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Vierundzwanzig

Tage bis Weihnachten
von

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17. Dezember - Tagträume

„Nie wieder gehe ich mit Julia shoppen!“, schimpfte Lisa und stampfte mit ihrem linken Fuß auf den schneebedeckten Gehweg, „Was glaubt sie eigentlich, wer sie ist, uns durch die ganze Einkaufsstraße zu zerren! Und dann müssen wir auch noch ihre dämlichen Weihnachtsgeschenke für ihre riesige, fast schon überdimensionale Verwandtschaft schleppen.“

Sara seufzte. „Jetzt komm mal wieder runter. Julia ist mit dem Berg an Geschenken nach Hause gefahren und wir haben den Rest des Tages für uns allein.“

„Hoffentlich!“ Lisa ließ ihre Hände in den Taschen ihres weißen Wintermantels verschwinden. Sie glaubte das noch nicht wirklich. Immerhin könnte Julia fröhlich trällernd hinter der nächsten Hausecke hervorspaziert kommen und ihnen heiter verkünden, sie hätte einige ihrer Geschenke vergessen einzukaufen und sie müssten noch einmal los.

„Und, was machen wir jetzt?“, fragte Sara und warf einen Blick in den wolkenbedeckten Himmel. Große, weiße Flocken fanden ihren Weg herunter. Sie streckte ihre Hand aus und wartete, bis eine auf dieser landete. Eine Weile betrachtete Sara die Schneeflocken und beobachtete, wie sie auf ihrer Hand schmolzen und jedes Mal Tropfen Wasser hinterließen.

Lisa wusste genau, mit was sie den restlichen Tag verbringen würde. Letztens war ihr in der Stadt ein gutaussehender Typ in etwa ihrem Alter, vielleicht auch ein oder zwei Jahre älter, über den Weg gelaufen. Sie wollte ihn unbedingt noch einmal treffen. Doch leider kannte sie weder seine Adresse noch die Handynummer oder seinen Namen. Woher sollte sie das auch? Sie hatte ja nur ein paar Worte mit ihm gewechselt. „Der Weihnachtsmarkt ist nur zwei Straßen weiter“, murmelte Lisa mit dem Hintergedanken im Kopf, dass er vielleicht dort sein könnte, „Was hältst du davon, wenn wir ihn uns kurz ansehen und danach einen schönen warmen Glühwein trinken?“

„Dass du auch immer nur ans Saufen denken muss. Irgendwann endest du noch als Säufer.“ Sara schüttelte gespielt enttäuscht ihren Kopf.

Das war nicht wahr. In Wirklichkeit wollte sie doch nur ihn wiedertreffen, doch das konnte sie wohl kaum sagen. Ihre Klassenkameradin würde sie für verrückt erklären. „Ich habe dich auch ganz doll lieb uns außerdem bin ich seit letztem Monat achtzehn.“ Lisa marschierte in Richtung Weihnachtsmarkt, ohne ihre Klassenkameradin und gute Freundin weiter zu beachten.

„Jetzt warte doch mal!“, rief diese nach einer Weile und rannte ihr hinterher.

Lisa sah flüchtig nach hinten, spielte mit dem Gedanken, Sara einfach stehen zu lassen, verwarf diesen aber gleich wieder. So fies war sie nicht. Und außerdem machte es auf dem Weihnachtsmarkt allein auch keinen Spaß. Deshalb blieb sie kurz stehen und wartete bis ihre Freundin sie eingeholt hatte.

Gemeinsam machten sich die beiden Mädchen auf den Weg zu ihrem Ziel. Ab und zu blieben sie stehen um sich die Schaufensterdekoration der verschiedenen kleineren und größeren Läden anzusehen, wozu sie vorhin dank Julias Hektik keine Zeit gehabt hatten. Langsam begann es zu dämmern, doch das störte keinen. Hier war so gut wie alles beleuchtet.

Als die Freundinnen den Weihnachtsmarkt erreicht hatten, bereiteten ihnen die vielen Menschen erst einmal ein paar Schwierigkeiten, doch schnell hatten sie sich an das Gedrängel vor den einzelnen Ständen gewöhnt. Es gab schlimmeres und außerdem hatten sie jetzt alle Zeit der Welt. Na ja, fast…

Lisa sah sich aufmerksam um, in der Hoffnung, ihn in der Menschenmasse vorzufinden. Doch nirgendwo konnte sie ihn erblicken. Das wäre auch zu schön gewesen, immerhin wusste sie nicht einmal genau, ob er überhaupt hier wohnte. Und wenn er das nicht tat, sah sie ihn wahrscheinlich niemals wieder. Aber wenn er tatsächlich hier, in dieser Stadt, lebte, selbst dann war das nicht sicher. Wieder einmal hatte einer ihrer dummen Einfälle nicht funktioniert. Resigniert seufzte Lisa.

