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Rayne - Tagebuch einer Fee

Auch im Regen
von

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Fragen

Kapitel 58: Fragen
 

Ich hatte gerade das Klassenzimmer erreicht, als es plötzlich klingelte. Die erste Stunde war

jetzt also vorbei? Gut.

Ich hätte eigentlich viel früher hier ankommen müssen, wenn ich mich nicht schon wieder

verlaufen hätte. Ich fragte mich, wie es die anderen schafften, sich hier zurecht zu finden.

Das Schloss ist riesig! Schlimmer als ein Irrgarten.

Jedenfalls betrat ich gerade das Klassenzimmer. Außer mir war niemand da. Das hieß, ich

konnte mir meinen Platz aussuchen.

Ich ging zum letzten Tisch, der, der direkt neben dem Fenster stand. Dort saß ich meistens,

wenn ich die Möglichkeit dafür hatte. So konnte ich besser aus dem Fenster sehen und

darüber nachdenken, was gerade passiert war. Oder ich träumte vor mich hin.

Langsam füllte sich das Klassenzimmer. Eine nach der anderen. Es wurde immer voller. Zum

Glück gab es hier Einzeltische. Nicht so wie auf der Erde. Das wird immer einer der Dinge

sein, die ich niemals vermissen werde.

“Rayne!” rief man mich. Es war Sunshine, meine kleine Schwester.

Ich sah zu ihr. Sie saß direkt neben mir.

“Was gibt’s?” fragte ich, etwas Gedankenverloren.

“Nichts, eigentlich. Ich wollte nur nachfragen, was ich in der letzten Stunde verpasst habe.”

sagte sie höflich.

“Da fragst du die falsche. Ich weiß es selbst nicht.” sagte ich betrübt.

Sie sah mich an. “Was hast du? Du siehst aus, als ob du über irgendetwas nach denkst. Was

ist es?” fragte sie.

“Vielleicht später. Hier hören zu viele zu.” antwortete ich ihr.

“Na gut.” sagte sie. Sie sah kurz auf ihre Hände, dann wieder zu mir. “Rayne?” fragte sie.

“Ja?”

“Wir haben doch bald Wochenende…” setzte sie an.

“Ja, weiß ich. Weiter?”

“… und ich hatte eigentlich vor, mal wieder wo anders zu sein, als hier.”

“Sunny, sag worauf du hinaus willst.”

“Gut! Ich wollte nach Mellony zurück. Und ich wollte dich fragen, ob du…” doch dann

wurde sie unterbrochen. Der Professor betrat gerade das Klassenzimmer,

“Guten Morgen, meine Lieben!” sagte er.

“Guten Morgen, Professor!” antwortete die Klasse.

Wir beide wandten uns dem Lehrer zu.

» “Ich sag es dir später.”« dachte Sunny mir zu.

»“Gut.”« dachte ich zurück.

Zum Glück gab es das hier. Gedankenkontakt.

Ich wandte mich dem Lehrer zu und passte ausnahmsweise mal auf. Vielleicht lenkte mich

das etwas ab.
 

Nach dem Unterricht, und es war ein Wunder, dass ich dieses mal nicht rausgeflogen bin,

fing Sunny mich gleich ab, bevor ich den Klassenraum verlassen konnte. Wir liefen gemeinsam zum Ausgang des Zimmers.

“Worüber ich mit dir reden wollte, war, ob du mich begleiten könntest wenn ich nach hause

fliegen möchte. Kommst du mit mir?” setzte sie noch einmal an.

“Du meinst, nach Mellony? Zu deinem Vater? Bist du irre?” fragte ich sie.

Sie sah mich verwirrt an.

“Ist nur ne Frage. Du kannst es dir noch überlegen, wenn du willst.”

“Wozu? Es ist deine Heimat. Nicht mal ein Schwarm bunter Schmetterlinge würde mich dort hin bringen. Tut mir leid, Sunshine, aber diesen Gefallen kann ich dir nicht tun.”

“Es war nur eine Frage, Rayne. Außerdem würde ich mich freuen, wenn du mitkommst.”

Ich atmete tief durch. Ich wusste worauf sie hinaus wollte. Sie wollte mich nach hause bringen. Mir einreden, dass Mellony meine Welt sei, aber dass konnte sie vergessen. Mein Vater wollte 18 Jahre nichts von mir wissen, wieso sollte ich dann also “Sein” Königreich regieren. Warum war ich nur die ältere von uns?

“Lass uns später darüber sprechen, wir müssen zum Unterricht.” sagte ich.

“Denk noch mal darüber nach. Es wäre echt schön, wenn du dabei wärst.” sagte Sunny ruhig.

“Ich schau mal, was sich da machen lässt.”

