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Mein zweites Herz

Snape, Hermine, Ron... drei sind einfach einer zuviel.
von

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Kapitel 2: Severus

Kapitel 2
 

Severus
 

Hermine fand sich auf einer rotweiß karierten Wolldecke wieder, die auf einer der grünenden Wiesen Hogwarts' ausgebreitet war, umgeben von lauter Blumen, die wild um sie herumwucherten… und wahrscheinlich Abermillionen von Insekten beheimateten, an die Hermine lieber nicht denken wollte. Stattdessen genoss sie die kühle Brise, die die Bäume schüttelte und Blätter tanzen ließ.

Sie steckte die Nase in die Luft und roch den betörenden Duft des Sommers. Es war himmlisch. Mit den Händen strich sie über die raue Decke und spielte mit dem Gedanken, den Picknickkorb zu inspizieren, der so verheißungsvoll vor ihr stand.
 

Gerade wollte sie einen kurzen Blick – nur einen Blick, von Naschen war nie die Rede gewesen – hineinwerfen, als zwei Hände von hinten ihr die Augen zuhielten. Sie waren wunderbar weich und fühlten sich herrlich an auf Hermines Haut… außerdem rochen sie verführerisch nach exotischen Kräutern.
 

„Schatz, da bist du ja endlich", kicherte Hermine und versuchte, seine Hände von ihrem Gesicht zu lösen.
 

„Entschuldige, dass ich dich warten lassen habe." Rons Stimme klang tiefer, männlicher als sonst… und als er sich zu ihr auf die Decke setzte, waren seine Haare schulterlang und schwarz, anstatt das gewohnte rot. Seine Nase war auch hakenförmiger und seine Augen irgendwie tiefer, wie schwarze Käferaugen… Das alles lag vielleicht daran, dass es sich bei dem Mann auf ihrer Picknickdecke nicht um Ronald Weasley, sondern um Severus Snape handelte. Das erklärte auch, warum er, genau wie Snape, mit wehendem Umhang hinter ihr hervorgetreten war.
 

Hermines Gehirn schien sich für einige Minuten abzuschalten, und sie war stolz auf sich, dass sie nicht anfing, plötzlich loszusabbern. Stattdessen beobachtete sie mehr oder weniger aufmerksam – was ihre Auffassungsgabe halt noch so zuließ.
 

Snape war dicht an sie herangerückt und nahm eine ihrer Hände in seine und streichelte sie liebevoll. Hermine hingegen ließ sich das stillschweigend und starr sitzend gefallen. Es fühlte sich fremd an und irgendwie falsch, aber gleichzeitig auch schön und beruhigend… wie eine verbotene Frucht, die ihr auf einem Teller aus Elfenbein dargereicht wurde.
 

Das war ja noch nicht so schlimm… auch seinen peinlichen, verliebten Blicken konnte sie noch irgendwie ausweichen, doch der Supergau kam, als er sich erdreistete, den Picknickkorb, der Hermine zuvor noch so angelockt hatte, zu öffnen und ein Schälchen Erdbeeren herauszuholen… von denen er sogleich eine zwischen zwei Finger nahm, um sie Hermine an den Mund zu führen. Auch die letzten von Hermines grauen Zellen hörten sofort auf, ihren Dienst zu tun. Hermine öffnete gehorsam den Mund und biss herzhaft in die Erdbeere hinein.
 

Als hätte Snape es so geplant, lief ihr ein roter Tropfen Erdbeersaft den Mundwinkel entlang zu ihrem Kinn, welches Snape sogleich in seine Hand nahm, um den Tropfen, der Hermines Kinn besudelte, eigenhändig zu vernichten… indem er die Bahn mit seiner Zunge entlangfuhr und sie schließlich zärtlich auf den Mund küsste. Komischerweise erinnerte er Hermine dabei stark an eine Schlange.
 

Hermine wachte schweißgebadet auf. Sie brauchte einen Moment zur Orientierung… keine Wiesen… kein kühler Wind… keine Picknickdecken… keine Erdbeeren… stattdessen rote Samtvorhänge… sie konnte Rons leisen Atem in ihrem Nacken spüren. Sie war also immer noch im Jungenschlafsaal der Gryffindors… in Rons Bett. Neben Ron. Sie drehte sich ein wenig, um Ron ins Gesicht schauen zu können. Seine Augen waren fest geschlossen, sein Atem ruhig, der Mund leicht geöffnet… neben ihm breitete sich eine kleine Sabberpfütze aus. Er schlief hier seelenruhig, während seine Freundin Todesängste durchstand… Moment, das war ja noch schlimmer! Hermine träumte von wildfremden – na ja, mehr oder weniger – Männern, die sie mit Erdbeeren abfüllten und danach ihr Gesicht ableckten, während Ron hier neben ihr schlief und wahrscheinlich nur an sie dachte…
 

Hermine versuchte den Kopf klar zu kriegen, die Bilder zu verbannen und sich zu entspannen. Sie gab sich mühe, ihren Atem ruhig zu halten und möglichst leise ihren Oberkörper aufzurichten. Sie strich sich mit einem Finger dort am Kinn entlang, wo Snapes Zunge gewesen war… immer noch fühlte sie ein leichtes Kribbeln.
 