„Was hast du denn jetzt schon wieder?“, fragte Sara und sah sie leicht genervt an.

„Ach nichts...“, wehrte Lisa ab, „Ich war nur gerade in Gedanken.“

„Ach so...“ Es schien nicht, als sei sie mit dieser Antwort zufrieden, doch sie fragte auch nicht weiter nach, sondern wechselte das Thema. „Ich hätte jetzt gern eine Waffel mit sehr viel Schokolade. Möchtest du auch eine?“

Lisa nickte, erleichtert dass ihre Freundin nicht weiter nachbohrte. „Klar, warum nicht?“

Die Mädchen quetschten sich durch die Menschenmassen um ihr Ziel, den Stand an dem die Waffeln verkauft wurden, zu erreichen und stellten sich an. Es dauerte nicht lange, bis sie dran waren und von einer freundlichen, rundlichen Frau bedient wurden. „Was darf es für euch sein?“

„Zwei Waffeln mit Schokolade.“, antwortete Sara sofort und Lisa nickte nur zustimmend.

„Das macht zwei Euro pro Waffel.“ Die Frau nahm das Geld entgegen und reichte den Mädchen das warme Gebäck. „Lasst es euch schmecken.“

„Danke.“, erwiderten die Freundinnen synchron.

Lisa betrachtet Gebäck. „Hm... Das sieht lecker aus.“ Genüsslich biss sie hinein, als sie geschubst wurde. Die Schokolade verteilte sich zuerst in ihrem Gesicht, um den Mund herum, dann fiel ihr die Waffel aus der Hand, direkt auf ihrem bis vor wenigen Sekunden noch schneeweißen Wintermantel.

Für den Bruchteil einer Sekunde betrachtete sie das entstandene Unglück erschrocken. Das drehte sie sich um und suchte nach dem Übeltäter. Dieser kehrte ihr so schnell den Rücken zu, dass sie ihn nicht erkennen konnte. Sie sah nur, dass er sich um einen Mann handeln musste. Doch das war der Achtzehnjährigen egal. Zornig rannte sie ihm hinterher und packte ihn an der Schulter. „Hey, was sollte das eben? Kannst du nicht aufpassen?“

Der Mann drehte sich um und schaute sie musternd an.

Für den Bruchteil einer Sekunde stockte Lisa, als sie ihn wiedererkannte. Er war der Typ, dem sie letztens begegnet war. Doch das interessierte die Achtzehnjährige nicht weiter. Gutaussehend oder nicht, er war schuld an den Flecken auf ihrem weißen Wintermantel. „Sieh dir an, was du angerichtet hast!“, warf sie ihm zornig an den Kopf, „Du hast meinen Mantel ruiniert!“

Er begutachtete den Schaden auf dem Kleidungsstück. „Reg dich nicht so auf. Das lässt sich ganz leicht wieder herauswaschen.“

„Trotzdem“ Lisa gab nicht nach „muss ich jetzt so über den Weihnachtsmarkt laufen.“

Er grinste. „In einer Stunde ist es dunkel. Dann sieht dich keiner mehr.“

„Das ändert nichts an der Tatsache, dass du meinen Mantel dreckig gemacht hast!“, sagte sie und sah ihn wütend an.

„Schon gut.“, er seufzte, „Ich bring das wieder in Ordnung. Was hältst du davon, wenn ich dir eine Tasse Glühwein spendiere und wir die Sache vergessen?“

„Einen Glühwein und eine neue Waffel.“, entgegnete Lisa, „Immerhin liegt die alte deinetwegen auf dem Boden.“

„Wenn es weiter nichts ist.“ Der junge Mann reichte ihr seine Hand. „Ich bin übrigens Tim. Und wie heißt du.“

„Lisa.“, antwortete die Achtzehnjährige, bevor sie auf ihre Freundin, die gerade auf sie zukam, deutete, „Und das ist Sara, meine beste Freundin.“

Vor Lisa blieb Sara stehen. „Kannst du mich auch einmal nicht irgendwo stehen lassen. Ich bin es langsam leid, dich immer suchen zu müssen.“, schimpfte sie leicht aufgebracht, doch dann bildete sich ein Grinsen auf ihrem Gesicht und sie deutete auf die dunkelbraunen Flecken, die den weißen Wintermantel verzierten, „Was ist denn mit dir passiert?“

Augenblicklich verfinsterte sich Lisas Gesicht.

