Das Böse schläft nie...
Es tappte noch zu später Stunde vor der Türe des Königszimmers. Ein grauer Wolf lief auf und ab, sein Herz schlug mal schnell, mal langsam. Er wollte durch die Türe treten, doch hielt er sich selber wieder davon ab.
Der Wolf horchte, ob jemand kam, wollte dann gehen und blieb wieder stehen. Er konnte es nicht, aber er wollte. Seine Seele und sein Herz verlangten nach einem Ruf nach draußen.
Unentschlossen tappte er auf und ab, hin und her. Dann traf er eine Entscheidung. Er hatte ein Versprechen gegeben. Und er gehörte zum Trupp des alten Kodex, er brach niemals ein Versprechen, auch nicht, wenn es seinen Tod bedeuten würde.
Langsam drückte er die Türe nach innen auf. Das kleine Türchen öffnete sich quietschend.
Im Schein des Mondes, der durch die Fenster fiel, saß ein schwarzer Wolf. Sein Körper war gekrümmt, während er auf dem Boden saß. Wie ein alter und verletzter Wolf saß er dort.
„Eure Majestät, junger Prinz, ich bin wieder zurück gekehrt“, flüsterte der graue Wolf leise.
Der junge Wolf am Fenster knurrte.
Ist man denn nirgends ungestört?
Eine Stimme durchdrang den Raum und hallte von den Wänden wieder.
Mach, dass er verschwindet, heute Nacht gehörst du nur mir!
„Rayn, verschwinde von hier!“, knurrte der junge Prinz auf Befehl.
„Aber werter Prinz, ich habe die Antwort, die Antwort auf eure Frage.“
Schick ihn weg! Er stört!
„Du störst! Verschwinde einfach!“
„Aber Ares, die Antwort. Warum wir uns so menschlich verhalten. Wir werden immer mehr zu ihnen, wir haben durch eine Maschine…“
Weiter kam der graue Wolf nicht.
Das hast du gut gemacht. Den sind wir los. Nun beginnt meine Ära der Herrschaft, denn du bist zu schwach, um gegen mich zu bestehen. Und gleich morgen früh wirst du dein Friedensangebot zurückziehen. Und den Krieg fordern!
Der junge Prinz nickte gehorsam. Dann verließ er den Raum in dem sich eisige Kälte gelegt hatte.
Zurück blieb ein Wolf aus hartem Stein, unbeweglich und starr. Eingehüllt in graue Mauermasse stand der alte Wolf inmitten des Raumes.
„Es ist besser so. Für uns alle, Rayn“, flüsterte der junge Wolf.
Und hinter ihm färbte der Himmel sich blutrot und leitete eine neue Herrschaftsära ein. Die Ära, in der diese Welt dem Untergang geweiht sein sollte.
Voller Kälte und Leblosigkeit, voller Hass und voller Tod. Bestehend aus purer Dunkelheit.