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With fairytale through the year

von

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Herbstmagie: September part 2

Wem das Mehl knapp ist, sollte kein Brot backen.

Sprichwort
 

Im Fitnessraum schaute Rose hinaus in den Regen, während sie ihr Cardio-Training abschloss. Sie hatte nicht wie gewöhnlich die Nachrichten eingeschaltet – ein Zugeständnis an die Ferien. Was auch immer in der Welt los war, musste einfach warten, bis sie wieder zu Hause war.

Außer ihren Bräuten. Aber ehrlich, dachte sie, so schlimm war es bisher nicht gewesen. Eine Handvoll Anrufe, ein paar Probleme und Bedenken, die sie aus der Ferne regeln konnte.

Es war sogar sehr befriedigend, zu merken, dass sie weg sein und sich trotzdem um alles Nötige kümmern konnte.

Sie musste lächeln, als sie Roxy erspähte, die mit ihrer Kamera den verregneten Strand zustrebte, eine Baseballkappe auf dem schwarzen Haarschopf, ihre Windjacke leuchtend wie ein hellblaues Blinklicht.

Sie konnten ihr Zuhause hinter sich lassen, dachte Rose, aber nicht ihr Naturell.

Sie beobachtete die Freundin noch einen Moment, dann schwang sie ihren Zauberstab, um die Musik in etwas Ruhigeres zu wechseln. Dann beendete sie ihr Workout.

Es war ein solcher Genuss, sich so viel Zeit nehmen zu können, wie sie wollte, nicht ständig die Uhr im Blick zu haben, ihr Programm nicht abzuändern, weil sie einen Termin wahrnehmen oder irgendwas erledigen musste.

Sie entschied sich, die Ballettstange zu benutzen und begann mit einigen Pliés. Als Scorpius hereinkam, hatte sie gerade den Fuß auf der Stange und die Nase am Knie.

„Gelenkig“, kommentierte er und zog die Augenbrauen hoch, als sie ihn anstarrte. „Stört es dich, wenn ich auch ein bisschen trainiere?“

„Nein, natürlich nicht.“ Es ärgert sie, dass er sie allzu oft in steifen, ungelenken Posen erwischte. Also bemühte sie sich, besonders freundlich zu sein. „Nur zu. Du kannst andere Musik anstellen, wenn du willst. Das stört mich nicht.“ Sie weigerte sich, sich gestört zu fühlen.

Er zuckte nur die Schultern und steuerte auf die Gewichte zu, um das Gerät fürs Bankdrücken vorzubereiten. „Ich wusste gar nicht, dass außer mir schon jemand auf war, bis ich das klassische Gedudel gehört hab.“

„Roxy ist schon unten am Strand, mit ihrer Kamera.“ Kein Grund, sich nicht zivilisiert zu benehmen, sagte Rose sich.

„Im Regen?“

„Wir können anscheinend nicht anders.“ Rose wandte sich ihm zu, um ihm ein Lächeln zu schenken – mehr allerdings noch, weil sie vermutete, dass er sonst auf ihren Hintern glotzen würde.

„Wie ihr wollt. Ich hab ein paar ihrer Aufnahmen gesehen. Ihr solltet im Haus welche aufhängen.“

Rose war überrascht, denn genau das hatte sie geplant. „Ja, stimmt. Also … wie viel drückst du?“

„So fünfundsiebzig Kilo. Du hast gute Arme“, sagte er nach einem weiteren seiner langen Blicke. „Wie viel machst du?“

„Fünfundfünfzig bis sechzig Kilo, wenn mir danach ist.“

„Nicht schlecht.“

Rose beobachtete ihn aus dem Augenwinkel, während sie sich dehnte. Kein Zweifel, der Mann hatte echt Arme. Die Muskeln zeichneten sich ab, quollen jedoch nicht hervor, als er die Gewichte hob und senkte. Oben an seinem glatten rechten Bizeps prangte sowohl eine Narbe als auch eine Tattoo, ein keltisches Symbol für Kraft. Die Bedeutung hatte sie gegoogelt, natürlich aus reinem Interesse an dem Muster.

Sie schätzte es, wenn ein Mann sich in Form hielt. Da sie Scorpius schon in Badeshorts am Strand gesehen hatte – nicht, dass sie ihm besondere Aufmerksamkeit geschenkt hätte –, wusste sie, dass das auf ihn zutraf.

Sie ging zu Crunches über, er zu Curls. Sie baute ein wenig Yoga ein, er wechselte zu Flies. Er war unaufdringlich, so dass sie beinahe vergaß, dass er da war. Sie beendete ihr Workout mit weiteren Dehnübungen.

Dann drehte sie sich um, weil sie sich eine Flasche Wasser holen wollte, und rannte ihn beinahe um.

„Entschuldige.“

„Kein Problem. Sie sind hier ganz schön muskulös, Miss Weasley.“

„Durchtrainiert“, berichtigte sie ihn. „Das `muskulös` gebe ich an Sie weiter, Mr Malfoy.“

Er nahm zwei Flaschen Wasser aus dem kleinen Kühlschrank und reichte ihr eine. Dann drehte er sich so, dass sie mit dem Rücken zum Kühlschrank stand, legte die Hände auf die Hüften und küsste sie mir nichts, dir nichts.

Sie redete sich ein, es wäre nur ihre sprachlose Überraschung – was war das denn? –, die den Augenblick verlängerte, den Kuss, die langsam aufsteigende sinnliche Glut. Sie stieß ihn einen halben Schritt zurück und rang nach Luft.

„Moment. Moment mal.“

„Okay.“

Sie warf ihm ihren vernichtenden Blick zu, unter dem die meisten ganz klein wurden – an ihm schien er abzuprallen. Trotzdem unternahm er keinen weiteren Versuch, über sie herzufallen, sondern stand nur da und sah sie mit seinen wachen eisblauen Augen an.

Katz und Maus, dachte sie. Genau so fühlte sie sich dabei. Doch sie war niemandes Maus.

„Hör mal, wenn du denkst, ich wäre… das, weil alle anderen Pärchen sind und wir…“

„Nein. Das hast du gedacht. Am vierten Juli. Ich erinnere mich sehr gut daran.“

„Das war nur – gar nichts.“

„Mir hat´s gefallen. Aber nein, ich denke das nicht. Mir gefällt nur dein Mund und ich dachte, mal sehen, ob meine Erinnerung mich nicht trügt. Hat sie nicht.“

„Na, dann wäre das ja geklärt.“ Sie stieß ihn mit dem Ellenbogen beiseite und stolzierte hinaus.

Mit einem halb amüsierten, halb zufriedenen Laut ging Scorpius zur Anlage, um andere Musik anzustellen. Zu seiner klassischen Musik gehörten Gitarren und Schlagzeug.
 

Ganz begeistert von dem hiesigen Markt lud Alice ihre Taschen aus. Vielleicht hatte sie es ein bisschen übertrieben, aber da es sie glücklich machte, konnte sie nichts Falsches daran sehen. Sie hatte genug, um ihre Pasteten zu backen, etwas Brot, einen Kuchen – und wozu immer sie sonst noch Lust hatte.

„Ich glaube, es klart auf.“

Als sie sich umdrehte, entdeckte sie Roxy, die in ihrer vom Regen glänzenden Windjacke über die Stufen kam, die zum Strand führten. „Oh ja, das sehe ich.“

„Nein, im Ernst. Siehst du? Schau mal, da drüben.“ Roxy zeigte auf den Himmel im Osten. „Kleine blaue Lücken. Ich bin optimistisch.“

„Und nass.“

„Hab ein paar super Aufnahmen gemacht.“ Roxy holte eine weitere Tasche aus dem Auto. „Dramatisch, verträumt, stimmungsvoll. Merlin, ist die schwer. Was hast du gekauft?“

„Sachen.“

Roxy spähte in die Tasche und grinste breit. „Du willst backen. Ohne Betty Crocker kannst du einfach nicht leben.“

„Und du nicht, ohne Annie Leibovitz zu spielen.“

„Dome faselt auch schon davon, einen Strandgarten anzulegen, indem ihr Kind spielen kann. Mit Pampasgras und einer Rutsche und … ach, was weiß ich. Das macht keine Workaholics aus uns.“

„Nein. Wir sind eben produktiv.“

„Das klingt viel besser.“, stimmte Roxy zu, als sie ihre Last die Treppe hinauf hievten. „Mir macht das so viel Spaß, und jetzt kann ich es gar nicht erwarten, die Bilder zu entwickeln und zu sehen, wie sie geworden sind. Ich hab auch ein bisschen gefilmt. Ich frage mich, wie ich Rose und Albus wohl dazu bringen könnte, eine Dunkelkammer einzurichten.“

„Rose findet den Ort hier genial für zwanglose Strandhochzeiten.“

Nachdenklich schob Roxy die Lippen vor. „Das geht vielleicht zu weit. Obwohl – verdammt, sie hat schon Recht.“

„Wehe du ermutigst sie“, warnte Alice und drehte ihre Tasche so, dass sie die Tür öffnen konnte.

Bevor sie dazu kam, riss Albus die Tür auf. „Da seid ihr ja.“ Er nahm jeder eine Tasche ab. „Brauchten wir Lebensmittel?“

„Ich schon.“

Er stellte die Taschen auf der Arbeitsplatte ab und beugte sich herab, um sie rasch zu küssen. „Guten Morgen. He, Roxanne, du bist ganz nass.“

„Es klart aber auf“, beharrte Roxy. „Ich hol mir jetzt erst mal einen Kaffee. Hast du Frank gesehen?“

„Kurz. Mit einem ungefähr so dicken Buch.“ Albus streckte Daumen und Zeigefinger aus.

„Damit ist er eine Weile beschäftigt.“ Roxy schenkte sich Kaffee ein und winkte ihnen im Hinausgehen zu.

