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Behind Closed Doors

can you find the truth?
von

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darkness

Prolog: Darkness
 

Tropf. Tropf. Tropf.
 

Wo war sie hier?
 

Tropf. Tropf. Tropf.
 

Es war dunkel im Raum und vollkommen still. Nur das immer wiederkehrende Tropfen war zu vernehmen.

Vorsichtig versuchte sie sich aufzusetzen und blickte durch die Dunkelheit, in der Hoffnung etwas erkennen zu können.

Allmählich kroch die Panik durch ihren Körper. Wo war sie hier? Und warum? Suchend sah sie durch den Raum um einen Ausgang ausfindig zu machen.

Doch da war nichts. Nur sie und die Dunkelheit.

Oder war sie gar nicht allein? Waren hier noch andere Personen, die sie bis jetzt gar nicht wahrgenommen hatte? Der Gedanke daran ließ die Panik noch mehr Besitz über ihren Verstand ergreifen. Wie ein eisernes Band legte sie sich um ihre Kehle und schnürte ihr die Luft ab.
 

Sie wollte nicht sterben. Nicht jetzt. Nicht so!

Nicht durch die Hand eines Anderen.

Sie war alleine. Alleine im Dunkeln. Gefangen in einem dunklen Raum und vollkommen auf sich gestellt.

Es roch vermodert, als hätte man hier schon seit Ewigkeiten nicht mehr geputzt. Der gammlige Geruch stieg ihr in die Nase und sie verzog angewidert das Gesicht. Es war nahezu unerträglich und die abgestandene Luft machte es nicht besser.
 

Sie konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern, was passiert war. Angestrengt dachte sie nach um sich an irgendetwas zu erinnern, was ihr verständlich machte, wie sie hier her gekommen war. Doch ihre Erinnerung war komplett gelöscht.

Wie bei einem Filmstreifen, bei dem ein Stück rausgeschnitten worden war. Es fehlte einfach. Und das Schlimmste daran war, dass sie keine Ahnung hatte, wie lange sie schon dort war. Wurde sie schon vermisst? Suchte man vielleicht sogar schon nach ihr? Sie wusste es nicht.
 

Aber da es ihr nichts brachte, weiter über ihrer verlorenen Erinnerung zu brüten, kämpfte sich auf die Beine, die sich noch immer ganz taub anfühlten und tapste langsam durch den Raum. Suchend streckte sie die Arme aus, bis sie an etwas Kühles stieß: Die Wand. Vorsichtig tastete sie sich nun Schritt für Schritt an dieser entlang, woraufhin sie bald etwas hölzernes unter ihren Fingern spürte. Sie ließ ihre Hand über das raue Holz gleiten, auf der Suche nach der Türklinke.

Als sie das kühle Metall fühlte, umfasste sie den Griff und drückte ihn nach unten. Doch wie erwartet geschah nichts. Die Tür war verschlossen. Sie rüttelte fest daran, schlug mit geballten Fäusten dagegen. Hämmerte unaufhörlich auf die Tür ein, doch sie gab nicht nach. Erst der pochende Schmerz, der durch ihre Fingerknöchel jagte, brachte sie schließlich dazu aufzuhören.
 

Da rohe Gewalt nicht half, schrie sie um Hilfe, ihr Flehen jedoch hallte unerhört an den betonierten Wänden wider. Egal wie laut ihr Bitten war. Egal wie markerschütternd ihre Schreie und Rufe. Es hörte niemand.

Frustriert ließ sie sich an der verschlossenen Tür niedersinken, zog schützend die Beine an ihren Körper und versteckte ihren Kopf in ihren verschränkten Armen.
 

Langsam wurde ihr bewusst, dass sie diesen Raum nicht mehr lebend verlassen würde.

Nicht, wenn sie nicht bald jemand fand.

Aber es wusste niemand wo sie war. Niemand hatte eine Ahnung was dort geschah. Keiner besaß auch nur den Hauch einer Vorstellung davon was sich dort abspielte. Denn es geschah hinter verschlossenen Türen.
 

to be continued..

By Fairytale_x3

death

Kapitel 1: death
 

Montag
 

Schwülwarme Luft schlug Trish entgegen als sie an diesem Abend die Sporthalle verließ und auf den mittlerweile leeren Parkplatz trat. Es dämmerte bereits, trotzdem verlor die Luft nicht an Feuchtigkeit, weshalb es ihr den Schweiß auf die Stirn trieb.

Montags verließ sie meist als Letzte die Halle, anstatt mit Lena und Natasha nach Trainingsende nach Hause zu gehen.

Es war eine Angewohnheit noch länger zu bleiben, um alleine zu trainieren. Sie liebte die Ruhe die dann einkehrte, wenn sie allein in der großen Halle war. Mittwoch und Freitag war dies nicht möglich, da die Halle anschließend noch belegt war.

Erschöpft ließ sie sich auf die niedere Mauer sinken und suchte in ihrer Tasche nach der Sprudelflasche. Mit einem Zischen öffnete sie diese und trank sie in einigen großen Schlucken leer. Anschließend kramte sie nach ihrem Handy, um Keith anzurufen.

Es war kein weiter Weg bis zu ihr nach Hause und im Normalfall fuhr sie selbst, aber da ihr Wagen gut eine Woche zuvor den Geist aufgegeben hatte und sich seitdem in der Werkstatt befand, beharrte ihr Freund darauf, sie zu fahren. Zuerst hatte sie versucht abzulehnen, nachdem er jedoch weiter an seinem Vorhaben festgehalten hatte, hatte sie nachgegeben. Es hatte keinen Sinn sich mit ihm anzulegen, denn er besaß den größten Dickkopf überhaupt und jeglicher Widerstand war zwecklos.

Sie seufzte ergeben auf, als sie Keiths Nummer wählte, abhob und wartete.

Einige Male erklang das nervige Tuten des Freizeichens, bevor ein Knacken und kurz darauf die vertraute Stimme ihres Freundes zu hören waren: „Hallo?“

„Hallo Schatz, ich bin's. Ich bin jetzt fertig, aber du brauchst mich nicht abholen, ich kann auch zu Fuß gehen.“ Sie wusste, dass er diesen Vorschlag nicht einmal im Ansatz überdenken würde, aber sie gab nicht auf. Es war ihr unangenehm, sich von ihm fahren zu lassen. Sie liebte ihre Selbstständigkeit und wollte sich deswegen nicht zu sehr von ihm abhängig machen.

„Nein, ich hab doch gesagt, ich hole dich. Es ist schon dunkel und ich will nicht, dass du im Dunkeln allein nach Hause gehst.“

Innerlich seufzte Trish auf. Sie liebte Keith und sie wusste um seine Sorge um sie. Ihr Wohlergehen stand bei ihm an oberster Stelle und sie freute das, von Zeit zu Zeit wünschte sie sich dennoch, er würde sich nicht so sehr sorgen.

„Na schön, du hast Recht es ist wirklich fast dunkel. Dann warte ich vor der Halle auf dich, in Ordnung?“

„Ist gut. Ich bin noch bei Ivan, dauert noch kurz, aber ich beeil' mich. Bis gleich.“

„Ja, bis gleich.“ Sie drückte den roten Knopf und ließ ihr Handy in ihre Hosentasche gleiten.

Anschließend schloss sie die Augen und sog genießend die warme Abendluft ein. Sie liebte den Sommer, seine langen Abende, seine warmen Nächte und vor allem den Schein der Sonne. In ihren Tagträumen versunken lauschte sie dem leisen Zirpen der Grillen und genoss den angenehmen Windhauch, der ihre braun gebrannte Haut streichelte.

Ein Geräusch ließ sie plötzlich aufschrecken und zwang sie, die Augen zu öffnen. Es klang wie schlurfende Schritte auf dem Asphalt.

Suchend blickte sie über den vermeintlich leeren Parkplatz auf dem nur noch vereinzelt Autos standen. Da war niemand, doch wo kam dann das Geräusch her?

Ihre Neugierde war geweckt. Sie erhob sich von der Mauer und lief dem Geräusch entgegen. Das Schlurfen klang schwerfällig, wurde aber immer lauter, je näher sie kam. Gerade als sie um die Ecke bog, blieb sie wie angewurzelt stehen.

„Oh mein Gott.“ Ihre Stimme war nicht mehr als ein Hauch im sanften Abendwind, bei dem Bild, welches sich ihr nun bot.

Sie spürte, wie die Angst ihren Körper hinauf kroch und ihre Gliedmaßen lähmte.

Sie raubte ihr regelrecht den Atem. Erst ihre brennenden Lungen erinnerten sie daran, Luft zu holen. In ihrem Kopf herrschte gähnende Leere, sie starrte gedankenverloren geradeaus und war unfähig zu handeln. Der Geruch von Blut stieg ihr in die Nase und ließ sie schwindeln. Ein immer stärker werdendes Dröhnen schlich sich in ihren Kopf, Taubheit nahm ihre Gliedmaßen ein und ihr wurde übel. Sie begann zu schwanken und streckte instinktiv ihre Hand nach der Wand aus, um Halt zu finden. Dabei schloss sie benommen die Augen, um sich wieder zu fangen. Als das Dröhnen in ihrem Kopf allmählich schwächer wurde und das Taubheitsgefühl aus ihrem Körper gewichen war, kam Bewegung in sie. Schnellen Schrittes lief sie auf das Mädchen zu, das ihr entgegen wankte und sie mit ihrem panischen Blick nahezu fixierte.

Ihre Kleidung war stellenweise zerrissen und überall von Blut getränkt. Auf der bleichen Haut stachen die dunklen Hämatome an Armen, Beinen sowie im Gesicht hervor und das Blut quoll aus tiefen Schnittwunden, die sich über ihren ganzen Körper erstreckten. Gerade als Trish sie erreichte, brach sie zusammen, fiel ihr in die Arme und rührte sich nicht mehr.

Trish stand völlig neben sich. Sie spürte das Blut, das langsam auch ihr Oberteil durchnässte, als sie das Mädchen auf den Boden legte und sie wusste, sie musste etwas tun. Irgendetwas. Jetzt! Kopflos drückte sie ihre Hände auf die größte Verletzung am Bauch des Mädchens, doch das Blut sprudelte nahezu unter ihren Fingern heraus. Es dauerte nicht lange bis ihre Hände blutrot getränkt waren und allmählich drang ihr Verstand zu ihr durch, der ihr sagte, sie musste Hilfe holen.

Mit zittrigen Fingern zog sie ihr Handy aus ihrer Hosentasche und wischte damit das Blut an ihre Hose, doch das war im Moment nebensächlich.

Wie gebannt starrte sie auf das kleine Telefon in ihren Händen, in ihrem Kopf herrschte absolute Leere. Ihr wollte die Nummer nicht einfallen und ein Blick auf das bewusstlose Mädchen ließ sie noch nervöser werden.

„Nummer…die Nummer“, murmelte sie immer wieder vor sich hin, ehe sich ihr Verstand langsam einschaltete und sie es letztendlich schaffte, den Notruf zu wählen und abzuheben.

Sie versank erneut in Gedanken, starrte das Mädchen unentwegt an und merkte nicht, wie sich jemand am Telefon meldete.

„Hallo, ist da jemand?“

Sie schreckte auf, als sie die Stimme wahrnahm.

„Ja… Sie… Sie müssen mir helfen. Bitte. Hier liegt ein Mädchen. Ihr Körper ist übersät mit Schnittwunden und überall ist Blut. Bitte. Sie müssen sich beeilen.“ Wirr redete sie einfach drauf los, bevor ihr die Worte erneut im Halse stecken blieben.

„Wo befinden Sie sich, Miss?“

„Vor der Turnhalle.“

„Sie müssen mir sagen vor welcher Turnhalle“, erklang erneut die ruhige Stimme der Frau am Telefon.

„Berkley Street. Bitte beeilen Sie sich. Sie stirbt!“ Panik beschlich Trish bei dem Gedanken daran, was passieren würde, wenn nicht bald Hilfe kommen würde.

„In Ordnung. Bitte bleiben Sie ruhig. Ich schicke Ihnen sofort Hilfe.“

Die beruhigenden Worte der Dame am Telefon verfehlten ihre Wirkung bei Trish gänzlich. Alles was in ihrem Kopf schwirrte, war der Gedanke daran, dass dieses Mädchen sterben könnte.

Ohne ein weiteres Wort legte sie auf, ließ ihr Handy achtlos am Boden liegen und zog das blonde Mädchen in ihre Arme, wo sie dieses sanft hin und her wog.

„Nicht sterben, hörst du?“, flüsterte sie leise, auch wenn sie sich sicher war, dass die Blonde sie nicht hörte.

Langsam wich der erste Schock und machte Platz für die Eindrücke der Situation, die erbarmungslos auf sie nieder prasselten. Vor Verzweiflung trieb es Trish die Tränen in die Augen, die bald darauf ihren Weg über ihre Wangen fanden.

„Bitte. Du schaffst das. Nicht sterben.“ Ihr Blick war ins Leere gerichtet und wurde durch die vielen Tränen verschwommen.

Sie spürte wie der geschwächte Körper sich in ihren Armen zu winden begann, wie die Muskeln sich verkrampften, bis zum zerreißen spannten, wie sich der Körper aufbäumte.

Fassungslos starrte sie auf das Mädchen nieder, welchem nun Blut aus dem Mund quoll, versuchte ihre Arme fester um es zu schließen, in der Hoffnung sie könnte ihm helfen. Sie drehte ihren Kopf zur Seite, damit das Blut aus ihrem Mund fließen konnte, doch es half nichts. Ehe sie darüber nachdenken konnte, sank das Mädchen in ihren Armen zusammen und blieb regungslos liegen. Trishs Augen weiteten sich vor Entsetzen. Langsam drang das Geschehene zu ihr vor und ihr schon bleiches Gesicht wurde auf der Stelle noch bleicher. Sie war tot!

Ihr Mund öffnete und schloss sich. Sie konnte nicht in Worte fassen, was sie in diesem Moment empfand. Im Hintergrund hörte sie Sirenen, die immer näher kamen. Doch sie kamen zu spät. Es war vorbei.

Wie in Trance saß sie da, als die Rettungskräfte eintrafen, sie von dem Mädchen weggezogen wurde und Fragen auf sie niederprasselten, die sie nicht beantworten konnte. Sie kannte das Mädchen nicht. Und außerdem war sie tot.

Nur durch einen weißen Schleier beobachtete sie das Geschehen, wie die Ärzte verzweifelt versuchten, das Mädchen zurück ins Leben zu holen. Dann hörte sie eine vertraute Stimme und blickte im nächsten Moment in Keiths Gesicht.

„Schatz! Was ist passiert?“ Vorsichtig wurde sie in seine Arme gezogen, weg von dem unerträglichen Anblick. Weg vom Geschehen.

Sie starrte in sein Gesicht, dessen braune Augen ihr fassungslos entgegenblickten und versuchte ihm eine Antwort zu geben, doch kein Ton entwich ihrer Kehle. Seine Hand, die über ihre von Tränen überströmte Wange strich, ließ sie zusammenzucken. Sie spürte, wie er ihr unter die Beine griff und sie hochgehoben wurde. Schutzsuchend schlang sie die Arme um seinen Nacken und vergrub das Gesicht in seiner Halsbeuge, um die schrecklichen Bilder aus ihrem Kopf zu vertreiben, die sich unwiderruflich in ihr Gedächtnis gebrannt hatten. Das leichte auf und ab seiner Schritte beruhigte sie, sodass ihre Tränen versiegten, der Schock aber blieb. Sie spürte, wie er sich setzte und sie auf seinem Schoß platzierte, seine Hand wanderte dabei immer wieder sanft ihren Rücken auf und ab. Sie hörte seine beruhigenden Worte, die eindeutig von Sorge durchzogen waren, doch verstand sie deren Sinn nicht. Es waren nur leere Worthüllen, ohne Bedeutung für sie. In ihren Gedanken war sie noch immer bei dem, was sich vor wenigen Minuten ereignet und ihr Leben von jetzt auf gleich komplett veränderte hatte. Das Mädchen war gestorben. Gestorben, weil sie nicht schnell genug gehandelt hatte. Nicht richtig gehandelt hatte. Sie hätte die Blutung stoppen müssen. Hätte sie irgendwie bei Bewusstsein halten müssen, hätte schneller den Notruf alarmieren müssen. Hätte, hätte, hätte, aber sie hatte nicht und das hatte das Mädchen womöglich das Leben gekostet. Bei dem Gedanken daran gefror ihr das Blut in den Adern und sie schnappte nach Luft.

Sie hatte versagt. Auf ganzer Linie versagt.
 

Keith beobachtete sie stumm, strich ihr durch die Haare und versuchte sie irgendwie zu beruhigen, als er aus seinen Gedanken gerissen wurde und irritiert zu der jungen Polizistin aufblickte, neben der ein Sanitäter mit einer Rettungstasche stand und seine Freundin eingehend musterte.

„Wie geht es ihr?“

„Sehen Sie doch“, murmelte er wortkarg zurück und schenkte den beiden keine weitere Beachtung. Er hatte im Moment keine Lust auf ein Gespräch und diese sinnlosen Fragen waren seiner Meinung nach überflüssig.

Die blondhaarige junge Frau nickte verstehend und zog aus ihrer Jackentasche ein kleines weißes Kärtchen, welches sie ihm reichte.

„Bring sie nach Hause. Das Mädchen ist leider verstorben, trotzdem brauchen wir ihre Aussage. Sie sollte sich bitte melden, sobald es ihr besser geht.“

Keith nahm das Kärtchen an sich und wollte sich bereits erheben, als der Sanitäter sich zu Wort meldete: „Ich gebe ihr noch etwas zur Beruhigung.“

Er öffnete die Tasche, tunkte ein kleines Wattepad in Desinfektionsmittel und kniete sich dann zu Trish nieder. Keith nahm vorsichtig ihre Hand und löste sie aus seinem Shirt.

„Schatz, gib mir deinen Arm“, bat er sie leise. „Der Sanitäter gibt dir ein Mittel zur Beruhigung, dann gehen wir.“

Sie ließ ihre Hand locker und so war es ihm möglich, ihren Arm so drehen, dass der Sanitäter freien Zugang zu ihrer Armbeuge hatte.

Er wischte mit dem Wattepad die Stelle ab und spritzte ihr dann das Mittel, ehe er noch ein Pflaster darüber klebte und sich erhob.

„So, das war's schon. Ihr könnt jetzt gehen.“ Er packte seine Tasche und verabschiedete sich zusammen mit der Polizistin.
 


 

Sarahs Blick wurde unendlich traurig und sie seufzte betroffen auf, als sie am Tatort ankam und auf das tote Mädchen nieder sah: „Sie war noch so jung.“

Die Gerichtsmedizinerin hob daraufhin den Blick.

„Ja, armes Ding, wurde ganz schön übel zugerichtet. Zahlreiche Prellungen und Stichverletzungen. Die Schnittverletzungen an Armen und Beinen waren oberflächlich. Tödlich war die Stichwunde am Bauch. Mehr kann ich erst nach der Obduktion sagen.“

„Weiß man schon, wer sie ist?“

Ihr Chef schüttelte den Kopf. „Nein, sie hatte keinerlei Personalien bei sich. Hast du was aus dem Mädchen und ihrem Freund bekommen?“

„Nein, die ist vollkommen verstört. Und er kam erst dazu, als der Notarzt schon hier war. Ich habe ihm meine Visitenkarte gegeben. Sie soll sich melden, sobald es ihr besser geht.“

„Gut, dann fährst du jetzt zurück zum Department und gibst Daniel Bescheid.“

„Bitte? Soll das ein Scherz sein?“, sie starrte ihm fassungslos entgegen. Es passte ihr gar nicht, dass sie jetzt gehen sollte, anstatt bei den Ermittlungen dabei zu sein.

„Sehe ich vielleicht aus, als würde ich Scherze machen? Und jetzt fahr gefälligst“, schnauzte er übelgelaunt zurück und wandte sich von ihr ab, um sich den Tatort genauer anzusehen.

Sarah dagegen verabschiedete sich wortkarg von den Anwesenden und ging zum Wagen, um zurück zum Department zu fahren und auf ihren Partner zu warten.
 

Keith seufzte erleichtert auf, als er ins Auto stieg. Er war froh endlich von dort weg zu können. Der Geruch von Leid und Tod hing regelrecht in der Luft und allein die Tatsache, dass hier vor wenigen Minuten ein junger Mensch sein Leben hatte lassen müssen, machte ihm schwer zu schaffen.

Er wandte den Kopf zu Trish, die neben ihm auf dem Beifahrersitz saß und musterte besorgt ihr bleiches Gesicht, ihre verweinten Augen, die gedankenlos ins Leere starrten, ihre Hände, die immer noch zitterten, egal wie fest sie diese umklammerte.

„Schatz, alles okay mit dir?“

Sie sah stur geradeaus und schüttelte langsam den Kopf. Die Lippen presste sie fest zusammen, als wolle sie verhindern, dass die Tränen erneut ihren Weg über ihr hübsches Gesicht fanden, doch es half nichts. Eine nach der anderen rollte ihr über die Wangen, zog ihre Bahn und hinterließ salzige Spuren auf der Haut.

Behutsam strich er ihr die Tränen aus dem Gesicht und fuhr ihr durch die Haare.

„Sie ist gestorben. In meinen Armen gestorben und ich konnte nichts tun.“

Fast anklagend starrte sie ihrem Freund in die Augen, nachdem sie den Kopf zu ihm gedreht hatte.

Er schluckte. So wirklich wusste er im Moment nicht mit der Situation umzugehen, deswegen beschloss er einzulenken.

„Ich fahre dich jetzt nach Hause und dann legst du dich hin. Wir können morgen über alles reden.“
 


 

Die Fahrt über herrschte Schweigen zwischen den beiden, auch als Keiths Wagen auf den Hof rollte und er schließlich anhielt, sagte keiner von Beiden etwas. Er stieg aus und half dann seiner Freundin aus dem Wagen. Gemeinsam liefen sie die Auffahrt hinauf bis zur Haustür, wo Trish aufschloss.

Im Haus herrschte vollkommene Stille, nur das Ticken der Uhr, die im Flur hing, war zu vernehmen.

„Sind deine Eltern gar nicht daheim?“

„Auf einem Geburtstag, Daniel ist arbeiten“, murmelte sie leise, als sie bereits nach oben ging und sich im Bad einschloss.

Auf dem Weg zum Waschbecken zog sie sich ihr blutgetränktes T-Shirt aus und ließ es achtlos auf den Boden sinken, ehe sie das Wasser anstellte und sich das Blut von den Händen wusch. Der Geruch stieg ihr in die Nase, löste Übelkeit in ihr aus und kurzzeitig wurde ihr schwindlig, doch sie riss sich zusammen. Nachdem ihre Hände von der roten Flüssigkeit befreit waren, entledigte sie sich auch ihrer restlichen Klamotten und stieg in die Dusche.

Selbst auf ihrem Bauch befand sich getrocknetes Blut, welches durch ihr T-Shirt gedrungen war. Das Blut einer Fremden. Das Blut des Mädchens, das in ihren Armen gestorben war.

Wieder kämpfte sie mit den Tränen, als das Wasser bereits seinen Weg über ihren Körper fand. Trotz der angenehmen Wärme, verspürte sie Kälte. Allein der Gedanke an die Verstorbene jagte ihr einen eiskalten Schauder über den Rücken.

Schnell schüttelte sie den Kopf, um die makaberen Gedanken zu vertreiben. Sie musste aufhören, die ganze Zeit darüber nachzudenken, das würde es nur schlimmer machen.

Kurz darauf stellte sie das Wasser ab und stieg aus der Dusche, trocknete sich ab und wickelte das Handtuch um ihren Körper.

Die dreckigen Klamotten schmiss sie in den Wäschekorb, auch wenn sie diese eigentlich am liebsten wegwerfen würde, sie würden sie sowieso nur an das Geschehene erinnern.

Leise verließ sie das Bad und schlich zu ihrem Zimmer. Es war rot gestrichen. Ihre Lieblingsfarbe. Keith hatte bereits die kleinen roten Lampen, die in ihrem Zimmer verteilt standen, angeschaltet, was den Raum nun in ein gedämmtes, warmes Licht tauchte und sie etwas beruhigte.

Sie mochte ihr Zimmer. Es war genau so eingerichtet, wie sie es sich vorgestellt hatte. An ihrer Tür hingen etliche Bilder ihrer Freunde und ihrer Familie und ihr Bett stand unter einer Dachschräge an der ein großes Poster von Keith und ihr klebte.

Sie ging direkt auf ihren großen weißen Kleiderschrank zu, der gegenüber des Bettes stand und suchte sich frische Klamotten heraus, die sie anzog. Keith beobachtete sie dabei stumm vom Bett aus. Draußen pfiff der Wind um das Haus, die Bäume bogen sich stark und die dunklen Wolken, die aufzogen, kündigten ein baldiges Gewitter an.

Sie schloss die Schranktüren und legte sich zu ihrem Freund in ihr großes Bett. Direkt legte er seine Arme um sie und deckte sie richtig zu.

„Versuch zu schlafen, Schatz, ich bleibe hier. Okay?“

Sachte nickte sie, bereits müde die Augen schließend, kurz darauf fiel sie in einen leichten Schlaf und so bekam sie nichts von dem Gewitter mit, das sie mittlerweile mit seiner vollen Wucht erreicht hatte.

Stumm beobachtete Keith seine schlafende Freundin in seinen Armen und machte sich dabei seine Gedanken über den Tag.

Nachdenklich sah er aus dem Fenster, an das nun die Regentropfen prallten.

Wer war das Mädchen? Wer hatte ihr das nur angetan? Und vor allem: Warum?
 


 

to be continued...

By Fairytale_x3

sweet home

Kapitel 2: sweet home
 

Gut gelaunt betrat Daniel die Polizeistation. Er war froh, zurück zu sein. St. Augustine lag zwar nicht weit entfernt und er war es auch gewohnt, für seinen Vorgesetzten Alex den Laufburschen zu spielen, einzig die Tatsache, dass er allein fahren musste, störte ihn. Viel lieber hätte er Sarah bei sich gehabt, dann wäre der Tag mit Sicherheit besser verlaufen.

Sarah lehnte am Tresen und unterhielt sich mit Molly, der Sekretärin. Er merkte auf Anhieb, dass etwas nicht zu stimmen schien. Sarah wirkte blass, als hätte sie einen Geist gesehen. In ihrer Hand hielt sie ihr Handy und beide schienen so in ihr Gespräch vertieft, dass sie nicht bemerkten, wie Daniel herein kam.

„Bin wieder da. Gibt’s was Neues?“

Die Blonde zuckte beim Klang seiner Stimme zusammen und wandte schockiert den Kopf in seine Richtung. Molly linste über den Rand ihrer dicken Brillengläser zu ihm und zu seiner Verwunderung zierte ihr Gesicht keine genervte, sondern eher eine traurige Miene.

„Stimmt was nicht?“

„Daniel, ich…“, Sarah unterbrach sich und wandte den Blick von ihm ab. Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen.

„Was?“ Seine Stimme klang panischer, als er es gewollt hatte. Schnellen Schrittes ging er auf die junge Frau zu und nahm sie am Arm, als wolle er damit erreichen, dass sie weiter sprach.

„Es gab einen Zwischenfall an der Sporthalle in der Berkley Street.“

Er blickte ihr irritiert entgegen und in seinem Kopf begann es zu arbeiten. Als ihm bewusst wurde, woher ihm der Name bekannt vorkam, wich die Farbe aus seinem Gesicht.

„Was für einen Zwischenfall?“

„Ein junges Mädchen wurde schwer verletzt gefunden.“

„Wer war das Mädchen?“ Das Herz schlug ihm bis zum Hals, er spürte regelrecht wie das Adrenalin durch seine Adern rauschte.

„Wissen wir nicht.“

„Und wer hat sie gefunden?“ Er versuchte, ruhig zu bleiben.

Sarah schwieg einen Moment und schien über ihren Worten zu brüten.

„Deine Schwester. Als wir eintrafen, war das Mädchen bereits verstorben. Ein schwarzhaariger Junge war bei ihr.“

Daniel schluckte hart und versuchte mit aller Gewalt seine Fassung zu wahren.

„Keith?“

„Ich weiß seinen Namen nicht, aber er ging sehr vertraut mit ihr um.“

„Keith“, nickte Daniel bestätigend.

„Wieso hast du mich nicht angerufen?“ Er blickte ihr verständnislos entgegen, nach dem der erste Schock vorüber war.

„Hab ich doch versucht, aber dein Handy ist aus.“

Der verständnislose Blick wich einem irritierten, woraufhin er sein Handy aus seiner Tasche angelte und feststellen musste, dass es tatsächlich ausgeschaltet war.

„Sie ist jetzt daheim, oder?“

„Das hat der Junge gesagt.“

„Gut, dann werde ich jetzt heimfahren. Wir sehen uns morgen früh.“ Er hob die Hand zum Abschied und verschwand so schnell aus der Tür, dass weder Sarah noch Molly die Chance hatten, sich ebenfalls zu verabschieden.
 

Unaufhörlich prasselte der heftige Regen gegen die Fenster, die Bäume bogen sich im Sturm und große Blitze erhellten die Finsternis, denen kurz darauf lautes Donnergrollen folgte, das die Stille durchbrach.

Keith lag wach im Bett seiner Freundin und blickte ratlos nach draußen. Die grauenvollen Szenen verfolgten ihn regelrecht, sodass er nicht einschlafen konnte.

Sanft streichelte er ihr durch die langen braunen Haare, die sich in leichten Wellen um ihren Kopf verteilten und wirr auf dem Kissen lagen. Er liebte ihr Haar, es war wunderbar weich und geschmeidig.

In seine Gedanken vertieft, hörte er das Klopfen an der Zimmertür erst beim zweiten Mal und schreckte auf.

Nachdem er sich vergewissert hatte, dass Trish noch schlief, erhob er sich vorsichtig aus ihrem Bett und schlich zur Tür. Zu seiner Überraschung und teilweise auch zu seinem Missfallen stand Daniel dort.

„Was willst du?“ Begeistert war er nicht. Er mochte Daniel nicht, in seinen Augen spielte er sich zu sehr als großer Bruder auf.

„Nach meiner Schwester sehen.“

„Die schläft.“

Verständnisvoll nickte er. „Dann sag mir wenigstens, wie es ihr geht.“

„Was glaubst du wohl, wie es einem geht, wenn ein Mensch in seinen Armen gestorben ist!“, blaffte er ihn wütend an.

„So war das nicht gemeint.“

„Mir egal, sie schläft und ich werde sie deinetwegen nicht wecken.“

Ohne ein weiteres Wort des Abschiedes schlug er Daniel leise die Tür vor der Nase zu und drehte den Schlüssel doppelt im Schloss.

Kopfschüttelnd ging er zurück zum Bett und legte sich neben seine Freundin, die zu seiner Überraschung aufgewacht war und sich müde die Augen rieb.

„Haben wir dich geweckt?“

„Hm, was wollte Daniel?“

„Wissen, wie es dir geht. Er kommt später noch mal, du hast geschlafen.“

Verstehend nickte sie daraufhin.

Es überraschte ihn, dass er überhaupt eine Antwort bekam, damit hatte er nicht gerechnet.

Sie hielt den Blick gegen die Bettdecke gerichtet und er bemerkte schnell, wie ihr die Tränen erneut in die Augen schossen und ihren Weg über ihr Gesicht auf den Bezug der Decke fanden.

Schweigend zog er Trish in seine Arme, worauf sie jegliche Hemmung verlor und ihren Tränen freien Lauf ließ. Es tat gut, das Erlebte nicht zu verdrängen, sondern die Gefühle zuzulassen und zu weinen. Sie konnte den Schmerz, den sie empfand nicht in Worte fassen und ihr war absolut nicht nach reden zu Mute, sie brauchte lediglich jemanden, der sie tröstete und ihr sein Verständnis aussprach.

Sie hätte dem Mädchen gerne geholfen, aber sie hatte nichts tun können, außer hilflos daneben zu sitzen und warten. Der Krankenwagen kam viel zu spät und sie musste mit ansehen, wie das Mädchen, das kaum älter wie sie gewesen sein musste, in ihren Armen starb. Diese Tatsache ließ ihr Herz zerbersten.

Beruhigend streichelte Keith seiner Freundin über die bebenden Schultern, sein T-Shirt war leicht feucht, das störte in diesem Moment jedoch niemanden.

Er fühlte sich machtlos und ergeben. Zu gerne wollte er ihr helfen.

Eine lange Weile saßen sie in ihrem Bett, bis Trish sich allmählich beruhigte und das Beben ihrer Schultern nachließ. Mit verweinten Augen sah sie zu ihrem Freund auf und lächelte ein kleines bisschen.

„Danke.“

Er schüttelte den Kopf.

„Du musst dich für nichts bedanken.“

Sanft legte er seine Stirn gegen ihre und hielt ihr Gesicht in seinen Händen.

„Okay?“, fügte er flüsternd hinzu, sie nickte.

Zu sehr war sie in seinen Augen versunken, in denen sie jedes Mal die gesuchte Ruhe fand.

„Okay“, antworte sie genauso leise, bevor sie sich näher an ihn lehnte und müde die Augen schloss. Sie lauschte seinem gleichmäßigen Herzschlag, der sie langsam in den Schlaf begleitete.
 


 

Dienstag
 

„Wir sind da.“

Trish zuckte zusammen und wandte dann, wie in Zeitlupe, den Kopf zu ihrem Freund, die Augen ungläubig auf ihn gerichtet. Sie wollte die Polizeistation nicht betreten. Wollte nicht erzählen was sie gesehen hatte, wollte keine Fragen beantworten. Wollte sich nicht erinnern. Und vor allem wollte sie ihrem Bruder nicht über den Weg laufen. Sie war dankbar, dass er am Abend zuvor nicht dort gewesen war.

Keith bemerkte ihren Unmut und sein Blick wurde weich.

„Ich komm mit rein, okay?“

Sanft streichelte er mit dem Daumen über ihre Wange, sein Augenmerk nicht von ihr abwendend.

Fast unerkennbar nickte Trish, bevor sie aus dem Wagen stieg und mit ihrem Freund die Polizeistelle betrat. Sie überließ ihm das sprechen. Solange sie nicht dazu aufgefordert wurde, hatte sie nicht vor, etwas zu sagen.

Seine Hand fest umklammert folgte sie ihm in das Innere des großen Gebäudes zur Rezeption, an der eine ältere, pummelige Dame saß, die sie über den Rand ihrer dicken Brillengläser hinweg anstarrte.

„Ja bitte?“, krächzte sie unfreundlich, erst Keith dann seine Freundin argwöhnisch musternd.

„Mein Name ist Keith Robinson und das ist meine Freundin Trish Carter. Sie soll hier eine Zeugenaussage machen.“

Der unfreundliche Ton, den die Dame anschlug, gefiel ihm überhaupt nicht.

Beim Namen seiner Freundin wandte sich der unfreundliche Blick sofort in einen mitleidigen.

„Einen Moment“, nickte sie ihnen zu, ehe sie sich erhob und verschwand.

Als sie kurze Zeit später zurückkehrte, hatte sie eine jüngere blonde Frau im Schlepptau. Keith vermutete, dass es sich um die Polizistin vom gestrigen Abend handeln musste, darauf geachtet hatte er nicht.

Trish unterdessen war dazu übergegangen den Boden anzustarren. Sie hoffte inständig, dass es bald vorbei sein würde.

„Hallo. Mein Name ist Detective Sarah Miller. Wenn ihr mir bitte folgen würdet?“

Sie lächelte kurz, ehe sie sich umdrehte und den Gang entlang ging. Keith folgte ihr und zog seine Freundin eher mit sich, als dass sie selbst lief. Er spürte, wie sie sich innerlich sträubte, doch sie hatte keine Wahl.

Wenige Türen weiter betraten sie einen kleinen Raum in dessen Mitte ein Tisch und vier Stühle standen. Sie nahm hinter dem Tisch Platz und deutete den beiden, sich ebenfalls zu setzen. Keith setzte sich zusammen mit Trish, die den Blick weiter gesenkt hielt, das hinderte die Blonde jedoch nicht daran, sie anzusprechen.

„Okay, Trish. Kannst du mir erzählen, was gestern Abend passiert ist, als du die Turnhalle verlassen hast?“

Schweigen erfüllte den Raum. Keith beobachtete seine Freundin, die nervös ihre Hände knetete und weiter auf den Boden starrte. Die Situation war ihr sichtlich unangenehm, sie saß verkrampft auf dem Stuhl und rang mehr mit ihrer Fassung, als der Polizistin zuzuhören.

„Trish. Ich weiß, dass dir das nicht leicht fällt, aber du willst doch, dass wir den Fall schnell aufklären, oder? Das geht nur mit deiner Hilfe.“

Zögernd nickte sie, ehe sie ihre Stimme wieder fand: „Ich hab gegen… gegen 21 Uhr die Sporthalle verlassen und dann Keith angerufen… Damit er mich abholen konnte. Danach hab ich gewartet.“

Detective Miller warf einen kurzen prüfenden Blick zu Keith, der bestätigend nickte und den Blick dann erneut seiner Freundin zuwandte.

„Okay und wann hast du das Mädchen dann gefunden?“

Aufgeregt beugte sich Miller über ihren Schreibtisch und fixierte Trish mit ihrem Blick, der die Tränen in die Augen stiegen.

„Ich hab Schritte gehört…“,

Trish unterbrach sich und konnte ihre Tränen nicht länger zurückhalten. Keith streichelte ihr beruhigend den Arm entlang.

„Und dann bist du um die Halle gelaufen und hast sie an der Stelle gefunden, wo ihr euch befandet, als die Rettungskräfte eintrafen?“

Mehr als ein Nicken brachte Trish nicht mehr über sich. Sie kniff die Augen fest zusammen, als wolle sie verhindern, dass sich die Bilder erneut in ihr Gedächtnis drängten und wippte mit dem Oberkörper vor und zurück, um sich zu beruhigen.

„Und dann hast du den Krankenwagen gerufen und gewartet?“

„Ja.“

„Hast du jemanden gesehen? Auf dem Parkplatz oder in der Umgebung? In einem Gebüsch oder hinter einem Baum?“

Miller beugte sich noch weiter über ihren Schreibtisch, sie musste etwas gesehen haben.

Heftig schüttelte Trish den Kopf und Miller ließ sich resigniert zurück in ihren Stuhl fallen.

„Ich hab auch nichts gesehen. Um ehrlich zu sein, hab ich auf nichts geachtet. Nur sie war mir in diesem Augenblick wichtig“,

Er deutete auf Trish, die mit ihrer Fassung zu kämpfen hatte.

Die Ältere verstand und nickte abschließend.

„Na schön. Meldet euch, wenn euch noch was einfällt, in Ordnung?“

„Werden wir. Auf Wiedersehen.“

Entschlossen erhob Keith sich, nahm seine Freundin am Arm und zog sie auf die Beine, um sie aus dem Gebäude zu bringen.
 


 

Das Klingeln der Haustüre ließ ihn aus seinen Gedanken schrecken. Er warf noch einen prüfenden Blick auf Trish, die sich, nach dem sie zurück waren, hingelegt hatte und verließ leise das Zimmer.

Als er die Haustüre geöffnet hatte, musste er überrascht feststellen, dass es sich bei dem Besuch um Natasha und Lena handelte.

„Hey Keith“, lächelte Lena fröhlich, bevor sie mit Natasha das Haus betrat und ungebremst drauf los redete.

„Wo hast du Trish gelassen? Ich weiß, wir sind spät, aber Tasha kam nicht in die Gänge.“

Neckend boxte Natasha ihrer Freundin gegen den Arm.

„Das ist überhaupt nicht wahr. Außerdem sind es nur zehn Minuten.“

Schweigend schloss Keith die Haustüre und blickte stumm zu den beiden Mädchen.

„Keith? Alles okay? Du bist so schweigsam.“

Ertappt drehte er den Kopf zur Seite.

Er hasste es. Es war jedes Mal das gleiche.

Natasha musste einen sechsten Sinn für die Gefühle ihrer Mitmenschen haben. Sie war immer die Erste, die merkte, wenn etwas nicht stimmte.

Er sah ihr direkt in die Augen. Wusste nicht, was er sagen sollte. Er wollte nicht lügen, das war nicht seine Art, aber wie sollte er ihr das erklären?

„Trish schläft. Es geht ihr nicht sonderlich gut.“

„Keith! Raus jetzt mit der Sprache. Ich sehe dir an, dass du uns etwas verschweigst!“ Wütend blickte die Russin ihren Gegenüber an und stemmte vorwurfsvoll die Hände in die Hüften. Lena stand daneben und sah verwirrt zwischen den Beiden hin und her.

„Kam es schon in den Nachrichten?“

„Was?“

Irritiert blickte Lena den Älteren an, sie verstand nicht, auf was er hinaus wollte.

„Das Mädchen, das gestern an der Sporthalle gefunden wurde.“

„Ja, das hab ich gesehen. Armes Ding, ich frage mich, wer sowas tut. Und mir tut auch die Person, die das Mädchen gefunden hat, leid. Ich würde da nicht tauschen wollen.“,

Als Keith daraufhin schwieg begann es in ihrem Kopf zu arbeiten.

„Hat Trish etwa…?“ sie blickte ihm genauso ungläubig entgegen, wie sie es ausgesprochen hatte.

Auch Lena schien endlich zu kapieren, auf was Keith hinaus wollte und starrte entsetzt zu ihm.

„Das… das kann unmöglich dein Ernst sein.“

Heftig schüttelte Natasha den Kopf, wollte die Gedanken aus ihrem Kopf vertreiben. Sie hoffte inständig, dass er ihr gleich sagen würde, dass er sie auf den Arm genommen hatte. Als von ihm keine Reaktion kam, wandte sie den Kopf zu Lena, die entgeistert da stand und das Ganze auf sich wirken ließ.

„Doch“, murmelte Keith und betrachtete eingehend die Faserung des Holzbodens.

Es herrschte eine Weile Schweigen im Flur, bis Natasha sich wieder fasste.

„Okay. Wir gehen jetzt am Besten. Morgen wollten wir bei uns Grillen. Melde dich, wenn du weißt ob ihr kommt, okay?“

„Mach ich.“

Er öffnete die Tür, um die beiden Mädchen hinaustreten zu lassen und verabschiedete sich. Einen Moment blieb er unschlüssig im Flur stehen, bis er beschloss nach Hause zu gehen, sonst würden sich seine Eltern fragen, wo er blieb.

Er schrieb auf einen kleinen Zettel eine Notiz und legte diesen oben auf Trishs Nachtkästchen, gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn und verließ kurz darauf das Haus.
 


 

Es war nach 19 Uhr, als Trish erwachte und verwundert feststellte, dass sie alleine war.

Irritiert sah sie sich in ihrem Zimmer um und fand den kleinen Zettel auf ihrem Nachtkästchen. Sie las die wenigen Zeilen, ehe sie mit einem Seufzen aufstand, sich die Haare richtete und nach einem Blick auf die Uhr beschloss, nachzusehen, ob ihr Bruder zu Hause war.

Sie musste mit ihm reden. Jetzt.

Er war der Einzige, der ihre Fragen beantworten konnte. Sie verließ das Haus und lief um die Ecke, wo die Treppen zur Kellerwohnung ihres Bruders führten.

Sein Wagen war nicht zu sehen, aber es war möglich, dass dieser in der Garage stand und deshalb klingelte sie.

Kurze Zeit später wurde die Tür von Daniel geöffnet, der sie überrascht ansah.

„Trish. Wie geht es dir?“

„Hab mich schon besser gefühlt“, murmelte sie, als er sie eintreten ließ und die Wohnungstüre schloss.

„Ich wollte gerade duschen gehen. Ich brauch nicht lang.“

„Okay, ich warte.“

Er nickte und verschwand dann im Bad. Das Rauschen des Wassers versicherte ihr, dass er beschäftigt war, deswegen schlich sie sich in sein Arbeitszimmer. Zu jedem Fall gab es eine Akte. Sie schob die angelehnte Türe mit einem Quietschen auf und sah sich suchend im Raum um. Augenblicklich fiel ihr die offene Mappe auf, die auf seinem Schreibtisch lag und in der sich mehrere Bilder befanden. Sie ging zum Tisch und besah sich die Fotos näher.

Übelkeit überkam sie.

Das war sie. Das war das Mädchen vom gestrigen Abend.

Trish lief es eiskalt den Rücken hinunter. Wie sie dort lag, auf dem metallenen Tisch, ein dünnes, weißes Laken bedeckte ihren geschundenen Körper und ließ nur ihr bleiches Gesicht unverhüllt.

Das Herz schlug Trish bis zum Hals. Sie spürte das Adrenalin durch ihren Körper schießen und ihr Blut, das in ihren Ohren rauschte.

Mit zittrigen Fingern griff sie nach den Bildern und sah sie durch. Es folgten mehrere vom Körper des Mädchens. Die teilweise tiefen Schnittwunden waren sauber ausgewaschen und kein Blut rann mehr aus ihnen. Die vielen Hämatome waren dadurch noch deutlicher zu erkennen, da die Haut mittlerweile leichenblass war. Sie schluckte schwer und legte die Bilder bei Seite, da sie spürte wie ihr der Brechreiz die Kehle hochstieg. Er fesselte sie regelrecht und sie musste sich zusammenreißen, sich nicht direkt zu übergeben.

Mit viel Mühe schaffte sie es, die Bilder hinzulegen und einen Blick in den Obduktionsbericht zu werfen.

Elena Wasilenko.

So hatte sie also geheißen. Erneut kämpfte sie gegen den gegenwärtigen Brechreiz an.

„Trish! Was tust du da?“

Die aufgebrachte Stimme ihres Bruders ließ sie mächtig zusammenzucken und ruckartig den Kopf in seine Richtung wenden.

Sie war unfähig, etwas zu sagen. Es ging nicht, sie war wie versteinert.

Mit schnellen Schritten lief er auf seine Schwester zu und nahm sie an den Schultern.

„Trish, du darfst da drin nicht lesen. Das ist Polizeisache. Und es tut dir nicht gut, wenn du dich noch mehr damit auseinandersetzt. Versuche abzuschließen und überlasse der Polizei alles Weitere.“

Vehement schüttelte sie den Kopf.

„Nein. Du musst mir sagen, was er mit ihr gemacht hat!“

Tränen schossen ihr in die Augen.

„Trish, das kann ich nicht. Das darf ich nicht.“

„Das ist mir egal. Ich muss wissen, was passiert ist. Sonst kann ich damit nicht abschließen. Das beschäftigt mich sonst auf ewig.“

Lange sah er ihr abschätzend in die Augen, als wolle er herausfinden, was das Beste für sie war.

„Das kann die Ermittlungen beeinträchtigen. Und das willst du doch genauso wenig wie ich, oder?“

„Nein, Daniel. Aber ich will abschließen können. Und das kann ich am besten, wenn ich weiß, was passiert ist.“

Er schüttelte widersprechend den Kopf.

„Das denke ich nicht. Das wird es nur schlimmer machen.“

„Bitte. Versteh mich doch. Nach dem was gestern passiert ist, will ich Antworten. Und die kannst du mir geben.“

Daniel schien einen Augenblick darüber nachzudenken.

„Das kann mich meinen Job kosten, das weißt du? Kein Wort an die Öffentlichkeit.“

„Klar“, nickte sie sofort.

„Sie hieß Elena Wasilenko und ist mit ihrer Familie vor gut zwei Jahren aus Russland hier her gezogen. Ob sie ein Zufallsopfer war, weiß ich nicht und über ihr Verschwinden ist ebenfalls noch nichts bekannt. Wir wissen auch nicht, wo sie festgehalten wurde, bis jetzt.“

Sein Blick durchbohrte sie, doch Trish hielt ihm wissbegierig stand.

„Jedenfalls musste der Täter mit ziemlicher Gewalt vorgegangen sein. Die Hämatome an ihrem Körper zeigen deutliche Spuren von stumpfer Gewalteinwirkung. Dadurch wurden ihr mehrere Rippen, das Schlüsselbein und das linke Schulterblatt gebrochen. Die Schnittwunden sind größtenteils nicht tief und damit nicht tödlich gewesen. Sie dienten der Machtausübung auf das Opfer. Die Schnittwunden, die quer über ihr Becken und längs bis in den Intimbereich führen, waren allerdings tödlich. Sie ist verblutet.“

Daniel hatte sich warmgeredet und dabei vollkommen vergessen, dass es sich bei seinem Gegenüber um seine Schwester handelte.

Trish schluckte hart. Sie konnte sich nicht vorstellen, welche unbeschreiblichen Qualen dieses Mädchen ausgestanden haben musste.

„Außerdem wurde sie vergewaltigt.“

„Aber sie war vollkommen bekleidet, als ich sie fand.“

„Ich weiß. Das gab uns ebenfalls zu denken. Wir vermuten, dass es Absicht war. Dem Täter war es wichtig, sein Opfer anzukleiden.“

Trish schwieg daraufhin und ließ das Gesagte auf sich wirken.

Eine lange Weile herrschte Schweigen im Raum, bis Daniel erneut seine Stimme erhob.

„Da ist noch etwas.“

Sie blickte ihn fragend an. Trish konnte sich nicht vorstellen, was jetzt noch kommen könnte, was noch grausamer sein könnte, als das Gehörte.

„Sie war schwanger.“
 


 

to be continued...

by Fairytale_x3

hidden

Kapitel 3: hidden
 

Mittwoch
 

Müde schloss Daniel die Augen und versuchte ein lautes Gähnen zu unterdrücken. Sarah saß neben ihm am Steuer, den Blick nahezu verbissen geradeaus gerichtet. Er wusste, dass sie seine Schwester am gestrigen Mittag vernommen hatte und ihr Blick sagte ihm, dass sie aus diesem Gespräch nicht schlauer geworden war.

Sarah war in seinem Alter. Gemeinsam hatten sie die Polizeischule besucht und zählten zu den jüngsten Detectives. Nichtsdestotrotz war sie gut, das musste er ihr zugestehen, auch wenn ihn ihre Sturheit zeitweise in den Wahnsinn trieb. Anfangs hatten sie sich nicht verstanden und waren fast täglich aneinander geraten, mittlerweile kamen sie aber gut miteinander aus und waren ein eingespieltes Team.

Prüfend wandte die Blonde den Kopf zu ihrem Partner und zog abschätzend eine Augenbraue in die Höhe. Er wusste, was jetzt kommen würde und innerlich seufzte er ergeben auf.

„Warum so müde? Bist du zu spät ins Bett gegangen?“

„Nein, Mama. Ich hatte Stress mit dem Freund meiner Schwester.“

Und was für einen er gehabt hatte. Kurz nachdem Trish die Wohnung verlassen hatte, war Keith aufgetaucht, hatte wie verrückt an seine Haustür geschlagen und geschrien, er solle sofort die Tür aufmachen. Die restliche Auseinandersetzung lief nicht ganz gewaltfrei ab und er war froh, dass er nur eine blutige Nase abbekommen hatte und kein Veilchen. Dann wäre er in große Bedrängnis geraten. Sarah sah alles.

Und das nur, weil er nachgegeben hatte.

„Oh oh, hast du den großen Bruder raushängen lassen?“

Er sah das spöttische Grinsen, das sich um ihre Mundwinkel zog, ohne hinzusehen und grummelte leise.

„Nein, hab ich nicht.“

„Und warum müsst ihr euch dann gleich prügeln?“

Er stutze und drehte den Kopf irritiert zu Sarah.

„Woher weißt du das?“

„Ich hab's nicht gewusst. Ich hab es vermutet.“

Ihr Grinsen wurde noch breiter, während er sich innerlich für seine Unachtsamkeit ohrfeigte.

„Nicht böse sein. Aber anders bekommt man aus dir nichts raus.“

Entschuldigend lächelte sie ihm entgegen, doch er sah in ihren Augen die Freude darüber, dass sie ihn erwischt hatte.

„Egal jetzt. Lass uns das Thema wechseln.“

„Och, warum? Es fängt gerade erst an interessant zu werden.“

„Sarah!“

„Ist ja gut“, beschwichtigte sie, konnte aber nicht aufhören zu grinsen.
 

