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Uncontrollable

Wenn aus Freunden Feinde werden.
von

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Prolog

Das Auto fuhr die Einfahrt hinauf und hielt vor der Garage.

Meine Mutter warf mir einen letzten besorgten Blick zu, ehe sie ausstieg um das Tor zu öffnen.

Ich erwiderte den Blick bloß missmutig. Sie sorgte sich noch immer viel zu sehr um mich.

Dabei war ihre Tochter doch angenehm davon gekommen.

Seit wir die Polizeiwache verlassen hatten, hatte ich kein Wort mehr verloren.

Dort war genug geredet worden. Geredet über Dinge, die ich nicht hatte wiederholt erzählen wollen.
 

In meinem Kopf drehte sich noch immer alles. Ungeklärte Fragen verursachten starke Kopfschmerzen.

Ich hatte nicht bemerkt, dass ich bereits alleine im Auto saß.

"Trace? Komm schon.",riss mich die strenge Stimme meines Vaters aus den Gedanken.

Er war anders als meine Mutter. Er versuchte nichts zu beschönigen oder mich aufzumuntern. Man merkte wie entsetzt er war.

Entsetzt über mein Verhalten.

Entsetzt über die Geschehnisse.

Entsetzt über die Folgen.

Ihm war egal, wie es soweit kommen konnte. Für ihn zählte bloß, dass es soweit gekommen war.

Natürlich war er erleichtert darüber, dass nicht ich leblos in dem Graben gelegen hatte.

Dennoch hatte ihn die Tatsache, dass überhaupt jemand das Leben lassen musste stark erschüttert.

Seine eigene Tochter. In einen Mordfall verwickelt. Wen machte so etwas schon stolz? Das wollte doch niemand.
 

Im Haus änderte sich die Lage nicht. Schweigen umhüllte mich. Es drohte mich zu zerdrücken.Rücksichtslos und ungehalten.

Es kam mir manchmal noch immer so vor,als wäre ich nicht wirklich anwesend gewesen.

Als wäre das alles niemals passiert.

Insgeheim wartete ich darauf, dass das Klingeln meines Weckers mich aus dem Schlaf riss und sich alles in der Realität zum Guten wenden würde. Doch so war es nicht. Nichts würde jemals wieder gut werden.

In meinem Zimmer brach ich endgültig in Tränen aus. Meine Mutter hatte mir immer gesagt, dass Weinen auch eine Stärke war. Die Stärke Gefühle zuzulassen.

Doch ich fühlte mich nicht stark. Ich fühlte mich verloren und alleine gelassen.

Wie hatte das alles so unerwartet passieren können? Wir hatten doch bloß noch etwas Zeit miteinander verbringen wollen.

Waren mir die tiefen Risse in der Fassade wirklich über die Jahre hinweg entgangen?
 

Nur wenige Minuten später,klingelte mein Handy. Josh.

Meine Mutter hatte ihn angerufen und ihm alles erzählt.

„Soll ich rüberkommen? Du weißt, dass ich für dich da bin Tracy.“, doch ich brachte kein Wort über die Lippen .Mein Schluchzen verstummte.

Am anderen Ende der Leitung vernahm ich noch immer die Stimme, die mich sonst immer zum Lächeln gebracht hatte. Den Menschen, den ich geliebt hatte. Bedingungslos und ohne jede Zweifel.

Doch selbst das hatte sich geändert.

„Hör mal Josh.“, unterbrach ich ihn. Mein Mund fühlte sich trocken an.

Sogar mich selbst erschrak der monotone Klang, in den ich gesunken war.

„Es ist aus.Ruf mich nicht mehr an,okay?“

Kurz nachdem ich diesen Satz beendet hatte, hatte ich aufgelegt.

Die Stille hatte ein Ende gefunden. Das regelmäßige Tuten des Freitons kämpfte gegen sie an.

Ein Geräusch, dass jeder kennt. Ein Geräusch,das mich tröstete. Nur weil es real war.

Nur weil es mich benebelte und mir keine Vorwürfe machte.

Es bat mich nicht darum,mich ihm anzuvertrauen. Es wollte mich nicht einmal reden hören. Beruhigend ließ ich das Telefon in meiner Hand sinken.

Es war das erste mal, dass ich an diesem Abend lächelte. Absurd,findest du nicht auch?

Wahrscheinlich drehte ich nun endgültig durch...wer konnte es mir verübeln?

Wie alles begann - Tracy

„Guten Morgen mein Engel.“, hörte ich seine sanfte Stimme flüstern.

Seine Hände strichen zur selben Zeit liebevoll über meine Hüfte.

„Guten Morgen.“,erwiderte ich mit einem glücklichen Lächeln im Gesicht.

Miranda warf mir einen vielsagenden Blick zu und verschwand mit einem Grinsen auf den Lippen. Lachend schüttelte ich den Kopf und sah ihr nach. Kaum war sie auf dem Pausenhof nicht mehr zu sehen, drehte ich mich zu Josh um und küsste ihn zärtlich.

