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Sealed Souls I

Uchihabrüder in Therapie
von

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Die erste Prüfung

Ich stand draußen auf den Straßen Konohas und hatte zum ersten Mal seit Langem frei. Es war halb drei Uhr nachmittags, Freitag, und ich hatte nichts zu tun. Gerade kam ich von Itachi, aber der wollte nun aus verständlichen Gründen allein sein und mein zweiter Patient, Sasuke, sollte immer noch mit seiner Mission beschäftigt sein. Auf einmal lagen also noch mindestens drei freie Stunden vor mir. Was tun? Auf Anhieb fiel mir nichts ein. Geh ein wenig an die frische Luft, Chinatsu, amüsier' dich, sagte ich mir selbst. Okay, amüsieren. Ähm, dann also vielleicht shoppen? Aber ich hatte eigentlich alles, was ich brauchte. Dann... der Park? Unsinn, in Konoha gab es keinen Park, sah man einmal von den gemeingefährlichen Ninja-Trainingsgebieten ab. Ein Museum? Ich war doch kein Tourist! Verdammt, das war mein Heimatdorf, wie hatte ich denn sonst immer meine freien Nachmittage verbracht? Ach ja, richtig, mit einem guten Buch im Bett...

Heute aber hatte ich Lust auf etwas anderes und so beschloss ich, den heißen Quellen einen Besuch abzustatten. Ein gutes Buch konnte ich ja trotzdem lesen.
 

Gesagt getan, ich machte mich auf zu den heißen Quellen.... und guckte nicht schlecht, als ich das Frauenbad leer vor fand. Nur hinten in der Ecke schnatterten ein paar alte Damen. Naja, mehr Platz für mich, dachte ich mir, fasste mein Handtuch etwas fester und glitt in das heiße Wasser. Es war tatsächlich Entspannung pur und damit genau das, was ich jetzt brauchte. Ich griff mir mein Buch und begann zu lesen.

Irgendwann hörte ich ein leises Plätschern und sah auf, weil ich dachte, dass jemand eintrat. Wie sich herausstellte, kam das Geräusch aber von jenseits der Bambuswand hinter mir, wo sich das Männerbad befand. Bald darauf ertönten Stimmen. Erst scherte ich mich nicht darum, dann aber fiel Sasukes Name.

Lauschen war natürlich nicht sehr edel, aber wer konnte mich schon für's Nichtstun belangen? Also blieb ich einfach sitzen und verhielt mich ganz still.
 

„Ich kann es nicht glauben, dass Tsunade-obachan mich die Prüfung wiederholen lässt. Ich meine, sie weiß doch ganz genau, dass ich viel stärker geworden bin, echt jetzt!“

Das war die Stimme von Uzumaki Naruto, erkannte ich.

„Du bist immer noch genauso aufbrausend und kindisch wie vor unserem Training“, behauptete eine zweite, deutlich ältere Stimme. „Aber ich weiß gar nicht, warum du dich beschwerst. Sasuke ist ab heute offiziell wieder Konoha-nin, das wolltest du doch immer. Tsunade hat zwar schon vorher verhindert, dass er wegen seinem Nuke-Rang praktisch zum Abschuss freigegeben wird, aber erst jetzt ist er wirklich in Sicherheit. Außerdem bist du jetzt wieder mit ihm in einem Team.“

„Zu Team Sieben gehören aber auch Sakura und Kakashi-sensei“, beschwerte ich der Junge. „Warum kann sie nicht auch mitmachen?“

„Weil Sakura im Gegensatz zu dir schon Chunin ist, natürlich!“ Kurze Stille. Dann: „Wehe du kommst nicht in die Finalrunde! Du weißt jetzt, worauf es ankommt, als Team solltet ihr es zumindest bis dahin schaffen und das ist ja auch der Sinn der Sache.“

„Wie meinst du das, Ero-Sennin?“

Ero-Sennin? Perverser Eremit? Mit wem redete Naruto denn da?