Wenig später rollte der Wagen auf den Parkplatz der Sporthalle, die aufgrund der Ermittlungen weiträumig abgesperrt war. Der Himmel war wolkenlos und die Sonne stach herunter.

Ein wenig taten Sarah die Leute von der Spurensicherung leid, die in dieser sengenden Hitze arbeiten mussten und das in weißen Schutzanzügen, unter denen ein tropisches Klima herrschen musste.

„Morgen“, grüßte Sarah die Anwesenden, den Blick prüfend über den Tatort schweifen lassend.

Weiße Kreide zierte den Boden und bildete die Umrisse des Opfers, das dort gelegen hatte.

„Gibt’s was Neues?“

„Ja, das Opfer kam vermutlich aus dem Gebäude.“

Daniel zog eine Augenbraue hoch und auch Sarah horchte sofort auf.

„Und woher wissen Sie das?“

Der Mann zeigte auf ein zerbrochenes Kellerfenster am hinteren Teil des Gebäudes.

„An dem Fenster dort hinten befindet sich Blut. Eine Probe davon ist auf dem Weg ins Labor.“

Daniel nickte, nahm sich eine Taschenlampe und ging, gefolgt von Sarah, zu der Stelle, auf die der Mann zeigte. Er kniete sich nieder und leuchtete in den dunklen Raum, der voll mit Regalen und kleineren Schränken stand, in denen allerlei Gerümpel lag. Auf dem Boden fand sich eine Stelle mit verwischtem Blut.

„Auf dem Boden befindet sich Blut. Ich vermute, es stammt vom Opfer. Egal wer es weg gewischt hat, er hat sich nicht sonderlich viel Mühe gegeben. Komm, wir sehen uns mal um!“

Sarah nickte, zog sich Gummihandschuhe über und stieg dann vorsichtig durch das schmale Fenster in den Raum, darauf bedacht sich nicht an den scharfen Kanten der Glasscherben zu schneiden, die noch im Fensterrahmen steckten.

„Hier unten scheint seit Jahren niemand mehr geputzt zu haben, glaubst du die Räume werden noch benutzt?“

Daniel schüttelte den Kopf.

„Nein, ich denke nicht.“

Er durchquerte den Raum und öffnete die Türe, die mit einem lauten Knarren nachgab.

„Gibt’s hier kein Licht?“

Sarah folgte Daniel aus dem Raum und tastete sich an der kühlen Wand entlang. Tatsächlich fand sie einen Lichtschalter. Mit einem Klicken legte sie ihn um, doch es blieb absolut dunkel in dem Gang.

„Na super. Egal, lass uns weiter gehen.“

Wenig erfreut über das fehlende Licht lief sie den dunklen Korridor nach rechts entlang, da sich links die Treppe ins Erdgeschoss befand und leuchtete die einzelnen Räume nacheinander ab. In ihnen befanden sich alte Turngeräte, Regale und Schränke, die mit Bällen aller Art und ähnlichem voll standen. Alles wurde von zentimeterdicken Staubschichten bedeckt und der muffige Geruch bestätigte Sarah in ihrer Annahme, dass dort unten seit Ewigkeiten niemand mehr geputzt hatte. Im letzten Raum befand sich der Heizkeller, doch außer der Tatsache, dass er sich im selben dreckigen Zustand wie die Räume davor befand, war nichts Auffälliges zu erkennen.

„Nichts, aber wie kann das sein? Haben wir etwas übersehen?“

„Es gibt keinerlei Blutspuren, im ersten Raum waren welche, gut verwischt aber noch sichtbar. Vielleicht sind wir auf dem falschen Weg, Sarah.“

Die Blonde zog ein nachdenkliches Gesicht und nickte dann.

„Du hast du wohl recht, lass uns noch mal zurück gehen.“

„Okay.“

Suchend leuchteten die beiden den Raum mit ihren Taschenlampen ab, dessen Regale und Schränke ihn unscheinbar wirken ließen.

Daniel wollte resigniert den Kopf schütteln, als Sarah reagierte.

„Da, der Holzschrank! Irgendwas ist komisch an ihm.“

Er zog eine Augenbraue in die Höhe und blickte sie fragend an.

„Was soll mit ihm nicht stimmen?“

„Er steht schräg.“

Zielstrebig ging Sarah auf den alten Eichenschrank zu und leuchtete in den großen Spalt.

„Da ist eine Tür. Der Abstand zwischen Schrank und Tür ist groß genug, dass ein zierliches Mädchen durchpasst, am Rahmen und an der Innenseite der Tür sind blutige Handabdrücke. Hol die Kollegen von der Spurensicherung, ich gehe rein und sehe mich um.“

Sarah öffnete die Tür und drückte sich vorsichtig durch den engen Türspalt ohne dabei etwaige Spuren zu verwischen. Der Raum, in dem sie sich befand, wirkte auf sie noch kleiner und erdrückender, als all die andern davor. Der beißende Geruch von Blut stieg ihr in die Nase und vermischte sich mit dem modrigen, der in der Luft lag.

Angewidert verzog sie das Gesicht, als sie mit ihrer Taschenlampe durch den Raum leuchtete. Über den kompletten Boden war Blut verteilt. Und scheinbar hatte dort noch niemand versucht, die Spuren zu verwischen, was sie stutzen ließ.

Was für einen Sinn brachte es, äußerliche Spuren halbherzig zu beseitigen, den eigentlichen Tatort aber nicht?

Was sie noch mehr verwunderte, war die Tatsache, dass das Zimmer absolut leer stand. In allen anderen Räumen befanden sich Regale und Schränke, teilweise Turngeräte, aber keiner war leer.

Und wieso stand der Schrank direkt vor der Tür? Die Stimmen der sich nähernden Männer ließen sie aus ihren Gedanken schrecken.

„Hier ist es“, erklärte Daniel, als er den Vorraum betrat.

Einer der Männer nickte und fotografierte alles bis ins kleinste Detail, bevor sie den Schrank beiseite schoben und den kleinen Raum dahinter betraten.

Sarah merkte ihnen sofort an, dass sie der Anblick nicht kalt ließ. An vieles gewöhnte man sich in diesem Job, außer an das, was einen vor Ort erwartete. Das war wie Russisch Roulette, mal war es verhältnismäßig harmlos, ein anderes Mal ließen einen die Bilder wochenlang nicht mehr schlafen.
 

Als sie den Parkplatz betraten, entdeckte Daniel Alex, der ein Stück entfernt stand und sich mit zwei Polizisten unterhielt. Alex war ihr Vorgesetzter und damit für alles verantwortlich, was sich abspielte. Sein Alter von 45 Jahren sah man ihm nicht an, das dunkelblonde Haar war kurz geschnitten und nach oben frisiert, sein Gesicht länglich und ein kleiner drei Tage Bart zierte sein Kinn. Seine stechend blauen Augen waren anziehend und ließen ihn noch attraktiver wirken, als er ohnehin schon war. Fand zumindest Sarah.

Sie machte keinen Hehl daraus, dass er ihr gefiel, auch wenn er vergeben war und zu ihrem Missfallen kein Interesse an ihr zeigte.

„Daniel, Sarah, wo habt ihr gesteckt? Ich warte seit zehn Minuten auf euch!“

Der Ton, den Alex anschlug, zeigte deutlich sein Missfallen über das Fehlen der Beiden.

„Wir haben den Tatort gefunden. Die Spurensicherung ist drinnen“, erklärte Sarah stolz mit einem triumphierenden Grinsen im Gesicht.

„Und wer hat euch Pappnasen erlaubt, ohne mein Zustimmen den Tatort zu suchen?“

Seine Stimme war von Wut verzerrt.

„Wir haben ihn gefunden und damit die Ermittlungen voran getrieben“, beschwichtigte Daniel.

„Ja ja. Die Eltern des Mädchens habe ich immer noch nicht erreichen können, kümmert ihr euch darum und jetzt geht und vernehmt den Hausmeister“, grummelte Alex zurück und ließ die beiden stehen.

Daniel schüttelte über das Verhalten seines Chefs den Kopf. Er konnte nicht nachvollziehen, was Sarah an ihm fand. In seinen Augen war er ein arrogantes, selbstverliebtes Arschloch, das keinen Respekt vor Frauen hatte.

„Komm, machen wir was er von uns verlangt, bevor es noch mehr Ärger gibt.“

Sarah hatte den Blick gesenkt und sich auf den Weg ins Gebäude gemacht.

Daniel war bewusst, dass Alex’ Reaktion sie verletzt hatte. Egal was sie tat, in Alex’ Augen war sie nur eine Frau. Und Frauen gehörten nicht zur Polizei, sondern in die Küche an den Herd.

„Ja, ich komme.“
 

Sarah hasste es. Dieses Rollenspiel à la guter Polizist, böser Polizist nervte sie extrem. Vor allem, da sie als Frau die Rolle des Guten aufgedrängt bekam, obwohl sie der Ansicht war, diese würde besser zu Daniel passen. Er war eindeutig der Ruhigere von beiden. Während sie hitzköpfig war und schnell überreagierte, blieb er besonnen und ruhig.

Und der Hausmeister, der sie ihrer Meinung nach für blöd verkaufen wollte, machte ihre Situation nicht besser. Gut, dass im Moment Daniel dran war mit Fragen stellen und sie sich im Hintergrund halten konnte.

„Also noch mal Mr. …?“

„Anderson.“

„Anderson, richtig. Wo waren Sie am Tatabend gegen 21 Uhr?“

„Zu Hause, das habe ich doch bereits gesagt.“

„Irgendwelche Zeugen?“

„Nein, meine Frau war länger arbeiten und meine Kinder sind erwachsen und außer Haus.“

„Das bedeutet, sie haben für diese Zeit kein Alibi.“

Es war mehr eine Feststellung als eine Frage, die Daniel in den Raum stellte.

Der Mann nickte widerwillig.

„Aber Sie müssen mir glauben, ich habe dem Mädchen nichts getan.“

Sarah stieß sich von dem Tisch ab, gegen den sie sich gelehnt hatte und ging langsamen Schrittes durch den Raum.

„Werden die Kellerräume noch genutzt?“

„Nein, sie dienen nur als Abstellraum. Nicht mal ich gehe da runter, wenn es nicht sein muss.“

„Also wird da unten auch nicht geputzt?“

„Nein, das lohnt sich nicht.“

„Und wer hat alles Zugang zum Keller?“

„Ich bin der Einzige der einen Schlüssel besitzt.“

„Und Sie sind sich sicher, dass sich kein anderer Zugang verschaffen konnte?“

„Wenn er nicht gerade einbricht, würde ich sagen nein.“

„Das ist Quatsch, was Sie uns da versuchen weißzumachen und das wissen Sie.“ Bedrohlich lehnte Daniel sich über den Tisch.

„Im kompletten Gebäude wurden keinerlei Einbruchsspuren entdeckt und dort unten hat jemand versucht Blut zu verwischen, wer soll das gewesen sein, wenn nicht Sie, hm?“

Mr. Anderson zuckte eingeschüchtert die Schultern.

„Gehen wir mal davon aus, ich glaube Ihnen. Fällt Ihnen jemand ein, der sich Zugang zu dem Schlüssel verschaffen könnte?“, fragte Sarah daraufhin.

Erneut folgte ein Kopfschütteln.

Daniel seufzte ergeben auf.

„Gut, dann können Sie jetzt gehen. Halten Sie sich für weitere Fragen bereit und verlassen Sie in den nächsten Wochen nicht die Stadt, kapiert?“

„Ja, Sir“, murmelte er ihm entgegen, ehe er Sarah noch zunickte und anschließend das Zimmer verließ.

„Glaubst du ihm?“

Sarah schüttelte entschieden den Kopf.

„Kein Wort.“
 

Trish saß, das kleine Handy ans Ohr gepresst und mit ernster Miene stur aus dem Fenster starrend, auf dem Fensterbrett und nestelte nervös an ihrem Sommerkleid.

„Ja, Ivan, wirklich. Mir geht es besser.“

Seit knappen zehn Minuten, versuchte sie ihrem besten Freund klarzumachen, dass sie sich von dem Schock erholt hatte, doch dieser blieb hartnäckig und sie wusste auch wieso: Er kannte sie zu lange, um ihr solche Aussagen über ihr Befinden ohne mehrfaches Nachhaken abzunehmen. Und wenn sie darüber nachdachte, hatte er auch allen Grund dazu. Es stimmte, den Schock hatte sie überwunden und die Bilder kreisten ihr auch nicht mehr ununterbrochen im Kopf, dennoch belastete sie das Geschehene weiterhin.

„Trish, du kannst ehrlich zu mir sein. Ich weiß, dass es dir mit Sicherheit nicht so gut geht, wie du behauptest. Das ist vollkommen verständlich.“

Sie schwieg einen langen Moment, in dem sie gewaltsam versuchte ihre Fassung zu wahren und nicht in Tränen auszubrechen. Keith konnte jeden Augenblick vom Duschen zurückkommen und das Letzte, was sie wollte, war, dass er sich Sorgen um sie machte. Und das würde er mit Sicherheit tun, würde er sie so sehen.

„Wieso? Wieso werde ich das verdammte Gefühl nicht los, versagt zu haben?“ Ihre Stimme klang brüchiger, als sie es gewollt hatte und mit einer schnellen Handbewegung wischte sie sich mehrfach über das Gesicht, als sich die ersten Tränen ihren Weg suchten.

„Du hast nicht versagt. Wie kommst du auf die Idee?“ Ihr bester Freund klang verwirrt und sie konnte sich vorstellen, wie er auf seinem Bett lag, was er oft tat, wenn sie telefonierten, und fragend die Decke anstarrte.

„Das Mädchen ist gestorben“, warf sie ein, während weiterhin die Tränen in kleinen Rinnsalen über ihre Wangen flossen und sie ununterbrochen versuchte diese wegzuwischen.

„Aber doch nicht deinetwegen!“

„Doch, verdammt! Ich stand erst einmal nur da und habe versucht, mich zusammenzureißen, weil mir von dem Blutgeruch schlecht wurde und der Anblick einfach grausam war. Dann ging alles so schnell und ehe ich mir wirklich bewusst wurde, was ich noch tun könnte, nachdem ich den Notarzt alarmiert hatte, war sie schon gestorben. Du… Du hast das nicht gesehen, Ivan. Wie ihr Körper anfing zu krampfen, als sie durch den hohen Blutverlust in einen Schockzustand fiel. Wie sie förmlich gegen den Tod gekämpft hat und letztendlich doch verlor. Du warst nicht dabei. Du hast das viele Blut nicht gesehen, das überall aus den Wunden trat. Es floss in Bächen an ihr hinab!“ Ihre Stimme wurde immer lauter, je weiter sie sich in die Situation steigerte und sie fuhr sich nervös durch die langen braunen Haare.

Am anderen Ende der Leitung herrschte Stille.

„Du hast nicht gesehen, wie sie gestorben ist, Ivan.“

„Aber das war trotzdem nicht deine Schuld, Trish. Hör auf dir das einzureden. Du hast getan, was du konntest und mehr war nicht möglich.“

Einen langem Moment dachte sie über seine Worte nach, bis sie schließlich antwortete: „Vielleicht hast du-…“

„Ich habe recht“, fiel er ihr direkt ins Wort. „Du beruhigst dich jetzt. Ich weiß ganz genau, dass du weinst.“

Mürrisch verzog sie das Gesicht und wischte sich dabei die letzten Tränen aus dem Gesicht. Das war der Nachteil, wenn sie mit Ivan über ihre Probleme redete. Er merkte immer, wenn sie ihn anlog oder versuchte etwas zu vertuschen.

„Ja, ist gut. Tu mir den Gefallen und behalte das für dich, okay? Ich will nicht, dass sich irgendjemand Sorgen um mich macht. Meine Familie und Keith reichen schon. Ich werde behandelt wie ein rohes Ei, vor allem von meinen Eltern, Keith und Daniel zwingen sich dazu, normal zu mir zu sein.“

„Du musst ihre Lage auch verstehen, Trish. Ist doch klar, dass sie sich Sorgen machen.“

„Ich verstehe sie ja. Aber sie mich nicht.“

„Gib ihnen noch etwas Zeit. Sie werden merken, wenn es dir besser geht und dann erledigt sich das von alleine.“

„Was anderes bleibt mir wohl nicht übrig.“

Die Türklinke wurde nach unten gedrückt und Keith betrat, mit nassen zerzausten Haaren, die in alle Richtungen standen, ihr Zimmer. Beschämt drehte sie das Gesicht von ihm weg, als er sie musterte. Natürlich hatte er die Tränenspuren entdeckt.

„Ivan, ich muss jetzt Schluss machen und mich richten. Wir sehen uns nachher.“

Sie verabschiedete sich von ihrem besten Freund und legte auf. Mit einem Satz sprang sie vom Fensterbrett.

„Ich bin noch kurz im Bad.“

Ohne ein weiteres Wort verließ sie schnellen Schrittes den Raum. Er sollte sich keine Sorgen machen. Niemand sollte das.

Im Bad angekommen drehte sie den Wasserhahn mit kaltem Wasser auf und spritzte sich eine Ladung davon ins Gesicht. Resigniert seufzte sie auf, als sie sich selbst im Spiegel betrachtete. Ihre Augen waren rotgeweint, auf ihren Wangen waren die nassen Spuren noch immer deutlich zu erkennen und ihre Haut fühlte sich heiß an. Mit verbissener Miene kramte sie in der Schublade nach Schminke, mit der sie die roten Wangen verdeckte. Nachdem sie auch ihre Wimpern getuscht hatte, blickte sie zufrieden in den Spiegel. So konnte sie das Haus verlassen, ohne dass es sofort auffiel, dass sie geweint hatte. Als sie ihr Zimmer betrat, blickte Keith auf und ein Lächeln schlich sich auf seine Züge.

„Du siehst toll aus.“

„Danke. Bist du fertig?“

„Ja, ich bin soweit.“

Er öffnete die Zimmertür und ließ ihr den Vortritt, ehe er ihr nach unten folgte.

„Mom? Wir gehen jetzt, okay? Ich schlafe heute bei Keith.“

„Geht’s dir gut?“

Der besorgte Blick ihrer Mutter störte sie, genauso wie es sie störte, dass Daniel vor ihnen nicht die Klappe gehalten hatte und Keith war daran nicht unschuldig. Hätte er ihren Bruder in Ruhe gelassen, hätten ihre Eltern das nie mitbekommen. Davon ging sie zumindest aus.

„Ja Mom. Es geht mir gut, okay?“

Sie versuchte nicht genervt zu klingen, auch wenn der Blick ihrer Mutter keinen Zweifel zuließ, dass ihr das nicht gelungen war.

„Tut mir Leid, es war zu viel in den letzten Tagen. Und aus diesem Grund gehen wir jetzt. Ich will mich nicht länger einsperren.“

„Na schön, aber du meldest dich bitte, sollte etwas sein.“

„Ja, mach ich. Bis morgen, ich hab dich lieb.“ Sie gab ihrer Mutter noch einen Kuss auf die Wange und verließ mit Keith das Haus.
 

Mit einem leisen Klacken fielen die Autotüren in das Schloss. Ein leichter Wind wehte und brachte das Laub der Bäume zum Rauschen. Genießend schloss Trish die Augen und sog die frische Luft tief in ihre Lungen. Es tat gut, außer Haus zu kommen und die quälenden Gedanken abzuschütteln.

Ein zufriedenes Lächeln schlich sich auf Keiths Gesicht. Er war froh, dass es ihr wieder gut ging. Es war nicht mal nötig, sie dazu zu überreden mitzukommen.

Hundegebell riss ihn abrupt aus seinen Gedanken und er schreckte hoch. In der Tür erschienen Lena und Natasha, die Beauty an einer Leine mit sich führten.

Beide schienen im ersten Moment überrascht, dies wich jedoch schnell der Freude über ihre Anwesenheit.

„Hey!“

Freudestrahlend kam Lena auf sie zugelaufen und umarmte erst seine Freundin und dann ihn. Beauty rannte ihr nach und zog Natasha mit sich, die nicht schnell genug reagierte und alle Mühe hatte, nicht zu stolpern.

„Trish, Keith, schön euch zu sehen“, begrüßte sie ihre Freunde außer Atem.

„Lena und ich wollten noch kurz eine Runde mit Beauty gehen. Trish, kommst du mit? Es dauert nicht lang.“

„Gerne. Schatz, gehst du vor? Wir sind gleich wieder da.“

Zustimmend nickte Keith und kraulte Beauty am Hals, die aufgeregt zwischen ihnen hin und her sprang.

Trish strich ihrem Freund durch die zerzausten schwarzen Haare und er verabschiedete sich mit einem Kuss auf ihre Wange. Die Mädchen verließen das Grundstück, während Keith im Haus verschwand.
 

Der große Hund lief in wenigen Metern Abstand voraus, blieb stehen und blickte sich nach seinen Begleitern um. Es war ein angenehmer Abend, ohne die Schwüle der letzten Tage.

„Gehen wir ein Stückchen in den Wald“, bot Natasha ihnen an.

„Ja, es ist schön hier. In der Nähe ist ein kleiner See, ich war Ewigkeiten nicht mehr dort. Als ich hierher gezogen bin, ging mein Vater oft mit mir zum Angeln dorthin.“

„Weißt du noch, wo er ist?“

„Ungefähr, wir können die Richtung einschlagen, er müsste weiter westlich liegen.“

Trish hielt sich aus dem Gespräch der beiden heraus und folgte ihnen stumm, ohne auf den Weg zu achten. Es war schön mit ihren beiden besten Freundinnen spazieren zu gehen, das hatten sie lange nicht mehr getan.

Eine ganze Weile liefen sie schweigend nebeneinander her, bis Lena stehen lieb.

„Da vorne ist er“, rief sie erfreut und zeigte in die Richtung. Vor ihnen erstreckte sich, halb durch Gebüsche versteckt, der große See. Mit einem Lächeln im Gesicht lief Lena los. Natasha und Trish folgten ihr auf dem Fuß.

„Er ist noch genauso schön wie früher“, stellte Natasha zufrieden fest, als sie sich in das weiche Gras fallen ließ.

„Ja, wir müssen unbedingt öfter herkommen zum Baden“, pflichtete Lena ihr bei, als sie sich neben ihrer Freundin niederließ.

Trish stand unschlüssig da und blickte auf den See. Es stimmte, sie verband viele schöne Kindheitserinnerungen mit diesem Ort, aber momentan war ihr nicht danach in Erinnerungen zu schwelgen, das brachte den unangenehmen Nebeneffekt mit sich, dass sie auch an das, was passiert war, dachte.

Sie ließ den Blick zu ihren beiden Freundinnen wandern, die im Gras saßen und sich angeregt unterhielten. Dass sie selbst unschlüssig daneben stand, schienen die beiden nicht zu merken, so vertieft waren sie in ihr Gespräch und es überraschte Trish wieder einmal, wie gut sich die beiden mittlerweile verstanden, obwohl sie so unterschiedlich waren. Natashas temperamentvolle Art bildete einen harten Kontrast zu Lenas Besonnenheit. Zu Beginn, als Lena nach Jacksonville gezogen war, hatten sie sich gut verstanden, bis Lena mit Ivan zusammen gekommen war und sich damit alles änderte. Trish erinnerte sich noch gut daran, wie Natasha eines Abends vor ihrem Haus gestanden hatte und ihr vollkommen aufgelöst erzählt hatte, dass Lena es gewagt hatte, etwas mit ihrem Bruder anzufangen. Ivan und Natasha waren immer unzertrennlich gewesen und Natasha hatte lange Zeit gebraucht, die enge Freundschaft zwischen ihr und ihrem Bruder zu akzeptieren, doch bei Lena funktionierte das nicht. Es gab ständig Streit zwischen den Beiden und Trish vermutete, dass sie Angst gehabt hatte, ihren Bruder an Lena zu verlieren, was diese nicht verstehen konnte. Lena hatte oft versucht, Natasha klarzzmachen, dass sie sich nicht zwischen sie und ihren Bruder drängen wollte, was diese nie hören wollte. Irgendwann gab Lena auf und versuchte dem Streit aus dem Weg zu gehen und sich nicht provozieren zu lassen. Es dauerte sehr lange, bis sie Lena duldete und noch viel länger, bis man die beiden wieder als Freunde bezeichnen konnte, deswegen freute es sie umso mehr, dass sie sich ausgesöhnt hatten und sie selbst dadurch nicht mehr ständig im Zwiespalt stand.

In Gedanken versunken blickte sie ziellos auf den See und bemerkte nicht, wie sich Lena und Natasha erhoben.

„Wir sollten uns langsam auf den Weg zurück machen, ich hatte daheim gesagt, wir kommen gleich wieder“, stellte Natasha, nach einem Blick auf die Uhr, erschrocken fest.

„Stimmt, lasst uns zurück gehen. Trish? Kommst du?“

Die Angesprochene schreckte aus ihren Gedanken.

„Was? Ach so, natürlich“, nickte sie dann.

Sie begaben sich auf den Weg zurück und Trish bevorzugte es, stumm hinter den beiden herzugehen, sodass sie beinahe in sie hinein gelaufen wäre, als die beiden abrupt stehen blieben.

„Stimmt was nicht?“ Irritiert blickte sie zu ihren Begleiterinnen.

„Irgendwie sieht hier alles gleich aus“, stellte Lena mit einem leichten Anflug von Nervosität in der Stimme fest.

„Ich glaube, wir sind einen Weg zu früh abgebogen, lasst uns nochmal ein Stück zurückgehen, dann müssten wir richtig sein.“

Durch den zunehmenden Wind begannen die Baumkronen zu rauschen, sodass es schwer wurde, einander normal zu verstehen und allmählich kühlte es ab.

„Wir sollten uns aber beeilen, hier zieht ein Gewitter auf“, mit angsterfülltem Blick starrte Natasha gen Himmel, der von dunkelgrauen Wolken behangen war. Sie hatte schon als Kind unglaubliche Angst vor Gewittern gehabt, am liebstem war sie unter ihrem Hochbett verschwunden und erst wieder heraus gekommen, wenn es vorüber war.

„Dann los“, drängte Lena, während sie sich bereits umdrehte, um die andere Richtung einzuschlagen.

Trish hatte dem Gespräch der beiden stumm zugehört und folgte ihnen nun zurück. Langsam begann sie zu frösteln und verschränkte die Arme vor dem Körper, während sie mit den Händen über ihre Oberarme rieb, um sich selbst zu wärmen.

Nachdem sie knapp zehn Minuten gelaufen waren, stoppte Lena abrupt.

„Vergesst es, wir hätten schon längst wieder an der Weggabelung sein müssen, wenn wir richtig gelaufen wären. Ich würde sagen, wir haben uns verlaufen“, erklärte sie mit gezwungen ruhiger Stimme, doch ihr Gesicht verriet, dass sie langsam die Angst beschlich.

Natasha öffnete den Mund, um ihr zu antworten und schloss ihn im selben Augenblick, als leise das Knacken von Holz zu vernehmen war, was auf Schritte hindeutete. Schritte, die sich in ihrer näheren Umgebung befanden.

Ein beklemmendes Gefühl der Angst schlich sich langsam in sie hinein und lähmte ihr logisches Denkvermögen.

Trish hielt die Luft an und lauschte in den Wald. Sie fühlte sich beobachtet und der Waldweg hatte eine beengende Wirkung auf sie. Nach einem Blick zu ihren Freundinnen fühlte sie sich in ihrer Annahme, dass es den beiden genauso ging, bestätigt.

Beauty reagierte auf das Gehörte mit Knurren und starrte in gespannter Haltung und mit gesenktem Kopf in die Richtung, aus der die Geräusche kamen.

Die Schritte wurden schneller, gehetzter und das Rascheln von Sträuchern war zu vernehmen.

Das Herz schlug ihnen bis zum Hals, sie spürten das Adrenalin durch ihre Adern pochen und das Blut rauschte durch ihre Ohren.

Einen kurzen Moment war nichts mehr zu hören und Natasha wollte bereits aufatmen und über sich und ihre Phantasie, die einmal mehr mit ihr durchgegangen war, den Kopf schütteln, als ein panischer Schrei die eingekehrte Stille durchbrach.
 


 

to be continued...

by Fairytale_x3
 

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Widmung: sunshishi für die viele Zeit die sie in meine Kapitel investiert hat um mir zu helfen, vielen vielen Dank dafür!
 

-> danke an alle die sich hier zu Wort gemeldet haben, egal ob mit Kritik, Lob oder Anregungen, jeder Kommentar hat mich gefreut. Vielen Dank :)

haunted

Kapitel 4: haunted
 


 

Als Daniel den Wagen am Straßenrand vor dem Haus der Wasilenkos parkte, spürte Sarah, wie das Unbehagen in ihr aufkeimte, das sie jedes Mal ergriff, wenn es darum ging Todesnachrichten an Angehörige zu übermitteln. Aus einem ihr unerklärlichen Grund war es heute noch stärker. Sie wusste nichts über die Eltern, konnte nicht abschätzen, wie sie reagieren würden. Aber sie wurde das Gefühl nicht los, dass diese Familie versuchte ein Bild nach außen zu wahren, welches sie in keinster Weise verkörperte. Der Vorgarten wirkte zu gepflegt, der gepflasterte Weg zur Haustür zu sauber, sogar der Rasen war gemäht und es schien, als hätte man ihn mit einer Nagelschere bearbeitet, so gleichmäßig war er. Alex´ Informationen zufolge, mussten sie erst vor wenigen Stunden von einer Geschäftsreise zurückgekehrt sein. Sarah fragte sich, ob sie sich keine Gedanken darüber machten, wieso ihre Tochter nicht anwesend war.

Das Klacken, das zu vernehmen war als Daniel seine Tür öffnete, riss sie abrupt aus ihren Gedanken.

„Wartest du auf etwas Bestimmtes?“

„Was? Nein, ich war in Gedanken, tut mir leid.“

Beschämt senkte sie den Kopf, um die Röte, die sich auf ihre Wangen schlich, zu verbergen und stieg aus. Er nickte und gemeinsam liefen sie den kleinen gepflasterten Weg entlang.

Er betätigte die Klingel und Sarah zählte in Gedanken die Sekunden bis von innen Schritte zu vernehmen waren und die Tür einen Spalt geöffnet wurde. Zum Vorschein kam eine zierliche blonde Frau, die ihnen irritiert entgegen blickte.

„ Ja bitte?“

„Jacksonville Beach Police. Detective Carter, das ist meine Kollegin, Detective Miller. Wir würden Ihnen gerne einige Fragen stellen. Es geht um Ihre Tochter.“

Daniel hielt seinen Ausweis auf Sichthöhe und die Frau studierte ihn eingehend, bevor sie zustimmte und sie eintreten ließ.

„Wenn Sie mir bitte folgen.“

Sie ging in das geräumige Wohnzimmer des Hauses.

„Nehmen Sie Platz, ich gebe meinem Mann Bescheid.“

Mit diesen Worten verließ sie für einen Augenblick den Raum und Sarah nutzte diese Zeit, um sich umzusehen. Wie sie feststellte, war das Wohnzimmer sehr gepflegt, genau wie der Garten und der Teil des Hauses, den sie bis jetzt zu sehen bekommen hatte. An der Wand hingen mehrere Gemälde und Skulpturen schmückten die Regale, die Sarah auf sündhaft teuer schätzte. Bevor sie die Gelegenheit bekam sich noch weiter umzusehen, betrat Mrs. Wasilenko, gefolgt von ihrem Mann, das Wohnzimmer.

Der ältere Mann nickte den beiden zur Begrüßung zu und setzte sich mit seiner Frau auf das Sofa, welches Sarah und Daniel gegenüber lag.

„Wie kann ich Ihnen weiterhelfen?“

Der sachliche Ton, den er anschlug, ließ Sarah stutzen. Hatten sie noch keine Nachrichten gehört? Oder sich Gedanken darüber gemacht, wo sich ihr Kind befinden könnte?

„Es geht um ihre Tochter“, begann Daniel mit gedämpfter Stimme.

Auch wenn er nicht zum ersten Mal eine Todesnachricht an Angehörige überbrachte, fiel es ihm schwer.

Mrs. Wasilenkos Gesicht nahm augenblicklich besorgte Züge an. Ihr Mann blieb, zu Daniels und Sarahs Verwunderung, völlig emotionslos.

„Was ist mit ihr?“ Die Mutter versuchte ihre Fassung zu wahren und ihre Besorgnis nicht zu zeigen, doch Sarah sah, was in ihr vorging. Sie machte sich Vorwürfe. Ohne zu wissen, worum es ging, machte sie sich bereits Vorwürfe? Sarah blieb keine Zeit, sich darüber größere Gedanken zu machen.

„Es tut mir leid Ihnen das mitteilen zu müssen, aber Ihre Tochter wurde Opfer eines Gewaltverbrechens.“

Sie wartete auf die Reaktionen der Eltern, die vollkommen unterschiedlich ausfielen. Während Elenas Mutter entsetzt die Hand vor den Mund schlug und sich ihre Augen allmählich mit Tränen füllten, blieb ihr Vater regungslos sitzen.

„Sie ist tot“, fügte sie nach einer Weile des Schweigens hinzu und blickte betreten zur Seite.

Sie hasste es Todesnachrichten zu überbringen.

Unangenehme Stille kehrte ein, einzig das leise Wimmern Elenas Mutter war zu vernehmen. Ihr Mann hatte seinen Arm um ihre bebenden Schultern gelegt, seine Miene blieb unverändert. Es schien Sarah, als tat er diese Geste rein aus Anstand, um vor Daniel und ihr nicht negativ aufzufallen. Eine Fiktion wie das Grundstück.

„Sie können sie noch sehen, zur Identifikation“, erklärte Daniel, nach einem Blick zu Sarah, die dankbar war, dass er das Gespräch übernahm.

Mr. Wasilenko zeigte sich einverstanden.

„Wann?“

„Sobald sie von der Gerichtsmedizin freigegeben wurde.“

„Gut. Gibt es außerdem noch Dinge zu besprechen?“

Diese Gleichgültigkeit ließ Daniel stutzen. Der Mann tat, als rede er vom Wetter, nicht über seine Tochter, die Opfer eines Verbrechens geworden war.

„Sie war schwanger. Wussten Sie das?“

Herausfordernd blickte Sarah den Eltern entgegen. Mrs. Wasilenkos Gesicht verzog sich zu einer entsetzten Mine.

„Nein, sie hatte nichts erzählt.“

„War sie oft allein zuhause?“

Die Mutter nickte.

„Wir versuchten es auf ein Minimum zu beschränken, in der Regel war einer von uns beiden zu Hause. Manchmal war es nicht zu vermeiden.“

„Hatte sie einen Freund?“

„Sie brachte vor einiger Zeit einen Jungen mit nach Hause. Ich glaube, er hieß David.“

„David und weiter?“

„Das weiß ich nicht mehr. Edwards oder so ähnlich.“

Daniel spürte wie sein Handy in seiner Hosentasche zu vibrieren begann und verließ mit einem entschuldigenden Blick den Raum. Im Flur angekommen, blickte er auf das Display und zog verwirrt die Stirn in Falten, als er sah wer anrief.

„Trish? Was gibt’s? Du weißt doch, dass du mich auf der Arbeit nur im Notfall anrufen sollst.“

Im Hintergrund war lautes Rauschen zu vernehmen, sodass er Mühe hatte seine Schwester richtig zu verstehen. Ihre Stimme, die sich vor Aufregung überschlug, machte es nicht besser.

„Wo seid ihr? Im Wald?“

Nervös lief er den Flur auf und ab. Irgendetwas schien nicht zu stimmen.

„Trish? Ich hör dich schlecht, du musst deutlicher reden.“

Sein Herz begann schneller zu schlagen und seine Fingerknöchel traten weiß unter seiner Haut hervor, so fest umklammerte er das kleine Telefon und presste es sich ans Ohr, um sie besser verstehen zu können.

„Was? Okay, ihr seht jetzt zu, dass ihr da raus kommt. Wir treffen uns bei Natasha, da seid ihr, oder?“

Das Adrenalin jagte durch seine Adern und versetzte seinen Körper in höchste Alarmbereitschaft.

„Okay. Dann bis gleich.“

Er beendete das Gespräch und ging hektisch ins Wohnzimmer zurück.

„Sarah, wir müssen gehen. Ich erklär es dir auf dem Weg. Mr. Und Mrs. Wasilenko? Sie entschuldigen uns. Wir melden uns, sobald Ihre Tochter von der Gerichtsmedizin freigegeben wurde.“

Sarah sah ihn verwundert an, doch er gab ihr mit einem kurzen Blick zu verstehen, dass sie darüber nicht hier sprechen würden. Sie verabschiedete sich von dem Ehepaar, da sie merkte, wie eilig es Daniel hatte und verließ mit ihm das Haus.
 


 

„Los beeilt euch, ich will raus hier.“

Natasha lief, Beauty hinter sich her ziehend, voran und drängte ihre Begleiterinnen zum schneller Gehen. Nicht nur, dass sie momentan Angst hatte nicht mehr heraus zu finden, es zog ein Gewitter auf und die hasste sie. Davor hatte sie sich als Kind gefürchtet und diese Angst nie überwunden.

Lena drehte den Kopf nervös nach hinten und zur Seite. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass sie jemand beobachtete. Das Grollen wurde lauter und der Wind nahm zu. Durch das Rauschen der Bäume war es unmöglich, einen vermeintlichen Verfolger zu hören, was Lena beunruhigte. Natasha kämpfte mehr mit ihrer Angst vor Gewittern, die sie daran hinderte, rational zu denken, Trish dagegen schien dasselbe wie sie selbst zu empfinden.

Die Tatsache, dass sie sich mitten im Wald befanden, abseits jeglichen Weges, machte es nicht besser. Lediglich ein kleiner Trampelpfad führte sie durch den Wald, der stark verwachsen und kaum erkennbar war. Die einkehrende Dämmerung erschwerte ihnen die Suche nach dem richtigen Weg zusätzlich. Durch das Gestrüpp und die dichten Baumkronen drang kaum noch Helligkeit in den Wald und außer dem schwachen Leuchten ihrer Handydisplays, besaßen sie keine Lichtquellen. Natasha folgte ihren beiden Freundinnen abwesend und versuchte ihre Angst zu unterdrücken, indem sie an etwas Schönes dachte. Dabei vergaß sie auf den Weg zu achten und stolperte über eine verdeckte Baumwurzel. Mit einem entsetzten Aufschrei fiel sie nach vorne und schrammte sich dabei das Knie auf dem unebenen Untergrund auf.

„So eine Scheiße!“, fluchte sie wütend, als Lena ihr auf die Beine half und sie sich den Dreck von den Klamotten klopfte.

„Alles okay?“

„Ob alles okay ist? Wir befinden uns hier in diesem beschissenen Wald und du fragst mich ob alles okay ist? Nein, gar nichts ist okay! Ich will raus hier bevor es anfängt zu regnen! Und endlich nach Hause in mein warmes Bett und meine Ruhe, verdammt!“ Zum Schluss wurde ihre Stimme immer lauter und hysterischer und Lena hörte deutlich die Angst in ihren Worten mitschwingen.

„Jetzt beruhig dich wieder. Glaubst du, uns macht es Spaß hier zu sein? Ich hasse Insekten und nicht richtig sehen zu können, wo sich welche befinden, freut mich auch nicht, aber du musst versuchen einen klaren Kopf zu bewahren.“

Lenas beruhigende Worte verfehlten ihre Wirkung weitgehend, trotzdem nickte Natasha einstimmend.

„So kommen wir nicht weiter, wir sollten uns erst einmal orientieren“, mischte sich Trish in das Gespräch der beiden und stemmte die Hände in die Hüften.

Natasha schüttelte entschieden den Kopf. Wenn sie etwas nicht wollte, dann noch länger in diesem Wald bleiben.

„Das ist nicht unser einziges Problem“, ergänzte Lena. „Ich habe die ganze Zeit schon das Gefühl, dass uns jemand beobachtet. Entweder wir bewegen uns im Kreis oder er folgt uns. Außerdem haben wir alle diesen Schrei gehört.“

„Geht mir genauso. Ich dachte erst, ich bilde es mir ein, aber Lena hat Recht. Lasst uns dem Pfad weiter folgen, ich denke er führt uns zurück auf den richtigen Weg, durch das Gestrüpp zu laufen bringt uns nicht weiter.“

Widerwillig gab Natasha den Argumenten ihrer Freundinnen nach und folgte ihnen weiter durch den verwachsenen Weg. Endlose Minuten vergingen bis sie sich auf einem festen Schotterweg befanden und wenig später am Waldende ankamen. Erleichtert atmeten sie auf, als sie sich auf der Straße befanden. Zu allem Überfluss begann es zu regnen, sodass sie nach kurzer Zeit durchnässt waren.
 


 

Als Daniel und Sarah wenig später im Wagen saßen hielt sie es nicht mehr aus.

„Was ist los?“

„Trish hat angerufen. Sie war mit zwei Freundinnen im Wald, mit dem Hund spazieren, als sie jemanden schreien hörten, es klang nach einer Mädchenstimme.“

„Was?“

Sarah war das Entsetzen darüber ins Gesicht geschrieben und Daniel wusste, dass sie in diesem Moment dasselbe dachte, wie er.

„Ja. Ich habe gesagt, sie sollen den Wald umgehend verlassen. Wir treffen uns bei Natasha daheim. Ich weiß, wo sie wohnt.“

„Denkst du…?“

Er unterbrach sie mitten im Satz: „Ich weiß es nicht, Sarah. Ausschließen können wir es nicht. Wichtig ist jetzt, dass die drei heil zurück kommen. Sobald wir mehr wissen, geben wir Alex Bescheid.“

„Willst du das nicht lieber gleich tun?“

„Nein, das kann jetzt warten.“

„Aber dann wird er sauer. Wie jedes Mal.“

Betrübt drehte sie den Kopf von ihm weg, in der Hoffnung, er erkannte ihren inneren Seelenschmerz nicht. Sie hatte es sich nicht ausgesucht, sich gerade in ihren Chef zu verlieben.

„Sarah, tu mir bitte den Gefallen und lass das nicht zu sehr an dich heran. Ich weiß, wie du fühlst, aber glaube mir, wenn ich sage, dass er diese Gefühle nicht erwidern wird. Du machst dich damit kaputt und das möchte ich nicht.“

Fest presste sie die Lippen aufeinander und nickte schwach. Sie wusste, dass er Recht hatte, auch wenn sie diese Tatsache verletzte. Umso dankbarer war sie, dass sie das Haus der Barikovs erreichten und das Gespräch damit endete. Daniel parkte den Wagen auf dem Hof, direkt hinter Keith’s und stieg hastig aus. Sarah wusste, wie wichtig ihm seine Schwester war und sie konnte verstehen, was momentan in ihm vor ging, obwohl sie keine Geschwister hatte.

Sie folgte ihm zur Haustüre, die kurz nach dem er geklingelt hatte von einem blondhaarigen Jungen geöffnet wurde.

Im Gegensatz zu Daniel, hatte Sarah keine Ahnung wer ihr gegenüber stand.

„Ivan, hallo. Ist Trish zurück?“

„Hallo. Nein, die sind bereits eine Weile weg, wieso?“

„Können wir das drinnen besprechen? Das ist meine Kollegin Sarah.“

Sie lächelte ihm entgegen und reichte ihm die Hand, die er kurz schüttelte.

„Klar, kommt rein“, fügte er hinzu und ließ die beiden eintreten.

Gemeinsam gingen sie durch das Innere des Hauses in den Garten und Sarah war überrascht, wie stilvoll die Räume eingerichtet waren. Im Garten saßen zwei weitere Jungen, die ihnen irritiert entgegenblickten, als sie auf die Terrasse traten. Darunter erkannte sie den schwarzhaarigen Jungen, der am Tatabend bei Trish gewesen war und vermutete, dass es sich um Keith handelte.

„Daniel? Was machst du hier?“

Seine Stimme klang verwundert, ansonsten normal. Sarah fragte sich, ob Daniel übertrieben hatte, als er davon erzählte, dass Keith ihn nicht sonderlich gut leiden konnte.

„Trish hat angerufen. Sie meinte, sie seien im Wald mit dem Hund und hätten jemanden schreien gehört. Es klang nach einem Mädchen. Sie sind auf dem Weg hier her“, erklärte er knapp und versuchte seine eigene Nervosität zu verbergen, während er sich auf den von Ivan angebotenen Stuhl setzte.

„Und da willst du jetzt hier rumsitzen und warten? Vergiss es, ich geh sie suchen.“

Keith erhob sich von seinem Stuhl und wollte bereits durch die Terrassentür verschwinden, als Sarah sich zu Wort meldete und ihn damit aufhielt.

„Hör auf mit dem Blödsinn. Jetzt blindlinks drauf loslaufen bringt überhaupt nichts. Damit hilfst du ihnen auch nicht.“

Er schien einen langen Moment über Sarahs Worte nachzudenken, schüttelte den Kopf und lief ins Haus.

Ivan seufzte genervt, erhob sich und folgte ihm mit schnellen Schritten.

„Keith, lass den Scheiß, Mann!“, brüllte er wütend.

„Wenn du meinst hier dumm rumsitzen zu können, dann ist das deine Sache, Ivan. Ich tue das mit Sicherheit nicht!“, schrie Keith hitzig zurück.

„Sie hat aber recht. Du kommst jetzt wieder mit raus, kapiert?“

Er stellte sich demonstrativ vor die Haustür, um Keith den Weg zu versperren. Dieser blickte grimmig zurück und machte keine Anstalten kehrt zu machen.

„Falls du es vergessen haben solltest, befinden sich meine Schwester und meine Freundin gerade in derselben Situation. Denkst du Patrick und mir ist das egal? Oder Daniel vielleicht? Hör doch nur einmal auf das, was andere sagen und versuch nicht immer direkt mit dem Kopf durch die Wand zu laufen.“

Keith blickte ihm zornig entgegen, gab dann aber nach und folgte Ivan zurück in den Garten.

Daniel sah die Wut in Keiths Augen und seufzte auf. Er konnte verstehen, dass er nicht tatenlos dasitzen wollte. Warten hatte noch nie zu seinen Stärken gehört. Ivan und Patrick schienen genauso wenig begeistert von der Idee zu sein und wenn er ehrlich war, passte es ihm selbst nicht, seine Schwester bei dem Regen draußen umher irren zu lassen.

„Ich rufe sie jetzt an und frage, wo sie sich befinden. Wenn sie noch zu weit weg sind, hole ich sie mit dem Auto, in Ordnung?“

Ohne eine Antwort abzuwarten, suchte er in seiner Jackentasche nach seinem Handy und wählte die Nummer seiner Schwester. Es tutete einige Male, bis sich am anderen Ende der Leitung jemand meldete.

„Trish? Ich bin’s. Wo seid ihr jetzt?“

Nervös spielte er mit dem Reißverschluss seiner Jacke.

„Wir sind aus dem Wald draußen und noch ungefähr einen Block entfernt.“

„Gut, dann bis gleich, beeilt euch.“ Er legte auf und steckte sein Handy zufrieden weg.

„Sie sind auf dem Weg, noch einen Block entfernt.“

„Sehr gut. Wir sollten uns vielleicht nach drinnen begeben, es fängt gleich an zu regnen“, nickte Sarah erleichtert und erhob sich von ihrem Platz. Gemeinsam verstauten sie die Polster und den Sonnenschirm im Haus und räumten den Tisch ab. Wenig später setzte ein starker Platzregen ein.
 


 

Keith folgte jeder von Daniels Bewegungen mit dem Auge. Es machte ihn nervös, wie er unruhig im Raum hin und her lief. Konnte er das nicht lassen und sich einfach setzen wie alle andern auch? Er machte sich schließlich auch Sorgen und musste sich deswegen nicht so aufführen. Er ließ den Blick durch den Raum schweifen, beobachtete Sarah, die nervös die Tischdecke zerpflückte, Ivan, der es bevorzugte Löcher in die Wand zu starren und seine Arme fest verschränkt hielt, um nicht wie Sarah an etwas herum zu spielen. Weiter zu Patrick der unruhig mit dem Fuß auf und ab wippte, was er immer tat, wenn er aufgewühlt war und gelangte letztendlich wieder zu Daniel, der noch immer seine Runden durch das Wohnzimmer drehte.

Es vergingen weitere Minuten, die Keith wie Stunden vorkamen, ehe das Drehen eines Schlüssels im Schloss zu vernehmen war und die drei wenig später triefend nass vor ihnen im Wohnzimmer standen. Alle Blickte richteten sich sofort auf sie und Daniel war der Erste, der reagierte.

„Da bist du ja!“ Keith beobachtete, wie Daniel seine Schwester in seine Arme zog und sie fest an sich drückte, dabei schien es ihm egal zu sein, ob ihre durchnässte Kleidung auch ihn nass machte. Er drückte sie ein Stück von sich und begutachtete sie. Keith tat es ihm vom Sofa aus gleich, doch außer ein paar Kratzern und der verschmutzten Kleidung waren keine Blessuren zu erkennen, was ihn beruhigte.

Sie drehte den Kopf zu ihm und warf ihm einen kurzen Blick zu, den er liebevoll erwiderte, bevor er sich erhob, auf sie zu ging und sie umarmte.

„Mach das bitte nie wieder. Ich hab mir Sorgen gemacht.“

„Tut mir leid, aber uns geht’s gut. Wir würden uns nur gerne erst einmal umziehen, wie du siehst, sind wir alle triefend nass“, erklärte sie, die Umarmung erwidernd.

Keith nickte zustimmend und löste seine Arme von ihren nassen Körper, dann verließ sie mit Natasha und Lena den Raum.

Er überlegte, ob er Daniel um ein Gespräch bitten sollte oder nicht. Sein schlechtes Gewissen begleitete ihn schon den ganzen Tag. Aus diesem Grund trat er auf den Älteren zu, der ihn fragend ansah.

„Kann ich kurz mit dir reden, bitte?“

Er rechnete mit einem ‚nein‘, doch Daniel erhob sich zustimmend und folgte ihm aus dem Raum. Leise schloss Keith die Küchentür und drehte sich dem Älteren zu, der in erwartungsvoll musterte. Musste er ihn so ansehen? Es war schon schwer genug für ihn, sich dazu zu überwinden.

„Ich wollte mich bei dir entschuldigen. Für gestern. Ich war sauer, weil du Trish das erzählt hast.“

„Und das ist ein Grund so zu reagieren?“

„Nein. Deswegen tut es mir leid.“

Beschämt blickte er zu Boden und wartete darauf, was Daniel sagen würde.

„Vergessen wir es. Aber überleg dir das in Zukunft, bevor du handelst. Irgendwann ist auch meine Geduld am Ende.“

Er sah überrascht auf. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Daniel die Sache so schnell vergessen würde.

„Ja, versprochen.“

„Gut.“ Daniel drehte sich um und ging zurück.

Keith sah ihm einen kurzen Augenblick hinterher, schüttelte über sich den Kopf und folgte ihm in das Wohnzimmer, in dem sich die Mädchen frisch umgezogen eingefunden hatten.

Er bemerkte, dass Trish ihn fragend ansah, als er hinter Daniel die Küche verließ. Er gab ihr zu verstehen, dass es sich erledigt hatte und setzte sich dann zu ihr auf das Ledersofa, wo er sie in seine Arme zog.

„Also, jetzt erzählt. Was ist vorgefallen?“

Daniel blickte durch die Runde, bis sein Augenmerk auf seiner Schwester haften blieb. Sie sah zurück und ihr Blick sprach Bände. Wenn sie die Möglichkeit hätte, würde sie schweigen, sein drängender Gesichtsausdruck ließ dies aber nicht zu und sie begann widerwillig zu erzählen. Immer wieder stockte sie dabei und nestelte nervös an ihrem Oberteil. Sie kam sich beinahe so vor wie bei dem Verhör vor zwei Tagen, mit dem einzigen Unterschied, hier mit vertrauten Personen zu reden. Fest umklammerte sie Keiths Hand, die auf ihrer Hüfte ruhte. Inständig hoffte sie, dass sie ihr glauben und sie nicht als verrückt abstempeln würden, weil sie sich verfolgt gefühlt hatte. Einige Male wurden ihre Aussagen von Lena ergänzt, was sie ein wenig entspannen ließ.

