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The kissing Whisky

von
Koautor:  Don_Ovis

Vorwort zu diesem Kapitel:
Und es geht weiter.
Diesmal mit einem Spezialkapitel für Don_Ovis - Oyo hat endlich ne Backgroundstory <3 Hoffe, du magst sie

Und hier für alle eine Musikempfehlung: Tochter der Weiten - Versengold Komplett anzeigen

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Erzulie Oyo

„Bist du sicher, dass du das machen willst?“

Diese Frage jagte Kori, die soeben aus dem dunklen Gang zum Haupttor des Marine Hauptquartiers kam, einen heiden Schrecken ein.

Gerade einmal einen Jutesack hatte sie über die Schulter geworfen, ihre Hellebarde dazwischengeklemmt und einen Eternalport am Handgelenk.

Ertappt biss sie sich auf die Lippen und sah zu ihrem ehemaligen Crewmitglied.
 

Lakritz stand seelenruhig ein Stückchen hinter ihr im Gang und musterte eingehend. Kori atmete tief ein und nickte.

„Ja, ich muss das machen“, sagte sie, wandte sich wieder zum Tor, doch Lakritz hielt sie für einen letzten guten Rat noch einmal auf.

„Versuche zumindest, deine Teufelskraft nicht im vollen Ausmaß zu nutzen, du weißt selbst, zu was er im Stande ist und wie skrupelos er handelt“, sagte sie und Kori verließ das Marinehauptquartier. So ganz wusste sie nicht, was Lakritz meinte, nun gut, sie wusste es tatsächlich ganz genau, doch woher wusste die Frau das denn schon wieder? Sie war der Admirälin einfach weiterhin ein Rätsel.
 

Es war stockfinstere Nacht und Kori hatte sich auf eine Reise vorbereitet, die sie ganz alleine antreten musste. Sie hatte es nicht einmal jemandem gesagt, weil sie wusste, man hätte sie nur aufgehalten, dass ihre einstige Matrosin ihre Pläne lesen konnte, ohne, dass sie diese teilte, machte ihr in diesem Augenblick auch keine Sorgen. Lakritz las sie seit Anbeginn ihrer gemeinsamen Reise wie ein Buch. Die alte Frau hatte einen extrem stark ausgeprägten sechten Sinn, vermutlich ihre eigene Art und Weise Haki zu nutzen, noch viel stärker als Jhu es konnte und dies wurde Kori erst in diesem Moment so richtig bewusst.

Doch was tat es zur Sache, wie stark das Haki der anderen war? Sie hatte jetzt sowieso ganz andere Pläne.

Aus diesem Grund hatte sie auch am Tag nach ihrer Ernennung zur Admirälin Tākoizukyatto ihre Crew offiziell aufgelöst.

Schweren Herzens gab sie die Truppe, sie sich über die Jahre um sie gesammelt hatte, sie nie im Stich ließ und immer zu ihr stand, mit ihr kämpfte und lachte, auf.
 

Als Admiral reiste man alleine oder reiste mit einer Crew unter der Leitung eines anderen Ranges.

Doch Koris Crew wurde nicht einfach aufgelöst und zerstreut.

Nein. Die Admirälin setzte sich für die Beförderung einer ganz besonderen Soldatin ein.
 

Mushroom war von nun an Kapitänin zur See und führte mit Überzeugung Koris alte Crew weiter. Die Soldatin rekrutierte sogar noch weitere Matrosen um das Team zu stärken.

„Es wäre mir eine Ehre, eines Tages wieder mit dir zu Segeln“, sagte Mushroom an dem Tag, als ihr die Neuigkeiten zugetragen wurden und ihr erstmal bewusst wurde, was das alles bedeutete.

Es war ein tränenreicher Abschied, den Kori immer wieder aus ihren Erinnerungen schieben musste. Leicht fiel ihr das nicht gerade, dennoch war es für sie nun an der Zeit, ihren eigenen Weg zu gehen, auch wenn dies hieß, alleine zu sein.
 

„Auch Admiräle sind oft mal mit ganzen Marinemannschaften unterwegs, du bist bei uns immer willkommen“, sagte Mushroom damals und umarmte Kori fest, gefolgt von der gesamten Crew.
 

