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Die Zukunft in deiner Hand

Harrys Weg ins Glück
von

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Fehler


 

Kapitel 1: Fehler
 

Teil 1: Auf- und Untergang einer Freundschaft
 

Fred und George Weasley waren auf den ersten Blick zwei schlaksige, witzige Jungs, die sich für ihr Alter zu kindisch benahmen. Sie liebten es, anderen, vor allem ihrer Familie, Streiche zu spielen. Keiner erwartete von ihnen irgendeine Art von Ernsthaftigkeit oder überlegtes Handeln. Damit wurden die beiden ziemlich unterschätzt und das wusste jeder, der sich in den engsten Freundes- oder Feindeskreis zählen konnte.

Harry Potter zum Beispiel. Der Junge, der den beiden mit seinem Benehmen von Anfang an Kopfschmerzen gemacht hatte, war so geheimnisvoll. Alle schienen über ihn mehr zu wissen als er selbst, aber Fred und George wurde schon nach einigen Wochen klar, dass Harry Potter nicht der Junge der lebt war und dass die Geschehnisse von vor 12 Jahren ihn nicht beeinflusst hatten. Wie auch, er wusste gar nichts von diesen. Aber irgendwie waren sie die einzigen, die das zu sehen schienen. Alle dachten das gleiche über den Jungen:

Er war mutig, immerhin hatte er sich mit einem Jahr schon entgegen gestellt, also eine wahre Kämpfernatur. Und loyal war er auch, oh ja. Er hatte seine Eltern gerächt, anstatt wegzurennen oder besser zu krabbeln. Keiner erwartete hinter dem Jungen irgendeine Art von Intelligenz, nur Talent im Duellieren natürlich.

Irgendwann, als Ron Harry vorgeschickt hatte, um sich mit Draco Malfoy zu duellieren, waren dann die Zwillinge dazwischen gegangen. Ein Reinblut, dessen Vater ein ranghoher Todesser war, gegen einen kleinen, mageren, nichts ahnenden Jungen? Das konnten sie nicht verstehen. Sie fluchten Malfoy aus ihr Sichtfeld, schnappten sich dann den verwirrten und eingeschüchterten Jungen und ließen Ron stehen.

Sie waren dann auch diejenigen, die Harry über seine Rolle in der Zauberwelt aufklärten. Spätestens als dieser weinend zusammenbrach, wussten sie, dass Harry weder ruhmsüchtig noch kämpferisch war. Sie freundeten sich allmählich mit ihm an und irgendwann vergrößerte sich ihr kleiner Kreis um Loona Lovegood und Neville Longbottom. Ihre Lieblingsbeschäftigung war jedoch nicht Folterwaffen gegen Lehrer oder Voldemort zu basteln, wie irgendwie alle annahmen. Im Frühling und im Herbst saßen sie oft am See. Harry bastelte Papierboote, die er dann mit einem Zauber, den Fred und George ihm gezeigt hatten, wasserfest machte und die er dann über den See treiben ließ. Die Boote hatten verschiedene Formen und Farben, waren irgendwann aus Holz und wurden von magischen Rotoren angetrieben. Irgendwann waren die ersten Boote im See verschwunden und tauchten dann Tage später mit Kräutern befüllt wieder am Seeufer auf. Neville, der eine gute Hand für Kräuterkunde hatte, erkannte wahre Schätze unter ihnen. Nach einigem diskutieren entschlossen sie sich, die Kräuter Snape, ihrem Tränkelehrer, der jedoch keinen von ihnen leiden konnte, zukommen zu lassen. Der hatte wahrscheinlich mehr Verwendung dafür.

Was keiner von ihnen mochte, war die Freundschaft zwischen Ron, Hermine und Harry. Die Zwillinge, Loona und Neville fühlten sich einerseits ausgeschlossen, da sie immer weniger an ihren besten Freund heran kamen, gleichzeitig waren sie enttäuscht und eifersüchtig. Hermine und Ron behaupteten schon nach wenigen Tagen, an denen sie mal mehr Zeit mit Harry verbracht hatten als alle anderen, dass sie die allerbesten Freunde waren und dass sie niemand trennen könnte. Es dauerte sicher eine Woche, bis Fred und George ihren eigentlichen Freund allein sahen.