„Habt ihr jemanden gesehen?“, fragte Sarah, die einen kleinen Block und einen Stift in der Hand hielt, auf den sie sich Notizen schrieb, nachdem Trish ihre Erzählung beendet hatte.

Lena schüttelte den Kopf.

„Nein, aber wir hatten die ganze Zeit das Gefühl, dass uns jemand folgt, beziehungsweise uns beobachtet.“

„Bis ihr wieder hier gewesen seid?“

„Nein, nur im Wald, nachdem wir diesen verlassen hatten nicht mehr.“

„Und wo ihr euch ungefähr befunden habt, wisst ihr nicht?“

Erneut ein Kopfschütteln. Sarah seufzte resigniert auf.

„Denkt ihr, ihr würdet die Stelle wieder finden, wenn es nötig wäre?“

„Ja, ich denke schon. Wir sind vom geschotterten Weg abgekommen, aber es gab ein Pfad und wir sind an einem Forsthäuschen vorbei gekommen. Das war kurz bevor wir weiter entfernt Schritte gehört haben“, erklärte Natasha, die bis dahin still dagesessen und Beauty am Hals gekrault hatte, die zu ihren Füßen lag.

Sarah schrieb auf ihrem Block mit und warf Natasha einen zufriedenen Blick zu.

„Gut, wir werden jetzt unseren Chef darüber informieren.“

„Mehr geschieht nicht?“

Trish starrte ihrem Bruder ungläubig entgegen und wandte den Blick dann weiter zu Sarah, die zaghaft den Kopf schüttelte.

„Erst einmal nicht, davon gehe ich zumindest aus. Es könnte sich um Jugendliche handeln, die dort rumgealbert haben. Wegen eines vermeindlichen Mädchenschreis wird der Wald nicht durchsucht. Wenn sich jemand bei der Polizei meldet, werden wir uns der Sache genauer annehmen. Es wäre besser, ihr geht jetzt nach Hause und versucht zur Ruhe zu kommen. Für den Fall, dass sich etwas ergibt, werden wir es euch wissen lassen.“

Sarah klappte den kleinen Notizblock zu, schob ihn in ihre Jackentasche und erhob sich.

„Soll ich dich mit heim nehmen?“, fragte Daniel seine Schwester, die den Kopf schüttelte.

„Danke. Ich bleibe bei Keith. Wir gehen jetzt auch besser“, erklärte sie.

„Wir sehen uns die Tage.“

Sie verabschiedeten sich von einander und verließen gemeinsam das Haus.
 


 

Erschöpft stellte Trish ihre Tasche auf dem Boden ab, als sie Keiths Zimmer erreicht hatten und begann darin nach Schlafklamotten zu suchen.

Dabei spukten ihr immer wieder die gleichen Gedanken durch den Kopf. Hatte sie wirklich jemand beobachtet? Oder gar verfolgt? Oder hatten ihnen ihre Sinne einen Streich gespielt und das Erlebte war Einbildung? Und auch wenn sie es nicht wollte, wurde sie das Gefühl nicht los, dass dieses Mädchen etwas mit Elenas Tod zu tun hatte. Was wenn sie die nächste war?

Als sie daran dachte wurde ihr kalt. Das durfte nicht sein.

Ergeben seufzte sie auf und entledigte sich ihrer Klamotten. Daniel würde die Sache aufklären, mit Sicherheit.

„An was denkst du?“

Keiths Stimme brachte sie zurück in die Realität.

„Ich habe mir gerade die Frage gestellt, ob Elena kein Einzelfall war. Ob das Mädchen ein potenzielles nächstes Opfer sein könnte.“

Keith schüttelte den Kopf und schloss sie in seine Arme. „Das ist Polizeisache. Belaste dich nicht unnötig mit solchen Fragen. Sarahs Vermutung ist die Wahrscheinlichste.“

„Und wenn nicht? Wenn Sarah nicht Recht hat und es längst zu spät ist, wenn sich die Polizei der Sache annimmt?“

„Trish, bitte. Sie wissen, was sie tun. Wenn es Zusammenhänge zwischen Elena und diesem Mädchen gibt, werden sie rechtzeitig einschreiten. Das sollte nicht deine Sorge sein, okay?“

Widerwillig stimmte sie zu und er gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

„Ich bin kurz im Bad.“

Als er das Zimmer verlassen hatte, wandte sie sich dem großen Fenster zu und blickte ratlos nach draußen. Das Gewitter hatte sich verzogen und der Himmel war sternenklar. Am Horizont sah man die letzten Strahlen der Sonne, die mittlerweile fast vollkommen von der Dunkelheit verschluckt wurden.

Sie erblickte eine Person auf der gegenüberliegenden Straßenseite, schenkte ihr aber keine größere Beachtung. Lediglich der Hut und die, in die Hosentaschen geschobenen, Hände, wirkten auffallend. Durch die groß gewachsene und korpulente Statur, vermutete Trish einen Mann mittleren Alters. Schnell wandte sie den Blick auf die Häuser, als der Mann zu ihr blickte. Es gehörte sich nicht, andere Leute so zu beobachten.

Nebenbei ließ sie den Tag in Gedanken Review spielen und schauderte leicht, als sie an den gehörten Schrei dachte. Heftig schüttelte sie den Kopf, um die unangenehmen Erinnerungen verschwinden zu lassen. Sie schloss die Arme um sich selbst und atmete tief durch, doch das beklemmende Gefühl verließ sie nicht. Als ihr bewusst wurde, wieso, begann sie zu frösteln. Sie fühlte sich beobachtet, das war der Grund. Sie blickte erneut zu dem Mann, der unter der Laterne auf der anderen Straßenseite stand und schnappte hörbar nach Luft.

Er starrte unentwegt zu ihr hinauf.
 


 

to be continued…

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doomed

Kapitel 5: doomed
 


 

Misstrauisch beobachtete Daniel die Auseinandersetzung zwischen Sarah und Alex. Nun, wenn man es genau nahm, war es eher Alex, der auf Sarah einredete. Die Blonde gab ab und an ein Nicken von sich, aber schwieg die meiste Zeit. Ein Gespräch, wie es beinahe täglich ablief. Egal, was es war, Sarah konnte es ihm nicht recht machen, er hatte immer etwas an ihrer Arbeit auszusetzen. Und wenn etwas schief lief, war sie die Erste, die verantwortlich gemacht wurde.

„Wie oft habe ich euch beiden Gehirnakrobaten eigentlich schon gesagt, dass ich zu informieren bin, bevor ihr auf eigene Faust loszieht?“, wetterte er mit lauter Stimme.

Daniel blieb, im Gegensatz zu Sarah, die den Kopf einzog und verschüchtert die Schultern zuckte, völlig unbeeindruckt.

„Das Erste, was ihr zu tun habt, bevor ihr irgendetwas unternehmt, ist mir Bescheid geben. Verstanden?“

Doch mit dem Nicken der beiden war es nicht getan.

„Und du, Sarah“, er wandte sich der Blonden komplett zu und blickte ihr mit funkensprühenden Augen entgegen, als wolle er sie erdolchen. „Du bist hier die Frau. Sei ein einziges Mal vernünftig. Deine auflehnende Art hat hier nichts zu suchen, kapiert?“

Alex Kopf lief puterrot an, je länger er sich in Rage redete. Getroffen starrte Sarah auf den Boden. Daniel wusste, dass sie in diesem Moment mit den Tränen kämpfte.

„Ich habe gefragt, ob du mich verstanden hast.“

„Ja.“

„Gut. Dann könnt ihr jetzt gehen.“

Daniel wandte sich bereits zum Gehen, als Sarah sich erneut ihrem Chef zuwandte.

„Mehr unternehmen wir nicht? Außer warten?“

„Jetzt hör mir mal zu, Schätzchen. Wenn wir wegen jedem Furz rennen würden, hätten wir viel zu tun. Und dafür ist mir meine Zeit zu kostbar. Ein Mädchenschrei im Wald, das ist kein Grund für ein Polizeiaufgebot. Was hast du an der Polizeischule eigentlich gelernt, außer Däumchen drehen?“

Seine Rede, die er noch hatte weiterführen wollen, wurde von Molly unterbrochen, die nachdem sie geklopft hatte, das offen stehende Büro betrat.

„Entschuldigen Sie die Störung, aber vor kurzem ging ein Anruf von einer Spaziergängerin ein, die im Wald eine Mädchenjacke gefunden hat, an der sich Blut befand. Die Kollegen von der Spurensicherung sind bereits vor Ort und gerade meldete eine Frau eine Vermisstenanzeige.“

Sarah war sich sicher, in Alex Gesicht einen Moment Verwirrung zu sehen. Diese verschwand allerdings genauso schnell, wie sie gekommen war und machte dem gewohnt beherrschten Gesichtsausdruck Platz.

„Gut. Daniel und ich fahren dort hin.“

„Und ich?“

Sarah blickte ihm hoffnungsvoll entgegen.

Er schnaubte verächtlich: „Du nimmst dir die Vermisstenanzeige vor. Und danach kannst du mit Elenas Akte weiter machen, es kamen neue Dokumente an. Falls du es vergessen haben solltest, starb vor zwei Tagen ein junges Mädchen und wir wissen nicht, ob sie das einzige Opfer war.“

Daniel warf Alex einen missbilligenden Blick zu, den dieser gekonnt ignorierte und verließ ohne ein Wort des Abschieds den Raum.

„Soll ich dich nachher mit nach Hause nehmen?“, fragte Daniel seine Kollegin, die, mit ihrer Fassung ringend, aus dem Fenster starrte.

Es verletzte sie unglaublich tief, ständig als fünftes Rad am Wagen behandelt zu werden, dass keinen Respekt verdient hatte.

„Klar“, murmelte sie zurück, ohne den Blick abzuwenden.

„Daniel!“

Alex‘ ungeduldige Stimme hallte durch den Gang ins Büro und der Angesprochene seufzte hörbar auf.

„Ich muss los. Wir reden später.“

Er strich ihr im Gehen kurz über den Arm und verließ schnellen Schrittes das Büro des Chiefs, um diesem nach draußen zu folgen. In ihm brodelte es gefährlich vor Wut. Er mochte seine Kollegin mehr als ihm lieb war und dass sein Vorgesetzter oftmals so respektlos mit ihr umging, passte ihm überhaupt nicht. Molly, die mittlerweile wieder ihren Platz hinter dem Tresen eingenommen hatte, blickte Alex mit einem anklagenden Blick hinterher. Einige Kollegen schüttelten missbilligend den Kopf. Es war kein Geheimnis, dass Sarah zu Alex‘ Lieblingsopfern zählte und es damit nicht leicht hatte – trotzdem sagte niemand etwas. Keiner wollte seinen Zorn auf sich lenken.
 

Schweigend ließ sich Sarah auf den Ledersitz des Büros fallen, schmiss die beiden Mappen, welche sie bei Molly abgeholt hatte, nachdem Alex und Daniel gegangen waren, auf den Schreibtisch und schlug die Erste auf. Abwesend überflog sie die Informationen, ihre Gedanken kreisten dabei um ihren Chef, gegen den sie eine unglaubliche Wut in sich trug. Sie fühlte sich absolut ungerecht behandelt und hegte den großen Drang ihm all ihre Gefühle ins Gesicht zu schreien. Wie sehr sie ihn liebte. Wie es sie verletzte, dass er sie so behandelte. Wie wütend sie über sein Verhalten war. Völlig egal welche Konsequenzen ihr Handeln für sie haben würde. Nach wenigen Zeilen schlug sie die Mappe mit einem wütenden Aufschrei wieder zu und wippte unruhig mit ihrem Fuß auf und ab, die Uhr an der gegenüberliegenden Wand anstarrend. Fest biss sie sich auf die Lippen, um einen Schluchzer zu unterdrücken und wischte sich schnell mit dem Handrücken über die Augen, um die aufkommenden Tränen zu verbergen. Sie hasste es, wenn ihr vor Wut die Tränen kamen und Molly hatte ihre Ohren überall. Sie wusste um Sarahs Seelenleid und auch wenn sie es gut meinte, war sie die Letzte, mit der Sarah im Augenblick reden wollte. Ein letztes Mal wischte sie sich über die Augen, dann schlug sie die Mappe erneut auf und riss sich zusammen. Immerhin war der Fall von höchster Priorität und diese Vermisstenanzeige hing womöglich mit Elena Wasilenko zusammen.

Sie schlug die Mappe mit der Vermisstenanzeige erneut auf und studierte die darinliegenden Informationen genau, anschließend witmete sie sich Elenas Akte.

Sie überflog die ersten Dokumente, darunter die Bilder der Obduktion und der dazugehörige Abschlussbericht, den sie schon kannte. Dann kamen die neuen Dokumente, die erst heute eingetroffen waren. Das Schreiben der Schule, die Elena bereits am vorherigen Freitag als unentschuldigt gefehlt gemeldet hatte und die Mitteilung an ihre Eltern. Sarah stutzte. Scheinbar hatte Elena in den letzten Wochen häufig die Schule geschwänzt, ohne, dass ihre Eltern etwas dagegen unternommen hatten.

„Merkwürdig, davon haben sie uns gar nichts erzählt“, dachte sie bei sich und blätterte weiter. Bei einem Bericht von Elenas Frauenärztin blieb sie hängen.

„Das ist ja äußerst interessant“, murmelte sie vor sich hin, während ihre Augen über die Zeilen flogen und sie wichtige Sätze markierte. Als sie umblätterte fielen ihr einige Ultraschallbilder entgegen. Sie nahm sie an sich und besah sich die Daten genauer.

„16. Schwangerschaftswoche.“

Entsetzt riss sie die Augen auf, als sie das Datum der letzten Ultraschalluntersuchung mit dem des Berichtes verglich und sich bewusst wurde, was das zu bedeuten hatte.
 


 

Die Fahrt verlief schweigend. Daniel bevorzugte es demonstrativ aus dem Fenster zu blicken und somit jede Basis für ein Gespräch direkt im Keim zu ersticken. In seinen Gedanken war er bei Sarah, um die er sich sorgte.

Als sie wenig später die Boulevard Street erreichten, konnte man bereits von Weitem die Leute der Spurensicherung in ihren weißen Anzügen sehen, daneben mehrere Streifenpolizisten, die die Umgebung absperrten. Alex parkte den Wagen am Straßenrand und stieg gemeinsam mit Daniel aus.

„Guten Abend. Chief Jenkins, mein Kollege Detective Carter“, begrüßte Alex den diensthabenden Officer, der ihm die Hand schüttelte.

„Bringen Sie uns bitte zum Fundort.“

Der Mann mittleren Alters nickte bestätigend und führte die beiden in den Wald, dessen geschotterten Weg sie nach kurzer Zeit verließen, um sich durch das Dickicht zu zwängen. Mittlerweile war es absolut dunkel und der Weg ohne Taschenlampen nicht passierbar. Nach einem knapp zehnminütigen Fußmarsch erreichten sie die Fundstelle, die von großen Scheinwerfern beleuchtet wurde. Die Spurensicherung hatte begonnen, den Fundort großräumig abzusperren und die Fundstücke sicherzustellen. Alex nahm die Plastiktüte, in der sich eine Jeansjacke befand, die der Größe nach zu urteilen einem Mädchen gehörte, und begutachtete sie im Scheinwerferlicht.

„Am Kragen und an der Schulter befinden sich Blutspritzer. Vermutlich stumpfe Gewalteinwirkung am Kopf. Anders sind die Spritzer nicht zu erklären, sonst weist die Jacke keine oberflächlichen Merkmale auf.“

Daniel leuchtete die nähere Umgebung ab und suchte am Boden nach Fußspuren.

„Hier müssen sie lang gelaufen sein, das Gestrüpp ist zur Seite gebogen. Höchstwahrscheinlich handelte es sich um zwei Personen. Der Untergrund ist lehmig und die Profile der Schuhe gut erkennbar.“

Er winkte die Spurensicherung zu sich, die den Boden erst fotografierte und die Abdrückte dann mit Gips ausgoss.

„Schickt die Jacke ins Labor, ich will eine Blutprobe und Fotos morgen früh auf dem Schreibtisch haben. Und der Wald ist ab sofort Sperrgebiet. Niemand kommt unbefugt hier rein, bis alle Spuren gefunden sind. Wir können nicht eingrenzen wie weit sie durch den Wald führen“, erklärte Alex an den Officer gewandt, nachdem er die Plastiktüte mit der Jacke zurück zu den Fundstücken gelegt hatte.

Der Angesprochene nickte und gab die Anweisungen per Funk an seine Kollegen außerhalb des Waldes weiter.

„Daniel, wir gehen.“

Der Jüngere erhob sich aus seiner gebeugten Haltung und gemeinsam mit dem Officer verließen sie die Fundstelle und saßen wenig später im Wagen. Auf der Fahrt zurück drehten sich Daniels Gedanken erneut um Sarah. Er hoffte für sie, dass sie es geschafft hatte, in der kurzen Zeit Informationen über die vermisste Person zu bekommen, ansonsten hätte Alex den nächsten Angriffspunkt und das wollte er ihr um jeden Preis ersparen.

Nachdem Alex den Wagen abgestellt hatte, stieg Daniel aus und lief die wenigen Treppen bis zum Eingang hinauf. Sarah lehnte am Tresen und unterhielt sich mit Molly, die Mappe lag vor ihr. Scheinbar schien sie auf ihn zu warten, sie wirkte nervös und ungeduldig. Als sie die Schritte auf dem Parkett wahrnahm, drehte sie den Kopf in seine Richtung und ein Anflug von Freude war auf ihrem hübschen Gesicht zu erkennen, welches im nächsten Moment wieder durch einen gekränkten verdrängt wurde, als Alex hinter ihm eintrat.

Bevor er die Möglichkeit hatte, etwas zu ihr zu sagen, ergriff sie die Initiative und ging samt der Mappe auf Alex zu: „Hier, die wichtigsten Informationen habe ich zusammengefasst. Lesen kannst du ja wohl selbst. Wenn es dem Herrn genehm ist, würden wir jetzt gerne nach Hause. Schönen Abend noch, Molly.“

Sie drückte ihm die Mappe in die Hand und lief an ihm vorbei, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen.
 

Auf dem Hof angekommen, sah er sie vor seinem Wagen stehen und schloss diesen auf, worauf sich die Blonde direkt auf dem Beifahrersitz nieder ließ und die Tür zu schlug. Daniel nahm neben ihr Platz und beäugte sie genauestens, doch sie drehte demonstrativ den Kopf von ihm weg.

„Sarah, was ist los?“

„Später“, wich sie ihm knapp aus.

Mit einem Seufzen startete er den Motor und lenkte den Wagen aus der Einfahrt, um Sarah nach Hause zu fahren.

Als er auf ihre Hofeinfahrt fuhr, kam zum ersten Mal Regung in die junge Frau.

„Möchtest du noch auf einen Kaffee mit reinkommen?“

Diese Frage überraschte ihn, er konnte sich nicht erinnern, wann er Sarahs Wohnung das letzte Mal von innen gesehen hatte, doch er stimmte nickend zu und folgte ihr wenig später in ihre Wohnung. Der Flur war in einem hellen Orange gestrichen und eingerahmte Urlaubsbilder schmückten die Wände. Sarah entledigte sich ihrer Schuhe und legte ihren Schlüssel auf das gläserne Sideboard.

„Geh schon mal ins Wohnzimmer, ich komme gleich“, damit verschwand sie in der Küche und er machte sich daran, das Wohnzimmer zu suchen.

All zu groß war die Wohnung nicht und da zwei der Zimmertüren verschlossen waren, blieb nur noch ein Zimmer links von ihm übrig. Er zog sich seine Schuhe aus und ging dann in den angrenzenden Raum. Die Wände waren in einem Gelbton gehalten und in der Ecke stand eine Lampe, die gedimmtes Licht an die Decke strahlte, als er den Lichtschalter betätigte. Nach dem er sich umgesehen hatte, ließ er sich auf dem großen Ecksofa nieder und wartete, bis Sarah wenig später den Raum mit zwei Tassen Kaffee betrat und ihm eine davon reichte. Sie ließ sich auf dem kleineren Teil des Sofas nieder und starrte in ihre dampfende Tasse. Das Gelesene beschäftigte sie und sie stritt mit sich, ob sie Daniel davon erzählen sollte oder ob sie noch warten sollte, bis Alex mit ihnen darüber sprach. Vorsichtig nippte sie an ihrem Kaffee, dann wanderte ihr Blick zur Wand. Ihren Partner, der neben ihr saß und sie nachdenklich musterte, hatte sie längst vergessen.
 

Daniel beobachtete sie einen langen Moment, bis er zu dem Entschluss kam, dass sie kein Gespräch beginnen würde.

„Also, jetzt sag, was ist los?“

Sie schreckte aus ihren Gedanken und blickte ihn fragend an. „Was soll sein?“

Er verdrehte die Augen und seufzte auf.

„Ich weiß genau, dass dich Alex' Worte vorhin nicht kalt gelassen haben. Das hat so ziemlich jeder mitbekommen.“

Damit hatte er ihren wunden Punkt erwischt, er konnte förmlich sehen, welche Emotionen innerlich abliefen.

„Und wenn schon. Ich kann es nicht ändern, immer überflüssig zu sein.“

„Sarah. Das ist Quatsch. Jeder schätzt deine Arbeit.“

„Ja, Daniel. Jeder. Jeder außer Alex!“

Tränen stiegen ihr in die Augen und ließen sie wässrig schimmern. Schnell wischte sie sie davon. Sie wollte nicht wegen ihrem Chef weinen, das hatte er nicht verdient. Anklagend blickte sie zu ihm und wollte damit verhindern, dass er sah, wie sehr es sie schmerzte. Betreten blickte er zur Seite. Er wusste nicht, wie viele Tränen sie bereits für ihren Chef vergossen hatte, aber keine einzige war er wert. Zumindest in Daniels Augen.

„Ich möchte lediglich einmal, ein einziges verdammtes Mal, ein Lob aus seinem Mund hören und nicht Beleidigungen und Erniedrigungen. Wieso hasst er mich so?“

Die Tränen fanden ihren Weg über ihre Wangen und benetzten ihr dunkelblaues Oberteil.

„Du denkst, er hasst dich?“, stutzte Daniel.

„Ich denke es nicht. Es ist so. Wenn es nach ihm ginge, bräuchte ich überhaupt nicht mehr kommen. Es wäre egal!“

„Ach Sarah.“

Er wusste sich nicht anders zu helfen, weshalb er sie in seine Arme zog und ihr beruhigend über den Rücken strich. Es dauerte einige Zeit, bis das Beben ihrer Schultern nachließ und sie sich aus seinen Armen löste. Beschämt drehte sie den Kopf zur Seite und wischte sich mehrfach über das Gesicht.

„Entschuldige, ich wollte dir nicht deine Zeit mit meinen Problemen stehlen.“

„Blödsinn. Du weißt, dass du jederzeit mit mir reden kannst.“

Sie lächelte ein wenig und nickte zustimmend.

„Danke Daniel, das bedeutet mir sehr viel.“

„Kein Problem. Aber jetzt sollte ich langsam nach Hause, damit du ins Bett kommst, es ist bereits kurz nach zehn.“

Er erhob sich und Sarah tat es ihm gleich.

Sie begleitete ihn zur Tür und verabschiedete sich mit einer kurzen Umarmung, ehe Daniel sich auf den Weg nach Hause machte.
 


 

Unentwegt sah sie zur Straße herunter, auf deren gegenüberliegenden Seite noch immer dieser mysteriöse Mann stand und zu ihr herauf starrte. Es fröstelte sie am ganzen Körper und ein Zittern durchzog sie. Dennoch konnte sie den Blick nicht abwenden. Vollkommen gefesselt von der Situation, bemerkte sie nicht, wie Keith den Raum betrat.

„Schatz? Alles okay?“

Heftig zuckte sie zusammen und fuhr herum, die Augen weit aufgerissen vor Schreck, das Gesicht kreidebleich.

„Trish!“

Mit wenigen großen Schritten ging er durch den Raum und fasste sie an den Schultern.

„Da… Da unten steht ein Mann.“

Er zog irritiert eine Augenbraue in die Höhe und schüttelte leicht den Kopf, dann sah er an ihr vorbei auf die Straße und ließ den Blick suchend umher wandern. Die Straße war verlassen und leer.

„Schatz, da unten steht niemand.“

„Er starrt die ganze Zeit zu mir rauf“, flüsterte sie mit panikerstickter Stimme zurück.

Er sah ein weiteres Mal nach unten, schüttelte verwirrt den Kopf und zog sie vom Fenster weg.

„Die Straße ist verlassen, Schatz.“

Besorgt musterte er ihr bleiches Gesicht.

„Aber gerade stand er dort noch!“

Trotzig verschränkte sie die Arme vor der Brust und sah vorwurfsvoll zu ihm auf.

Die plötzliche Stimmungsänderung überraschte ihn, dennoch versuchte er die Situation zu entschärfen und streichelte ihr sanft über die Wange.

„Das war heute alles ein bisschen viel. Komm, wir gehen runter und dann trinkst du einen Tee und beruhigst dich.“

Ihren Protest ignorierend zog er sie mit sich aus dem Zimmer. In der Küche angekommen, setzte sie sich an den Tisch und beobachtete ihren Freund, wie er Wasser aufsetzte, als seine Mutter den Raum betrat.

„Trish, Liebes, wie geht es dir?“

Ann Robinson war eine hübsche Frau mittleren Alters mit langen, dunkelbraunen Haaren und denselben dunklen Augen. Trish lächelte matt zurück. Jetzt zu lügen, wäre unvorteilhaft, Ann bemerkte jede Lüge.

„Nicht so. Die letzten Tage waren anstrengend.“

Bemitleidend nickte die Ältere.

„Ja, ich habe es in der Zeitung gelesen. Armes Mädchen. Dein Bruder ist an dem Fall beteiligt, oder?“

„Hm. Aber wir sprechen nicht viel darüber.“

Dankend nahm sie die heiße Tasse Tee entgegen, die Keith ihr reichte, bevor er sich neben sie setzte.

„Natürlich. Aber zerbreche dir darüber nicht deinen schönen Kopf. Du konntest nichts dafür.“

Bevor sie weiter sprechen konnte, wurde sie von dem Geräusch der ins Schloss fallenden Haustür unterbrochen.

„Das wird Andrew sein, er musste heute länger in der Klinik arbeiten.“

Trish nickte verstehend. Andrew war Kinderarzt und Chirurg im städtischen Krankenhaus und zählte zu den besten Ärzten der Umgebung. Mit Kindern konnte er unglaublich gut umgehen. Seine knappen 50 Jahre sah man ihm nicht an. Und im Gegensatz zu seiner Frau und seinen Kindern, hatte er dunkelblondes Haar und grüne Augen. Mit einem Lächeln betrat er den Raum und begrüßte seine Frau mit einem Kuss.

„Hallo“, sagte er dann in die Runde und ging zum Kühlschrank, um sich sein Abendessen warm zu machen.

„Wo ist Mandy?“

„Auf einem Geburtstag, das weißt du doch. Sie kommt morgen gegen Vormittag zurück.“

„Stimmt, das hätte ich beinahe vergessen. Momentan ist einfach zu viel los im Krankenhaus. Morgen wird es auch spät, wir haben noch eine Besprechung nach Schichtende.“

Ann seufzte auf: „Ist in Ordnung, dann gehe ich mit Sandra in die Theatervorstellung.“

„Tut mir leid. Ein anderes Mal.“

Er setzte sich ebenfalls an den Tisch und begann mit dem Essen.

„Gehen wir hoch? Ich bin müde.“

Trish erhob sich von ihrem Platz, nachdem Keith eingestimmt hatte, stellte ihre Tasse in die Spüle und wünschte seinen Eltern eine gute Nacht, ehe die beiden die Küche verließen.
 


 

Ein schmerzhaftes Pochen drängte sich unaufhörlich in ihren Verstand und ließ sie gequält aufstöhnen. Das Erste, was sie wahrnahm, als sie langsam zu sich kam, war vollkommene Finsternis, durchzogen von flimmernden Lichtern. Sie blinzelte einige Male, die Lichter verschwanden, die Dunkelheit vor ihren Augen dagegen blieb. Nachdem das schummrige Gefühl aus ihrem Kopf gewichen war, setzte sie sich vorsichtig auf und fasste sich an die Stelle, von welcher der Schmerz ausging. Ruckartig zuckte sie zurück, als ein scharfes Stechen ihre Schläfe durchzog. An ihrer Hand klebte eine Flüssigkeit, die eisenhaltig roch und sie verzog angewidert das Gesicht. Sie hasste den Geruch von Blut, er löste Übelkeit in ihr aus. Ihr Magen begann zu rebellieren und sie presste beide Hände auf ihren Bauch, um den Drang sich übergeben zu müssen zu unterdrücken. Nachdem das Übelkeitsgefühl verschwunden war, wanderten ihre Hände vorsichtig über den Boden und anschließend die Wand entlang, um den faserigen Untergrund zu befühlen. Das Material und die muffige, abgestandene Luft im Raum erinnerten sie an eine alte Hütte, wie ihr Grandpa eine besaß.

Als sie versuchte aufzustehen, sank sie sofort zurück auf den Boden, da die Schwäche durch ihre Gliedmaßen schoss und ihre Beine lähmte. Nach zwei weiteren erfolglosen Versuchen beließ sie es dabei und versuchte stattdessen auf sich aufmerksam zu machen, indem sie um Hilfe rief.

„Hallo? Kann mich jemand hören?“, schrie sie, so laut es ihre trockene Kehle zuließ.

„Ich bin hier!“

Sie horchte in die einkehrende Stille, eine Antwort bekam sie nicht.

Sie brüllte, solange bis ihre Stimme abbrach und nichts als ein heißeres Krächzen ihre Kehle verließ. Dann gab sie es auf. Es hörte sie ja doch niemand. Fest zog sie die Beine an ihren Körper, schlang die Arme darum und bettete ihren Kopf auf ihre Knie. Der pfeifende Wind verursachte ein leises Knarren und sie zuckte erschrocken zusammen. Angespannt lauschte sie und ihr Herz begann schneller zu schlagen als es erneut knarrte, dieses Mal um einiges lauter.

Dann plötzlich Stille.

Erleichtert stieß sie die Luft aus ihren Lungen und schloss die Augen, als etwas mit großer Wucht von außen gegen die Wand knallte. Mit einem Schrei fuhr sie hoch und drückte sich noch fester gegen die Wand, als ein zweiter Knall folgte. Panik begann in ihr zu lodern, züngelte ihren Körper entlang wie Flammen, die unbarmherzig alles zerstörten, was ihnen in den Weg kam und lähmte ihren Körper. Angestrengt rang sie nach Luft. Das Knarren wurde lauter, das Schlagen immer schneller, ihr Herz begann zu rasen und das Blut rauschte in hoher Geschwindigkeit in ihren Ohren.

„Aufhören!“, schrie sie verzweifelt und presste sich die Hände fest an den Kopf, um die Geräusche auszublenden, die sich vermischten und schmerzhaft in ihren Ohren dröhnten.

„Bitte. Aufhören.“

Das anfängliche Schreien ging fließend in Wimmern über. Allmählich fanden Tränen der Verzweiflung ihren Weg über ihre Wangen und benetzten ihre Jeans, dabei wiegte sie ihren Oberkörper vor und zurück, den Blick ziellos ins Leere gerichtet.

Eine ganze Weile saß sie dort und versuchte sich selbst zu beruhigen, als von draußen Schritte zu vernehmen waren. Gespannt horchte sie auf und wagte es sich nicht zu atmen. Das Ächzen des Holzes unter dem Gewicht der Person näherte sich ihr unaufhaltsam. Sie spürte, wie ihr Herz wild zu schlagen begann und ihr eigener Herzschlag drohte das Geräusch zu übertönen.

Angestrengt lauschte sie, versuchte das Rauschen des Blutes in ihren Ohren zu überhören und konzentrierte sich auf die Schritte.

Panisch schnappte sie nach Luft, als ein Schlüssel im Schloss gedreht und die Tür knarrend aufgeschoben wurde.
 

to be continued...

by Fairytale_x3

shelterless

Kapitel 6: Shelterless
 


 

Donnerstag
 

Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie zur Tür und hob reflexartig die Arme vor das Gesicht, um die Augen vor dem hellen Licht, das den Raum durchflutete, zu schützen. Als sie sich an die Helligkeit gewöhnt hatten, ließ sie die Arme sinken und erblickte einen Mann im Türrahmen, der etwas in der Hand zu halten schien.

Mit langsamen Schritten setzte er sich in Bewegung und ging zielstrebig auf sie zu, was sie dazu veranlasste hektisch nach hinten zu rutschen, bis sie an die feuchte Holzwand stieß.

Panisch fixierte sie die Person, verfolgte jeden ihrer Schritte und presste sich dabei fest gegen die Wand, als wolle sie damit erreichen, dass diese unter ihrem Gewicht nachgab und sie flüchten konnte.

Zwanghaft rang sie nach Luft, während der Unbekannte weiter auf sie zu ging und einen halben Meter vor ihr zum Stehen kam. Ohne sie aus den Augen zu lassen, stellte er einen Teller zu Boden und entfernte sich wieder, bis die Tür wenig später ins Schloss fiel und der Schlüssel doppelt gedreht wurde. Als sie realisierte, dass die Tür verschlossen wurde, fing sie aus Verzweiflung und aus Wut erneut an zu schreien, bis ihre Stimme endgültig abbrach und ihr Hals furchtbar brannte. Weinend sackte sie in sich zusammen, kauerte sich in eine Ecke und schluchzte hemmungslos, bis sie selbst dafür zu schwach war. Ihre Gedanken wanderten zu ihrer Familie und ihren Freunden. Sie fragte sich, ob man bereits nach ihr suchte. Sie hatte doch nur einen kleinen Spaziergang machen wollen, um den Kopf freizubekommen, nachdem sie sich so schlimm mit ihrem Freund Steven gestritten hatte. Eine Lappalie hatte wieder einmal dazu geführt, dass sie sich in die Haare bekommen hatten und jetzt saß sie hier in diesem modrigen Raum ohne Licht und ohne zu wissen, wo sie sich befand.

Ihr Vater fragte sich sicherlich wo sie blieb, er sorgte sich wenigstens um sie und ihren Bruder, was man von ihrer Mutter nicht gerade behaupten konnte. Durch ihre langjährige Alkoholsucht hatte sie das Familienleben nachhaltig gestört und sie war sich sicher, dass ihr Vater nur wegen ihr und ihrem Bruder noch bei ihnen lebte. In Gedanken konnte sie sich vorstellen, wie er unruhig im Wohnzimmer saß und auf die Uhr starrte, während er auf ihr Zurückkommen wartete. Dabei versuchte er sich wohl in Gedanken selbst zu beruhigen. Und ihre Mutter? Wenn sie überhaupt gemerkt hatte, dass sie nicht nach Hause gekommen war, wovon sie nicht aus ging, dann war es ihr egal. Sie hatte es vor einigen Jahren aufgegeben, auf Zuneigung ihrer Mutter zu hoffen. Irgendwann hatte sie die wiederkehrende Enttäuschung nicht mehr ausgehalten und hatte es aufgegeben. Ihrem Bruder ging es ähnlich, er sperrte sich in seinem Zimmer ein, um die ständigen Auseinandersetzungen zwischen ihren Eltern nicht miterleben zu müssen und wollte mit niemandem sprechen.

Er und ihr Vater würden alles tun, um sie hier rauszuholen. Dessen war sie sich absolut sicher. Ein beruhigendes Gefühl breitete sich langsam in ihrem Körper aus und sie wurde ruhiger. Mit dem Handrücken wischte sie über ihre verweinten Augen und warf einen skeptischen Blick auf das Essen, das vor ihr auf dem Boden stand. Sie konnte es in der Dunkelheit nicht erkennen, aber als sie den Teller an sich nahm und ihre Finger vorsichtig über den Inhalt glitten, stellte sie fest, dass es sich um ein leeres Brötchen handeln musste. Sie nahm das Glas und nippte daran. Wasser. Was hatte sie auch anderes erwartet? Ein leeres Brötchen und ein Glas Wasser. Das war alles. Ihr knurrender Magen erinnerte sie lautstark daran, dass sie seit dem Mittagessen keine Nahrung mehr zu sich genommen hatte, worauf sie halbherzig in das trockene Gebäck biss. Das Wasser trank sie in einigen Schlucken aus. Nachdem sie gegessen hatte, übermannte sie die Müdigkeit und sie sank in einen unruhigen Schlaf.
 


 

Gähnend betrat Daniel am nächsten Morgen das Department und rieb sich die müden Augen. Dunkle Augenringe zierten sein Gesicht und er hatte große Mühe nicht einzunicken. Die Nacht über hatte er nicht viel geschlafen, was daran lag, dass er sich über den Fall den Kopf zerbrochen hatte und sich um seine Schwester sorgte. Und ohne es zu wollen, hatte sich Sarah immer wieder in seine Gedanken geschlichen, was nicht gerade schlaffördernd gewesen war. Als er den Eingangsbereich betrat, herrschte dort reges Treiben und Molly saß bereits an ihrem Platz hinter dem Empfang.

„Guten Morgen, Molly.“

„Morgen, Daniel. Wie siehst du denn aus?“

Besorgt musterte sie den Jüngeren, der auf dem Tresen lehnte und ihr müde entgegenblickte.

„Ich hab nicht sonderlich viel geschlafen heute Nacht. Der Fall und meine Schwester haben mich davon abgehalten.“

„Geht es ihr besser?“ Molly hatte sich von ihrem Platz erhoben und war in den angrenzenden Aufenthaltsraum gelaufen, aus dem sie mit einer Tasse Kaffee zurückkam, die sie Daniel reichte.

„Danke. Ja, ich denke schon.“

„Dann solltest du dir keine Sorgen um sie machen. Und jetzt beeil' dich besser. Du wirst bereits erwartet.“

„Chef?“

„Hmh, Sarah ist schon da.“

Er verabschiedete sich nickend und lief in Richtung des Büros seines Chefs. Mollys nette Art verwunderte ihn. Bisher hatte er sie als mürrische alte Frau eingeschätzt, aber sie meinte es wohl nur gut. Kopfschüttelnd vertrieb er die Gedanken, als er kurz darauf Alex' Büro erreichte, aus dem wütende Stimmen drangen. Er zog eine Augenbraue in die Höhe und seufzte hörbar auf, bevor er klopfte und den Raum betrat. Sofort verstummten die beiden und sahen erstaunt zu ihm. Sarah lehnte am Fensterbrett, die Arme vor der Brust verschränkt und senkte den Blick gen Boden, als sie Daniel erblickte. Scheinbar hatten sie sich gestritten, was ihn in Anbetracht des momentanen Verhältnisses der beiden nicht sonderlich wunderte. Dennoch versuchte er normal aufzutreten, um die angespannte Situation zu entschärfen.

„Morgen“, grüßte er kurz, mehr an Sarah gerichtet, die ihm zunickte ohne aufzublicken. „Was ist hier los?“

„Nichts, ich musste Sarah nur klar machen, dass ihre absurden Vermutungen hier nichts zu suchen haben.“

Daniel wandte sich seiner Kollegin zu, die es weiterhin bevorzugte auf den Boden zu blicken. Ihre Fingerknöchel traten weiß hervor und ihre Finger bohrten sich tief in ihre Arme, so fest umklammerte sie diese. Innerlich musste sie vor Wut kochen und es überraschte ihn, dass sie es schaffte sich zu beherrschen und nicht wie gewohnt direkt dagegen zu halten.

„Gut, da ihr das scheinbar geklärt habt, können wir anfangen? Was gibt es neues?“ Er wandte sich seinem Chef zu, der in seinem ledernen Bürosessel lungerte und ihn gelangweilt ansah.

„Bei dem vermissten Mädchen handelt es sich um Brooke Coleman, 18 Jahre, blondes Haar, braune Augen, wohnhaft in Jacksonville. Laut den Angaben ihres Vaters muss sie gegen 19 Uhr das Haus ihres Freundes Steven Conner verlassen haben, nachdem sie sich heftig mit diesem gestritten hatte. Nach Hause kam sie nicht. Der momentanen Sachlage entsprechend, müssen wir davon ausgehen, dass der Mädchenschrei im Wald, den deine Schwester und ihre Freundinnen gehört haben möchten, im Zusammenhang mit Brooke Coleman steht, da beides im selben Zeitraum stattgefunden hat und die gefundene Jeansjacke von ihrem Vater als ihre identifiziert wurde“, erklärte Alex gelassen, während er sich in seinem großen Ledersessel nach hinten lehnte, der daraufhin geräuschvoll quietschte und die Hände auf dem Bauch faltete. Seine entspannte Haltung verwunderte Daniel und auch Sarah schien über sein Verhalten irritiert. Immerhin ging es hier um ein potentielles zweites Opfer.

„Sie ist bis jetzt nicht wieder aufgetaucht?“

„Hätte ich wohl erwähnt, oder?“

Alex' genervte Stimme überhörte er gekonnt, als er nach der Mappe griff, die auf dem Tisch lag und mit Elenas Namen versehen war. Er war es gewohnt, dass sein Chef unfreundliche Antworten gab.

Schweigend zog er sich einen der Stühle, die dem Schreibtisch gegenüber standen, heran und setzte sich, bevor er die Mappe öffnete und die einzelnen Dokumente durchlas. Dabei bemerkte er Sarahs stechenden Blick auf sich. Es schien, als wartete sie gespannt darauf, wie er reagieren würde, wenn er gelesen hatte.

Die ersten Zeilen überflog er und zog eine Augenbraue in die Höhe.

„Interessant, davon haben uns ihre Eltern gar nichts erzählt“, murmelte er, nachdem er das Schreiben der Schule durchgelesen hatte.

„Von was?“

Alex gelangweilte Stimme trieb ihn beinahe in den Wahnsinn. Wie der es geschafft hatte Chief zu werden, wollte er besser nicht wissen, in seinen Augen war er mit Abstand die ungeeignetste Person für den Job, die es gab, zumindest was den Charakter anging.

„Dass sie nicht mehr zur Schule gegangen ist. Letzten Freitag nicht und in den letzten Wochen hat sie auch des Öfteren unentschuldigt gefehlt.“

„Haben sie wohl für nicht wichtig empfunden. Wer weiß, was in solchen Eltern vorgeht.“

Daniel seufzte auf und besah sich das nächste Schreiben. Das von Elenas Frauenärztin.

Mitten im Text stoppte er.

„Sie hatte vor abzutreiben?“

Sein Blick wanderte von Alex zu Sarah, die entschieden den Kopf schüttelte.

„Nein, dass denke ich nicht.“

„Sarah, verschone uns. Das hatten wir vorhin durch“, stöhnte Alex genervt und fuhr sich mit den Händen durch die Haare.

„Was denkst du denn?“

Daniel ignorierte die Worte seines Vorgesetzten und blickte seine Kollegin fragend an.

„Sieh dir die Ultraschallbilder an. Das letzte entstand in der 16. Schwangerschaftswoche. Am Freitag, den 24.06.11, also vor knapp zwei Wochen.“

„Auf was willst du hinaus?“

„Das letzte Schreiben ist vom 27.06.11, also Montag letzte Woche. Darin wird ihr ein Termin für ein Beratungsgespräch am Mittwoch, den 29.06.11 angeboten, den sie nicht wahrgenommen hat. Am Montag darauf war sie tot.“

„Woher weißt du das so genau?“

„Ich habe vorhin dort angerufen.“

„Sarah komm endlich auf den Punkt, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit“, redete Alex übelgelaunt dazwischen und bedachte sie mit einem argwöhnischen Blick, den sie nicht minder böse erwiderte, bevor sie sich Daniel zuwandte.

„Jedenfalls denke ich, dass sie das Kind behalten wollte, deswegen hat sie den Termin zum Beratungsgespräch nicht wahr genommen. Ihr war bewusst, dass ein Kind in der 16. Schwangerschaftswoche bereits lebt und hat eine Abtreibung aus diesem Grund abgelehnt.“

„Eine Abtreibung ist bis in die 24. Woche möglich, Sarah. Das ist Blödsinn.“

„Ist es nicht, verdammt! Das Kind lebte bereits und sie wusste das. Hätte sie es abtreiben wollen, hätte sie das schon viel früher getan. Aber das hat sie nicht, weil es nicht ihre Absicht war. Deswegen musste sie sterben!“

Zum Schluss hin wurde ihre Stimme immer wütender und nahm enorm an Lautstärke zu, doch Alex blieb völlig unbeeindruckt.

„Schwachsinn. Wer hätte sie umbringen sollen? Ihre eigenen Eltern vielleicht?“

„Warum nicht?“, konterte Sarah, verschränkte demonstrativ ihre Arme vor der Brust und sah ihm herausfordernd ins Gesicht.

„Warum sollten die Eltern ihr Kind umbringen? Weil dieses schwanger ist? Findest du nicht auch, dass das zu weit her geholt ist? Aber entschuldige, ich vergaß, von dir kennen wir es nicht anders.“

Sarah biss sich fest auf die Lippe und schluckte die brodelnde Wut in sich runter, die bei seinen stichelnden Worten hoch kam, bevor sie antwortete: „Vielleicht weil sie etwas zu verheimlichen haben?“

In Daniels Kopf begann es zu arbeiten. Krampfhaft versuchte er die gehörten Informationen zusammenzufügen und den Sinn dahinter zu verstehen. Auf was wollte Sarah hinaus? Alex hatte Recht, abtreiben hätte sie noch können, aber Sarahs Einwand gab ihm zu denken. Wenn Elena nicht abtreiben wollte, wieso dann der Termin zum Beratungsgespräch? Hatten ihre Eltern womöglich darüber bestimmt? Elena war minderjährig, ihre Eltern konnten theoretisch entscheiden.

Aber Mrs. Wasilenko wirkte überrascht, als Sarah die Schwangerschaft erwähnt hatte. Hatte sie ihnen etwas vorgespielt? Und sie hatten es nicht bemerkt? Ihr Vater dagegen war die ganze Zeit über vollkommen gefasst. Beinahe zu gefasst, als wären die Informationen nichts Neues für ihn.

Als Daniel begriff auf was Sarah hinaus wollte, lief es ihm eiskalt den Rücken hinunter. Geschockt sah er zu seiner Kollegin, die ihren Chef noch weiterhin herausfordernd anstarrte und schluckte hörbar.

„Du meinst...“, fragte er mit brüchiger Stimme.

Der Kloß, der sich in seinem Hals gebildet hatte, war so groß, dass es ihm schwer fiel seine Stimme gefasst klingen zu lassen. Er räusperte sich.

„Das Kind könnte von ihrem Vater sein? Und als sie sich weigerte abzutreiben und womöglich damit zur Polizei gehen wollte, musste sie sterben?“

„Genau das.“

Alex sah überrascht zu Sarah und dachte über das Gesagte nach. Im nächsten Moment verzog sich sein Gesicht zu einer argwöhnischen Miene. Für ihn klang es abwegig, sie hatten keinerlei Hinweise, die den Verdacht auf den Vater lenken könnten und außerdem kam die Behauptung von Sarah.

„Jetzt reicht es aber. Das sind nichts als an den Haaren herbeigezogene Behauptungen.“

Wütend setzte sich Alex in seinem Bürostuhl auf und blickte zornig von Daniel zu Sarah, die er mit seinem Blick fixierte.

„Beweis mir das Gegenteil. Fordere einen DNA-Test des Embryos an und nimm von Mr. Wasilenko eine DNA-Probe für den Vergleich. Liege ich falsch, dann gut, aber sollte ich recht behalten, hat er ein verdammtes Tatmotiv“, erwiderte Sarah scharf.

Alex dachte einen langen Augenblick über Sarahs Worte nach.

„Gut, ich rufe dort an. Ihr fahrt los und bringt Mr. Wasilenko in der Zwischenzeit hier her. Aber sollte sich dein Verdacht als falsch erweisen, will ich davon nichts mehr hören, verstanden?“

„Ja“, murrte Sarah widerwillig.

„Gut, dann könnt ihr jetzt gehen.“

Das ließ sie sich nicht zweimal sagen, machte auf dem Absatz kehrt und hastete aus dem Büro des Chiefs. Direkt schlugen ihr laute Stimmen entgegen und sie fragte sich einmal mehr, wie Molly diesen Lärm den ganzen Tag aushalten konnte, ohne wahnsinnig zu werden.

Es war bereits zehn Uhr vormittags, um diese Zeit herrschte Hochbetrieb im Police Department und Sarah war froh, dass sie die Stimmkulisse hinter sich lassen konnte. Dass Daniel nach ihr rief, nahm sie nicht wahr. Ihr lag alles daran diesen Ort schnellstmöglich zu verlassen, nicht nur wegen der Lautstärke, sondern vielmehr, um ihre Wut nicht Überhand gewinnen zu lassen. Denn das würde dazu führen, dass sie zurück gehen und ihrem Chef die Meinung sagen würde, was mit Sicherheit Konsequenzen hätte. Es war klar gewesen, dass er ihren Verdacht im Ansatz ersticken würde, anstatt ernsthaft darüber nachzudenken. Schließlich kam er von ihr, er war nicht selbst drauf gekommen und konnte jetzt nicht zugeben, dass er eine Überlegung wert war, das hatte sie ihm angesehen. Aber sie wollte sich nicht aufregen, das hatte er nicht verdient. Demonstrativ verschränkte sie die Arme vor der Brust und starrte stur geradeaus auf die Straße, bis sie von hinten angesprochen wurde.

„Mensch, Sarah, was rennst du so? Derart eilig haben wir es auch nicht.“

Sie warf Daniel einen vielsagenden Blick von der Seite zu und stampfte zum Auto, ohne die Haltung ihrer Arme aufzugeben. Es war nicht richtig, ihn so zu behandeln und das wusste sie. Sie wollte nur verhindern, dass er sie erneut über ihren Chef aufklärte und versuchte sie zu belehren. Das Gespräch würde wie jedes enden, dass sie geführt hatten. Er würde nicht verstehend den Kopf schütteln und sie würde auf Durchzug schalten, bis er es aufgab. Sie wusste, dass er recht hatte und dennoch schaffte sie es nur spärlich Alex aus ihrem Kopf zu verbannen. Zu Beginn, als sie im P.D. angefangen hatte, war die Welt noch in Ordnung gewesen, zumindest ansatzweise. Sarah war ein Cop wie jeder andere im Department und sie war gut. Das wussten alle zu schätzen. Doch mit der Zeit veränderte sich ihr Verhältnis zu Alex zunehmend und je mehr sie für ihn empfand, desto größer wurde seine Abneigung ihr gegenüber. Und sie vergaß dabei, dass es noch andere liebenswürdige Menschen in ihrem Umfeld gab.

Verächtlich stieß sie die Luft zwischen ihren Lippen aus, was ihr einen verwirrten Blick seitens Daniels einbrachte, den sie nicht erwiderte. Sie hörte ihn aufseufzen, als er den Wagen aufschloss und sie sich auf dem Beifahrersitz setzte.

Aus den Augenwinkeln sah sie, wie er zum Sprechen ansetzte, gab ihm aber nicht die Chance einen Satz zu beginnen.

„Stopp! Kein Ton über Alex, klar? Ich will es nicht hören. Ich weiß, ich soll mich über seine Worte nicht aufregen und das mach ich jetzt auch nicht mehr. Gib mir Zeit, bis wir da sind, dann bin ich wieder normal, versprochen. Aber bis dahin lass mich bitte.“

„Ist okay“, nickte er einverstanden und startete den Motor.
 

Daniel zwang sich konzentriert auf die Straße zu sehen und nicht ab und an einen Blick zu seiner hübschen Kollegin zu werfen, welche den Ellenbogen auf der Armatur der Tür gestützt hatte und stur aus dem Fenster ins Nichts sah. Er hatte es versprochen und Versprechen brach er für gewöhnlich nicht.