„Verstehst du nicht, Naruto, Sasuke hat das Dorf doch verlassen, weil er glaubte, hier nicht stärker zu werden. Wenn du – und dazu wird es mit Sicherheit kommen – im Finalkampf auf ihn stößt, dann kannst du ihm zeigen, wie stark Konoha wirklich ist.“

Wieder Stille.

„Und wenn ich ihn nicht besiege?“

Der ältere Ninja lachte laut auf. „Du hegst Zweifel an dir selbst? Dass ich das noch erleben darf...“

„Ich weiß, dass ich stärker als er bin!“, protestierte der Ninja. „Aber Rasen-Shuriken kann ich doch nicht gegen ihn verwenden, ich will ihn ja nicht töten. Das Fuchschakra will ich auch nie wieder benutzen. Aber Sasuke wird sich selbst in einem Stadion voller Leute vielleicht nicht zurückhalten.“

„Selbst wenn du verlierst, macht das gar nichts“, behauptete der Shinobi. „Im Gegenteil. Eine Niederlage wäre ihm vielleicht eine so unerträgliche Demütigung, dass er auch nicht mehr hier leben will. Wichtig ist nur, dass du gut kämpfst und alles gibst.“

Stille. Wasserspritzen.

„Du wirst es schaffen, Naruto. Ich glaube an dich.“

Hierauf wendete sich das Gespräch anderen Themen zu und bald schon beschloss ich, die Quellen zu verlassen.
 

Den Weg zurück zum Uchiha-Anwesen zog ich in die Länge und dachte dabei über die Beziehung zischen Sasuke und Naruto nach. Offensichtlich waren sie im selben Genin-Team gewesen, Freunde, aber auch, wahrscheinlich sogar in erster Linie, Rivalen. Sasuke hatte selten und immer abwertend von ihm gesprochen. Ich war also geneigt zu glauben, dass ihm diese Bindung im Gegensatz zu dem Jinchuuriki tatsächlich nichts bedeutete – oder eben nur verschwindend wenig im Vergleich zu seinem Bruder. Das konnte man ändern, vielleicht, denn offensichtlich würde Itachi ja nicht mehr lange leben. Das durfte ich nicht außer Acht lassen. Zumindest für Sasuke musste es weitergehen und dafür war es wichtig, dass er alte Freundschaften neu aufbaute. Ich konnte nicht beurteilen, ob Naruto tatsächlich so ein Idiot war oder nicht, aber er war stark und für einen Shinobi wie Sasuke war das schon einmal eine gute Voraussetzung.
 

Während ich so in Gedanken verloren war, kaufte ich neue Lebensmittel ein. Hier fielen mir immer wieder fremde Ninja auf. Hauptsächlich waren es Kinder und sie kamen aus den unterschiedlichsten Dörfern: Suna, Kiri, Iwa, Kumo, Getsu und andere, deren Symbol mir nicht geläufig war. Wie lange war die Prüfung wohl noch hin? Es konnten höchstens ein paar Tage sein.

Im Haus angekommen sah ich kurz auf die Uhr und machte mich dann daran, Gemüse für das Abendbrot zu hacken. Gegen halb sieben knallte die Tür zu und Schritte ertönten auf dem Flur.

„Hallo Sasuke-kun“, begrüßte ich meinen Patienten und Mitbewohner. Der Ninja trat ein und ich lächelte ihn freundlich an.

Irgendwie komisch. Hier stand ich in der Küche wie die Ehefrau, die ihren Mann nach einem langen Arbeitstag begrüßte.

Sasuke brummte etwas und warf einen Gegenstand auf den Tisch.

Hm. Eher wie die geplagte Mutter, deren Sohn nach Hause kommt.

„Wie war dein Tag?“, fragte ich und warf einen flüchtigen Blick auf den Tisch. Darauf lag ein blitzendes Konoha-Stirnband. „So wie es aussieht, hast du alle Unterschriften gekriegt.“

Ich stellte die Teller auf den Tisch, dann warf ich das Gemüse mit etwas Fleisch und gekochten Reis in die Pfanne. „Ging alles glatt?“

Er grummelte irgendetwas.

„Sasuke-kun?“, fragte ich nach, mit einem leicht tadelnden Unterton.

„Es war nichts“, blockte er ab.

Ich seufzte leise. Sasuke brauchte nur die Unterschriften von den wichtigsten Ninjaanführern im Dorf und die sollten durch Tsunade eigentlich auf seinen Besuch vorbereitet gewesen sein. Es sollte gar keine Probleme geben. „Sag schon, wen hast du bedroht?“

Kurze Stille.

„Danzou“, gab er zu. „Mit dem Iatsu Sharingan. Genjutsu, albtraumhafte Illusionen und dergleichen...“ Er zögerte. „Vor seiner versammelten ANBU-Mannschaft.“

Ich atmete einmal zischend ein. „Das war nicht besonders klug von dir.“

Sasuke zuckte mit den Schultern. „Solange ich nur mein Ziel erreiche.“

Einen Moment rührte ich nur in der Pfanne herum. „Du hast Glück, die ANBU um Danzou herum sind zwiegespalten. Ihre Loyalität ist fraglich, der Vorfall wird vermutlich nicht zu der Hokage durchdringen. Trotzdem solltest du in Zukunft vorsichtiger sein.“

Betont lässig verteilte ich Gläser und Getränke auf dem Tisch. „Aber jetzt lass uns über etwas anderes reden. Wie war deine Mission?“ Und eigentlich lediglich als Scherz gemeint, fügte ich hinzu: „Wie viele Mordversuche?“

„Fünf. Fünfeinhalb, wenn ich die Mutprobe dieser Genin mitzähle...“, knurrte Sasuke schlecht gelaunt. „Der letzte hat mir beinahe die Mission versaut.“

Beinahe verschluckte ich mich an meinem Wasser. „Ich hoffe, du hast noch keine Leichen im Keller“, spaßte ich dann, um meine Reaktion zu überdecken, „ich hatte vor, die Kühltruhe noch für Lebensmittel zu verwenden.“

„Sehr witzig“, grummelte er und ließ sich auf einen Stuhl fallen. „Ich hab niemanden umgebracht. Die Hälfte waren sowieso ANBU, vermutlich Danzous Leute. Aber denen ist es verboten, zu viel Aufsehen zu erregen und sich auf einen ordentlichen Kampf einzulassen. Sie haben gehofft, mich zu überraschen. Vergiftete Fallen und so. Es gab nur zwei Frontalangriffe, Anfänger, und einer davon war noch nicht einmal aus dem Dorf.“

Ein ganz normales Gespräch beim Abendbrot. Ich seufzte.

„Erzähl doch mal von deiner Mission, Sasuke-kun.“ Das Essen war fertig, ich tischte es auf und setzte mich hin. „War es sehr schlimm?“

„Ich sollte eine Scheune von einer Mäuseplage befreien. Als der Besitzer mich gesehen hat, ist er in Panik geraten. Hat befürchtet, ich würde das Ding mit Katon versuchen auszuräuchern und es dabei abfackeln.“

„Was du natürlich nicht gemacht hast.“ ...oder?

„Nachdem er das gesagt hatte, bin ich wirklich in Versuchung gekommen, aber nein. Ich hab ein paar Ninneko gerufen. Das ganze hat keine fünf Minuten gedauert, es war einfach nur albern.“

„Ninjakatzen?“, fragte ich interessiert nach, „ist das deine Kuchitose?“

Er funkelte mich böse an. „Kuchiyose! Und nein, ist es nicht. Mein Kuchiyose- Tier ist die Schlange. Das hätte genauso gut gewirkt, aber... Du kennst sicher die Vorurteile. Die Menschen verbinden sie mit Orochimaru. Aber mein Clan hat schon seit Langem einen Vertrag mit den Ninneko. Sie kommen nur wenn sie wollen und wenn etwas dabei für sie herausspringt.“ Er zuckte mit den Schultern. „Das Mäusefangen hat ihnen Spaß gemacht. Allerdings hat eine von ihnen aus Versehen ein Kibakufuda, eine Papierbombe ausgelöst, die für mich bestimmt war. Ich konnte sie gerade noch rechtzeitig mit Raiton, dem Blitzelement entschärfen, bevor sie eine Kettenreaktion in Gang setzte und alles in die Luft sprengte.“
 

Er begann zu essen und nach einer Weile warf ich ein: „Übrigens bist du mit Uzumaki Naruto bei der Prüfung in einem Team.“ Ich sah kurz auf. „Ist das okay für dich?“

Sasuke zuckte wieder mit den Schultern. „Vermutlich. Naruto ist eine Nervensäge, aber ihn muss ich während der Prüfung wenigstens nicht beschützen. Um das dritte Mitglied machte ich mir mehr Sorgen, das kann ja nur ein Grünschnabel sein.“ Misstrauisch beäugte er das Gemüse, dann wieder mich.

„Wann beginnt die Prüfung eigentlich?“, wollte ich wissen.

„Morgen.“

Klappernd ließ ich meine Stäbchen auf den Teller fallen. „So kurzfristig?!“

„Das wusstest du nicht und hast es einfach so vorgeschlagen?“

„Naja, mir war nicht klar, dass... Also...“

„Schon gut. Du sollst ja nicht neben mir stehen und mich anfeuern.“

„Nicht?“

Jetzt wurde sein Blick entgeistert. „Es sind nur die Vorprüfungen! Es reicht ja wohl aus, dass sie aus der Finalrunde so ein Drama machen...“

Wieder herrschte kurz Schweigen und ich nahm mein Essen wieder auf.

„Wie lief es eigentlich mit Itachi?“, fragte er.

Die Stäbchen hielten auf halbem Weg zu meinem Mund inne.Verdammt, hoffentlich wurde ich jetzt nicht rot.

„Ich habe ihm dein Geschenk gegeben“, erzählte ich. Sasuke sah mich nicht an, konzentrierte sich auf seine Mahlzeit. Das Thema schien ihm fast genauso unangenehm zu sein wie mir. „Die ANBU wollten mich erst nicht reinlassen, ich hab ewig gewartet.“

„Und das bestimmt nicht ruhig“, murmelte er.

„Bitte?“

„Nichts, nichts.“

Ich runzelte die Stirn, ging aber nicht weiter darauf ein. „Jedenfalls... Nun, ich kann nicht behaupten, dass er Freudensprünge gemacht hat. Er war überrascht und auf jeden Fall hat es ihn sehr getroffen. Es war schon etwas seltsam. Itachi hat das Foto sofort erkannt, als ich ihm sagte, was darauf sei, obwohl er es nicht sehen konnte. Er hat mich allerdings dann schnell fortgeschickt.“ Was alles noch davor geschehen war, verheimlichte ich ihm lieber. Das hatte mit dem Thema an sich ja auch nichts zu tun.
 

Sasuke starrte auf das Essen, ohne sich zu rühren.

„Ist etwas nicht in Ordnung?“ Ich sah ihn an, lächelte. „Keine Sorge, das Essen ist nicht vergiftet.“

Schweigen.

„Haben sie die Wachen schon abgezogen?“

„Ah... verringert, glaube ich“, erwiderte ich, überrascht von dem plötzlichen Themenwechsel.“Es ist nur noch Takanado-san da und zieht kreisweise Patrouillen durch das Viertel. Ich weiß nicht, hat er dich nicht auch auf dem Ausflug heute begleitet?“

Sasuke schüttelte den Kopf. „Mich sollte Kakashi bewachen, offiziell immer noch mein Sensei. Aber er ist zu spät gekommen und ich habe ihn erst bei der Hokage getroffen, als ich die Unterschriften abgegeben habe.“

Er stand auf. „Ich habe keinen Hunger mehr.“

“Aber-“

„Ich geh zu Bett. Gute Nacht.“

Weg war er. Ich starrte auf die Türöffnung, durch die der Schwarzhaarige eben verschwunden war. Hatte er mir gerade wirklich eine gute Nacht gewünscht?