„Ich hab dich heute Morgen im Bett vermisst“, sagte Albus zu Alice. „Ich wurde vom Rauschen des Regens und der Wellen wach und dachte, hm, einfach perfekt hier. Aber dann warst du nicht da, also war es doch nicht perfekt.“

„Ich hatte was zu erledigen.“

„Das sehe ich.“ Albus griff in eine Tasche und holte ein von mehreren Zitronen heraus. „Limonade?“

„Lemonen-Baiser-Pastete, und eine hohe Kirschpastete, denke ich. Außerdem will ich Brot backen und vielleicht einen Kuchen. Verregnete Vormittage sind super zum Backen.“

„Hm, da hab ich aber andere Vorstellungen von verregneten Vormittagen.“

Lachend packte Alice ihre Tasche aus. „Wenn du früher aufgewacht wärst, hätten wie beides haben können. Nein, lass mich auspacken. Ich weiß, wo ich alles haben will.“

Achselzuckend ließ Albus sie gewähren. „Dann gehe ich wohl mal in den Fitnessraum, zumal mir Pasteten bevorstehen. Wenn du den Kassenzettel hast oder noch weißt, was du ausgegeben hast, gebe ich dir das Geld zurück.“

Alice hielt inne. „Warum?“

„Du brauchst hier nicht einzukaufen“, erklärte Albus geistesabwesend, während er sich eine Flasche Butterbier aus dem Kühlschrank nahm.

„Aber du?“ Gegen die Hitzewelle, die an ihrer Wirbelsäule empor kroch, war Alice machtlos.

„Na ja, es ist…“

„Dein Haus?“, beendete Alice den Satz.

„Ja. Aber ich wollte sagen, es ist… gleichberechtigter, weil du ja schon die Arbeit machst.“

„Gestern Abend hat aber keiner gearbeitet, als wir essen gegangen sind und du bezahlt hast.“

„Das war nur … Wo ist das Problem? Beim nächsten Mal bezahlt jemand anderes.“

„Denkst du, ich mache mir was aus deinem Geld? Denkst du, ich bin mit dir zusammen, weil du alle zum Abendessen einladen kannst und so ein tolles Haus hast?“

Albus ließ die Flasche sinken. „Bei Merlins Barte, Alice, was ist eigentlich los?“

„Ich will nicht, dass du mir das Geld gibst. Ich will auch nicht, dass sich jemand um mich kümmert, und das mit dem gleichberechtigt kannst du vergessen. Das wird nämlich nie passieren. Aber ich kann trotzdem selbst bezahlen, und ich kann immer noch meine eigenen Zutaten kaufen, wenn ich Pastete backen will.“

„Okay. Ich verstehe zwar nicht ganz, wieso du so sauer wirst, weil ich dir das Geld für ein paar Zitronen geben will, aber da es nun mal so ist, ziehe ich mein Angebot zurück.“

„Du kapierst es nicht.“, murmelte Alice, während Angelinas verächtliches Küchenmädchen ihr noch in den Ohren schrillte. „Warum solltest du auch?“

„Warum erklärst du es mir nicht?“

Alice schüttelte den Kopf. „Ich backe jetzt. Backen macht mich glücklich.“ Sie griff zu ihrem Zauberstab und schaltete das Radio auf irgendeinem Sender ein. „Also, geh trainieren.“

„Das hab ich vor.“ Doch Albus stellte die Flasche ab, nahm ihr Gesicht zwischen beide Hände und studierte es. „Sei glücklich“, sagte er. Küsste sie, schnappte sich wieder seine Flasche und ging.

„War ich auch“, murmelte sie. „Werde ich auch wieder sein.“ Entschlossen begann sie, ihre Zutaten zurechtzulegen, wie sie sie brauchte.

Als sie Butterflöckchen in ihre Mehlmischung für den Pastetenteig schnitt, kam Scorpius herein.

„Ich liebe es, in der Küche eine Frau zu sehen, die weiß, was sie tut.“

„Stehts zu Diensten, Master Malfoy“, frotzelte sie.

Er ging zur Kaffeekanne, stellte fest, dass der Rest darin abgestanden war und schüttete ihn weg. „Ich mache eine neue Kanne. Willst du auch was?“

„Nein, ich hatte schon genug.“

„Und, was steht auf dem Speiseplan?“

„Pasteten.“ Alice merkte selbst, wie gereizt sie klang und bemühte sich, freundlicher zu sein. „Zitronenbaiser und Kirsch.“

„Für ein Stück guter Kirschpastete hab ich eine Schwäche.“ Sobald Scorpius den Kaffee aufgebrüht hatte, trat er an ihre Arbeitsplatte und betrachtete die Zutaten. „Du nimmst richtige Zitronen für den Zitronenbaiser?“

„Na ja, Mangos hatten sie keine mehr.“ Sie warf ihm einen Blick zu, während sie Eiswasser in ihre Schüssel gab. „Sonst noch was?“

„Du kennst doch diese kleine Dose mit dem Bild von einem Stück Pastete.“

Nun musste Alice doch lachen. „Nicht in meiner Küche, mein Freund. Ich nehme Saft und Schale von echten Zitronen.“

„Wie wär´s damit?“ Scorp schenkte Kaffee ein, spähte dann in einen Schrank. „He, Pop-Tarts. Stört es dich, wenn ich zuschaue?“

Verblüfft hielt Alice inne, um ihn anzustarren. „Du willst zuschauen, wie ich Pasteten mache?“

„Ich sehe gern, wie etwas funktioniert, aber ich kann auch verschwinden, wenn ich dir im Weg bin. Ich habe es als Kind schon geliebt, meiner Mutter beim Backen zuzuschauen.“

„Du darfst nur nichts anfassen.“

„Das hab ihr Frauen gemeinsam. Nichts anfassen…“, schmunzelte Scorpius. „Abgemacht.“ Scorpius setzte sich auf einen Hocker auf der anderen Seite der Arbeitsplatte.

„Kochst du auch manchmal?“

Scorpius riss die Pop-Tarts-Schachtel auf, während er antwortete. „In meiner ersten Zeit in Amerika galt, entweder, ich lerne, mir was zu essen zu machen, oder ich verhungere. Ich hab gelernt. Ich mache verdammt gute Lasagne. Vielleicht koche ich heute Abend, vor allem, wenn es weiter regnet.“

„Roxy behauptet, es klart auf.“

Scorpius sah in den feinen, stetig fallenden Regen hinaus. „Nee.“

„Hab ich auch gesagt.“ Alice griff zur Teigrolle – einer guten aus Marmor. Sie wusste, dass Albus beim Kauf an sie gedacht hatte, und kam sich ganz klein vor, weil sie ihn so angeschnauzt hatte.Ein Seufzer entschlüpfte ihr, als sie Mehl auf ihr Backbrett stäubte.

„Es ist schwer, reich zu sein.“

Sie schaute auf und starrte Scorpius erneut an. „Was?“

„Aber noch schwerer, arm zu sein“, sagte er ebenso leichthin. „Ich bin beides gewesen – relativ. Und ich finde, arm zu sein ist schwerer. Aber reich zu sein ist auch nicht ohne. Ich war reich als Jugendlicher, aber alle haben mich gemieden, da meine Familie bekannte Todesser waren. In Amerika habe ich bei Null angefangen. Ich hatte kein Geld, hab hart dafür gearbeitet und dann kam der Unfall. Bis dahin hatte ich mir ein gutes Polster geschaffen, aber mit der Arbeit war es dann vorbei. Auch wenn mir der Unfall und seine Hintergründe einen Batzen Geld eingebracht haben, so würde ich lieber weiter in dem Beruf arbeiten, der mir so viel Spaß gemacht hat.“

„Wie schwer warst du verletzt?“

„Ein paar Knochenbrüche, die ich vorher noch nicht hatte, und ein paar andere, die ich schon mal hatte.“ Achselzuckend biss Scorpius in ein Pop-Tart. „Der entscheidende Punkt – jedenfalls für mich – ist nur, dass ich richtig im Geld geschwommen bin. Eine Menge anderer Leute sahen das genauso und dachten, sie könnten ein bisschen mit schwimmen. Die Mäuse kommen aus dem Loch und wollen auch was von dem schönen Käse haben. Dann werden sie böse, wenn du ihnen nichts abgibst, oder jedenfalls – ihrer Meinung nach – nicht genug. Hat mir einen völlig neuen Blick darauf verschafft, wer und was mir wichtig ist und wer und was nicht.“

„Ja, das kann ich mir denken.“

„Albus ist schon immer im Geld und Ruhm geschwommen, für ihn ist es also ein bisschen anders.“

Alice hörte auf, den Teig auszurollen. „Hast du uns belauscht?“

„Ich bin vorbeigegangen und hab wohl den Schluss mitgekriegt. Ich hab mir nicht die Ohren zugehalten und ein Lied gepfiffen. Aber vielleicht willst du meine Meinung dazu gar nicht hören.“

„Warum sollte ich?“

Ihr eisiger Ton schien ihm nichts das Geringste auszumachen. „Weil ich das kapiere. Ich weiß, wie es ist, wenn man beweisen muss, dass man alleine zurechtkommt, auf eigenen Füßen stehen kann. Ich komme woanders her als du, aber von gar nicht so weit weg. Meine Mutter redet viel“, erklärte er. „Ich lasse sie reden. Daher kenne ich die Hintergründe ein bisschen.“

Alice zuckte die Achseln. „Ist kein Geheimnis.“

„Nervt aber trotzdem, wenn sich alle über einen das Maul zerreißen, vor allem, wenn das alte Geschichten sind, bei denen es nicht mal um dich geht, sondern um deine Eltern.“

„Im Gegenzug sollte ich dir wohl sagen, ich weiß, dass du deinen Vater verloren hast und dass deine Mutter zurück nach Greenwich gezogen ist, um für deinen Großvater zu arbeiten. Und dass das für dich nicht so toll war.“

„Er ist ein Vollidiot. Immer gewesen.“Scorpius nahm seinen Kaffee und gestikulierte mit dem Becher. „Wie machst du das? Das mit dem Boden. Du kriegst ihn beinahe perfekt rund.“

„Übung.“

„Ja, die braucht man für das Meiste.“ Schweigend sah er zu, wie sie den Teigboden faltete, in die erste Pastetenform legte, wieder auseinander faltete. „Applaus. Aber jedenfalls, meine Meinung …“

„Wenn ich mir deine Meinung anhören soll, kannst du dich auch nützlich machen und die Kirschen entsteinen.“

„Wie?“

Sie reichte ihm eine Haarnadel, nahm selber eine Andere. „So.“ Sie zeigte es ihm, stach mit der Nadel von unten in die Kirsche. Der Stein flog oben heraus.