Nervös trommelte er auf dem Lenkrad, als sie an einer roten Ampel zum Stehen kamen. Woher die plötzliche Nervosität kam, wusste Daniel nicht. Es war wohl der Gedanke, gleich erneut das Haus der Wasilenkos zu betreten. Die sorgsam aufgebaute heile Welt, die es zum Schein darstellte und es in Wirklichkeit nicht war. Daniel fragte sich, ob Elenas Eltern wirklich etwas zu verbergen hatten oder ob lediglich die Indizien ungünstig gegen sie sprachen. Zumindest die Mutter erschien ihm glaubwürdig, was man von ihrem Mann nicht behaupten konnte. Seine ruppige, abweisende Art erinnerte ihn an Alex und den konnte er nicht sonderlich gut leiden. Das Hupen der Autos hinter ihm, riss ihn abrupt aus seinen Gedanken und er fuhr ruckartig an, bevor die Ampel umschaltete.

„Alles in Ordnung mit dir?“, fragte Sarah skeptisch, den Kopf von dem Fenster abwendend.

„Was? Klar, alles bestens, ich habe gerade nur an die Familie denken müssen.“

„An die Wasilenkos?“

Ihr Tonfall wurde noch skeptischer.

„Hm. Ich weiß einfach nicht, was ich von ihnen halten soll. Irgendwas verbergen sie doch.“

„Egal was es ist, wir werden es herausfinden“, erklärte Sarah, als sie den Kopf wieder nach vorne drehte.

Daniel nickte zustimmend. Als sie kurz darauf das Haus erreichten, verfinsterte sich seine Miene sofort. Er hatte ein ungutes Gefühl, wenn er sich dort mit Sarah aufhielt. Als wäre es gefährlich sie dort aus den Augen zu lassen. Als müsse er sie beschützen.

„Okay, dann wollen wir mal“, sagte Sarah, die bereits die Autotür öffnete und im Begriff war auszusteigen. Er dagegen saß reglos hinterm Steuer und starrte ins Nichts.

„Daniel? Daniel.“

Den Druck, den ihre Hand plötzlich auf seine Schulter ausübte, ließ ihn zusammenzucken.

„Bist du sicher, dass mit dir alles in Ordnung ist?“

Sie musterte ihn eingehend und ihr besorgter Tonfall entging ihm nicht. Er wollte nicht, dass sie sich um ihn Sorgen machte, das war nicht nötig.

„Alles bestens. Ich bin heute einfach nachdenklich. Lass uns reingehen, ich glaube wir wurden schon gesehen.“

Er zeigte an ihr vorbei zu einem der Fenster, an dem schnell der Vorhang losgelassen wurde. Sarah folgte seiner Hand und stieg dann aus.

„Ja, lass uns gehen.“

Sie liefen gemeinsam den gepflasterten Weg entlang und Sarah drückte zweimal kurz auf die Klingel, nachdem sie die große, weiße Haustür erreicht hatten. Von innen waren Schritte zu hören und wenig später wurde die Tür von Mrs. Wasilenko geöffnet, die ihnen fragend entgegen schaute.

„Oh, guten Tag. Mit Ihnen habe ich nicht gerechnet.“

Daniel hörte heraus, wie sie versuchte ihre Stimme überrascht klingen zu lassen, was ihr aber nicht gelang. Die Nervosität war eindeutig zu vernehmen.

„Guten Tag, Mrs. Wasilenko. Ist Ihr Mann zu Hause?“

Die Ältere schüttelte den Kopf.

„Nein, aber kommen Sie erst einmal rein.“

Sie trat einen Schritt zur Seite und öffnete die Tür komplett, damit die beiden eintreten konnten. Daniel betrat nach Sarah das Haus und folgte den beiden Frauen ins Wohnzimmer.

„Setzen Sie sich doch. Möchten Sie etwas trinken?“

Mrs. Wasilenko deutete erst auf das Sofa und beobachtete sie dann abwartend.

„Nein, danke. Eigentlich wollten wir mit Ihrem Mann sprechen. Wissen Sie, wann er zurück sein wird?“, lehnte Sarah kopfschüttelnd ab, als sie sich setzte.

Dabei behielt sie ein leichtes Lächeln auf den Lippen, um nicht auffällig zu erscheinen. Vorerst würden sie die Mutter nicht mit ihrem Verdacht vertraut machen. Erst mussten sie handfeste Beweise sammeln.

„Er wird zum Mittag zurück kommen, er ist im Büro“, erklärte sie und setzte sich den beiden Polizisten gegenüber.

„In Ordnung, hätten Sie etwas dagegen, wenn wir uns in der Zwischenzeit ein wenig in Elenas Zimmer umsehen würden?“

Mrs. Wasilenko schüttelte den Kopf.

„Nein, gehen Sie ruhig. Die Treppe nach oben, zweite Tür links.“

Sarah bedankte sich lächelnd und gemeinsam verließen sie den Raum, um über die Treppe zu Elenas Zimmer zu gelangen. Wachsam sah sich Daniel jeden Zentimeter der Räumlichkeiten an. Das beklemmende Gefühl ließ ihn nicht los, deswegen folgte er Sarah auf dem Fuß und beobachtete sie durchgehend, was sie nicht zu bemerken schien.

Vor der Zimmertür angekommen, stoppten sie kurz. Es war immer wieder aufs Neue komisch, so tief in die Privatsphäre eines Menschen einzudringen, auch wenn dieser tot war. Daniel ergriff die Initiative, zog sich Gummihandschuhe über und drückte die Klinke nach unten, worauf die dunkle Holztür knarrend nachgab. Der Raum war klein. Ein normales Bett, ein Schreibtisch, auf dem ein Laptop und eine Schreibtischlampe standen, ein kleiner weißer Kleiderschrank und eine gläserne Vitrine, in der sich Porzellanfiguren befanden.

Die Wände waren weiß, lediglich ein kleiner Teil der Wand, an der das Bett stand, war in einem dunklen Lila gestrichen.

„Sieht aus, wie ein ganz normales Mädchenzimmer“, stellte Daniel fest, als er durch den Raum geblickt hatte.

„Ein bisschen klein, findest du nicht? Das Haus ist so groß und scheinbar haben ihre Eltern ein gutes Monatseinkommen. Das hier sieht mir nicht nach dem Zimmer einer 17-Jährigen aus, deren Eltern genügend Geld haben, um sich so ein prunkvolles Haus zu leisten.“

Sarah ging durch den Raum und besah sich die kleinen Porzellanfiguren, die akribisch angeordnet in der gläsernen Vitrine standen.

„Stimmt, jetzt wo du es sagst. Aber vielleicht wollte sie es so? Vielleicht war ihr Geld nicht wichtig?“

Daniel öffnete den Laptop und startete ihn.

„Wäre eine Möglichkeit.“

Sarah wandte sich von der Vitrine ab und lief durch den Raum. Einen Augenblick zögerte sie, dann zog sie sich ebenfalls Handschuhe an und öffnete die obere Schublade des Nachtkästchens. Das Zimmer war aufgeräumt, das Bett befand sich im selben Zustand, wie Elena es verlassen hatte, die Bettdecke lag zerknäult da und das Kissen war niedergelegen. Ihre Eltern hatten es wohl nicht fertig gebracht, etwas zu verändern.

In der Schublade befand sich ein Päckchen Taschentücher, ein Ladekabel für ein Handy, ein Buch und ein Tablettenfilmstreifen. Sarah zog eine Augenbraue in die Höhe und entnahm den Tablettenstreifen. Sie drehte ihn in ihrer Hand, um den Namen des Medikamentes lesen zu können.

„Night Time Sleep-Aid“, las Sarah laut vor und Daniel drehte sich ihr fragend zu.

„Das sind Schlaftabletten“, stellte er verwundert fest und Sarah nickte.

„Ja, bekommt man rezeptfrei. Ich frage mich eher, für was sie die genommen hat.“

Sie zog ein kleines Plastiktütchen aus ihrer Tasche und verstaute die Tablettenpackung darin. Anschließend wandte sie sich wieder dem Nachtkästchen zu. Irgendwas daran war komisch. Der Boden schloss nicht komplett mit den Seiten der Schublade und als sie ihn berührte, wackelte er.

„Da ist ein zweiter Boden“, stellte sie überrascht fest.

Mit dem Fingernagel fuhr sie in den Spalt und hob die Platte an. Darunter kam ein Buch zum Vorschein. Sarah legte die Platte auf den Boden und nahm das Buch an sich. Es hatte keine Beschriftung. Sie schlug es auf und bemerkte rasch, dass es sich um Elenas Tagebuch handeln musste.

„Ich hab ihr Tagebuch gefunden. Es ist alles in kyrillischen Zeichen geschrieben. Wir werden es übersetzen lassen müssen. Vielleicht finden wir darin Antworten.“

Sie steckte das Buch ebenfalls in einen durchsichtigen Plastikbeutel.

Daniel nickte zustimmend.

„Ja, vielleicht erklärt das auch die Schlaftabletten, selbst wenn sie rezeptfrei sind. Sie muss einen Grund gehabt haben, wieso sie nachts nicht einschlafen konnte. An ihren Laptop komme ich nicht ran, der ist passwortgeschützt.“

„Egal, wir nehmen ihn mit. Ich bin mir sicher, dass wir dort noch mehr finden werden, was uns helfen könnte.“

Daniel wollte gerade antworten, als von unten laute Stimmen zu hören waren.

„Scheinbar ist er daheim“, seufzte Sarah auf, als sie die Holzplatte zurück an ihren Platz in der Schublade legte und diese schloss.

„Ja, lass uns runter gehen.“

Daniel klappte den Laptop zu, verstaute ihn in der dafür vorgesehen Tasche und verließ mit Sarah das kleine Zimmer. Je näher sie kamen, desto lauter und wütender wurden die Stimmen. Die meiste Zeit über war nur die von Mr. Wasilenko zu hören, der seine Frau anschrie und ihr Vorwürfe machte, wie sie es wagen konnte, Polizisten in ihr Haus zu lassen, wenn er nicht anwesend war.

Als sie unten angekommen waren, beobachteten sie die Szene kurz, ehe Daniel sich räusperte, um auf sich aufmerksam zu machen. Scheinbar hatte sie bisher keiner bemerkt.

Sofort drehte sich das Ehepaar in ihre Richtung und Sarah hatte den Eindruck, als würde Mr. Wasilenkos Gesichtsausdruck auf der Stelle noch wütender werden.

„Sie! Was fällt Ihnen ein?“, wütete er los, ungeachtet dem, wer vor ihm stand und funkelte Daniel bitterböse an.

„Wir tun hier unsere Arbeit. Und Sie würden wir bitten, uns auf die Polizeistation zu folgen, für eine DNA-Probe. Außerdem würden wir Sie gerne noch einmal befragen.“

Einen kurzen Moment schien der Ältere überrascht, dann brüllte er erneut los, sodass seine Frau neben ihm heftig zusammenzuckte und mit eingezogenem Kopf stehen blieb.

„Einen alten Scheiß werde ich tun! Sie können mich nicht zwingen. Und ich werde Ihnen keine Probe abgeben, warum auch?“

„Oh doch, das werden Sie, und wenn ich Sie verhaften muss. Und die Probe bekommen wir so oder so. Wenn nicht freiwillig, dann mit richterlichem Beschluss, den kann ich innerhalb einer Stunde besorgen, die Zeit bis dahin verbringen Sie dann in einem der Verhörräume auf dem Revier. Sie können es sich aussuchen“, erwiderte Daniel ruhig und berechnend.

Wasilenko schien einen langen Moment über das Gesagte nachzudenken, dabei ließ er Daniel nicht aus den Augen und bedachte ihn weiterhin mit zornesrotem Gesicht.

„Gut, dann gehen wir“, knurrte er, wandte sich seiner Frau zu, die erneut zusammenzuckte und fauchte ihr etwas entgegen, dass weder Sarah noch Daniel verstehen konnten, doch sie nickte eingeschüchtert, verabschiedete sich verhalten von Daniel und Sarah und verschwand die Treppe nach oben.

Sarah stutzte. Sie hatte nicht erwartet, dass Mrs. Wasilenko sich von ihrem Mann derart beherrschen ließ. Kurz blickte sie der Frau hinterher, bis sie im oberen Geschoss verschwand. Dann wandte sie sich zum Gehen, worauf ihr die beiden Männer folgten.
 


 

Sarah reichte Daniel ein Röhrchen mit einem Wattestäbchen, welches er annahm und sich anschließend Mr. Wasilenko zuwandte, der mit verschränkten Armen am Tisch in einem der Verhörräume saß und stur die Wand anstarrte.

Alex stand im anderen Ende des Raumes und beobachtete die Situation im Stillen.

„Öffnen Sie bitte den Mund“, bat Daniel und der Ältere tat wie ihm geheißen, ohne ihn aus den Augen zu lassen.

Nachdem die Probe entnommen war, verschloss Daniel das Röhrchen und reichte es Sarah, die es in einem Kuvert verschloss.

„Also“, begann Alex, stieß sich vom Fensterbrett ab und ging langsamen Schrittes durch den Raum. „Hatten Sie ein gutes Verhältnis zu Ihrer Tochter?“

„Was soll die Frage?“

„Antworten Sie einfach“, erklärte Alex unbeirrt und setzte sich dem Mann gegenüber.

Sarah verließ den Raum, während Daniel zum Verhör blieb.

„Meine Frau und ich waren nicht oft zu Hause, aber ja, ich habe meine Tochter geliebt.“

Das Wort ‚geliebt‘ hinterließ bei Daniel einen bitteren Beigeschmack, so wie Mr. Wasilenko es aussprach und Alex schien dies auch zu bemerken.

„Inwiefern geliebt?“, fragte er nach.

„Wie man sein Kind eben lieben kann. Sie war unser Einziges.“

Seine Stimme klang ruhig aber keineswegs traurig und Daniel fragte sich erneut, was in diesem Mann vorging.

„Zur Tatzeit haben Sie und Ihre Frau ein Alibi. Ich frage mich aber, was es mit dem Beratungsgespräch zur Abtreibung auf sich hat.“

Er reichte ihm eine Kopie des Dokumentes.

„Ich wusste nichts von der Schwangerschaft. Sie hatte es uns nicht erzählt. Wir haben es erst durch ihre Leute erfahren“, er nickte zu Daniel, als wolle er seine Aussage unterstreichen und schob Alex den Zettel zurück, ohne einen Blick darauf zu werfen.

„Haben Sie eine Vermutung, wer der Vater des Kindes sein könnte?“, fragte Daniel unvermittelt dazwischen.

Mr. Wasilenko drehte sich ihm zu und zuckte die Schultern.

„Keine Ahnung, mit wem meine Tochter alles in der Kiste war.“

Überrascht zog Daniel eine Augenbraue in die Höhe und schwieg dann. Die Wortwahl schockierte ihn, aber das wollte er nicht preisgeben.

„Also hatte sie auch keinen festen Freund?“

Mr. Wasilenko zuckte erneut die Schultern.

„Keine Ahnung.“

„Niemand, mit dem sie sich traf oder den sie Ihnen gegenüber einmal erwähnt hat?“

„Warum fragen Sie das nicht meine Frau, die hatte Ihnen einen Namen genannt.“

„David Edwards?“

Alex‘ Gesicht verzog sich zu einer fragenden Miene.

„Ja, genau den.“

„Kennen Sie David?“

„Nein, verdammt, ich habe Ihnen doch bereits gesagt, ich weiß nicht, mit wem sie verkehrte.“

„Uns liegt ein Schreiben der Schule vor, in dem steht, dass Elena in den letzten Monaten häufiger unentschuldigt gefehlt hatte. Wieso hatten Sie dagegen nichts unternommen?“

„Unentschuldigt gefehlt? Sie machen Witze, Elena war eine fleißige Schülerin, sie fehlte so gut wie nie.“

Daniel betrachtete den Älteren mit einem ungläubigen Blick.

„Warum sollte die Schule so etwas schreiben, wenn es nicht stimmt?“, warf er dann ein.

Mr. Wasilenko drehte sich über die Lehne seines Stuhls zurück.

„Woher soll ich das wissen? Vielleicht in den Wochen, in denen nur meine Frau zu Hause war? Wenn ich da war, schwänzte sie auf jeden Fall nicht.“

Alex nickte kaum erkennbar und notierte sich etwas auf seinen Zettel, dann blickte er sein Gegenüber wieder an.

„In Elenas Zimmer wurden Schlaftabletten sichergestellt. Wussten Sie davon?“

Er versuchte vom Thema weg zu kommen und reichte ihm die Tüte mit der Pillenpackung. Mr. Wasilenko schwieg einen Moment und schien über seine Worte nachzudenken, dann schüttelte er den Kopf.

„Sind Sie sich sicher? Hat sie Ihnen gegenüber einmal erwähnt, dass sie nachts schlecht schläft?“

„Nein! Sie war 17 Jahre, keine fünf mehr. Glauben Sie vielleicht, ich gehe nachts in das Zimmer meiner Tochter, um nachzusehen, ob sie schlafen kann oder nicht und singe ihr gegeben falls etwas vor?“

Aufgebracht funkelte er Alex entgegen, der seinen Blick konstant erwiderte und nicht zuließ, dass jemand seine Gedanken erraten konnte. Irgendetwas an dieser Aussage beunruhigte ihn, er wusste nur nicht, was es war. Unauffällig schielte er zu Daniel, der scheinbar selbst über diesen Satz nachdachte. Unangenehme Stille breitete sich im Raum aus und die Spannung hing greifbar in der Luft. Einige Minuten vergingen, bis sich Mr. Wasilenko räusperte, worauf Alex aufschreckte.

„Gut, dann können Sie jetzt gehen, bitte halten Sie sich für weitere Fragen bereit“, nickte er mit versucht sicherer Stimme, um sein unprofessionelles Auftreten zu überspielen und reichte seinem Gegenüber die Hand, die dieser nicht erwiderte und ohne ein weiteres Wort den Raum verließ.

Kurz darauf trat Sarah erneut ein.

„Er lügt“, stellte sie fest, nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte. „Ich bin mir sicher, dass es damit noch mehr auf sich hat. Ist der Abschlussbericht der Obduktion gekommen?“

„Nein, noch nicht. Nur die Informationen, die ihr bekommen habt. Andrea hat gesagt, sie beeilt sich“, erwiderte Alex gewohnt kühl und drehte sich dem Fenster zu, die Hände schob er in die Hosentaschen.

„Was macht dich so sicher, dass er lügt?“, fragte Daniel.

Sarah zuckte die Schultern.

„Ich weiß es nicht. Es ist die Art, wie er auftritt. Dieses Selbstsichere. Und die Antworten auf Alex‘ Fragen. Als müsse er sich rechtfertigen.“

„Ja, da ist mir auch aufgefallen“, stimmte Alex zu, selbst wenn er das nicht gerne tat.

Ihm ging es genauso.

Sarah war überrascht über die plötzliche Zustimmung, sprach dann aber unbeirrt weiter: „Ich glaube ihm nicht, dass er diesen David nicht kannte. Wenn ihre Mutter das wusste, dann er sicherlich auch. Er hatte zu uns gesagt, es war immer einer von ihnen zu Hause, wenn Geschäftsreisen anstanden, sofern es möglich war.“

„Könnte sein. Vielleicht solltet ihr euch mal mit ihm unterhalten“, nickte Alex vom Fenster aus.

„Und die Sache mit der Schule müssen wir überprüfen. Ich bin mir sicher, dass er in diesem Punkt ebenfalls gelogen hat.“

Wieder ein Nicken und Sarah sprach weiter.

„Irgendetwas stimmt ganz gewaltig nicht an seiner Aussage. In Elenas Zimmer haben wir ihren Laptop, die Schlaftabletten und ihr Tagebuch sichergestellt. Das Buch ist auf Russisch geschrieben, wir müssen es übersetzen lassen. Der Laptop ist passwortgeschützt.“

„Ich werde mich darum kümmern“, nickte Alex, als er sich den Beiden wieder zuwandte, dann verließ er den Raum und ließ eine verwirrte Sarah und einen ebenso verwirrten Daniel zurück, die ihm fragend hinterher sahen.

Dass ihr Chef einmal ein normales Wort an den Tag legen würde, damit hatten sie nicht gerechnet. Irgendwas musste ihm durch den Kopf gehen. Irgendein schrecklicher Verdacht.
 


 

Gleichmäßige Schritte bewegten sich über den Holzboden, der ächzend unter dem Gewicht nachgab und rissen sie aus dem Schlaf. Brooke blinzelte einige Male und musste feststellen, dass die Tür geöffnet war. Ein schmaler Lichtkegel fiel in den Raum und erhellte ihn. Sie stützte sich auf und streckte die schmerzenden Glieder von sich. Der Boden war nicht gerade das, was man als bequeme Schlafunterlage bezeichnen konnte. Abrupt schreckte sie auf, als die Tür komplett aufgeschoben wurde und ein stämmiger Mann eintrat, dessen Gesicht sie im Schatten des Lichts nicht sehen konnte. Quietschend fiel die alte Holztür ins Schloss und nahm dem Raum alle Helligkeit.

Panik beschlich sie, die Schritte näherten sich ihr unaufhaltsam, doch sie konnte in der Dunkelheit nicht erkennen, wie weit die Person noch von ihr entfernt war. Ihr Herz begann schneller zu schlagen, hämmerte schmerzhaft gegen ihren Brustkorb und ließ sie angstvoll nach Luft schnappen.

Plötzlich waren keine Schritte mehr zu vernehmen.

Sie wollte gerade erleichtert aufatmen, als sie grob gepackt und zu Boden gestoßen wurde. Bevor sie realisieren konnte, was geschah, spürte sie einen harten Schlag im Gesicht und dann den stechenden Schmerz, der durch ihre Nase jagte. Blut floss ihr in den Mund, sofort begann ihr Magen zu rebellieren und sie musste würgen. Sie nahm seinen heißen Atem nahe ihrem Gesicht war und der Ekel breitete sich noch weiter in ihr aus. Der Schmerz in ihrem Gesicht wurde dabei in den Hintergrund gedrängt.

„Nein!“, kreischte sie, als sie seine Hände fühlte, die über ihre Arme und ihr Dekolleté strichen.

Sie versuchte ihn wegzustoßen, aber er legte sich mit seinem vollen Gewicht auf sie und presste ihr die Luft aus den Lungen. Reflexartig schnappte sie nach Luft, doch es war unmöglich normal zu atmen.

Eine Hand umklammerte ihre Handgelenke und drückte sie über ihrem Kopf auf den Boden, die andere strich unter ihr Shirt. Vergeblich versuchte sie sich unter ihm zu winden, sie hatte keine Chance.

„Hör auf!“, schrie sie erneut, als sie die rauen Finger an ihrem BH wahrnahm. Tränen schossen ihr in die Augen und verklärten ihre Sicht. Sie ahnte, was er mit ihr vorhatte und allein der Gedanke daran ließ alle Alarmglocken in ihr schrillen.

Er erstickte ihren Schrei, indem er ihr sie grob küsste, seine Zunge drängte sich dabei gewaltsam durch ihre zusammengepressten Lippen. Sie schmeckte seinen Speichel, der sich mit dem Blut in ihrem Mund vermischte und sie musste erneut würgen.

Als er den BH nach oben geschoben hatte und fest zugriff, biss sie ihm auf die Lippen. Unterdrückt stöhnte er auf, holte aus und schlug ihr die flache Hand ins Gesicht, sodass ihr Kopf zur Seite flog. Brennender Schmerz breitete sich auf ihrer Wange aus und vermischte sich mit dem Pochenden, der von ihrer Nase ausging.

Die Tränen flossen in Bächen über ihr schönes Gesicht und die Panik, die sie ergriff, lähmte ihren Körper, sodass es ihr nicht möglich war, sich weiter gegen sein Tun zu wehren. Er atmete stoßartig und sie roch den Schweiß, der von ihm ausging. Brooke ekelte sich vor sich selbst, als sie seine raue, große Hand auf ihrer nackten Haut spürte, die ihr das Shirt und den BH vom Leib riss. Schamgefühl machte sich in ihr breit, sie kam sich entblößt vor, trotz der vorherrschenden Dunkelheit.

Dann wanderte die Hand weiter nach unten, über ihren Bauchnabel zu ihrem Hosenbund. Sie schluchzte hörbar auf, als er an ihrer offenen Hose zerrte, in der Hoffnung, er hätte Mitleid mit ihr und würde von ihr ablassen, doch nichts dergleichen geschah. Und als er sich ihren Körper nahm, als wäre er sein Besitz, breitete sich stechender Schmerz in ihr aus. Sie unterdrückte den Drang zu schreien, als er sich immer wieder gegen sie drückte. Sein keuchender Atem beschleunigte zunehmend und ging in Stöhnen über.

Als er nach Ewigkeiten von ihr abließ, schmerzte ihr ganzer Körper. Fest zog sie die Beine an sich und blieb so wie sie war liegen, den Blick starr ins Leere gerichtet, die Seele gebrochen.
 

to be continued…

by Fairytale_x3

returned

Kapitel 7: returned
 

Donnerstag
 

Die sanfte Bewegung seiner Hand auf ihrem nackten Oberarm veranlasste sie dazu die Augen zu öffnen und ihm verschlafen ins Gesicht zu blinzeln. Unendliche Ruhe lag in seinen dunklen Augen. Er musste es genossen haben, ihr beim Schlafen zuzusehen.

„Bist du schon lange wach?“, murmelte sie, ein Gähnen unterdrückend.

„Eine Weile“, erwiderte Keith und lächelte selig.

Sie nahm diese Tatsache ohne einen weiteren Kommentar hin und kuschelte sich näher an ihn, um noch ein wenig zu dösen.

Fast wäre sie erneut eingeschlafen, doch das Vibrieren ihres Handys auf dem Nachttisch weckte sie wieder.

Sie stöhnte, angelte nach dem kleinen Telefon und warf einen flüchtigen Blick auf das Display, ehe sie das Gespräch annahm.

„Natasha, was gibt’s denn so früh?“, gähnte sie lautstark ins Telefon, die Augen halb geschlossen. „Hmh, 12:30 Uhr ist bei mir früh... Sms...? Nein, hab ich noch nicht gesehen, aber ist in Ordnung. Ich fahre noch nach Hause und hole meine Trainingsklamotten, dann komme ich zu dir.“

Sie lauschte einen Moment und schüttelte dann den Kopf, was niemand außer Keith sehen konnte.

„Nein, ich habe noch geschlafen“, erklärte sie Natasha. „Was soll ich in den Nachrichten gesehen haben?“

Keith beobachtete sie von der Seite, als sich ihre Augen plötzlich weiteten und sie ruckartig auffuhr.

„Was?! Das ist nicht dein Ernst.“

Ihre Stimme überschlug sich und verkümmerte schließlich zu einem Piepsen.

„W...weiß man schon, wer sie ist? Oder... reden wir später. Ich beeile mich.“

Ohne eine Antwort abzuwarten, beendete sie das Gespräch und drehte den Kopf zu Keith, der sie aufmerksam musterte. Als er zu einer Frage ansetzte, schnitt sie ihm das Wort ab.

„Ein weiteres Mädchen ist verschwunden. Es läuft in den Nachrichten. Kannst du mich nach Hause fahren und dann zu Tasha? Jetzt?“

Keith schloss den Mund und nickte stumm, ehe er die Decke zurückschlug und sich daran machte, sich anzuziehen. Trish war dankbar, dass er diese Bitte ohne einen weiteren Kommentar annahm und keine Fragen stellte. Es ging ihr gut, davon war sie überzeugt, auch wenn sie diese Nachricht schockierte und sie im Augenblick nicht wusste damit umzugehen. Sie beobachtete ihn für einige Sekunden, erhob sich dann ebenfalls und tat es ihm gleich. Nachdem sie wenig später frisch gerichtet aus dem Bad trat, gingen sie gemeinsam nach unten. Im Flur begegneten sie Mandy.

„Guten Morgen“, lächelte Trish der Jüngeren entgegen, die sie aus müden Augen anstarrte.

Mandy brachte nur ein kurzes Nicken zustande, gähnte dann hörbar und verschwand mit einem gemurmelten ‚ich geh pennen’ nach oben.

„Geburtstag“, erklärte Keith, als sie aus der Haustür traten.

„Stimmt, das erzählte deine Mutter letztens. Ich hatte es schon wieder vergessen. Aber sie hat noch Ferien, da ist das in Ordnung. Ich bin gespannt, wie unser erstes Jahr am College wird“, plapperte Trish los und ließ sich auf den Beifahrersitz des Autos fallen.

Sie brauchte jetzt ein lockeres Gespräch, um sich von den Gedanken abzulenken, die ihr seit Natashas Anruf unweigerlich im Kopf umher spukten.

„Hmh, warten wir es ab, es ist ja noch eine Weile bis das Semester beginnt.“

Keith setzte rückwärts aus der Ausfahrt und sie fuhren die Broadway Ave entlang zu ihr nach Hause. Mittlerweile herrschte Schweigen zwischen ihnen, jeder hing seinen eigenen Gedanken nach und Trish wusste, dass Keith sich insgeheim Sorgen machte. Er gab es lediglich nicht zu und versteckte es gut. Aus diesem Grund hatte er nicht viel für ein Gespräch übrig, das sich um solch lapidare Dinge wie das College oder den Geburtstag, von dem seine Schwester gekommen war, drehte. Er versuchte, nach außen stark zu sein und seine Gefühle nicht preis zu geben, nur wenige Menschen ließ er in sein Inneres blicken und den wahren Keith sehen. Warum er so war, wusste Trish nicht. Sie kannte ihn nicht anders und hatte es stets akzeptiert, ohne Fragen zu stellen. Das Einzige, das sie beunruhigte, waren die Alpträume, die ihn von Zeit zu Zeit heimsuchten. Sie hatte ihn mehrmals ausgefragt, nachdem er schweißgebadet aus dem Schlaf geschreckt war, doch eine Antwort hatte sie nie bekommen. In der Regel verließ er den Raum und kam erst zurück, wenn sie wieder eingeschlafen war, oder er drehte sich weg und tat, als wäre nichts passiert. Nach einer Weile hatte sie es aufgegeben und sich damit abgefunden. Er wollte es ihr nicht erzählen.

„..ish? Trish!“

Sie spürte einen Druck am Arm und schreckte aus ihren Gedanken. Verwirrt starrte sie ihrem Freund entgegen, der sie schief grinsend betrachtete.

„Wir sind da, Tagträumerin. Ich warte.“

„Äh, ja. Ich beeile mich.“

Hastig fummelte sie am Türgriff und stürzte aus dem Wagen, damit er ihre vor Scham geröteten Wangen nicht sah und verschwand kurz darauf im Haus. Kühle Luft schlug ihr im Inneren entgegen und sie empfand diese als wohltuend. Außer dem gleichmäßigen Ticken der Uhr an der Wand waren keine Geräusche zu vernehmen. Ihre Eltern und ihr Bruder waren auf der Arbeit. Einen Moment zögerte sie bei dem Gedanken jemand könnte hier auf sie lauern. Sich verstecken, warten bis sie kommt und sie dann überfallen.

„Blödsinn Trish, spinn dich aus.“

Sie schüttelte den Kopf, ging nach oben in ihr Zimmer und packte ihre Trainingssachen. Zum Abschluss warf sie einen prüfenden Blick in den Spiegel, dann stürmte sie lautstark die Treppen nach unten und stürzte zur Haustür, die sie ruckartig hinter sich schloss. Sie spürte ihr Herz, wie es in unregelmäßigen Sprünge gegen ihren Brustkorb hämmerte. Ein letztes Mal atmete sie tief durch, dann ging sie betont lässig zurück zum Wagen und ließ sich in den Sitz fallen.

„Okay, wir können.“

Doch anstatt den Motor zu starten, blieb Keith regungslos und sein nachdenklicher Blick ruhte auf ihr, als wolle er in ihren Kopf sehen.

„Was ist? Hab ich was im Gesicht?“

Er schüttelte zaghaft den Kopf, ehe er zu einer Antwort ansetzte. Seine Worte wählte er mit Bedacht, um sie nicht zu verletzen.

„Nein, aber wie du gerade aus dem Haus gestürzt bist... Sah ziemlich danach aus, als hätte dich jemand verfolgt. Alles in Ordnung?“

„Ernsthaft?“

Sie lachte nervös und strich sich die Haare aus dem Gesicht.

„Blödsinn, ich wollte mich nur beeilen. Du weißt, dass Tasha nicht so gerne wartet.“

Er schien noch einen Moment über ihre Worte nachzudenken, dann nickte er zögernd und startete den Motor, um den Wagen aus der Auffahrt rollen zu lassen. Wenig später erreichten sie Natashas Haus.

„Danke. Ich melde mich später bei dir“, sagte Trish und drückte Keith einen Kuss auf die Wange.

Anschließend verließ sie schnell das Auto und er konnte nichts weiter tun, als zustimmend zu nicken. Mit gemischten Gefühlen blickte er ihr nach, bis sie im Haus verschwunden war und fuhr dann davon.
 

Unschlüssig drehte Sarah die gehefteten Blätter in ihren Händen und starrte auf das Deckblatt. Übersetzung des Tagebuchs von Elena Wasilenko, Teil 1.

Sie und Daniel waren auf dem Weg zu Elenas Schule, wo sie einen Termin mit dem Rektor hatten und während Daniel fuhr, hatte sie Zeit, einen Blick in die erste übersetzte Seite zu werfen, die ihnen Alex in die Hand gedrückt hatte. Aus einem ihr unerklärlichen Grund war ihr nicht wohl dabei, das Deckblatt umzuschlagen und mit dem Lesen zu beginnen. Sie hatte Angst vor dem, was Elena ihnen erzählen könnte. Dinge, die nicht für sie bestimmt waren. Aber sie wusste, dass sie es tun musste, wenn sie in diesem Fall weiter kommen wollten. In den Zeilen und oftmals dazwischen verbargen sich eventuell Antworten, die sie dringend benötigten.

Sie seufzte hörbar auf und lenkte damit kurz Daniels Aufmerksamkeit auf sich, die sie nicht erwiderte. Dann schlug sie die erste Seite auf:
 

Elenas Tagebuch, Teil 1
 

Sonntag, 13. Februar 2005
 

Liebes Tagebuch,

Nein Quatsch, das klingt total klischeehaft. Überhaupt nicht passend. Nicht passend zu mir, nicht passend zur Situation. Einfach nicht passend eben.

Ich habe mich immer gefragt, wie es sich anfühlt, wenn sich das Leben vom einen auf den anderen Tag komplett verändert. Wenn zum Beispiel jemand stirbt, den man sehr lieb gehabt hat. Heute bekam ich die Antwort.

Ich kann nicht in Worte fassen, was passiert ist, kann nicht verstehen, warum es passiert ist, ich weiß nur, dass es passiert ist. Und es reißt mir den Boden unter den Füßen weg.

Wie kann ich umgehen mit dieser Bürde, wie kann ich so tun, als wäre nichts geschehen und weiterleben wie jede andere 12-Jährige, wenn ich tief in mir weiß, dass es nicht so ist? Und was ist mit Mama? Weiß Mama davon? Schaut sie bewusst weg, damit die geliebte, heile Vorzeigefamilie nicht ihr Gesicht verliert?

Ich denke, ich kenne die Antwort…
 

Der Eintrag endete und Sarah sah verdutzt auf. Noch einmal ließ sie sich die Worte durch den Kopf gehen. Elena hatte sie bewusst gewählt, dessen war sie sich sicher. Sie wollte, dass es nicht sofort offensichtlich war, was sie ausdrücken wollte. Dennoch wusste Sarah, dass sie die Antwort kannte.

„Wir hatten recht“, sagte sie nüchtern, als sie von dem Dokument aufblickte.

„Was meinst du?“, fragte Daniel und wagte einen kurzen Seitenblick, dann sah er zurück auf die Straße.

„Der erste Eintrag. Verfasst im Februar 2005, da war sie Zwölf. Ich glaube – oder eher weiß ich -, dass an diesem Tag etwas Einschneidendes in ihrem Leben passiert sein muss. Das ist deutlich herauszulesen.“

„Du spielst auf den Verdacht mit dem Missbrauch an?“

„Das ist kein Verdacht!“, entgegnete Sarah barsch und warf ihm einen zornigen Blick zu. „Das ist eine Tatsache und wie es scheint, ging das über Jahre.“

Daniel seufzte und verkniff sich seine Antwort, als sie auf den Parkplatz der Schule rollten. Er wusste, dass es keinen Sinn machte, Sarah darauf hinzuweisen, dass es momentan nur ein Verdacht war. Zwar teilten ihn Alex und er selbst, aber es war eben nur ein Verdacht, für den es noch keine Beweise gab. Missbrauchsvorfälle konnten in allen Familien vorkommen. In denen, die nach außen absolut normal erschienen, genau so wie in Problemfamilien. In vielen Fällen kamen die Taten erst Jahre später ans Licht, oftmals dann, wenn sie verjährt waren, weil sich die Opfer nicht getraut hatten, etwas zu sagen. Das war schlimm und ihm gingen solche Dinge genauso nahe wie Sarah. Der Unterschied bestand darin, dass er sich nicht von seinen Gefühlen leiten ließ, sondern auf eine logische Kombination der Beweise setzte. Trotz allem konnte er seine Kollegin verstehen. Als Frau bei der Polizei hatte man es nicht leicht. Schon gar nicht mit einem Chef wie Alexander Jenkins. Man musste sich durchboxen und zeigen, dass man nicht das schwächste Glied der Gruppe war, für das man gehalten wurde. Daraus resultierte ihre oftmals übermäßig gefühlsbetonte Einstellung.

Es gab nur einen Grund, wieso er dies akzeptierte: Meistens behielt sie recht.

Daniel parkte den Wagen im Schatten und stellte den Motor ab, bevor er sich Sarah zuwandte und ihr vielsagend in die Augen blickte.

„Hör mal, ich kann dich verstehen. Ob du es glaubst oder nicht, mir geht es nicht anders. Ich bin deiner Meinung. An diesem Fall stimmt etwas nicht und dem müssen wir nachgehen. Trotzdem bist und bleibst du Detective, klar? Und als solch einer darfst du dich nicht von deinen Gefühlen beeinflussen lassen, sondern musst dich an die Beweislage halten. Ist dir das bewusst?“

Einen langen Moment starrte die Jüngere mit verbissener Miene aus dem Fenster, ehe sie nickte: „Klar.“

Dann stieg sie ohne ein weiteres Wort aus.

Er seufzte hörbar auf und schüttelte über ihre Reaktion den Kopf, ehe er es ihr gleichtat und sie gemeinsam zum Eingang liefen. Die Augen sämtlicher Schüler richteten sich auf die beiden, je näher sie der Schule kamen. Das machte ihnen nichts aus, sie waren es gewohnt, dass die Leute schauten, wenn sie auftauchten. Ein Junge fiel Sarah sofort ins Auge. Er stand abseits, lässig an einen Baum gelehnt, und hielt eine Zigarette in der Hand. Er beobachtete jeden Schritt, den die Beiden taten, jedoch nicht wie die restlichen Jugendlichen, deren Gesichter Neugier ausstrahlten. Er blickte misstrauisch, beinahe hasserfüllt, in ihre Richtung. Sarah blieb stehen und bedeutete Daniel mit einer kurzen Handbewegung es ihr gleich zu tun.

„Was ist? Wir müssen rein.“

„Geh du schon vor, ich nehme mir den Jungen da hinten vor. Ich glaube das ist David.“

„Woher willst du das wissen? Wir haben für so etwas jetzt keine Zeit“, protestierte Daniel und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Ich hab es im Gefühl. Du schaffst das auch ohne mich.“

Ohne ein weiteres Wort ließ sie ihn stehen und steuerte geradewegs auf den blonden Jungen zu, der jeden ihrer Schritte genauestens beobachtete.

„David Edwards?“, fragte Sarah direkt, als sie vor dem Jungen zum Stehen kam.

Er musterte sie weiterhin abschätzig.

„Kommt darauf an, wer das wissen will.“

„Detective Miller, Police Department Jacksonville“, gab sie zur Antwort und zeigte ihm ihren Dienstausweis.

„Schön, und was wollen Sie von mir?“ Noch immer gab er seine verschlossene Haltung nicht auf und ließ keine ihrer Bewegungen unbeobachtet.

„Ich möchte mich mit dir über Elena Wasilenko unterhalten. Du kanntest sie.“

„Ja, sie war meine Freundin.“ Sein Gesichtsausdruck veränderte sich kein Stück, als er diese Tatsache erwähnte.

„Es tut mir Leid, was passiert ist.“

David gab ein abfälliges Schnauben von sich. „Als ob es Ihnen wirklich leid tut. Sie kannten Elena nicht. Und außerdem kümmert ihr Bullen euch sowieso nicht um das Leid anderer. Elena hätte man viel früher helfen müssen, nicht erst als so ein Psychopath sie abgeschlachtet hat!“

„Auf was willst du hinaus, David?“ Sie überhörte die Beleidigung gekonnt, um das Gespräch am Laufen zu halten. Solche Bemerkungen war sie gewohnt.

„Auf was ich hinaus will? Haben Sie das noch nicht herausgefunden? Was ihr Vater mit ihr gemacht hat? Hm? War da jemand von euch scheiß Bullen da? Hat ihr irgendjemand geglaubt? Nicht einmal die Schule tat das, nicht die Polizei, als sie Anzeige erstattete, einfach niemand. Also erzählen Sie mir nicht, dass es Ihnen Leid tut und dass Sie mich verstehen können. Sie können gar nichts!“

Für einen Augenblick war Sarah sprachlos. Von welcher Anzeige sprach der Junge? Sie konnte sich nicht erinnern, in den Akten etwas dazu gefunden zu haben.

„Wie kommst du auf die Idee, dass die Polizei ihr nicht glaubte?“

„Weil die verdammte Anzeige fallen gelassen wurde, nachdem ihr Vater zu den Vorfällen befragt wurde und keinerlei belastende Hinweise gefunden werden konnten. Deswegen! Aber soll ich Ihnen mal verraten, was er dann mit ihr gemacht hat? Er hat sie windelweich geschlagen, er hat sie verprügelt, bis sie nicht mehr aufstehen konnte und in der Schule hat es niemanden gekümmert, dass Elena plötzlich zwei Wochen fehlte. Als sie wieder kam und man sie auf die übrigen blauen Flecken ansprach, sagte sie, sie sei die Treppen herunter gestürzt und niemand stellte das in Frage. Weil es alles korrupte Arschlöcher sind, die sich einen Dreck um das Leben anderer kümmern.“

Der Frust und der unterdrückte Hass schwangen deutlich in seiner Stimme mit und ein Stück weit konnte Sarah nachvollziehen, was in diesem Jungen vorging.

„Zu den Ermittlungen kann ich dir keine Auskünfte geben, aber ich verspreche dir, dass wir ihren Vater für das bestrafen werden, was er ihr angetan hat. Hier ist meine Visitenkarte. Wenn du mir etwas erzählen möchtest, was uns weiterbringen könnte, dann melde dich bitte bei mir, in Ordnung?“

Sie reichte ihm die kleine weiße Karte und blickte ihm fragend entgegen.

„Gut. Auf Wiedersehen, Detective Miller.“

Ohne ein weiteres Wort ging er davon und ließ eine ratlose Sarah zurück, die ihm noch einen langen Moment nachsah und über das Gesagte nachdachte.
 

„Und du bist dir sicher, dass er dir die Wahrheit erzählt hat und das nicht in seiner Trauer so hingedreht hat, wie es für ihn am erträglichsten ist?“ Skeptisch blickte Daniel zu seiner Kollegin, als sie auf dem Weg zurück zum Department waren.

„Wir müssen es auf jeden Fall überprüfen und außerdem deckt sich seine Aussage in meinen Augen mit dem Tagebucheintrag, aber mehr kann man erst sagen, wenn wir das ganze Buch gelesen haben. Was hat der Rektor gesagt?“

Daniel seufzte auf.

„Er meinte, in letzter Zeit kam es öfters vor, dass sie in der Schule fehlte, worunter ihre Noten litten.“

„Siehst du, das passt wieder zu dem, was David sagte. Wenn sie daheim wirklich misshandelt wurde, dann ist es logisch, dass sie öfters fehlte und dass ihre Noten schlechter wurden.“

„Ja, aber hast du vorhin nicht gesagt, dass der erste Eintrag von...“

Abrupt wurde er von Sarahs panischer Stimme unterbrochen: „Daniel, pass auf!“

Er trat mit voller Wucht auf die Bremse, die Reifen blockierten und quietschten protestierend unter dem scharfen Bremsmanöver. Zeitgleich war ein markerschütternder Schlag zu hören, als der Körper auf die Motorhaube knallte und Sarah glaubte, das Blech unter dem Gewicht ächzen zu hören.

Der Wagen kam zum Stehen und Totenstille trat ein.

Daniel hörte sein Blut durch seine Ohren rauschen. Es fühlte sich an, als würde sich sein Herz überschlagen. Das Adrenalin schoss durch seine Arterien und sein Gesicht wurde kreidebleich.

Sarah war die Erste, die sich rührte. Sie riss die Tür auf und stürzte aus dem Wagen, direkt auf das am Boden liegende Mädchen zu. Ihre Kleidung war an vielen Stellen zerrissen und verschmutzt, zahlreiche Prellungen und Schürfwunden zeichneten ihre nackte Haut und Sarah war sich sicher, dass einige der Verletzungen nicht von dem Aufprall stammen konnten.

„Daniel, los ruf einen Krankenwagen!“, brüllte sie, während sie sich zu dem Mädchen beugte.

Er brauchte einen Moment, bis das Gesagte in seinem Kopf angekommen war und alarmierte dann den Notruf, ehe er selber ausstieg. Ohne einen Ton zu sagen, kniete er sich auf den Boden und starrte auf das bewusstlose Mädchen, das vor ihm lag. Er hatte sie nicht gesehen, sie war aufgetaucht wie aus dem Nichts.

Sarah musterte ihn einen Moment prüfend, bis sie ihre Stimme erhob: „Es ist nicht deine Schuld.“

Stumm nickte er, den Blick nicht abwendend.

Wenig später war in der Ferne der Lärm der Sirenen zu hören, die sich ihnen unaufhaltsam näherten. Dann ging alles rasend schnell und Daniel hatte das Gefühl, das Geschehen nur am Rand zu verfolgen. Wie durch einen dichten Nebel sah er die Sanitäter, die mit Sarah redeten und sich um das braunhaarige Mädchen kümmerten, das er überfahren hatte. Im nächsten Moment, waren sie weg, die Sirenen entfernten sich und ein anderes, bekanntes Geräusch trat an ihre Stelle. Die Sirenen eines Polizeiwagens. Das Auftauchen des Streifenwagens und Sarah, die sich mit den beiden Cops unterhielt, beachtete er nicht. Stattdessen kniete er weiterhin auf dem Boden und starrte den Asphalt an, in der Hoffnung es würde sich ein großes Loch auftun, in dem er versinken konnte. Dann spürte er Sarahs warme Hand auf seiner Schulter und ihre ruhigen Worte, mit denen sie auf ihn einredete, doch er reagierte nicht. Erst als sie seinen Arm nahm und ihm mit sanftem Zug half aufzustehen, kam wieder Leben in ihn.

„Ich fahre, okay?“

Eine rein rhetorische Frage, wie Daniel fand, denn bevor er die Möglichkeit hatte, etwas zu erwidern, hatte Sarah ihn zur Beifahrerseite befördert und auf den Sitz gedrückt. Wohin sie fuhren, wusste er ohne zu fragen. Sie würden ins Krankenhaus fahren und versuchen herauszufinden, um wen es sich handelte. Das Gesicht ging ihm nicht mehr aus dem Sinn. Ein Verdacht klopfte nahezu penetrant in seinem Kopf an, doch er war noch nicht in der Lage ihn zuzulassen. Erst musste er sich sicher sein, dass Sarah das gleiche dachte wie er.

„Hast du…“, er unterbrach sich kurz, als seine Partnerin ihn besorgt anblickte. „Hast du das Gesicht des Mädchens gesehen?“

Sie schwieg einen Moment, als würde sie über ihre Wortwahl genauestens nachdenken.

„Ja, natürlich.“

„Und denkst du...“, er schluckte. „Denkst du auch, dass es sich um Brooke Coleman handelt?“

Wieder folgte eine lange Pause, ehe Sarah zögernd nickte.

„Ja, das denke ich.“
 

Nervös starrte Daniel auf die Uhr, die an der gegenüberliegenden Wand des Wartezimmers hing und ihn mit ihrem wiederkehrenden tick-tock-tick-tock schier wahnsinnig machte. Trotz der Tatsache, dass er die Uhrzeit im Auge behielt, konnte er nicht sagen, wie lange sie dort saßen und warteten. Allzu lange konnte es nicht sein, denn direkt nachdem Sarah ihm bestätigt hatte, dass sie dasselbe dachte, hatte sie Alex informiert und dieser spazierte jetzt ins Wartezimmer.

„Okay, kann mir einer von euch Knallköpfen sagen, was hier passiert ist?“

Seine gewohnt ruppige Art war zurückgekehrt, doch Sarah sah in seinen Augen, dass er mit aller Gewalt versuchte, seine Unnahbarkeit aufrecht zu erhalten. In Wirklichkeit machte er sich Gedanken über das, was passiert war. Daniel zuckte unter seinen Worten zusammen, machte aber keinerlei Anstalten seinen Chef aufzuklären.

„Das hab ich dir bereits gesagt. Hast du ein Foto von Brooke Coleman dabei?“

Sarah hatte sich von ihrem Platz erhoben und sich mit verschränkten Armen vor dem Chief positioniert. Der Ältere wollte zu einer Antwort ansetzen, doch Sarahs warnender Blick ließ ihn erstaunlicherweise verstummen. Stattdessen nickte er und zog ein Foto aus der Innenseite seiner Jacke, welches er ihr reichte. Die Blonde nahm es, faltete es auseinander und warf einen kurzen Blick auf das braunhaarige Mädchen, das ihr auf dem Bild entgegen lächelte.

„Das ist sie“, nickte sie dann.

„Gut, dann werde ich mich jetzt über ihren momentanen Gesundheitszustand informieren und dann ihre Eltern anrufen. Ihr könnt gehen. Das Tagebuch wurde um zwei weitere Einträge übersetzt, holt sie euch bei Molly noch ab. Über das, was passiert ist, sprechen wir morgen. Wir sehen uns dann.“

Er besah Daniel mit einem prüfenden Blick, den dieser nicht erwiderte. Sarah nickte und verließ mit Daniel das Krankenhaus.
 

„Ich halte noch kurz am Department und hole die Einträge, du kannst sitzen bleiben“, erklärte Sarah und fuhr vom Parkplatz des Krankenhauses.

Daniel nickte und starrte aus dem Fenster. Das schlechte Gewissen ließ ihn nicht los. Er hatte das Mädchen überfahren, weil er nicht auf die Straße geachtet hatte, also war es seine Schuld. Egal, was Sarah meinte. Er versank in seine Gedanken und achtete nicht darauf, wo sie hinfuhren. Erst als Sarah auf dem Parkplatz des P.D. zum Stehen kam, schreckte er hoch. Er registrierte ihren sorgenvollen Blick, als sie ausstieg, erwiderte aber nichts. Wenig später kehrte sie mit einer Mappe in der Hand zurück, die sie ihm reichte.

„Molly hat sich gewundert, wieso ich es so eilig hatte und gefragt, wo du bist. Ich hab nichts gesagt, da hatten zu viele ihre Ohren mit dabei. Ist auch egal, ich fahre dich jetzt am besten nach Hause“, plapperte sie los, als den Motor startete.

Daniel hatte den Eindruck, ihr war die Situation unangenehm und sie wollte nur irgendetwas sagen, um die Stille zu vertreiben.

„Hm, du kennst Molly“, antwortete er.

„Allerdings“, pflichtete sie bei und setzte den Wagen rückwärts auf die Straße.

Daniels Wohnung befand sich nur wenige Häuserblocks entfernt und sie erreichten diese nach wenigen Minuten. Sarah fuhr auf den Hof und stellte den Motor ab.

„Kann dein Wagen vor der Garage stehen bleiben?“

„Ja.“

Schweigen folgte, bis Daniel die Stille nach kurzer Zeit brach: „Möchtest du noch mit reinkommen? Gesellschaft kann ich jetzt gut gebrauchen.“

Sarah war sichtlich überrascht über die Frage, nickte aber und schnallte sich ab.