„Harry?!“ Sie rannten schnell zu ihm, als er sich zu ihnen umdrehte und sie anlächelte.

„Hi Fred. Hi George.“ Einen Moment waren die Zwillinge überwältigt von der Schönheit ihres Freundes. Er war zwar zu klein und mager, aber seine weiße Haut leuchtete hell im Kontrast mit der zu großen Schuluniform und den Haaren, die ihm wild abstanden. Sein Gesicht war wie eine Sonne, eine unschuldige, alles bestrahlende Sonne. Die grünen Augen leuchteten lebensfreudig und die Lippen bildeten ein so breites Lächeln, dass es das ganze Gesicht ausfüllte. „Schön euch zu sehen.“

„Ja.“ Sie beide lächelten kurz, wurden dann jedoch wieder ernst. „Wir müssen mit dir reden.“, sagten sie synchron.

Harry hörte abrupt auf zu lächeln und sah sie forschend an. „Ist was?“

„Es geht um Ron und Hermine.“ „Wir glauben, sie wollen uns voneinander trennen.“

Jetzt zog Harry die Stirn kraus. „Wieso sollten sie das denn tun?“

„Ganz einfach, weil“ „Sie dich für sich haben wollen.“

„Aber nur weil ich jetzt mit ihnen befreundet bin, bin ich doch trotzdem mit euch befreundet. Wieso sollte sie das war kümmern?“

Fred und George seufzten synchron. „Wissen wir nicht, aber was wir wissen, ist“ „Dass sie dich ganz für sich beanspruchen.“ „Sie prahlen mit dir als besten Freund rum und“ „Wir haben dich die ganze Woche über nicht gesehen.“

„Ich glaube nicht, dass es so etwas wie beste und schlechteste Freunde gibt.“, erklärte Harry: „Also für mich jedenfalls nicht. Entweder, man ist befreundet oder nicht und ich mag euch genauso wie Ron und Hermine.“ Er pausierte kurz. „Und wenn ihr wollt, können wir uns gern am Wochenende am See treffen.“

„Dann machen wir das.“ Fred und George lächelten synchron.

Doch Harry kam am Wochenende nicht. Hermine und Ron hatten so lange rumgekeift, bis er bei ihnen geblieben war und nicht zum Treffen am See ging. Auch zu folgenden, selbst wenn er zusagte, kam er nicht. Irgendwann waren seine ehemaligen Freunde nicht mehr bereit hinter ihm herzulaufen, wenn er Ron und Hermine vorzog und ließen sie in Ruhe.
 

Teil 2: Kontrollaufbau und -verlust
 

1971
 

Severus Snape war ein realistischer Mensch. Er betrachtete die Dinge wie sie waren, sah positives und negatives und schloss dann sein Fazit. Manchmal dauerten seine Betrachtungen Jahre, manchmal nur Sekunden. Ein Beispiel für ein schnelles Fazit war Lily Evans. Bemerken tat er sie erst, als er schon längst am Slytherintisch saß und unauffällig mit seinem Kindheitsfreund Lucius Malfoy redete. Die Einteilung war im vollen Gange und es war sein erster Tag im alten Schloss. Dennoch, sobald sein Blick an dem Mädchen auf dem Stuhl mit dem Hut auf den Kopf fiel, konnte er ihn nicht mehr abwenden. Sein Herz fing an zu flattern und sein Atem beschleunigte sich. Das war eine Schönheit, wie er sie noch nie zuvor gesehen hatte. Ihre roten Haare fielen ihr in Locken um das Gesicht und rahmten es ein. Das Grün ihrer Augen erinnerte ihn an eine Frühlingswiese. Sie saß selbstbewusst in dem Stuhl und als der Hut laut Griffindor rief, heulte Severus fast auf vor Enttäuschung. Wieso kam sie nicht in sein Haus? Wieso zu diesen dummen, übermutigen, naiven Griffindor? Das war nicht fair!

Monate später hatte Severus sein erstes Gespräch mit dem Mädchen, was er bisher nur aus der Ferne betrachtet hatte. Es ging dabei um Zaubertränke, sein Lieblingsfach. Lily wollte bei ihm Nachhilfe und bot ihm gleichzeitig welche in Verwandlung an. Es waren am Anfang nur Frage und Antwort-Spiele über den Stoff, Erläuterungen und Tipps, aber nach dem fünften Treffen fingen sie an über Freunde und Bekannte zu reden. Severus erzählte von seiner Mutter, über Lucius, seltener über seinen Vater, manchmal aber schon. Er teilte mit ihr seine Eindrücke über dieses und jenes, sogar über Voldemort führten sie Gespräche. Auch wenn Severus ihr nicht sagte, dass er vorhatte ihm zu folgen.

