Zum Inhalt der Seite

Als die Blätter fielen

Andeutung HP/DM
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Als die Blätter fielen

Ein kalter Wind pfiff und wehte die Blätter von links nach rechts.

Regen prasselte unaufhaltsam auf den Boden nieder, fast so, als wolle er ihn für etwas sühnen lassen.

Die Blätter, die noch vor Wochen in den schönsten Farben an den Bäumen strahlten, lagen nun am Boden...zertreten und grau.

Der Wind hatte sie alle bei Zeiten hinunter geweht.

Kein Mensch war bei diesen herbstlichen Wetter draußen.

Nur vereinzelt sah man sie mit aufgespannten Regenschirmen die Straßen entlang eilen.

Mit hochgeschlagenen Kragen und immer darauf bedacht den störrischen Wind zu trotzen, damit er ihnen nicht die Schirme entriss.
 

Nur ein junger Mann stand regungslos am Waldrand.

Der Wind zersauste seine rabenschwarzen Haare, trieb Blätter und Regen in seinen Kragen, doch ihn störte es nicht.

Er nahm weder Kälte noch Nässe war.

Nichts drang von außen in seine ganz eigene Welt.

Eine Welt in der nur Kälte und Leere herrschte.

In einer Welt in der nichts mehr zu existieren schien was Menschen zu Menschen macht.

Keine Liebe, keine Freundschaft, keine Angst oder Verzweiflung, keine Wut...Nichts...nur alles auffressende Leere.

Ja, hier stand er Harry Potter, der Junge der überlebt hat.

Der junge Mann, der Voldemort am Ende besiegte, der triumphierte der gefeiert und geachtet wurde.

Der Mann der alles verlor, was er liebte.

Weder Geld noch Ruhm machen das wett, was er geopfert hatte.

Alles das, was ein Mensch zum Leben braucht:

Erst seine Eltern...dann seine Freunde, Vertrauten und Geliebten und zum Schluss die Achtung vor sich selbst.

Harry Potter, der Junge der überlebt hat, hatte der Zauberwelt mehr geopfert als er hatte geben können und war letztendlich zu einem Wrack geworden.

Fernab von jeglichen Gefühlen.
 

Harry streckte seine steifen Glieder.

Wie lange hatte er hier gestanden und seine Heimatstadt angestarrt.

1, 2 oder waren es 3 Stunden?

Er wusste es nicht mehr. Es war ihm auch egal, Zeit spielte keine Rolle.

Langsam ging er in Richtung Stadt.

Gewöhnte seine vor Kälte steif gewordenen Glieder behutsam wieder daran sich zu bewegen.

Er wusste nicht mehr wie oft er, nach Voldemorts Verschwinden, hierher gekommen war und sich die Stadt, wo seine Eltern starben, angesehen hatte.

Es mussten um die hundert mal sein.

Der Verlust, den er für sich allein trug, schien hier gelindert zu werden.

Ächzend lehnte er sich an die Alte Kirche, die in Mitten dieser kleinen Stadt stand.

Das Gestein unter seiner Haut fühlte sich seltsam warm an.

Harry lehnte seinen Kopf gegen den Kirchturm und blickte nach oben in den prasselnden Regen hinauf.

Durch den dichten Schleier von Tropfen konnte er den Himmel nicht sehen.

„Es ist genau wie damals“, dachte er und ein melancholisches Lächeln zierte sein Gesicht.

Ja, genau wie damals...

Immer wenn er tötete regnete es, so als wolle der Regen seine Hände von Blutspuren reinwaschen.

Doch um sie wegzuspülen müsste sich eine neue Sintflut ergießen.
 

Als Schüler hatte er geglaubt es würde ihm gut tun, Voldemort und seinen Gefolgsleuten gegenüber zu treten und sie für das büßen zu lassen, was sie ihm angetan haben.

Die vielen Tode zu rächen...nur das wollte er damals.

Doch bald schon hatte er erkannt das es ihn nicht glücklicher machte wenn er sie umbrachte, quälte und folterte.

Er begab sich auf ihre Ebene...auf die niedrigste Ebene des menschlichen Daseins.