Scorpius – sehr blaue – Augen leuchteten interessiert auf. „He, das ist genial. Lass mich mal versuchen.“

Er stellte sich bedeutend geschickter an als erwartet. Also schob sie ihm zwei Schüsseln hin.

„Die Steine hier rein, die Früchte da.“

„Verstanden.“ Er machte sich ans Werk. „Albus hat ein anderes Verhältnis zum Geld als die Meisten von uns. Er ist nicht auf den Kopf gefallen, das sicher nicht. Er ist von Natur aus großzügig – und auch so erzogen, wenn nur die Hälfte von dem stimmt, was ich über seine Eltern höre.“

„Sie sind wunderbare Menschen. Unglaublich.“

„Das sagen alle Leute.“ Scorpius arbeitete rasch und geschickt – Alice war echt beeindruckt. „Albus ist mitfühlend und fair – wie sein Vater. Er lässt sich nicht ausnutzen, aber ihm ist es wichtig, sein Geld nicht nur zu seiner eigenen Bequemlichkeit und zu seinem Vergnügen auszugeben, sondern etwas aufzubauen, Spuren zu hinterlassen, das Leben anderer Menschen zu verändern. Er ist echt ein klasse Typ.“

„Das stimmt.“

„Außerdem ist er kein Arschloch, was eine Menge bedeutet. He. Du fängst jetzt aber nicht an zu flennen, oder?“, fragte Scorp zögernd.

„Nein. So schnell flenne ich nicht.“

„Gut. Also, was ich sagen will, ist, er kauft dieses Haus – oder vielmehr, er und Legs kaufen es.“

„Willst du Rose echt Legs nennen?“

„Passt doch, bei den langen Beinen. Das Haus ist eine Geldanlage, klar. Und ein Fluchtpunkt für sie. Aber er – sie beide – öffnen es. Ich meine, sie hätten ja auch sagen können, okay, jetzt machen wir Urlaub. Wir sehen uns in ein paar Wochen wieder. Aber das haben sie nicht getan.“

„Nein, haben sie nicht.“ Scorp stieg beträchtlich in Alices Ansehen. Er verstand, worauf es ankam, und er wusste Dinge zu schätzen.

„Da haben wir also dieses Haus voller Leute. Für mich war es zuerst ein bisschen komisch, einfach mitzukommen, aber das war mein Problem. Für Albus ist es so, wir haben dieses Haus, also nutzen wir es auch. Ohne Druck. Ohne Zwänge.“

„Du hast Recht. Verdammt.“

Wieder begegnete sie dem Blick aus seinen wachen eisblauen Augen, so voller Verständnis, dass sie beinahe doch flennte.

„Aber er kapiert nicht, dass wir unseren eigenen Druck, unsere eigenen Zwänge mitbringen. Das scheint er nicht zu spüren oder zu sehen. Wenn er es täte…“

„Wäre er irritiert oder beleidigt.“

Alice rollte den anderen Teigboden fertig aus und legte ihn in die zweite Form. „Ich sollte in der Lage sein, ihm das zu erklären. Das ist wohl mein Part.“

„Das glaube ich auch.“

„Gerade wo ich angefangen hab, dich zu mögen“, sagte sie, doch sie lächelte dabei.

Als Dome hereinkam, führte Alice gerade vor, wie man am besten Baiser herstellte.

„Turnier im Spielzimmer, in ungefähr einer Stunde.“

„Poker?“ Scorpius Miene hellte sich auf.

„Die Einzelheiten stehen noch nicht fest. Fred und Albus stellen eine Art Zehnkampf aus verschiedenen Spielen zusammen, und Poker ist dabei. Sie streiten gerade über das Punktesystem. Oooh, Pastete.“

„Ich muss das hier fertig machen, dann fange ich an, Brot zu backen, während Scorpius Lasagne backt.“

„Du kochst?“

„Ich würde lieber Poker spielen.“

„Oh. Also, ich könnte…“

„Nee, nee“ Alice zeigte mit dem Finger auf Scorpius. „Wir haben eine Abmachung.“

„Na schön. Aber dann fängt das Turnier erst an, wenn ich hier fertig bin. Und ich mache keinen Abwasch.“

„Klingt vernünftig“, stimmte Alice zu. „Wir brauchen noch anderthalb Stunden“, erklärte sie Dome. „Wenn die restlichen Teilnehmer heute Abend was essen wollen, müssen sie auf uns warten.“

Alice brachte eine Eieruhr mit, die sie auf die Zeit eingestellt hatte, zu der ihr Brotteig zum zweiten Mal aufgegangen sein würde. Ihre Pasteten kühlten auf ihren Gittern aus, und Scorpius Lasagne backte friedlich im Backofen vor sich hin.

Sie hatte den Regentag wirklich gut ausgenutzt.

Als sie ins Spielzimmer kam, stellte sie fest, dass Albus und Fred auf ihre Weise ebenfalls aus sauren Zitronen eine süße Pastete gemacht hatten.

Sie hatten Stationen aufgebaut, die sie sogar nummeriert hatten. Pokertisch, Xbox, Schachbrett, eine Matte für Dance Revolution und das verhasste Tischquidditchspiel.

Beim Tischquidditch war sie grottenschlecht.

Im Laufe der letzten Stunde waren jede Menge Leute in der Küche ein und aus gegangen und hatten Snacks und Getränke geholt. Auf der Bar standen Schüsseln mit Chips, Salsa, Käse, Obst, Kräckern und Möhrchen.

Ebenfalls irgendwann in der letzten Stunde hatte sie eine Anzeigetafel entworfen und die Namen daraufgeschrieben.

„Das sieht ja nach einer ernsten Angelegenheit aus.“

„Wettkämpfe sind nichts für Weicheier“, erklärte ihr Albus. „Rose hat versucht, Zigarren von den Pokerrunden zu verbannen. Sie ist überstimmt worden. Ich höre, Scorp kümmert sich ums Abendessen.“

„Ja. Was das angeht, haben wir alles im Griff. Wir fordern nur ein paar Auszeiten, um zwischendurch nach dem Essen zu sehen.“

„Das ist nur fair.“

Ja, das war er, dachte sie: nur fair. Von Natur aus großzügig, wie Scorp gesagt hatte. Er hatte sich hier große Mühe gegeben – in seinem eigenen Interesse, klar. Der Mann spielte einfach gern. Aber auch, damit alle viel Spaß zusammen hatten.

Sie winkte ihn mit dem Finger in eine ruhigere Ecke, während Roxy sich mit Fred über die Auswahl der Videospiele zankte.

„Ich entschuldige mich nicht für den Inhalt, aber für die Art der Lieferung.“

„In Ordnung.“

„Ich möchte nicht, dass einer von uns beiden jemals das Gefühl hat, deine Brieftasche müsse stets geöffnet sein.“

Für einen Augenblick sah Albus frustriert aus. „Das hab ich ja gar nicht. Und du auch nicht. Es ist nicht…“

„Das ist das Entscheidende.“ Alice stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihn zart zu küssen. „Vergessen wir das Ganze. Du wirst gleich genug zu tun haben, wenn ich dich bei diesem Turnier in die Pfanne haue.“

„Keine Chance. Die Trophäe für die Ersten Jährlichen Weasley-Potterschen Strandmeisterschaften gehört so gut wie mir.“

„Es gibt eine Trophäe?“

„Ja, natürlich. Fred und Rose haben sie gemacht.“

Alices Blick folgte seinem Finger. Auf dem Kaminsims stand ein Stück Treibholz oder Strandgut, auf dem Muscheln so angeordnet waren, dass es wie ein angedeuteter Bikini aussah. Getrocknete Algen bedeckten den `Kopf`. Dazu hatten sie ein Gesicht mit einem zähnefletschenden Grinsen aufgemalt.

Alice musste laut lachen und ging hin, um sich das Ding genauer anzusehen.

Besser, dachte Albus. Sie hatte abgeschüttelt, was auch immer an ihr genagt hatte. Doch es abzuschütteln bedeutete nicht, dass es nicht in irgendeiner Ecke lauerte, um erneut an ihr zu knabbern.

Er hatte Zeit gehabt, darüber nachzudenken, und er glaubte, zumindest teilweise zu verstehen, worum es ging – und woher das alles kam. Er glaubte auch zu wissen, wie er es genau herausfinden konnte. Er warf einen blick zu Dome herüber, die hinter der Bar stand. Er brauchte nur den richtigen Zeitpunkt abzupassen und die Sache geschickt anzugehen.

„Die Spiele sind eröffnet“, rief Fred. „Alle ziehen eine Nummer für die erste Runde.“
 

Beim Tischquidditch war sie wirklich grottenschlecht. Sie versagte so kläglich, dass selbst Frank gegen sie gewann. Das war nun wirklich demütigend.

Beim Flipper dagegen hatte sie mit Glück und Geschick geglänzt, so dass sie dabei am Ende sogar knapp vor Fred und Al lag. Sehr zu deren Verdruss.

Sie spürte, dass sie sich auch beim Poker wacker schlagen würde. Gerade legten sich jedoch Scorp und Rose bei Dance Revolution ins Zeug. Sie würde eine astreine Darbietung abliefern müssen, um noch den Hauch einer Chance auf die Trophäe zu haben.