Im Gegenzug erzählte ihr Lily etwas über ihre Eltern, ihre Schwester, ihre Grundschulfreundinnen. Sie redeten über ihre Probleme in der Zauberwelt als Muggelgeborene, über den Häuserkampf und über noch so vieles. Dann begann sie ihm über James Potter zu erzählen und immer wieder und wieder. James hier, James da und Severus war rasend vor Eifersucht. So begann auch der Kleinkrieg zwischen ihnen, der immer mehr ausartete in etwas, was geladen und unkontrollierbar war. Lily versuchte oft mit ihm darüber zu reden, startete Versöhnungsversuche, die von beiden Seiten abgeblockt wurden. Von Severus, weil er eifersüchtig auf James war und von James, weil, tja, weil dieser eifersüchtig auf dessen Zeit mit Lily war.

Nach dem Sommer in ihrem fünften Schuljahr, dem Sommer, in dem in Severus seine Umwandlung zu einem vollen Vampir hatte und in dem er heraus fand, dass Lily Evans seine Seelenpartnerin war, kam ein glückliches Paar aus den Sommerferien zurück. Lily und James hatten endlich zusammen gefunden, das Traumpaar von Hogwarts. Von dem Moment, in dem Severus dies herausfand, baute er eine kalte Eisschicht ihr gegenüber auf. Selbst wenn dies hieß, dass er in Verwandlung um mehrere Noten abrutschte, aber das war sein kleinstes Problem. Sein Vampir verlangte nach seiner Partnerin und Severus erlitt immer mehr Schmerzen, weil er sich nicht holte, was vom Schicksal für ihn bestimmt war. Nach dem sechsten Schuljahr wechselte Severus die Schule, weil er die beiden Turteltauben nicht mehr ertragen konnte.
 

1979, 9 Monate vor der Geburt von Harry James Potter
 

Seit seinem Schulabgang ging es Severus körperlich und seelisch schlecht. Er war ein Todesser geworden, war gereist und hatte viel gelernt. Bald würde er sein Studium in Salem beginnen, doch vorher würde er sich die letzten Zutaten für einen Zaubertrank, der sein magisches Wesen unterdrücken würde, von Lucius abholen. Sein Vampir war immer mächtiger, sein Mensch immer schwächer. Es war grausam und wenn Severus diesen Trank nicht bald bekam, würde er in einen Blutrausch fallen oder – noch schlimmer – bei den Potter auftauchen. Als er von der Hochzeit von Lily und James gehörte hatte, war er wirklich schon kurz davor gewesen, doch Severus hatte einen Weg gefunden, seinen Schmerz wortwörtlich zu ertränken. Und genau das würde Severus auch in dieser Nacht tun. So nah an Lily zu sein, wenn auch nur im selben Land, raubte ihm den Atem und er war angespannt wie nie zuvor. Die Kneipe, in die er ging, war klein und unscheinbar. Er bestellte sich das hochprozentigste, was der Besitzer da hatte und wollte einen Schluck trinken, als er im Raum eine absurd fantastische Präsenz wahrnahm. Sein Vampir in ihm spielte verrückt, die alten Schmetterlinge im Bauch waren wieder da, nur dass sie ihn dieses mal vorkamen wie Klatscher. Alles fühlte sich zu intensiv an, es machte ihn schon krank. Als die Präsenz näher kam, krallte Severus sich mit der Hand unter dem Tisch in dem Holz fest. „Severus, bist du das?“ Die Stimme rechts neben ihm klang vorsichtig und zitterig. Langsam drehte Severus den Kopf, nur um rot geweinten Augen zu begegnen.

„Lily Potter.“ Der Name kam ihm nur schwer über die Lippen, es klang falsch. „Welch Überraschung.“ Severus hatte seine Schauspielkünste noch nie so geliebt wie in diesem Moment. Er sah sie kalt an, obwohl er sie am liebsten verschleppen wollte.

