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Kissed by Lies 1

Die Bräute des Burgherrn
von

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Burgrundgang

Makuya wurde von seinem neuen Vorgesetzten eine Treppe heruntergeführt. Sie begaben sich gemeinsam in den verwinkelten Kellerraum. Als man leise Schreie an dem Kellergewölbe widerhallen hörte, wurde es Makuya doch etwas ungemütlich. Takashi bat ihn stehen zu bleiben und auf ihn zu warten. So ging der Mann dem Gang weiter entlang, bis er von Makuyas Sichtpunkt aus gesehen, völlig von der Dunkelheit verschluckt war. Wenig später endeten wenigstens diese unheimlichen Schmerzenlaute und nach höchstens zwei Minuten erkannte er bereits wieder Takashi, der zurück kam. Diesmal hatte er aber noch einen Gefolgen dabei. War es ein Mann oder eine Frau? Erst als die unbekannte Person vor Makuya stand, erkannte er, dass es sich um einen jungen, hübschen Mann mit einer sehr weiblichen Frisur handelte. Auch die Glieder waren weiblich feingliedrig und die dunklen Kleider waren Figur betont. Schwach sah der junge Mann dennoch nicht aus.

„Kurachi, das ist Makuya, der Neue. Makuya, das ist Kurachi, einer der erfahrensten Vampire, die du hier finden wirst. Er wird auf sicher all deine Fragen eine Antwort haben.“
 

Anschliessend ging Takashi seinen eigenen Weg und Makuya war alleine mit diesem Kurachi, der ihn nett und lebensfroh anlächelte. „Dann will ich dir doch gleich die Orte der Burg zeigen, die du unbedingt einmal gesehen haben musst. Danach wirst du auch bestimmt kein Heimweh mehr haben.“

Er legte ihm den Arm um die Schulter und führte ihn die Treppe hoch und begann bester Laune zu erzählen. So viel wie er zu sagen hatte, erinnerte er einem wirklich stark an eine Frau. Überhaupt war er geschminkt, wie eine Frau. Aber das gefährdete überhaupt nicht seine sympathische Ausstrahlung. Dieser Kurachi hatte einen offenen, warmen, hilfsbereiten und fröhlichen Charakter.
 

„Eine Burg?“, fragte Makuya erstaunt, „Ist sie denn gross?“
 

„Oh ja! Du wirst mindestens eine Woche brauchen, bis du dich nicht mehr so arg verirrst", erzählte er mit melodischer, schwärmender Stimme. „Takashi hat in den letzten Jahrhunderten eine wirklich wunderbare Burg – ja beinahe ein Schloss aufgebaut! Komm! Wir gehen raus in die Parkanlage. Dann siehst du das Anwesen auch einmal von Aussen.“
 

Makuya wurde raus in den Innenhof geführt, in welchem sich ein hübscher Park angelegt war, der im barocken Stil gestaltet war. Inmitten dieser Parkanlage stand ein gewaltiger Baum, der bestimmt auch schon seit Jahrhunderten dort stand. Der gepflegte Garten war von einem gewaltigen fünfstöckigen Hufeisenbau umschlossen. Weiter erkannte man vier Turmspitzen, die den Hauptgebäudekomplex weit überragten. Bei der offenen Stelle des Hufeisens hatte man freie Sicht auf die Burgmauer und das mächtige Haupttor, welches den Haupteingang zur Burg darstellte. Makuya hatte noch nie ein solch gewaltiges Anwesen gesehen und kam aus dem Staunen kaum noch raus.
 

„Hi, hi, hi! Da staunst du, was? Da drin haben gut 500 Vampire Platz. Wir haben alles, was das Herz begehrt. Von einer Badeanlage, bis zu eigenen Forschungsräumen, ein eigenes Gestüt und eigene Produktionsräume für Kleider, Waffen und andere Gegenstände gib es hier ebenfalls. Aber weisst du was? Wir gehen jetzt gleich ganz nach oben! Spätestens dann verliebst du dich endgültig in dein neues Heim!“
 

Scheinbar eine endlose Spirale einer Treppe mühten sie sich hoch, bis sie zu oberst angekommen waren. Kurachi öffnete eine knarrende Holztür und liess Makuya raus an die frische Nachtluft. Sie befanden sich am höchsten Punkt des Anwesens. Die Aussicht war gigantisch. Nicht nur das Gebäude war überragend, nein, es stand auch noch auf einem kleinen Berg, mitten in einem riesigen Waldgebiet. Es war traumhaft! Man konnte bis an die Westküste Japans blicken, ja sogar ein bisschen darüber hinaus. Kurachi lehnte sich an die Mauer, hinter der es meterweit in die Tiefe ging und blickte in die Ferne.