Schon fast panisch suchte sie nach einer Erklärung für diesen Traum. Es musste eine geben… es musste einfach eine geben! Es gab doch für alles eine rationale Erklärung, dann doch bestimmt auch hierfür…
 

Morgen… morgen war doch Donnerstag… das bedeutete morgen Nachmittag war Zaubertränke angesagt… wahrscheinlich war es nur die Angst vor Snapes grausamen Unterricht, der ihr diesen Traum beschert hatte.
 

Oh Gott, das machte ja alles nur noch schlimmer! Wie sollte sie Snape denn nach diesem Traum noch unter die Augen treten? Wie sollte sie sich in seiner Gegenwart ganz normal verhalten, vor allem wenn Ron direkt neben ihr sitzen würde? Das konnte doch alles nur in einer Katastrophe enden…
 

Langsam schwang Hermine die Beine aus dem Bett – sie musste hier weg… sie wollte in ihr eigenes Bett, dorthin, wo sie nicht von Snape träumte. Vielleicht lag es ja tatsächlich an dem Bett, das sie solchen Unsinn mit Snape träumte… was allerdings bedeuten würde, dass Ron solche Träume auch jede Nacht haben musste. Hermine erschauderte bei dem Gedanken – welch grausiger Gedanke.
 

Sie stieg so vorsichtig wie möglich aus Rons Bett und schlich sich auf Zehenspitzen auf die Tür zu, und drückte die Türklinge runter, die ihr Gott sei dank den Gefallen tat, völlig quietschfrei zu funktionieren, und auch die Tür öffnete sich ausgesprochen lautlos, was verwunderlich war, wenn man bedachte, wie alt Hogwarts sein musste.

Vielleicht hatte Gott ein schlechtes Gewissen, dass er ihr diesen Traum geschickt hatte, und tat jetzt alles, um es wieder gut zu machen.

‚Sehr schön, Hermine, schieb nur alles auf Gott oder sonst jemanden', dachte Hermine verbittert, als sie die vielen Treppenstufen nach unten lief.
 

Als sie den Gemeinschaftsraum betrat war dieser komplett leer. Nur ein paar spärliche Funken glühten noch im Kamin, doch sonst war kein Lebenszeichen zu vernehmen… welch seltsamer Anblick, wo der Gemeinschaftsraum doch immer reich gefüllt war mit irgendwelchen Menschen. Aber Hermine wollte sich nicht mit diesem Anblick aufhalten und stieg sofort die Treppe zu den Mädchenräumen hoch.
 

Es gelang ihr genauso leise in ihr Bett hineinzuschlüpfen wie sie zuvor aus Rons Bett herausgeschlüpft war.
 

Am nächsten Morgen war der Traum schon wieder fast wie weggewischt.
 

Fast. Einige Bruchstückchen irrten immer noch in Hermines Kopf herum und tummelten sich mal hier mal da in kleinen Eckchen, um Hermine zu ärgern. Sie lag eine Weile auf dem Rücken und starrte mit halb zugekniffenen Augen die Decke ihres Himmelbettes an… von der Seite fielen ihr einige Sonnenstrahlen, die sich den Weg durch die Vorhänge gebahnt hatten, in die Augen, und schienen ihr Gehirn zum Nachdenken anzuregen, als würde es mit Solarenergie betrieben werden.
 

Langsam, ganz langsam, setzten sich die Fragmente des Traumes wie ein Puzzle zusammen, ein Stückchen nach dem anderen.
 

Und dann endlich war der Traum wieder, wie ein perfekt restauriertes Gemälde oder eine perfekte Rekonstruktion, zusammengesetzt und nahm sämtlichen Platz in Hermines Kopf ein. Sie saß plötzlich kerzengrade im Bett, sodass ihr ein wenig schwindelig von der schnellen Bewegung war. Doch dieses Schwindelgefühl machte es ihr auch nicht leichter, einen klaren Kopf zu fassen.
 

Sie fühlte sich plötzlich so, als müsste sie sich tatsächlich übergeben, und dass kam bestimmt nicht nur davon, dass sie sich zu schnell aufgerichtet hatte. Wie konnte sie so einen Traum nur verantworten?
 

Sie schwang die Beine aus dem Bett und tapste barfuss über den kühlen Parkettboden ins Badezimmer, wo sie sich erst einmal einen nicht weniger kühlen Schwall Wasser ins Gesicht spritzte. Sie erhoffte sich jetzt ein wenig mehr Klarheit, doch sie wurde bitter enttäuscht. Und so ging der Tag auch weiter.
 