„Was hast du die letzten Jahre so gemacht?“ Lily lächelte freundlich und setzte sich ungefragt neben ihm. Sie bestellte sich einen Tequila und sah ihn dann wieder an.

„Abschluss gemacht, geforscht.“, antwortete er kurz angebunden. „Ärger im Paradies?“, stichelte er und starrte die Ringe unter ihren Augen an.

„Woher..?“ Lily wischte sich über das Gesicht. „Ist das so offensichtlich?“

„Für mich schon.“ Er lächelte schmal.

Lily seufzte. „Wir streiten ständig, in letzter Zeit. Er ist ganz anders als in der Schulzeit, ich hab das Gefühl, den falschen Mann geheiratet zu haben.“ Mitgefühl flammte in ihm auf. Natürlich hatte sie den falschen Mann geheiratet. Severus hatte nicht nur sich mit seiner Verschwiegenheit ins Unglück gestürzt. Lily stürzte ein Halbes Glas Tequila mit einem mal runter. „Er regt sich über alles auf was ich tue, hat ständig Angst, dass ich ihn betrüge. Ich darf nicht allein auf die Straße, aber gleichzeitig benimmt er sich wie ein Kind und bringt mich mit seinem Beruf auf die Palme.“

„Die Zeiten sind nicht die einfachsten.“, gab Severus wenigstens einen Teil seines Mitgefühls preis. Wieso beschützte er James Potter? Im Moment verstand er es selbst nicht.

„Nein, das sind sie nicht.“ Lily trank die andere Hälfte ihres Glases leer. „Auch für dich nicht, wie es aussieht.“, bemerkte sie nebenbei.

„Es wird bald besser.“, murrte ihr ehemaliger Freund und spielte damit auf den Trank an, auch wenn sie das nicht wusste.

„Ich habe dich nicht als Optimist in Erinnerung.“

Severus wusste im Endeffekt nicht wie, aber Lily war nach einer Weile betrunken und er auch. In dem Moment wusste er, dass er einen Fehler begangen hatte. Etwas in seinem Inneren kämpfte sich an die Oberfläche, drängte seinen Geist zurück und übernahm die Führung über sein Handeln. Er erinnerte sich an nichts mehr in dieser Nacht.

Jedoch war der Morgen dafür um einiges schlimmer. Neben ihm lag Lily, nackt, er selbst ebenfalls nackt. Und auf den Hals seiner, wirklich seiner, Frau prangte das Wappen der Snapes. Sie waren auf vampirischer Ebene verheiratet und die Ebene war sehr viel höher als die der einfachen Eheschließung unter Menschen. Severus überlegte nicht lange, er wusste, wenn er überlegte, würde er sie zwingen bei ihm zu bleiben. Er legte einen Illusionszauber über das Wappen, zog sich an und verschwand aus dem Hotel.
 

Teil 3: Ignoranz
 

Petunia Dursley war weder schön noch besonders. Ihre Haare waren buschig und braun, ihre Figur makaber und ihr Gesicht hatte jederzeit etwas bitteres. Diese Bitterkeit hatte sie schon aus ihrer Kindheit. Es hatte sich nie um sie gedreht, ihre Eltern beachteten sie kaum, alles ging immer nur um ihre Schwester Lily. Die zauberhafte Lily mit guten Noten, einer tollen Ausstrahlung und Talent in allem außer Kochen. Dafür war das auch das einzige, was Petunia konnte. Als Lily dann nach Hogwarts eingeladen wurde, waren alle so begeistert deswegen und Petunia war so eifersüchtig. In den Sommerferien erzählte Lily alles, was sie gelernt hatte. Dinge schweben lassen, Zaubertränke gegen Grippe und Kaninchen aus Hüten machen. Ihre Eltern fanden das wundervoll, aber Petunia machte das Angst und mit jedem Jahr wurde die Angst größer und größer, während ihre Eltern um die bezaubernde Lily herumtanzten.

Jahre später, als Petunia schon verheiratet war, bekam sie einen Brief ihrer Schwester, die sich gefühlte Ewigkeiten nicht mehr bei ihr gemeldet hatte. Es ging um den kleinen Harry und die Angst um diesen. Die Bitte, auf den Jungen aufzupassen, wenn etwas passierte. Petunia hörte so viel Verzweiflung in dem Brief, dass sie ihn wagte mit ihrem Mann zu besprechen. Sie erklärte ihm, wer Lily war. Ihr Mann reagierte noch viel paranoider wie sie auf die Neuigkeit, Zauberer lebten unter ihnen. Er wollte die normalen Menschen dazu aufrufen, die Magier zu eliminieren, aber Petunia konnte ihm das ausreden.

