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Augenblick

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Augenblick

Autor: MissFireFist

Rating: P12 Slash

Inhalt: Für einen kurzen Moment, einen kleinen Augenblick. Verdrängen, vergessen und glücklich sein.

Vorwort: Ich … weiß nicht, was in mich gefahren ist. Eigentlich müsste ich ja an anderen Sachen weiterarbeiten, aber …

Ich glaube, sowas passiert, wenn die Internetverbindung für einige Stunden gekappt ist. Ich … weiß selbst noch nicht, was ich hiervon halten soll, wünsche aber natürlich – wie immer – viel Spaß beim Lesen.

***
 

Seine Finger glitten über die Schachtel, strichen sanft über den Markennamen. Dann zog er einen der letzten verbliebenen Glimmstängel heraus und drehte ihn nachdenklich zwischen seinen Fingern.

Das ist die Letzte, sagte er gedanklich zu sich selbst. Diesmal wirklich!

Doch er wusste, dass er sich nur etwas vormachte. Sobald sein Körper wieder nach dem Nikotin verlangen würde, nach dem Gift, das ihn langsam aber sicher dahinraffte – war es nicht irgendwie ironisch, dass sein eigener Körper ihn gewissermaßen tot sehen … umbringen wollte? - … sobald er die Unruhe spüren würde, die ihn immer wieder ergriff, das Zittern seiner Hände, die Schweißausbrüche …
 

Er würde nachgeben. Wie jedes Mal. Wie jedes verdammte Mal.
 

Er klemmte sich die Zigarette zwischen die Lippen. Seine Hände klopften suchend seine Jacke ab, fuhren in die Taschen, doch nichts. Wo war es nur?

Seine Bewegungen wurden immer schneller, hektischer. Er brauchte es. Brauchtebrauchtebrauchte es! Jetzt!
 

„Suchst du das hier?“

Eine Hand fuchtelte vor seinem Gesicht herum. Er griff nach ihr, brachte sie so dazu, stillzuhalten, sah es. Das, was er suchte. Das Feuerzeug.

„Arschloch“, murmelte er und befreite es. Er zündete sich seine Zigarette an, ließ das Feuerzeug in seine Jackentasche fallen und zog kräftig am Glimmstängel. Endlich.
 

Ruhe kehrte in seinen Körper ein. Er konnte wieder klar denken. Dieses Gefühl, das an ihm genagt hatte, dieses Verlangen nach diesem kleinen Ding, diesem kleinen, giftigen Ding, das einmal sein Tod sein würde … Fort.
 

„Hättest mir ruhig dankbarer sein können.“

„Wieso sollte ich?“

Ein sanfter Stoß in die Seite.

„Hey!“ Er sah in ein belustigt funkelndes Augenpaar. Grau. Rauchgrau. Ähnlich wie der Qualm, der von seiner Zigarette aus empor stieg und immer weiter und weiter vom Wind fortgetragen wurde.

Ein Arm legte sich um seine Schulter. Wärme durchfuhr ihn. Wohlige Wärme.

„Immerhin bin ich dein Retter in der Not!“

Er schnaubte, erlaubte dem anderen, Nick, jedoch, den Arm dort zu lassen, wo er war. „Deinetwegen war mein Feuerzeug nicht in meiner Jackentasche, Arschloch!“

Seufzen. Nick griff nach der Zigarette, zog selbst einmal daran. Hustete. Gab sie ihm wieder.

„Was findest du nur daran?“

Er zuckte mit den Schultern.

„Scheinst heute alles andere als gesprächig zu sein, Adrian.“ Der Tonfall war leicht vorwurfsvoll, aber auf Nicks Gesicht lag immer noch ein Lächeln. Doch langsam verschwand der Arm. Hinterließ eine seltsame Kälte, die sich immer weiter ausbreitete, bis in jeden noch so kleinen Winkel seines Körpers. Adrian verschränkte die Arme vor der Brust. Vielleicht würde die Wärme ja wiederkehren? Aber er wusste es besser.
 

„Na gut, Kumpel, ich muss dann mal. Hab noch was vor.“ Nick ging fort. Fort wie der Rauch. Und es blieb nichts als Kälte zurück.

Denn Adrian wusste, wo er hinging. Wusste mit wem. Für ihn war kein Platz. Nicht dort und auch nicht in Nicks Herz.
 

Adrian schnippte die Asche an seiner Zigarette zu Boden und ließ sich von seinen Füßen führen. Irgendwohin. Nur weg.
 

Sein Blick wanderte gen Himmel. Grau. Überall grau. Graugraugrau.

Adrian hasste diese Farbe, erinnerte sie ihn doch an das, was er nicht haben konnte. Niemals haben würde. Denn Nick war nicht wie er. Nick war anders.

Ein bitteres Lächeln legte sich auf sein Gesicht. Adrian konnte nicht loslassen. Würde es wohl auch nie tun. Sein dummes Herz ließ es nicht zu. Dummes, dummes Herz. Machte alles so schwer, obwohl es doch so einfach sein könnte. Wenn es nur an einem anderen hängen könnte …
 

Wasser löste sich aus den Wolken, tropfte zu Boden, tropfte auf Adrian. Erst war es nur ganz wenig, wurde immer mehr und mehr, bis es sich in Strömen auf die Erde ergoss.

Seine Jacke hatte keine Kapuze, weshalb sein Haar ihm irgendwann in nassen Strähnen ins Gesicht hing.

Seine Füße trugen ihn weiter.
 