Gerade trank sie ein Glas Feenwein, als Rose und Scorpius die zweite von drei Runden mit der bestmöglichen Bewertung abschlossen.

Mist, damit war sie wahrscheinlich aus dem Rennen. Dabei war sie so stolz auf sich gewesen, dass sie beim Zauberschach nicht nach fünf Zügen Schachmatt war.

Wahrscheinlich war es unfair zu denken, durch Scorpius Anwesenheit würde die Gruppe ausgewogener – aber so war es. Rose konnte sicherlich selbst einen Mann finden, wenn sie einen wollte, aber es war einfach nett, dass einer da war. Außerdem sahen sie zusammen richtig gut aus. Richtig gut.

Und vielleicht sollte sie doch wieder auf Wasser umsteigen, wenn sie auch nur ansatzweise versuchte, die beiden zu verkuppeln.

Achselzuckend trank sie noch einen Schluck und bereitete sich auf ihre Runde mit der Xbox vor. Vor der letzten Runde lag sie zusammen mit Roxy auf dem Fünften Platz, nachdem sie Fred bei Dance Revolution vernichtend geschlagen hatte.

„Verdamte Wii“, maulte er. „Damit ist mein guter Tabellenplatz futsch.“

„Du bist Vierter.“ Dome piekte ihn in den Bauch. „Ich bin die Allerletzte. Niemand nimmt Rücksicht auf mich und meine Schwangerschaft.“ Sie nahm ihm die Zigarre aus der Hand. „Wenn ich nicht rauche, tust du es auch nicht.“

Nach weiteren vierzig Minuten, ging Alice beim Pokern aufs Ganze. Wenn sie den Pott gewann, würde sie in Führung gehen und möglicherweise Dome und Roxy ausschalten, vielleicht sogar Frank.

Alice verspürte ein Kribbeln, als die anderen in der Runde einer nach dem anderen ausstiegen. Bis auf Frank.

Er überlegte, wägte ab – endlos, so kam es ihr vor. Dann ging er mit.

„Herz-Flush mit As.“ Sie breitete ihre Karten aus.

„Sehr schön“, lobte Albus sie.

„Oh.“ Frank rückte seine Brille zurecht und sah betrübt aus. „Full House. Damen-Drilling mit Siebener-Pärchen. Tut mir leid.“

„Jippie!“, schrie Roxy, worauf Alice sie finster ansah.

„Tut mir leid, dass ich jubeln muss. Wir heiraten doch.“

„Vielleicht kannst du mal nach der Lasagne sehen.“, sagte Scorp.

„Ja, kann ich machen.“ Alice schob sich vom Tisch zurück. „Das liegt nur an dem dämlichen Tischquidditch.“

Sie ließ sich Zeit, nahm die Lasagne aus dem Backofen und stellte sie warm. Dann ging sie schließlich auf die Terrasse hinaus.

Roxys Vorhersage war endlich eingetroffen. Es hatte aufgeklart. Auch wenn es den ganzen Tag gedauert hatte, leuchtete der Himmel jetzt wieder blau. Später würde der Mond herauskommen und die Sterne. Ein wunderschöner Abend für einen Spaziergang am Strand.

Als sie zurück nach oben kam, sah sie, wie Dome sich an der Bar ein Glas Wasser einschenkte.

„Bist du raus?“

„Ich bin raus.“

„Jippie. Dann werde ich nicht Letzte.“

„Dafür könnte ich dich jetzt hassen, aber ich bin großzügig. Fred ist bist auf ein paar Chips abgebrannt. Unsere Liebe hat uns heute weder Glück noch Geschick gebracht. Aber, Merlin, es hat Spaß gemacht. Oops, da fliegt er raus. Ich gehe ihn besser mal bedauern.“

Es dauert noch eine halbe Stunde bis zur Endausscheidung, dann noch ein paar Minuten, bis alles ausgezählt war.

Endlich wandte Albus sich von der Anzeigetafel ab, um zu der Trophäe zu greifen. „Ladies und Gentleman, wir haben ein Unentschieden. Rose Weasley und Scorpius Malfoy kommen beide auf einhundert achtundsiebzig Punkte.“

Scorpius grinste Rose an. „Sieht so aus, als würden wir uns die Beute teilen, Legs.“

„Wir könnten auch ein Stechen machen, aber ich bin einfach zu müde.“ Sie streckte Scorp die Hand hin. „Wir teilen.“
 

Am nächsten Tag fand Albus die Gelegenheit, längere Zeit allein mit Dome zu sprechen. Er schlug vor, mit ihr zur ortsansässigen Gärtnerei zu fahren, um zu sehen, was für Pflanzen Dome gern in den Garten setzen wollte.

Sie war so begeistert von der Idee, dass er ein etwas schlechtes Gewissen bekam. Er würde das wiedergutmachen, beschloss er, indem er sie aussuchen ließ, was immer sie wollte, selbst wenn er einen ganzen Trupp hiesiger Landschaftsgärtner anheuern musste, um den Garten zu pflegen. Diese Gewissensberuhigung vermasselte Dome ihm jedoch, kaum das sie zu ihm ins Auto stieg.

„Es muss auf jeden Fall pflegeleicht sein“, begann sie. „Ich würde zu gern eine Flut von Farben und Strukturen gestalten, aber du lebst ja nicht hier. Es ist Unsinn, das alles anzulegen und dann Leute zur Gartenpflege anzustellen, wenn du nur ab und zu einmal hier bist.“

„Stimmt.“ Was immer sie wollte, sagte er sich erneut. Ganz gleich, was.

„Als Nächstes kommt es darauf an, Pflanzen und Gräser auszusuchen, die typisch für eine Küstenlandschaft sind, damit das Ganze natürlich aussieht. Das macht sicher Spaß!“
 

„Und wie.“

„Doch, im Ernst.“ Lachend piekte Dome ihn in die Seite. „Mir wird das wirklich Spaß machen, und außerdem betrachte ich es als kleine Gegenleistung meinerseits für diesen Urlaub. Es ist so schön hier, Albus. Wir sind alle so glücklich, dass wir hier sein dürfen. Fred und ich haben sogar überlegt, ob wir kurz vor der Geburt uns hierher nochmal zurückziehen, um für uns allein zu sein.“

„Könnt ihr gerne machen. Gegenleistung? Nun hör aber auf, Dome.“

„Es ist ein gutes Gefühl, etwas zu tun, um meine Dankbarkeit zu zeigen. Das kannst du mir nicht nehmen, also versuch es gar nicht erst. Merlin, ist das ein herrlicher Tag. Ich kann es kaum erwarten anzufangen.“

„Es ist schön, mal raus zukommen und abzuschalten. Das tut allen gut.“

„Zweifellos.“

„Den Stress hinter sich zu lassen. Den haben wir sonst alle. Nicht nur beruflich, sondern auch in anderen Bereichen. Alices Auseinandersetzung mit Angelina war zum Beispiel reichlich zusätzlicher Stress für sie.“

„Oh, sie hat dir davon erzählt. Ich war mir nicht sicher, ob sie das tun würde.“ Domes Stirn umwölkte sich, als sie sich zurücklehnte.

„Zum Glück hat sie Angelina erwischt, bevor sie einfach bei Roxy und Frank rein marschiert ist, aber es gefällt mir nicht, dass sie ganz alleine mit Angelina fertig werden musste.“

„Sie hat es geschafft und Angelina Paroli geboten. Aber ich weiß, was du meinst. Sie hatte keinerlei Unterstützung, als Angelina so über sie hergezogen ist. Sie war so aufgewühlt. Die Frau weiß ganz genau, wo sie den Zauberstab ansetzen muss.“

„Nichts von dem, was Angelina sagt, hat irgendeine Bedeutung.“

„Nein, aber Worte tun weh, und sie weiß, welche sie benutzen muss. Sie ist… Sie ist ein Raubtier, jawohl, und sie schlägt gezielt an den Schwachstellen zu. Bei Alice kannte sie keine Gnade. Erst ging es um ihre Eltern, dann um dich. Immer feste drauf.“

„Eltern sind für viele Menschen ein Schwachpunkt. Aber Alice kann stolz darauf sein, was sie – in vieler Hinsicht trotz ihrer Eltern - aus ihrem Leben gemacht hat.“

„Das sehe ich ganz genauso, aber für dich und mich ist es einfacher, weil wir nicht mit diesem trotz zu kämpfen hatten. Wir haben von unseren Eltern immer Liebe und Unterstützung erfahren. Wenn du dagegen hörst, dass deine Mutter so schwach war und hatte noch dazu einen so schlechten Geschmack, dass sie eine Affäre mit dem gleichen Mann wie Angelina hatte, dann musst du das erst einmal schlucken. Und während Alice noch daran verdaut, knallt diese Zicke ihr um die Ohren, wie die Leute deinetwegen über sie reden und lachen. Darüber, dass sie sich einbildet, du könntest es mit einer wie ihr jemals ernst meinen. Und dann beleidigt Angelina sie auch noch. Von wegen, bei ihrer Herkunft wüsste doch jeder, dass sie sowieso nur hinter dem Geld und Status der Potters her wäre.“ Vor Wut schäumend hielt Dome kurz inne, und Albus dachte schweigend über die Bedeutung ihrer Worte nach.

