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Kill this Killing Man I

Zurück ins Leben
von

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Fortschritte und Abschiede

Die nächsten Wochen verliefen immer nach demselben Muster.

Jeden Morgen und nach dem Mittag machten sich die Brüder auf den Weg zum Wäldchen und Sam schauderte es immer noch, wenn er daran dachte, dass sich Dean, als sie das erste Mal eine zweite Runde dran gehangen hatten, nach dieser einfach nur auf dem Boden zusammengerollt hatte und vor Erschöpfung eingeschlafen war, bevor Sam auch nur zu ihm gehen konnte.

Inzwischen scheuchten sie sich gegenseitig morgens und nachmittags drei Runden über den Parcours und Ruby beschwerte sich abends beim Fernsehen immer öfter, dass sie ihre dämonischen Kräfte einsetzen musste um Dean in Schach zu halten.

Dean hatte die körperliche Form, die er vor dem Höllenhundangriff hatte fast wieder erreicht, und es waren mit Sicherheit die vier härtesten Wochen seines Lebens gewesen. Selbst der Drill eines John Winchester konnte es nicht mit Deans schlechtem Gewissen aufnehmen, das ihn zu immer härterem Training trieb.

Die Albträume waren weniger geworden, aber wenn sie kamen, erschreckten sie ihn nach wie vor bis in die tiefsten Tiefen seiner Seele.

Aber auch wenn der Blonde körperlich fast wieder soweit war wie vorher, so war er doch immer noch nicht der Alte. Die meiste Zeit schwieg er und schaute aus großen grünen, traurig stumpfen Augen in die Welt. Er konnte sich seine Schwäche einfach nicht verzeihen und die Albträume taten ein Übriges.
 

Sich die Haare trocken rubbelnd kam Dean die Treppe herunter. Ruby stand in der Tür. Sie hatte ihre Tasche umhängen.

„Ich verschwinde“, erklärte sie in die Stille.

Dean sah sie fragend an.

„Ich brauch mal wieder meine Ruhe, und ich denke ich bin euch lange genug auf den Geist gegangen. Der Colt funktioniert und du wirst mir langsam zu stark“, wandte sie sich mit den letzten Worten direkt an Dean.

Ein kurzes Lächeln huschte über dessen Gesicht.

„Danke!“, sagte er leise.

„Gern geschehen!“ Sie nickte ihm zu und nach einem kurzen Gruß zu den beiden anderen Jägern verschwand sie durch die Tür.

Der Blonde warf das Handtuch über die Sessellehne, wischte sich mit der inzwischen üblichen Handbewegung die Haare aus der Stirn, die ersten Fransen hingen ihm jetzt ständig in den Augen, und ließ sich in den Sessel plumpsen.

„Wenn du dich heute Abend nicht von Ruby verhauen lassen musst, könntest du mir bei einem Wagen helfen“, sagte Bobby in die Stille und lächelte als Dean sich sofort erhob.
 

Der Regen schlug an das Küchenfenster.

Sam hockte seit Stunden in unmöglicher Haltung am Tisch und starrte auf seinen Laptop. Er hatte die morgendliche Runde mit Dean gedreht und war immer noch verwundert, wie schnell der sich wieder zu seiner alten Form gearbeitet hatte. Auf der anderen Seite war Dean eigentlich schon immer fast hyperaktiv gewesen und hasste es, still zu sitzen.

Gestern hatte er bis spät in die Nacht hinein Bobby bei der Reparatur eines GMC geholfen und heute stand der Impala unter dem Unterstand. Dean machte eine Großinspektion und tauschte aus, was er für austauschenswert hielt.

Sams Hinweis vom heutigem Morgen, Bobby hätte doch so viel Bücher und er solle sich eins davon greifen und lesen, hatte der Blonde mit einem entrüsteten Schnauben beantwortet und Sam fragte sich mal wieder, warum sein Bruder Bücher eigentlich so hasste. Aber womöglich lag es ja einfach nur daran, dass man beim Lesen still auf seinem Hintern sitzen musste. Vielleicht sollte er Dean mal ein Hörbuch schenken? Damit konnte er dann durch die Gegend rennen und – lesen. Trotz allem meinte er sich aber auch daran zu erinnern, dass er Dean schon hatte lesen sehen. Zum Zeitvertreib lesen sehen. Er schüttelte den Kopf. Das musste er geträumt haben, oder?
 

„… machst du?“ ertönte Deans Stimme plötzlich neben Sams Ohr, und der sprang regelrecht von seinem Stuhl hoch und funkelte seinen Bruder böse an, während der sich ungerührt grinsend einen Kaffee eingoss.

„Ich schreib mich in Stanford ein!“, knurrte der Jüngere.

Deans Schultern sackten nach unten, die Tasse wurde mit einem lauten „Plock“ auf die Arbeitsplatte gestellt, Kaffee schwappte großzügig über den Rand und Dean war aus dem Haus gestürmt bevor Sam auch nur Luft holen konnte.