Als Kori über das Platteau zum Hafen ging, fasste sie sich bei dem Gedanken bedachte an die Brust, da wo ihr Herz schlug. Tatsächlich fühlte es sich als, als würde sie einen Teil davon hier zurücklassen. Doch das war doch alles kein Abschied für immer. Nicht wahr?

Noch einmal wandte sie sich um und betrachtete das stattliche Gebäude in Ruhe.

Da drinnen schliefen sie alle friedlich und ahnten nicht, dass Kori bereits einen gefährlichen Plan hatte und diesen nun auch in die Tat umsetzen wollte.
 

Bedacht atmete sie tief ein, nickte sich selbst zu und machte dann auf ihren Absätzen wieder kehrt. Ihr Ziel war die Archimedes, ihr Schiff.
 

„Was machst du hier, Oyo?“, fragte sie schließlich als sie am Dock angekommen war, an dem ihr Schiff vor Anker lag.

Die Voodoo-Priesterin, die vor einiger Zeit als Ärztin in Koris Crew getreten war schreckte überrascht hoch.

Sie war Kori seit sie dem Hauptquartier den Rücken zugewandt hatte gefolgt, so leise und bedacht sie konnte, doch die Admirälin hatte ihr Observationshaki bereits so gut im Griff, dass es schier unmöglich war, sich an sie heranzuschleichen.
 

„Nimm mich mit“, verlangte Oyo und stellte sich direkt naben Kori. Sie würde sich nicht einfach abwimmeln lassen, das war ihr klar, allerdings wusste nicht, wie klar dies für Kori war und ob sich diese für sturer als sie selbst herausstellte.
 

„Das ist zu gefährlich“, sagte Kori schlicht und stieg so elegant es ging die Strickleiter an Bord hinauf. Noch ehe sie diese einholen konnte, kletterte auch Oyo hinauf.
 

„Dann brauchst du umso mehr jemanden wie mich“, erklärte die Ärztin und schwang sich über die Reling. Kori blieb ihr standhaft gegenüber stehen, der Blick verfinsterte sich. Sie wollte ihre Pläne nicht mit ihr teilen um ihr den Ernst der Lage näher zu bringen, außerdem wollte sie nicht, dass sich jemand Sorgen machte. Sie suchte die Worte, entschied sich dann aber dafür, abzuwarten, bis Oyo wieder vom Schiff ging. So lange wollte sie stur hier stehen und abwarten.
 

„Weißt du, Kori…“, sagte Oyo schließlich um die Stille zu brechen. „Du bist der erste Mensch, der mich freiwillig aufgenommen hat“, sprach sie weiter und begann ihre Geschichte zu erzählen.
 

Erzulie Oyo wurde im Jahr der Schlange unter unheilvollen Sternen geboren. Die schamanische Linie des Scheiterns querte den Lebenspfad der neugeborenen Voodoo-Priesterin, so nahm sie ihrer Mutter das Leben, kaum hatte diese in die Augen ihres kleinen Mädchens geblickt. Ein Schatten der Furcht fiel auf Oyo, noch bevor sie diesen selbst vom Licht unterscheiden konnte.

Gebannt wurde dieser einzig von der Stammesältesten, der heiligen Priesterin, der das gesamte Volk des Frauenstammes die Treue, Ehre und Aufopferung schwor.

Thalula nahm das Mädchen unter ihre Fittiche und lehrte ihr den Weg der Voodooschamanen, welche sie waren.

Oyo war kein Kind von Traurigkeit, von Aberglaube hielt sie nichts und Vorurteile ließ sie von sich abprallen, wie Glas Wasser.

Noch nicht einmal, wenn anderen Mädchen verboten wurde, mit ihr zu spielen, weil sie die über die wenigen Jahre, die sie schon lebte, vom zum Scheitern verurteilten Wesen zur Ausgeburt des Peches wurde. Doch Oyo machte sich nichts drauß, ihre Ziehmutter hielt sie immer bei Laune und lehrte ihr vor allem:
 

Wer von Pech heimgesucht wurde, musste sich sein eigenes Glück schaffen.
 