Wir liefen zusammen zu unserem Zimmer. Dort holten wir unsere Schulbücher für die nächste Stunde.
 

“Was hält dich davon ab, mit ihr zu gehen? Schließlich ist es auch deine Welt, also, was wäre so schlimm daran?” fragte Jareth.

“Mellony ist nicht meine Welt! Das eigentliche Problem ist ihr Vater. Wenn ich nur daran denke, wie es die letzten 18 Jahre zuging, könnte ich durchdrehen!” antwortete ich.

“Stattdessen rennst du davon. Wäre es wirklich so schlimm, mal der Angst ins Gesicht zu sehen und zu sagen: “Du machst mir keine Angst!”? Verhindern kannst du es sowieso nicht. Früher oder später musst du zurück, auch wenn du es nicht willst.” sagte er. Jareth streichelte meine Hand.

“Schon klar! Nur, weil ich die ältere bin, bin ich auch noch gleich die nächste Thronfolgerin. Ich kenne mich mit diesem ganzen Königsquatsch kein bisschen aus! Wie soll ich da ein Königreich regieren? Da wäre mir davon laufen wirklich lieber.”

“Auch wenn es dir genauso wenig helfen würde. Was soll schon groß passieren? Raus schmeißen können sie dich nicht, also, was sonnst? Geh mit ihr.”

Ich senkte den Blick ab. “Eigentlich hab ich gehofft, du würdest mir ausreden, nach Mellony zu reisen. Aber so wie es aussieht bist du anderer Meinung.” sagte ich.

“Ich könnte es versuchen, aber ich glaube nicht, dass du auf mich hören würdest.” antwortete er mir lächelnd.

“Da hast du auch wieder recht. Du könntest es trotzdem versuchen.” sagte ich, den Blick wieder auf ihn gerichtet.

“Gut.” er nahm meine Hände fest in seine, kam ein kleines Stück näher zu mir , sah mir in die Augen und sagte dann, mit allem Gefühl:” Bitte, Rayne! Bleib bei mir! Geh nicht!”

Ich sah ihn an. Es fehlte nur noch, dass mir die Schublade fiel.

“Hör auf mit dem Blödsinn! Ich hab es ernst gemeint!” meckerte ich. Ich entzog ihm meine Hände.

“Ja, ich auch. Ich sagte doch, du würdest nicht darauf hören, was ich dir sage.” antwortete er lächelnd.

“Das war eindeutig etwas zu ernst.” sagte ich.

“Wirklich?” Jareth legte den Kopf schief.

“Ja! Ich hätte es dir, ohne zu überlegen, wirklich abgekauft. Das war sehr viel mehr als ernst!” wenn ich nicht wüsste, dass er mich liebte, dann hätte es spätestens jetzt “Klick” bei mir gemacht.

Ich sah ihn mit schiefem Kopf an. Mit einer ernsteren Stimme sagte ich: “Ich weiß, dass du das sehr ernst gemeint hast. Denk nur bitte daran, was du vor drei Minuten gesagt hast.”

“Wenn es nach mir ginge, würde ich dich nicht mal von hier gehen lassen.” sagte er etwas leiser als ich.

“Ich weiß.” sagte ich im gleichen Ton wie er. “Und ich würde lieber Tod umfallen, als von dir wegzugehen.” dachte ich. Konnte ich ihm das sagen? Nein! Freunde, nicht mehr und nicht weniger! Ganz egal, was ich für ihn fühle. Wir sind Freunde, und so sollte es auch bleiben. Es wäre besser so, für alle!

“Und wenn ich vor dir auf die Knie gehe, und dich anflehe, hier zu bleiben? Was wäre dann?” fragte er in der gleichen Tonlage wie eben.

“Das… ich weiß nicht. Das ist schwer zu sagen. Eben noch wolltest du, dass ich Sunshine begleite und jetzt willst du mich bei dir haben. Ich hab keine Ahnung, was jetzt besser wäre… Nein, warte! Ich sollte lieber bei dir bleiben. So muss ich schon nicht nach Mellony. Lieber bin ich bei dir, viel lieber.”

“So was hört man doch gern. Bist du sicher, dass du in der Schule bleiben willst? Meine Tür steht offen, für dich.” sagte Jareth freundlich.

Ich lächelte ihn an. “Ich weiß. Und dafür bin ich dir auch wahnsinnig dankbar!” ich zog sein Gesicht zu mir heran und küsste ihn auf die Wange. Dann lächelte ich wieder.

“Du hast eine komische Art, deine Dankbarkeit zu zeigen.” sagte er.

“Ich weiß!” antwortete ich. “Allerdings ist das nur bei dir so.” dachte ich.



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