Die Stunden flossen unbarmherzig zäh vor sich her und die Uhren schienen allesamt kollektiv still zu stehen, nur um Hermine zu quälen. Ron hatte sie schon nach dem Mittagessen gefühlte siebenundzwanzig Mal gefragt, was mit ihr los sei und warum sie keinen Appetit habe und ob er etwas falsch gemacht hatte und so weiter und sofort. Es hing Hermine schon nach den ersten zehn Malen aus den Ohren raus, doch Ron fuhr unermüdlich fort. Und das machte es für Hermine auch nicht gerade besser. Nicht nur dass sie sowieso schon ein schlechtes Gewissen wegen ihres… Traumes mit Snape hatte, jetzt wollte Ron dafür auch noch unbedingt die Schuld haben. Sie war schon kurz davor, ihm zu sagen, er solle endlich die Klappe halten, doch er schien selbst gemerkt zu haben, dass es reichte. Ein Fußtritt von Ginny schien nicht unmaßgeblich dazu beigetragen zu haben.
 

Letztendlich kam der Moment, vor dem sie sich die ganze Zeit gefürchtet hatte, doch unausweichlich näher und schließlich war er da.
 

Mit einem flauen Gefühl im Magen stand Hermine neben Ron und Harry im Gang des Kerkers vor der Tür, die in den Raum führte, in der sie später von Snape unterrichtet werden würde. Später hieß in diesem Fall in etwa 4 Minuten. Sie trat nervös von einem Fuß auf den anderen und blickte ständig aufgewühlt in die Richtung des Ganges, aus der Snape normalerweise auf sie zugetreten kam…
 

Und genauso war es auch dieses Mal. Als Hermine seine herannahenden Schritte hören konnte, zuckte sie unweigerlich zusammen. Ihr war, als wären ihre Ohren ultrasensibel für diesen Klang geworden und würden ihn auch aus kilometerweiter Entfernung hören können… dabei war das gar nicht nötig, wo Snape doch schon direkt um die Ecke gebogen kam und Hermine sofort mit seinem ganzen imposanten Auftritt ins Auge stach. Inklusive wehendem Umhang und generell dunkler Aura.
 

Unvermittelt trat Hermine näher an Ron heran und klammerte sich an seinem Arm, wobei sie sich auch gleich ein wenig hinter ihn duckte. Es war eine Verteidigungsmaßnahme aus Reflex gegen etwas, wovon Snape nichts ahnen konnte.
 

Doch als er an den Dreien vorbei zu seinem Unterrichtsraum lief, kam es Hermine so vor, als würde er sie mit seinen stählernen Blicken durchbohren und unerlaubter Weise direkt in sie hineinsehen… was vielleicht auch einfach nur Einbildung war, weil es sich eventuell nur um die tägliche Dosis Verachtung gegenüber Gryffindors handelte, doch Hermine wollte das lieber mit Vorsicht genießen.
 

Eigentlich wollte sie das gar nicht genießen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  JustCookie
2011-08-04T17:44:03+00:00 04.08.2011 19:44
kihi ...
hab heute deinen FF entdeckt und muss sagen ... hört sich sehr vielversprechend und lustig an ^w^

ich glaube ich wüsste nicht was ich machen würde, wenn ich in dem Bett meines Freundes läge und dabei von nem anderen Mann solche Sachen träume ... und dann auch noch nen Lehrer ... ich glaub da wird ich mir richtig viele Gedanken machen ... von wegen verrückt sein und so xDD

die Story ist bis jetzt sehr gut geschrieben und man verliert auch nicht die Lust einfach aufzuhören weil man entweder die Geschichte an sich nicht mehr riechen kann oder einfach nur schrecklich geschrieben ist ... das trifft hier auf keinen Fall zu ^w^

Ich fänd' wirklich cool wenn du weiter schreiben würdest ...
da mich die Story wirklich anspricht und ich unbedingt wissen will wie sich mine in Zaubertränke verhält ...
bei dem Träum den sie hatte, könnte das recht amüsant werden xDD

also ... LG
Emo_chan
(^ u ^)~


Von: abgemeldet
2010-11-28T10:18:06+00:00 28.11.2010 11:18
hui, was für ein tolles chap!!
ich musste ja wirklich schmunzeln ... wenn mir das passieren würde während ich im bett meines liebsten liege, garnicht auszudenken! Kein wunder, dass Herm so schrecklich nervös ist xD Den Traum fand ich wirklich interessant dargestellt und ich muss sagen, da freu ich mich ja schon darauf, wenns weitergeht XD Auf die nächste Stunde Zaubertränke freue ich mich auf jeden fall, hoffentlich geht herm nicht komplett unter!

Du hast mich wirklich aufgeheitert - heite besonders schwer, ein großes Lob an dich.

glg, man liest sich, deine hydrangea


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