht erbost über das Ende, wenn ihr wollt wird die Story um Haku und Jack fortgesetzt! >.<

Auf meinem Weblog werdet ihr dann innerhalb der nächsten Tage erfahren, wie ich mich entschieden habe.

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  KaethchenvHeilbronn
2011-03-15T18:07:17+00:00 15.03.2011 19:07
Hui, gleich ein ganzes Kapitel. Ich hab mir jetzt einfach mal die Zeit genommen, es zu lesen.

Irgendwie sind Haku die Frauen mehr zugetan, oder?^^
Und das mit dem Lügendetektor war ein fieser Trick XD
Aber es hat ja doch geklappt mit der Aufnahme.

(Der Büffel tat mir irgendwie Leid^^)

Wunderschön, das Ende! <3<3
Wobei ich einer Fortsetzung nicht abgeneigt wär...dann kann Jack "seinen Trieben freien Lauf lassen"... X3
Von:  Yvinna
2011-03-14T14:50:48+00:00 14.03.2011 15:50
Hi,

super Kapitel.
Ich hoffe sehr das du eine Fortsetzung schreibst.
Deine Story ist nämlich echt klasse.

Lg Ennovy
Von:  Ryosae
2011-03-14T13:22:14+00:00 14.03.2011 14:22
schönes kapitel! :D
hat mir echt gut gefallen. ^^
eine fortsetzung? warum nicht!? würde mir gut gefallen!
bin aber auf deine nächste geschichte total gespannt!
ich behalte deinen webblock im auge! :D

GLG Ryosae ^^


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