„Warum koche ich eigentlich für zwei?“, murmelte ich, während ich meinen Teller leerte. „Ich wünschte, wir könnten nur ein Mal ein gemeinsames Abendbrot zu Ende essen...“

Leise seufzte ich und machte mich an den Abwasch. Naja. Sasuke war eben noch in der Pubertät.

Irgendetwas, das stand aber fest, stimmte nicht mit dem Medaillon. Sasuke hatte sich erst so seltsam verhalten, als ich es erwähnt hatte.

Was wohl dahinter stecken mochte?
 

*
 

"Boah, das wird so super, Naruto-nii-san! Ich bin ja so aufgeregt, endlich darf ich die Prüfung ablegen!"

Das ist jetzt nicht wahr. Das kann doch gar nicht wahr sein!, sagte sich Sasuke wieder und immer wieder. War er wirklich so ein schlechter Mensch gewesen, dass er diese Folter verdiente?

"Ich bin extra dafür ausgewählt worden. Moegi und Udon sind noch nicht so weit, aber ich bin schon ein toller Ninja, nicht wahr? Du brauchst dich nicht zu bedanken, Naruto-nii-san, ich ergänze dein Genin-Team gerne! Achte nur darauf, dass du mir nicht im Weg bist, hehe!"

"Was bildest du dir denn ein, du Saftnase, du kommst doch frisch aus der Akademie, echt jetzt!"

Sasuke schüttelte nur stumm den Kopf über so viel Ignoranz. Lässig stand er an eine Mauer gelehnt da, die Arme verschränkt und wünschte sich, er wäre erst gar nicht beim Treffpunkt aufgetaucht.

Warum ausgerechnet Konohamaru als drittes Teammitglied ausgewählt worden war, lag auf der Hand und eigentlich hätte Sasuke es ahnen müssen. Es war natürlich nicht, weil er stark war. Im Gegenteil, er war bestimmt einer der schlechtesten in der Akademie gewesen. Naruto war der Wächter, sollte dafür sorgen, dass Sasuke keinen Ärger machte. Mit zwei überqualifizierten Ninja in der Prüfung besaßen sie natürlich einen ungleichen Vorteil, der durch diesen Wirbelwind, der mit Sicherheit eher eine Last als eine Unterstützung sein würde, ausgeglichen werden sollte. Der Kleine hatte natürlich keine Ahnung, wer Sasuke war und wo er die letzten Jahre verbracht hatte. Er lebte in der naiven Vorstellung, der große, böse Nuke hätte seinen Fehler eingesehen und wollte wieder bei seinen Freunden sein.
 

Sasuke wandte sich verächtlich ab und machte sich lieber auf den Weg zum Prüfungsgebäude, denn diese würde in Kürze beginnen. Er war schon fast außer Sichtweite, als sein sogenanntes Team es bemerkte und sich unter lautstarken Beschwerden an seine Fersen heftete. Den Rest des Weges zum großen Prüfungssaal, den Sasuke schon vom ersten Mal her kannte, kämpfte er um seine ruhige Selbstbeherrschung, während Naruto ihm ein Ohr abkaute und Konohamaru, der sich natürlich vernachlässigt fühlte, lärmend seine Kommentare abgab.

Endlich hatten sie dann ihr Ziel erreicht, holten sich ihre Prüfungsbescheinigung ab und betraten den Saal. Dort trafen sie auf weit über hundert Genin. Sasuke fiel sofort auf, dass es diesmal im Raum kein Schreibtische gab, es also vermutlich keinen schriftlichen Test geben würde. Rasch prägte er sich die Umgebung und einen Großteil der Ninja ein. Neben der, durch die sie eben gekommen waren gab es noch eine weitere Tür, mehrfach durch Stahl gesichert.

Etwa zehn weitere Minuten warteten sie. Dann war es Punkt zwölf Uhr und die Eingangstür schloss sich mit einem hörbaren Klicken. Sasuke aktivierte vorsorglich sein Sharingan. Keine Sekunde zu früh: Auf einmal gingen überall im Raum die Lichter aus und irgendetwas verdeckte die Fenster, sodass es in sekundenschnelle stockfinster war. Mit seinem Sharingan sah der Shinobi eine feine Chakrawolke aus irgendetwas drüsenähnlichem an der Decke austreten. Überall wurden Stimmen der Verwirrung und der Empörung laut.
 