„Klar, kann ich gut verstehen.“

Er lächelte zaghaft.
 

Das Herz schlug Sarah bis zum Hals, als sie Daniel die Treppen nach unten in seine Wohnung folgte. Sie war aufgeregt, auch wenn sie nicht zum ersten Mal bei ihm zu Hause war. Es war eher die Tatsache, dass er sie darum gebeten hatte mit zu kommen, weil er jemanden brauchte, mit dem er reden konnte. Jemanden, dem er vertrauen konnte, der ihn verstand und ihn nicht verurteilte. Es machte sie stolz, dass er diese Person in ihr sah. Im Flur streifte sie sich die Schuhe von den Füßen und folgte ihm ins Wohnzimmer.

„Möchtest du etwas trinken?“

„Wasser reicht, danke“, nickte sie.

Er verschwand in der Küche, während sie sich auf der großen Ledercouch nieder ließ und die Beine an den Körper zog.

Daniel kam mit zwei Gläsern Wasser zurück, wovon er ihr eins reichte.

„Sollen wir uns noch mal den Einträgen widmen?“

„Können wir machen. Lies den zweiten Eintrag vor. Den ersten kann ich später in Ruhe noch mal durchgehen.“

Sie nickte zustimmend, nahm die Mappe und begann zu lesen:
 

Elenas Tagebuch Teil 2
 

Sonntag, 27. Februar 2005[/ u]
 

Ich bin müde. Schrecklich müde und doch kann ich nicht schlafen. Ich will nicht schlafen! Dann kehren die schlimmen Träume zurück, die mir zeigen, was geschehen ist. Ich will es nicht sehen. Ich weiß, dass er es wieder tun wird. Früher oder später. Ich kann ihn nicht einmal mehr ansehen. Meinen eigenen Vater!
 

Sarah stoppte.

„Das ist es! Der Beweis. Sie hat es selbst geschrieben.“

„Ja. Lies weiter.“
 

Ich glaube, Mama bemerkt es. Und ihr ist auch längst klar, dass ich es ihr ansehen kann, obwohl sie es einfach ignoriert. An jenem Sonntag vor zwei Wochen, als sie mit ihren Freundinnen im Kino war und sich vergnügt hat, während mein Vater… Nein, ich spreche es nicht aus. Ich kann es nicht in Worte fassen, zu sehr schmerzt die Erinnerung, brodelt in mir, wie ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch und ist doch dazu verdammt auf ewig zu schweigen.

Es ist 14 Uhr und sie sind bei den Nachbarn zum Kaffee eingeladen. Zeit, die ich nutzen kann, um Schlaf zu finden.
 

Sarah schloss die Mappe und blickte Daniel verheißungsvoll entgegen.

„Was sagst du jetzt?“

Als Antwort bekam sie ein Schulterzucken, da er hingebungsvoll die aufsteigenden Kohlesäurebläschen in seinem Glas beobachtete. Sarah seufzte auf.

„Hast du mir überhaupt richtig zu gehört?“

„Ja, aber...“

Er suchte nach Worten, die das ausdrücken konnten, was er fühlte.

„Du musst immer noch an heute Mittag denken, stimmt's? Und deswegen fühlst du dich scheiße.“

„Ja, es macht mich fertig. Wie soll man sich schon fühlen, wenn man jemanden fast tot gefahren hätte?“

Sarah seufzte, stellte ihr Glas auf den Tisch, nahm ihm seines aus der Hand und stellte es dazu.

„Daniel. Du hast sie nicht gesehen, wie hättest...“

Er unterbrach sie mitten im Satz: „Ja, weil ich verdammt noch mal nicht aufgepasst habe!“

Trotz seiner lauter werdenden Stimme, blieb sie ruhig.

„Nein, so schnell wie sie hinter dem parkenden Auto aufgetaucht ist, hätte das niemand mehr verhindern können. Das war nicht deine Schuld.“

Einen langen Moment dachte er über ihre Worte nach, schüttelte dann wieder den Kopf: „Trotzdem.“

Sarah platze daraufhin der Kragen: „Argh, Daniel! Es reicht!“, wütend schnellte sie in die Höhe und baute sich vor ihm auf. „Du konntest nichts dafür! Keiner hätte das verhindern können. Hör endlich auf...“

Erneut unterbrach er sie, indem er eine ihrer wild gestikulierenden Hände fasste und sie ruckartig zu sich zog, sodass sie auf seinem Schoß landete. Sie öffnete protestartig den Mund, doch bevor ein Laut ihre Kehle verlassen konnte, spürte sie seine weichen Lippen, die sich fest auf die ihren drückten. Ihr Herz stockte und ihre Gedanken setzten aus, als sie den fordernden Kuss zögernd erwiderte und wenig später ihre Arme um seinen Nacken schlang, um ihn näher bei sich zu wissen. Seine Hände wanderten über ihren Rücken, hinauf zu ihren Schultern und wieder zurück, was ihr wohlige Schauder bereitete. Sarah strich ihm über den Nacken hinauf zu den braunen Haaren, die sie mit unkontrollierter Leidenschaft zerzauste.

Unerwartet spürte sie seine warmen, rauen Handflächen unter ihrem T-Shirt, wodurch sich ihr Verstand meldete, der sie anschrie aufzuhören.

Sie legte ihre Hände auf seine Brust und drückte ihn von sich, um Distanz zwischen sie zu bringen. Langsam drang die momentane Situation zu ihr durch und ihre Wangen färbten sich zunehmend röter. Sie blickte Daniel in die nussbraunen Augen, suchte eine Antwort auf das, was hier vor sich ging, doch fand keine. Nur denselben verständnislosen Blick, den ihre eigenen Augen zeigen mussten. Dies bereitete ihr Übelkeit. Sie hatte erwartet, er wüsste, was er tat. Stattdessen schien er genauso verwirrt und das verletzte sie. Plötzlich wollte sie nur noch Abstand zu ihm und sprang von seinem Schoß.

„Ähm...“, sie schüttelte den Kopf. „Vergiss es. Bis Morgen.“

Ehe er die Chance hatte, etwas zu erwidern, war das Zuschlagen der Haustür zu vernehmen. Fassungslos strich er sich durch die Haare, dann erhob er sich und sah aus dem Fenster. Draußen war es bereits dunkel und Sarah war zu Fuß unterwegs. Einen Moment überlegte er, ihr nachzufahren, um sicher zu gehen, dass sie heil zu Hause ankam, entschied sich dann jedoch dagegen. Er hatte genug Mist gebaut.
 

Mit schnellen Schritten eilte Sarah durch die Straßen, dabei unterdrückte sie die aufkeimenden Tränen. Sie wusste nicht mal, wieso ihr zum Heulen zu Mute war. Wahrscheinlich lag es an der Tatsache, dass sie statt Klarheit nur Verwirrung in Daniels Augen gefunden hatte. Er konnte sie doch nicht einfach küssen, ohne einen guten Grund dafür zu haben. Dazu hatte er kein Recht!

Wut flammte in ihr auf, erlosch aber sofort wieder beim Gedanken an ihren Partner, der momentan sicher andere Probleme hatte, als sich über den ungeplanten Kuss der beiden Gedanken zu machen.

Der Wind zog an und pfiff ihr in kühlen Böen um die Ohren. Ein Blick in den Himmel bestätigte ihr, dass es bald regnen würde und sie legte noch einen Schritt zu. Sie war so in ihren Gedanken versunken, dass sie den Mann, der ihr seit mehreren Blocks folgte, nicht bemerkte.

Als sie nur noch zwei Straßen von ihrer Wohnung entfernt war, wurde sie plötzlich an der Schulter gepackt und grob herum gerissen.
 

to be continued...

by Fairytale_x3

released

Kapitel 8: released
 

Erschrocken schrie sie auf und ehe sie die Chance hatte zu begreifen, was vor sich ging, wurde sie grob gepackt und nach hinten gerissen. Zwei starke Arme schlossen sich um ihren Brustkorb und hielten ihre Hände fest an diesen gedrückt. Der beißende Geruch von Aftershave drang ihr in die Nase, als der Mann seinen Kopf auf ihre Schulter legte und mit Schrecken musste sie feststellen, dass sie den Geruch kannte. Ruckartig riss sie sich daraufhin aus den Armen des Mannes und drehte sich zu ihm, um in sein Gesicht blicken zu können. Doch was sie zu sehen bekam, gefiel ihr keineswegs. Vor ihr stand niemand geringeres als Nathan. Als ihr diese Tatsache bewusst wurde, keimte eine unbändige Wut in ihr auf, die sich mit der, die sie für Daniel momentan empfand, vermischte und die sie ihrem Ex mit voller Wucht entgegen schleuderte: „Bist du bescheuert?“, brüllte sie aus vollem Halse und ihr Gesicht lief vor Wut puterrot an.

Abwehrend hob der Mann mit den zerzausten, braunen Haaren die Hände und verzog das Gesicht zu einer entschuldigenden Miene.

„Sorry Süße, kleiner Spaß am Rande.“

„Spaß? Du spinnst wohl und nenn mich nicht Süße, der Zug ist abgefahren und das weißt du. Und für den Fall, dass du dir solch einen ‚Spaß‘ noch mal erlauben solltest, werde ich es mir nicht nehmen lassen Gewalt anzuwenden. Und jetzt auf nimmer Wiedersehen!“ Ohne ihren Ex-Freund eines weiteren Blickes zu würdigen, machte sie auf dem Absatz kehrt und ging weiter ihres Weges. Nathan war momentan der allerletzte Mensch neben Daniel den sie sehen wollte. Selbst Alex und seine gemeinen Sprüche waren ihr momentan lieber als Nathans aufdringliche, arrogante Art. Aus diesem Grund hatte sie mit ihm Schluss gemacht, weil sie nicht sein Eigentum war und er dies nicht akzeptieren wollte. Und Daniel nahm sich auch was er wollte und wann er es wollte, was glaubten sie wer sie waren? Sie war kein Gegenstand den man gebrauchen konnte, wann es einem beliebte.

„Hey Süße warte mal!“, rief Nathan, der ihr auf dem Fuß folgte und nach ihre Hand greifen wollte, die sie geschickt wegzog. Sie blieb so abrupt stehen, dass er beinahe in sie hineingelaufen wäre und drehte sich mit drohendem Blick zu ihm um.

„Ich habe gesagt, du sollst mich nicht Süße nennen! Und nein, ich warte nicht. Lass mich in Ruhe und verschwinde, bevor ich dich wegen Belästigung festnehme.“

„Okay, okay. Ich wollte mich nur ein wenig mit dir unterhalten, war gerade zufällig in der Nähe und dachte, ich statte dir mal einen Besuch ab, dann hab ich dich hier laufen sehen, aber wenn du nicht willst…“, er machte einen geknickten Gesichtsausdruck und schob die Hände in die Hosentaschen.

Alles, was Sarah dafür übrig hatte, war ein verächtliches Schnauben.

„Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du dir das sparen kannst? Kapier es endlich, ich will mit dir nichts mehr zu tun haben, Nathan!“, dann drehte sie sich um und ließ ihn stehen. Diese Heuchelei konnte er sich sparen, die Nummer zog bei ihr nicht. Nathan war neben Alex das arroganteste Arschloch, das ihr im Leben untergekommen war und sie fragte sich ernsthaft, wieso sie sich immer in gerade jene verliebte. Sie hatte vor gut einem halben Jahr mit ihm Schluss gemacht, ignorierte ihn, wann immer es ihr möglich war und hatte ihm mehr wie einmal deutlich gemacht, dass sie keinen Kontakt mehr wünschte, doch scheinbar schien er nicht zu verstehen.

Als sie vor ihrer Wohnung ankam, schloss sie die Tür auf, streifte sich, nachdem sie eingetreten war, die Schuhe ab und schmiss sie lieblos ins Eck. Dann ging sie ins Wohnzimmer und ließ sich auf die Couch fallen.

Nein, es stimmte nicht, sie verliebte sich nicht immer in diese arroganten Arschlöcher, das redete sie sich ein. In Wirklichkeit gehörte ihr Herz einer anderen Person. Als ihr das bewusst wurde, bahnten sich Tränen in ihren Augen an und suchten sich ihren Weg über ihre Wangen.
 

Freitag
 

Schlaftrunken starrte er in seine dampfende Kaffeetasse und schreckte erst aus seinen Gedanken, als er das Scharren des Stuhls ihm gegenüber wahrnahm.

Er blickte auf, registrierte seine Schwester, die ihn eingehend musterte und wandte dann sein Augenmerk mit einem Seufzen wieder seiner Kaffeetasse zu.

„Dir auch einen guten Morgen, Daniel“, nickte Trish, als sie sich erhob, um sich Kaffee einzuschenken. „Was machst du denn um solche Uhrzeiten hier? Müsstest du nicht längst bei der Arbeit sein?“

Bei dem Wort ‚Arbeit‘ stöhnte er gequält auf. Das Letzte, auf was er Lust hatte, war im Moment die Arbeit. Dann musste er Sarah begegnen, mit ihr zusammen arbeiten und sich mit diesem beschissenen Fall auseinandersetzen. Und nicht zu vergessen das Mädchen vernehmen, welches er am Abend zuvor halb tot gefahren hatte. Er warf seiner Schwester einen eindeutigen Blick zu, dass er nicht die geringste Lust verspürte ihr Rede und Antwort zu stehen, doch er wusste, sie würde nicht locker lassen, bis sie alles im Detail wusste, also ergab er sich besser gleich.

„Der Kaffee war leer, ich hatte vergessen Neuen zu kaufen, deswegen bin ich hoch gekommen.“

„Aha und warum hast du keine Lust auf die Arbeit?“

Er schwieg und senkte seinen Blick abermals gen Tisch.

„Jetzt sag.“

„Ich hab Sarah geküsst.“ Diese Aussage schien einzuschlagen wie eine Bombe, denn Trish verschluckte sich an ihrem Kaffee und begann lautstark zu husten.

„Du hast was?“, fragte sie völlig entgeistert, als sie sich beruhigt hatte.

„Ja, also… ich wollte sie nur zum Schweigen bringen.“ Nervös drehte er seine Tasse in den Händen und wagte es weiterhin nicht aufzublicken.

„Zum Schweigen? Das soll ich dir glauben? Daniel ich bitte dich, das ist absurd.“

„Ist es nicht!“

„Ist es wohl! Dass du dich in sie verliebt hast, sieht ein Blinder. Und mir machst du sowieso nichts vor. Allerdings war deine Herangehensweise vielleicht nicht die Beste. Wie hat sie denn reagiert?“

„Na ja, erst hat sie erwidert, aber dann hat sie mich weggestoßen und gemeint es wäre besser, wenn sie jetzt geht. Ich hab es wieder verbockt.“

„Quatsch, rede am besten noch mal mit ihr und jetzt hör auf Trübsal zu blasen, du hast keinen Grund. Aber mal was anderes, weißt du wo ich gestern war?“

Fragend sah er auf und schüttelte dann den Kopf. „Nein, woher auch?“

„Ich war im Training.“ Jetzt war es an Daniel zu Schweigend. Trish konnte in seinem Gesicht deutlich sehen, dass er die Information erst verdauen musste.

„In der alten Halle?“, fragte er dann und versuchte entspannt zu wirken, auch wenn er das nicht war.

„Ja.“ Trish schwieg einen Augenblick. „ Es war komisch. Ich hatte ein wenig Angst davor, weil…“ Sie unterbrach sich und suchte nach den richtigen Worten, um das auszudrücken, was sie fühlte.

„Weil… ich noch nicht damit abgeschlossen habe. Es verfolgt mich noch, wenn auch nicht mehr so heftig. Aber ich glaube, es tat mir gut, wieder einen Schritt in die Normalität zu wagen.“

Daniel nickte zustimmend. „Tu das, was du für richtig hältst und wenn das für dich bedeutet, ins Training zu gehen, dann finde ich das okay.“

Trish erhob sich daraufhin lächelnd, um ihren Bruder zu umarmen.

„Jetzt weiß ich wieder, warum ich den besten Bruder der Welt habe.“

Daniel musste lachen. „Jetzt übertreib mal nicht.“ Er löste sich aus der Umarmung und warf einen Blick auf die Uhr, die hinter Trish an der Wand hang.

„Ich sollte los, sonst frisst Alex mich.“

Trish folgte seinem Blick zur Uhr und fluchte hörbar auf. „Mist. In zehn Minuten kommt Keith. Wir gehen mein Auto abholen und ich bin noch nicht fertig gerichtet. Mach‘s gut. Ach und vergiss nicht nochmal mit Sarah zu reden. Wir sehen uns.“ Bevor er etwas erwidern konnte, war die Jüngere aus der Küche gehastet und hörbar die Treppen nach oben gerannt, wo er kurz darauf eine Tür ins Schloss fallen hörte. Nach einem weiteren Blick auf die Uhr, stellte er fest, dass es für ihn höchste Zeit war den Weg zur Arbeit anzutreten. Mit einem Seufzen verstaute er seine leere Tasse in der Spülmaschine und verließ dann das Haus.
 

Als er wenig später das Department erreichte und die Empfangshalle betrat konnte er Alex‘ aufgeregte Stimme schon von weitem hören. Er schien sich mit Molly zu unterhalten, beziehungsweise redete er lautstark auf die ältere Dame ein, während diese stumm da saß und ab und an nickte. Er blieb etwas entfernt, halb versteckt hinter einer Zimmerpflanze, stehen und lauschte dem Gespräch.

„Ich glaube es nicht. Was denken sich diese Grünschnäbel dabei? Von Sarah habe ich es nicht anders erwartet, aber jetzt noch Daniel, wo kommen wir da hin?“

Molly verzog unwissend das Gesicht und zuckte die Achseln.

„Sagen Sie diesen Nichtsnutzen, dass sie in mein Büro kommen sollen, sobald sie hier auftauchen.“ Er machte auf dem Absatz kehrt und rauschte zurück in sein Büro, wo die Tür lautstark ins Schloss fiel.

Als die Luft rein war, kam Daniel hinter seiner Zimmerpflanze hervor und ging auf Molly zu. Diese hob fragend den Blick, als sie bemerkte, dass jemand auf sie zutrat und als sie Daniel erblickte, verwandelte sich ihr Gesichtsausdruck direkt in eine angesäuerte Mine.

„Sieh lieber zu, dass du zum Chef kommst, der ist stinksauer, weil ihr Beiden zu spät seid“, sie gestikulierte wild mit den Händen in der Luft, um ihren Worten mehr Ausdruck zu verleihen.

„Ich hab es gehört, ich bin auf dem Weg“, er drehte sich um und lief schnellen Schrittes auf die Bürotür seines Vorgesetzten zu, wo er wenig später anklopfte. Als von drinnen ein lautes ‚herein‘ ertönte öffnete er die Tür und trat ein.

„Hast du mal auf die Uhr gesehen?“

Die Frage verwunderte Daniel. Er hatte jetzt mit einer Standpauke gerechnet, nicht damit, dass er gefragt wurde, ob er auf die Uhr gesehen hatte, also nutzte er die Chance, um sich zu entschuldigen.

„Tut mir leid, ich hab verschlafen. Hab mich noch die halbe Nacht mit den Tagebucheinträgen beschäftigt.“ Dass er absichtlich zu spät gekommen war, brauchte Alex definitiv nicht wissen. Das war allein seine Sache und mit dem, was am Abend zuvor passiert war, musste er auch alleine fertig werden.

„Hmh. Setz dich, Sarah wird sicherlich auch gleich kommen.“

Noch immer verwirrt über das unübliche Verhalten des Chiefs setzte er sich auf einen der Stühle, die Alex gegenüber am Schreibtisch standen und sah aus dem Fenster. Wenig später klopfte es erneut an der Tür und Sarah trat ein. Bevor sie jedoch anfangen konnte zu erklären, schnitt Alex ihr das Wort ab.

„Du hast verschlafen und es tut dir leid. Setz dich.“ Nickte er vor sich hin, ohne von seinen Unterlagen aufzusehen.

Sarah, die im ersten Moment nicht begriff wie ihr geschah, starrte ihren Chef verwirrt an und setzte sich dann wie in Zeitlupe in Gang, um sich neben Daniel auf dem andern Stuhl niederzulassen. Daniel grübelte noch über das merkwürdige Verhalten des Chiefs nach. Molly hatte gesagt, er wäre stinksauer auf die Beiden. Er wurde in seinen weiteren Überlegungen unterbrochen, als Alex das Wort ergriff: „Der Abschlussbericht der Obduktion ist gekommen.“

Sofort herrschte beklommene Stille im Raum. Das musste der Grund für Alex‘ unübliches Verhalten sein. Als keiner nachhackte, redete er weiter. „Die DNA des Vaters wurde gefunden, allerdings beweist das nichts, es ist nicht verwunderlich. Der DNA-Test des Embryos ist noch nicht gekommen, Andrea hat im Labor angerufen, sie sind an der Sache dran. Es wurde auch vernarbtes Gewebe gefunden. Ein eindeutiger Hinweis, für das, was wir anhand der Tagebucheinträge schon wussten.“

„Nur lässt es sich nicht beweisen, dass es ihr Vater war“, warf Daniel ein und Alex nickte.

„Da fängt das Problem an. Wir haben zwar seine DNA an der Leiche, dies lässt sich aber mit vielen Argumenten entkräften, die Spuren sind nicht zwangsläufig auf ihn zurückzuführen. Solange der Test nicht da ist, lässt er sich als Vater des Kindes nicht ermitteln.“

„Wir stehen also wieder am Anfang“, stellte Sarah trocken fest und blickte betreten auf den grauen Teppichboden.

„Nicht ganz, ich werde den Eltern jetzt einen Besuch abstatten und sie ein wenig unter Druck setzen. Dann werden wir sehen, ob sie uns nicht noch etwas zu sagen haben. Ihr werdet solange ins Krankenhaus fahren und Brooke Colemann vernehmen, sie ist wach.“

Daniels Eingeweide zogen sich schmerzhaft zusammen. Er hatte ein ungutes Gefühl, dem Mädchen gegenüberzutreten und sie zu befragen. Nicht, weil er sie angefahren hatte, sondern weil sie die bisher einzige Überlebende war, die sie in diesem Fall befragen konnten und er war beunruhigt vor dem, was sie zu erzählen hatte.

„Gestern auf dem Pausenhof, als wir den Termin bei Elenas Rektor hatten, da ist mir ein Junge aufgefallen, ich hab ihn angesprochen und wir haben uns unterhalten“, begann Sarah nach kurzem Schweigen. „Er hat mir erzählt, dass keiner etwas unternommen hat, auch nicht die Schule. Laut seiner Aussage war es offensichtlich, dass Elena daheim misshandelt wurde, sie hat Anzeige gegen ihren Vater erstattet und keiner hat ihr geglaubt. Da keine belastenden Beweise gefunden wurden, wurde die Anzeige fallen gelassen. Daraufhin muss Wasilenko seine Tochter so verprügelt haben, dass sie zwei Wochen in der Schule fehlte.“

„Und wer ist dieser Junge?“

„David Edwards, laut der Mutter Elenas Freund. Ich habe ihm meine Visitenkarte gegeben, für den Fall, dass ihm noch etwas einfällt.“

„Gut. Ich werde mich darum kümmern, wir brauchen seine Aussage offiziell um sie gegen Wasilenko verwenden zu können. Fahrt ihr jetzt ins Krankenhaus.“ Damit war für Alex die Unterhaltung beendet. Sarah erhob sich und verließ gefolgt von Daniel den Raum. Bis zum Parkplatz schwiegen sie, dann hielt Daniel die Stille nicht mehr aus.

„Sarah wegen gestern-…“ Er wurde direkt im Ansatz unterbrochen. „Schon okay, ich weiß, dass du es nicht so gemeint hast, ich reagiere darauf nur empfindlich, vergessen wir es einfach.“

Sie stieg auf der Fahrerseite des Wagens ein und Daniel nahm neben ihr Platz. Er hatte nicht damit gerechnet, dass für Sarah die Sache so schnell gegessen war und auf eine bestimmte Weise störte es ihn, dass sie dachte, er habe es nicht so gemeint. Denn eigentlich hatte er es so gemeint, wenn auch die Situation nicht passend gewesen war. Den Weg bis zum Krankenhaus brachten sie erneut schweigend hinter sich. Auf dem Parkplatz angekommen drehte Sarah sich Daniel mit fragendem Blick zu.

„Bist du sicher, dass alles okay ist?“

„Ja, alles bestens“, nickte er, während er ausstieg. Mit einem Seufzen tat Sarah es ihm gleich. An der Rezeption angekommen zeigten sie ihre Dienstausweise.

„Guten Morgen, Detective Miller, mein Kollege Detective Cater, wir würden gerne zu Brooke Coleman.“

Die Frau an der Rezeption tippte kurz etwas in ihren Computer und nickte dann. „Station 3, Zimmer 407.“

Sie bedankten sich und nahmen anschließend den Aufzug, um zur Station zu gelangen auf der Brooke Coleman lag. Nach wenigen Gehminuten kam das Zimmer in Sichtweite, ein Streifenpolizist hatte sich davor positioniert. Als er die beiden bemerkte blickte er auf.

„Detective Cater, meine Kollegin, können wir zu ihr?“ Er zeigte dem Polizist seinen Dienstausweis, den dieser mehr wie genau studierte, bevor er nickte. „Ja, Sir.“

Sarah öffnete daraufhin die Tür und spähte zaghaft ins Zimmer, es standen zwei Betten darin aber nur eins war belegt. Sie gab Daniel ein Zeichen ihr zu Folgen und trat leise ein. In dem Bett, das am Fenster stand, lag sie. Ihre blonden Haare fielen ihr in Strähnen ins Gesicht, die braunen Augen blickten aus dem Fenster ins Leere. Auf ihr Hereinkommen reagierte das Mädchen nicht.

„Brooke?“, fragte Sarah mit ruhiger Stimme, als sie vor dem Bett stehen blieb und auf die Jüngere blickte.

Ein Zucken ging durch den Körper, der an vielen Stellen von Verbänden und Pflastern bedeckt wurde, dann drehte sie den Kopf langsam in Sarahs Richtung und starrte sie aus ihren leeren, braunen Augen an.

„Mein Name ist Sarah, ich bin Detective und gekommen um mit dir ein paar Fragen zu stellen. Ich weiß, du willst sicher deine Ruhe, aber glaubst du, du kannst mit mir über das sprechen, was passiert ist?“ Sarah nahm sich einen Stuhl und setzte sich an das Bett, während sich Daniel im Hintergrund hielt.

Brooke schien einen Augenblick lang zu überlegen, dann nickte sie.

„Okay, du warst gestern Abend bei deinem Freund, richtig?“

Ein Nicken. „Und du hast dich mit ihm gestritten und bist deswegen gegangen?“ Wieder ein Nicken. „Und dann wurdest du entführt?“

Keine Reaktion. „Deine Jacke wurde im Wald gefunden, wurdest du dorthin verschleppt?“ Weiterhin keine Reaktion.

Sarah unterdrückte ein Seufzen. So kamen sie nicht weiter. Brooke wollte sich offenbar nicht an das erinnern, was ihr passiert war.

„Brooke, hör mal, ich kann verstehen, dass du dich nicht erinnern möchtest, aber das musst du, wenn du willst, dass wir dir helfen. Verstehst du das?“

Es folgte kurzes Schweigen, ehe Brooke zum ersten Mal etwas sagte: „Sie können mir nicht helfen. Das kann niemand.“ Ihre Stimme klang brüchig und rau, als wäre ihre Kehle ausgetrocknet.

„Wie kommst du darauf?“

„Es ist so.“ Brooke drehte ihren Kopf von Sarah weg und schwieg.

„Warum ist das so?“, hakte Sarah nach, doch Brooke machte keinerlei Anstalten ihr zu antworten.

„Kannst du denjenigen beschreiben, der dich entführt hat? Kannst du dich an einen Ort erinnern?“

„Nein, es war dunkel. Ich wurde plötzlich gepackt und dann wurde es dunkel und als ich aufgewacht bin, war es immer noch dunkel.“

„Also hat dich jemand betäubt?“

Schulterzucken.

Sarah seufzte. „Hat er mit dir gesprochen, sprach er vielleicht mit Akzent? Kannst du etwas über seine Statur sagen?“

Brooke gab ihr keine Antwort.

„Brooke das ist wichtig“, drängte Sarah sie weiter.

Mehr wie ein weiteres Schulterzucken hatte Brooke dafür nicht übrig.

Daniel wollte sich gerade in das Gespräch einschalten, als von draußen Stimmen zu hören waren. „Ich geh schon“, sagte er und eilte zur Tür.

Auf dem Flur stand ein Junge in Brookes Alter und diskutierte lautstark mit dem Polzisten. „Das ist meine Freundin, sie können mir nicht verbieten sie zu sehen!“

Einen Moment schaute Daniel den großgewachsenen Jungen verwirrt an, dann dämmerte es ihm.

„Du bist Steven Conner?“

„Ja“ Kam die gemurrte Antwort.

„Detective Carter, meine Kollegin spricht momentan mit Brooke, solange kannst du da nicht rein. Aber du kannst dich in der Zwischenzeit mit mir unterhalten.“

Steven schien einen Moment seine Möglichkeiten abzuwägen und entschied sich dann für ein Nicken. „Von mir aus.“

„Gut, lass uns ein Stück gehen.“ Daniel setzte sich in Gang und gab dem Jüngeren ein Zeichen ihm zu folgen. Sie verließen die Station und setzten sich draußen im angrenzenden Klinikgelände auf eine Bank.

„Okay Steven, Brooke spricht nicht mit uns, deshalb musst du mir erzählen, was du weist. Was ist gestern Abend vorgefallen?“

„Wir haben uns gestritten, wegen ihrer Mutter, dann ist sie gegangen. Zirka eine Stunde später hat ihr Vater angerufen und gefragt, ob sie noch bei mir ist, sie solle langsam nach Hause kommen, aber sie war schon eine Stunde zuvor gegangen und ich hatte angenommen sie wäre dann nach Hause.“

„Hat sie gesagt, dass sie nach Hause geht?“, fragte Daniel daraufhin und schrieb sich kleine Notizen auf seinen Block.

„Natürlich nicht, wir haben uns gestritten und sie ist wutentbrannt abgehauen.“

„Um was ging es in dem Streit?“

Steven verzog das Gesicht. „Was geht Sie das an?“

„Beantworte einfach meine Frage.“

„Ihre Mutter hat ein Alkoholproblem. Schon immer. Ihr Vater will sich von ihrer Mutter trennen und sie und ihren Bruder mitnehmen, aber Brooke will nicht. Sie will nicht, dass ihre Familie zerbricht. Ich kann das nicht nachvollziehen, ihre Mutter war nie für sie da, hat alles kaputt gemacht und alle leiden unter der Situation. Und trotzdem stellt sich Brooke quer. Aus diesem Grund haben wir uns gestritten, weil ich ihre Ansicht nicht verstehen kann.“

„Weist du, warum sie nicht will, dass sich ihr Vater trennt?“

„Sie liebt ihre Mutter. Trotz allem. Egal wie sehr sie schon am Boden war, sie gibt die Hoffnung bis heute nicht auf, dass ihre Mutter einen Entzug schaffen kann. Gestern ist es eskaliert. Ihre Mutter hatte sich bereits am Nachmittag bis zur Besinnungslosigkeit betrunken und ihr Bruder hat Brooke dann angerufen, weil er nicht mehr wusste, was er tun sollte um seine Mutter davon abzuhalten die Einrichtung zu zerstören. Brooke kam nach Hause und das halbe Wohnzimmer war zerlegt. Mitten darin ihre Mutter die in ihrem eigenen Erbrochenen eingeschlafen war, ihr Bruder hatte sich in der Zwischenzeit in seinem Zimmer eingesperrt. Das tut er immer, wenn er mit der Situation überfordert ist. Und Brooke? Die räumte das Wohnzimmer auf und versuchte ihre Mutter so gut es ging von ihrer eigenen Kotze zu säubern. Danach kam sie zu mir und hat sich ausgeheult. Das ist jedes Mal so, gegenüber ihrer Familie tut sie, als würde ihr das alles nichts ausmachen, aber ich sehe wie beschissen es ihr in Wirklichkeit geht. Wie sehr sie unter der Situation leidet. Und das habe ich ihr gesagt. Sie stritt alles ab, wollte nicht hören, was ich zu sagen hatte und ist dann gegangen.“

„Du bist ihr nicht gefolgt oder hast versucht sie zu erreichen?“

Steven schüttelte vehement den Kopf. „Nein, das hat sowieso keinen Wert, wenn Brooke sauer ist.“

Daniel nickte verstehend. „Steven, wo warst du vorgestern ab 19 Uhr bis gestern Nachmittag gegen 16 Uhr?“

Dem Jüngeren traten beinahe die Augen aus dem Kopf, so ungläubig starrte er Daniel entgegen. „Sie denken ich habe damit zu tun?“

„Reine Routinefrage.“

„Ich war den ganzen Abend zu Hause und habe erst gestern um 14 Uhr das Haus verlassen, da bin ich zu einem Freund gefahren.“

„Kann das jemand bestätigen?“

„Meine Mutter und Eric Ames.“

„Gut, das war es dann soweit, wir werden uns bei dir melden, sollten wir noch Fragen haben.“ Daniel erhob sich von der Bank und begab sich zurück auf den Weg zu Brookes Zimmer. Steven folgte ihm schweigsam. Als sie den Gang erreicht hatten, kam ihnen Sarah entgegen.

„Sie haben Brooke mitgenommen zu weiteren Untersuchungen. Und im Übrigen will sie niemanden sehen, nicht einmal ihre Eltern. Wir sollten bis Morgen warten.“ Erst als sie endete fiel ihr der großgewachsene Junge an Daniels Seite auf.

„Steven Conner, Brookes Freund“, erkläre Daniel daraufhin. Sarah nickte verstehend. „Komm am besten Morgen noch mal, sie hat ausdrücklich gesagt, dass sie allein sein möchte und das sollten wir momentan respektieren.“

Steven nickte verstehend und verabschiedete sich von den Beiden. Als er außer Hörweite war begann Sarah zu erzählen. „Viel hab ich nicht mehr aus ihr raus bekommen, sie meinte sie konnte fliehen. Ich habe ihr angeboten, ihren Freund und ihre Eltern kommen zu lassen, doch sie lehnte sofort ab. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass sie mit ihren Gedanken wo anders war und keinen Wert darauf legte, mit mir zu sprechen.“

„Wer weiß, was passiert ist. Wir sollten Morgen noch einmal kommen. Dass sie ihre Familie nicht sehen möchte, kann ich nachvollziehen, laut ihrem Freund soll ihre Mutter stark alkoholabhängig sein und die Familiensituation daher sehr angespannt“, erwiderte Daniel während sie zu den Aufzügen liefen. Sarah sah ihn einen kurzen Moment mit diesem undefinierbaren Blick an, den Daniel nicht zu deuten wusste. Dann hatte sie ihre Mimik wieder im Griff. „Verstehe.“ Mehr sagte sie dazu nicht. „Wir müssen trotzdem hinfahren und sie aufklären, auch wenn Brooke sie nicht sehen will. Sie müssen wenigstens wissen, dass sie aufgewacht ist und es ihr soweit gut geht.“ Mittlerweile waren sie am Auto angekommen und eingestiegen. „Du hast Recht. Wir fahren vorbei und sehen ob jemand zuhause ist.“
 

Die komplette Fahrt über schwiegen sie sich an. Sarah sah stur auf die Straße und Daniel bemerkte zum wiederholten Mal ihren merkwürdigen Blick. Irgendetwas schien in ihr vorzugehen, er wusste nur nicht, was es war. Es beunruhigte ihn. Jäh wurde er aus seinen Gedanken gerissen, als Sarah den Wagen am Straßenrand zum Stehen brachte.

„Wir sind da“, kommentierte sie, während sie ausstieg und die Tür zufallen ließ. Das Haus vor dem sie standen war nicht besonders groß und eher unscheinbar. Kein Vergleich zu dem der Wasilenkos wie Sarah fand. Der Vorgarten war verwildert, hier hatte sich lange niemand mehr darum gekümmert. Die Vorhänge waren zugezogen, scheinbar wollten die Bewohner nicht, dass man von der Straße sehen konnte, was drinnen vor sich ging.

Als sie an der Haustür ankamen klingelte Sarah mehrmals, bis nach einigen Minuten jemand die Tür öffnete. Wie eine Mauer kam ihnen ein Schwall von Alkoholgeruch entgegen und Daniel musste sich beherrschen, nicht das Gesicht zu verziehen. Die Frau ihnen gegenüber lehnte in der Tür und schwankte leicht. Ihr Haar war ungekämmt, ihr Gesicht von tiefen Augenringen geziert und ihr Körper wirkte kraftlos und ausgezehrt.

„Ja?“, lallte sie, bemüht aufrecht stehen zu bleiben.

„Mrs. Coleman? Detective Miller, mein Kollege Detective Cater“, erklärte Sarah und zeigte auf Daniel, während sie ihren Ausweis hochhielt. „Es geht um Ihre Tochter, können wir reinkommen?“

„Ich habe keine Tochter“, lallte die Frau und war im Begriff die Tür zu schließen, aber Daniel hielt sie davon ab. „Doch, Sie haben eine Tochter, die vor zwei Tagen verschwunden ist.“

„Mum? Wer ist da?“, fragte plötzlich eine andere Stimme im Hintergrund, die hörbar die Treppen nach unten lief und dann die Tür erneut ganz öffnete.

Mit fragendem Gesichtsausdruck blickte der blondhaarige Junge den beiden entgegen.

„Detective Miller, mein Kollege, wir sind hier wegen Brooke Coleman.“

Sofort wurde das Gesicht des Jungen ernst. „Das ist meine Schwester! Haben Sie sie gefunden?“

„Können wir erst einmal reinkommen?“, fragte Sarah ohne auf die Frage des Jungen einzugehen und dieser nickte. „Natürlich.“ Er nahm seine schwankende Mutter am Arm und führte sie in ein Zimmer. „Nehmen Sie schon mal im Wohnzimmer Platz, ich komme gleich“, sagte er und zeigte auf den Raum links von ihnen, ehe er mit seiner Mutter in einem anderen Zimmer verschwand.

Sarah folgte Daniel in das Wohnzimmer und sah sich im Raum um. Der Geruch von Alkohol und Zigarettenrauch hing in der Luft und Sarah wurde übel. Sie konnte den Gestank noch nie ausstehen, zu viele schlechte Erinnerungen verband sie damit. Alkohol veränderte Menschen, er machte sie böse, gehässig, manchmal gewalttätig. Und in allererster Linie ließ er Menschen vergessen. So wie Mrs. Coleman die sich nicht einmal an ihrer eigene Tochter erinnerte. Der Raum war unaufgeräumt, an Mobiliar waren die Spuren von Mrs. Colemans Zerstörungswut zu sehen, Alkoholflaschen standen auf dem Boden neben dem Sofa. Geschirr, teilweise mit Essensresten, türmte auf dem kleinen Tisch davor. Die Gardinen waren zugezogen.

„Bitte entschuldigen Sie das Verhalten meiner Mutter, wenn sie getrunken hat, weiß sie nicht mehr was sie tut“, erklärte der Junge, als er ins Wohnzimmer kam. „Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt, ich bin Adam, Brookes Bruder.“

Daniel nickte verstehend. „Schon in Ordnung. Wir haben deine Schwester gefunden, sie befindet sich noch im Krankenhaus. Allerdings möchte sie niemanden sehen.“

Adam seufzte. „Wissen Sie schon, was passiert ist?“

Sarah schüttelte den Kopf. „Nein, wir gehen von einem Gewaltverbrechen aus, aber sie hat uns nicht gerade viel erzählt. Wir werden Morgen nochmal zu ihr fahren. Vielleicht hat sie bis dahin ihre Meinung geändert und möchte Besuch empfangen.“

„In Ordnung, ich gebe Ihnen am besten meine Handynummer, damit sie mich erreichen können. Mein Vater arbeitet den ganzen Tag und kommt meist erst spät nach Hause und meine Mutter haben Sie ja gerade erlebt.“ Adam suchte im Wohnzimmerschrank nach Zettel und Stift und schrieb darauf seine Nummer, dann reichte er Daniel den Zettel. „Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?“, fragte er anschließend.

Sarah schüttelte den Kopf. „Nein, das war’s erst mal, wir werden uns melden.“

Adam nickte einstimmend und brachte sie dann zur Tür. Als diese hinter den Beiden ins Schloss fiel, atmete Sarah erleichtert auf, was ihr einen fragenden Blick seitens Daniels einbrachte.

„Dir war übel von dem Gestank hab ich recht?“

„Kann sein“, wich sie aus, als sie den Wagen aufschloss und einstieg. Daniels Augenbraue wanderte verwundert in die Höhe.

„Was ist los mit dir? Du warst vorhin schon so komisch, als ich dir erzählt habe, dass Brookes Mutter scheinbar ein Alkoholproblem hat.“

„Das hast du dir nur eingebildet“, wank Sarah ab, startete den Motor und fuhr los. Sie hatte keine Lust auf ein Gespräch dieser Art und noch weniger hatte sie Lust, Daniel über ihr Leben aufzuklären, über die wahren Hintergründe ihres Verhaltens, sie hatte damit abgeschlossen und kam damit klar, meistens zumindest. Und das sollte auch so bleiben. Alles erneut aufwärmen brachte nichts.

Daniel schüttelte den Kopf und sagte dann nichts mehr. Sarah hatte nicht vor, von sich aus zu erzählen, also drängte er sie nicht und nahm es hin, vorerst zumindest.
 

Als sie das Department erreichten wurden sie am Empfang von Molly aufgehalten.

„Ah, da seid ihr ja. Hier sind die neuesten übersetzen Einträge, der Chief ist noch nicht zurück.“ Sie drückte Daniel die Mappe in die Hand und wand sich dann wieder ihrer Arbeit zu.

„Gut, dann wissen wir, was wir jetzt tun werden“, murmelte er, ehe er mit Sarah in das Büro der beiden ging. Er setzte sich an seinen Schreibtisch und Sarah nahm ihm gegenüber Platz. In der Mappe befanden sich drei weitere Einträge, die nach Datum geordnet waren. „Ließ vor, dann müssen wir nicht zweimal lesen“, forderte Sarah ihn auf und lehnte sich in ihrem Stuhl nach hinten.

Daniel begann daraufhin zu lesen:
 

Elenas Tagebuch, Teil 3
 

Mittwoch, 9. März 2005
 

Es ist jetzt 00:29 Uhr und ich schaffe es nicht einzuschlafen. Er hat es schon wieder getan. Heute Mittag, er kam extra während der Mittagspause nach Hause. Als hätte er gewusst, dass er nur mich antreffen würde. Mama war beim einkaufen und ich wollte nicht mit. Ich wollte allein sein, allein mit der Erinnerung, allein mit der Wut, allein mit all meinen Gefühlen.

Ich weiß nicht, wie lange ich das noch ertragen kann. Wie kann Mama wegsehen? Warum nimmt sie mich nicht in Schutz, wie es eine Mutter tun sollte? Warum lässt sie ihn gewähren, als wäre es das normalste der Welt?

Die Tablette beginnt zu wirken, vielleicht kann ich einschlafen…
 

Daniel endet und betretenes Schweigen erfüllte den Raum. Keiner wusste, was er dazu sagen sollte, keine Beschreibung schien richtig. Sarah setzte an, sich zu äußern, als Daniels Handy sie unterbrach. Er blickte auf das Display und nahm das Gespräch dann entgegen.

„Alex? Was gibt’s?“

Im nächsten Moment wich jegliche Farbe aus seinem Gesicht und in seinen Augen war der Schock deutlich abzulesen.

„Ja… ich sag Sarah Bescheid“, murmelte er, bemüht seine Fassung zu bewahren und legte dann auf. Sarah sah ihn fragend und zugleich drängend an. In ihrer Magengegend breitete sich ein unglaublich schlechtes Gefühl aus, ihr wurde regelrecht übel, als ihr bewusst wurde, was Daniel ihr mitteilen würde. „Was wollte Alex?“

Daniel schwieg einen langen Augenblick und starrte ihr fassungslos in die Augen, bis er die Sprache wiederfand und ihr flüsternd antwortete: „Brooke Coleman ist tot.“
 

to be continued…

By Fairytale_x3
 

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Sooo :) Heute gibt es sogar mal ein Schlusswort von mir.

Ich weiß, ich hab suuuuper mega lang gebraucht >.< tut mir leid :( am nächsten Kapitel sitze ich dafür bereits.

Mir ist auch bewusst, dass die Jugendlichen jetzt in diesem Kapitel mal wieder zu kurz kamen, aber die haben hier einfach nicht reingepasst. Dafür wird sich das im nächsten Kapitel ändern, großes Indianerehrenwort.

Ich hoffe ihr bleibt mir trotz der langen Wartezeit treu *alle knuddel*

observed

Kapitel 9: observed
 


 

Mit einem Lächeln im Gesicht stieg Trish aus ihrem Wagen, den sie auf Ivans Einfahrt geparkt hatte. Unabhängigkeit. Wie sehr hatte sie die vermisst in den letzten Wochen. Vor allem nachdem, was passiert war. Kaum einen Schritt konnte sie mehr aus dem Haus gehen ohne, dass ein Auge auf sie geworfen wurde. In der Regel war es Keith. Sie liebte ihn und war ihm dankbar, dass er sie aufgefangen hatte, als es ihr beschissen gegangen war. Trotzdem fühlte sie sich eingeengt. In Watte gepackt und von allen Seiten beobachtet. Schutz wurde das genannt. Zumindest sollte es so heißen. Bedrängnis traf es eher. Sie seufzte und schüttelte über ihre eigenen Gedanken den Kopf. Nein! Es war nicht fair, so zu denken. Alle hatten sich schreckliche Sorgen um sie gemacht. Selbst Sarah, die sie kaum kannte, hatte sie ansehen könnten, dass es ihr nicht egal war, was ihr wiederfahren war. Mit einem weiteren Kopfschütteln verdrängte sie die wüsten Erinnerungen an jenen Abend und schenkte ihrem Freund ein warmes Lächeln, als dieser aus seinem Wagen ausstieg und neben sie trat.

„Kommst du?“

Sie nickte zustimmend, fasste seine Hand und trat die wenigen Treppen bis zur Haustür hinauf. Lautstarkes Bellen drang von drinnen zu ihnen, Beauty musste sie bemerkt haben, da Ivan ihnen im nächsten Moment die Tür öffnete.

„Dein Hund ist besser als jede Überwachungskamera“, scherzte Keith, als er Ivan freundschaftlich die Hand gab, worauf der Jüngere grinste. „Das stimmt.“ Er schloss seine beste Freundin kurz in seine Arme. „Tasha ist noch mit Mum einkaufen. Ach Keith, mein Computer macht Ärger, willst du es dir kurz ansehen?“

Der Schwarzhaarige nickte. „Klar, ich wette dein Problem ist innerhalb von fünf Minuten beseitigt.“ Ein zynisches Lächeln umspielte die Mundwinkel des Älteren und Trish musste ein Kichern unterdrücken. Manches würde sich einfach nie ändern, dazu gehörte auch die besondere Beziehung, die die beiden führten. Ein Stück Normalität. Dafür war sie den beiden besonders dankbar.

„Hör mal, nur weil du ein Computergenie bist, muss das nicht für den Rest der Nation gelten“, motzte Ivan und schlug seinem Kumpel spielerisch gegen den Arm.

Trish seufzte. „Ich seh schon, kein Thema für mich, macht ihr nur, ich geh mit Beauty in den Garten und warte auf Natasha.“ Sie rief nach dem Hund, der sofort schwanzwedelnd angelaufen kam und ging dann in den Garten.
 

„Es geht ihr besser“, stellte Ivan fest, als Trish den Raum verlassen hatte und Keith nickte. „Ja, wenn man mal davon absieht, dass sie sich Sachen einbildet, dann schon.“

Der Jüngere verzog verwirrt das Gesicht, als sie sich auf den Weg in sein Zimmer machten. „Wie darf ich das verstehen?“

Keith schwieg einen Moment, bevor er zu erzählen begann. „Na ja neulich, als sie bei mir übernachtet hat zum Beispiel. Ich war kurz im Bad und als ich zurück kam stand sie wie angewurzelt am Fenster und hat nach draußen gestarrt. Als ich sie darauf angesprochen habe, meinte sie, da stand gerade noch jemand und hat sie beobachtet. Aber da unten war niemand. Die ganze Straße war leer.“

Ivan schien kurz über das Gesagte nachzudenken, ehe er eine abwinkende Handbewegung machte. „Sie wird sich schon wieder einkriegen, das braucht eben seine Zeit. Nehm ihr das nicht übel.“ Er setzte sich in seinem Zimmer angekommen auf sein Bett und überließ Keith seinen Computer.

„Ja, aber manchmal weiß ich nicht, wie ich mit ihr umgehen soll.“ Seufzte Keith und setzte sich an den Schreibtisch vor den Computer.

„Am besten normal. Dann kann auch sie wieder zur Normalität finden.“

Keith nickte zustimmend und wollte sich gerade dem Computer zuwenden, als Beautys aufgeregtes Bellen seine Aufmerksamkeit auf sich zog. „Was hat sie denn?“ Ivan stöhnte genervt auf. „Keine Ahnung, ich versteh den Hund oft nicht.“ Als Beauty keinerlei Anstalten machte, mit dem Bellen aufzuhören, erhob er sich vom Bett und warf einen Blick aus dem Fenster. Trish stand wie festgewachsen im Garten und schien wie gebannt auf (etwas) zu starren. Beauty sprang aufgeregt mehrmals in Richtung des Zaunes, dann zurück zu Trish und bellte sie lautstark an, was die Braunhaarige nicht zu registrieren schien.

„Irgendwas stimmt nicht“, sagte er, ehe mit wenigen Schritten das Zimmer durchquerte und sich auf den Weg nach unten machte. Keith sah ihm kurz verwirrt nach und folgte ihm dann, während sich ein ungutes Gefühl in seiner Magengrube breitmachte. Als sie den Garten erreichten, hörte Beauty für einen kurzen Augenblick auf zu Bellen und winselte laut.

„Trish?“, fragte Ivan. Sie gab ihm keine Antwort, starrte nur weiter wie gebannt in Richtung des Gartenzauns, der von vielen Sträuchern durchwachsen war. Jetzt erst bemerkte er die Person, die auf der anderen Straßenseite stand und zu ihnen sah.

„Ey!“, rief er erbost, als er begriff, und rannte gefolgt von Beauty los. Er sprang über das niedrige Gartentor und setzte dem Mann nach, der die Flucht ergriff. Als Ivan den Garten verlassen hatte, kam Bewegung in Keith. Er ging auf seine Freundin zu und fasste sie zaghaft am Arm: „Schatz?“

Erst jetzt bemerkte er das Zittern, das von ihrem Körper ausging. Ihr Gesicht hatte jegliche Farbe verloren und ihre Augen starrten fassungslos ins Leere. Schuldgefühle loderten ihn seinem Innersten auf, als er sie so sah; schnürten ihm die Kehle zu und ließen seinen Magen vor Übelkeit rebellieren. Sie hatte sich nichts eingebildet. Er war schuld! Er hatte ihr nicht geglaubt und das war das Resultat. Am liebsten hätte er sich selbst geohrfeigt für seine grenzenlose Dummheit. Als Trish nicht auf ihn reagierte, hob er sie hoch und trug sie ins Wohnzimmer, wo er sich mit ihr auf dem Sofa niederließ. Noch immer sagte sie kein Wort.

„Schatz“, wiederholte er leise, strich ihr behutsam durch die Haare und wiegte sie leicht hin und her. Er spürte das unregelmäßige Zittern in ihrem Körper. Nervös knetete sie ihre Hände und starrte vor ihnen auf den Glastisch. Es kam ihm vor wie eine halbe Ewigkeit, ehe Trish sich aus seinen Armen löste.