Eines Tages war es soweit, dass Oyo alt genug für ihre Weihe war, ihre Weihe als Voodoo-Priesterin mit einer besonderen Gabe, so die Älteste.

„Du musst dich jetzt verabschieden, von allem, was du siehst“, sagte sie am Morgen der Zeremonie der jungen Dame. 13 Winter hatte diese nun erlebt, 13 Jahre voller Abneigung gefüllt von Lieber ihrer unwahren Mutter.

Oyo riss sich die Decke vom Körper, gedachte nicht, Kleidung anzulegen und lief sofort hinaus aus dem Strohhaufen, den sie und die Älteste ihr Haus nannten.

Die zukünftige Voodoo-Priesterin lief über den Dorfplatz, blank und roh, wie die Göttin sie geschaffen hatte. Mit geweiteten Augen besah sie alles um sich herum, alles, was sie noch einfangen konnte, verleibte sie sich ihrer Sicht ein bis sie schließlich am Rande des Dorfes ankam. Es war verboten, weiter zu gehen, verboten, die Zivilisation, wie sie sie kannte zu verlassen. Aber sie war auch das gebrannte Kind, was würde ihr schon geschehen, fragte sie sich und überschritt zum ersten Mal die Unsichtbare Barriere.

Ihre Füße hetzten über den nassen mit Laub bedeckten Boden ehe Oyo vor einem Baum zum stehen kam. Sie kniete sich vor den Baum und beugte sich tief hinunter so nah sie konnte an eine frisch gesprossene reinweiße Lilie. Beinahe als wolle sie die Lilie mit ihren Augen erriechen, starrte sie das Gewächs an wagte nicht, zu blinzeln.

Einige Momente später sah sie von der weißen Lilie auf und betrachtete sogleich deren Nachbarin auf innigste. Die Blüte war in ein sinnliches Rostrot getaucht und ließ in Oyo ein Feuer entfachen, welches sie so noch nicht kannte. Sie war aufgeregt, freute sich auf ihre Weihe und fürchtete sich im gleichen Atemzug davor.
 

Die Ehre, eine angesehene Priesterin ihres Stammes zu werden war ihr bis zu diesem Augenblick das Dringlichste. Ihr eigenes Glück sollte an diesem Tag geschaffen werden.
 

Fest daran glaubend, dass dieser Traum endlich wahr werden sollte. So verbrachte sie den gesamten Morgen bis zur Mittagsstunde damit, im Wald und auch im Dorf alles einzufangen, was ihre Augen noch zu sehen bekamen. Von allem Kopien für ihre Erinnerung zu machen.
 

Freudig summte sie noch eine Melody vor sich hin während ihr Thalula das Haar flocht. Ein Rastazopf folgte dem nächsten bis schließlich eine Vielzahl an Zöpfchen das Haupt der jungen Dame zierte.

„Alles wird gut“, sagte die alte Frau sanft und küsste Oyo die Stirn. Oyo nickte.
 

Die dreizehnte Stunde am dreizehnten Tag des dreizehnten Monats des mondgerechneten Jahres schlug. Auf die Sekunde genau vor 13 Jahren erblickte das Mädchen das erste Mal das Licht der Welt und in exakt diesem Moment saß sie vor ihrer Ziehmutter und dem großen Feuer der Weihe.
 

„Sieh mich ein letztes Mal an, mein liebes Kind“, sagte diese und strich Oyo liebevoll über die Wange. Das Mädchen lächelte milde. Sachte legte sie, wie ihr gesagt, den Kopf in den Nacken. Hinter ihr stand bereits eine der jüngeren Voodoo-Priesterinnen mit einer Kanne, die gefüllt war mit einer Flüssigkeit, gebraut aus einem Aufguss von Lianensträngen, die sonst zu Ritualen in Pfeiffen inhaliert oer als Tee getrunken wurden, gekreuzt mit Honig gezogen aus Lilien.
 

