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Eisblaues Verbrechen

von

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Ein Funken Freude

Kapitel 14: Ein Funken Freude

„Fuka, du bist in letzter Zeit so blass… Geht es dir irgendwie nicht gut?“ Als Fuka morgens ihre Schuluniform anzog, betrachtete Kanae plötzlich kritisch ihr Gesicht. „Eh? Nein, wieso? Mir geht’s prima!“ „Ja? Dann ist ja gut, aber schläfst du auch genug? Und dein Appetit war auch mal größer, oder? Wenn irgendwas ist, sag es mir, okay? Ich bin jederzeit für dich da.“ „Ja, das ist lieb. Danke…“ Kanaes Freundlichkeit schnitt ihr ins Herz und tat ihr weh. Da sie das Gefühl hatte, gleich in Tränen auszubrechen, griff sie schnell nach ihrer Tasche. „Ich geh schon mal los, ja?“ Beim Hinausgehen wurde ihr schon wieder schwindelig. Sie taumelte, ihr Blick verschwamm und in ihrem Kopf drehte sich alles. „Oh nein!“, dachte sie. All ihre Bemühungen, sich zusammenzureißen, nützten nichts, denn nun rutschte die Tasche aus ihren kraftlosen Fingern. Kanae kam zu ihr gelaufen und flüsterte erschrocken: „Was hast du, Fuka? Du bist kreidebleich!“ „Es ist nicht schlimm. Ich muss nur meine Tabletten nehmen, dann geht’s wieder.“ „Jedenfalls musst du dich erst mal hinlegen! Kannst du stehen? Stütz dich auf mich. Wir gehen ganz vorsichtig!“ Kanae stützte Fuka, so gut sie konnte, und brachte sie zu ihrem Bett. Fuka öffnete mit zitternden Fingern ihr Pillendöschen und Kanae brachte ihr sofort ein Glas Wasser. „Soll ich einen Lehrer oder den Arzt rufen?“ „Nein, lass nur, ich kenne das schon.“ Sie nahm die Tabletten mit einem Schluck Wasser. „Wenn ich mich jetzt noch einen Moment Ausruhe, geht es wieder.“ Sie seufzte erleichtert auf, dabei kullerte eine letzte Tablette aus ihrer Hand in das Glas. „Oje!“ Die wertvollen Tabletten! Nun hatte sie eine davon vergeudet. Während die weiße Tablette langsam im Wasser versank und sich auflöste, sonderte sie rote Farbe ab, die das Wasser allmählich zu einem giftigen, grausamen Purpurrot einfärbte. „Irgendwie ist die Farbe unheimlich… Fuka, ist das wirklich ein Medikament?“, Kanae betrachtete das Glas und zog angeekelt die Augenbrauen hoch. „J…Ja, keine Sorge. Ist wohl ein Farbstoff drin. Der schadet aber nicht. Normalerweise nehme ich die Tablette auch nicht aufgelöst ein.“ Fuka redete munter drauflos, damit Kanae nicht merkte, wie schlecht es ihr ging, doch ihr Blick wanderte immer wieder zu dem blutrot gefärbten Wasser. Das Medikament wurde also aus Blut hergestellt… Von dem Zeitpunkt an, wo sie Blut zu sich nahm, war sie bereits ein Monster, egal in welcher Form es geschah. Fuka überlief es kalt, da ihr so vorkam, als ob ihr Bewusstsein in eine bodenlose Finsternis hineingezogen würde. „Bist du okay? Vielleicht solltest du heute nicht zum Unterricht gehen. Ich sage den Lehrern Bescheid.“ „Nein, ich komme, wenn ich mich ein wenig ausgeruht habe. Richte ihnen bitte nur aus, dass ich mich verspäte.“ „In Ordnung…Gut, dann gehe ich schon vor. Aber mute dir nicht zu viel zu, okay?“ Kanae sah sie unendlich besorgt an, doch dann ertönte der erste Gong und sie verließ eilig das Zimmer. Fuka, die sich mit letzter Kraft zusammengerissen hatte, streckte sich ganz auf ihrem Bett aus und atmete keuchend. Merkwürdig. Es dauert viel länger als sonst, bis das Medikament wirkte. „Ich habe nicht mehr viel Zeit. Aber ich will noch so lange wie möglich normal leben und zur Schule gehen…!“ Was würde passieren, wenn sie Kanae alles erzählte? Nein, das kam nicht in frage. Die meisten Menschen wussten ja nicht einmal, dass Vampire überhaupt existierten. Wenn sie ihrer Freundin von ihrem Schicksal erzählte, würde sie nie wieder zu ihrem normalen Leben zurückkehren können. Auch Kanae würde schrecklich unter dem Los leiden, das Fuka aufgebürdet worden war, und sich aus Angst vor ihrer besten Freundin vielleicht sogar distanzieren. Sie wollte nicht, das Kanaes Lächeln, das sie so liebte, von Kummer überschattet wurde. Darum würde sie die Wahrheit vor ihr geheim halten. Wenn sie zum Level E degenerierte, würde sie ohne zu zögern sofort verschwinden. Diesen Entschluss hatte sie jetzt gefasst. „Es tut mir leid, Kanae Es tut mir so leid…“
 