„Sie hat das Ganze zu einem hässlichen Paket geschnürt“, fuhr Dome fort, „in dem Alice die niederträchtige Gestalt ist, die nur dein Geld will, und du der miese Typ, der die Freundin seiner Cousinen flachlegt, weil sich gerade die Gelegenheit bietet. Und weil Angelina genauso denkt, hat sie das Messer richtig tief in die Wunde gestoßen. Alice hat geweint, und man muss sie praktisch mit einem Stock verprügeln, um sie zum Weinen zu bringen. Wenn Angelina noch nicht weg gewesen wäre, als ich dazukam, hätte ich… Oh, scheiße. Davon hat Alice dir nichts erzählt.“

„Sie hat mir von Angelina erzählt und davon, dass sie sie rausgeschmissen hat. Aber einige entscheidende Punkte hat sie ausgelassen.“

„Verdammt noch mal, Al! Verdammt! Du hast mich dazu verleitet, den Rest zu erzählen.“

„Vielleicht, aber habe ich nicht das Recht, es zu erfahren?“

„Kann sein, dass du das Recht hast, aber ich habe nicht das Recht, es dir zu sagen. Du hast mich in eine Falle gelockt, damit ich meine Freundin verrate.“

„Du hast niemanden verraten.“ Albus fuhr auf den Parkplatz der Gärtnerei, parkte und wandte sich zu Dome. „Hör mal, wie soll ich das geradebiegen, wenn ich nichts davon weiß?“

„Wenn Alice wollte, dass du was geradebiegst …“

„Alice kann es offenbar nicht ertragen, wenn ich irgendwas geradebiege. Davon mal abgesehen ist Angelina allerdings ein Problem. Sie ist ein Problem für uns alle, aber in diesem besonderen Fall hat sie Alice angegriffen. Sie hat ihr wehgetan. Wolltest du vorhin nicht sagen, du hättest sie fertiggemacht, wenn du rechtzeitig davon erfahren hättest?“

„Ja, aber…“

„Glaubst du, ich bin mit Alice zusammen, bloß weil sich die Gelegenheit bot? Dass ich mit ihr schlafe, nur weil sie so leicht zu haben ist?“

„Nein, natürlich nicht.“

„Aber ein Teil von Alice denkt so.“

„Es steht mir nicht zu, das zu beantworten, und es ist nicht fair von dir, mich das zu fragen.“

„Okay. Dann stelle ich die Frage anders.“

Dome riss sich die Sonnenbrille herunter, um Albus einen wütenden Blick zuzuwerfen. „Komm mir nicht mit deinem Anwaltsgehabe, Albus Severus. Ich bin gerade stinksauer auf dich.“

„Das ist nicht gut für das Baby. Aber ich musste das wissen. Alice lässt mich in dem Punkt nicht an sich heran. Teils aus Stolz, glaube ich, aber die andere Hälfte glaubt tatsächlich, es wäre so, wie Angelina sagt. Vielleicht ist das meine Schuld, zumindest teilweise. Gestern kam mir der Gedanke, dass so was dahinterstecken könnte, aber ich brauchte eine Bestätigung dafür.“

„Schön für dich.“ Dome wollte ihre Tür aufstoßen, doch Albus legte ihr die Hand auf den Arm.

„Dome, wenn ich so was nicht weiß und mich nicht entsprechend verhalten kann, tue ich ihr weh. Ich will ihr nicht wehtun.“

„Du hättest sie direkt fragen sollen.“

„Sie hätte mir nichts gesagt. Du weißt genau, dass sie nichts sagt, wenn ich sie nicht irgendwie in die Ecke treiben kann. Das kann ich jetzt. Verdammt, gestern hab ich ihr wehgetan, weil ich ihr angeboten habe, ihr das Geld für die Sachen zurückzugeben, die sie eingekauft hatte. Nur, weil ich das nicht kapiert hab. Es geht nicht um Angelina, obwohl ich schon vorhatte, sie mir vorzuknöpfen. Das werde ich auch noch tun. Aber hier geht es um mich und Alice.“

„Wenigstens das hast du richtig verstanden.“ Dome stieß einen Seufzer aus. „Aber du hast mich in eine unmögliche Lage gebracht, Albus.“

„Das tut mir leid. Trotzdem muss ich dich bitten, noch dort zu bleiben, indem du Alice kein Sterbenswörtchen von unserem Gespräch erzählst. Nicht, bevor ich mit ihr geredet habe. Wenn sie nicht felsenfest an das glaubt, was zwischen uns ist, klappt das nie. Dann passt es einfach nicht. Und wenn ich – zumindest teilweise – dafür verantwortlich bin, muss ich das geraderücken. Also bitte ich dich, mir eine Chance zu geben, es geradezurücken.“

„Merlin, du bist echt gut. Wie kann ich da Nein sagen?“

„Ich meine es ernst. Alice und ich müssen beide einen Teil unseres Panzers und unseres Schutzpolsters ablegen und sehen, was darunter ist. Ich möchte, dass du mir dazu eine Chance gibst.“

„Ich hab euch beide lieb und will, dass ihr beide glücklich seid. Also kann ich dir nur raten, die Sache zu klären, Al. Wenn du es vermasselst oder zulässt, dass sie es vermasselt, mache ich dich dafür verantwortlich.“

„Das ist nur fair. Bleibst du jetzt sauer auf mich?“

„Das sage ich dir, wenn du mit ihr gesprochen hast.“

„Dominique.“ Albus beugte sich rüber und küsste sie auf die Wange.

„Oh.“ Diesmal stieß sie hörbar den Atem aus. „Gehen wir Pflanzen kaufen.“

Albus bemühte sich, nicht die Geduld zu verlieren, als Dome ewig anschaute, auskundschaftete und auswählte. Zumal sie ihm, wenn er auch nur daran dachte, sie ein wenig zur Eile anzutreiben, einen eiskalten Blick zuwarf.

Schließlich luden sie in den Wagen, was hineinpasste, und veranlassten, dass der Rest – und es war ein üppiger Rest – geliefert wurde.

„Geh mit ihr runter an den Strand“, sagte Dome auf der Rückfahrt. „Weg von uns Anderen. Versuch nicht, im oder ums Haus mit ihr darüber zu reden. Sonst ist die Gefahr zu groß, dass ihr unterbrochen werdet. Und damit hätte sie die Chance, sich zu sammeln und dir auszuweichen.“

„Das ist ein guter Tipp. Danke.“

„Bedank dich nicht bei mir. Vielleicht tu ich das gar nicht für dich, sondern nur für sie.“

„Auch dann – danke.“

„Ein langer Spaziergang, und glaub mir, wenn sie davon aufgewühlt zurückkommt, trete ich dir in den Hintern. Oder lasse Fred das machen.“

„Ich weiß gar nicht, ob er das könnte. Aber du könntest es.“

„Denk daran und vermassele es nicht.“ Dome schwieg einen Augenblick. „Liebst du sie?“

„Ja, natürlich.“

Dome drehte sich zu ihm um. „Das ist eine dämliche Antwort. Echt dämlich. Ich sollte dir wirklich in den Hintern treten.“

„Warum…?“

„Nein.“ Dome schüttelte den Kopf und starrte stur geradeaus. „Keine Hinweise mehr. Du musst das alleine hinkriegen, sonst ist es nicht echt. Ich verziehe mich jetzt. Das Shoppen war doch anstrengend. Danach fange ich mit den Pflanzen an, dann bin ich aus dem Weg. Das ist das Beste, was ich für euch tun kann.“ Sie biss sich auf die Lippe. „Aber sag nicht natürlich, du Idiot.“

„Okay.“

Als Albus vor dem Haus parkte, hielt Dome Wort. Sie lud die Gartengeräte aus, die sie gekauft hatte, und vergrub sich in ihr Zimmer.

Sein Vorhaben, Alice zu einem langen Spaziergang zu überreden, musste Albus trotzdem verschieben.

„Alice ist mit Rose weggefahren. Shoppen“, berichtete Fred. „Rose wollte ein paar Sachen fürs Haus kaufen. Sie hatte eine Liste. Außerdem ging es um Ohrringe. Roxy ist im Pool, Frank ist mit einem Buch unten am Strand, Scorp ist irgendwo. Ich wollte gerade auch runtergehen.“

„Haben sie gesagt, wann sie zurückkommen? Alice und Rose?“

„Merlin, sie sind shoppen. Das kann eine Stunde dauern oder drei, vier Tage.“

„Stimmt.“

„Probleme?“

„Nein, nein. Ich wollt´s nur wissen.“

Fred setzte seine Sonnenbrille auf. „Strand?“

„Ja. Ich komm gleich runter.“

„Wahrscheinlich muss ich nachsehen, ob es Dome gut geht oder ob sie Hilfe braucht, bevor ich an den Strand gehe – vielen Dank.“

„Warte nur, bis der Rest geliefert wird. Für das Meiste hatten wir im Auto gar keinen Platz.“

„Na, super.“

Als Alice und Rose nach einer Stunde noch nicht zurück waren, unterdrückte Albus seinen aufkommenden Ärger. Er tigerte auf der Terrasse herum, spielte im Kopf verschiedene Szenarios durch, wie er es vor seinen Auftritten vor Gericht tat.

Zwischendurch drang immer wieder Domes Stimme, Fred, Franks, Roxys, Scorpius an sein Ohr. Er sah sie am Strand, im Wasser, auf dem Weg. Als er sie zurück kommen hörte –wahrscheinlich, um irgendwas zu Mittag zu essen –, ging er ganz allein ans Meer, um zu schwimmen und noch mehr nachzudenken.

Als der Nachmittag weiter voranschritt, überlegte er, Alice auf dem Handy anzurufen. Er war wirklich kurz davor, als er endlich Rose Wagen in die Einfahrt einbiegen sah. Er ging runter, während die Beiden bergeweise Einkaufstüten ausluden und dabei kicherten wie die Kinder, die mit beiden Händen in die Keksdose greifen. Er hatte keine Entschuldigung dafür, aber es machte ihn wahnsinnig.

„Oh, Dome, das sieht fantastisch aus!“, rief Rose.

„Allerdings, und dabei bin ich nicht mal ansatzweise fertig.“

„Mach mal Pause. Komm und schau, was wir mitgebracht haben. Wir hatten so viel Spaß. He.“ Alice hielt inne, um Albus ein süffisantes Grinsen zu schenken. „Du kommst gerade rechtzeitig, um den ganzen Kram ins Haus zu schleppen. Und, Merlin, es ist allerhöchste Zeit, den Mixer an zuschmeißen. Shoppen macht Durst auf Margaritas am Strand.“

„Ich habe schon angefangen, mir Sorgen zu machen.“ Als er hörte, in welchem Ton er sprach, zuckte Albus beinahe selbst zusammen.