Das letzte, das Oyo in ihrem Leben sah, war Schwall einer Flüssigkeit in einer Farbe, die sie selbst nicht zu definieren wusste. Der heiße Aufguss brannte sich in die Iriden des Mädchens, lief schmerzhaft brennend über die Haut hinunter zum Boden, dass sie es kaum aushielt, das Bewusstsein zu behalten, geschweige denn, die Augen offen zu halten oder nicht laut loszubrüllen. Das heiße Wasser hinterließ hochrote Wunden, es brannte ihr die Haut weg und sollte in wenigen Tagen ein Mal hinterlassen, welches sich über den gesamten Bereich um ihre Augen ausbreitete.
 

„Ab heute trägst du den Beinamen Mambo“, sagte eine der Frauen um sie herum, vermutlich sogar das Biest, welches ihr die heiße Flüssigkeit übers Gesicht gegossen hatte.

Tränen stiegen in Oyos Augen auf, doch verwischten ihre Sicht nicht. Diese war bereits verschwunden, noch bevor es ihr bewusst wurde.

Dunkelheit breitete sich aus, gefolgt von wild tanzenden Mustern. Oyo staunte für einen Moment den tanzenden Mustern nach, ehe sie bereits wieder aufgerichtet wurde. Sie spürte, dass ihr jemand einen Pinsel in die Hand gab, vor ihr lag Pergament.

Ihr wurde genau gesagt, wie dieses Ritual ablaufen sollte und so tat sie, wie ihr seit Monaten erklärt wurde.

Konzentriert zeichnete sie die Muster vor ihrem geistigen Auge auf, wusste nur, dass sie es richtig tat, weil es sich so anfühlte.
 

Traurig über das verlorene Augenlicht brach sie nach der Weihe weinend im Haus der Ältersten zusammen. Die Muster kamen immer wieder, sprachen ihr Mut zu, doch dem lauschte sie nicht.
 

„Mein Mädchen, so schön, so rein und so kalt wie der Schnee“, sagte die Älteste, als sie sich neben Oyo niederließ. Sie strich ihr sanft durch Haar und sprach ihr gut zu.

Wie groß und schön sie geworden war, wie sehr die anderen nun zu ihr hinauf sahen und wie wichtig sie für den Stamm geworden war durch ihre Gabe, zu sehen, was keiner sonst sah.
 

„Aber es hat sich nichts geändert, sie aben noch immer Angst vor mir, sie sehen mich noch immer nicht an“, weinte Oyo. Die Älteste summte.

„Hmmm… mhhh… das siehst du doch gar nicht“, flüsterte sie schließlich, da raffte sich das Mädchen auf und sah ihr mit den weißen Augen in die ihren. So direkt, dass es der alten Frau einen Schrecken versetzte.

„Ich kann es spüren!“, sagte Oyo vorwurfsvoll und Thalula rang nach Luft.

„Nichts ist anders“, war der nächste Vorwurf, der Oyos Lippen verließ. „Und du hast auch nur Mitleid mit mir, du hast genauso Angst, wie alle Anderen!“, mit diesen Worten versetzte sie der Oberpriesterin den letzten Stich ins Herz, von dem sie sich nicht mehr erholte.
 

Stumm brach die Frau neben Oyo zusammen. „Sei wie der Wind…“, hauchte sie ihre letzten Worte und umfasste dabei die Hand ihres Schützlings. Die Kraft war schnell ausgegangen, dass die leblose Hand schließlich von Oyos Schoß auf den Boden rutschte.

„Was?“, fragte das Mädchen. Panisch griff sie nach der Hand. „Nein!“, rief sie.
 

