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Siblings Soul

von

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1. Akt - Der traurige Junge und der Brief
 

Gestern starb sie, sie… mein ein und alles… meine Schwester… ich weiß nicht was ich denken soll, wie ich handeln soll, wie ich weiterleben soll… kann?! Ich sitze am Esstisch mit meinen Eltern. Keiner redet etwas, jeder stochert lustlos in seinem Essen. Ich höre nur das Ticken der Wanduhr die hinter meinem Vater an der Wand hängt.

Ich entschuldige mich für heute und gehe auf mein Zimmer, lasse das Rollo herunter und setze mich auf mein Bett, vergrabe mein Gesicht in meinen Händen und versuche jeden Schluchzer zu unterdrücken. Meine Eltern sind so schon traurig genug, sie können sich nicht auch noch um mich kümmern.

Sie lief einfach vor einen Zug. Warum weiß ich nicht. Meine Schwester war schon immer anders gewesen als andere Mädchen. Hatte sich immer dunkel angezogen, hörte ihre Heavy Metal sowie Gothic Musik und vergrub sich am Wochenende in ihrem Zimmer und hing irgendwelchen obskuren Riten, Mythen oder sonstigem hinterher.

Ich beschließe in ihr Zimmer zu gehen, es wird meine Trauer nicht lindern und ich weiß auch nicht was ich mir davon erwarte… vielleicht einen Abschiedsbrief? Sie war kein besonders glückliches Mädchen, wir waren keine besonders glückliche Familie. Mutter alkoholkrank seit der Geburt meiner Schwester, Vater chronisch arbeitslos und auch nur am trinken. Seit den 17 Jahren die ich nun in dieser Familie bin habe ich nie etwas anderes erlebt außer diese Familie hier.

Mein einziger Halt, überhaupt am Leben zu bleiben, war meine Schwester. Sie hat mich trotz allem immer wieder aufgebaut, wenn Vater mich verprügelt hatte, oder Mama verprügelt hatte oder damit drohte sich selbst etwas anzutun. Sie war immer für mich da, hat mich getröstet und mir gesagt: „Jonathan, du bist für was besseres bestimmt! Du wirst sehen, eines Tages wird’s dir viel besser gehen, doch da werden wir, Mama, Papa und ich, nicht mehr existieren.“

Ich wusste damals nicht was sie mir damit sagen wollte, ich weiß nur dass sie mir versprochen hatte es würde alles besser werden, doch sie war nicht mehr da, wie konnte es dadurch besser werden?

Beim Betreten ihres Zimmers fällt mir sofort auf dass die Lava-Lampe auf ihrem Tisch brennt. Ich kann mich nicht erinnern dass jemand seit gestern diesen Raum betreten hätte. Es ist so dunkel wie eh und je, ihre Sachen liegen verstreut im Zimmer herum. Unter einem Berg von Kleidung sehe ich ein Buch mit schwarzem Einband herausblinzeln.

Ich hebe es auf, drehe es um und finde einen Brief, an mich adressiert, der auf dem Buch mit einem Tixo-Streifen befestigt wurde. Ich falte den Brief auf und lese:
 

Lieber Jonathan,

wenn du das hier liest bin ich bereits tot. Bitte mein geliebter Bruder denke nicht ich hätte dich einfach zurück gelassen, in dieser grausamen Welt. Nein! So ist es nicht! Glaube mir! Ich wollte nicht von dir gehen.

Seit einigen Wochen werde ich von einem Mann beschattet, ich weiß nicht wer es ist und ich habe auch keine Lust es herauszufinden. Wenn meine Zeit gekommen ist zu sterben, muss ich das Schicksal so annehmen wie es eben kommt.

Jonathan, bitte räche meinen Tod! Ich starb keines freiwilligen Todes, dass musst du mir glauben!
 

In Liebe


 

Ich lasse den Brief zu Boden fallen und beginne zu weinen. Ganz leise, damit niemand es hört, damit keiner bemerkt das ich in ihrem Zimmer bin.

Als die letzte Träne versiegt ist hebe ich den Brief erneut auf und sehe mir das Buch mit dem schwarzen Einband genauer an. „Tagebuch“ steht handgeschrieben darauf. Es ist ihr Tagebuch! Und es ist nicht verschlossen.

Ich schlage es auf, werde mir vornehmen alles zu lesen um herauszufinden wer meiner Schwester das Leben genommen hat.
 

2. Akt – Das Tagebuch und der Mann
 

Jonathan lag in seinem Bett, hatte seine Nachttischlampe angeknipst und hatte bereits die Hälfte des Tagebuches durch. Bis jetzt hatte seine Schwester noch von keinem Mann der ihr hinter her spionierte berichtet.