„Glaubst du mir jetzt?“, fragte sie vorwurfsvoll mit Tränen in den Augen, die sich bald darauf ihren Weg über ihr Gesicht suchten, als sie zu ihm aufsah. „Ich hab mir das neulich nicht eingebildet!“

„Ja, ich weiß. Es tut mir leid.“ Bedauernd senkte er die Lider, um nicht weiter ihren anklagenden Blick ertragen zu müssen. Ja! Er hatte es verbockt. Wieder einmal. Und dabei wollte er, dass es ihr gut ging. Erneut trat Schweigen ein, bis Keith es nicht mehr aushielt, tatenlos dazusitzen und zu warten. Er griff in seine Hosentasche und holte sein Handy hervor.

„Was tust du?“, murmelte Trish verwirrt und hob ihr verweintes Gesicht aus seinem T-Shirt, als er begann eine Nummer einzutippen.

„Ich rufe deinen Bruder an.“ Er drückte auf die Wähltaste und wartete dann auf das Freizeichen. Zu seiner Enttäuschung ging die Mailbox hin.

„Er hat es ausgeschaltet“, bemerkte er nüchtern, als er auflegte und das Telefon achtlos auf den Wohnzimmertisch fallen ließ. Trish wollte gerade etwas erwidern, als Ivan nach Atem ringend ins Wohnzimmer stolperte.

„Ich hab ihn verloren, er muss in den Gärten zwei Blocks weiter verschwunden sein“, schnaufte er. Er setzte sich in den Sessel links neben der Couch und musterte Trish. Ihr Gesicht war noch immer bleich mit mittlerweile geröteten Wangen von den getrockneten Tränen.

„Hast du sein Gesicht erkannt?“, murrte Keith, den Blick stur auf die gegenüberliegende Wand gerichtet. Die Frage war überflüssig. Er kannte die Antwort. Dennoch wollte er es aus Ivans Mund hören, nur um den letzten Funken Hoffnung auszumerzen.

„Nein, keine Chance“, seufzte er und sah dann besorgt zu seiner besten Freundin. „Geht’s dir gut?“

Sie nickte zaghaft und schenkte ihm ein erzwungenes Lächeln: „Ja, ich bin hart im Nehmen.“ Daraufhin musste Ivan grinsen. „Allerdings. Hast du irgendetwas wiedererkannt an dem Mann?“

„Der Hut war der gleiche.“ Trish wischte sich mit den Händen die letzten

Tränenspuren aus dem Gesicht und richtete sich dann auf. „Es trug denselben Hut wie neulich Abend, als ich ihn bei Keith am Fenster gesehen hatte.“

„Mehr fällt dir nicht ein?“ Sie schüttelte bedauernd den Kopf. „Nein, sein Gesicht habe ich beide Male nur aus der Entfernung gesehen.“ Ivan nickte verstehend: „Was tun wir jetzt?“

„Nichts“, schaltete sich Keith ein. „Heute Abend reden wir mit Daniel, der geht nicht an sein Handy. Den Rest übernimmt dann die Polizei.“

„Gut, ich frage mich eher, was der Kerl will.“ Ivans Blick wanderte an die Decke und er zog die Augenbrauen kraus. Für ihn ergab das alles noch keinen wirklichen Sinn. „Das ist eine gute Frage. Eine verdammt Gute“, murrte Keith und sah mit angespannter Miene nach draußen.
 


 

Unregelmäßig schlug ihr das Herz gegen die Brust. So stark, dass es wehtat. Immer wieder kreisten ihr Daniels Worte im Kopf umher und wollten keinen Sinn ergeben. Vor nicht einmal anderthalb Stunden waren sie dort gewesen und jetzt sollte sie tot sein? Sie hielt das Ganze für einen verdammt makabren Scherz, aber ein Blick in Daniels Gesicht genügte, um sich klar zu machen, dass es kein Scherz war. Dass nicht mal Alex auf solch geschmacklose Witze kam, dass es die Wahrheit war.

Brooke Coleman war tot. Ihr Mund fühlte sich trocken an und das Schlucken bereitete ihr ein unangenehmes Kratzen im Hals.

Was zum Henker war passiert? Wie konnte das passieren, trotz all den Sicherheitsvorkehrungen? Wer war schuld? Die Fragen drehten sich in ihrem Kopf und bereiteten ihr Kopfweh, je länger sie darüber nachdachte, während sie versuchte zu begreifen, dass Daniel ernstgemeint hatte, was er gesagt hatte.

„Was…“, sie räusperte sich. „Was tun wir jetzt?“ Daniel zuckte die Schultern und drehte nervös einen Kugelschreiber in seinen Händen, um diese beschäftigen zu können. „Alex meinte, wir sollen kommen, alles Weitere besprechen wir vor Ort.“ Zögernd nickte Sarah. Innerlich machte sie sich bereit für all die schrecklichen Möglichkeiten, die sie zu sehen bekommen könnte, was ihren Magen rebellieren ließ. Sie hatte viel gesehen und war weiß Gott nicht zimperlich, aber der Gedanke daran, dass dieses junge Mädchen so überraschend schnell den Tod gefunden hatte und das offensichtlich auf unnatürliche Weise, ließ sie erschauern.

„Gut… dann lass uns gehen.“ Mit zittrigen Beinen erhob sie sich aus ihrem Stuhl. Kurz blieb sie stehen, bis sie sich sicher sein konnte, dass sie nicht mit dem ersten Schritt nachgeben würden und folgte Daniel dann aus dem Büro.
 

Die komplette Fahrt über herrschte beklommene Stille. Jeder hang seinen eigenen Gedanken nach und brachte es nicht über sich, ein Gespräch zu beginnen. So war es immer in solchen Situationen. Sarah kämpfte noch mit der aufsteigenden Übelkeit in ihrem Magen, die stärker wurde, je näher sie dem Krankenhaus kamen, vor dem bereits viele Streifenwagen und ein Leichenwagen geparkt hatten. Jetzt wurde es echt. Real. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Wie automatisch öffnete ihre Hand die Tür, sie stieg aus dem Wagen und folgte Daniel zum Haupteingang des großen Gebäudes. Ohne ihre Umwelt sonderlich zu beachten, gingen sie schnellen Schrittes zum Aufzug und erreichten wenige Minuten später die Station, auf der Brooke Coleman zuletzt gelegen hatte. Als sich die Aufzugtüren öffneten und Sarah neben Daniel auf den Flur trat, überfiel sie schlagartig die Übelkeit, die sie bisher krampfhaft unterdrückt hatte und sie schmeckte die saure Galle in ihrem Mund.

Im Gang herrschte Hektik. Der Bereich vor Brookes Zimmer war von mehreren Polizisten abgesperrt worden, sodass niemand unbefugtes Zutritt bekam. Bereitwillig zeigten sie ihre Ausweise und wurden dann durchgelassen. Erst jetzt bemerkte Sarah die junge Krankenschwester, die mit reichlich blassem, tränenverlaufenen Gesicht auf einem Stuhl saß und mit dem Oberkörper hin und her wippte. Vor. Zurück. Vor. Zurück. Damit war auch die Frage geklärt, wer Brooke gefunden hatte.

„Da seid ihr ja!“ Alex toternste Stimme ließ sie aufschrecken und den Blick von der verstörten Pflegekraft abwenden.

„Ja, wir haben uns sofort auf den Weg gemacht“, murmelte sie und schluckte angestrengt, um den säuerlichen Geschmack zu verdrängen.

Alex quittierte ihre Aussage mit einem Nicken und wies die beiden an, ihm in das Zimmer zu folgen. Der Geruch von Blut schlug ihnen entgegen wie eine steinharte Wand und benebelte ihre Sinne. Sarah wurde schwarz vor den Augen und sie musste mit aller Macht gegen ihren rebellierenden Magen ankämpfen. Als sich ihre Sicht klärte, sah sie rot. Alles war mit Blut getränkt. Die Decke, das Bett, der Boden vor dem Bett, Brookes Körper. Lediglich ihr Gesicht war kalkweiß und bildete damit einen harten Kontrast zu dem vielen rot. Vollkommen friedlich lag sie da und wäre das Blut nicht gewesen, hätte man denken können, sie schliefe.

Beharrlich schluckte Sarah den Klos in ihrem Hals herunter und setzte ein professionelles Gesicht auf.

„Wie ist das passiert?“ Andrea drehte sich von der Leiche ab, die mittlerweile von mehreren Leuten der Spurensicherung umringt war.

„Das kann ich noch nicht mit Sicherheit sagen, vermutlich hat sie sich mit einer Rasierklinge die Pulsadern aufgeschnitten. Sie dürfte verblutet sein, näheres kann ich erst nach der Obduktion sagen.“

Alex‘ Gesicht verzog sich zu einer wütenden Miene. „Wie zum Henker konnte sie bitte an diese Rasierklinge kommen? Sie stand unter Zeugenschutz und es war klar, dass sie traumatisiert und damit selbstmordgefährdet ist, also wie?“ Zum Schluss hin wurde seine Stimme lauter, sodass Sarah instinktiv den Kopf einzog. Es stimmte. Wie konnte so etwas passieren? Brooke war die einzige Zeugin gewesen, die Einzige die den Täter vielleicht hätte beschreiben können und jetzt war sie tot. Erst jetzt wurde Sarah die Tragweite dieser Tatsache vollkommen bewusst. Sie standen erneut komplett am Anfang. Der Polizist, der sich jetzt zu Wort meldete, riss sie aus ihren Gedanken.

„Den Gegenstand muss sie mit in das Zimmer gebracht haben, als sie von einer Untersuchung zurückkam. Allerdings konnte ich nichts sehen, Chief.“

Alex drehte sich dem Uniformierten zu und nickte knapp. Dann wanderte sein Blick durch den Raum, bis er bei dem behandelnden Arzt und einer Krankenschwester, die daneben stand und unentwegt auf den Boden starrte, hängen blieb.

„Aber Sie beide hätten es bemerken müssen, ich will eine Erklärung für dieses unprofessionelle Verhalten!“ Seine Stimme war scharf wie die Schneide eines Messers und Sarah konnte deutlich sehen, wie unwohl sich die Krankenschwester in ihrer Haut fühlte. Alex war bekannt dafür, Leute so brutal einschüchtern zu können, dass sie selbst ihre eigene Großmutter verkaufen würden, damit er sie in Ruhe ließ.

„Sie war nur für einen kurzen Moment alleine, ich habe sie gebeten, schon Platz zu nehmen, bis der Doktor kommt und bin dann ins Nebenzimmer für die Vorbereitungen.“ Die Erklärung der Krankenschwester kam leise über ihre Lippen.

„Das ist bei uns Standard, keiner hat mit so einem Zwischenfall gerechnet und Mrs. Baker kann nichts dafür.“ Sarah musterte den großgewachsenen Mann mit den dunkelblonden Haaren und den markanten grünen Augen genauer und stellte fest, dass ihr die Gesichtszüge bekannt vorkamen. Sie warf einen Blick auf das Namensschild an seinem weißen Kittel und stellte fest, dass es sich hier um Keiths Vater handeln musste, dem Nachnamen zu urteilen. Alex‘ Blick ruhte einen langen Moment auf der Pflegekraft, bis er hörbar mit den Zähnen knirschte und sich dann Sarah und Daniel zuwandte.

„Fahrt ihr zu ihren Eltern und setzt sie in Kenntnis, wir treffen uns später im Department.“

„Verstanden“, nickte Daniel und verließ gefolgt von Sarah das Krankenzimmer.

„Das war gerade Keiths Vater oder?“, fragte Sarah nebenbei, als sie bei den Aufzügen angekommen waren und sie den Knopf drückte.

„Ja, er ist hier Kinder- und Jugendarzt.“ Damit endete das Gespräch und beide verfielen erneut in Schweigen. Wenn Sarah ehrlich war, legte sie keinen großen Wert darauf, das Haus der Colemans erneut zu betreten. Zu sehr erinnerte es sie an ihre eigene Kindheit, die sie bisher gewissenhaft verdrängt hatte. In erster Linie machte sie sich Gedanken, wie sie die Nachricht an Brookes Vater und an ihren Bruder übermitteln sollten, ihre Mutter würde es in ihrem Suff nicht registrieren und Sarah empfand kein Mitleid mit dieser Frau. Wenn sie daran dachte, wie Mrs. Coleman ihnen bei ihrem letzten Besuch entgegengetreten war, drehte sich ihr innerlich der Magen um und der ekelhafte Geruch von Alkohol stieg ihr in Gedanken in die Nase, sodass ihr Magen zu rumoren begann. Mit diesem Geruch würde sie sich wohl nie anfreunden können, das stand fest.

„Sarah?“ Daniels besorgte Stimme riss sie aus ihren düsteren Gedanken.

„Hm?“

„Ist alles okay mit dir? Du hast gerade eine halbe Ewigkeit die Wand angestarrt und nicht reagiert.“

Erst jetzt bemerkte sie, dass sie noch vor dem Aufzug standen, dessen Türen sich bereits geöffnet hatten. „Sorry, war in Gedanken.“ Ohne eine weitere Erklärung betrat sie den Aufzug und drückte den Knopf für ‚Erdgeschoss‘. Sie brauchte frische Luft, sofort! Mit verwirrtem Blick, aber ohne ein weiteres Wort zu sagen, folgte Daniel ihr in den Aufzug und sie fuhren nach unten. Als sich die Aufzugtüren öffneten, stürmte Sarah aus der Kabine und verließ fluchtartig das Krankenhaus, erst vor dem Wagen machte sie Halt und atmete tief durch.

„Sarah, verdammt, was ist mit dir los?“ Daniel, der ihr hinterher gehastet war, kam vor ihr zum Stehen und musterte sie mit prüfendem Blick.

„Nichts“, murmelte die Blonde zurück und stieg dann in den Wagen.

„Nichts? Erzähl mir doch keine Märchen.“ Daniel tat es ihr gleich und betrachte sie weiter eindringlich.

„Ja genau nichts, können wir das jetzt bitte lassen und losfahren. Ich will es endlich hinter mich bringen.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust und wandte den Blick stur aus dem Fenster, um ihm damit unmissverständlich zu verstehen zu geben, das dieses Gespräch für sie beendet war.

Mit einem resignierten Seufzen startete Daniel den Motor und ließ den Wagen vom Grundstück rollen.
 

Als der Wagen mit einem leichten Rucken zum Stehen kam, schreckte Sarah aus ihren Gedanken. Ihr Blick wanderte zu dem Haus, welches sich rechts vor ihr erstreckte und dessen Rollladen im unteren Stockwerk verschlossen waren.

Noch einmal atmete sie tief durch, ehe sie ausstieg und gemeinsam mit Daniel die wenigen Meter bis zur Haustür überwand. Bevor sie sich Gedanken machen konnte, wie sie am besten beginnen sollten, obwohl sie das viele Male hatte tun müssen und wusste, wie sie handeln musste, hatte Daniel bereits auf die Klingel gedrückt und sie lauschten in die Stille, ob sich im Haus etwas tat. Kurze Zeit später waren von drinnen Schritte zu vernehmen und die Tür wurde von Adam geöffnet. Er wirkte verwirrt, dann schien er sich an die Gesichter der Beiden zu erinnern.

„Guten Tag, wie kann ich Ihnen helfen?“, fragte er zaghaft und Sarah bemerkte die Nervosität, die sich in ihm breit machte. Die langsam seine Extremitäten entlangwanderte zur Körpermitte und ihm die Luft zum Atmen abschnüren wollte.

„Können wir reinkommen?“, hörte Sarah Daniel fragen und wie automatisch setzten sich ihre Beine in Bewegung, nachdem Adam beiseitegetreten war, um die beiden einzulassen. Der Junge führte sie in das Wohnzimmer, welches zu Sarahs Verwunderung aufgeräumt war. Mrs. Coleman war nicht zu sehen. Obwohl der Raum aufgeräumt und geputzt aussah, konnte Sarah den abgestandenen Geruch von Alkohol genauso deutlich vernehmen, wie an dem Tag, an dem sie diesen Raum zum ersten Mal betreten hatte.

Mit einer knappen Handbewegung deutete Adam ihnen sich zu setzen und bot ihnen etwas zu trinken an.

„Danke, nein. Sind deine Eltern zu Hause?“, fragte Daniel dann.

„Meine Mum schon, aber sie schläft. Mein Dad kommt erst spät von der Arbeit.“

„Kannst du ihn anrufen, dass er jetzt kommen kann?“

Sarah beobachtete das Gespräch zwischen Daniel und Brookes Bruder, ohne etwas zu sagen. Sie musterte den Jüngeren, versuchte zu verstehen, was er dachte, was in ihm vorging. Aber es deutete keine Regung auf sein innerliches Befinden hin. Er nickte stumm und verließ den Raum. Wenig später war aus dem Nebenzimmer das Gespräch zu hören, welches er mit seinem Vater führte. Nach kurzer Stille trat er erneut in den Raum.

„Er ist in zehn Minuten da.“ Ohne ein weiteres Wort setzte er sich den beiden Polizisten gegenüber und starrte einen Punkt an der Wand hinter Sarah an. Noch immer war es ihr nicht möglich ihn einzuschätzen. Ahnte er es? Gab es das unter Geschwistern? Ahnte er, dass er seine Schwester nie wieder sehen würde? Sarah empfand tiefes Mitleid mit dem 16-Jährigen Jungen, der sein ganzes Leben noch vor sich hatte und trotzdem schon vor dem Nichts stand. Sie kannte diese Situation gut. Zu gut. Als sie von ihrem trinkenden Vater gegangen war, war sie kaum älter gewesen, als Adam jetzt. Sie hatte ihr Leben alleine gemeistert und im Moment konnte sie nicht mehr tun, als Adam zu wünschen, dass er dies ebenfalls schaffen würde.

Das Drehen eines Schlüssels im Schloss war zu vernehmen und Adam sprang fluchtartig von seinem Platz auf.

„Adam?“

„Im Wohnzimmer.“

Ein Mann mit braunen Haaren, die an vielen Stellen grau durchwachsen waren, trat in den Raum. Sarah schätzte ihn auf Ende vierzig. Er nickte ihnen zu und setzte sich, nachdem er seine Jacke ausgezogen und über die Sofalehne gelegt hatte, neben Adam auf das Sofa.

„Geht es um Brooke? Ich war gestern Abend noch bei ihr, aber sie wollte nicht mit mir sprechen.“

Daniel nickte. Jetzt kam der entscheidende Teil. Der Teil der das Leben der Menschen die ihnen gegenübersaßen komplett verändern würde.

Irreversibel.

„Es tut mir leid, Ihnen das mitteilen zu müssen, aber Ihre Tochter ist heute Vormittag verstorben.“

Wie durch einen Schwamm vernahm Sarah Daniels Worte, die wohlgewählt und doch immer dieselben waren. Unentwegt beobachtete sie Adams Reaktion auf das Gesagte. Einen langen Moment herrschte absolute Stille im Raum, das Aufkommen eines Stecknadelkopfes auf dem Boden währe zu hören gewesen. Dann änderte sich die Situation schlagartig. Er sprang auf und verließ schnellen Schrittes den Raum, rannte die Treppen nach oben und ließ die Tür hörbar ins Schloss fallen. Sarah überlegte nicht lange und ging ihm hinterher. Sie konnte sich vorstellen, was in ihm vorging. Sie wusste, wie es sich anfühlte, wenn einem von jetzt auf gleich der Boden unter den Füßen weggerissen wurde und die letzte Hoffnung, an die man sich geklammert hatte, im Nichts verschwand.

Zaghaft klopfte sie an, als sie vor seiner Zimmertür angekommen war, die sie nur gefunden hatte, weil sein Name darauf stand.

„Adam?“

Von drinnen kam keine Antwort und Sarah versuchte es erneut.

„Adam? Ich weiß, wie du dich jetzt fühlst, aber sich einzuschließen bringt nichts.“

„Was wissen Sie schon? Gar nichts wissen Sie!“ Adams wütende Stimme halte ihr entgegen.

„Doch, ich kann gut nachvollziehen, was du jetzt empfindest, weil ich unter ähnlichen Umständen großgeworden bin, wie du.“

Lange Zeit herrschte Stille, dann drehte sich ein Schlüssel im Schloss und die Tür wurde zaghaft geöffnet. Adam schlich zu seinem Bett und ließ sich darauf nieder, ohne darauf zu warten, ob Sarah ihm in den Raum folgte.

Sie nahm sich den Schreibtischstuhl und stellte ihn in die Nähe des Bettes, ehe sie sich setzte und den blonden Jungen mit traurigem Blick musterte.

In seinem Gesicht waren Spuren von Tränen zu sehen, die er sich versucht hatte wegzuwischen, bevor er aufgeschlossen hatte.

„Ich bin in ähnlichen familiären Bedingungen aufgewachsen wie du Adam, mein Vater war langjähriger Alkoholiker, ich weiß was es heißt in dieser Situation zu stecken. Ich kann verstehen, dass du überfordert bist. Aber glaube mir, es gibt einen Weg dort raus.“

„Das macht Brooke auch nicht mehr lebendig! Sie hat die Familie zusammengehalten und jetzt ist sie weg.“ Mit aller Macht versuchte er die Tränen zu unterdrücken, doch sie waren stärker und suchten sich den Weg über seine Wangen. Reflexartig wischte er sie weg, was zur Folge hatte, dass direkt neue auftraten.

„Deine Schwester hat keinen anderen Ausweg mehr gesehen, als ihr Leben zu beenden. Ich möchte, dass du es besser machst.“

Er schien kurz über ihre Worte nachzudenken, eher er den Kopf in ihre Richtung drehte. „Ich würde jetzt gerne allein sein.“

Verstehend nickte sie, erhob sich von dem Stuhl und verließ das Zimmer.

Dann machte sie sich auf den Weg nach unten und trat in das nach abgestandenem Alkohol miefende Wohnzimmer ein.

„Adam möchte allein sein. Geben sie ihm die Zeit, die er benötigt und seien Sie da, wenn es wichtig ist“, sagte sie an Mr. Coleman gewandt, als sie vor dem Sofa stehengeblieben war.

Dieser nickte stumm.

„Wir werden uns bei Ihnen melden für die Identifizierung, sobald die Obduktion abgeschlossen ist.“ Mit diesen Worten erhob sich Daniel von seinem Platz. Mr. Coleman nickte verstehend und brachte sie dann zur Tür.
 

Erleichtert atmete Sarah auf, als sie sich im Wagen befanden. Ein Blick zu Daniel genügte, um sich sicher zu sein, dass es ihm genauso ging. Solche Situationen waren krass. Von jetzt auf gleich zerstörte man die letzte Hoffnung der Angehörigen, ihr ganzes Leben. Man zeigte Anteilnahme und dann verschwand man. Ließ die Betroffenen mit ihrem Schicksal allein, während man selbst aus dem Geschehen floh.

„Wie hat es Adam aufgenommen?“ Daniel startete den Motor und fuhr los in Richtung Department.

„Ich glaube, er hat es noch nicht richtig realisiert. Er bat mich zu gehen.“

„Glaubst du, er kommt darüber hinweg?“

„Nein. Über so etwas kommt man nicht hinweg. Man lernt höchstens damit zu Leben und ob er das erreichen wird, kann ich nicht sagen.“

Daniel nickte verstehend und den restlichen Weg über herrschte Stille.

Als sie das Department erreichten, wurden sie am Empfang von Molly aufgehalten.

„Der Chief lässt euch ausrichten, ihr sollt in sein Büro kommen, sobald ihr zurück seid. Ein gewisser David Edwards hat seine Aussage zu Protokoll gegeben.“

Sarahs Augen weiteten sich überrascht. Er hatte es sich überlegt, vielleicht kam jetzt endlich Licht ins Dunkle.

„Den hier könnt ihr gleich mitnehmen, ist gerade angekommen.“ Sie reichte Daniel einen dicken braunen Umschlag und als Sarah bewusst wurde, was sich darin befinden musste, machte ihr Magen einen Looping.

„Danke, Molly“, nickte Daniel und ging dann zu Alex Büro. Sarah folgte ihm auf dem Fuß.

Alex hob kurz den Blick, um festzustellen, wer den Raum betreten hatte, nachdem es geklopft hatte und senkte ihn dann wieder über seine Akten, als er sah, dass es sich um Sarah und Daniel handelte.

„Setzt euch“, murmelte er vor sich hin, ohne erneut den Blick zu heben und die beiden taten wie ihnen geheißen.

„Edwards war hier. Er hat seine Aussage zu Protokoll gegeben, es stimmt mit dem überein, was du erzählt hast.“ Er nickte Sarah kurz zu und legte seinen Stift weg, mit dem er bis dahin noch in seinen Unterlagen gekritzelt hatte.

„Allerdings reicht das noch nicht aus, um Wasilenko zu verhaften.“

„Das nicht, aber der Obduktionsbericht vielleicht schon.“ Daniel legte den Umschlag vor Alex auf den Tisch, worauf dieser überrascht einen Blick darauf warf und ihn dann umgehend öffnete. Blitzartig überflog er den Bericht und Sarah fühlte sich, als würde sie auf heißen Kohlen sitzen, so nervös war sie, bis Alex‘ Gesicht plötzlich ein zynisches Lächeln umspielte.

„Gut. Damit ändert sich die Sache natürlich.“

Daniel und Sarah warfen ihrem Chef einen fragenden Blick zu, sie hassten es, wenn er in Rätseln redete und dann nicht direkt mit der Sprache rausrückte.

„Wir verhaften ihn wegen Missbrauches, auch sexueller Natur, an seiner minderjährigen Tochter.“

In diesem Augenblick fiel Sarah ein riesiger Stein vom Herzen. Die erste gute Nachricht an diesem Tag.

„Er müsste jetzt zu Hause sein, dort verbringt er seine Mittagspause meistens“, erklärte Daniel, der sich erhoben hatte, nach einem Blick auf die Uhr.

„Dann los“.
 

Mehrmals drückte Alex auf die Klingel. Von drinnen schallte das penetrante Bimmeln wieder und wäre er sich nicht sicher gewesen, dass sich jemand im Haus befand, hätte er es längst aufgegeben.

Da klingeln anscheinend keinen Sinn machte, ging er dazu über mit der Faust gegen die Tür zu hämmern.

„Polizei! Machen sie die Tür auf, sonst verschaffen wir uns gewaltsam Zutritt!“ Erneut hämmerte er gegen das massive Holz und zu seiner Überraschung wurde kurz darauf tatsächlich die Tür geöffnet. Mrs. Wasilenko blickte ihnen mit müdem Blick entgegen.

„Entschuldigen Sie, ich habe geschlafen. Was kann ich für Sie tun?“

„Ist ihr Mann zu Hause?“, fragte Daniel daraufhin harsch. Er glaubte dieser Frau kein Wort, so oft wie Alex geklingelt hatte, war es unmöglich weiterzuschlafen.

„Nein, der ist bereits weg, soll ich ihm etwas ausrichten?“ Alex überlegte einen Moment, schob sich dann an der Frau vorbei, ohne ihr weitere Beachtung zu schenken, in den Flur und gab Daniel ein Zeichen ihm zu folgen während Sarah Mrs. Wasilenko im Auge behalten sollte. Nachdem sie nicht die Tür geöffnet hatte, war es mehr wie offensichtlich, dass sie etwas verheimlichte. Unbemerkt zog er seine Waffe aus dem Holster und entsicherte sie lautlos, während er durch den Flur schlich, um weiter ins Innere des Hauses vorzudringen. Daniel folgte ihm auf dem Fuß. Das Zerspringen von Glas auf dem Boden, welches aus der Küche drang, ließ sie sofort reagieren. Sie stürmten in den Raum, in dem Wasilenko versuchte durch das Küchenfenster ins Freie zu gelangen. Dabei musste er die Vase auf dem Fensterbrett in seiner Unachtsamkeit umgestoßen und sich damit verraten haben. Alex zog ihn am Hemdkragen vom Fenster zurück und

legte ihm Handschellen um. „Viktor Wasilenko, ich verhafte Sie des körperlichen und sexuellen Missbrauchs ihrer minderjährigen Tochter. Sie haben das Recht zu schweigen, alles was Sie sagen, kann und wird vor Gericht gegen Sie verwendet werden.“

Er führte den älteren Mann zur Haustüre, vor der Sarah noch mit Mrs. Wasilenko stand, die ihren Mann mit entsetztem Gesicht anstarrte. In ihren Augen sammelten sich langsam Tränen an, die kurz darauf über ihre Wangen liefen.

„Es tut mir leid“, bedauerte Sarah und folgte Daniel und Alex dann zu den Wägen.
 

„Soll ich dich noch mit nach Hause nehmen?“

Überrascht sah Sarah zu Daniel auf und überlegte kurz, ehe sie einstimmend nickte.

„Ja, das wäre nett.“

Sie verließen gemeinsam das Department und gingen zum Wagen. Als sie wenig später unterwegs waren, konnte Daniel die Frage, die ihn die ganze Zeit beschäftigte nicht mehr zurückhalten.

„Magst du mir jetzt erzählen, was heute Morgen mit dir los war?“ Er rechnete mit einer harschen Abweisung, zu seiner Überraschung antwortete Sarah jedoch in normalem Tonfall.

„Ich weiß nicht. Ich glaube es liegt daran, dass ich mich zu sehr in Brook versetzen kann. In ihre familiäre Situation. Ich bin ähnlich aufgewachsen wie sie. Mein Dad war Alkoholiker und verlor in regelmäßigen Abständen die Kontrolle über sein Handeln, wenn er zu viel getrunken hatte. Meistens ließ er seine Wut dann an meiner Mutter aus. Ich war gerade 18 Jahre, als er sie in seinem Suff die Treppen runter stieß und sie starb. Daraufhin zog ich zu meiner Tante. Ich habe ihm das nie verziehen und noch bis heute keinen Kontakt mehr zu ihm. Ich weiß nicht einmal, wo er jetzt wohnt und ich will es auch nicht wissen. Brooke wuchs genauso auf wie ich. Nachdem was ihr zugestoßen sein muss, kann ich gut verstehen, wieso sie diesen Schritt gewählt hat. Diese Abneigung gegenüber dem Haus der Colemans kommt vom Geruch nach abgestandenem Alkohol. Mir dreht sich heute noch der Magen um, wenn ich es riechen muss.“

Nach Sarahs Erklärung schwieg Daniel einen langen Moment. Damit hatte er nicht gerechnet.

„Das tut mir leid.“ War das Erste, was er dazu sagte.

„Muss es nicht. Heute kann ich damit umgehen. Nur manchmal kommt es noch durch, wenn ich direkt damit konfrontiert werde.“ Mittlerweile waren sie vor Sarahs Haus angekommen und Daniel stellte den Motor aus. Draußen war es bereits dunkel.

„In Ordnung, dann weiß ich in Zukunft, warum du in manchen Situationen so reagierst.“

Mit einem zustimmenden Nicken öffnete Sarah die Autotür.

„Ja, danke fürs mitnehmen“, sie lächelte ihm noch kurz entgegen und stieg dann aus. Zum Abschied hob sie die Hand und sah ihm hinterher, bis er weggefahren war, ehe sie in ihrer Tasche nach ihrem Schlüssel kramte und zur Haustür lief. Gerade hatte sie ihn mit den Fingern ertasten können, als sich plötzlich neben ihr etwas bewegte und sie aufschreckte.
 


 

to be continued….

by Fairytale_x3
 


 

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So heute noch mal ein kurzes Nachwort von mir, da ich euch mal wieder so lange hab warten lassen :/

Erst mal tut mir das wirklich leid… Aber ich war im Klausurenstress und hab deshalb einfach nur schleppend Zeit gefunden, dazu fand ich auch noch alles Mist was ich hingeschrieben habe, weshalb das Kapitel zwei Mal umgeschrieben wurde…

In den Sommerferien werde ich hoffentlich die Zeit finden, zügig weiterzuschreiben, es wird immerhin spannend und ich will diese Ideen endlich auf Papier bringen.

Ich hoffe ihr verzeiht mir die Verzögerung noch mal und hattet Spaß beim Lesen :)

Eure

Fairy
 

P.S.: vielen Dank für die vielen lieben Komis, ihr seid toll :*

harassed

Kapitel 10: harassed
 

Samstag
 

Erschrocken drehte sie sich in die Richtung, aus der sie glaubte etwas gesehen zu haben und verzog im nächsten Moment wenig begeistert das Gesicht.

„Was willst du, Nathan? Ich glaube, ich habe mich deutlich genug ausgedrückt. Verschwinde!“, knurrte sie wütend und öffnete dann ihre Haustür, durch die sie anschließend trat und dem unerwünschten Gast bereits vor der Nase zuschlagen wollte, als eine große Hand sich dagegenstemmte.

„Komm schon Süße, sei nicht so!“ Grinsend versuchte der Angesprochene die Tür wieder aufzuschieben, doch Sarah wusste dies zu verhindern. „Du nimmst jetzt sofort deine Pfoten von meiner Haustür und verschwindest oder ich mache meine Drohung war und verhafte dich wegen Belästigung, ist das bei dir angekommen?“, fauchte sie und blickte ihm dabei mit funkelnden Augen entgegen. Sie hatte einen beschissenen Tag hinter sich und wollte nur noch so schnell es ging unter die Dusche und dann ins Bett, um all die Geschehnisse in der hintersten Ecke ihres Kopfes zu verdrängen. Dieser aufgeblasene Idiot hinderte sie allerdings erfolgreich an der Umsetzung dieses Vorhabens, was ihr gewaltig gegen den Strich ging.

„Wir könnten doch noch mal über alles sprechen, findest du nicht? Ich will dich nicht so einfach aufgeben, das kann ich gar nicht.“

„Spar dir deine Heuchelei für jemanden den es interessiert. Dieser jemand bin aber ganz sicher nicht ich und jetzt hau endlich ab!“ Mit aller ihrer verbliebenen Kraft stemmte sie sich gegen das massive Holz der Tür. Zu ihrer Verwunderung gab Nathan mit angesäuerter Miene nach. Mit einem Klicken fiel die Tür ins Schloss und trennte Sarah von ihrem ungebetenen Besucher. Erleichtert seufzte sie auf und machte sich dann auf den Weg nach oben in ihre Wohnung. „Vollidiot“, murmelte sie, als sie ihre Wohnungstür aufschloss, sich ihrer Schuhe entledigte und direkt ins Bad durchging, um sich eine heiße Dusche zu gönnen.
 

Mit einem Seufzen schlug Daniel die Tür seines Wagens zu, nachdem er diesen in der Einfahrt geparkt hatte und ging zur Haustür. Der Tag war beschissen verlaufen und zwischen Sarah und ihm hatte sich bisher rein gar nichts geklärt. Eine Tatsache, die ihn innerlich wurmte, doch er musste erst nach seiner Schwester sehen, bevor er mit diesem Tag abschließen konnte. Keith hatte ihn vorhin angerufen und er fragte sich, was der Junge wollte. Sie hatten sich ausgesprochen und der Jüngere hatte sich entschuldigt, was aber nicht hieß, dass sie nun zu so etwas wie Freunden geworden waren. Davon waren sie sicherlich noch weit entfernt. Das ließ jedoch nur einen Schluss zu, wieso Keith ihn angerufen hatte. Es musste etwas mit Trish zu tun haben und dieser Gedanke schmeckte ihm überhaupt nicht.

Mit einem Klicken sprang die Tür auf und er wurde von der kühlen Luft der Klimaanlage empfangen. „Trish? Bist du daheim?“, fragte er hörbar, als er sich im Flur die Schuhe auszog und in die Küche ging, um sich ein Glas mit kaltem Wasser zu holen.

„Ja, wir sind im Wohnzimmer“, rief sie ihm zu, wo er seine Schwester und ihren Freund kurze Zeit später auf dem Sofa sitzend vorfand. Sie hatte eine Stoffdecke eng um sich gewickelt und ihr Gesicht wirkte bleich. Das tat es häufig in den letzten Tagen und dennoch gab es Daniel zu denken. Irgendwas stimmte nicht, das merkte er eindeutig.

„Was ist los? Wieso hast du mich heute Mittag angerufen?“, fragte er nun und wandte dabei den letzten Teil seiner Frage direkt an Keith.

Dieser seufzte und schenkte seiner schweigenden Freundin einen kurzen Blick, ehe er zu sprechen begann: „Wir waren heute Mittag bei Ivan und Trish spielte mit dem Hund im Garten. Plötzlich begann er unaufhörlich zu bellen, also sind wir raus um nachzusehen. Trish stand wie angewurzelt da und als wir genauer hinsahen, bemerkten wir einen Mann, der auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand und unentwegt auf sie gestarrt hat. Ivan ist ihm dann hinterher, hat ihn aber irgendwo ein paar Gärten weiter verloren. Sein Gesicht konnten wir nicht erkennen, aber er hatte einen braunen Hut auf. Trish ist davon überzeugt, denselben Mann am Abend zuvor bei mir gesehen zu haben, als sie in meinem Zimmer aus dem Fenster geguckt hat. Aber als ich raus sah, war da niemand mehr.“

Daniel ließ das Gesagte kurz auf sich wirken, bevor er sich seiner Schwester gegenüber auf die Couch setzte: „Und du bist dir sicher, dass es derselbe Mann war, Trish?“

Sie nickte zaghaft und er seufzte. „Und du konntest beide Male sein Gesicht nicht erkennen?“

Sie schüttelte den Kopf. „Nein, er war immer zu weit weg und der Hut hat seine Frisur verdeckt.“

„Schön. Im Moment können wir nichts weiter tun, als abzuwarten. Ich möchte, dass du dich möglichst nicht alleine draußen aufhältst und mich sofort anrufst, wenn etwas sein sollte, okay? Ich werde mein Handy möglichst immer anhaben, wenn du mich nicht erreichst, versuchst du es bei Sarah.“

Wieder nickte sie, ehe sie aufstand und sich aus ihrer Stoffdecke schälte. „Ich bin müde und geh ins Bett. Kommst du, Schatz?“, murmelte sie, ehe sie ihrem Bruder eine gute Nacht wünschte und nach oben verschwand. Der Schwarzhaarige wollte ihr bereits folgen, als er von Daniel aufgehalten wurde.

„Keith?“

„Hm?“

„Pass auf sie auf.“

„Klar.“ Ein leichtes Grinsen schlich sich auf Keiths Züge, ehe er ebenfalls nach oben ging. Vielleicht waren Daniel und er auf einem guten Weg sich besser zu verstehen. Leise schlich er zu seiner Freundin ins Zimmer und musste zufrieden feststellen, dass sie bereits eingeschlafen war. Er losch das Licht und legte sich vorsichtig zu ihr ins Bett.
 

Das Vibrieren ihres Handys riss Sarah am nächsten Morgen unsanft aus ihrem erholsamen Schlaf. Mit zu Schlitzen verzogenen Augen griff sie nach dem klingelnden Ding und las die ankommende SMS. Im nächsten Moment schmiss sie es mit einem Schnauben zurück in ihr Kissen. Was bildete sich dieser aufgeblasene Idiot eigentlich ein, ihr um sieben Uhr morgens zu schreiben? Nein, was bildete er sich ein, ihr überhaupt zu schreiben? Sie schwang die Beine aus dem Bett und beschloss, dass es erst mal Zeit für einen Kaffee war, um den Morgen noch irgendwie zu retten. Sich die Augen reibend trottete sie in die Küche. Während die Kaffeemaschine mit einem gurgelnden Ton ihre Arbeit begann, ging Sarah zurück ins Schlafzimmer, um sich umzuziehen. Ein Blick auf ihr Handy verriet ihr, dass aus einer SMS mittlerweile zehn geworden waren. Was dachte dieser Spinner? Dass sie auch nur eine dieser Nachrichten lesen würde? Mit einem abschätzigen Blick verschwand sie im Bad und saß wenig später fertig gerichtet in der Küche, um ihren Kaffee zu genießen. Dabei versuchte sie Nathan und seine aufdringliche Art einfach zu vergessen. Sie konnte sich nicht einmal erklären, was sie jemals an diesem Versager gefunden hatte. Hatte sie die ganze Beziehung über vielleicht unter Drogen gestanden? Musste wohl so sein. Wenn sie genau darüber nachdachte, wusste sie auch nicht, was sie jemals an Alex hatte finden können. Mal davon abgesehen, dass er immer noch ihr Boss war, war er verheiratet und ein arrogantes, aufgeblasenes Arschloch. Und dann war da noch Daniel. Sie seufzte ergeben auf. Ihr Leben war wirklich eine einzige Katastrophe.

Bevor sie noch mehr Zeit damit verschwendete, sich im Selbstmitleid zu suhlen, beschloss sie, sich auf den Weg zu Daniel zu machen. Sie schnappte sich ihr Handy, ohne auf die ankommenden SMS zu achten und verließ kurz darauf das Haus.
 

Als sie vor Daniels Haus angekommen war, parkte sie den Wagen am Straßenrand und beschloss zu warten. Dabei versuchte sie das nun konstante Vibrieren ihres Handys zu ignorieren, denn Nathan war mittlerweile dazu übergegangen, es bei ihr sturmklingeln zu lassen. Er hatte wohl verstanden, dass sie auf seine Nachrichten nicht reagierte. So ein Blitzmerker.

Sarah seufzte erneut, der Tag fing wirklich bereits äußerst beschissen an. Wenig später riss das Klicken der Autotür sie aus ihren Gedanken und sie blickte in Daniels lächelndes Gesicht.

„Morgen! Du bist heute ja überpünktlich.“

„Hm ja, ich war früh wach und konnte nicht mehr schlafen.“

Das war zwar nur die halbe Wahrheit, denn eigentlich war ihr toller Ex dafür verantwortlich, dass ihr Schlaf kürzer ausfiel als geplant, aber sie hatte nicht vor Daniel diese Tatsache unter die Nase zu reiben. Generell hielt sie es für besser, Daniel nicht von ihrer momentanen Situation mit Nathan zu erzählen. Sie wollte vermeiden, dass er etwas Falsches dachte, vor allem solange dieser Kuss zwischen ihnen nicht geklärt war.

„Verstehe. Willst du da nicht rangehen?“

Sarah sah ihren Partner eine Sekunde lang irritiert an, ehe sie seiner Hand folgte, die auf ihr erneut vibrierendes Handy gerichtet war.

„Nein, kein Bedarf.“

Ohne ein weiteres Wort der Erklärung setzte sie den linken Blinker und fuhr los in Richtung P.D. Dabei versuche sie angestrengt Daniels fragenden Blick zu ignorieren, der sich zwangsweise immer wieder auf sie richtete, da ihr Handy in kurzen Abständen weiterhin vibrierte.
 

Als sie wenig später am P.D. ankamen, stellten sie zufrieden fest, dass Alex noch nicht aufgetaucht war. Sie waren zwar nicht zu spät, aber nach dem Boss aufzutauchen bedeutete in Alex‘ Fall oftmals dennoch Ärger.

Zwischen Daniel und Sarah hatte sich mittlerweile eine unangenehme Stille gelegt. Er merkte eindeutig, dass etwas mit seiner Partnerin nicht stimmte. Wieso sollte jemand einen Anrufer konstant ignorieren? Wer war schon so hartnäckig und versuchte es weiterhin ohne Pause? Er beobachtete die Blonde eine Weile und stellte fast erleichtert fest, dass sie dem nervtötenden Vibrieren Einhalt gebot, indem sie den Anruf endlich entgegennahm.

Was zum Henker willst du noch?“, fauchte sie ins Telefon und wirkte dabei wenig angetan von ihrem Gesprächspartner. Daniel beobachtete, wie sich ihr bis dahin genervter Blick plötzlich in puren Schock verwandelte und alle Farbe schlagartig aus ihrem Gesicht wich. Er stand auf und wollte bereits auf sie zugehen, als sie den Anruf hastig beendete, das Telefon auf den Tisch schmiss und auf der Toilette verschwand.
 

Mit einem Ruck knallte sie die Tür hinter sich zu, drehte hastig den Schlüssel im Schloss und übergab sich über der Toilettenschüssel. Ihr Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen und ihr Rachen brannte fürchterlich, da sich außer Kaffee und Magensäure nichts in ihrem Magen befunden hatte.

Sei artig Sarah.“ „Sei ein braves Mädchen Sarah.

In ihrem Kopf begann sich alles zu drehen. Sie hatte das Gefühl, es würde eine unsichtbare Hand sich um ihren Hals legen und ihr die Luft abdrücken. Panik machte sich allmählich in ihr breit, je mehr die so sorgsam verdrängten Erinnerungen auf sie einprasselten und ihr die Luft zum Atmen nahmen.

Ich hab dich doch lieb Sarah.

Verzweifelt griff sie mit ihren Händen an ihren Kopf und krallte ihre Finger fest in ihre Haare. Der Schmerz lenkte sie vielleicht ab. Allmählich gelang es ihr, ihren Atem wieder zu kontrollieren und obwohl er immer noch abgehackt und schwer ging, hatte sie das Gefühl, dass ihr Körper langsam wieder besser mit Sauerstoff versorgt wurde. Zittrig vom Adrenalin, welches noch immer durch ihre Adern schoss, erhob sie sich von dem kalten Fliesenboden. Auf wackeligen Beinen schleppte sie sich zum Waschbecken, um kaltes Wasser über ihre Hände fließen zu lassen.

Ein Klopfen an der Tür ließ sie aufschrecken und reflexartig die Luft anhalten.

„Sarah? Ist alles in Ordnung?“

Daniel. Es war nur Daniel. Erleichtert stieß sie die Luft wieder aus und bemühte sich, ihre Stimme normal klingen zu lassen.

„Ja, alles ok. Mir ist wohl mein Frühstück nicht so gut bekommen.“

Er schien einen Moment über das Gesagte nachzudenken, ehe er mit einem „ok“ verschwand. Sarah schloss müde die Augen. Die erste Panikattacke in fünf Jahren und das hatte sie nur diesem Penner zu verdanken. Normalerweise hatte sie sich besser unter Kontrolle. Sie warf einen letzten bestätigenden Blick in den Spiegel, um sich zu versichern, dass ihr kleiner Zusammenbruch keine sichtbaren Spuren hinterlassen hatte, ehe sie sich auf den Weg zurück ins Büro machte, in dem sich mittlerweile auch Alex eingefunden hatte.

Noch nie in ihrem Leben war sie so froh gewesen, ihren Vorgesetzten zu sehen, denn dessen Anwesenheit bewahrte sie in diesem Moment vor Daniels skeptischen Fragen. Sie fing kurz seinen fragenden Blick auf und für einen Augenblick war ihr, als würde sie ernsthafte Sorge in seinen Augen erkennen. Schnell verdrängte sie diesen Gedanken und versuchte sich professionell auf die Arbeit zu konzentrieren.

Mit einem lauten Klatschen landete eine dicke Aktenmappe auf dem Tisch, hinter dem sich Alex nun in seinen großen Bürostuhl fallen ließ.

„Das kam heute Morgen aus dem Labor. Unter Brook Colemans Fingernägeln konnte DNA sichergestellt werden. Sie passt allerdings zu keinem Eintrag im System.“

„Dann hilft sie uns vorerst nicht weiter“, stellte Daniel nüchtern fest, die Arme vor der Brust verschränkend.

„Dem ist wohl so“, nickte Alex und gönnte sich dabei einen Schluck aus seiner Kaffeetasse.

„Wasilenko wird gleich zum Verhör vorgeführt. Eure Aufgabe ist es, ein Geständnis aus ihm raus zu bekommen, klar? Ich fahre solange noch einmal zur Turnhalle, in der Elena Wasilenko gefunden wurde. Dieser Hausmeister verschweigt uns etwas, da bin ich mir sicher.“ Mit diesen Worten erhob er sich und verließ mit einem Nicken sein Büro, in dem die beiden Detectives alleine zurückblieben.

Bevor Daniel die Chance nutzen konnte, Sarah auf ihr merkwürdiges Verhalten anzusprechen, machte sie sich eilig auf den Weg zum Verhörraum. „Kommst du?“, mit dieser Frage, war sie bereits aus der Tür verschwunden und Daniel beeilte sich ihr hinterher zu kommen.
 

Mit einem Knallen flog ein Stapel Blätter vor dem Mann auf den Tisch und ließ diesen kaum merklich zusammenzucken. Auf seinen Anwalt hatte er verzichtet, was Sarah und Daniel nur recht war. Diese Schlipsträger erschwerten ihnen grundsätzlich die Arbeit und versuchten das meist Unumgängliche zu verhindern.

„Wissen Sie was das ist?“, fragte Daniel mit bedrohlicher Stimme, während er sich mit den Händen auf dem Tisch abstützte und sich seinem Gegenüber entgegenlehnte. Dieser drückte sich instinktiv der Stuhllehne entgegen, um der unangenehmen Nähe zu entgehen und schüttelte dann den Kopf.

„Das sind die übersetzten Tagebucheinträge ihrer Tochter. Aus diesen geht eindeutig hervor, was wir bereits wussten. Sie haben ihre Tochter missbraucht. Jahrelang. Daran besteht kein Zweifel, also geben Sie es endlich zu.“ Daniel starrte seinem Gegenüber direkt in die Augen und rührte sich dabei keinen Millimeter von der Stelle.

Wasilenko starrte genauso ungehalten zurück und sagte kein Wort.

Sarah währenddessen lehnte etwas abseits an der Wand und versuchte angestrengt ihre Atmung unter Kontrolle zu halten. Sie mussten dieses Verhör abschließen und zwar zügig, damit sie diesen Raum und vor allem Wasilenko hinter sich lassen konnte. Es kostete sie all ihre Selbstbeherrschung die immer wieder aufkommenden Gedanken zu verdrängen. Würde sie sich jetzt gehen lassen, wäre eine erneute Panikattacke sicher nicht weit und das konnte sie sich nicht erlauben. Dann hätte sie keine Möglichkeit mehr, Daniels Fragen aus dem Weg zu gehen. Mal davon abgesehen, was Alex davon halten würde, wenn sie so ein unprofessionelles Verhalten an den Tag legen würde.

Sie ging auf den Tisch zu und schnappte sich den Stapel Papier. Sie atmete tief durch und begann dann, aus einem der Einträge vorzulesen: „Er hat es schon wieder getan. Ich weiß langsam nicht mehr, wie ich damit umgehen soll. Selbst stundenlanges Duschen kann meine Haut nicht von dem Schmutz befreien, der sich auf mir befindet. Am liebsten würde ich aus meinem Körper ausbrechen. Am liebsten würde ich sterben.

„Hat sich das toll angefühlt? Hm? Hat Sie das angemacht?“, fragte sie nun, als sie die Blätter neben sich legte und ihren Gegenüber abschätzig betrachtete. Daniel warf ihr kurz einen nachdenklichen Blick zu, ehe er beschloss, sie machen zu lassen und sich bedeckt zu halten.

„Wann hat das angefangen? Als sie Zwölf war? Oder haben Sie diese Gedanken nicht schon viel früher mit sich getragen? War die Begierde irgendwann zu groß? Als sich das Verlangen wie Maden in Ihren Kopf gefressen hat? Oder war Ihre Frau einfach nicht mehr gut genug im Bett?“ Ihr Stimme wurde immer lauter und ihr Atmen ging angestrengt.

Antworten Sie mir gefälligst!

„Ja! Ja, verdammt noch mal, ich habe es getan!“, brüllte der ältere Mann ihr nun entgegen.

„Und so wie du dich aufführst, Liebes, könnte man glauben, dass dir diese Tatsache persönlich näher geht, als du zugeben willst.“ Ein abschätziges Grinsen bildete sich auf seinen Lippen und seine stechenden Augen bohrten sich in ihre.

Für einen Moment begann sich alles zu drehen, doch sie riss sich zusammen.

Fick dich, du widerliches Schwein!“, fauchte sie, ehe sie, ohne auf Daniels Proteste zu hören, den Verhörraum verließ und mit einem Türknallen nach draußen verschwand.

Sie ignorierte die fragenden Blicke ihrer Kollegen so gut es ging, denn alles an was sie in diesem Moment denken konnte, war Luft. Sie brauchte frische Luft. Sofort.

Mit aller Kraft stieß sie die Tür zum Hinterausgang auf, die mit einem lauten Knallen an die Hauswand prallte und sich letztendlich hinter ihr schloss.

Erschöpft ließ sie sich auf dem Treppenansatz nieder, zog die Beine fest an ihren Körper und verschränkte die Arme darum, ehe sie ihren Kopf darauf bettete und die Augen schloss.
 