„NEIN!“
 

~~~
 

Es war der sechzehnte Geburtstag der verschmähten Voodoo-Priesterin. Oyo wusste genau, dass ihr Stamm sie nicht vertrieben hatte, weil es Thalulas Wille war und dennoch wusste sie, wie unerwünscht sie war.

Oyo war zu einer ansehnlichen jungen Frau herangewachsen, so dass man meinen konnte, sie verzauberte Männer und Frauen nur den blanken Anblick der schönen Gestalt.
 

Doch dies war Oyo nie wichtig. In den vergangen Jahren nahm sie alles auf, was sie zur Heilkunde, zur Ritualskunst und mit langen Nadeln lernen konnte auf um dieses Dorf und diese Insel für immer zu verlassen. Es stellte sich einzig die Frage, wie sie das anstellen sollte.

Oyo war nicht besonders begabt, was das Handwerk anging, so konnte sie sich nicht einfach ein Floß oder gar ein Schiffchen bauen. Nein, die Voodoo-Priesterin musste darauf bauen, dass eines Tages jemand auf dieser Gott verlassenen Insel auftauchte und sie mitnahm.
 

So kam es, dass sie am Morgen ihres Geburtstages aufwachte, mit dem Gefühl des Aufbruchs. Oyo sprang abermals ohne die Rücksicht auf Kleidung oder sonstiger Bedeckung aus ihrem Bett, sie lief aus dem Strohhaus und lief so schnell ihre Beine sie tragen konnten an den Strand. Sie spürte, dass sie an diesem Tag der Hölle, in der sie lebte, entkam.
 

Die junge Frau lief über den steigigen Strand, schnitt sich bei den spitzen Steinen die Fußsolen auf, doch gedachte nicht daran, aufzugeben.
 

„Hey!“, rief sie in die Ferne. „HEY!“, immer lauter schrie sie. „Nehmt mich mit!“, flehte sie der Weite entgegen und tatsächlich. Ein Schiff segelte gerade an der kleinen Insel mit dem Schmanenvolk vorbei.

„Nicht weiterfahren, bitte wartet!“, schrie das Mädchen und tosender Windsturm machte sich von der Insel aus direkt auf das Schiff auf.
 

Oyo verließ bereits der Mut, da spürte sie, dass der Wind sich wendete. Erleichtert ging sie in die Knie und saß nun bis zur Hüfte im Wasser.
 

Mit der Ankunft der Gallere schnellte eine Weller über die junge Frau, die ihr sämliches Gedöns aus dem Meer über Kopf und Körper schwemmte. Korallenstücken hingen ihr in den Haaren, zwei Seesterne bedeckten ihre Brust, sowie Seetang an ihren Körper klebte.
 

„Eine Meerjungfrau!!!“, rief einer der Männer an Bord des massiven Schiffes und schon ging ein streit los, wer sie zuerst gesehen hatte, wem sie gehörte, da stand Oyo auf. Ihr Haar rutschte über ihre Schulten blickschützend über ihre Brust, ein Seestern fiel ab, der andere wanderte etwas tiefer, bedeckte ihr Heiligstes.
 

„Seid mal erwachsen, ihr Idioten“, rief eine mit Sicherheit erwachsene in die Jahre gekommene Frau. Ihrer Stimme nach, hatte sie hier das Sagen und sofort Oyos Aufmerksamkeit.

„Bitte nehmt mich mit“, flehte das Mädchen, als die alte Frau mit Schwung vom Schiff ins Wasser sprang und auf die flüchtige Voodoo-Priesterin zuwartete.
 

„Leg dir erstmal was um“, sagte sie und warf Oyo eine durch den Transport nass gewordene Decke um. Ihre Stimme klang bemutternd, aber nicht mitleidig.

„Wo kommst du überhaupt her? Diese Insel ist verlassen“, fragte die Fremde und half Oyo dabei aufzustehen.
 

„Ich komme von hier…“, sagte Oyo schlicht auf diese Frage, für ihr Gegenüber eindeutig desillusioniert. „Du kommst jetzt mit uns mit“, sagte die alte Frau und half dem Mädchen auf. Begrüßt mit Pfiffen und unangebrachten Komplimenten grinste Oyo schließlich über beide Ohren. Endlich war sie erwünscht, endlich begann ihr Weg in ihr selbstgestricktes Glück.
 

Doch das Glück blieb nicht von langer Dauer, denn Oyo war alles andere als ein leichter Umgang.

Sie nahm zwar bei der Marine die Ausbildung zur Ärztin an, gab ihren Lehrern aber ordentlich Konter, ließ sich nichts sagen und tat schlichtweg, was sie wollte.