„Ach, mach keinen Aufstand, Papa. Hier.“ Sie schob ihm Tüten hin. „Dome, wir haben einen ganz tollen Geschenkartikelladen entdeckt. Da müssen wir nochmal hin!“

„Du meinst, sie haben da noch was übrig?“ Scorpius kam näher, um auch ein paar Tüten zu tragen.

„Ich glaube, im Umkreis von achtzig Kilometern waren wir in jedem Laden, aber ein paar Sachen haben wir noch dort gelassen. Jetzt schau nicht so miesepetrig.“ Alice lachte Albus an. „Ich hab dir auch was mitgebracht.“

Da ihm nichts anderes übrig blieb, schleppte Albus Tüten nach oben. Und musste zurücktreten, während die beiden Frauen sich darüber hermachten, um ihre Eroberungen zu zeigen.

„Sollen wir ein bisschen am Strand spazieren gehen?“, fragte er Alice.

„Soll das ein Witz sein? Ich bin schon eine halbe Millionen Kilometer gelaufen. Ich brauch eine Margarita. Wer ist dran mit dem Mixer?“, rief sie.

„Ich kümmere mich drum.“ Scorpius verschwand in Richtung Küche nicht ohne Rose Beinen einen anerkennenden Blick zuzuwerfen.

Albus warf Dome einen Blick zu, in der Hoffnung auf Unterstützung. Sie zuckte nur die Achseln und bewunderte weiter die Ausbeute der Freundinnen. Revanche, dachte er.

„Hier.“ Alice reichte ihm eine Schachtel. „Ein Andenken.“

Da er gegen die Beiden nicht ankam, setzte Albus sich.

„Ein Sonnenfänger“, erklärte sie, als er das Päckchen öffnete. „Aus Recycling-Glas am Strand.“ Sie streckte die Hand aus, um eine der glatten bunten Scherben zu befühlen. „Ich dachte, vielleicht magst du ihn bei dir aufhängen – um die guten Zeiten zurück zu brignen.“

„Er ist wunderschön.“ Albus tippte ein Stück an, so dass mehrere andere tanzten und klickend zusammenstießen. „Wirklich. Danke.“

„Ich habe mir einen kleineren gekauft, für mein Wohnzimmer. Ich konnte nicht widerstehen.“

Sie tranken Margaritas und sprachen übers Abendessen. Albus konnte sie nicht bewegen, sich nicht vom Fleck rühren.

Geduld, ermahnte er sich.

Bis kurz vor Sonnenuntergang gelang es ihm, sich an seinen eigenen Rat zu halten.

„Spaziergang. Strand. Du und ich.“ Er fasste nach ihrer Hand und zog sie zur Tür.

„Aber wir wollen gleich…“

„Später.“

„Tyrann“, sagte sie, verschränkte jedoch die Finger mit seinen. „Und, Merlin, ist das schön hier draußen. Schau dir den Himmel an. Ich schätze, ich bin dem Strand einen Besuch schuldig, nachdem ich fast den ganzen Tag shoppen war.“ Sie schnippte mit dem Finger an ihre neuen Ohrringe. „Aber jetzt hab ich so hübsche Sachen, die mich an die beiden Wochen erinnern. Wenn wir nächsten Winter im Nebel versinken, brauche ich mich nur umzuschauen und kann sagen, es wird auch wieder Sommer.“

„Ich wünsche mir, dass du glücklich bist.“

„Gerade jetzt ist dein Wunsch mir Befehl. Ich bin glücklich.“

„Ich muss mit dir reden, dich was fragen.“

„Klar.“ Alice drehte sich um und ging rückwärts, um zum Haus hinauf zuschauen. „Dome hatte Recht mit den Pflanzen und Gräsern.“

„Alice, du musst mir mal zuhören.“

Sie blieb stehen. „Kein Problem. Was ist los?“

„Ich bin nicht ganz sicher. Das musst du mir sagen.“

„Dann ist gar nichts los.“

„Alice.“ Er nahm ihre beiden Hände. „Du hast mir nicht erzählt, dass Angelina meinetwegen über dich hergefallen ist. Wegen dir und mir.“ Er spürte, wie ihre Hände sich in seinen verkrampften.

„Ich hab dir doch gesagt, ich bin mit ihr fertig geworden. Dome hatte kein Recht, dir…“

„Nicht ihre Schuld. Ich hab sie dazu verleitet, es mir zu sagen. Sie hatte gedacht, du hättest mir schon die ganze Geschichte erzählt. Und das hättest du auch tun sollen. Mehr noch, Alice, viel mehr noch hättest du mir erzählen müssen, dass du das Gefühl hattest, an dem, was Angelina gesagt hat, könnte ein Körnchen Wahrheit sein. Wenn ich irgendwas getan oder gesagt hab, das dich auf einen solchen Gedanken gebracht hat …“

„Hast du nicht. Vergessen wir das Ganze.“

„Nein.“ Er hielt sie noch fester, als sie ihre Hände befreien wollte. „Sie hat dir wehgetan, und ich indirekt auch. Ich kann nicht vergessen, dass ich daran beteiligt war, dir wehzutun.“

„Vergiss es, Albus. Vergeben und vergessen. Ich will nicht über Angelina sprechen.“

„Das tun wir auch gar nicht. Wir sprechen über dich und mich. Verdammt, Alice, kannst du nicht offen mit mir reden? Können wir nicht offen miteinander reden?“

„Das tue ich doch. Ich hab gesagt, es ist nichts.“

„Das stimmt nicht. Da ist sehr wohl was, wenn du so unter die Decke gehst, weil ich dir anbiete, dir das Geld für ein paar blöde Einkäufe zu geben. Oder für eine Torte, die du für mich backen solltest. Auch darum geht es nicht, aber um das, was dahintersteckt.“

„Und ich hab dir klipp und klar gesagt, du brauchst nicht deine Brieftasche zu zücken. Es kommt nicht infrage, dass du mich anstellst …“

„Alice.“ Sein vollkommen vernünftiger Ton brachte sie zum Schweigen. „Das war nie meine Absicht. Nie. Und das müsstest du wissen. Du hast gesagt, wir beiden müssten gleichberechtigt sein, aber das kann ich nicht sein, wenn du mir nicht sagst, was du willst, was du brauchst, was du fühlst.“

„Wie kannst du das nicht verstehen?“, wollte Alice wissen.

„Weil du es mir nicht sagst.“

„Dir nicht sage? Die ganze Zeit. Du kannst mich anschauen, mich berühren, mit mir zusammen sein und es nicht verstehen?“

Sie wirbelte davon, fuhr wieder herum. „Okay, okay. Ich bin selbst für meine Gefühle verantwortlich, und es ist zweifellos dumm von mir, zu warten, zu warten und zu hoffen, dass du es erkennst. Ich muss es dir sagen? Schön, dann sage ich es dir. Gleichberechtigung? Es kann keine Gleichberechtigung geben, solange du mich einfach magst und ich so hoffnungslos in dich verliebt bin. Ich war schon immer hoffnungslos in dich verliebt, und du hast es nie gemerkt.“

„Warte…“

„Nein. Du willst, dass ich offen bin? Kannst du haben. Du bist meine große Liebe. Das bist du schon immer gewesen. Nichts, nichts, was ich getan habe, hat daran was geändert. Ob ich nach Paris gezogen bin, gearbeitet habe, um meinen Weg zu finden, aus mir was gemacht habe, worauf ich stolz sein konnte. Es war immer noch da. Albus ist meine große Liebe, und ganz gleich, was ich tue oder erreiche, das fehlt mir immer noch. Meine Versuche, für andere Männer ernsthaft was zu empfinden? Lückenbüßer oder völlige Flops. Weil keiner von ihnen du war.“

Unwirsch fegte sie sich das Haar aus dem Gesicht, als der Wind es ihr in die Augen blies. „Durch vernünftige Argumente oder Abblocken kam ich nicht dagegen an, ganz gleich, wie schmerzhaft oder demütigend es war oder wie rasend es mich machte. Ich habe mich damit damit auseinandergesetzt, und dann hab ich das geändert. Ich hab es geändert, Albus.“

„Du hast Recht.“ Er streckte die Hand aus, um die Tränen, die sie so selten vergoss, von ihrer Wange zu wischen. „Hör zu…“

„Ich bin noch nicht fertig. Ich hab das geändert, aber du versuchst immer noch, du wirst immer versuchen, dich um alles zu kümmern. Um mich. Ich will nicht, dass du dich für mich verantwortlich fühlst. Oder mir gegenüber verpflichtet. Ich will nicht dein Haustier sein. Auf gar keinen Fall.“

„Um Himmels willen, das bist du für mich auch nicht. So empfinde ich nicht. Ich liebe dich.“

„Ja, du liebst mich. Du liebst uns alle, und nach dem Tod von Rose Eltern musstest du eben die Führungsrolle übernehmen. Das weiß ich, Al. Ich verstehe das und habe Mitgefühl für dich und das, was du mit durchmachen musstest. Seit ich mit dir zusammen bin, verstehe ich das besser und habe auch größeres Mitgefühl.“

„Darum geht es nicht.“

„In gewisser Weise geht es immer darum. Aber jetzt ist das was anderes, mit uns. Sollte es zumindest sein. Für mich ist – oder war – es okay so, wie es ist. Hab ich dir nicht gerade gesagt, ich bin glücklich? Was ich brauche und will? Wenn ich dir das sagen, dir eine blöde Liste geben muss, dann ist es nicht mehr, was ich brauche und will. Ich verlange von dir keinen Heiratsantrag. Keine Versprechen. Ich kann im Augenblick leben und glücklich sein. Ich habe das Recht, verletzt und aufgewühlt zu sein, wenn jemand wie Angelina mir so die Haut aufschürft. Und ich habe das Recht, das für mich zu behalten, bis die Haut nachgewachsen ist. Es ist nicht nötig, dass du dich darum kümmerst. Du brauchst nicht alles wiedergutzumachen, das will ich gar nicht. Und du brauchst mich auch nicht wegen meiner Gefühle zu bedrängen, wenn ich dich nicht bedränge.“

„Nein“, murmelte Albus. „Das tust du nicht. Warum eigentlich nicht?“

„Vielleicht will ich die Antworten nicht hören. Nein, ich will sie nicht hören“, sagte sie, bevor er sprechen konnte. Ich will nicht hören, was du zu sagen hast, wenn ich vor dir gerade mein Innerstes nach außen gekehrt habe und mir wie ein Idiot vorkomme. Das kannst du nicht verlangen. Jetzt muss ich mir das erst einmal von der Seele laufen. Ich muss die Fassung wiedergewinnen. Lass mich einfach allein. Geh weg.“

Albus sah ihr nach, wie sie den Strand runter rannte. Er konnte ihr nachlaufen, dachte er. Er konnte sie locker einholen und sie zwingen, ihn anzuhören. Doch zuhören würde sie ihm nicht.