Wochen später lag Klein-Harry vor ihrer Tür. Vernom war außer sich, er sperrte den Jungen vom ersten Moment an unter die Treppe, gab ihm nur das nötigste zu essen und zu trinken. Petunia beobachtete das vom ersten Moment an mit Grauen, schritt jedoch nie ein und kümmerte sich viel lieber um ihre kleinen Sohn, Dudley. Vernom zeigte dem Jungen, der es irgendwie geschafft hatte sprechen und laufen zu lernen, dass er nicht erwünscht war. Er schlug ihn und ließ ihn ihre Hausarbeit machen. Dafür konnte Petunia wieder arbeiten gehen und flüchtete den ganzen Tag vor dem Horror, dem in ihrem Haus ein kleines Kind angetan wurde. Zur Schule ging Harry nie, lesen und schreiben lernte er trotzdem. Keiner in der Nachbarschaft sah den Jungen oft genug, um an ihm etwas eigenartiges zu erkennen. Meistens war er im Haus und nur zur Gartenarbeit durfte er raus. Manchmal, wenn Harry sehr unartig war, musste er sogar in dem kleinen Gartenhaus schlafen und zu essen bekam er dann auch nie. Das war das erste Mal, dass Petunia dem kleinen Harry etwas zu essen gab, ohne dass ihr Mann es merkte. Sie konnte nicht ertragen, wie der kleine Junge so misshandelt wurde und hatte Angst vor seinem Tod.

Petunia wusste, dass sie das falsche tat. Ihr Mann war ein Tyrann. Doch manchmal, wenn Harry die ersten Zeichen für Magie zeigte, gab sie ihm recht, sperrte ihn ebenfalls weg. Wenn seine Wunden sich zu schnell schlossen, graute es ihr, aber selbst die Angst vor diesen Anzeichen konnten nicht ihren Unmut der Grausamkeit ihres Mannes gegenüber verdecken.
 

Teil 4: Verschleierung
 

Lily erwachte am Morgen allein. Ihr war kalt und sie fragte sich, wo James war. Dann setzten unangenehme Kopfschmerzen ein. Das Bett auf dem sie lag war hart und das Lacken nicht der Wollbezug, den James so liebte und sie nicht ausstehen konnte. Ganz ruhig Lily, sagte sie sich selbst, wo bist du hier?

Langsam kamen Erinnerungen an den Streit mit James zurück, sie war gegangen, um sich zu betrinken und in der Kneipe war Severus gewesen. Sie hatten geredet und sie hatte sich so gut wie schon lange nicht mehr gefühlt, aber dann? Der Barkeeper hatte zuviel nachgeschenkt, sie waren betrunken gewesen und irgendwann hatte Severus sie einfach nur komisch angestarrt und dann geküsst. Der Kuss war wundervoll gewesen, James hatte sie nie so geküsst und Severus hatte sie in eines der Zimmer gezerrt und dann...

Lily wurde rot um die Nase bei dem Gedanken an die Dinge, die Severus mit ihr getan hatte. Das war der beste Sex gewesen, den sie je gehabt hatte, selbst im betrunkenen Zustand. Eine Sache beunruhigte sie jedoch. Severus hatte sie gebissen, in den Hals und hatte ihr Blut getrunken. Das war einerseits irgendwie geil gewesen, aber es war ihr unheimlich. Sie fasste sich immer noch mit geschlossenen Augen dort hin, fand jedoch nichts weiter außer Haut. Vielleicht bildete sie sich das auch nur ein? Lily kräuselte die Stirn und öffnete endlich die Augen. Sie lag allein im Bett, Severus’ Seite war leer und kalt. Wann war er gegangen?

Lily setzte sich auf. Endlich kam ihr auch einmal der Gedanke, dass sie ihrem Mann betrogen hatte. Das hatte sie nie gewollt, aber es war ja auch nicht ihre Schuld. Severus hatte sie abgefüllt und dann weggeschleppt. Würde sie James davon erzählen? Diese Entscheidung war schnell getroffen. James würde nichts davon erfahren. Lily zog sich an und verließ das Hotel.