„Uns trennt nur noch eine Stunde von den Sommerferien.“

Die letzten Schultage sind immer die besten. Kurz vor den Ferien erlebt man meistens wundersame Überraschungen.Mich hatte eine solche Überraschung bereits in den letzten Tagen eingeholt.Adam und Miranda hatten einen Ausflug geplant. In eine alte Hütte, die eigentlich Mirandas Vater gehörte. Gelegentlich verbrachte er dort mit Freunden seine freie Zeit. Doch für dieses Wochenende hatte er sie freigesprochen - für uns.

„Und bloß 3 weitere, bis ich dich ein Wochenende lang weder hören noch sehen werde.“

Josh wusste bereits davon. Und er machte kein Geheimnis daraus, dass ihm die ganze Geschichte widersprach. Ich seufzte leise.

„Sei nicht so. Ich ruf dich an,sobald wir dort sind.“, murmelte ich und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. Er jedoch verdrehte bloß die Augen.

„Verrate mir doch noch mal,wieso ich dich freigeben muss.“,forderte er auf und sah mich mit einem leidenden Blick an.

„Du tust so, als würde dieser kleine Ausflug unsere Beziehung gefährden.“

„Das war nicht die Antwort auf meine Frage.“

„Wir feiern Adam‘s Abschluss.Es wäre nicht fair, wenn ich auf der Party meines besten Freundes keine Zeit mit ihm verbringen könnte, weil ich anderweitig beschäftigt wäre.“

Im Grunde ging es jedoch lediglich darum, dass niemand unserer kleinen Clique wirklich etwas mit Josh zutun hatte. Er hatte seinen Freundeskreis und ich meinen. Bisher hatten wir es nicht geschafft die beiden Gruppen zusammenzuführen.

Wie wir uns kennengelernt hatten? Auf einer Party. Klingt nicht nach etwas, das fürs Leben halten würde, hm? Nun ich bin zuversichtlich. Immerhin sind es die Gefühle, die zählen.Josh entgegnete mir nichts mehr. Ob es nun daran lag,dass er sich geschlagen gab oder dass Adam auf uns zukam weiß ich bis heute nicht.

„Hey, Trace.“, begrüßte Adam mich herzlich und schloss mich kurz in seine Arme. Josh nickte er zur Begrüßung bloß knapp zu.

„Ich hol dich später ab,ja? Muss vorher bloß noch einen Abstecher bei Lisa machen.“

„Okay,kein Problem.Ich geh sowieso noch mal mit zu Miranda.“

Adam nickte, verwickelte mich für einen Moment in lockeren Smalltalk und verschwand dann auch schon wieder so schnell wie er erschienen war..

Adam ist schon so lange ich denken kann einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben. Durch die Freundschaft unserer Eltern hat sich unsere ergeben.

Ob zwischen uns je mehr gelaufen ist? Nein... Aber ich weiß, was ihr denkt.

Dass es bloß eine Frage der Zeit ist, bis es soweit kommt. Möglich, aber Anzeichen dafür gibt es bisher keine, also werde ich mir den Kopf darüber sicher nicht zerbrechen.

„Ich kann ihn nicht leiden.“, murrte Josh, der sich erst jetzt wieder zu Wort meldete, und nahm vorsichtig meine Hand in seine.

Was er nicht wusste war, dass dieses Gefühl auf Gegenseitigkeit beruhte.

Adam war auch der Meinung, ich hatte etwas besseres verdient. Doch ich ließ mich ganz sicher nicht so einfach umstimmen.

„Er ist vollkommen in Ordnung.“, eine Antwort, die ich auf solche Äußerungen immer gab.

Noch kurz bevor es klingelte und ich mich auf den Weg ins Gebäude machen wollte, griff er ein letztes mal nach meinem Handgelenk, zog mich sacht zu sich und gab mir einen Kuss auf die Stirn.

Seine warmen Lippen kribbelten auf meiner Haut. Ein Gefühl von dem ich mich niemals wieder verabschieden wollte.

„Passt auf dich auf,ja? Und sag Adam er soll die Finger von dir lassen.“

Ich verdrehte die Augen. Natürlich würde er das. Wir waren nur Freunde.

Wer konnte ahnen,dass dieser Abschiedskuss wirklich unser letzter gewesen sein sollte?
 

In der Klasse herrschte pure Vorfreude auf die Ferien. Während nach und nach Schüler hervorgerufen wurden um ihre Zeugnisse entgegen zu nehmen, berichtete mir Miranda erneut von den bisherigen Planungen. Sie schien sich wirklich darauf zu freuen. Und das wiederum freute mich, daher nahm ich es ihr nicht übel, dass ich ihre Erzählungen beinahe auswendig konnte, weil sie mir bereits zu den Ohren herauskamen.

Miranda war sofort von der Idee überzeugt gewesen. Dabei gibt es nicht viele Dinge für die sie sich so schnell begeistern ließ. Im Gegensatz zu mir, malte sie sich gerne mögliche,negative Folgen aus. Doch dieses mal hörte ich keinerlei Zweifel ihrerseits.

„Sag mal...kann es sein, dass dich die Vorfreude auf Simon lockt?“

Ich verkniff mir bei dieser Frage mit aller Mühe das Lachen.