Tim, er hatte es scheinbar bemerkt, marschierte grinsend an den Mädchen vorbei. „Ich kaufe dann mal eine neue Waffel und einen Glühwein.“
 


 

Noch 7 Tage bis Weihnachten!



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Alma
2011-03-10T21:44:34+00:00 10.03.2011 22:44
Hach.
Ich glaub diese ganzen Dating-Sachen sind alle an mir vorbei gegangen XD. Ich hab mich immer gefragt: Passiert sowas wirklich? Oder will mir das die Bravo nur weiß machen? Ich weiß es bis heute nicht, aber eins steht fest: ich hab jedenfalls noch nie jemanden auf die Art und Weise kennengelernt ;D. Es ist an sich ne recht nette Geschichte, aber mir ist sie zu jugendlich-verknallt-schwärmend. Ich konnte die Hauptperson irgendwie überhaupt nicht leiden. Sie war mir zu egoistisch und falsch und zu extrovertiert glaube ich. Deswegen hat mir die Story an sich jetzt nicht soo viel gegeben. Es war wieder ne alltägliche Weihnachtszeitgeschichte, mit Friede Freude Eierkuchen. Darauf hat ich dieses Jahr irgendwie keine so richtige Lust.
Aber jetzt genug rumgemeckert. Abgesehen von meinen persönlichen Präferenzen war die Geschichte wirklich ganz nett, auch vom Schreibstil her.
Von:  xRorschach
2011-01-29T15:45:25+00:00 29.01.2011 16:45
Ich kann Leute net leiden, die wegen Weihnachtsgeschenken so rumstressen. Da hätte die alleine einkaufengehen und ihre Sachen selber schleppen können. Ehrlich mal...
So, ich finde ja, Lisa ist voll oberflächlich. Ihr begegnet ein voll toller Typ und sie will ihn gleich wiedersehen...also iwie...ach egal. Aber schon ab da konnte ich erahnen, dass besagter Kerl noch auftauchen würde.
Joah,...und dann kam die Waffel mit sehr viel Schokolade. Das konnte einfach nicht gutgehen. Weil weißer Mantel und so. Außerdem ist viel Schkoolade auf einem Weihnachtsmark nie so besonders gut. Viel zu viele Menschen und Gedränge. Schokowaffel gefolgt von jemanden der einen Anrempelt, sodass der Mantel versaut wird? Das konnte nur besagter Typ von letzte Mal sein. Und hat der ne Ahnung. Schokoflecken gehen net sooo einfach raus.


Naja, irgendwie ist das eine Geschichte für mich, die ich einmal lese und dann wieder vergessen habe. Ich finde daran nichts besonderes, vielleicht weil sie so vorhersagbar ist??
Man kann den OS flüssig lesen, ich hab nur ein paar kleine Fehlerchen entdeckt.

„Ich habe dich auch ganz doll lieb uns außerdem bin ich seit letztem Monat achtzehn.“
Joah, klassischer Tippfehler, weil s und d direkt nebeneinander liegen. Also kein uns sondern ein und.

Das drehte sie sich um und suchte nach dem Übeltäter.
Wie aus einem Dann ein Das werden kann, weiß ich aber net ^^

lg
X
[FCY]
Von:  Trollfrau
2011-01-04T19:10:42+00:00 04.01.2011 20:10
Es ist doch erst der 17te. Was macht denn diese Julia für einen Stress? XD Manche rennen am letzten Tag noch los.
Irgendwie... hatte ich bereits eine Vorahnung... Weißer Mantel, viel Schokolade... das konnte nur nach hinten losgehen. Darum bevorzuge ich selbst einen schwarzen Mantel, allerdings sieht man darauf auch besonders gut den Puderzucker. Aber der ist ja abklopfbar. XD
Und das es sich natürlich um diesen Typ handeln musste... Alles sehr voraussehbar. Dennoch eine schöne Geschichte. Ich hätte jetzt auch gerne eine Waffe. (aber mit Puderzucker...) ^^

Fehlt hier nicht etwas in diesem Satz?
... Lisa betrachtet Gebäck. ...
[FCY]



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