Wochen später war Lily beim Arzt, weil ihr ständig schlecht war. Sie erfuhr, dass sie schwanger war. Ihr Gefühl sagte ihr, dass es nicht James’ Kind war. Als dieser davon erfuhr, sah er so glücklich aus. Ein Kind, er dachte, es wäre sein Kind. Lily ließ ihn in diesem Glauben. Sie hatte Angst von ihrem Mann verstoßen zu werden und zu Severus, von dem sie heimlich immer noch träumte, hatte sie seit dieser Nacht keinen Kontakt mehr gehabt. Von Bekannten, die sich manchmal mit den Malfoys unterhielt, hatte sie gehört, dass Severus und Lucius Todesser wären. So jemand würde nicht auf ihr Kind aufpassen, nicht der Vater von diesem sein. Wer wusste, wie viele Menschen Severus schon auf dem Gewissen hatte?

Aber es könnte auch James’ Kind sein. Dann wären alle Sorgen umsonst. Die neun Monate vergingen wie im Flug. Seit Lily und James von der Prophezeiung wussten, hatten sie beide Panik und Lily ging nur wenn nötig auf die Straße. Am Tag der Geburt war James gerade arbeiten, als Lily die Wehen bekam. Sie rief über das Flohnetz Poppy Pomfrey, die das Kind auf die Welt brachte. Als Lily das Kind das erste Mal sah, war sie kurz davor, in Ohnmacht zu fallen. Es war so schön mit den großen, grünen Augen und dem symmetrischen Gesicht. Aber es war nicht James’.

Sie musste Poppy erklären, wieso dieses Kind Severus’ war und gemeinsam legten sie einen Illusionszauber über das Baby. Erst dann wurde James gerufen.
 

Teil 5: Unwissenheit
 

Severus hasste Harry James Potter. Wenn er an dieses Kind dachte, dachte er an Sex zwischen Lily und James. Der Gedanke machte ihn krank und ekelte ihn. Wie konnte dieser Bastard es wagen, mit seiner Frau ein Kind zu zeugen?

Wenn Severus so dachte, ließ er oft in Gedanken aus, dass er selbst nichts getan hatte, um die Frau für sich zu gewinnen, aber selbst wenn er so tiefgründig ging, wurde es nicht besser. Wieso hatte der ach so tolle James Potter es nicht geschafft, seine Frau zu schützen? Und warum hatte sein verfluchtes Kind es geschafft, seinen Lord zu besiegen?

Das Kind hätte seiner Meinung nach sterben sollen, Lily hätte leben können. Der Lord hatte ihm versprochen, ihr eine Chance zu geben. Sie hatte sich ihm in den Weg gestellt, anstatt das Baby sterben zu lassen. Dieser Bastard war schuld, dass seine Lily tot war.

Nicht, dass er das nicht ändern würde. Wenn die Zeit dafür reif war, würde er Lily zurück aus dem Reich der Toten holen. Ein weiterer Vorteil als Vampir. Die Seelenpartner waren nicht wirklich tot, nur in einer Art Zwischenwelt gefangen und konnten jederzeit zurückgeholt werden. Doch Severus wartete auf den richtigen Zeitpunkt. Er wollte seine Lily nicht im Krieg auferstehen lassen. Erst wenn Potter vom Lord getötet worden war und seine Frau nicht hinter ihm herrennen würde, so wie sie es schon mit James getan hatte, würde er ein Leben mit ihr holen können.

Doch dafür müsste auch der letzter der Familie Potter sterben.
 

Harry lächelte, als Hermine ihm noch ein Buch vor die Nase stellte. „Das wirst du auch lesen.“, entschied sie. Er sah auf den Buchdeckel. „Schildzauber und ihre Benutzung im Kampf“; eigentlich interessierte ihn anderes viel mehr, Geschichte fand er zum Beispiel richtig toll, aber er war schon so froh, dass er etwas lesen durfte. Wenn er Hermine und Ron damit glücklich machen konnte, dass er etwas über Schildzauber las, seinetwegen. Ron setzte sich neben ihn. „Ey, Alter, hast du schon die Zaubertränkeaufgaben fertig?“ Als Harry nickte, fuhr er fort: „Darf ich sie mir mal ausleihen?“

„Ja klar.“ Harry sah von dem Buch über Schildzauber auf und reichte Ron seine Lösungen.