Genüsslich drehte Trish sich auf ihrem Handtuch auf den Rücken und genoss die Sonne, die auf ihren Rücken schien. Es war eine gute Idee gewesen, mit Lena und Natasha einen Mittag am Strand zu verbringen. Ein wenig Entspannung konnte sie wirklich gebrauchen. Und sie war nicht allein, was sie momentan unheimlich beruhigte.

„Es ist schon fünf, meine Mom wollte, dass ich pünktlich daheim bin und bei den Vorbereitungen fürs BBQ helfe. Unsere Nachbarn kommen vorbei“, mit einem Augenverdrehen erhob Lena sich und streifte den Sand von ihren Beinen.

„Ach komm schon, stell dich nicht so an. Mein Bruder wird auch da sein, also kannst du mir nicht erzählen, dass du allzu lange dem Essen beiwohnen wirst, sondern dir viel mehr deinen Nachtisch wo anders holst“, grinste Natasha ihr keck entgegen und erntete dafür eine Ladung voll Sand.

„Da könntest du vielleicht Recht haben“, gab die Braunhaarige grinsend zu, als sie sich bereits ihr dünnes Sommerkleid überzog und ihr Handtuch in ihre Strandtasche stopfte.

„Sollen wir auch los?“, fragte Natasha nun an Trish gewandt, die einen Moment zu überlegen schien, ehe sie nickte.

„Ja, ich wollte noch bei Keith vorbei.“

„Aber heute Abend steht noch?“

„Klar. Ich lass mich einfach von ihm zu dir fahren, um neun dann.“

„Wunderbar, dann lasst uns mal gehen.“

Sie packten ihre Sachen zusammen und verließen kurz darauf den Strand. Ein paar Kreuzungen weiter trennte sich Trishs Weg von dem ihrer Freundinnen.

„Also, dann bis heute Abend und denk daran, die Filme auszuleihen“, lächelte Trish, ehe sie ihre Freundinnen kurz zum Abschied umarmte und dann eine andere Straße einschlug, um zu ihrem Freund zu gelangen.

Gedankenverloren lief sie durch die Straßen und bemerkte so anfangs nicht, dass ihr eine Person folgte. Erst als diese den Abstand zu ihr verringerte, wurde ihr diese Tatsache mit einem Schlag bewusst und das Adrenalin schoss schlagartig durch ihren Körper. Sie beschleunigte ihre Schritte etwas und musste entsetzt feststellen, dass die Person hinter ihr es ihr gleich tat.

Die Angst überwiegte letztendlich und als sie nur noch zwei Blocks von Keiths Haus entfernt war, begann sie zu rennen. Die Person hinter ihr setzte ihr nach und getrieben von der mittlerweile unbändigen Panik rannte sie so schnell sie ihre Beine trugen, bog auf dem Grundstück ab, sprintete zur Haustür und drückte mehrmals die Klingel, ehe sie dazu überging mit den Händen gegen die massive Tür zu hämmern. Aus Angst flossen ihr mittlerweile die Tränen in Strömen über die Wangen. Als die Tür endlich geöffnet wurde, drängte sie ihren Freund, der ihr entsetzt entgegenblickte, zurück ins Haus, um sich selbst Zutritt zu verschaffen. Ihr Atem war abgehackt und kurz, in ihrem Kopf begann sich alles zu drehen, sie spürte Keiths warme Hände auf ihren Oberarmen, die sie festhielten und nahm seine Stimme war, die weit weg schien. Langsam wurde sie in einen Strudel voller verzerrter Stimmen und Bilder gezogen, während ihre Beine unter ihr nachgaben. Weit entfernt konnte sie Keith nach seinem Vater rufen hören. Dann wurde alles schwarz.
 

Nachdem Wasilenko von einem Officer abgeführt worden war, blieb Daniel allein im Raum zurück. Sarah war nicht wieder aufgetaucht und langsam begann sich die Sorge durch seine Eingeweide zu brennen, wie ein unaufhaltsames Lauffeuer. Was zum Teufel war nur los mit ihr? Erst diese Sache mit den andauernden Anrufen und ihre letztendliche Reaktion darauf. Anfangs war er gewillt gewesen, ihr die Geschichte mit dem Frühstück zu glauben, aber was sollte dann ihre Reaktion auf Wasilenkos Spruch? Außerdem war sie seither nicht wieder reingekommen.

Er beschloss nach ihr zu sehen, bevor Alex wieder zurück war und von all dem Wind bekam.

Er verließ den Verhörraum und ging zu Molly an den Empfang.

„Hast du Sarah gesehen?“

Die ältere Frau blickt von ihren Papieren auf und nickte dann in Richtung Hintereingang.

Daniel bedankte sich knapp und ging dann zielstrebig auf die Tür zu, die auf den Hinterhof des Gebäudes führte.

Die Tür gab ein quietschendes Geräusch von sich, als er sie aufschob und kurz darauf erblickte er Sarah, die auf dem Treppenansatz saß und den Kopf auf ihre Arme gebettet hatte. Kommentarlos setzte er sich neben sie und wartete darauf, dass sie in irgendeiner Weise reagierte, doch nichts geschah.

Vorsichtig legte er ihr seine Hand auf die Schulter und konnte kurz ein kaum merkliches Zusammenzucken seiner Partnerin spüren, ehe sie zaghaft den Kopf hob und ihm stumm in die Augen sah. Eine ganze Weile geschah gar nichts, bis Daniels Hand zu ihrer Wange wanderte und sanft über diese streichelte.

„Es tut mir leid. Das war unprofessionell. Heute ist nicht mein Tag“, murmelte die Blonde letztendlich nach einer Weile und bedauerte insgeheim, dass ihr Partner seine Hand wieder von ihrer Wange genommen hatte.

„Schon in Ordnung. Was war mit dir los?“

Sie wusste, dass diese Frage kommen würde und bis eben hatte sie sich den Kopf darüber zerbrochen, wie sie eine möglichst plausible Ausrede für ihr Verhalten finden konnte, um Daniels unangenehmen Fragen aus dem Weg zu gehen.

Sie öffnete den Mund und wollte zu einer Antwort ansetzen, als das Klingeln seines Handys sie unterbrach. Er schenkte ihr einen entschuldigenden Blick, ehe er nach einem kurzen Blick auf das Display den Anruf entgegennahm.

„Keith, was gibt’s?“

Sarah beobachtete ihn von der Seite. Obwohl sie nicht hören konnte, was am anderen Ende der Leitung gesprochen wurde, zogen sich ihre Eingeweide schmerzhaft zusammen, als plötzlich alle Farbe aus Daniels Gesicht wich.

Was? Gib mir zehn Minuten!“ Damit hatte er bereits aufgelegt und sich von der Stufe erhoben.

Ohne ein weiteres Wort riss er die Tür auf und rauschte durch den Gang, machte am Büro halt, schnappte sich Sarahs Autoschlüssel und lief dann zügig weiter Richtung Hauptsaugang. Sarah hatte Mühe ihm so schnell wie er war hinterherzukommen und hatte nicht einmal mehr die Zeit sich anzuschnallen, als er bereits in rasantem Tempo vom Parkplatz setzte.

„Was ist passiert?“, fragte sie atemlos, als sie es endlich geschafft hatte ihren Gurt zu sichern und dabei versuchte, aus Daniels emotionsloser Miene schlau zu werden.

Daniel!

„Keith hat angerufen. Meine Schwester ist vollkommen in Panik bei ihm aufgetaucht, sie hat regelrecht gegen die Tür geschlagen. Als er ihr diese öffnete, ist sie zusammengebrochen.“

Sarah blickte ihm fassungslos entgegen und brauchte einen Moment, bis ihr Gehirn diese Information verarbeitet hatte. Sprachlos ließ sie sich in ihren Sitz sinken, während Daniel alle Geschwindigkeitsbegrenzungen missachtend die Straßen entlangraste.
 

„Wo ist sie?“, fragte Daniel aufgebracht, als Keith den beiden die Tür geöffnet hatte und er feststellen musste, dass der Junge selber reichlich blass um die Nase wirkte.

„Im Wohnzimmer“, murmelte er und schloss die Haustür, während Daniel bereits an ihm vorbei gegangen war und zügig in besagten Raum lief. Sarah und Keith folgten ebenfalls.

Auf der Couch lag Trish, eine dünne Stoffdecke über ihr und blickte ihren Bruder aus erschöpften Augen an. Dieser hatte sich neben sie gesetzt und strich ihr behutsam eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht.

Ein Mann Ende 40 betrat ebenfalls den Raum und musterte Sarah einen Moment, ehe er sich Daniel zuwandte. „Es geht ihr gut. Das war nur ihr Kreislauf. Irgendetwas muss ihr wohl einen mächtigen Schrecken eingejagt haben.“

Daniel nickte verstehend, ohne den Blick von seiner Schwester abzuwenden.

„Was ist passiert?“, fragte er dann leise und blickte ihr abwartend entgegen. Auch Keiths Blick lag nun fragend auf seiner Freundin. Ja, was um alles in der Welt war nur passiert?

Er hatte sich selber zu Tode erschrocken, als plötzlich jemand gegen die Haustür gehämmert hatte und er kurze Zeit später seine bewusstlose Freundin ins Wohnzimmer tragen musste.

Einen langen Moment blickte Trish ihrem Bruder schweigend entgegen, ehe sie doch zu einer Antwort ansetzte.

„Ich war mit Lena und Natasha am Strand. Als Lena gehen musste, beschlossen Natasha und ich uns auch auf den Weg zu machen. An der Kreuzung trennte ich mich von den beiden, weil ich spontan beschlossen hatte, noch mal kurz hier her zu kommen, bevor ich mich später mit Natasha bei ihr für einen DVD-Abend treffen wollte. Irgendwann ist mir aufgefallen, dass mir jemand zu folgen schien, also lief ich schneller und die Person hinter mir begann auch schneller zu laufen, bis ich letztendlich los gerannt bin und die Person mir auch dann noch folgte, indem sie ebenfalls losrannte. Ich… ich hatte solche Angst, also bin ich blindlings zur Haustür gerannt und habe sturmgeklingelt. Als Keith mir die Tür aufgemacht hat, begann sich plötzlich alles zu drehen, dann wurde alles schwarz und als ich wieder zu mir kam, lag ich hier auf der Couch.“

Sarah konnte sehen, wie Daniel mit seiner Fassung zu ringen schien, als seine Schwester ihre Erzählung beendet hatte. Auch Keith merkte man an, wie unglücklich er mit den jüngsten Ereignissen war.

„Du gehst nirgendwo mehr allein hin, Trish, hörst du? Nirgends“, war das Erste, was Daniel sagte, als er seine Sprache wieder gefunden hatte.

„Im Moment können wir nicht viel machen, da wir keinerlei Anhaltspunkte haben, um wen es sich handelt. Vielleicht möchte dir irgendjemand aus unbekanntem Grund Angst machen, vielleicht steckt mehr dahinter. Bis wir rausgefunden haben, um wen es sich handelt, wirst du nicht mehr alleine aus dem Haus gehen.“

Trish nickte ergeben und blickte dann entschuldigend zu ihrem Freund, der immer noch in der Tür lehnte und dessen Gesichtsfarbe nur langsam wieder gesündere Töne annahm.

Daniel erhob sich von der Couch und nickte Keith vielsagend zu, der sich daraufhin vom Türrahmen abstieß, sich zu seiner Freundin setzte und ihre kalte Hand fest in seine schloss. „Soll ich Natasha absagen?“, fragte er dann und Trish schüttelte den Kopf.

„Nein, ich hab es ihr versprochen. Fahr mich bitte einfach um neun zu ihr. Aber ich möchte nicht mehr bei ihr übernachten. Wenn du mich später wieder abholen könntest, wäre das super.“

Keith nickte verstehend und streichelte ihr dann behutsam durch die Haare. Er war unheimlich erleichtert, dass ihr nichts Schlimmeres passiert war. Das hätte er sich niemals verzeihen können.

„Wir gehen jetzt, pass auf dich auf und ruf mich sofort an, sobald dir etwas auffällt“, sagte Daniel an Trish gewandt, als sich Sarah bereits vom Sofa erhob und sich ebenfalls verabschiedete. Wenig später hatten sie das Haus der Robinsons verlassen und machten sich auf den Weg zurück zum P.D.
 

Wütend knallte Alex die Tür seines Büros hinter sich zu und ließ die beiden Detectives zusammenzucken.

„Wir haben eine neue Vermisstenanzeige“, erklärte er übelgelaunt, während er ihnen eine Akte hinwarf.

„Angelina Dorman, 17 Jahre, vermisst seit gestern Abend. Sie kam von einem Footballspiel nicht zurück nach Hause“, erläuterte er, während Daniel und Sarah die Unterlagen studierten. Ein Mädchen mit mittelbraunen, langen Haaren und dunkelbraunen Augen lächelte ihnen auf dem Foto entgegen. In Sarah begann es zu arbeiten. Irgendetwas störte sie. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht, sie wusste nur nicht was es war.

„Das ist das dritte Mädchen in einer Woche, wir gehen damit an die Öffentlichkeit, eine Pressekonferenz ist für morgen Vormittag um neun angesetzt. Außerdem wurde eine Fahndung nach ihr ausgegeben. Wasilenko wird morgen dem Haftrichter vorgeführt. Aus dem Hausmeister ließ sich nichts rausbekommen. Der bleibt stur bei seiner Aussage und im Moment haben wir dem nichts entgegenzusetzen. Ihr könnt gehen, wir sehen uns morgen pünktlich um acht.“

Mit einem Nicken erhoben sich die Beiden aus ihren Stühlen und verließen ohne ein weiteres Wort das Büro.

Die Fahrt verlief schweigend und Sarah war froh, dass Daniel wohl zu sehr mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt war, um erneut auf ihren Ausbruch vom Vormittag zu sprechen zu kommen. Erst als sie vor seinem Haus zum Stehen kam, sagte er etwas.

„Danke fürs Heimfahren. Wir sehen uns dann morgen früh.“ Er schenkte ihr noch kurz ein müdes Lächeln, welches sie erwiderte, bevor sie sich auf den Weg nach Hause machte.
 


 

Sonntag
 

Nervös wippte Daniel mit seinem Fuß auf und ab, während Alex ihm gegenübersaß und immer wieder einen prüfenden Blick auf die Uhr an der Wand warf. Sarah war bereits 25 Minuten zu spät und das sah ihr überhaupt nicht ähnlich. Daniel hatte selbst beinahe verschlafen, da sie ihm nicht wie üblich Bescheid gegeben hatte, ob sie ihn abholen würde und so war er selber gefahren. Mittlerweile begann er sich ernsthaft zu sorgen. Es sah der Blonden überhaupt nicht ähnlich, unentschuldigt einfach nicht aufzutauchen.

Plötzlich wurde die Bürotür geöffnet und als er Alex‘ entsetzten Blick wahrnahm, drehte er sich ruckartig der Tür entgegen, durch die Sarah gerade kam.

Ihr vollkommen leerer Blick traf seinen, das Adrenalin schoss mit einem Schlag durch seinen Körper und bewegte ihn zum Handeln. Fluchtartig stand er auf und überwand die wenigen Meter, die ihn von seiner Partnerin trennten. Am ganzen Leib zitternd stand sie vor ihm und starrte noch immer apathisch vor sich hin. Erst jetzt bemerkte Daniel, dass sie nicht ihn ansah, sondern einen undefinierbaren Punkt an der Wand fixiert hatte.

Selbst Alex war aufgestanden und sein Gesicht konnte das Entsetzen nicht vollkommen verbergen.

Daniel streckte seine Hand aus und wollte diese behutsam auf Sarahs Schulter legen, doch diese schreckte sofort panisch vor ihm zurück. „Sarah was ist passiert?“, fragte er nun ernsthaft besorgt und versuchte dabei verzweifelt seine Stimme ruhig zu halten, um sie nicht noch mehr zu verschrecken.

„Sarah bitte, rede mit mir, ich bin‘s Daniel“, versuchte er es erneut, als sie schwer atmend den Rückzug antrat. Wenig später hinderte sie die Wand am Weitergehen und Daniel konnte in ihrem wirren Blick erkennen, dass sie diese Tatsache noch mehr beunruhigte. Ihr Atem ging mittlerweile nur noch stoßweise, abgehackt rang sie nach Luft und ihr zierlicher Körper wurde von unkontrolliertem Zittern durchgeschüttelt.

„Sarah, du musst langsamer atmen. Hörst du mich?“ Langsam bekam es Daniel mit der Angst zu tun und auch Alex schien zutiefst entsetzt.

Die Blonde hörte ihn gar nicht, langsam verließen sie die Kräfte, ihre Augen schlossen sich unaufhaltsam und ihr Körper hielt der Belastung nicht mehr stand.

Daniel reagierte schnell, schlang seine Arme um ihren zitternden Körper und bewahrte sie so vor dem harten Aufprall.

Nun kam auch in Alex wieder Bewegung, er durchquerte mit wenigen großen Schritten sein Büro, riss die Tür auf und brüllte Molly an, sie solle 911 rufen.

Daniel hatte sich mittlerweile mit seiner bewusstlosen Partnerin im Arm auf den Boden sinken lassen und schützend seine Arme um sie geschlungen. Langsam kroch die pure Panik in ihm hoch und er konnte seinen Blick nicht mehr von ihrem aschfahlen Gesicht nehmen.

Ihr leerer Blick hatte sich unaufhaltsam in sein Gedächtnis gebrannt und ihm wurde speiübel.
 


 

to be continued...

by Fairytale_x3

abused

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Kommentare zu dieser Fanfic (117)
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Von:  DieJESSYcA
2015-08-31T23:10:43+00:00 01.09.2015 01:10
Hehe, das letzte verfügbare Kapitel und es ist adult *__*
Jetzt bin ich erstrecht gespannt was kommt :D Nun ... der Titel verrät ja schon einiges^^'

Okay, das ist ein Rückblick, richtig? xD

Nach dem sie ihre gesicherte Waffe im Safe im Schlafzimmer eingeschlossen hatte --> Nachdem

Tja ... da das Kapitel "abused" heißt, sieht es nicht gut aus für Sarah ... Mich würde allerdings interessieren inwiefern sich Nathan auf dem Gebiet der Selbstverteidigung und Kampfkunst auskennt. Immerhin ist Sarah Polizistin und sollte den einen oder anderen Handgriff zur Verteidigung und beherrschen.

Du hast keine Chance, Liebes. Ich war lang genug mit dir zusammen, um diese miesen Bullentricks zu kennen. Spar dir den Atem. Okay, Frage beantwortet xDD

Die Arme ... Ich muss sagen, ich war zu Beginn etwas skeptisch, aber etwa ab der Hälfte der Vergewaltigungs-Szene hast du mich dann doch überzeugt. Das kam sehr gut rüber und war dennoch gut erträglich. Solche Szenen kann man ja auch viel drastischer darstellen, aber das hätte auch gar nicht ins Gesamtkonzept gepasst^^ Ich hab ja bei Herzschlag gekniffen xD Hehe^^' Naja wobei ... nee, eigentlich wusste ich von Anfang an, dass ich Megan das nicht antun wollte xD
Aber zurück zu Sarah: Ich hatte nicht gedacht, dass Nathan das tun würde o.o Also ... augenscheinlich haben wir momentan 3 Verbrecher in der Geschichte. Mindestens sind es 2, weil die Identität des 3. nicht geklärt ist. Und ich weiß noch immer nicht welcher davon der Mörder ist o.o' Vielleicht gibt es noch einen Vierten? ... Der Hausmeister? Man hat den Fokus auf ihn inzwischen völlig verloren ... hm... verdächtig xD

Alex hat Molly angebrüllt, sie soll 911 anrufen und als die endlich kamen und dich mitnahmen, sind wir sofort hinterher gefahren. Haha, ja richtig, aber das ist wirklich total unwichtig xD
Die ganze Erklärung, die Daniel hier abgibt, kann wieder um einiges gekürzt werden ;)
Auch das, was danach noch folgt ist seeehr sehr lang und ausführlich. Viel zu ausführlich, weil es ja nicht wirklich relevant ist. Ich denke mal es genügt, wenn du das mit der Belastungsreaktion erwähnst und dass sie dann ruhiggestellt wurde, nachdem sie nochmal fast kollabiert wäre. Das Alex gegangen ist und Daniel noch hier ist, das sieht sie ja.

Oh wtf?! Es geht ja weiter o.o
Wow, das kam unverhofft xD
Aber ich muss sagen, der Übergang gefällt mir gut^^

ehe erneut schmerzvoll in sie eindrang --> da fehlt ein "er" nach dem "ehe"

und sendeten ständig neue Wellen des Schmerzes durch ihren Körper ich bin für "sandten" statt "sendeten"

Seine Hände lagen besitzergreifend auf ihrer Oberweite "Oberweite" hatten wir schon ein paar Mal. Wie wärs mit "Brust"?

sein noch immer stark alkoholisierter Atem hang über ihrem Gesicht und bereitete ihr starke Übelkeit. --> "hing" nicht "hang". Und das mit der Übelkeit wiederholt sich wirklich etwas zu oft in letzter Zeit ...

Den Schmerz, der wie eine Welle mit jedem seiner Stöße durch ihren Unterleib schoss, die Übelkeit Das mit der Welle hatten wir schon ein kleines Stück weiter oben, daher würde ich das nicht nochmal schreiben. Übelkeit ist wieder wiederholt

die gierig über ihre Oberweite fuhren. Brüste (alternativ auch Busen, aber ich bin kein Fan von Busen xD)

wie er sich wenig später erneut in ihr ergoss. Wooot? Zweimal? Geht das überhaupt, so ohne Pause? ... Also ... da müsste man jetzt einen Mann konsultieren xD Ich empfehle noamuth xD Der steht immer gern mit Rat und Tat zur Seite :D

doch konnte sie ein Erbrechen im letzten Moment verhindern Vielleicht hätte sie ihn einfach vollkotzen sollen xD

weist du das? --> weißt

Du nimmst jetzt deine Sachen und verschwindest. 2 Dinge, dich ich anders gemacht hätte als Sarah: 1. hätte ich getroffen und 2. (für denn Fall, dass ich ihn doch nicht erschossen hätte), hätte ich ihn nackt rausgeworfen u.u
Ich finde auch, dass sie viel redet u.u Mir hätte ein "Raus!" völlig ausgereicht ;D

Vergewaltigung Teil 2: Der erste Teil hat mir von der Wortwahl her besser gefallen. Aber auch hier ist Nathan wirklich widerlich~ und die Szene nachvollziehbar beschrieben. Meiner Meinung nach, war Sarah fast ein bisschen zu professionell, als sie ihre Waffe hatte, aber gut, vielleicht kann sie in dieser Notsituation auch einfach ihren Kopf einschalten :D

Mit einem entsetzten Schrei und schweißgebadet wurde Sarah erneut aus dem Schlaf gerissen. Der Übergang passt jetzt aber nicht so ganz. In ihrem "Traum" schreit sie ja gerade nicht, da ist die Szene schon vorbei, wo sie hätte schreien können~ würde sie daher vielleicht nicht unbedingt schreiend aufwachen lassen, sondern eher weinend.

Kurzer Einwurf zum Thema Schmerzen: Wieso ruft Daniel keine Krankenschwester, die ihr Schmerzmittel bringt? o.o'

Freitagabend. ... ich bin raus xD Oh mann, ich hab auch jegliches Zeitgefühl verloren^^' War's nicht Sonntag, als Trish verfolgt wurde? ... eh ... shit >.< Sorry, ich komm leider nicht so ganz mit bei den Tagen^^' Ich werds jetzt einfach mal so hinnehmen und das ignorieren xD

neue Tränen brannten bereits in ihren Augen auch eine Formulierung, die du häufig benutzt

dass es an der Zeit war, seinen Boss aus dem Schlaf zu klingeln. Ein Schmunzler zum Schluss^^ Sehr schön, das lockert die trübe Stimmung etwas auf :)


Fuhhh, zum Glück hast du diesmal keinen Cliffhanger eingebaut xD
Zumindest keinen, den ich nicht überleben könnte^^

So, und damit bin ich am Ende angelangt :)
Waren jetzt doch wieder zwei Seiten in Word, aber macht ja nix^^

Jetzt noch mein Fazit:
Ich mach das jetzt mal ganz allgemein, also auf die gesamte Story bezogen, weil das hier das aktuell letzte verfügbare Kapitel ist^^
An folgenden Dingen müsstest du künftig noch arbeiten:
- Wiederholungen. Sowohl Worte wie auch ganze Formulierungen benutzt du zuweilen übermäßig gehäuft.
- Berichte in der Geschichte (haha, reimt sich^^). Ist im Grunde auch eine Art Wiederholung. Also weißt schon, ich mein das, dass du Geschehnisse doppelt beschreibst, einmal in dem Moment, in dem sie passieren und einmal dann in dem Bericht, den die betreffende Person wiedergibt
- Zeitliche Abfolge. Ich empfinde es sehr verwirrend mit den vielen Szenenwechseln, bei denen manchmal zu einer parallel laufenden Szene und manchmal zu einer nachfolgenden Szene gesprungen wird. Ein paar mehr Infos zu Ort und Zeit würden manchmal schon helfen ;) Außerdem natürlich auch eine Info über die Person in der neuen Szene. Oft dauert es ein paar Zeilen, bis ich weiß bei wem ich gerade bin @.@ Das verwirrt mich manchmal

So, diese 3 Dinge u.u
Punkt 1 ist wahrscheinlich der schwierigste, aber ich empfehle Woxikon ;)
Das hilft mir auch oft^^

Und bevor ich den Kommentar beende natürlich noch ein Lob:
Ich finde, die Geschichte fügt sich immer mehr zu einem großen Gesamtwerk zusammen. Am Anfang waren es mehr Bruchstücke, aber jetzt ergibt es langsam Sinn und das gefällt mir sehr :)
Auch sprachlich finde ich die Geschichte insgesamt gut. Es gibt schon hier und da noch ein paar Macken, aber nichts, was den Lesefluss enorm einschränken würde. Sowas gibts nämlich auch und das ist bei dir nicht der Fall :)
Die Figuren gefallen mir auch, ich habe einige von ihnen schon in mein Herz geschlossen und ich bin wirklich sehr gespannt was den Fall betrifft. Also auch in Hinblick auf das Genre "Krimi" muss ich sagen, dass ich sehr viel Spaß beim miträtseln habe und das ist super :D

Ich hoffe, dass ich dich mit meinem Gemecker nicht zu sehr gekränkt habe und das du - nachdem du alles hast sacken lassen - gestärkt und vor allem inspiriert daraus hervorgehst. Ich weiß, dass es nicht leicht ist, mit so viel Kritik umzugehen. Ich muss auch jedes kritische Wort erstmal verdauen. Aber wenn es dann erstmal verdaut ist, dann hoffe ich, dass ich dir damit doch irgendwie helfen konnte :)

Ich freue mich schon auf dein nächstes Kapitel und wünsche jetzt noch viel Spaß in den USA^^
War dieses Jahr auch dort *__* Sau geil xD


Liebe Grüße

♪♫

Von:  DieJESSYcA
2015-08-31T21:45:51+00:00 31.08.2015 23:45
Nun, ich versuche jetzt doch mal, mich kürzer zu fassen :P
Haha ...

Nathan schon wieder? o.o Na hoffentlich knallt sie ihn diesmal ab :P
Also das mit Nathan ist mir immer noch ein Rätsel o.o' Der Sinn seines wiederholten Auftauchens erschließt sich mir noch nicht ... aber da er jetzt schon zum zweiten Mal augenscheinlich grundlos auftaucht, frage ich mich, ob nicht doch irgendein tieferer Sinn dahinter steckt. Am Ende ist er der Mörder xD

„Und du konntest beide Male sein Gesicht nicht erkennen?“ Haha, Hellseher Daniel xD Das weiß er doch gar nicht. Keith könnte das einwerfen.

Ich werde mein Handy möglichst immer anhaben Wiederholung von "möglichst". Das steht im Satz davor schonmal

Wow, Trish muss ja quasi schlafend ins Bett gefallen sein, wenn der kurze Wortwechsel zwischen Keith und Daniel ausgereicht hat xD

Er losch das Licht und legte sich vorsichtig zu ihr ins Bett. --> löschte

Während die Kaffeemaschine mit einem gurgelnden Ton ihre Arbeit begann --> nur ein Verbesserungsvorschlag: Während die Kaffeemaschine gurgelnd ihre Arbeit begann

Ihr Leben war wirklich eine einzige Katastrophe. Haha xD First-World-Problems ;P

So ein Blitzmerker. In der Tat xD Sehr penetrant der Kerl o.o Mir würde der Satz auch ohne das "So ein" gut gefallen :D Also nur: Blitzmerker.

wie sich ihr bis dahin genervter Blick plötzlich in puren Schock verwandelte Also entweder war jetzt Alex dran, oder irgendjemand hat ihr was echt gruseliges ins Ohr geflüstert o.o

Nach dieser Reaktion ... Wetten, es was ihr Vater? :D
Im Übrigen finde ich, dass das sehr "schön" beschrieben war. Also "schön" ist das falsche Wort für die Szene xD Aber du weißt, was ich meine. Hat mir gefallen^^

„Fick dich, du widerliches Schwein!“, Huch o.o Ja offenbar geht es ihr wirklich näher, als es sollte. Ich hatte schon so eine Vermutung, als sie alleine durch die Situation im Verhörzimmer einen leichten Panikanflug hatte. Hat ihr Alkoholkranker Vater sie auch vergewaltigt? o.o ... Also ... rein theoretisch könnte ich mir das vorstellen, allerdings muss man bedenken, dass Alkohol sich sehr sehr negativ auf die Stehkraft des Mannes auswirkt. d.h. wenn er zu besoffen war, dann hätte er sie gar nicht vergewaltigen können und wenn man über viele Jahre hinweg Alkohol in rauen Mengen konsumiert, kann es grundsätzlich zu einem Problem werden. Ehm ja, ich mutmaße ja nur, dass sie von ihrem Vater vergewaltigt wurde, aber falls ich Recht habe, solltest du das im Hinterkopf behalten u.u Vielleicht war sein Alkoholkonsum am Anfang noch nicht so ausgeprägt und da ging es noch und später, als er völlig im Alk versumpft ist, ging es dann nicht mehr.

Argh wie fies, dass du hier die Szene wechselst Q.Q Gemein!

Genüsslich drehte Trish sich auf ihrem Handtuch auf den Rücken und genoss die Sonne, die auf ihren Rücken schien. Ehh ... xD Du meinst "Bauch"

Ein paar Kreuzungen weiter trennte sich Trishs Weg von dem ihrer Freundinnen. Oh-oh ... ich ahne nichts Gutes o.o
Die Angst überwiegte letztendlich --> überwog

und nahm seine Stimme war, --> wahr

Oh Maaaaann!!! Ich dachte Trish wird gekidnappt! >.< Also ... gut für Trish xD
Wäre vielleicht auch etwas auffällig gewesen, ein Mädchen mitten am Tag zu entführen xD
Ich hoffe mal, dass wir spätestens beim nächsten Zusammentreffen mit dem Stalker erfahren, was er überhaupt will, oder wer es ist *__*

Ach verflixt! Jetzt folterst du mich aber Q.Q ARgh >.<
Jetzt wollte sie ihm gerade was sagen und ich hatte auf die Lösung des Rätsels gehofft und dann ruft Keith an Q.Q Penner! :P
Nee, aber im Ernst, so ganz objektiv betrachtet, ist der Cliffhanger spitze platziert xD

sie hat regelrecht gegen die Tür geschlagen. Nein, sie HAT gegen die Tür geschlagen. Nicht "regelrecht". Alternativ: "Sie hat die Tür fast eingeschlagen."

und strich ihr behutsam eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht. "verirrte Haarsträhne" gefällt mir xD Hab ich noch nie gelesen, aber das ist irgendwie süß^^

Ein Mann Ende 40 betrat ebenfalls den Raum und musterte Sarah einen Moment, ehe er sich Daniel zuwandte. Keiths Vater? Wenn ja, dann schreib doch auch "Keiths Vater" xD Die beiden kennen ihn ja eigentlich schon aus dem Krankenhaus

Ich war mit Lena und Natasha am Strand. Als Lena gehen musste, beschlossen Natasha und ich uns auch auf den Weg zu machen. An der Kreuzung trennte ich mich von den beiden, weil ich spontan beschlossen hatte, noch mal kurz hier her zu kommen, bevor ich mich später mit Natasha bei ihr für einen DVD-Abend treffen wollte. Irgendwann ist mir aufgefallen, dass mir jemand zu folgen schien, also lief ich schneller und die Person hinter mir begann auch schneller zu laufen, bis ich letztendlich los gerannt bin und die Person mir auch dann noch folgte, indem sie ebenfalls losrannte. Fuhh, das ist ne ganz schön lange Wiederholung der Ereignisse, die der Leser sowieso schon kennt. Ich würde es stark kürzen und einfach nur schreiben, dass sie verfolgt wurde, nachdem sie sich von Lena und Natascha verabschiedet hatte. Da wir ja alle schon wissen was passiert ist, brauchst du das nicht nochmal komplett wiederzugeben. Entweder Trish gibt ihnen die Kurzfassung (was auch logisch wäre, da sie sicher noch etwas unter Schock steht), oder du schreibst nur, dass sie es ihnen erzählt, aber nicht genau was sie erzählt. Also ungefähr so: Trish erzählte den Anwesenden von ihrem Verfolger. <-- Kann auch gerne noch etwas ausgeschmückt werden.
Das "Ich ... Ich hatte solche Angst." ist gut, damit könntest du ihren Bericht eigentlich auch beenden. Dass sie geklopft hat und dass Keith die Tür geöffnet hat, etc. wissen die Leser ja auch schon. Sie kann aber auch noch sagen, dass sie dann einfach umgekippt ist und auf dem Sofa wieder zu sich gekommen ist. Bissle Wiederholung ist schon okay, aber nicht die ganze Geschichte doppelt^^

Haus der Robinsons Woah, ich hatte voll nicht auf dem Schirm, dass Keith mit Nachnamen Robinson heißt o.o'

Oh Gott, was ist denn mit Sarah los? o.o
Das kam jetzt doch überraschend. Erst dachte ich sie kommt vielleicht gar nicht, dann war ich erleichtert, dass sie doch kam und jetzt bin ich verwirrt und besorgt o.o Shit ... und eigentlich ist es zu spät um das nächste Kapitel zu lesen >.<

Schnell ein Fazit, dann fang ich vielleicht doch noch an mit Kap. 11 xD
So, dieses Kapitel hat mir sehr gut gefallen^^ Von Trishs megalangem Rückblick mal abgesehen, hatte ich nicht viel zu meckern^^ Paar Kleinigkeiten und Verbesserungsvorschläge hier und da, da kommst du nicht drum rum :P
Ich bin jetzt aber wirklich wirklich neugierig, was mit Sarah los ist!
Mein Fazit fällt also diesmal etwas kürzer aus :D

Ohh!! Aber eins noch, bevor ich aus nächste Kap klicke: Der Titel "harassed" ist ja wunderbar doppelt zu deuten xD Weiß nicht, ob das Absicht war, aber man kann das ja sowohl auf Trish wie auch auf Sarah beziehen ;D wobei ich mir jetzt nicht ganz sicher bin, ob du damit "belästigt" oder "mitgenommen" meinst xD Haha, egal, passt beides^^


Liebe Grüße

♪♫

Von:  DieJESSYcA
2015-08-31T20:30:05+00:00 31.08.2015 22:30
Neuer Tag, neues Kapitel^^
Mal sehen wie viele ich heute schaffe :D

Der Anfang gefällt mir überraschend gut o.o Und das, obwohl es diesmal gar nicht um den Fall geht xD

Trish stand wie festgewachsen im Garten und schien wie gebannt auf (etwas) zu starren. Wieso steht das "etwas" in Klammern? Hat das eine bestimmte Bedeutung?

sagte er, ehe mit wenigen Schritten das Zimmer durchquerte und sich auf den Weg nach unten machte. --> da fehlt ein "er" nach dem "ehe"

Wie kommt es, dass Trish so heftig auf den Mann reagiert? Also dass sie Angst hat und so kann ich gut verstehen, der Typ scheint sie zu stalken und nach den ganzen Vorkommnissen ist es nur logisch, dass Trish Schiss hat. Allerdings verhält sie sich meiner Meinung nach schon fast so, als wäre sie selbst ein Opfer gewesen, das nun seinen Peiniger wiedergesehen hat. Ich würde sie wieder zu sich kommen lassen, nachdem Keith sie im Garten anspricht. Sie kann auch gerne erst noch etwas neben der Spur sein und ihn fragen, ob er das gesehen hat? Dass der Übergang von Verwirrung zu dem Vorwurf etwas fließender ist. Also ein kleiner Dialog in dem sie erst noch ganz durcheinander ist aber dann von Satz zu Satz klarer wird, bis sie Keith den Vorwurf macht.

Ja! Er hatte es verbockt. --> Würde das "Ja!" eher mit Komma vom nachfolgenden Satz abtrennen^^

Ich muss ja sagen, diese Staker-Sache wird so langsam wirklich interessant. Ich hab zwar noch überhaupt keinen Plan warum Trish gestalkt wird, aber macht ja nichts^^
Meine einzige Theorie wäre, dass der Mörder sie vielleicht gesehen hat, als sie Elena gefunden hat o.o Vielleicht hat Trish den Mörder sogar unbewusst gesehen und deswegen wird sie gestalkt o.o' Andererseits ... wenn der Mörder davon ausgeht, dass Trish ihn gesehen hat, dann hätte er sie wahrscheinlich schon längst umgelegt ... Hm. Verdammt, ich hab keine Ahnung xD

Bei Szenenwechsel würde ich den Leser vielleicht nicht ganz so lange darüber im Unklaren lassen, wohin du gesprungen bist. Ich bin eher Fan davon, wenn man gleich weiß wo man ist, wenn die Szene gewechselt wurde :)

was ihren Magen rebellieren ließ. Das passiert häufiger in letzter Zeit. Nicht nur bei Sarah, auch bei den anderen^^

und folgte Daniel dann aus dem Büro. kleiner Tipp am Rande: Ein "dann" kann man häufig weglassen und der Satz wird dadurch flüssiger. Notfalls einfach mal mit Strg und "f" nach den "dann"s suchen und einfach rauslöschen ;) Funktioniert übrigens auch bei allen anderen Füllwörtern xD

Die komplette Fahrt über herrschte beklommene Stille. Das ist doch mal ne gute Alternative zum Schweigen :D

Jeder hang seinen eigenen Gedanken nach und brachte es nicht über sich --> hing

Dafür, das Sarah im PD arbeitet, kommt mir ihr Magen doch recht empfindlich vor. Kurioserweise ändert sich ihr Zustand nicht, als sie das ganze Blut sieht, wobei ich es genau an dieser Stelle sogar verstanden hätte, wenn ihr etwas schlecht würde xD
Das ist schon ziemlich krass, was da mit Brooke passiert ist o.o Jemand scheint hier eine tierische Wut auf sie gehabt zu haben^^'
vermutlich hat sie sich mit einer Rasierklinge die Pulsadern aufgeschnitten. Sie dürfte verblutet sein, näheres kann ich erst nach der Obduktion sagen. Warte. *nochmal hochscroll* ... Meinest du mit "Decke" die Zudecke im Bett, oder die Decke des Raums? xD Ich hab jetzt angenommen, dass der halbe Raum Blutverspritzt ist ... aber spritzt das so sehr, wenn man sich die Pulsadern aufschneidet? Ich hab da keine Erfahrung^^' Achja und noch was: "Näheres" groß. Oh und der Satz der Gerichtsmedizinerin hat mich jetzt stark an ihren letzten Auftritt erinnert xD Da hat sie das fast genauso formuliert. Kann ja sein, dass das nur mir auffällt, weil es schon ewig her ist, aber wie dem auch sei: Mir ist es aufgefallen :P Vielleicht fällt dir noch was anderes ein, wie sie das sagen könnte. z.B. Näheres kann ich euch erst sagen, nachdem sie in die Pathologie verlegt wurde.

OMG, Keiths Vater? o.o
Ja richtig, du hattest erwähnt, dass er im Krankenhaus arbeitet :D
So langsam schließt sich der Kreis^^

drehte sich ihr innerlich der Magen um Naja ... äußerlich wäre schlecht xD Abgesehen davon würde ich hier vielleicht mal eine andere Beschreibung ihres Unwohlseins nehmen. Das mit der Übelkeit und dem umgedrehten Magen hatten wir ja - wie schon erwähnt - bereits öfter. Eine Zeile weiter rumort er auch nochmal^^'

Mit diesem Geruch würde sie sich wohl nie anfreunden können, das stand fest. Das können wohl nur die wenigsten xD

Was mir außerdem noch auffällt: Es kommt sehr oft vor, dass jemand von irgendjemand anderem aus seinen Gedanken gerissen wird. Also, ich glaube, ich schreibe das auch relativ häufig ... haha^^' Jedenfalls: Vielleicht kann man da auch noch irgendwie eine andere Möglichkeit der Formulierung finden, oder: Alternativ kann die denkende Person auch von sich aus wieder zurück ins Geschehen finden ;D (Die Alternative passt an dieser Stelle wohl eher nicht, aber vielleicht gibts ne andere Formulierungsmöglichkeit^^)

Bevor sie sich Gedanken machen konnte, wie sie am besten beginnen sollten, obwohl sie das viele Male hatte tun müssen und wusste, wie sie handeln musste, hatte Daniel bereits auf die Klingel gedrückt und sie lauschten in die Stille, ob sich im Haus etwas tat. --> Das ist ein sehr langer, sehr verschachtelter Satz xD Würde ihn etwas aufdröseln und stückeln.

Ich frage mich ja, warum es jetzt so aufgeräumt ist o.o Also, das ist nicht als Kritik zu verstehen xD Ich frage mich, ob das was zu bedeuten hat :D

Aber es deutete keine Regung auf sein innerliches Befinden hin. Das widerspricht sich ein bisschen mit der Beschreibung von weiter oben, als du sagst, dass sie seine Nervosität bemerkt, die ihm die Luft abschnürt.

16-Jährigen --> 16-jährigen

Mir tut er auch leid ...

Als sie von ihrem trinkenden Vater gegangen war Also wars der Vater! Ha! Gut, dass ich das nicht schon ausgeschlossen hatte :D

Das macht Brooke auch nicht mehr lebendig! Exakt. Ich denke die Alkoholikerin ist gerade eher das kleinere Problem. Das sollte Sarah eigentlich auch klar sein. Ich weiß auch gar nicht, ob es Adam in dem Moment wohl am wichtigsten ist, dass Brooke die Familie zusammengehalten hat. Ich würde mal eher behaupten, dass die Tatsache, dass Brooke für immer weg ist schon schlimm genug ist. Weshalb, wieso und warum, ist erst mal unwichtig. Fakt ist, dass sie tot ist und dass er nie wieder ihr sanftes Gesicht sehen wird, nie wieder ihre tröstenden Arme spüren kann und dass seine Trauer über diesen Verlust ihm einfach das Herz in tausend Stücke zerschlägt. *räusper* Was ich damit nur sagen will: Adam kann ein noch so cooler Teenager sein, nach außen hin, wenn du richtig Emotionen wecken willst, dann musst du noch etwas tiefer bohren.
Für mich ist die Szene auch fast etwas zu kurz. Du hast sie quasi angeschnitten, dann aber nicht durchgezogen. Sarah ist Adam hinterhergelaufen, um ihn zu trösten, oder? Viel Trost spendet sie aber nicht, außer dass sie ihm sagt, dass sie auch aus einer kaputten Familie kommt und dass seine Schwester Selbstmord begangen hat, weil sie keinen anderen Weg gesehen hat. Nicht sehr tröstend, wenn du mich fragst.
Regel Nr. 1 beim Trösten: Niemals die Situation relativieren. Wenn es jemandem scheiße geht, egal warum, immer Verständnis zeigen und nicht mit einer ähnlichen Geschichte daherkommen, um zu zeigen, dass es halb so schlimm ist. Für die betreffende Person ist es nämlich nicht halb so schlimm, egal was sie erzählt bekommt. Es ist der eigene persönliche Tiefpunkt. So.
Und zum Thema Selbstmord: Ich glaube nicht, dass Adam das hören will (zumal ich noch nichtmal überzeugt bin, dass es Selbstmord war ;P). Und mit dem "Ich möchte, dass du es besser machst." stellt Sarah Brooke als Versagerin hin. "Brooke hat verkackt, du musst es besser machen." <-- so ungefähr. Das ist ein bisschen ungünstig.
Ich fände ein "Lass sie in deinen Erinnerungen weiterleben." (oder so) ermutigender. Auf jeden Fall solltest du vermeiden, Brooke negativ darzustellen u.u Und wegen mir kann die Szene ruhig noch intensiver werden. Wenn Sarah abseits des Falls etwas tut, dann auch mit Wums, sonst kann mans gleich weglassen, weils nur die Story in die Länge zieht ;P
Hach, jetzt hab ich wieder so viel geschimpft ... Schande über mein Haupt^^'
Aber is nicht böse gemeint, ich will dir nur verdeutlichen, dass hier viel mehr rauszuholen ist ;)

Ansonsten fand ich die Szene bei Brookes Familie ganz gut. Nicht spektakulär, aber gut geschrieben^^

Daniel nickte verstehend --> zur Abwechslung: verständnisvoll

Oha, jetzt wirds spannend *__*
Mal sehen wo Mr. Wasilenko sich versteckt hat ;)
Auf eine merkwürdige Art und Weise strahlt Alex schon ein gewisses Sexappeal aus ... hm ... Nein, eigentlich ist er ein Arsch, aber ich glaube, dass sein rigoroses Durchgreifen ihn irgendwie sexy macht xD

war es mehr wie offensichtlich --> als

Hach, die Verhaftung. Rawr~ Der professionelle Alexander ist wirklich scharf *__* Irgendwie kann ich Sarah verstehen xD Aber mehr als anschmachten is nicht u.u Dafür ist er zu sehr Arschloch u.u

Nachdem was ihr zugestoßen sein muss, kann ich gut verstehen, wieso sie diesen Schritt gewählt hat. Nein nein, so sollte Sarah nicht denken >.< Wenn sie es schon verstehen kann, dann allerhöchstens "fast" nicht "gut" Sie ist doch ein lebensfroher Mensch (eigentlich) o.o

Ach schade ... ich hatte gehofft die beiden reden auch nochmal über den Kuss xD
Naja, du lässt mich wohl noch etwas zappeln^^ Das ist okay.
Uff, jetzt hab ich wieder so viel geschrieben und dabei wollte ich heute noch die anderen beiden Kapitel kommentieren^^' Verdammt!
Tja, schätze, dass ich das leider nicht mehr schaffen werde^^' Aber die letzten beiden Kommis kommen noch, versprochen :)

Mein Fazit, bevor ich den Kommentar beende:
Ein paar Szenen hab ich wieder kritisiert und sehr wahrscheinlich hab ich wieder verhältnismäßig wenig gelobt >.< Oh mann ... Ich versuch das mal nachzuholen:
Ich finde, dass du hier einige der angerissenen Handlungen (dich ich gestern erwähnt hatte) sehr gut wieder zur Haupthandlung hingeführt, bzw. beendet hast. z.B. die Sache mit Trish und dem Stalker, das nimmt langsam Form an und auch das mit Sarahs Alkoholikervater hast du wieder in die Haupthandlung integrieren können. Das ist sehr gut, sonst würde das nämlich einfach nur so unabgeschlossen vor sich hin dümpeln xD
Ich bin wirklich gespannt wie sich die Sache entwickelt und ob Mr. Wasilenko wirklich der Mörder ist. Ich warte ja noch auf das Ergebnis der DNA-Analyse *__*
Allerdings: Auch wenn er der Vater ist, heißt das noch nicht, dass er der Mörder ist ... dass er durchs Küchenfenster fliehen wollte, ist allerdings doch verdächtig xD
Nun ja, ich lass mich überraschen^^


Liebe Grüße

♪♫

Von:  DieJESSYcA
2015-08-30T18:26:30+00:00 30.08.2015 20:26
Ah gut, es geht gleich mit Sarah weiter! Ein Glück, dass hätte ich sonst nicht überlebt Q.Q

Nathan? o.o' Ah, ihr Exfreund xD Oje, das werden immer mehr Leute o.o Hoffentlich verlier ich nicht bald den Überblick^^' Ich frag mich auch gerade, welche Rolle er wohl spielen wird. Ob er helfen wird den Fall zu lösen? Ob er was damit zu tun hat? Oder ob er einfach nur da ist, um Sarah zu nerven xD

werde ich es mir nicht nehmen lassen Gewalt anzuwenden. Alternativvorschlag: ... werde ich es mir nicht nehmen lassen dich in Notwehr zu erschießen!"

Ein erstaunlicher Zufall, dass Nathan gerade jetzt auftaucht, wo Sarah schon auf 180 ist :P
Wird er nochmal eine Rolle spielen?

Jetzt war es an Daniel zu Schweigend. Das stimmt was nicht^^

Welche Art Training war das eigentlich? Wurde das schonmal erwähnt? Ich vergesse manchmal Details, aber ich glaube es wurde noch nicht erwähnt, welcher Sportart Trish eigentlich nachgeht, oder?

Sie gab Daniel ein Zeichen ihr zu Folgen und trat leise ein. --> folgen

Daniel setzte sich in Gang und gab dem Jüngeren ein Zeichen ihm zu folgen. Du schreibst oft "dem Jüngeren", "dem Älteren", etc. ich würde mal versuchen etwas mehr Abwechslung hineinzubringen. Man könnte auch "dem Jungen" schreiben, oder einfach den Namen der Person :)

deshalb musst du mir erzählen, was du weist --> weißt

Weist du, warum sie nicht will --> Weißt

Zu Steven fällt mir gerade gar nicht viel ein o.o' Er ist halt einfach irgendwie normal xD Also er ist mir jetzt weder positiv noch negativ aufgefallen^^' Sein Auftauchen stört mich in Hinblick auf die Masse an Charakteren übrigens gar nicht so sehr. Liegt wahrscheinlich daran, dass er in Zusammenhang mit dem zweiten Opfer steht und nicht einfach so aufgetaucht ist, wie Nathan^^
Ich frage mich, inwieweit Brooks familiäre Situation mit dem Fall zusammenhängt. Bisher konnte ich da noch keine Verbindung erkennen o.o Aber vielleicht kommt das ja noch :)

Die komplette Fahrt über schwiegen sie sich an. Die schweigen ganz schön viel in letzter Zeit. Ich kenn das Problem aber ... manchmal ist einfach Schweigen angesagt und dann will es einfach nicht aufhören xD Aber vielleicht könnte man es mit Synonymen etwas variieren. "wortlos", "still", "ruhig" k.A. Kannst mir gerne Bescheid geben, wenn dir was eingefallen ist, wie man "Schweigen" gut umschreiben kann o.o'

Der Vorgarten war verwildert, hier hatte sich lange niemand mehr darum gekümmert. Jo, genau das Gegenteil des Wasilenko-Vorgartens. Auch die Familie steht so ziemlich im Gegensatz zu den Wasilenkos.
Ich stelle mal eine ganz wilde Theorie auf: Es gibt augenscheinlich Null Parallelen zwischen den beiden Familien, bis auf die Tatsache, dass ihre Töchter entführt wurden. Man weiß noch nicht, ob die Taten überhaupt in Verbindung stehen, auch wenn das alle annehmen (warum auch immer). Vielleicht gibt es aber doch eine Verbindung! z.B. hat Mrs. Wasilenko eine Affäre mit Mr. Coleman! xD Mr. Wasilenko hat das mitbekommen und weil er ein kranker Mädchenvergewaltiger ist, hat er sich auch Brook geschnappt! ... Hm~ Naja oder Brook war einfach mit eh ... wie hieß das erste Opfer wieder? ... Ah! Elena! Brook war mit Elena befreundet u.u Hach ja xD Ich bin weiterhin auf die Auflösung gespannt^^

fragte plötzlich eine andere Stimme im Hintergrund, die hörbar die Treppen nach unten lief und dann die Tür erneut ganz öffnete. ich weiß wie's gemeint ist, aber so klingt es, als würde die Stimme die Treppe runterlaufen und die Tür öffnen^^ Würde den Satz nach "im Hintergrund" beenden und dann neu ansetzten. z.B. so: "Man hörte Schritte, die eilig Treppen nach unten liefen und kurze Zeit später wurde die Tür erneut ganz geöffnet."