"Haltet die Luft an!", zischte er in Richtung seiner Teammitglieder, als das Gas immer näher kam. Ob sie verstanden oder lediglich die Klappe hielten, ihr Geplapper hielt jedenfalls für einen Moment inne. Der Uchiha fasste sie am Ärmel und zog sie in die Hocke. Wie erhofft sank das Gas nicht unter Bauchhöhe. Es war darauf ausgerichtet, die Genin zu erwischen.

"Atmet nur so wenig wie möglich und haltet euch dabei ein Stück Stoff vor Mund und Nase", flüsterte er zu den beiden Gestalten, die er in der Finsternis allein anhand ihres Chakras als das Idioten-Duo erkennen konnte. Dann befolgte er den Rat selbst und sah sich um.

In diesem Moment schallte eine Stimme laut aus mehreren Lautsprechern an den Wänden gleichzeitig: "Willkommen zur 182. Chunin-Auswahlprüfung! In Kürze startet die erste der drei Runden. Nur wer sie besteht, wird in die zweite zugelassen. Wer von euch Anfängern durchfällt, der wird zusammen mit seinem Team hier ausgeschlossen!"

Großes Raunen und Buhrufe setzten daraufhin ein. Einigen Neulingen war anscheinend nicht klar gewesen, dass dies kein Einzelkampf war.

"Jeder von euch hat, als er seine Anmeldung im Büro abgab, eine Prüfungsbescheinigung erhalten. Auf diesem Papier steht bei jedem von euch irgendwo im Fließtext eine Zahl verschlüsselt. Eure Aufgabe ist es nun, die Summe eurer und der Zahlen eurer Kameraden zu bilden. Sie ist für jedes Team gleich und der universelle Code für das Zahlenschloss an der Tür, durch die ihr alle gehen müsst, um zu bestehen."

"Wie sollen wir denn in dieser Dunkelheit die Zahlen erkennen? Außerdem habe ich den Zettel schon weggeschmissen...", rief irgendwo ein Genin.

"Dann bist du durchgefallen", tönte es aus den Lautsprechern. Ein Klappern, ein schriller Schrei, dann Ruhe. "Nummer 43 und 96 ebenfalls durchgefallen!"

Diesmal passte Sasuke genau auf und erkannte anhand der Geräusche und des verschwindenden Chakras, dass sich im Boden Falltüren geöffnet haben mussten.

"Wenn ihr die falsche Tür nehmt und wieder auf dem Flur landet, ist die Prüfung selbstverständlich auch für euch gelaufen", verkündete der Lautsprecher hämisch. "Sucht eure Kameraden zusammen und kommt zur Tür. Das ist alles, was ihr tun müsst. Ihr habt eine Stunde Zeit. Und keine Toten, kapiert?"

Kaum das die Stimme verstummte, hörte Sasuke ein leises Zischen. Er riss das Blatt mit seiner Prüfungsbescheinigung hervor und sah fluchend, dass es sich entzündet hatte. Ein Kibakufuda, eine Briefbombe! Anstatt sie jedoch so weit wie möglich weg zu werfen, scannte er mit seinem Sharingan schnell den Text, fand die Zahl, eine 284, wickelte es dann um ein Kunai und warf es an die Decke.

„Eure Zahlen!“, zischte er dem Idioten-Duo zu, aber es war schon zu spät. Naruto fand seinen Code im Schein des winzigen Feuers, dann aber gingen überall im Saal die Bomben hoch. Sasuke fluchte, stieß sich vom Boden ab und landete senkrecht an der Wand, doch spätestens jetzt musste auch er etwas von dem Gas einatmen. Naruto hatte zwar die Zahl, dafür aber auch eine Menge Verbrennungen und Konohamaru war in Panik geraten und hatte den Zettel weggeworfen.