„Aber Harry.“ Hermine sah ihn schräg von deiner Seite an. „Nicht so schlau tun in Zaubertränke. Einfach nur still sitzen und falsch beantworten.“

Harry zuckte mit den Schultern. „Meinetwegen.“, murmelte er und las weiter.
 

Teil 6: Ausbruch
 

Harry war am Ende. Sirius, sein einziger Anker, war gestorben, weil er, typisch für ihn, einfach losgelaufen war ohne Nachzudenken. Er hatte ja sogar nachgedacht, aber im Endeffekt hatte die Panik ihn ergriffen. Hermine und Ron mieden ihn seit dem Tag im Ministerium, weil sie Angst hatten, er würde ihnen Unglück bringen. Harry wünschte sich jemanden zum Reden, aber er hatte keinen. Fred, George, Neville und Loona hatte er schon in der ersten Klasse mit seiner Naivität vergrault. Heute wusste er es besser. Er hätte sie niemals versetzen sollen, auch wenn sie Dinge über Ron und Hermine gesagt hatten, die ihn damals traurig gemacht hatten. Er hatte es nicht verstanden, warum hatten sich alle seine Freunde nicht verstehen können? Er war so froh gewesen, dass er so viele hatte.

Er fühlte sich verraten. Ron und Hermine hatten schon von Anfang des Schuljahres mit ihm gestritten, weil sie wollten, dass er weiter ruhig blieb im Unterricht, er aber seinen Abschluss schaffen wollte. Der Streit dauerte Ewigkeiten, bis Harry nur noch mit der DA beschäftigt war und für die beiden nicht mehr die Aufgaben machen konnte. Sie saßen die ganze Zeit in der Bibliothek, um ihr oder besser Harrys Level halten zu können. Währenddessen bemerkte Harry, dass er ohne sie viel besser dran war und verbrachte kaum noch Zeit mit ihnen. Seine Schulnoten wurden annehmbarer, auch wenn alle Lehrer der Meinung waren, dass er schummeln würde. So auch Snape.

Gerade in Zaubertränke arbeitete er besser denn je und das passte seinem Lehrer gar nicht in den Kopf. Dieser war der festen Überzeugung, ihn wieder klein kriegen zu können. Das Nachsitzen, zu dem er jetzt ging, war das zweite diese Woche. Harry schlenderte in die Kerker. Er war zu früh, aber es konnte immer sein, dass Malfoy ihm über den Weg lief und dann wäre er wieder spät dran. Snape war eh ein Thema für sich. Der Mann hasste ihn abgrundtief und Harry wusste nicht warum. Er kannte ihn seit 4 Jahren und in diesem 4 Jahren hatte er ihm nie etwas getan oder ein böses Wort über ihn verloren. Trotzdem war Snape ein Arsch ihm gegenüber. Harry wusste nicht, wie oft er schon bei diesem Nachsitzen musste und jedes mal waren es fiese Aufgaben, die er bewerkstelligen musste. Kessel putzen, ekelerregende Zutaten konservieren oder für den Unterricht vorbereiten. Er war Arbeit von den Dursleys gewohnt, aber Snape zog ihm dennoch den Boden unter den Füßen weg. Oft genug stand er wirklich kurz davor, einfach nicht zum Nachsitzen zu erscheinen, aber er wollte nicht noch mehr Ärger mit dem.

Als Harry vor dem Büro seines Hasslehrers stand, atmete er noch einmal tief durch und klopfte. „Herein.“, erklang es von innen und mit einem mulmigen Gefühl im Bauch betrat Harry einer seiner persönlichen Höllen. „Potter,“, der Name klang wie Gift aus Snapes Mund: „sie sind zu früh.“

„Tut mir leid, Sir.“, murrte Harry ärgerlich.