„Ist das nicht herrlich?“
 

„Wow...."

Makuya erstarrte vor Erstaunen. Noch nie hatte er so eine schöne Aussicht gesehen. Er war zwar auf Reisen und hatte schon vieles gesehen aber dies war das erste Mal, dass er überhaupt in einer Burg war. Es war tatsächlich wunderschön, ja wahrlich zum verlieben.
 

Ein sanftmütiges, liebeswertes Lächeln schlich sich auf die Lippen Kurachis. Dann wurde er etwas ernster.

„Siehst du: Du wirst es nicht bereuen, dass er dich zu sich geholt hat. Niemand, der hier lebt, bereut das. Du wirst die Burg und Takashi bald schon richtig fest in dein Herz geschlossen haben.“

Er drehte sich um, stützte sich mit den Ellbogen am Mauerrand ab und legte seinen Kopf in den Nacken, sah hoch in den Sternenhimmel, genoss den Wind, der sein Haar aufwirbelte und damit spielte. Kurz verweilte er so, bis er Makuya mit einem verengten, herausforderndem Blick betrachtete.

„Sag nur, dass dir das schon reicht. Willst du nicht noch mehr sehen?"
 

„Klar will ich mehr sehen!", erwiderte Makuya begeistert lächelnd.
 

Kurachi zeigte dem anderen zuerst den Speisesaal im Erdgeschoss, wo sich alle Vampire dieses Schlosses versammelten, um gemeinsam zu speisen und zu festen oder etwas zu verkündigen. Es war also zugleich auch ein Gemeinschafts- und Aufenthaltsraum. Vier gewaltige Tafeltische standen rechtwinklig zu einem fünften Tafeltisch mitten des Raumes, der einer grossen Halle glich. Mächtige Armleuchter hingen an der Decke und spendeten durch Kerzen dumpfes Licht.
 

Ein weiterer wichtiger Platz waren die Schlafräume, welche auf allen fünf Stockwerken vorhanden waren. Man fand alles vom Einzelzimmer bis hin zum Massenschlag. Jedoch von der Legende, dass Vampire in Särgen schlafen würden, war hier kaum etwas zu sehen. Einzelne hatten Särge, in denen sie sich an schlechten Tagen verkriechen konnten. Doch üblicherweise wurde in einem Bett geschlafen. Kurachi zeigte ihm das wichtigste Schlafgemach: Jenes von Takashi, welches Makuya bereits von innen gesehen hatte. „Wenn du irgendwelche Fragen, Probleme oder andere Informationen zum Mitteilen hast, kommst du am besten hier her. Generell kannst du dir merken, dass die Erfahrenen Vampire ihr Zimmer im Erdgeschoss haben und die Neuen, du also wahrscheinlich auch, zu oberst wohnen. Wir schauen dann später, wo du künftig schlafen wirst.“
 

Und bereits ging die Reise durch die Burg weiter. Nach dem Bad, das an eine Kombination eines römischen Thermalbades und eines traditionell japanischen Onsen erinnerte und in einem Anbau zum Hauptgebäude zu finden war, führte Kurachi das neue Familienmitglied zum irrsinnig grossen Trainingsraum, der innerhalb der Burg selbst eingerichtet wurde, jedoch beinahe eine interne Spielwiese darstellte. Der Raum war geräumig. Man könnte ohne Platzmangel eine Schlachtsituation simulieren. 300 Personen hatten hier Platz zum trainieren, ohne Gefahr zu laufen beim Training in Körperkontakt zu geraten.
 

In einem Nebenraum befand sich die Waffenkammer. Schwerter, Schilder, Rüstungen und weitere Kampfutensilien waren hier gelagert. Alles war feinsäuberlich beschriftet, dass jeder Kämpfer seine Rüstung auch ja nicht mit einer anderen verwechselte.

Voller Stolz zeigte Kurachi Makuya seine eigene Rüstung, welche genau neben jener von Takashi plaziert war. Darüber hing sein Namensschild, wie auch ein Datum. Kurachi erklärte Makuya, dass dies die Daten seien, an denen der jeweilige Kämpfer seine Vampirweihe erhalten hatte. Kurachis Datum verwies auf den 23. November 1470 – er war also tatsächlich schon seit ganzen vier Jahrhunderten ein Vampir! Takashi war noch einmal rund hundert Jahre älter.
 

„Wie du siehst, hast du alle Zeit der Welt, um dich hier einzuleben“, witzelte Kurachi, dem man sein Alter einfach nicht im geringsten Ansehen konnte. Makuya hätte ihn allerhöchstens auf die 27 geschätzt.
 