Mit jedem den er tötete oder in Askaban einwies, starb ein Stück seiner Seele.

In Monaten war seine Seele geschrumpft... Zentimeter für Zentimeter.

Immer tiefere Risse wurden in sie geschnitten, immer mehr ihm genommen.

Irgendwann war sie ausgeblutet und er konnte nichts mehr fühlen.

Alles in ihm war leer und stumpf.

Genau wie jetzt auch.

Die einzigsten Menschen die ihm noch was bedeutet hatten, waren im letzt Kampf gestorben.

Seine beiden besten Freunde, die einzigste Familie die er wirklich als seine Familie angesehen hatte, sein Ratgeber, sein Pate, seine Eltern...-

Diese Menschen wollte er rächen...er hatte Voldemort besiegt und fühlte sich noch verlorener als zu der Zeit, als er noch lebte.

Als Voldemort noch lebte, konnte er sich ablenken, mit Plänen, Training, Racheschwüren... das alles war jetzt nur noch Vergangenheit!

Voldemorts Tod hatte die Anderen nicht wieder gebracht und nun konnte er keinen mehr für den Verlust verantwortlich machen.

Er musste es hinnehmen, akzeptieren ob er wollte oder nicht.
 

Harry merkte wie seine Finger und Zehen taub wurden.

Anfingen zu kribbeln und zu stechen.

Die Kälte versteifte seinen Körper langsam, doch Harry wollte schmerzen haben.

Wollte spüren das er noch lebte.

Wollte leiden, wie seine Freunde gelitten hatten.

Er ließ sich an der Steinmauer hinunter gleiten und kauerte sich zusammen.

Schlang die Arme um seine Knie und konzentrierte sich auf das ziehen in seinen Gliedmaßen.

Er schloss die Augen und legte den Kopf auf die Arme.

Vor seinen geistigen Auge sah er sie wieder.

Diese atemberaubenden Augen... blaugraue Seen die ihre Schatten warfen.

Die so undurchsichtig und doch so spiegelgleich waren.

Die Augen seines Erzfeindes, seines Widersachers -...

Draco Malfoy.

Der Name spuckte in seinem Kopf, seit er den Todesstoß bekommen hatte.

Er konnte es sich nicht erklären, doch dieser Name war der Grund, warum er noch am Leben war.

War es der ständige Drang besser sein als er?

Seine Rivalität zu diesem Mann?

Oder doch was anderes?

Draco Malfoy war vor 4 Monaten, mit 2 weiteren Todessern hingerichtet worden.

Harry war dabei gewesen...das letzte mal wo er diese verblüffenden Augen gesehen hatte, war auf dem Galgen.

Diese Augen hatten ihn ohne Angst entgegengeschaut und er hatte sich eingebildet ihn sogar lächeln gesehen zu haben.

War es wirklich nur Einbildung gewesen?
 

Harry merkte wie er müde wurde.

Das Denken viel ihm immer schwerer und sein Geist wurde langsam von einem Nebel behangen... Dem Nebel des Vergessens.

So viele Gesichter zogen an ihm vorbei...

Die Gesichter seiner Eltern, die ihn von Fotos anlachten, die Gesichter der Weasleys, die ihn anstrahlten, die Gesichter von Ron und Hermine, das von Sirius, das von Dumbledore...

Seine Augenlieder wurden schwer und fielen zu.

Er war so verdammt müde.

„Auch nicht schlimm...vielleicht wache ich ja nicht wieder auf“, dachte er noch ehe sich seine Gedanken verloren.

Harry Potter war des Lebens müde geworden und schlief in klirrender Kälte ein.

Doch ein Gesicht sah er noch, bevor er hinüber in die Andere Ebene wanderte.

Ein blasses, ebenförmiges Gesicht...mit dünnen Lippen,

die ab und an ein diabolisches Lächeln kräuselte.

Ein Gesicht, das von hellblonden, fast silbernen Haaren umrahmt wurde.

Ein Gesicht mit Augen wie die klarsten Bergseen,

die so viel und doch wieder so wenig zeigten.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück