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Herztod

von

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Tod des Herzens

Panisch blickte sie sich um. Die Schatten folgten ihr immer noch.

Der Angstschweiß rann ihr übers Gesicht und lief in ihre Augen.

Ihre Füße trugen sie weiter und weiter. Immer weiter weg von den Schatten, die gierig ihre Finger nach ihr ausstreckten. Ihr Herz schlug unregelmäßig, schnell und schneller. Stoßweise kam der Atem über ihre Lippen.

Die Dunkelheit umschloss sie, ihr Fuß blieb an einer Wurzel hängen, sie stolperte. Konnte sich aber noch fangen. Die Bäume um sie herum wogten im aufkommenden Wind. Die Gänsehaut lief über ihren ganzen Körper, sie fröstelte. Die Schatten hinter ihr zischten ihr wütend zu, sie wollten sie haben, sie brauchten ein Opfer. Sie wusste, dass sie nicht aufgeben würden , bevor sie sie nicht hatten. Schmerzhaft zog sich ihr Herz zusammen, als sie an die grausamen Riten der Schatten dachte. Es donnerte. Über ihr ballten sich riesige Wolkenberge zusammen . Der Regen prasselte auf sie nieder, immer größere Tropfen fielen vom Himmel auf die Erde. Sie hob den Kopf und schaute hinauf.

>Der Himmel weint...< Währenddessen verwandelte sich die eben noch so feste Erde in Schlamm. Sie stolperte und schlitterte weiter, sie wurde langsamer.

Die Schatten wurden noch schneller. Sie holten immer auf, nur noch wenige Meter trennten sie. Die Panik übermannte sie, überstürzt stolperte sie weiter.

Ihre Füße rutschten weg und sie ging in die Knie, von oben bis unten war sie nun mit Matsch besudelt. Als sie sich wieder aufrappelte, legte sich eine Hand auf ihre Schulter. Sie begann zu zittern und ihre Augen weiteten sich erschrocken.

>Jetzt ist alles vorbei! < Sie wusste, was jetzt passieren würde. Schützend presste sie ihre Hände an ihre Brust. Sie musste an den Schwur denken, den sie ihrem Freund gegeben hatte, bevor er ein Opfer der Schatten geworden war, für sie, er war für sie gestorben. > Nicht mein Herz! Meines nicht! < Die Schatten zischten, sie waren froh, sie endlich gefangen zu haben. Es blitzte, für einen Moment war es taghell. Die Schatten zogen einen enger werdenden Kreis um sie. Bereit sie zu opfern, bereit ihr noch schlagendes Herz aus ihrer Brust zu reißen. Sie kamen näher. Eine Welle der Verzweiflung überrollte sie.

Sie spürte die kalte Präsenz des Schattens hinter ihr.

Der Regen ließ langsam nach. Sie erinnerte sich daran, was ihr Freund ihr erzählt hatte, Schatten waren Geister, Wesen aus der Unterwelt und sie brauchten Herzen, schlagende, lebende Herzen, um sich auf der Welt halten zu können.

Und nun wollten sie ihr Herz. Genau wie sie sich schon das Herz ihres Freundes geholt hatten und das der unzähligen, namenlosen Opfer, die jeden Morgen aufs Neue gefunden wurden. Nein, so wollte sie nicht enden.

Heiße Wut kochte durch ihre Adern, als sie daran dachte, für einen Moment schien ihre Wut stärker zu sein, doch dann übermannte sie die Angst, da der Schatten seinen Griff verstärkte. Ihr wurde schmerzlich bewusst, dass sie keine Chance hatte, bis jetzt war noch niemand den Schatten entkommen. Sie schienen unbesiegbar, genau wie ihr Hunger nach Menschenherzen nicht stillbar zu sein schien. Die Schatten nährten sich ihr. Der Schatten hinter ihr streckte seinen langen, schwarzen, klauenartigen Finger nach ihrer Brust aus. Sie war wie gelähmt, sie konnte keinen einzigen Muskel regen. Nur ihr Herz, ihr Herz schlug fest gegen ihren Brustkorb, so fest, als wollte es sich den weg aus ihrer Brust freipochen. Unkontrolliert zuckte sie zusammen, immer und immer wieder.

Ihr Herzmeridian schlug schnell, pumpte das Blut im Sekundentakt durch den Körper. Sie schnappte nach Luft, doch ihre Lungen füllten sich einfach nicht.

Sie konnte keine klaren Gedanken mehr fassen. Ihr Bewusstsein schwand dahin. Langsam schlossen sich ihre Augen. > Das ist das Ende. < Sie sackte zusammen.

Ihr Herzschlag ging jetzt langsam, zu langsam... Die Schatten nährten sich ihr, sie waren beunruhigt. Sie brauchten lebende Herzen und dieses war gerade dabei zu sterben. Ihr Herzschlag setzte ganz aus. Entsetzt wichen die Schatten zurück, sie hatten ein Herz getötet. Sie tauschten schnelle, panische Blicke aus, der Schatten, der ihr am Nächsten gestanden hatte, löste sich auf. Die anderen Schatten versuchten dem Vergessen zu entkommen, aber sie waren zu langsam.

Mit dem ersten Aufleuchten des Tages waren sie verschwunden, für immer.
 

Ein Mann kam vorbei. Stunden später wusste das ganze Land, dass die Schatten fort waren, für immer. Sie konnten sich nur nie erklären, warum das Mädchen gestorben war, immerhin hatte es noch sein Herz. Keiner kannte sie, keiner wusste, dass sie gestorben war, um sie zu retten.



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