„Wieso seht ihr alle so jung aus, wenn ihr schon so alt seid? Altert man denn als Vampir nicht?"
 

„Takashis Blut, das in uns fliesst, sorgt dafür, dass jede kleinste Abnutzung am Körper sofort regeneriert wird. Solange wir unser Blut mit dem Lebenssaft anderer Wesen frisch halten, verändern sich unsere Körper nicht. Unser Körper repräsentiert den Zeitpunkt genau vor der Vampirweihe. Daher altern wir nicht“, erklärte Kurachi dem Neuling geduldig. Er zeigte ihm kurz seine Raubtier-ähnlichen Reisszähne. „Und die hier sind genau dafür gemacht, dass wir unseren Blutdurst jederzeit stillen können.“
 

Lange starrte Makuya auf Kurachis Mund, in dem sich diese spitzen Zähne verbargen, als er ihm dann gedankenversunken wieder in die hübschen, gelben Augen blickte.

„Irgendwie ist das alles schwer zu glauben. Ich hätte nie gedacht, dass es so etwas wirklich gibt. Nur schon, dass ich nun das Blut anderer trinken soll...das...geht doch nicht. Ich meine...ich habe noch nicht einmal solche Zähne, wie du sie hast oder diese Ohren, die habe ich auch noch nicht...Es erscheint mir alles noch wie ein...Traum.“
 

Nun war aber auch Kurachi verblüfft. Tatsache! Er hatte keine Beisser und auch keine Dämonenohren. Die Augenfarbe war ebenfalls menschlich. Dennoch roch er nicht mehr nach frischem Menschenblut. Aber normalerweise verliessen Takashis Auserwählte sein Zimmer als vollkommen entwickelte Vampire. Warum war das bei ihm nicht der Fall?

„Zerbrich dir darüber jetzt nicht den Kopf. Wahrscheinlich geht es bei dir einfach ein wenig länger als üblich, bis die Verwandlung komplett abgeschlossen ist“, bemühte er sich darum ihn zu beruhigen, „Danach wirst du kaum noch Probleme haben es zu glauben. Am besten du lässt dich von mir Ablenken. Na? Magst du mir deine Schwertkünste zeigen?“
 

Verunsichert, weil bei ihm die Verwandlung zum Vampir wohl nicht wie üblich verlief, fragte er kritisch nach: „Meine Schwertkünste?“ Aber der Gedanke daran sich jetzt auszutoben nahm ihm die Unsicherheit.

„Klar! Wieso auch nicht? Aber ich bin wahrscheinlich um Welten schlechter als ihr.“
 

Kaum hatte Makuya sich für einverstanden erklärt, bediente sich Kurachi seines Schwertes. Makuya trug sein eigenes immerhin noch bei sich.

„Du wirst es lernen. Du hast nun die Chance deine Technik bis in die Perfektion zu verbessern."

Mit diesen Worten ging er ihm voraus in den Trainingsraum, in dem bereits andere Vampire ihrer Technik den Feinschliff verpassten.

„Ein guter Schwertkämpfer zeichnet sich durch die viele Kampferfahrung aus. Lass dich vom Können der anderen nicht abschrecken sondern nutz diesen Raum, um viele neue Erfahrungen zu gewinnen.“
 

Makuya zog sein Schwert und nickte: „Ich gebe mein Bestes“, sagte er und nahm seine Kampfstellung ein.
 

„Ganz ruhig...", auch Kurachi nahm sein Schwert aus der Scheide und hielt es locker in den Händen. Ebenso gelassen ging er auf Makuya zu, lächelte dabei, wie er es schon die ganze Zeit über tat. "Greif an. Ich bin dein Gegner. Oder willst du verlieren? ♥"
 

Makuya ging leicht in die Knie und machte sich bereit Kurachi anzugreifen. Ein frontaler Angriff mit dem Schwert, was zwar ziemlich leichtsinnig war aber auch klappen konnte, dachte sich Makuya. Trotzdem hatte er das Gefühl nicht wirklich auf Kurachis Niveau zu sein was das Kämpfen anging, und die vielen Blicke der anderen Vampire im Trainingsraum machten ihn nervös. Aber vor allem bei Kurachi wurde ihm bei dieser beneidenswerten, gelassenen Art, wie er diesen Kampf anging, klar, dass man einen solchen Vampir besser nicht zu seinem Feind machte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2011-02-04T21:22:55+00:00 04.02.2011 22:22
Wow wirklich toll geschrieben =D
Von: abgemeldet
2010-12-09T21:52:09+00:00 09.12.2010 22:52
schöne einleitung, bzw. schöenr Anfang so! x3
Hat wirklich was, nun bin ich gespannt wie es weiter geht^^


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