Er blätterte um:
 

Mo, 17.06.

Heute hat mich den ganzen Tag ein Mann verfolgt. Zuerst dachte ich, ich würde paranoid werden und Dinge sehen die gar nicht existieren. Aber als mir immer wieder derselbe Mann auffiel, in der U-Bahn, in der Cafeteria der Uni sowie auf dem Nachhauseweg, war ich mir sicher dass er mich beobachtet.

Also hatte doch jemand das Geheimnis weitererzählt. Mist! Was mache ich jetzt nur?

Der Mann ist ca. 1,80m groß, schlank, hat blonde Haare, trägt eine schwarze Sonnenbrille und einen beigen Trenchcoat.

Ich werde weiterhin so tun als ob ich ihn nicht bemerkt hätte und ihn beobachten.

Gute Nacht Tagebuch.
 

Der ganze Eintrag an diesem Tag kam Jonathan sehr seltsam vor. Er hatte bis jetzt schon etliche Tage gelesen gehabt und seine Schwester hat meistens den Tag in der Uni beschrieben, wichtige Prüfungen notiert oder Gespräche mit Freunden. All dies fehlte bei diesem Eintrag.

Und als Jonathan weiter las bemerkte er nur dass die Einträge im Tagebuch immer rätselhafter wurden:
 

Do, 20.06.

Der Mann ist mir auf den Fersen. Heute stand er in der U-Bahn direkt hinter mir. Ich konnte seinen Atem in meinem Nacken spüren.

Als ich ausstieg, ist er auch ausgestiegen und folgte mir in geringem Abstand. Ich versuchte nicht durchzudrehen und schreiend davon zu laufen, immerhin hätte er dann ja bemerkt dass ich ihn bemerkt hätte.

Oder war das Absicht? Wollte er dass ich von seiner Existenz wusste?

Was will er von mir?

Ob er wegen dem Geheimnis hinter mir her ist?

Habe mit Jenny geredet, sie hat mir hoch und heilig versprochen es nicht weiter erzählt zu haben. Sonst weiß es aber keiner.

Ich lege mich hin, gute Nacht Tagebuch – SO.
 

SO? Was bedeutet SO, fragte sich Jonathan. Er las weiter.

Am 31.07. endeten die Einträge und heute war der 20.08. Warum hat sie dann aufgehört zu schreiben. Generell war der letzte Eintrag sehr verwirrend:
 

Fr, 31.07.

Ich weiß was er will, er hat mich angesprochen. Vor Schreck wäre ich beinnahe in Ohnmacht gefallen. Er weiß es! ER WEISS ES!! Woher? Warum? Ich muss aufhören mit dem Schreiben.

Bye Tagebuch!
 

Jonathan kratzte sich am Kopf und dachte einige Zeit angestrengt nach. Er legte das Tagebuch in seine Schublade in den Rollcontainer neben seinem Bett und knipste die Lampe aus.

Er würde sich morgen den Kopf darüber zerbrechen.
 

Durch einen lauten Schrei wurde Jonathan geweckt. Er sprang aus seinem Bett und eilte ins Wohnzimmer. Dort fand er seine Mutter vor, sie zeigte ganz hektisch auf etwas am Boden. Jonathan konzentrierte sich und konnte erst nach ein paar Minuten die kleine Spinne ausfindig machen die seine Mutter erschreckt hatte.

„Deswegen machst du so einen Aufstand?“, fragte er seine Mutter schockiert und trat mit seinem rechten Fuß auf die Spinne drauf.

Seine Mutter bedankte sich und ging in die Küche um Küchenrolle zu holen damit sie die zermatschten Überreste der Spinne wegräumen konnte.

Jonathan ging zurück in sein Zimmer und legte sich ins Bett. Es war stockdunkel und er ahnte nicht dass er beobachtet wurde.
 

Wenige Stunden später erwachte er von alleine. Er lauschte und konnte keine Geräusche aus der Wohnung entnehmen. Seine Eltern dürften noch schlafen.

Er öffnete leise seine Zimmertüre und trat in den Flur hinaus.

Nach der Morgenwäsche machte er sich eine Schüssel mit Cornflakes und aß diese gedankenverloren.

Sein Blick schweifte durch den Raum und auf einmal bemerkte Jonathan dass einen Umschlag an der Außenseite der Terrassentür klebte.

Er stand vom Esstisch auf und öffnete die Terrassentüre und nahm den Umschlag ab. In einer krakeligen Schrift war sein Name darauf geschrieben.

Er ging zum Esstisch hinüber und öffnete den Brief:
 

Jonathan, komm heute um 12:30 Uhr zum Hafen.
 