Die Gardinen waren zugezogen. Das hattest du weiter oben schon erwähnt.

Oh weh ... ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es in so einer Bude riechen muss o.o
Ist sicher total widerlich >.< Jedenfalls klingt es so^^

Wir werden Morgen nochmal zu ihr fahren. --> morgen

Ich lehne mich mit meiner Vermutung mal weit aus dem Fenster und behaupte, dass Sarahs Mutter ebenfalls Alkoholikerin war xD Alternativ ihr Vater. Jedenfalls irgendjemand, der ihr nahe stand^^

Mir fällt es momentan leider noch schwer diese Info einzuordnen. Ich weiß nicht so genau, wahrscheinlich liegt das daran, dass ich nicht erwartet hatte, so viel Infos abseits des Falls zu bekommen. Also, nicht nur das mit Sarahs Vergangenheit sondern so ganz allgemein bekommt man viele Informationen die auf den ersten Blick nichts mit dem Fall zu tun habe. So ein paar Hintergrundinfos hier und da sind ja ganz gut, aber es stehen mittlerweile schon so viele angerissene Handlungsstränge im Raum, dass ich mich frage, ob du sie alle wieder auf einen Nenner bekommst o.o'
z.B. Keiths Alpträume, Sarahs Ex, Sarahs Alkoholiker-Mutter, Sarahs Gefühle zu Daniel und zu Alex (wobei ich das ja schon sehr gut eingebaut finde.) und Trish und ihre bisher noch nicht wirklich vorhandene Verbindung zum Fall. Joa. Also wie gesagt, die Beziehung zwischen Sarah und Daniel ist meiner Meinung nach ein gelungenes Beiwerk zum eigentlichen Thema der Geschichte. Liegt daran, dass es aktuell ist und dass Sarah die Hauptfigur ist (kommt mir jedenfalls so vor xD).
Ich will jetzt damit nicht sagen, dass du gar keine Hintergrundinfos einbringen sollst, aber du musst aufpassen, dass du nicht zu viele verschiedene Sachen anreißt. Das Hauptthema der Geschichte ist ja der ungeklärte Mordfall, oder?
Würde ich jedenfalls so interpretieren, nachdem du die Geschichte unter Krimi einsortiert hast. Demzufolge erwarte ich als Leser ja auch, dass ich Infos zum Fall bekomme und nicht zig andere Sachen irgendwie einsortieren muss. Verstehst du?

„Brooke Coleman ist tot.“ Wieso überrascht mich das nicht? ... Hm, da wollte wohl jemand ne Zeugin beseitigen ;)

Kleiner Kommentar noch zu deinem Schlusswort:
Also mich stört es überhaupt nicht, wenn die Jugendlichen etwas kürzer kommen :P

Und jetzt das Fazit, bevor ich mir was zu essen suche:

Nun, das Kapitel war schon ganz gut. Hat mich jetzt nicht so sehr geflasht, aber das liegt wohl daran, dass hier wieder ein paar Details erläutert wurden, die eher irrelevant sind.
Wobei ich sagen muss, dass der Mittelteil eigentlich wirklich gut war. Mir hat nur der Anfang mit Nathan und das Ende mit der Alkoholiker-Geschichte nicht so gefallen.
Hm ... das war jetzt irgendwie kein so netter Kommentar ... ich hoffe, es ist trotzdem okay für dich.
Ich werd versuchen beim nächsten wieder netter zu sein^^'

Liebe Grüße

♪♫

Von:  DieJESSYcA
2015-08-30T16:51:17+00:00 30.08.2015 18:51
Immer noch Donnerstag ;D
Ungewöhnlich, dass du es 2x schreibst. Stört mich jetzt nicht, ich wollte es nur anmerken^^

Ich bin gespannt, wie unser erstes Jahr am College wird Oh o.o' Ich hatte angenommen, Mandy wäre Keiths jüngere Schwester xD k.A. vielleicht könntest du noch irgendwie vorher mal erwähnen, dass sie Keiths ältere Schwester ist.
Insgesamt finde ich auch, dass relativ wenige Charakterbeschreibungen auftauchen. Manche Leute werden dem Leser einfach so vor den Latz geknallt und ohne die Steckbriefe wüsste man gar nicht so wirklich mit wem man es zu tun hat. Es stört schon ein bisschen den Lesefluss, wenn man immer wieder in die Steckbriefe schauen muss^^'

Das Einzige, das sie beunruhigte, waren die Alpträume, die ihn von Zeit zu Zeit heimsuchten.
Hm ... ich weiß nicht, ob es so förderlich für den Fortgang der Geschichte ist, wenn du hier ein neues Thema anschneidest. Keith ist ja mehr oder weniger eine Nebenfigur, jedenfalls kommt er mir so vor, und wenn diese Alpträume nichts mit dem Fall zu tun haben, oder in irgendeiner Form noch wichtig werden, dann würde ich das nicht ansprechen. Mich persönlich interessiert es nämlich nicht so sehr, mit welchen Problemen Keith sich sonst noch herumschlagen muss. Das zieht die Handlung nur unnötig in die Länge.

Was mir an der Szene mit Keith und Trish im Auto positiv aufgefallen ist: Keiner hat den anderen "Schatz" genannt xD Die beiden haben sich nicht so übermäßig verliebt verhalten, das ist viel angenehmer^^

Sonntag, 13. Februar 2005 Die Idee mit dem Tagebuch find ich klasse ;D 2005 ist ja schon ewig her xD Aber ich bin total neugierig, was Elena geschrieben hat *__*

Für eine 12-jährige hat sie ganz schön tiefe Gedankengänge o.o
Schade, dass der Eintrag nur so kurz war ... ich hätte gerne noch mehr erfahren Q.Q

Der Frust und der unterdrückte Hass schwangen deutlich in seiner Stimme mit So unterdrückt kommt mir der Hass jetzt eigentlich nicht vor xD

Hehe, ich hatte ja schon erwartet, dass das Gespräch mit David sehr interessant werden würde und ja, das war es. Hat mir gut gefallen^^ Ich mags immer gerne, wenn die Leute sich nicht zurückhalten und ihre Gefühle einfach rauslassen. Egal ob Trauer, Hass oder sonst was^^

Oh wow, die Stelle mit dem Unfall war super!
Daniel tut mit wahnsinnig leid, das muss schrecklich sein. Selbst wenn sie sowieso gestorben wäre, ist es immernoch ein Schock.
Ich frage mich wo sie so plötzlich herkam und warum sie direkt vor das Polizeiauto gelaufen ist. Sofern sie gelaufen ist ... vielleicht hat sie auch jemand hingestoßen :P

„Okay, kann mir einer von euch Knallköpfen sagen, was hier passiert ist?“ Alex ist wohl wieder ganz der Alte ... bin ja gespannt wann ihm die Schimpfwörter ausgehen xD

Auch beim zweiten Eintrag finde ich Elenas Wortwahl etwas zu erwachsen. Zu metaphorisch für eine 12-jährige. Das mit dem Vulkan ist grundsätzlich ein schöner Vergleich, aber nicht passend für ihr Alter.
Man könnte es allerdings damit begründen, dass sie vielleicht ein sehr intelligentes Kind ist. Ein Wunderkind vielleicht, allerdings hätte sie dann wohl eher auf eine Eliteschule gehört und das ist in der Beschreibung der Schule nicht rausgekommen. Weiß auch nicht, ob Jacksonville der richtige Ort für eine Eliteschule ist xD

Als Antwort bekam sie ein Schulterzucken, da er hingebungsvoll die aufsteigenden Kohlesäurebläschen in seinem Glas beobachtete. Haha, das klingt ja irgendwie niedlich^^

Awww *__* Ein Kuss! Das hat mich sehr gefreut^^ Auch wenn beide daraufhin ziemlich verwirrt waren xD Naja, das wird bestimmt noch besser u.u

... vorausgesetzt Sarah überlebt die Nacht o.o'
Ich hoffe wirklich, dass es Daniel ist, der sie verfolgt hat Q.Q
Oh mann ...

Achja, das Kapitel fand ich gut. Also besonders ab dem Moment, wo wir wieder bei Daniel und Sarah waren u.u Ich weiß immer noch nicht so ganz was Trish und Keith überhaupt mit der ganzen Sache zu tun haben o.o' Also ... außer dass Trish das erste Opfer gefunden hat und dass Daniel ihr Bruder ist^^' Bis jetzt hat sie in meinen Augen eigentlich nur eine Nebenrolle^^' Eigentlich ist Sarah die Hauptfigur, oder? xD


Liebe Grüße

♪♫

Von:  DieJESSYcA
2015-08-30T15:54:21+00:00 30.08.2015 17:54
Donnerstag ;D
Jetzt weiß ich wo wir sind^^

Oha und wider Erwarten knüpfst du an die Schlussszene von Kapitel 5 an :)
Das freut mich :D Ich bin nämlich neugierig, was da los ist^^

Ich frage mich, wer dieses Mädchen ist. Also ich bin mir eigentlich sicher, dass es die aus dem Wald ist, allerdings hat sie wohl keine Schmerzen. Die im Wald wurde ja offenbar geschlagen, sonst hätten die kein Blut gefunden ... Vielleicht ist sie es doch nicht? Ein anderes Opfer? Hm. Mal sehen :)

Am Freitag, den 24.06.11, also vor knapp zwei Wochen. Ach verdammt, meine Theorie ist hin xD

Jedenfalls denke ich, dass sie das Kind behalten wollte, deswegen hat sie den Termin zum Beratungsgespräch nicht wahr genommen. Könnte sein, kann aber auch sein, dass sie vorher entführt wurde ;P Soweit ich weiß, schlägt das Herz eines Embryos schon ab der 3. SSW. Keine Ahnung wie das in Amerika mit den Abtreibungen ist, aber in Deutschland ist das in der 16. SSW. glaub ich schon schwieriger. Das sind ja 4 Monate! o.o 3 sind die Grenze in Deutschland :D (Nein, ich war noch nicht schwanger, ich hatte nur Bio LK xD)

Eine Abtreibung ist bis in die 24. Woche möglich Im Ernst?! o.o Das glaub ich auch nicht. Ich meine aber, dass es Ausnahmen gibt, falls ein Kind eine Behinderung hat.

Trotzdem finde auch ich Sarahs Theorie ziemlich gewagt. Es kann ja tausend Gründe dafür geben, dass sie nicht früher abgetrieben hat. Vielleicht wusste sie es am Anfang einfach noch nicht und hat es erst vor kurzem bemerkt. Oder sie war einfach unentschlossen und hat mit sich gehadert.
Es kann auch zig andere Gründe für ihren Tod gegeben haben o.o Vielleicht ist ihr Vater in illegale Geschäfte verwickelt und sie wurde deswegen entführt. Wer weiß das schon :D Also Sarah nicht :P

Wenn Elena nicht abtreiben wollte, wieso dann der Termin zum Beratungsgespräch? Sowas ist gar nicht so unüblich. Manche Frauen wollen im ersten Moment schon abtreiben lassen, bekommen dann aber kalte Füße und gehen doch nicht hin.

Beinahe zu gefasst, als wären die Informationen nichts Neues für ihn. Mal angenommen, Sarahs Theorie würde stimmen, dann würde ich behaupten, dass die Mutter nichts davon wusste, der Vater aber sehr wohl.
Trotzdem bin ich skeptisch. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Vater seine Tochter so zurichten würde, bzw. zurichten lassen würde. WENN er sie hätte umbringen wollen, dann hätte er sie wahrscheinlich nicht so verstümmelt, sondern sie eher vergiftet oder es kurz und schmerzlos gemacht, ohne sie vorher irgendwo einzusperren.
Was mich außerdem irritiert, ist die Tatsache, dass ein zweites Mädchen scheinbar demselben Täter in die Hände gefallen ist. Dahingehend ist die Schwangerschaft der Tochter kein Mordmotiv, weil es das zweite Mädchen gar nicht betrifft :P
Tja, ich bin gespannt wie das am Ende alles zusammenhängt :D

Die Theorie mit dem Kind vom Vater ist schon nicht schlecht. Theoretisch gesehen könnte das zweite Opfer von der Schwangerschaft gewusst haben und musste deswegen sterben. Allerdings hätte er sie dann wohl eher sofort ruhiggestellt, statt sie einzusperren und in Kauf zu nehmen, dass sie gefunden wird ... jedenfalls seh ich das so :D WENN es Elenas Vater war, dann ist er skrupellos genug, um das zweite Mädchen ebenfalls zu töten.
Und dennoch bin ich nach wie vor der Meinung, dass das Verbrechen zu brutal war, um vom Vater ausgeführt worden zu sein u.u

Nunja, also Mr. Wasilenko verhält sich schon sehr verdächtig, das muss ich zugeben. Vielleicht ist er auch einfach ein kranker Psychopath, der seine Tochter so verstümmelt hat xD Mal abwarten^^
Bisher hat mir das Kapitel übrigens sehr gut gefallen :D
Ich hatte ja schon erwähnt, dass ich sehr gerne bei den Ermittlungen dabei bin und miträtsle^^
So kann das gerne weitergehen ♥

Keine Ahnung, mit wem meine Tochter alles in der Kiste war. Das klingt nun wirklich nicht nach einem liebenden Vater^^' Ich frage mich, ob Elena wirklich ein reges Liebesleben geführt hat, oder ob er es nur so darstellt ... hm ...

Das Verhör und auch die Szene mit Alex danach hat mir übrigens auch sehr gut gefallen^^
Ich finds schön, dass er endlich mal einsichtig wird und mit seinem störrischen Verhalten nicht die Ermittlungen behindert. Ich hab momentan wirklich keine Ahnung was da im Verborgenen alles abläuft xD Ich hab zwar viele Theorien, aber ob sie richtig oder falsch sind, wird sich zeigen müssen. Jetzt bin ich sehr gespannt, ob sie diesen David finden und ob er ihnen weiterhelfen kann *__*
Das ist wirklich sehr spannend! ♥

Sie wollte gerade erleichtert aufatmen Nein, da muss ich widersprechen. Der Typ ist im Raum, sie hat ihn gesehen und sie weiß, dass er direkt neben ihr stehen könnte. Egal ob sie Schritte hört oder nicht, er ist da, da kann sie nicht erleichtert aufatmen.

Sie nahm seinen heißen Atem nahe ihrem Gesicht war --> wahr

Tränen schossen ihr in die Augen und verklärten ihre Sicht. Naja ... es ist dunkel xD Sie sieht so oder so nix

Sie schmeckte seinen Speichel, der sich mit dem Blut in ihrem Mund vermischte und sie musste erneut würgen. Das ist schön eklig beschrieben :D

Also nicht falsch verstehen: Die letzte Szene war wirklich gut.
Ich finde du hast das alles sehr plastisch beschrieben, das war super!
Trotz allem war es noch dezent gehalten, also jetzt nicht so schlimm, dass ich heute Nacht nicht schlafen kann xD
Insgesamt war dieses mein Lieblingskapitel bis jetzt^^
Ich fand es sehr spannend und auch gut geschrieben. Mit über 6000 Wörtern ist es dein längstes Kapitel und trotzdem kam es mir sehr kurzweilig vor (was ja gut ist). Also ich habe mich nicht einmal gelangweilt und wie du siehst ist auch mein Kommentar verhältnismäßig kurz ausgefallen xD
Hauptsächlich hab ich ja sowieso gerätselt^^

Ich bin schon gespannt wie's weitergeht *__*


Liebe Grüße

♪♫

Von:  DieJESSYcA
2015-08-30T14:26:42+00:00 30.08.2015 16:26
Nächstes Kapitel :D
Ich muss mich wirklich mal kürzer fassen o.o'

Ohje, Sarah tut mir wirklich leid. Naja aber manche Frauen haben einfach so einen Tick, dass sie sich immer in die Arschlöcher verlieben müssen. Das ist schon echt scheiße für sie ... Ich hoffe wirklich, dass Daniel sie irgendwann davon überzeugen kann, dass man mit netten Männern glücklicher wird^^
Alex ist mir ja jetzt doch schon ziemlich unsympathisch. Da hilft ihm auch sein gutes Aussehen nicht mehr, bei mir ist er unten durch u.u
Ach und zur Szene: Hat mir gefallen^^ Mir hätte es zwar auch gut gefallen, wenn Sarah weniger eingeschüchtert gewesen wäre, und ihm Paroli geboten hätte, aber egal. Es ist wie's ist u.u
Ist wahrscheinlich auch nicht so leicht, seinem Chef zu widersprechen^^' Schade, dass auch Daniel nicht mal den Mund aufgemacht hat~ Aber vielleicht kommt das ja noch :)

Entsetzt riss sie die Augen auf, als sie das Datum der letzten Ultraschalluntersuchung mit dem des Berichtes verglich und sich bewusst wurde, was das zu bedeuten hatte. Oh Gott, was?! Wieso tust du mir das an? xDD Nee, der Cliffhanger ist super^^ Ich spekuliere mal ein bisschen: Das Datum der letzten Untersuchung ist dasselbe Datum wie ihr Todesdatum! :D D.h. sie war vorher noch beim Frauenarzt. Man sollte ihn befragen u.u

Lesen kannst du ja wohl selbst Hahaha, ja genau, so gefällt sie mir viel besser^^ Warum hat sie nicht schon vorher so cool reagiert? o.o'

Auf dem Hof angekommen, sah er sie vor seinem Wagen stehen und schloss diesen auf, worauf sich die Blonde direkt auf dem Beifahrersitz nieder ließ Wer ist "er"? Daniel? Hat Sarah jetzt noch auf ihn gewartet, bis er fertig war? Ne kurze Zeitangabe wäre ganz gut^^
So wie: "Als Daniel zehn Minuten später auf dem Hof ankam, sah er Sarah vor seinem Wagen stehen ..."

Ich überlege gerade warum Sarah Daniel zu sich nach Hause eingeladen hat. Will sie sich von ihm trösten lassen? Eigentlich hatte ich sie nicht so eingeschätzt xD

es ist bereits kurz nach zehn. Erst?! o.o Ich hatte angenommen, dass es mindestens 1 Uhr nachts wäre xD So viel wie nach der Dämmerung geschehen ist xD

Ich hatte jetzt auch irgendwie erwartet, dass da noch mehr passieren würde. Sarah hat Daniel ja jetzt weder verraten was sie herausgefunden hat, noch hat sie sich wirklich anständig von ihm trösten lassen. Und mit "anständig" meine ich etwas mehr Körperkontakt xD Einen Kuss oder so^^ Wir wollen ja nicht gleich übertreiben :D Jedenfalls fand ich, dass die Szene etwas im Sand verlaufen ist, obwohl sie so verheißungsvoll angefangen hat. Für mich war kein richtiger Grund ersichtlich, weswegen Sarah ihren Partner zum Kaffeetrinken eingeladen hat. Zumal das wohl auch eine außergewöhnliche Situation war. Würde sie das öfter tun, hätte ich wahrscheinlich gar nicht so viel erwartet, aber aufgrund der Besonderheit der Situation hätte hier sehr gerne noch etwas mehr kommen können^^

Oha, ich vermute, dass diese "sie" im letzten Abschnitt des Kapitels dieselbe ist, wie die, die im Wald geschrien hat^^ Die letzte Szene fand ich im Übrigen auch am besten :D
Insgesamt fand ich dieses Kapitel auch sehr gut. Hat mir besser gefallen als das davor^^
Auch der Cliffhanger am Schluss ist sehr gut platziert. Das Kapitel ist spannend und bis auf die eine Szene bei Sarah zu Hause, hab ich auch nichts groß zu meckern :P
Uhrzeiten sind noch so ne Sache, die man ergänzen könnte, aber vielleicht bin ich da auch einfach etwas eigen^^ Ich weiß eben gerne wo ich gerade bin :) Besonders bei den vielen verschiedenen Figuren, zwischen denen du hin und her wechselst. Ansonsten ein sehr schönes Kapitel^^





Liebe Grüße

♪♫

Von:  DieJESSYcA
2015-08-30T13:33:46+00:00 30.08.2015 15:33
Kapitel 4! Woop woop!
Ich muss mal versuchen, mich ein bisschen kürzer zu fassen o.o'
Irgendwie werden die Kommentare immer so lang^^' Ich hoffe mal, dass ich dich damit bisher noch nicht erschlagen habe >.< Sorry^^'

Also weiter gehts!
Jaa! Daniel und Sarah! ♥
Mich hätte zwar auch interessiert was das jetzt im Wald war, aber ich bin zufrieden, wenn ich weiter die Ermittlungen verfolgen darf^^

Oh ... ja Todesnachrichten überbringen ist sicher mit das Schlimmste an diesem Job ...

Aber sie wurde das Gefühl nicht los, dass diese Familie versuchte ein Bild nach außen zu wahren Hm ... was genau bringt sie dazu, das anzunehmen? Instinkt? Also, sie kennt die Eltern ja nicht, oder nimmt sie generell an, dass gepflegte Gärten nur ein Zeichen für überschminkte Probleme in der Familie sind? ;P Es soll ja Leute geben, deren Hobby die Gartenarbeit ist und die dementsprechend viel Zeit und Geld investieren, um einen perfekten Garten zu haben. (Ich gehöre nicht zu dieser Sorte, trotzdem wäre mir das jetzt eher weniger suspekt ... andererseits bin ich auch keine Ermittlerin xD)

Sarah fragte sich, ob sie sich keine Gedanken darüber machten, wieso ihre Tochter nicht anwesend war. Das weiß Sarah doch gar nicht o.o' Vielleicht sind die krank vor Sorge.

um die Röte, die sich auf ihre Wangen schlich, zu verbergen Erstaunlich, dass eine so selbstbewusste Frau so schnell errötet. Das lässt mich darauf schließen, dass sie doch was für Daniel übrig hat :P

Eine Frage zu den Umständen: Also im letzten Kapitel waren wir bei Mittwochabend, richtig?
Sind wir dann hier in einer parallelen Szene? Sprich: Ist es hier auch Mittwochabend? Wenn ja, dann müsste es dunkel sein und Sarah könnte den Garten gar nicht so genau erkennen, oder?
Also was die zeitliche Abfolge betrifft, würde ich bei solchen Szenenwechseln irgendwie noch ne kurze Info dazupacken, dann ist es leichter verständlich. Oder du könntest auch nochmal auf das Ende der letzten Szene mit Sarah und Daniel zurückgreifen (die Befragung des Hausmeisters) und z.B. sowas schreiben wie: "Nach der erfolglosen Befragung des Hausmeisters haben sie dies und das gemacht und sind danach zum Haus des Opfers gefahren." <-- Dann wüsste man wieder wo man war und wo man jetzt im zeitlichen Verlauf ist ;D Mir würde das jedenfalls sehr helfen^^'

Der ältere Mann nickte den beiden zur Begrüßung --> "Herr" statt "Mann", weil "Mann" steht schon in der Zeile drüber^^ Ich stelle mir hier gerade einen ca. 60-jährigen vor, vielleicht sogar älter, der sich ne jüngere Frau geangelt hat. Mrs. Wasilenko schätze ich auf höchstens 40 u.u
Offenbar haben die auch einiges an Kohle ... Russen xD Ist bissle Klischee, aber stört mich nicht, Russen haben nunmal Geld xD Ich denk im selben Klischee^^'

Oder sich Gedanken darüber gemacht, wo sich ihr Kind befinden könnte? Hier passt es wiederrum, dass Sarah sich diese Gedanken macht, schließlich sieht sie ja jetzt, dass die Eltern sich offenbar keine Gedanken machen.

Auch wenn er nicht zum ersten Mal eine Todesnachricht an Angehörige überbrachte, fiel es ihm schwer. Da bist du gerade mal kurzzeitig in Daniels Perspektive gesprungen. Ich würde aber bei Sarah bleiben, weil es danach ja gleich wieder mit ihr weitergeht. Würde vorschlagen, dass man den Satz dann eher aus Sarahs Sicht schreibt: Auch wenn er nicht zum ersten Mal eine Todesnachricht an Angehörige überbrachte, konnte sie sehen, dass es ihm schwer fiel.

Diese Gleichgültigkeit ließ Daniel stutzen. Wieder Daniels Perspektive. Ich würde entweder beide stutzen lassen, oder nur Sarah.

Daniel spürte wie sein Handy in seiner Hosentasche zu vibrieren begann und verließ mit einem entschuldigenden Blick den Raum. Jetzt bist du wieder in Daniels Perspektive, allerdings ist das hier nicht so schlimm, da er die Szene dann erstmal verlässt, um zu telefonieren.

Ich schreib mal ein paar Worte zum Thema Perspektive.
Hatte das ja schonmal erwähnt, dass ich in meiner ersten OF genau das gleiche Problem hatte und es überhaupt nicht verstehen konnte, daher hoffe ich, dass ich es irgendwie so erklären kann, dass es gut verständlich ist :D
Ich kann nicht genau sagen warum, aber es ist tatsächlich etwas irritierend, wenn innerhalb einer Szene oft die Perspektive gewechselt wird. Daher würde ich folgenden Vorschlag machen: Für jede Szene suchst du dir genau EINE Hauptfigur aus (in diesem Fall wäre es wohl Sarah) und du schreibst wirklich nur das, was sie auch wahrnehmen kann, was sie fühlt und denkt. Daniels Gedanken und Empfindungen sind dabei eher störend, weil sie einen von Sarah wegbringen, deswegen würde ich im Bezug auf Daniel wirklich nur die Sachen beschreiben, die Sarah auch sehen und hören kann. Also das was er sagt und was er tut. So kann man sich besser auf die Situation einlassen, weil man konsequent bei Sarah ist. Somit wäre das Ganze irgendwie "aufgeräumter". Momentan ist es etwas chaotisch. Chaos ist zwar grundsätzlich nichts schlechtes, aber ich bin dann doch eher Fan des geordneten Chaos :D
Verstehst du, was ich sagen will?^^' Falls nicht, kannst du mir auch gerne nochmal ne ENS schreiben oder so :)

Also weiter im Text:

machte es nicht besser. Diese Formulierung benutzt du recht häufig. Ich benutze die auch gerne ... haha^^' Aber versuch mal ein bisschen mehr Abwechslung reinzubringen oder es einfach wegzulassen: z.B. Ihre Stimme überschlug sich vor Aufregung.

„Wo seid ihr? Im Wald?“ Hellseher oder was? xD Also wenn da ein Gewitter ist, dann glaub ich nicht, dass Daniel am Rauschen erkennen kann, dass Trish im Wald ist.

Wir treffen uns bei Natasha, da seid ihr, oder?“ Hm ... er scheint wirklich hellseherische Kräfte zu besitzen. Allerdings könnte man hier auch mutmaßen, dass Trish irgendwas am Telefon gesagt hat, was ihm das verraten hat :)

Sie verabschiedete sich von dem Ehepaar, da sie merkte, wie eilig es Daniel hatte und verließ mit ihm das Haus. Ich werde das jetzt nicht das ganze Kapitel hindurch so weiterführen, aber hier bist du wieder in Sarahs Perspektive gesprungen. Das Verabschieden ist noch neutral zu sehen, aber dass sie dann merkt, dass Daniel es eilig hat, dass ist definitiv ihr Blickwinkel, nicht Daniels. Da das der letzte Satz der Szene ist, würde ich hier bei Daniel bleiben.

besaßen sie keine Lichtquellen. Ich hab ne Taschenlampe in meinem Handy integriert ;D

er erkannte ihren inneren Seelenschmerz nicht. Okay, das ist mir jetzt ein bisschen too much für diese Szene. Ist ja gerade eher Action angesagt und Trish + Freundinnen sind evtl. in großer Gefahr. Ich finde es etwas unpassend, dass Sarah in dieser Situation so abdriftet. Würde sagen, es gibt gerade Wichtigeres als ihre privaten Probleme.
Dass Daniel danach so auf sie einredet ist zwar ganz süß von ihm, aber hier auch irgendwie komisch. Gerade er hat jetzt andere Dinge im Kopf. Ein "Alex ist und bleibt ein Mistkerl und jetzt reiß dich endlich zusammen! Konzentrier dich gefälligst!" hätte ich auch ganz gut gefunden xD

Vergiss es, ich geh sie suchen. Richtig so, das wäre auch mein erster Gedanke gewesen u.u

Dass die anderen allerdings so geschlossen dagegen sind, nach den Mädchen zu suchen, verstehe ich nicht. Was wäre denn, wenn da im Wald wirklich der Killer umherläuft und hinter den Mädchen her ist? Ich hätte vorgeschlagen, dass Ivan und Keith zu Hause bleiben und Daniel und Sarah zum Wald gehen. Zumindest entgegenlaufen könnten sie ihnen. Find ich ...

Denkst du Patrick und mir ist das egal? Wer is'n jetzt Patrick? o.o Ah, Nataschas Freund. Wäre vielleicht ganz gut gewesen, wenn du ihn gleich am Anfang der Szene vorgestellt hättest xD

passte es ihm selbst nicht, seine Schwester bei dem Regen draußen umher irren zu lassen Warum tut er das dann? o.o'

Alle Blickte richteten sich sofort auf sie und Daniel war der Erste, der reagierte. --> Blicke

Wir gehen jetzt auch besser ... Wohin? Ich dachte, sie wären bei Keith? ... Nee warte, dann wären Ivan und Patrick wohl nicht dort gewesen. @.@ Jetzt bin ich durcheinander. Wo waren die denn überhaupt? xD Bei Natascha? Würde jedenfalls Sinn ergeben, weil ihr Bruder ja auch dort war. Aber wieso war Patrick dort? @.@ Pyjamaparty? xD Hm ... also ich glaube du müsstest noch irgendwie eine Erklärung ergänzen wo Keith und Trish im letzten Kapitel hingefahren sind, obwohl sie zu ihm nach Hause wollten^^'

So so, ich seh schon, Trish hat eine ähnliche Vermutung wie ich ;D

Das Gewitter hatte sich verzogen und der Himmel war sternenklar. Am Horizont sah man die letzten Strahlen der Sonne Dass die Sonne noch scheint, hatte ich jetzt nicht erwartet o.o'
Hatte es nicht schon gedämmert, als die drei im Wald waren? Und sternenklar würde ich es auch nur nennen, wenn es schon dunkel ist und man die Sterne sieht. Wenn es noch dämmert, dann sind die Sterne wohl eher noch nicht sichtbar.

Lediglich der Hut und die, in die Hosentaschen geschobenen, Hände, wirkten auffallend. Oh ... dann bin ich wohl auch auffallend o.o' Lauf auch oft mit Händen in den Hosentaschen rum^^' Hut find ich jetzt nicht so überraschend, schließlich hats bis vor kurzem noch geregnet :D
Und dafür, dass sie ihm keine größere Beachtung schenkt, beschreibst du ihn ziemlich genau. Das klingt etwas unentschlossen. Also entweder interessiert er sie nicht und er wird nicht näher beschrieben, oder er weckt doch irgendwie ihr Interesse und sie sieht ihn sich genauer an.

Tja, der Typ scheint wohl was mit der Sache zu tun zu haben :D
Oder sie ist tatsächlich paranoid xD
Schließlich sind sie und Keith ja jetzt wo anders. Sind sie nochmal weggefahren, oder konnten sie Keiths Haus zu Fuß erreichen? Falls ja, hätten sie wieder tropfnass sein müssen, weil es ja noch geregnet hat, als sie gegangen sind. Wenn sie gefahren sind, dann wäre es kurios, wenn der Kerl sie bis dorthin verfolgt hätte.
Also, wie man's dreht und wendet, es fehlen hier ein paar Infos zur Wohnsituation deiner Charaktere.

Kommen wir nun zum Fazit:
Das mit dem "kürzer fassen" hat nicht so ganz geklappt^^'
Nun ja, es gab diesmal ein paar Stellen, die mir unlogisch erschienen, daher musste ich doch noch ein paar Worte dazu loswerden. Der Perspektivenwechsel ist auch ein größeres Thema, woran du noch arbeiten könntest. Und deine Figuren wissen manchmal mehr, als sie wissen dürfen, da müsstest du noch etwas aufpassen ;)
Insgesamt fand ich das Kapitel trotzdem interessant, weil es so viele Details gab, die möglicherweise etwas mit dem Fall zu tun haben könnten, man aber noch nicht weiß wie und was. Also im Hinweise streuen bist du sehr gut :D
Sprachlich auch sehr schön flüssig zu lesen, da gibts nicht viel zu kritisieren^^
Keith war mir in diesem Kapitel übrigens zum ersten Mal sympathisch xD Man hat mal ein bisschen Feuer bei ihm gesehen, das hatte ich in den vorangegangenen Kapiteln etwas vermisst.
Also Feuer im Bezug auf Trish, Leidenschaft und so u.u Das war sehr schön^^


Liebe Grüße

♪♫

Von:  DieJESSYcA
2015-08-29T18:50:40+00:00 29.08.2015 20:50
Next one :D
Ich bin ja jetzt doch angefixt wegen dem Fall^^

So so, mittlerweile verstehen sich die beiden also ;D
Die Konstellation gefällt mir :)

„Nein, Mama. Ich hatte Stress mit dem Freund meiner Schwester.“ Aha! Na jetzt bin ich gespannt, was Keith noch wollte :D
Hm ... also hat Trish Keith erzählt, dass Daniel ihr was über das Opfer gesagt hat. Tja, so geraten Geheimnisse an die Öffentlichkeit. Das ist das klassische "sags keinem weiter"-Schneeballprinzip. Und dabei hat Trish ihrem Bruder versprochen den Mund zu halten ... oh mann ... Daniel hätte es wahrscheinlich wissen müssen *sfz*
Keith ist schon irgendwie schizo ... o.o' Auf der einen Seite so übertrieben zärtlich und auf der anderen Seite aggressiv genug, um sich mit einem Polizisten anzulegen ... hm.

Die Unterhaltung zwischen Sarah und Daniel hat mir sehr gut gefallen :D Ich mags, dass sie ihn ein bisschen ärgert^^ Auf eine freundschaftliche Art und Weise, das ist toll ♥

den Blick prüfend über den Tatort schweifen lassend. nicht meine Lieblingsformulierung. Ich bevorzuge: während sie den Blick prüfend über den Tatort schweifen ließ.
Aber das ist wieder mal nur mein persönlicher Geschmack^^

Als Sarah und Daniel in den Kellerraum gehen, wieso schauen sie nicht erstmal, ob es einen sichereren Weg gibt? Also einen, wo man sich nicht mitten durch die Spuren zwängen muss und wenns blöd läuft sogar noch verletzt wird?

Zielstrebig ging Sarah auf den alten Eichenschrank Grundsätzlich bin ich ja ein Fan von genauen Beschreibungen, aber wie sieht sie dass das Eiche ist? Sie hat doch nur ihre Taschenlampe :D

Der beißende Geruch von Blut stieg ihr in die Nase Wie riecht Blut eigentlich? Metallisch? Also es schmeckt metallisch, aber ich hab irgendwie keine Ahnung wie es riecht o.o'

Und wieso stand der Schrank direkt vor der Tür? Weil der Täter es wahrscheinlich eilig hatte und damit den Tatort verstecken wollte. Das ist meine Theorie :D

Oh Alex ist aufgetaucht :D
Vorher noch ein paar Worte zur Szene mit dem Tatort: Fand ich super! Wie bereits erwähnt, mag ich auch Sarah sehr gerne^^ Aber nicht nur wegen Sarah fand ich die Szene toll, ich fands auch allgemein sehr gut geschrieben^^ Hatte nix auszusetzen :D

Sein Alter von 45 Jahren sah man ihm nicht an Steckbrief-Check. Stimmt :D und er sieht gut aus^^ Hätte ihn locker 10-15 Jahre jünger geschätzt xD
Es ist übrigens die erste Person, die du so detailiert beschreibst!^^ Ich schätze mal, das liegt daran, dass er einfach ein attraktiver Kerl ist, der angeschmachtet werden sollte :P Ja, Ziel erreicht, würd ich sagen^^

Und wer hat euch Pappnasen erlaubt, ohne mein Zustimmen den Tatort zu suchen? xDDD Ahahaha "Pappnasen" is gut^^

In seinen Augen war er ein arrogantes, selbstverliebtes Arschloch, das keinen Respekt vor Frauen hatte. Ist da jemand eifersüchtig? :P Ist ja mal wieder typisch: Frau steht auf Arschloch und der nette Kerl hat das Nachsehen ... hach ja~ Bin je gespannt, ob da noch irgendwann irgendwas läuft. Also zwischen Sarah und Alex oder Sarah und Daniel ... oder Alex und Daniel xD Nein, Scherz :P

Und Frauen gehörten nicht zur Polizei, sondern in die Küche an den Herd. Tzz, in welchem Jahrhundert lebt der denn? >.> Bis ihm eine Frau den Arsch rettet :P

da sie als Frau die Rolle des Guten aufgedrängt bekam Aha, so funktioniert das also :D Rollendenken und so^^ Wobei ich mir auch vorstellen könnte, dass das von Verdächtigem zu Verdächtigem unterschiedlich ist. Wenn z.B. ein Kerl ne Abneigung gegen autoritäre Frauen (oder Frauen im Allgemeinen) hat, dann wäre es vielleicht sogar von Vorteil, wenn Sarah die Böse wäre und der Kerl dann eher eine "Kumpel"-Beziehung zu Daniel aufbaut. Brüder im Geiste und so xD
Aber das ist wieder nur so ein Gedanke von mir.

„Ich bin der Einzige der einen Schlüssel besitzt.“ Oh oh oh oh oh ... kein Alibi und dann auch noch das xD Ich glaube trotzdem nicht, dass er es war^^ Erfahrungsgemäß hat der Mörder meistens ein erfundenes Alibi oder zumindest auf den ersten Blick nicht die Möglichkeit, den Mord begangen zu haben :D
Wenn die beiden ihm nicht glauben, dann will er vielleicht jemanden decken ... hmm ... mysteriös ;D

„Ja, Ivan, wirklich. Mir geht es besser.“ Ivan? Ah, Nataschas Bruder :D Hm... "bester Freund" ist immer so ne Sache :P Keith mag ihn bestimmt nicht xD

Ich mag Ivan :D Er ist auf freundliche Art und Weise sehr bestimmt. Also mit vollem Herzen bei der Sache^^ Man spürt, dass Trish ihm wichtig ist, das ist schön :)

Mürrisch verzog sie das Gesicht und wischte sich dabei die letzten Tränen aus dem Gesicht. 2x Gesicht

Er öffnete die Zimmertür und ließ ihr den Vortritt, ehe er ihr nach unten folgte. Warte kurz. Trish kam gerade aus dem Bad und Keith war die ganze Zeit in ihrem Zimmer. Ich vermute mal, dass er sich aufs Bett oder sonstwohin gesetzt hat, also nicht an der Tür stand. D.h. Trish steht meiner Meinung nach eigentlich viel näher an der Tür als Keith xD

Der große Hund lief in wenigen Metern Abstand voraus Was ist das für ein Hund? Ich schätze eher Hündin, aber die Rasse würde mich hier noch interessieren^^

Eine ganze Weile liefen sie schweigend nebeneinander her, bis Lena stehen lieb. --> blieb

Ich hatte gar nicht erwartet, dass die Gegend da so ländlich ist :D
Mit Wald und See, voll romantisch eigentlich^^ K.A. wenn ich an Amerika denke, denke ich eher an Großstädte xD Lena und Natascha hängen wohl auch sehr oft zusammen rum, was? :D Sind die eigentlich ein Paar, oder nur beste Freunde? Offenbar wohnen sie auch in Keiths Nähe. Mich hätte auch noch interessiert, wie weit Keith und Trish gefahren sind bis sie bei ihm waren.

Lena mit Ivan zusammen gekommen war und sich damit alles änderte. Ah okay, also Lena und Natascha sind kein Paar xD

Trish vermutete, dass sie Angst gehabt hatte, ihren Bruder an Lena zu verlieren, was diese nicht verstehen konnte. Die Sorge ist nicht ganz unbegründet. Ich kann den Freund meiner Schwester auch nicht so unbedingt gut leiden ... im Grunde hat er sie mir schon weggenommen, aber so ist eben der Lauf der Dinge *sfz*

Lena hatte oft versucht, Natasha klarzzmachen, --> klarzumachen

„Wir sollten uns aber beeilen, hier zieht ein Gewitter auf“, Gewittersaison, was? xD

Ich würde sagen, wir haben uns verlaufen In der wohl ungünstigsten Situation überhaupt ... blöd für die drei^^' Allerdings muss ihr Orientierungssinn schon echt schlecht sein, wenn man überlegt, dass sie schon als Kinder oft an diesem See gewesen waren. Eigentlich müssten sie den Weg blind finden, so oft wie sie ihn schon gegangen sein müssen ;)

Soho! Jetzt wirds ja wieder spannend am Ende des Kapitels :D
Ich vermute mal ganz stark, dass hier ein zweites Opfer unterwegs ist.
Wäre allerdings ein kurioser Zufall, wenn schon wieder Trish (diesmal mit Anhang) das Opfer findet xD Andererseits glaub ich ja nicht an Zufälle :P Wie schon gesagt u.u

Mein Fazit:
Den ersten Teil des Kapitels fand ich super! Rätselraten um den Mörder find ich klasse :D
Ab da, wo wir wieder bei Trish waren, hat sichs bisschen gezogen, weil ich eigentlich viel lieber weiter nach dem Mörder suchen wollte xD Ich bin wirklich gespannt inwiefern Trish noch in die Sache verwickelt wird. Irgendeinen Zusammenhang wird es ja wahrscheinlich geben. Ich nehme nicht an, dass sie nur das erste Opfer gefunden hat und danach nichts mehr mit dem Fall zu tun haben wird^^ Vielleicht fängt sie ja selbst noch an zu ermitteln ;D Fänd ich auf jeden Fall gut^^

Sprachlich fand ich, wars gut. Ich tu mir noch etwas schwer mit deinen "dies und das tuend"-Formulierungen, aber abgesehen davon lässt es sich wunderbar flüssig lesen^^


Liebe Grüße

♪♫

Von:  DieJESSYcA
2015-08-28T18:54:51+00:00 28.08.2015 20:54
Und weiter gehts^^

Ah, gut, jetzt weiß ich Bescheid. Daniel ist Sarahs Partner. Alex ist der Boss :D

Oh Mann, Sarah weiß wohl, dass die Zeugin seine Schwester ist. Wie gemein, dass sie ihn nicht gleich sagt, dass seiner Schwester nichts passiert ist ... der Arme Kerl.

er spürte regelrecht wie das Adrenalin durch seine Adern rauschte. "regelrecht" würd ich auch streichen.

nach dem der erste Schock vorüber war. nachdem

Ich glaube ich mag Daniel^^ Also vom ersten Eindruck her ist er mir sehr sympathisch :) Mal sehen ob sich mein Eindruck bestätigt :)

Keith lag wach im Bett seiner Freundin und blickte ratlos nach draußen. Die grauenvollen Szenen verfolgten ihn regelrecht auch hier würde ich das "regelrecht" streichen.

Oha, Keith scheint ja eine ganz grundsätzliche Abneigung gegen Daniel zu haben, wenn er ihn gleich so anfährt o.o Was da wohl dahinter steckt :D
... ist es okay, wenn Keith mir unsympathisch ist?^^' Ich hab irgendwie kein gutes Gefühl bei ihm ... o.o'

Es tat gut, das Erlebte nicht zu verdrängen, sondern die Gefühle zuzulassen und zu weinen.
Da du hier die Perspektive wechselst (also von Keith zu Trish), würde ich einen Absatz machen.
Das erinnert mich gerade an meine eigene OF (also nicht an Herzschlag, sondern an die andere), da bin ich auch oft hin und her gesprungen, weil ich so viele Figuren hatte und das wurde mir damals angekreidet. Ich habs erst nicht verstanden, aber inzwischen weiß ich, was Vickie gemeint hat xD
Seit ich in Herzschlag aus der Ich-Perspektive schreibe, sehe ich diese Perspektivensprünge^^ Naja, man lernt mit der Zeit ja auch dazu :)
Jedenfalls muss man da ein bisschen aufpassen, damit es nicht verwirrend wird u.u

außer hilflos daneben zu sitzen und warten. da fehlt ein "zu" vor "warten"

das kaum älter wie sie gewesen sein musste, älter als sie
Ich glaube die Zeitform passt nicht in diesem Abschnitt. Du schreibst ja von der Vergangenheit, also müsste es "war gekommen" sein, statt "kam" und "hatte mit ansehen müssen", etc.

sein T-Shirt war leicht feucht, das störte in diesem Moment jedoch niemanden. das "leicht" ist auch so eine Relativierung, die man nicht braucht :) Und den zweiten Teil des Satzes könnte man auch weglassen, weil es ja offensichtlich ist, dass das niemanden stört, sonst hätte jemand darauf reagiert^^ Im Übrigen sind wir gerade ja wieder in Keiths Perspektive gesprungen xD <-- nur als kleine Anmerkung, falls diese Perspektivenwechsel nicht beabsichtigt waren^^

Zu sehr war sie in seinen Augen versunken, in denen sie jedes Mal die gesuchte Ruhe fand. Jetzt sind wir wieder bei Trish xD Also vielleicht sollte man doch den einen oder anderen Sprung hier entfernen und innerhalb der Szene nicht ganz so oft wechseln ;)

Und vor allem wollte sie ihrem Bruder nicht über den Weg laufen. Hmmm... interessant! Liegt das jetzt an dem Vorfall oder hegt sie auch eine Abneigung gegen ihren Bruder? Mal sehen was kommt :D

sein Augenmerk nicht von ihr abwendend. Mir würde es besser gefallen, wenn man das nicht als Negativ-Formulierung schreibt, sondern z.B. so: sein Augenmerk ununterbrochen auf sie gerichtet.

Sie überließ ihm das sprechen. "Sprechen" groß

Keith streichelte ihr beruhigend den Arm entlang. Der streichelt sie ganz schön oft ;P
Er könnte auch mal "streichen" oder ihre Hand drücken oder so

Miller beugte sich noch weiter über ihren Schreibtisch, sie musste etwas gesehen haben.
Oha, jetzt sind wir mit dem "sie musste etwas gesehen haben" kurz mal in Sarahs Perspektive gehüpft :D
Ne kleine Idee noch: Du könntest auch "Detective Miller" schreiben :D Also nur ein Vorschlag, ist mir gerade so eingefallen^^

Sarah tut mir ja schon bissle Leid xD Die Befragung hat ja leider nicht viel Info eingebracht^^'

Oh, neue Mädels :D (gleich mal Steckbrief stalken^^)
Schade, dass die beiden so schnell wieder verschwunden sind. Mich hätte auch mal interessiert warum sie überhaupt da waren xD
Was ich außerdem auch noch ganz interessant gefunden hätte, wären ein paar Infos zur Tageszeit. Also ich mutmaße jetzt einfach mal, dass die Zeugenaussage irgendwann am Vormittag war und die Mädels dann gegen Nachmittag bei Trish angetanzt sind.
Warum Keith allerdings geht, verstehe ich nicht ganz o.o' Also seine Freundin macht gerade die Hölle durch und er geht einfach ... das gehört sich aber nicht u.u Seine Eltern hätte er anrufen können, die hätten das sicher verstanden und wenn nicht: Scheiß auf die Eltern, seine Freundin braucht ihn! :P
Also ... wenn Trish für den Fortgang der Geschichte jetzt erstmal alleine sein muss, dann müsste es irgendwie einen anderen Grund geben ... Ein Nebenjob oder so, denn er nicht verlieren darf~ k.A. wäre auch grenzwertig, aber für mich nachvollziehbarer, als die Begründung mit den Eltern.
Es sei denn ... Keith ist gar nicht so verliebt wie er die ganze Zeit tut! ... Das wäre natürlich auch eine Erklärung xD Naja, vielleicht seh ich aber auch nur Gespenster :D

„Ich wollte gerade duschen gehen. Ich brauch nicht lang.“ Ist das das erste Mal, dass die beiden sich nach dem Zwischenfall sprechen? Falls ja, dann würde ich - als ihr großer Bruder - sofort sämtliche Pläne streichen und ohne Verzögerung sofort für meine kleine Schwester da sein. D.h. Duschen würd ich streichen. Ich bin zwar nur eine große Schwester, aber ich denke mal, dass das vom Prinzip her ähnlich ist u.u Man will einfach auf die kleinen Acht geben^^
Wenn Trish vorher noch seine Sachen durchstöbern will, dann sollte sie vielleicht in die Wohnung kommen, während er schon unter der Dusche steht ;) Wenn er nicht mitbekommt, dass sie da ist, kann man ihm auch keinen Vorwurf machen^^

Nein. Du musst mir sagen, was er mit ihr gemacht hat! Er? Woher weiß sie, dass es ein Mann war? :D Da würde jeder Polizist doch hellhörig werden ;P

Ich hab ja erst gedacht, dass Trish einfach nur hören will, dass sie Elena so oder so nicht mehr hätte helfen können. Vielleicht hätte es Daniel erstmal damit versuchen sollen, bevor er ihr gleich die ganzen Details erzählt xD

Ist das eigentlich Zufall, dass die aus Russland kam? So wie Natascha? ... Also Russland ist groß, aber ... ich glaube nicht an Zufälle xDD

Wir wissen auch nicht, wo sie festgehalten wurde, bis jetzt.“ Das klingt, also wüssten sie jetzt, wo sie festgehalten wurde.

Die Schnittwunden, die quer über ihr Becken und längs bis in den Intimbereich führen, waren allerdings tödlich klingt tatsächlich nach einem männlichen Täter. Ach ... ich sollte besser aufpassen wenn ich Crime-Serien schaue xD

„Außerdem wurde sie vergewaltigt.“ Das lässt natürlich erstrecht auf einen männlichen Täter schließen, aber man darf ja nichts von vornherein ausschließen u.u Man braucht keinen Penis, um jemanden zu vergewaltigen. Theoretisch könnte es trotzdem noch immer auch eine Frau gewesen sein. Also ... sag ich mal so, als Laie xD

Dem Täter war es wichtig, sein Opfer anzukleiden. Ohhh! Interessant. Es könnte natürlich auch sein, dass er (oder sie xD) sie erst vergewaltigt hat, das Opfer sich DANN wieder anziehen durfte und der Täter sie danach verstümmelt hat. ... wer weiß :D (also du wahrscheinlich xD)

„Sie war schwanger.“ Na das könnte ja wohl ein Motiv sein. Vermutlich war sie noch nicht lange schwanger, aber man sollte mittels Vaterschaftstest ja trotzdem irgendwie herausfinden können, wer der Vater ist, oder? Vorausgesetzt seine DNA ist irgendwo in irgendeiner Datenbank o.o'
Ob der Vater wohl der Mörder war? ... Ich glaubs fast nicht, dafür war die Tat zu brutal u.u

Hehe, also ich muss sagen, du hast mein Hirn jetzt doch schon ziemlich zum Nachdenken gebracht :D Ich rätsle ja total gerne mit xD
Ich hab sogar ne ziemlich gute Quote was das "Mörder-Raten" angeht, allerdings ist das bei Serien glaub ich auch einfacher ... keine Ahnung xD
Hm, jetzt hab ich schon wieder so einen langen Kommi geschrieben und viel gemeckert o.o'
Sorry^^'

Achja, noch mein Fazit:
Ich mochte das Kapitel. Vor allem zum Schluss hin hat es mir sehr gut gefallen, weil durch die vielen Hinweise Spannung aufgekommen ist^^ Außerdem mag ich Daniel nach wie vor :D
Keith ist mir zu "verliebt". Er ist die ganze Zeit so liebevoll und mitfühlend und k.A. irgendwie kauf ichs ihm nicht ab^^' Das ist alles irgendwie etwas verhalten. Weißt du was ich meine? Ich spüre bei ihm keine tiefen Emotionen gegenüber Trish. Na mal sehen ob der Gute mich noch überzeugen kann :P

Liebe Grüße

♪♫



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