Diese Form von Medizin lag der jungen Dame nicht und dennoch wollte ihr die Marine eine Chance geben. Eine nach der anderen.

So konnte es gar nicht anders kommen, dass die junge Frau von einem Marineschiff zum nächsten gereicht wurde.

Oyo hatte bereits einen Ruf, der es ihr auch noch schwer machte, auf einem Schiff überhaupt willkommen zu sein. Denn so wirkungsvoll ihre medizinische Unterstützung auch war, so unsicher war sie. Es gab Tage, das weigerte sich die junge Frau regelreicht zu tun, wozu sie da war.
 

Oyo raubte einem Offizier nach dem Anderen die Nerven, ehe sie schlussendlich der weißhaarigen Soldatin gegenüberstand.


 

„Du hast mich als erster Mensch nach langer Zeit ohne Widerrede aufgenommen“, sagte Oyo nach ihrer Geschichte zu Kori, welche traurig jedes Wort ihrer einstigen Schiffsärztin mit Wehmut aufnahm.
 

„Du hast mir das Zuhause gegeben, das ich mein Leben lang gesucht habe… Bei dir bin ich… glücklich. Ich lasse mich nicht mehr rumreichen“, sagte sie bewusst, dass Kori die Missere verstand in der sie sich befanden.
 

„Aber…“, wollte sie widersprechen, doch die Andere hielt sie auf.

„Wenn ich an deiner Seite sterbe, dann ist das so!“, sagte Oyo bewusst und ging an Kori vorbei zu dem kleinen Tischchen an dem sie oft saß und durch die Zeitung blätterte, ihre Nadeln säuberte oder eine Tasse Likör zu einem Stückchen Kuchen schlürfte, und setzte sich.
 

„Ok“, sagte Kori, sie hatte aufgegeben. Wenn ihr die junge Frau so weit folgen wollte, konnte sie es ihr nicht verbieten, immerhin schien sie zu wissen, worauf sie sich einließ.

Warum schien es überhaupt so, als wusste hier jeder über ihren verhängnissvollen Plan Bescheid?
 

Keinen weiteren Gedanken mehr daran verschwendet, lichtete Kori die Segel, schlug das Steuerrad ein und verließ mit Oyo auf der Archimedes den sicheren Hafen in die stockdunkle Nacht in der gerade mal das Mondlicht und die Sterne für Sicht sorgten.
 

„Wind, Wind… Wind“, sangt Oyo plötzlich vor sich hin und verfiel ins Summen der Melodie, die sie zuletzt am Tag ihrer Weihe gesummt hatte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Übrigens: auch dieses Kapitel war absolut nicht geplant, die Finger tun, was sie tun wollen und schreiben und schreiben immer mehr und mehr 🤷🏻‍♀️ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Don_Ovis
2021-02-28T07:02:07+00:00 28.02.2021 08:02
Mir fehlen hier definitiv Emoticons, um auszudrücken, wie mir das Kapitel gefällt! Ich such mir die raus und hoffe, dass es funktioniert: 😱😍👏🏾🧜🏾‍♀️💕💖

Hab es jetzt in einem durchgelesen und war vollends begeistert! Eine richtig schöne und würdige Geschichte für sie und ich find auch die motivation, dass sie Kori folgt, total süß. Sie ist zwar ihr letztes Crewmitglied gewesen, aber dafür über die Zeit auch ihr anhänglichstes geworden. Hehe, das Nesthäkchen... xD
Bin schon total gespannt, was die beiden noch erleben! *~* und ich halt mich jetzt ran mit dem RPG an dass es sich annähert! Ich fang gleich an, weiterzuschreiben.
Apropos weiterschreiben und die Finger tun, was sie wollen, ich brauch echt deine Muse, die hart an Oda rankommt, der auch tausend Kapitel hat xDD
Antwort von:  Hypsilon
28.02.2021 13:33
Aaaw ich freu mich so mega, dass es dir gefällt =D
Und weißt, was mich grad richtig fertig macht? Dein ganz simpler Satz "Bin total gespannt, was die beiden noch erleben" hat schon wieder was getriggert.
Die zwei werfen wohl auch noch mehr erleben als geplant 😂
Also aktuell würde ich fast gerne was von meiner Muse abgeben, stresst mich direkt die Gute und OMG! Ich hab auch schon deinen Post gelesen 😭😭😭 dont do it!


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