„DEAN“, rief er ihm unsinnigerweise trotzdem hinterher.

Natürlich kam Dean nicht zurück.

Sam schob seinen Laptop ein Stück zur Seite und knallte seine Stirn auf die Tischplatte. Wie konnte er nur so blöd sein. Dean hatte ihn in den letzten Tagen und Wochen vor seinem Tod zwar darum gebeten, dass er wieder studieren sollte, aber da war der davon ausgegangen, dass er in der Hölle sein würde. Und er wollte doch auch nicht mehr zurück. Warum hatte er denn dann jetzt so einen Scheiß erzählt? Er konnte sich doch denken wie Dean darauf reagieren würde. Dean wollte nicht alleine jagen, deshalb hatte er ihn damals aus Stanford geholt und er wollte nicht zurück, weil die Erinnerung an Jess trotz allem noch weh tat. Außerdem hatte er seinen Bruder gerade erst wieder bekommen. Nein er konnte genauso wenig ohne Dean sein, wie der ohne ihn.

„Was ist los?“, fragte Bobby plötzlich neben ihm. Sam war schon wieder versucht aufzuspringen. Er hatte ihn nicht reinkommen hören. Er hatte auch Dean nicht kommen gehört. Vielleicht sollte er sich mal sein Gehör untersuchen lassen?

„Ich bin ein Idiot“, stellte er resigniert fest.

„Wenn du es sagst, werd ich dir nicht widersprechen“, nickte Bobby. „Warum heute?“

„Ich such nach einem Fall für uns, ich denke wir müssen Beide hier mal raus. Nichts gegen deine Gesellschaft“, beeilte sich der Jüngere hinzuzufügen, als er Bobbys hochgezogene Augenbraue sah. „Aber als Dean mich eben gefragt hat, wollte ich ihn ärgern und hab gesagt, ich würde mich in Stanford einschreiben.“

„Sam!“

„Ja?“

„Du bist ein Idiot!“

Sam nickte.

„Ich werd dann mal Dean suchen und mich entschuldigen“, nuschelte der Jüngere und verließ fluchtartig die Küche. Er zog sich seine Jacke über und trat auf die Veranda. Dann rannte er durch den Regen zum Unterstand aber Dean war nicht da. ‚Verdammt!’ Der Impala stand mit offener Motorhaube und offenem Kofferraum da, aber von seinem Besitzer war weit und breit nichts zu sehen.

Er zog sich die Kapuze über den Kopf und begann seinen Bruder zu suchen.

Sam bog um eine weitere Ecke und blieb ruckartig stehen. Am Ende der Gasse, nur in T-Shirt und Jeans, stand der Blonde an ein ausgeschlachtetes Wrack gelehnt. Er starrte zu Boden. Der Regen lief in seine Augen und tropfte von seiner Nase. Er sah genau so aus, wie er sich fühlen musste.
 

Dean hatte die Hände in den Hosentaschen vergraben und einen Fuß gegen die verrostete Karosse gestellt. Es war ihm egal, ob er sich erkälten würde. Es war ihm sogar egal, ob er sterben würde. Er wollte ohne Sam nicht weiter jagen. Er wollte ohne Sam ja noch nicht einmal mehr weiter leben!

Aber was hatte er eigentlich erwartet. Er hatte Sam die Wochen vor seinem Tod bekniet, war ihm regelrecht auf die Nerven damit gegangen, dass er wieder zur Uni gehen sollte. Dass er aus dem Irrsinn aussteigen sollte und jetzt, wo Sam es wirklich wollte, konnte er es ihm doch nicht verwehren. Er hatte ihn schon einmal von der Uni weggeholt und das nur weil er nicht alleine jagen wollte. Dann war Jess gestorben und Sam bei ihm geblieben. Vielleicht sollte er seine Ausgangsbasis nach Stanford verlegen, so könnte er auf Sammy Acht geben und jagen gehen.
 

Sam ging langsam auf seinen Bruder zu.

„Dean, ich...“, Sam wusste nicht wie er anfangen sollte, „ich will nicht nach Stanford.“

Der Blonde starrte weiter auf den Boden. Hoffnung keimte in ihm auf, als er Sams Worte hörte. Aber das konnte nicht sein. Sam wollte dieses Leben nie. Und er war der Letzte der seinem kleinen Bruder einen Wunsch abschlagen konnte.

„Dean?“

„Wann“, fragte er also nur.

„Was wann?“

„Wann soll ich dich hinbringen?“

„Dean, ich will nicht nach Stanford! Solange du nicht mitkommst, werde ich diesen Gedanken nicht mal in Erwägung ziehen!“

„Sam! Du wolltest dieses Leben nie, also hör auf damit.“

„Wenn du willst, dass ich nach Stanford gehe musst du schon mit dahin ziehen und mit dem Jagen aufhören.“

„Wenn ich nicht mehr jagen soll, was soll ich denn da?“

„Du könntest dir eine Arbeit suchen.“

„Ich ... das ist nicht mein Leben, Sam. Sesshaft und ich. Das passt einfach nicht zusammen.“

„Dean, ich wollte mich nicht einschreiben.“

„Was dann?“, wollte Dean verwirrt wissen.

„Ich hab nach einem Fall für uns gesucht. Ich werde nicht nach Stanford gehen, also lassen wir das Thema, okay?“

Dean grummelte leise und hob endlich den Kopf um Sam anzusehen. Die Fransen seines Ponys hingen ihm in den Augen, Regentropfen liefen ihm an den Strähnen entlang und in die Augen hinein und er blinzelte. Er wollte, dass Sam glücklich war und er konnte sich nicht vorstellen, dass dieses Leben Sam glücklich machte.

„Bist du sicher?“, fragte er also und war sauer auf sich, dass er so unsicher klang.

„Ich bin mir sicher! Du wirst mich so schnell nicht los. Ich bin in den letzten drei Jahren nicht gegangen und ich werde jetzt erst recht nicht gehen.“

Der Blonde nickte: „Was hast du?“

„Noch nichts. Wie lange brauchst du noch?“

„Morgen Abend sollte ich fertig sein.“

„Dann geh ich mal weiter suchen und du solltest duschen gehen. Die letzten Wochen müssen wir nicht so schnell wiederholen.“

Der Blonde nickte ergeben.
 

Sam warf seinem Bruder noch einen abschätzenden Blick zu. Er war sich nicht sicher, ob er jetzt wirklich zu Dean durchgedrungen war, dann wandte er sich ab und ging zurück zum Haus.

Der Blonde starrte noch eine Weile auf den Boden, dann löste er sich von dem alten Auto und ging zurück zum Impala.

Er beendete seine angefangenen Arbeiten und dann folgte er seinem kleinen Bruder. Sam saß wieder vor seinem Laptop, stand aber sofort auf, als er Dean sah und holte ihm einen heißen Kaffee. Deans Hände schlossen sich ganz automatisch um die dampfende Tasse. Das Regenwasser in seinen Haaren tropfte ihm in den Nacken und lief seine Wirbelsäule hinunter. Es hinterließ eine Gänsehaut. Zu seinen Füßen bildeten sich Pfützen.
 

„Ich hab da vielleicht was“, erklärte Sam und Dean löste sich vom Türrahmen um sich hinter seinen Bruder zu stellen und ihm über die Schulter gucken zu können.

„Nix ist!“, wurde er sofort von dem Jüngeren angefahren und schaute ihn mit großen, verdutzten Augen an, blieb aber an seinem Platz.

„Du trinkst deinen Kaffee, dann gehst du duschen und dann erzähl ich dir, was ich hier habe.“

Zu Sams Überraschung nickte der Blonde nur und pustete in seine Tasse.
 

Dean kam gerade wieder in die Küche als Sam mit dem Aufwischen der Pfützen fertig war.

Der Blonde goss ihnen frischen Kaffee ein und setzte sich dann seinem kleinen Bruder gegenüber und schaute ihn skeptisch an.

„Ich hab in Portland mehrere komische Tote gefunden.“ Erwartungsvoll schaute Sam seinen Bruder an, doch der zog nur die Augenbraue in die Höhe.

„In den letzten sieben Wochen sind dort vier Menschen gestorben, die…“

Dean schnaubte und Sam sah ihn finster an.

„Nur vier in ganz Portland?“, grinste der Blonde.

„Vier, die merkwürdig waren!“

Dean grunzte und versenkte sich dann wieder in die Betrachtung seines Kaffees.

„Einer war völlig blutleer, ohne dass er jedoch eine Wunde aufwies, zwei sind plötzlich umgefallen und hatten sich laut Autopsie das Genick gebrochen und einer, ein Architekt, war mit zwei Maurern auf der Baustelle, plötzlich wurden seine Augen trüb und er stürzte eine Bautreppe hinab, Schädelbruch. Und alle waren bei der Autopsie wie ausgetrocknet“, beendete Sam seine Ausführungen und schaute erwartungsvoll zu seinem Bruder.

„Könnte was sein“, meinte der und trank noch einen Schluck Kaffee.

„Nehmen wir den Fall an?“, wollte der Jüngere wissen und Dean überlegte eine Weile und nickte dann.

„Wann wollt ihr los?“, hakte Bobby nun nach, der dem eher als Monolog geltenden Gespräch der Brüder zugehört hatte.

„Übermorgen früh“, ließ Dean sich jetzt verlauten.

„Brauchst du Hilfe?“, fragte Bobby und bekam ein Kopfschütteln als Antwort. Er atmete tief durch. Er mochte die Jungs wirklich und er freute sich immer wieder, wenn sie sich trafen, musste aber zugeben, dass er froh war, wenn er sein Haus wieder für sich haben würde.

Dann schaute er in den Kühlschrank und begann ein paar Steaks und Bratkartoffeln zu braten.



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