Außer dieser einzigen Zeile war sonst nichts auf das teure Briefpapier geschrieben worden. Die Frage woher der Brief kam und wer ihn treffen wollte brauchte er sich nicht zu stellen, er konnte sie ja immerhin nicht beantworten.

Die einzige Frag die er sich stellte war ob er hingehen sollte oder nicht. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm dass es erst 7:30 Uhr war. Es blieb also noch Zeit bevor er sich zu entscheiden hatte.
 

Gegen 10:30 Uhr lag Jonathan wieder im Bett, in seinem dunklen Zimmer, und überlegte was er tun sollte. Er hatte kurz einen Blick aus dem Fenster geworfen und hatte festgestellt dass es den ganzen Tag schon regnete, das Thermometer zeigte nicht mehr als 16 Grad an. Ganz schön kalt für August, dachte er sich.

Jonathan stand auf, knipste eine Lampe an und holte sich eine Jean sowie einen Pulli aus seinem Schrank. Er zog seine Stiefel an und nahm den Schlüssel seiner Mutter mit.

Gegen 11:15 Uhr kam Jonathan am Hafen an. In dem Brief stand keine Angabe von einem Treffpunkt, aber bei so einem starken Regen würden sicher nicht viele Menschen am Hafen sein.

Jonathan stellte sich an die Reling von einem der Piers und starrte auf das tosende Meer hinaus. Es war so grau und trostlos, genauso fühlte er sich jetzt.

Plötzlich griff ihm von hinten jemand auf die Schulter.

Jonathan erschrak, drehte sich um und sah einem Mann, Mitte 30 mit Drei-Tage-Bart, kurzen blonden Haaren und bekleidet mit einem beigen Trenchcoat, entgegen.

„Ich bin James!“, sagte der Mann höflich und kam Jonathan die Hand.
 

3. Akt – Das Geheimnis und endgültiger Friede
 

Jonathan gab dem Mann die Hand und stellte sich ebenfalls vor. Einige Zeit lang starrten sie nur auf das Meer hinaus und sagten nichts. Dann begann der Mann zu reden:

„Deine Schwester musste sterben. Es tut mir leid, aber sie besaß eine Kraft deren sie nicht mächtig war!“

Jonathan verstand gar nichts und sah den Mann verständnislos an.

„Bitte wie?“, fragte er.

„Sie hatte die Fähigkeit Gedanken zu lesen, diese zu manipulieren und Menschen dadurch für ihre Zwecke einzusetzen. Menschen die diese Kraft haben gehen normalerweise bedacht vor, doch deine Schwester hat diese Kraft nur für ihre eigenen Vorteile genutzt. Und da wir es nicht riskieren können dass die „normale“ Menschheit erfährt dass es diese Kräfte und weitere gibt mussten wir sie aus dem Weg räumen.

Jetzt verstehst du es noch nicht aber das wird schon noch kommen. Ich muss jetzt gehen, ich hätte dir dass hier nie erzählen dürfen, also musst du schweigen wie ein Grab!“, sagte der Mann eindringlich zu ihm und verließ den Pier augenblicklich.

Bevor Jonathan noch alle Worte verstanden hatte die der Mann ihm gesagt hatte war dieser auch schon verschwunden.

Eine einzelne Träne lief über seine Wange. Doch der Regen wischte sie sofort weg.

Seine Schwester würde nie irgendeine Kraft für ihren Vorteil nutzen. Das konnte sich Jonathan einfach nicht vorstellen.
 

Er kletterte die Reling hinauf und starrte auf das Meer.
 

Schwester… ich folge dir. Zusammen sind wir im Tod für immer vereint!
 


 

„Jonathan?“

„Ja?“

„Warum bist du auch hier?“

„Wo bin ich? Schwester bist du das?“

„Du bist im Nirwana. Du bist tot. Warum hast du das getan?“

„Was hätte ich ohne dich auf dieser Welt noch tun sollen? Es gibt nichts wofür es sich zu leben lohnt. Schwester… bitte halte meine Hand!“

„…“

„Schwester?“
 


 

„… nathan… Jonathan komm' zu dir. Schatz! Liebling! Du hast geschrieben wie am Spieß da haben wir uns Sorgen gemacht und nach geschaut. Schatz hast du wieder schlecht geschlafen?“

„Ja Mama, ich habe wieder diesen Traum geträumt, du weißt schon, den von meiner Schwester.“

„Jonathan sei nicht albern! Du hattest nie eine Schwester! Komm, es gibt Frühstück!“

„Ja…“, sagte Jonathan setzte sich auf und bemerkte dass er ein Stück Papier in der Hand hielt:
 

…räche meinen Tod…



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