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Mondkind

von

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End of all hope

Der Wind peitschte aggressiv in Shizukesa Gesicht, als sie zum Strand hinunter eilte. Zurück an jenen Ort, wo ihre kleine Schwester einst den Tod gefunden hatte. Schon aus der Ferne hörte sie das zornige Gebrüll der Männer und erblickte den hellen Schein der Fackeln. Die Bilder jener grausamen Nacht waren in diesem Augenblick lebendiger als in jedem Traum. Damals hatte die junge Frau keine andere Wahl gehabt als hilflos zuzuschauen, wie einer der von ihr meist geliebten Menschen um Leben kam. Ihre Kindsein und auch mangelnde Entschlossenheit hatten sie dazu gezwungen. Doch heute, in dieser stürmischen Nacht würde sie kein Risiko und keine Mühen scheuen, um ihren Geliebten vor ihrem Vater zu retten. Dass sich damit gegen die eigene Familie stellte, interessierte Shizukesa nicht wirklich. Sie hatte in ihrem Vater immer eher einen herrischen Führer denn eine Vertrauensperson gesehen. Und, hatte er sich jemals wirklich um sie gekümmert? Nein, Geld war immer sein einziges Streben gewesen und das würde sich auch nicht mehr ändern. Hoffentlich wäre sie imstande, etwas zu tun. Ihr Herz zog sich vor Angst zusammen und obwohl Shizukesa Stärke beweisen wollte, weinte sie doch bitterlich. „Bitte Taiyou“, flehte sie eindringlich, „lass mein Leben nicht noch mehr zu einem Friedhof werden!“

Die junge Frau wusste; Camuis Tod würde sie niemals verkraften. Ihr größter Trumpf war, das die Leute ihres Vaters höchstwahrscheinlich keine Waffen besaßen, die einem Vampir ernsthaft schaden könnten. Mit so einer Kreatur hatte schließlich niemand gerechnet. Trotzdem war ihr Herz mehr als unruhig und Shizukesa ärgerte sich, das der feine, weiche Sand ihren Lauf bremste. Doch er kribbelte so unangenehm auf der Haut wie kleine Messer. Zum Glück war der Schauplatz nicht schwer auszumachen, was vor allem an dem Getöse lag. Selbst das Meer schien sich ihren Launen anzupassen und tobte ohne Unterlass. Entgeistert riss sie die Augen auf und musste einen Schrei unterdrücken: Mehrere Kugeln hatten Camui getroffen und obwohl sie ihn nicht töten konnten, war der Blutverlust immens.

Die Anzahl der Angreifer schien nicht kleiner zu werden, dennoch hielt der Vampir sich tapfer. In seinen Augen funkelte die grimmige Entschlossenheit; er hatte seine Liebe schon einmal auf tragischen Art und Weise verloren und noch einmal würde es ihm nicht passieren. Camui wollte nicht aufgeben, nicht jetzt, wo seine freudlose Existenz endlich einen Sinn gefunden hatte. Zwischendurch erklang immer wieder das zornige Brüllen von Shizukesas Vater.

Keuchend erreichte die junge Frau die Angreifer und im ersten Augenblick stand sie wie zur Satzsäule erstarrt da und heiße Tränen liefen über ihre Wangen. Doch dann warf sie sich mutig auf ihren Vater und versuchte, ihm das Gewehr zu entreißen. Aber dieser schlug sie nur brutal ins Gesicht, so das Shizukesa halb ohnmächtig zu Boden ging. Weiße Sterne tanzten vor ihren Augen und das Bewusstsein drohte zu schwinden.

„Verdammter Vampir“, dieser Ausruf ihres Vaters holte Shizukesa in die Wirklichkeit zurück. Sie versuchte noch, aufzustehen, doch es war zu spät; wie in Trance musste die junge Frau mit ansehen, wie ihr Vater ein Holzstück aus dem Sand aufhob, damit auf Camui zustürmte und es ihm mitten ins Herz stieß. Die Augen des Vampirs weiteten sich vor Überraschung, bevor er, tödlich getroffen zu Boden sank. Sein in Liebe getränkter Blick war stets auf Shizukesa gerichtet und dieser Ausdruck riss die inneren Mauern ein. Zum ersten Mal seit langer Zeit stieß die junge Frau einen Schrei aus, welcher die ganze Erde zu erschüttern schien: „Nein! Camui!“ Sofort wandten sich ihr alle Köpfte zu, doch nur wenige konnten das Geschehene begreifen.