Er ließ sie gehen.

Er begriff, dass sie mehr als Worte brauchte. Und er wollte ihr mehr geben. Sie hatte vielleicht vor ihm ihr Innerstes nach außen gekehrt, dachte er, doch dadurch hatte sie ihm sehr deutlich gezeigt, was in ihm war.
 

Sie rannte und marschierte sich alles von der Seele, kam dabei wieder zur Ruhe. Die Wahrheit, das hatte sie nun begriffen, war, dass es irgendwann und irgendwo unweigerlich zu diesem Augenblick am Strand gekommen wäre. Sie hätte sich nicht ewig davor drücken können. Das konnte und wollte keiner von ihnen. Besser, es passierte früher als später.

Wenn es jetzt mit Albus aus war, würde sie darüber wegkommen. Sie wusste, wie sie ihre Wunden pflegen und mit ihren Narben leben konnte.

Er würde nett zu ihr sein, sie würde das hassen. Dann würde es weitergehen. Irgendwie.

Sie ging über die Außentreppe in ihr Zimmer hinauf, in der Hoffnung, bis zum nächsten Morgen niemandem mehr zu begegnen.

Doch ihre drei Freundinnen warteten auf sie.

Dome stand auf. „Es tut mir leid. Es tut mir so leid, dass ich ihm was von Angelina gesagt hab.“

„Es ist nicht deine Schuld, und es macht auch nichts.“

„Doch, das ist es, und das tut es. Es tut mir leid.“

„Es ist meine Mutter, die diese Bombe gezündet hat. Das tut mir leid.“

„Er ist mein Lieblingscousin.“ Rose streckte ihr die Hand hin. „Es tut mir leid.“

„So viel Leid auf einen Haufen.“ Alice setzte sich aufs Bett. „Niemand ist schuld, ehrlich. Es ist einfach, wie es ist. Aber ich glaube, heute schwänze ich mal den lustigen Spieleabend. Euch fällt bestimmt eine Entschuldigung für mich ein, oder? Kopfschmerzen, Erschöpfung vom Shoppen, eine Margarita zu viel.“

„Klar, aber…“ Roxy brach ab und sah Rose und Dome an.

„Was? Was denn noch?“

„Albus ist weg.“ Rose setzte sich neben sie.

„Weg? Was soll das heißen, weg?“

„Er hat gesagt, er ist morgen früh wieder da. Er müsse kurz weg und was erledigen. Er hat es so hingestellt, als ginge es um was Berufliches, aber…“

„Das hat ihm keiner abgekauft.“ Alice stütze den Kopf in die Hände. „Super. Echt super. Ich hab ihm gesagt, er soll weggehen. Seit wann hörte er denn auf mich? Jetzt ist alles im Eimer. Ich hätte weggehen sollen. Du liebe Zeit, es ist sein Haus.“

„Er kommt zurück.“ Dome ging zu Alice, um ihr über den Rücken zu streichen. „Wahrscheinlich wollte er dir nur ein bisschen Freiraum lassen. Das wird schon wieder, Süße.“

„Darum geht es nicht. Was ich für Sachen gesagt hab …“

„Jeder redet Müll, wenn er wütend oder aufgewühlt ist“, erklärte Roxy.

„Ich hab ihm gesagt, dass ich ihn liebe, schon immer geliebt habe. Dass es für mich noch nie einen anderen gegeben hat. Im Grunde hab ich mein Herz raus gerissen und ihm hingeworfen.“

„Was hat er gesagt?“, wollte Rose wissen.

„Ungefähr in dem Moment hab ich ihm gesagt, ich wolle das nicht hören und er solle verschwinden. Dann bin ich weggegangen. Okay, weggerannt.“

„Und er ist dir nicht gefolgt?“ Dome schnaubte. „Idiot.“

„Nein, nein. Er kennt mich gut genug, um zu wissen, dass es mir ernst war. Ich hab allerdings nicht damit gerechnet, dass er gleich ganz verschwindet. Man kann jemanden wirklich sein Leben lang kennen, und doch überrascht er einen noch. Lasst uns versuchen, uns davon nicht alles vermasseln lassen. Ich glaube, das würde mich echt krank machen. Jetzt will ich erst mal nur ins Bett.“

„Wir bleiben bei dir“, murmelte Dome.

„Nein, nein. Ich gehe ins Bett, und ihr könnt mir alle einen Gefallen tun, indem ihr da rausgeht und wenigstens so tut, als wäre alles bestens. Alles ganz normal. Dafür wäre ich euch echt dankbar.“

„Okay“, sagte Rose, bevor Dome protestieren konnte. „Wenn du Gesellschaft oder sonst irgendwas brauchst, musst du nur an meine Tür klopfen.“

„Ich weiß. Ich komme schon klar, und morgen früh geht es mir bestimmt besser.“

„Falls nicht, und falls du lieber nach Hause willst, fahren wir alle.“ Rose zog sie an sich und umarmte sie fest.

„Oder wir schmeißen die Männer raus und bleiben hier“ schlug Roxy vor.

„Die besten Freundinnen aller Zeiten. Bald bin ich wieder okay.“

Als die Freundinnen gegangen waren, blieb Alice, wo sie war. Da sie jedoch wusste, dass eine von ihnen in einer Stunde wiederkommen würde, um nach ihr zu sehen, zwang sie sich, aufzustehen und sich Bett fertig zu machen.

Sie hatte ihren Sommer gehabt, erinnerte sie sich. Das konnte ihr niemand mehr nehmen. Einen Sommer lang hatte sie die Liebe ihres Lebens gehabt. Das konnte nicht jeder von sich behaupten.

Sie würde überleben. Und da sie, auch wenn sie kein Liebespaar sein konnten, immer zu einer Familie gehören würden, mussten sie und Albus einen Weg finden, den Riss zwischen ihnen zu kitten.

Sie lag im Dunkeln und litt vor sich hin. Litt und litt. Sie versuchte sich damit zu trösten, dass es mit der Zeit besser werden würde. Dann vergrub sie ihr Gesicht im Kissen und weinte ein bisschen, weil sie selbst nicht daran glaubte.

Die Meeresbrise strich über ihre Wange wie ein Kuss. Süß und sanft. Sie seufzte mit dem Wind, wollte sich in den Schlaf flüchten, in die Betäubung, die er mit sich brachte.

„Du musst aufwachen.“

Sie schlug die Augen auf und sah Albus mitten ins Gesicht. „Was?“

„Wach auf, steh auf. Komm mit mir.“

„Was?“ Sie stieß ihn von sich, versuchte krampfhaft, klar zu denken. Das fahle Licht mit dem ersten Hauch von Silber zeigte ihr, dass es kurz vor Tagesanbruch war. „Was machst du hier? Wo warst du? Warum bist du zurückgekommen?“

„Hoch mit dir.“

Sie versuchte, die Decke festzuhalten, die er ihr wegzog, griff jedoch daneben. „Du hast deine Freunde sitzenlassen. Du bist abgehauen, als …“

„Ach, sei doch still. Ich hab dir zugehört, jetzt hörst du mir zu. Gehen wir.“

„Wohin?“

„Runter an den Strand, um das hier zu beenden.“

„Ich gehe nicht an den Strand mit dir. Wir haben unsere Szene gehabt, jetzt ist es vorbei.“

„Du bist eine widersprüchliche Frau, Alice. Du kannst laufen, oder ich kann dich hin schleifen, aber wir gehen an den verdammten Strand. Wenn du mich fragst, warum, schwöre ich, dass ich dich hin schleife.“

„Ich muss mich erst anziehen.“

Albus musterte ihr Tanktop und die Boxershorts. „Das genügt. Stell mich nicht auf die Probe, Longbottom. Ich hab nicht geschlafen und hab eine lange Fahrt hinter mir. Ich bin nicht in Stimmung.“

„Du bist nicht in Stimmung. Na, so was.“ Sie schwang die Beine aus dem Bett und stellte die Füße auf den Boden. „Also schön, gehen wir an den Strand, wenn es dir so wichtig ist.“

Alice schlug seine Hand weg, als er ihre nehmen wollte. „Ich hab auch nicht die beste Nacht hinter mir, und ich hatte noch keinen Kaffee. Also stell du mich auch nicht auf die Probe.“

Sie stolzierte auf den Balkon hinaus und die Treppe hinunter.