„Wissen sie, was es heißt, pünktlich zu sein, Potter?“, grollte Snape, beantwortete die Frage jedoch selbst: „Es bedeutet zur richtigen Zeit da zu sein, weder zu früh, noch zu spät. Pünktlich eben. Haben sie das ihre Eltern nie gelehrt? Ach ich vergaß, sie hatten leider nie die Zeit dafür. Wie tragisch.“ Snape grinste fies, als er beobachtete, wie Harrys Körper sich anspannte und er seine Fäuste ballte. „Da drüben sind Großmolche, die seziert werden müssen. Sie können sich gleich an die Arbeit machen.“ Harry nickte wortlos, innerlich verkrampft und setzte sich auf dem Stuhl an dem kleinen Tisch, an dem ein Haufen Molche und Gefäße für die Organe standen. Er nahm das Messer und schnitt den Bauch der Molche auf. Sofort kam ihm lilafarbene Flüssigkeit entgegen, die übel roch. Harry wendete den Kopf ab, atmete ein und wandte sich wieder dem leblosen Tier zu. Er spürte Snapes Blick auf sich, als er vorsichtig begann, das Tier auszuweiden. Das ist echt widerlich, dachte er. Aber er würde nicht ausrasten, er würde sich nicht beschweren. Snape würde ihn doch nur verspotten. Aber die Frage, wieso er ihn so hasste, war trotzdem irgendwie in Harrys Kopf. Vielleicht sollte er einfach mal fragen? Snape konnte ihn kaum mehr hassen.

Bevor ihn der Mut verlassen konnte, legte er das Messer weg und drehte sich zu seinem Lehrer, der sich mittlerweile auf den Aufsatz vor ihm konzentrierte. Er atmete tief durch. „Sir?“

Snape sah von dem Aufsatz auf, musterte ihn und verengte dann die Augen. „Haben sie vergessen, wie man Molche seziert, Potter?“, höhnte er.

„Nein.“ Harry biss sich auf die Unterlippe. „Ich hätte eine andere Frage.“

Snape beobachtete ihn einen Moment, in dem Harry nervös wurde. „Was wollen sie?“

Der Ton machte Harry unsicher, aber er konnte nun nicht mehr zurück. „Ich möchte wissen, warum sie mich so hassen.“

Snape starrte ihn verstört an und dann lachte er dunkel und kalt, sodass es Harry den Rücken runter lief. „Sie wagen es, mich das zu fragen?!“ Snapes Gesicht verzog sich in eine wütende Maske. „Sie haben doch keine Ahnung, Potter! Sie rennen durch das Schloss und denken, jeder liebt sie, nur weil sie der Retter der Zauberwelt sind!“

Harry runzelte die Stirn. „Hassen sie mich deswegen?“ So ein plausibler Grund konnte nicht dahinter stecken, oder?

Erschrocken wich er dem Kaffeepot aus, der in deine Richtung geflogen kam und starrte dann verstört auf Snape. „Du bist ein widerlicher Bastard, der es nicht verdient hat zu leben, Potter! Und ich wünschte, du wärst tot, bei dem arroganten Wichser, der sich deinen Vater schimpft!“

Das hatte gesessen. Harry atmete zitterig ein und aus, versuchte seine Tränen zurück zu halten. Ähnliche Worte hatte Onkel Vernom oft genug gegen ihn verwendet, aber er hatte gedacht, dass Snape, gerade Snape, der ihn in seinem Lieblingsfach – wenn man mal vom Sezieren absah – unterrichtete, ihn aus einem vernünftigem Grund hasste. Aber das hier tat weh. Vernom hatte ihn schon gehasst, weil er war wie er war und Snape war genauso. War er denn wirklich so wenig wert?

Snape dagegen starrte in die grünen Augen, in denen Tränen glitzerten. War er zu weit gegangen? Der Junge wusste doch nicht, warum er ihn nicht ausstehen konnte und da war eben jene Frage danach berechtigt gewesen. Er selbst hätte seinem Lehrer irgendwann das gleiche gefragt. Snape sah auf den Kaffee und den kaputten Pot, der über die Großmolche verstreut lag. Was wäre passiert, hätte er Potter erwischt? Er räusperte sich leise. „Potter..“

Der Junge unterbrach ihn mit zitteriger Stimme. „Ist schon okay.“ Er schluckte und atmete tief durch. „Sir könnten wir das Nachsitzen auf einen anderen Tag verlegen?“

Snape starrte ihn an. „Morgen, gleiche Uhrzeit und seien sie pünktlich.“

Harry nickte. „Danke.“ Er flüchtete aus dem Büro.



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