„ Sie…sie hat gesprochen“, stammelte Herr Ogama ergriffen und seine Augen funkelten. Jedoch nicht aus Freude, sondern aus blanker Gier; endlich konnte er aus seiner Tochter den verdienten Profit schlagen, nachdem sie als einzige Einnahmequelle geblieben war. Im Geiste malte er sich bereits aus, wie Shizukesa einen sehr reichen, strebsamen Mann heiraten und ihm viele Kinder schenken würde, die das Familienimperium aufrecht erhalten konnten. Irgendwo tat ihm der zukünftige Mann zwar leid, denn Shizukesa konnte, zumindest in seinen Augen, eine Kratzbrüste sein. „Hoffentlich traut er sich, sie mit Schlägen zur Raison zu bringen, so wie ich es oft tun musste! Ein Grinsen erfüllte sein Gesicht.

Doch Shizukesa selbst achtete gar nicht auf ihn; blind vor Tränen eilte sie zu ihrem Liebsten und nahm ihn in die Arme. In seinem Gesicht zeichnete sich nun das ab, was Jahrhunderte lang unter der schönen Fassade verborgen gelegen hatte; Zerfall und Tod. Aber das störte Shizukesa nicht; sie liebte ihn, auch ohne Makellosigkeit. Sollte sie ihm ihr Blut geben? Angst hatte sie davor nicht, aber die Männer würden sie daran hindern. Sie fluchte innerlich und zog ihn noch näher an sich. „Bitte…bitte…du darfst nicht gehen…verlass mich nicht!“, bettelte die junge Frau und griff nach seiner Hand. Die eisige Kälte seiner Haut war zwar normal für einen Vampir, jedoch nicht ihre Kraftlosigkeit. Camuis Lächeln war tröstlich, obwohl das Licht bereits aus seinen Augen schwand. „Vergiss es nicht, mein wildes Herz. Und liebe sinnlich jede Lust und liebe auch den bitteren Schmerz, da du für immer ruhen musst…Ich liebe dich, Shizukesa!“

Eine blutrote Träne glitzerte auf seiner Wange ehe der Zerfall begann. Stück für Stück trug der Wind seine Asche davon und innerhalb von Sekunden war von dem stolzen Vampir, der für die junge Frau der Inbegriff von Schönheit und Liebe gewesen war, nichts mehr übrig. Die junge Frau erhob sich stolz mit der festen Haltung einer Frau, die nichts mehr zu verlieren hatte und dennoch ihre Skrupellosigkeit beibehielt. Auch gab sie keinen Ton von sich. Mit kalten, unnachgiebigen Augen und einem falschen Lächeln im Gesicht schritt Shizukesa auf ihren Vater zu, in dessen Augen sich plötzlich Furcht spiegelte; was hatte seine Tochter vor? Hatte sie am Ende den Verstand verloren? „Ich hasse dich, du Mörder“, zischte sie und gab ihm mit letzter Kraft eine schallende Ohrfeige. Der Knall von dieser Geste hallte über den ganzen Strand wider. Herr Ogama griff sich an die Wange, zu fassungslos, um irgendetwas zu tun. Das Leid in den Augen seiner Tochter kümmerte ihn nicht, denn es würde mit Zeit vergehen. Notfalls würde er es ihr mit Gewalt austreiben. Shizukesas Beine gaben unter ihr nach und sie versank in völliger Dunkelheit.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Vanilla_Coffee
2010-12-02T20:13:39+00:00 02.12.2010 21:13
T_T oh man ist das traurig das Kappi
Aber das haste echt toll gemacht mal wieder^^

LG Amalia


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