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Adventskalender 2010

One-Shot Sammlung
von

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9. Dezember - Ballett shoes (Die Gilde der Schwarzen Magier)

Ballet Shoes
 


 

„Es schneit draußen.“, äußerte sich Dorien, als er sich näher zum Fenster beugte, um die fallenden Schneeflocken zu beobachten, die alles allmählich unter einer weißen Schneedecke begruben.
 

„Nicht ungewöhnlich für diese Jahreszeit.“, entgegnete Rothen, ließ dabei seine Augen nicht von seinem Buch.
 

„Das vielleicht nicht, aber ich glaube schon, dass es ungewöhnlich ist, wenn eine Novizin mitten im Schnee tanzt und dabei nicht einmal einen Wärmeschild trägt.“
 

Unwillkürlich zog Rothen eine Augenbraue hoch, riss sich schließlich doch von seinem Buch los, um seinen Sohn anzusehen. „Und wer sollte diese Person sein?“, fragte der Lehrer für Allchemie.
 

„Sonea.“, sagte Dorien.
 

„Was?“, fragte er verblüfft, stellte sich neben seinen Sohn und entdeckte tatsächlich Sonea, die sich in einer kompliziert aussehenden Schrittfolge um ihre eigene Achse drehte, dass lange, nussbraune Haar aus dem Dutt befreit, welches ihr nun um den Rücken floss, bekleidet mit einer, so wie es auf den ersten Blick aussah, weißen Robe, die vollkommen mit dem Puderschnee zusammenschmolz.
 

Hätte Rothen nicht gewusst, dass dies Sonea war, hätte er seinen Augen nicht getraut, da sie eine derart schöne Weiblichkeit ausstrahlte, die er zum ersten Mal an ihr erblickte.
 

Sein Mädchen war erwachsen geworden…

*

*

*

Seit langem fühlte sie sich wieder frei…
 

Frei von allen Sorgen, Verpflichtungen, den neidischen Blicken der anderen Novizen, einfach frei von allem! Wann hatte sie das letzte Mal getanzt? Ballett, wie es ihr ihre Mutter in frühester Kindheit beigebracht hatte? Es war Ewigkeiten her, viel zu lange hatte sie auf dieses Vergnügen verzichtet, den Rhythmus der pulsierenden Musik, die ihre Mutter früher immer abgespielt hatte? Und mit der Farbenverzauberung ihrer Robe, war sie in ihrer versteckten Nische im Garten gar nicht einmal so gut zu sehen! Zugegeben, auf die Dauer wurde es kühl und der Schnee war alles andere als ein fester Untergrund, aber allein der Zauber des Schnees war wunderschön anzusehen!
 

Still lächelte Sonea vor sich hin. Sie wusste noch, wie sie damals versucht hatte, plump den Schritten ihrer Mutter zu folgen, die sie bei jedem Hinfallen ermutigte nicht aufzugeben und jetzt gelangen ihr die feinen Schritte, als wäre es der leichteste der Welt.
 

Fröhlich wirbelte sie durch die fallenden Schneemassen, drehte Pirouetten, streckte die Arme weit von sich und lachte seit langem befreit auf!
 

Ja, in Momenten wie diesen fühlte sie sich frei!

*

*

*
 

Hätte Sonea gewusst, dass sie mehr als nur zwei Augenpaare beobachteten, hätte sie wahrscheinlich auf der Stelle kehrt gemacht, aber so entging ihr der Blick eines tiefschwarzen Augenpaares, welches sie wie der Blick eines Rabens aus der Residenz des Hohen Lords betrachtete, ein kleines Lächeln zupfte dabei an den Mundwinkeln des sonst so beherrschten, kalten Mannes, der in seinen schwarzen Roben mit dem Insel des Hohen Lords und seiner bleichen Haut beinahe den Anschein eines Geistes erweckte, derartig kränklich wirkte er.
 

„Akkarin?“, riss ihn die Stimme seines besten Freundes und Kollegen aus Novizentagen Lorlen aus den Gedanken.
 

„Ja, Lorlen?“, fragte er zurück, blieb aber weiterhin am Fenster stehen, da er den seltenen Anblick dieses ausgelassenen Mädchens noch länger genießen sollte, was sonst immer angespannt, fast ängstlich, in seiner Gegenwart ausharrte!
 

„Du starrst!“, äußerte Lorlen glucksend, während er sich weiter über einen Stapel Akten beugte, den es heute noch zu bekämpfen galt.
 

„Sie ist erwachsen geworden ohne, dass ich es gemerkt habe. Und jetzt, da es zu spät ist, merken es auch die anderen Novizen. Heute hat sie tatsächlich ein älterer Novize gefragt, ob sie mit ihm ausgehen möchte.“, gluckste er.
 

Mit einem Stirnrunzeln sah Lorlen auf. „Und wie hat sie reagiert?“, fragte er interessiert.
 

„Das ist das Lustigste daran!“, schmunzelte Akkarin und schaffte es endlich, sich aus dem fesselnden Anblick seines Schützlings zu reißen. „Sie ist knallrot im Gesicht geworden, hat eine Entschuldigung gestammelt und prompt den Fluchtweg angetreten!“
 

Belanglos zuckte Lorlen mit den Schultern.
 

„Was erwartest du? Es ist das erste Mal, dass ein Junge in ihrem Alter Interesse an ihrer Weiblichkeit hat. Sie wusste nicht damit umzugehen und hat die Flucht ergriffen. Vielleicht solltest du, wenn sie noch mehrere solche Angebote bekommt, zu den Heilerinnen schicken. Sie ist ohnehin drei Jahre zu spät damit, bedenkt man, dass ihre Klassenkameradinnen bereits mit fünfzehn ihre Aufklärung genießen durften.“, gab sein längster Freund zu Bedenken, der Lorlen mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen bedachte.
 

„Akkarin? Was ist los?“, fragte der Administrator, da er das Verhalten seines Freundes nicht verstand.
 

„Gar nichts…gar nichts Lorlen.“, sagte Akkarin.
 

-Aber vielleicht werde ich Sonea demnächst eine neue Lektion beibringen müssen.-
 

Ende



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Nogisu
2016-01-24T19:45:31+00:00 24.01.2016 20:45
Sehr, sehr süß. Besonders die Gedanken von Akkarin! <3

Welche Lektionen er wohl meint?
Von: abgemeldet
2010-12-14T20:29:17+00:00 14.12.2010 21:29
Ich kenne die Buchreihe zwar nicht, aber ich hinterlasse dir trotzdem gerne ein Kommi^^

Eine sehr schön geschriebene OneShot! :3
Dann kann sich Sonea ja auf eine "schöne Lektion" gefasst machen^-^


CHIYO


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