Der Glimmstängel war schon längst erloschen. Der Regen hatte ihm nicht gut getan. Adrian trennte sich nicht von ihm, ließ ihn, wo er war. Zwischen seinen Lippen.

Adrian stellte den Kragens seiner Jacke auf, schob die Hände in die Taschen und zog die Schultern hoch.

Seine Füße trugen ihn immer noch. Einer setzte sich vor den anderen, immer weiter, immer schneller. Bis Adrian plötzlich rannte.
 

Adrian blieb vor einem Haus stehen. Ein seltsamer Ort, an den ihn seine Füße getragen hatten. Und wohl doch der einzige, an dem Adrians Herz Linderung erfahren würde. Zumindest für den Moment. Einfach nur den Schmerz verdrängen. Für einen kurzen Augenblick.
 

Sein Finger legte sich auf den Knopf der Klingel, drückte. Adrian wartete. Ignorierte die Farbe des Gebäudes.

Die Tür öffnete sich einen Spalt breit. Jemand sah nach draußen. Blaue Augen weiteten sich.

„Adrian? Du hier? Bei diesem Wetter?“

Die Tür wurde aufgerissen.

Adrian wurde gepackt und ins Haus gezogen. Eine zierliche Gestalt baute sich vor ihm auf – die Hände dabei in die Hüften gestemmt.

„Bist du des Wahnsinns?! Bei diesem Wetter herumzulaufen? Du holst dir noch den Tod!“ Sie entriss ihm die Zigarette, trippelte fort, kam wieder. Sie warf ihm ein Handtuch ins Gesicht. „Zieh dir die Schuhe aus, leg die Jacke auf die Heizung und versuch, um Gottes Willen, meinen Boden nicht zu sehr vollzutropfen!“ Sie machte auf dem Absatz kehrt, lief den Flur entlang, ihr braunes Haar wippte bei jedem ihrer Schritte mit. „Du weißt, wo du mich findest!“, hörte Adrian sie noch rufen.
 

Er tat, was sie, Anne, ihm gesagt hatte. Trennte sich von seinen Schuhen und von seiner Jacke. Lief dorthin, wo Anne auch war.
 

Sie saß an ihrem Schreibtisch in ihrem Zimmer. Fuhr den Computer hinunter. Als Adrian eintrat, sah sie auf. Ging auf ihn zu, nahm ihm das Handtuch ab. „Setz dich. Aber nicht aufs Bett! Dafür bist du noch zu … nass.“

Adrian nahm auf einem Stuhl Platz. Anne legte das Handtuch auf seinen Kopf, trocknete vorsichtig sein Haar. „Du dummer Junge“, murmelte sie dabei.
 

Irgendwann nahm sie das Handtuch weg und ließ es zu Boden fallen. Anne zog ihren Drehstuhl heran und setzte sich Adrian gegenüber. „Also?“ Sie hob eine Augenbraue. „Was ist passiert?“
 

Sie würde sich aufregen. So furchtbar, furchtbar aufregen, das wusste er. Es war schon immer so gewesen. Also schwieg er. Aufregung konnte er nicht mehr ertragen.
 

Sie seufzte und beugte sich vor, legte ihre dünnen Arme um seinen Hals. „Du dummer, dummer Junge.“

Er vergrub sein Gesicht in ihrem Haarschopf.
 

Die äußere Kälte war verschwunden, die innere noch nicht ganz, würde es wohl auch nicht. Nur einer konnte sie vollends vertreiben und der war nicht hier.
 

Anne löste sich von ihm. Er bemerkte, wie sie gegen die Tränen ankämpfte. Das Blau ihrer Augen schimmerte. Das hatte er nicht gewollt. Aufregung war ihm lieber als Traurigkeit.
 

Nun war es an ihm, sie an sich zu drücken. Zu trösten, obwohl sie doch keinen Grund hatte, traurig zu sein. Doch für einen Augenblick, einen klitzekleinen Moment, fühlte Adrian sich stark. Denn er musste für Anne stark sein. Musste sich stark geben, da sie sonst zu zerbrechen drohte. An seinem Schmerz. Schmerz, den er verdrängen wollte.
 

„Adrian?“ Sie schob ihn von sich, wischte sich über die Augen. „Versprich mir was. Versprich mir, dass du dich nicht davon kaputt machen lässt, ja?“

Er nickte. Hatte keine andere Wahl. Musste es tun.

Ein kleines Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. „Und jetzt arbeiten wir an einem Plan, wie du ihn rumkriegst, ja? Damit keiner mehr traurig sein muss.“

Er würde es tun. Ihr zuliebe. Und um wenigstens für kurze Zeit glücklich zu sein. Wenn er daran dachte, wie alles sein könnte. Wenn alles besser wäre. Wenn der Schmerz nicht nur verdrängt worden, sondern erloschen sein würde.
 

Denn schließlich durfte auch er einmal hoffen. Und glücklich sein.

Für einen kurzen Augenblick.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Schutzengel-007
2010-10-22T19:30:38+00:00 22.10.2010 21:30
hey
irgendwie finde ich das kapitel sehr traurig
aber gelungen geschrieben
ich möchte am liebsten weiterlesen um zu wissen,
ob der plan den die zwei sich da zurechtlegen auch aufgeht
..schade das das wohl ein oneshot bleiben wird >_<
hast du ja am anfang geschrieben"durch internet probleme entstanden" oder so..
vlt. schreibst du ja doch noch etwas weiter wenn du lust hast?! *bitte*
liebe grüße


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