Abends überzeugte Fuka sich davon, dass Kanae eingeschlafen war, und machte sich dann auf den Weg zum Haus Mond. Das majestätische Gebäude glänzte im Mondlicht – das Schloss der Vampire. Niemals hätte sie erwartet, dass sie einmal mit solchen Gefühlen herkommen würde. Als sie an die Tür klopfte, öffnete ihr Aido. „Ach du bist es. Brauchst du Tabletten?“ Fuka nickte mit starrem Gesichtsausdruck, ganz anders als früher. „Ich hole sie. Komm doch rein.“ „Nein, ich warte hier.“ „In Ordnung. Bin gleich wieder da.“ Zu Anfang hatte sie hier so viel Spaß gehabt. Jetzt wollte sie nicht einmal mehr einen Fuß über die Schwelle setzen. Es war ihr zuwider. Sie wollte Ichijo und die anderen nicht mehr sehen. Denn nun kannte sie die kaltblütigen Gesichter der Herrschenden hinter ihren freundlichen Masken. Aido gehörte zwar auch zur herrschenden Klasse, doch sie hatte beschlossen, ihm zu vertrauen. Er war der einzige Vampir, der offen und ehrlich mit ihr gesprochen hatte, auch wenn es vielleicht nur dazu diente, das Experiment voranzubringen. „Hiermit müsstest du eine Weile auskommen“, sagte er. Sie spürte das Gewicht der Tabletten, die er ihr in die Hand gedrückt hatte, und bedankte sich leise. „Vielen Dank!“ „Dir geht’s nicht so gut, oder? Du siehst blass aus.“ „Aber nein! Ich nehme das Medikament ja regelmäßig ein.“ Fuka rang sich ein schiefes Lächeln ab. „Wirklich? Dann ist es ja gut. Wenn irgendwas nicht stimmt, sag mir schnell Bescheid.“ „Ja… Oh, apropos, bald ist ja Sankt-Schokolatius-Tag!“ Um vor Aido zu verheimlichen, dass es ihr ganz und gar nicht gut ging, wechselte Fuka schnell das Thema. „Ah? Stimmt, dieses Event gibt’s ja auch noch…“ „Was magst du lieber, süße oder bittere Schokolade?“ Zum Glück erinnerte sich Fuka in ihrer Verzweiflung noch daran, dass sie Aido ja zum Dank Schokolade schenken wollte. Als sie diese Idee gehabt hatte, wäre es ihr niemals in den Sinn gekommen, dass ihr bis zum bevorstehenden Sankt-Schokolatius-Tag so schreckliche Dinge zustoßen würden. Im Handumdrehen hatte sich ihr Schicksal gewendet und wurde nun allmählich mit blutroter Farbe überstrichen. „Hmm…ich mag süße schon, aber sie darf nicht zu süß sein. Sonst schmeckt sie irgendwie seltsam.“ „Ach, ja?“ Fuka dachte daran, dass sie sich wegen des Sankt-Schokolatius-Tags ins Haus Mond eingeschlichen hatte. Im Garten hinter dem Haus war sie Kaname zum ersten Mal begegnet. Damals hatte alles begonnen… Obwohl es gerade erst passiert war, kam es ihr vor, als sei es schon vor langer Zeit gewesen. „Ja – mein Ziel war es, Schokolade zu übergeben.“ „Hah? Wovon redest du?“ Als Fuka plötzlich diesen unverständlichen Satz von sich gab, hob Aido die Augenbrauen. „Du willst ja wohl nicht mir Schokolade schenken?“ „Quatsch! Für mich gibt es nur Kuran-senpai!“ Fuka streckte dem unverblümt genervt dreinblickenden Aido die Zunge heraus. „So, jetzt bin ich erst recht wieder voll motiviert! Ich gebe alles!“ „Dass du Kaname-sama Schokolade übergibst, kommt überhaupt nicht in Frage. Ich werde dich davon abhalten, egal was ich dafür tun muss!“ „Bitte sehr! Diese Herausforderung nehme ich gerne an!“ Fuka kicherte amüsiert. Da sie sich genauso locker verhielt wie sonst auch, übersah Aido die Vorzeichen der nahenden Tragödie.
 

In Aidos Zimmer wartete Kain auf ihn. „Akatsuki…“ „Sie ist und bleibt ein Versuchskaninchen.“ Kain war ganz ruhig. Er machte Aido weder Vorwürfe noch kritisierte er ihn, sondern er wies ihn nur auf die Tatsache hin. Die Warnung lag zwischen den Zeilen. Lass dich nicht zu sehr auf sie ein! „Wovon redest du? Das ist doch selbstverständlich.“ Aido glitt durch die Tür in sein Zimmer. Kain seufzte gottergeben und murmelte: „Wir sind Wächter. Wir dürfen keine Gefühle entwickeln. Mitgefühl ist sowohl für sie als auch für dich nur quälend, Hanabusa… Ist dir das denn wirklich nicht klar?“



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