„Jetzt komm mal wieder runter“, sagte Albus. „Du hast keinen Grund, so sauer zu sein.“

„Ich sehe durchaus einige.“

„Das tust du immer. Zum Glück bin ich ausgeglichener.“

„Von wegen. Wer hat denn eben gedroht, mich mitten in der Nacht aus dem Bett zu zerren?“

„Die Sonne geht gleich auf. Das übrigens ziemlich gut getimt. Gefällt mir. Ein neuer Tag bricht an und so.“ Unten an den Stufen zum Strand kickte er sich die Schuhe von den Füßen. „Viel weiter als hier sind wir gestern Abend nicht gekommen. Geographisch. Ich denke, in anderer Hinsicht können wir uns noch verbessern. So zum Beispiel.“

Er wirbelte sie herum und riss sie an sich, um sie heiß und besitzergreifend zu küssen. Alice wehrte sich, doch sie prallte gegen eine massive, unerschütterliche Wand. Als sie sich steif machte, ließ er sie los.

„Lass das“, sagte sie, nun ganz ruhig.

„Du musst mich ansehen, mich anhören und, Alice, du musst mir zuhören.“ Er fasste sie an den Schultern, aber sanft. „Vielleicht hast du Recht, und ich sehe manches nicht, aber, verdammt, du hörst nicht zu. Also schaue ich hin, und ich sehe. Du hörst mich an und hörst zu.“

„Okay, okay. Deswegen brauchen wir uns jetzt nicht zu zanken. Es ist nur …“

„Du kannst nicht zuhören, wenn du nicht die Klappe hältst.“

„Sag mir noch einmal, ich soll die Klappe halten.“ Alice schaute ihn herausfordernd an.

Er legte ihr einfach die Hand auf den Mund. „Ich biege das hier wieder gerade. Das tue ich immer, so bin ich eben. Wenn du mich liebst, musst du das akzeptieren.“

Er ließ die Hand sinken. „Ich kann auch mit dir streiten. Damit hab ich kein Problem.“

„Schön für dich.“

„Aber ich finde es schrecklich, dass ich dir wehgetan habe, indem ich einerseits zu unaufmerksam, andererseits über behütet war. Es ist wohl ein typischer Potterscher Zug, dass wir immer versuchen, alles im Gleichgewicht zu halten.“

„Ich bin für meine Gefühle…“

„Selbst verantwortlich, ja, ja, ja. Ich weiß nicht, ob du schon immer meine große Liebe warst. Ich war dran gewöhnt, dich anders zu betrachten. Also weiß ich es einfach nicht.“

„Das verstehe ich, Albus. Wirklich. Ich …“

„Sei still, und hör zu. Du hast das, was zwischen uns war, verändert. Du hast den Schritt getan, für mich völlig überraschend. Das kann mir nicht leidtun, dazu bin ich viel zu dankbar dafür. Ich weiß nicht, ob du schon immer meine große Liebe warst“, wiederholte Albus. „Aber ich weiß, dass du es jetzt bist, und ich weiß, dass du es morgen auch noch bist, und nächsten Monat und nächstes Jahr. Für den Rest meines Lebens bleibst du meine große Liebe.“

„Was?“

„Du hast mich gehört. Soll ich es einfacher ausdrücken? Du bist die Eine.“

Alice schaute ihn an, das Gesicht, das sie so gut kannte. Und sie sah. Und in diesem Augenblick begann ihr Herz förmlich zu schweben.

„Ich hab dich mein Leben lang geliebt, und das war einfach. Ich weiß nicht, seit wann ich in dich verliebt war, aber ich weiß, dass das nicht so einfach ist. Trotzdem ist es gut so, und es ist aufrichtig, und ich will es nicht einfach. Ich will dich.“

„Ich denke…“ Alice lachte ein wenig. „Ich kann nicht denken.“

„Gut. Denk nicht. Hör einfach zu, hör zu, und versuch ein einziges Mal, nicht zu ahnen, was ich denke und fühle. Ich dachte, es wäre vernünftig, es langsam anzugehen, uns beiden Zeit zu geben, uns an das zu gewöhnen, was zwischen uns passierte. Was in mir passierte.“

Er nahm ihre Hand und drückte sie an sein Herz.

„Ich dachte, du bräuchtest Zeit, um damit Schritt zu halten. Du hattest also Recht, da hab ich was nicht gesehen. Etwas, das ich hätte sehen sollen. Aber du hast auch was nicht gesehen. Nämlich, wie sehr ich dich liebe, wie sehr ich dich will, wie sehr ich dich brauche. Wenn ich Haustiere will, kaufe ich mir die beiden Hunde, und eine Schwester habe ich schon. All das bist du auch nicht für mich, und du kannst mir glauben, dass ich es auch für dich nicht sein will. Also sind wir quitt. Wir stehen gleichberechtigt nebeneinander, Alice.“

„Das meinst du ernst.“

„Wie lange kennst du mich jetzt?“

Vor Alice Augen verschwamm alles, doch sie blinzelte ihren Blick wieder klar. „Ziemlich lange.“

„Dann weißt du, dass ich es ernst meine.“

„Ich liebe dich so. Ich hab mir eingeredet, ich würde über dich hinwegkommen. Das war eine solche Lüge. Ich hätte das nie geschafft.“

„Ich bin noch nicht fertig.“ Albus griff in seine Tasche und sah, wie sie die Augen weit aufriss, als er die kleine Schachtel herausholte und öffnete. „Er hat meiner Großmutter gehört.“

„Ich weiß. Ich… O Merlin. Albus.“

„Ich hab ihn vor ein paar Wochen bei Gringotts aus dem Verlies geholt.“

„Vor ein paar Wochen“, brachte Alice heraus.

„Nach der Nacht am Teich. Damals ging schon alles in eine andere Richtung, aber nach der Nacht oder vielmehr nach dem Tag., an dem du zu mir ins Büro kamst, wusste ich, wo wir standen – oder wohin ich mit dir wollte. Ich hab ihn für dich anpassen lassen. Das war vermutlich etwas arrogant, aber damit musst du leben.“

„Albus.“ Alice bekam kaum Luft. „Das kannst du nicht … der Ring deiner Großmutter.James und Lily.“

„James hat den Verlobungsring von Mum bekommen und Lily hat von Lysanders Familie den Erbring bekommen. Ich hab sogar Rose geweckt, bevor ich dich geweckt hab. Sie ist einverstanden. Sie hat nur gemeint, ich soll dir sagen, du sollst nicht albern sein. Meine Eltern haben dich sehr lieb.“

„O Merlin.“ Die Tränen strömten ihr nur so über die Wangen. „Ich will nicht heulen. Aber ich kann nicht anders.“

„Du bist die Einzige, die ich jemals bitten wollte, diesen Ring zu tragen. Die Einzige, von der ich mir wünschte, dass sie ihn trägt. Ich bin gerade die ganze Strecke bis nach Nash und zurück gefahren, um ihn für dich zu holen. Um ihn dir zu geben, weil du die Einzige für mich bist. Heirate mich, Alice.“

„Ich werde nicht albern sein. Küss mich erst noch mal, jetzt wo ich mir nicht mehr wünsche, dich nicht zu lieben.“

Sie spürte die Meeresbrise auf der Haut, in den Haaren, als ihre Lippen sich trafen. Spürte Albus starken, gleichmäßigen Herzschlag an ihrem. Und hörte die Pfiffe und die Jubelrufe.

Als sie den Kopf wandte, so dass ihre Wange an seiner ruhte, sah sie das Grüppchen, das sich oben auf der Veranda des Hauses versammelt hatte. „Rose hat alle geweckt.“

„Na ja, unsere Liebe war schon immer eine Familienangelegenheit.“ Albus löste sich von ihr. „Bereit?“

„Ja. Ich bin ganz und gar und vollkommen bereit.“

Der Ring, den er ihr an den Finger steckte, funkelte in den ersten Strahlen der Sonne, während der Himmel im Osten aufblühte wie eine Rose. Ein Augenblick, dachte sie, den er auszukosten galt. Dann besiegelte sie ihren Moment mit einem weiteren Kuss.

„Dieser Zeitpunkt ist genau richtig.“, sagte sie. „Und der Ort ist auch gut. Sag mir noch einmal, dass ich die Einzige für dich bin.“

„Du bist die Einzige.“ Er legte die Hände um ihr Gesicht. „Die Einzige.“

Die Einzige, dachte sie, an diesem gerade angebrochenen neuen Tag. Und die Einzige an allen Tagen, die noch kommen würden.

Hand in Hand gingen sie die Stufen wieder hinauf, um die nächsten Augenblicke mit ihrer Familie zu teilen.
 


 

Das Leben ist ungerecht,

aber denke daran:

nicht immer zu deinem Ungunsten.

John F. Kennedy



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  corpsebride
2015-10-25T19:33:12+00:00 25.10.2015 20:33
Hallo liebe sunny3291! :) Ich bin eigentlich eines stille Leserin, aber bei solch einer wunderschönen fanfiction, möchte ich auch gerne mein Lob aussprechen! Es kommt höchst selten vor, dass ich fanfictions sooft lese, wie deine, obgleich ich das inhaltliche schon so gut kenne, aber deine lese ich trotzdem immer und immer wieder. Die Länge der Kapitel ist beeindruckend und ich liebe liebe liebe deinen Schreibstyle :) Ich hoffe so sehr, das es bald weitergeht mit Rose und Scorpius und ich warte sehnsüchtig drauf :) Ganz liebe Grüße<3
Von:  himmelhoch
2015-05-17T13:41:44+00:00 17.05.2015 15:41
Gleich zwei neue Parts! Was für ein Träumchen! Und wie wunderbar sie waren!
Endlich ist Alice glücklich. Das macht mit glücklich. Sie ist und war und bleibt ja einfach mein Liebling.. <3
Trotzdem freue ich auf Rose. Die darf auch glücklich sein.
Antwort von:  sunny3291
19.05.2015 20:55
Naja, ich hab den ersten Part vergessen hochzuladen.
Dank meiner Beta-Leserin ist mir dann aufgefallen, dass ich das verpennt habe.

Abeer ich freue mich auch schon riesig auf Rose =)


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