Bald schon war es wieder stockdunkel, doch noch bevor Sasuke die Gelegenheit hatte, sich mit einem Feuerjutsu Licht zu machen, gingen die Lampen wieder an und der Ninja erstarrte.
 

Der Raum war voller Sasukes. Sie saßen auf dem Boden, verwirrt umherschauend, sie hockten an den Wänden und kopfüber an der Decke.

„Das ist clever“, murmelte der echte Sasuke. Die Dunkelheit hatte den Prüfern Gelegenheit gegeben, ein Genjutsu zu weben, das jeden einzelnen Genin zu einem Abbild desjenigen machte, der darin gefangen war. Das Gas war vermutlich ein Gift, das Verwirrung stiften und den Orientierungssinn lahmlegen sollte. Die Explosionen schließlich sollten die Teams durcheinander würfeln, damit sie einander so schnell nicht wiederfanden. Es galt jetzt, die eigenen Kameraden zu finden und sie zum Tor zu bringen.

Mit einem Blick seines Sharingan jedoch zählte Sasuke die Doppelgänger rasch durch und wie vermutet kam er auf eine Zahl, die durch drei nicht teilbar war. Wie schon beim letzten Mal waren vermutlich einige Chunin dazwischen gestreut, die sich als die jeweiligen Kameraden ausgeben würden

Das würde wirklich amüsant werden. Sasuke verengte die Augen zu Schlitzen und durchschaute die Illusion sofort. Diese Falle war natürlich viel zu einfach für ihn.
 

Die Genin hatten unterdessen angefangen, sich gegenseitig anzuschreien und in heillosem Durcheinander nach ihren Teams zu suchen. Ein Großteil stürzte sofort zur Tür.

Sasukes und sicher auch viele andere Teams hatten ihre Zahlen nicht rechtzeitig herausfinden können. Dafür aber war die gesuchte Summe bei allen gleich. Es galt also, wie schon bei seiner letzten Prüfung, andere Teams beim Eingeben ihres Codes zu beobachten, wahlweise auch die Chunin.

Mit einem Sprung landete der Schwarzhaarige neben Naruto. Für den sah er natürlich wie ein Doppelgänger aus. Er versuchte also, das Genjutsu mit einer kurzen Unterbrechung des Chakraflusses zu stören, aber es besaß eine Sicherung. Da Sasuke auch keine große Lust auf eine richtige Zusammenarbeit hatte, ließ er es daraufhin bleiben.

„Hey, wer bist du? Lass mich los!“, rief Naruto da.

Sasuke aber fasste ihn am Arm. „Naruto, wann wird ein Ninja zuschlagen?“

„Eh, was... Zum Teufel, du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich das nach all den Jahren noch weiß?!“

Sasuke erlaubte sich ein kurzes Schmunzeln. „Natürlich nicht, Baka. Aber du weißt jetzt, das ich es bin. Ich besorg uns den Code, nimm du den Idioten und misch ein paar Teams auf. Gib dich als einen von ihnen aus und bring sie dazu, einen falschen Code einzugeben. Je weniger Teams bestehen, desto besser.“

„Aber woher soll ich denn wissen, wer von denen Konohamaru ist?“

Sasuke sah sich rasch um. „Es ist der da drüben. Auffällig, dass er über seine eigenen Beine stolpert, das ist dieser lächerliche Schal.“ Er wandte sich wieder an Naruto. „Wir treffen uns kurz vor Ende der Prüfung vor der Tür.“

Damit verschwand der Shinobi

Auch er suchte sich zwei Jungen aus, die sich bereits wieder gefunden hatten und an deren drittes Mitglied er er sich von seiner Ankunft her erinnern konnte. Das Spiel konnte beginnen. Es würde kinderleicht werden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Caellon
2011-04-12T00:27:28+00:00 12.04.2011 02:27
Hm... wenn man das so liest ist diese Prüfung für Sasuke vermutich genausoschwer wie für die Genin... doch während sie sich vor den Aufgaben selbst beweisen müssen, ist es bei ihm die Selbstbeherrschung die auf die Probe gestellt wird.

Tolles Kapitel. Armer Kerl.


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