Simon ist ein guter Kumpel von Adam. Er ist auch mit von der Partie.

Im vergangenen Jahr hatte sich Simon von unbeachtet, über einen guten Freund bis hin zu Mirandas festem Freund entwickelt.

Wieso das ganze zerbrochen ist? Simons bester Freund Mike stand im Weg.

Ein ganz erträglicher Kerl. Wenn man denn etwas Selbstbewusstsein besitzt.Immerhin lebt Mike von Anmachsprüchen und Übermut.Seit die beiden gemeinsam um die Häuser ziehen hat Simon sich verändert - sagt Miranda.Mir selbst war das nie aufgefallen. Und auch Adam hatte kein Wort darüber verloren.

„Rede keinen Unsinn!“, fuhr sie mich gereizt an. Dennoch vernahm ich ganz genau die Röte, die sich um ihre Nasenspitze herum ausbreitete.Auf ihre Reaktion hin verdrehte ich die Augen. Welcher Mensch reagierte so, wenn eine Behauptung im Unrecht lag?

„Wer ist nun eigentlich alles mit dabei?“, lenkte ich auf eine andere Spur.Ich wollte nicht diskutieren oder gar streiten.

„Adam,Lisa,Simon,Mike und Shelby.“,zählte sie auf,als sie den Namen Shelby in den Mund nahm, verzog ich verwundert das Gesicht.

„Shelby? Wieso denn das? Ich kann mich nicht daran erinnern,dass sie jemals auch nur ein Wort mit jemandem von uns gewechselt hat.“

Miranda zuckte mit den Schultern und wand einen Moment lang nachdenklich das Gesicht ab.

„Mike meinte,dass er sie mitnimmt.“, erzählte sie kurz darauf.

„Er weiß wohl,dass er sich an uns die Zähne ausbeißen würde.“

Wir stimmten gemeinsam in ein herzliches Lachen ein. Immerhin schienen wir so aus dem Schneider zu sein.

„Wie läuft es eigentlich zwischen dir und Josh?“, nun verließen wir das Wochenenden-Thema also völlig.

Den Kopf leicht schief gelegt,dachte ich über ihre Frage nach. Wieso sollte es schon laufen? Sie war meine beste Freundin. Wenn es Neuigkeiten gab, erreichten diese sie als erstes.

„Alles bestens.Wieso fragst du?“, unsere Blicke trafen sich,einen kurzen Moment lang machte sie nicht den Anschein etwas sagen zu wollen.

„Hat keinen bestimmten Grund.Ich wollte nur sicher gehen,dass alles in Ordnung ist.“

Und schon war das nächste Gesprächsthema abgehandelt.

Ohne mir weitere Gedanken zu machen, ließ ich den Rest der Stunde an mir vorbei ziehen.

Ich ging nun einmal nicht davon aus, dass in der nächsten Zeit Neuigkeiten auf mich herabregnen würden, die einiges ändern konnten.

Erste Anzeichen - Adam

Ich hatte Tracy nach der Begegnung in der Pause nicht mehr gesehen, aus Gewohnheit wartete ich gelegentlich noch immer nach der Schule auf sie.

Damals hatte ich sie immer nach Hause begleitet.Und als ich meinen Führerschein gemacht hatte, konnte ich sie sogar fahren.Anfangs hatte sie das immer beeindruckt, jetzt allerdings stand sie kurz vor ihrer eigenen Prüfung und saß ab und an selbst hinterm Steuer.Mir meine Tasche geschnappt lief ich zum Wagen. Alleine.

Seit Josh hatte sich alles geändert. Nicht nur, dass ich ihm nichts abgewinnen konnte, es lag auch daran, dass ich wusste,dass er nichts für ihre Freunde übrig hatte.Seufzend startete ich den Motor. Ja, ich führte auch eine Beziehung. Dennoch klebte Lisa nicht ununterbrochen an mir. Und sie bemühte sich wirklich unsere Lebensumstände zu vereinen. Mit Tracy und Miranda kam sie bisher ganz gut aus. Natürlich hatten die beiden sie sofort kennenlernen wollen, als ich die frohe Botschaft überbracht hatte.Die Musik aufgedreht, parkte ich in Gedanken versunken aus. Mal wieder ging mir Lisa durch den Kopf. Ich mochte sie sehr. Daher mir war wichtig, dass sie wusste was in mir vorging. Ich konnte sie nicht länger belügen. Das hatte sie nicht verdient.Bloß deswegen war ich auf dem Weg zu ihr.Sie ging davon aus, dass ich sie auf unseren kleinen Ausflug mitnehmen würde. Doch so war es nicht.

Mir ist klar, wie das nun bei euch ankommt. Als wäre ich ein rücksichtsloser Abklatsch von Mike. Aber diesen Eindruck möchte ich nicht vermitteln. Ich habe wirklich Hoffnungen in unsere Beziehung gelegt.

Niemals würde ich bloß aus Spaß mit einem Mädchen zusammen sein wollen.

Doch nun war es zu spät, mir war einiges klar geworden. Egal, wie gerne ich sie hatte... Für mich war ein anderer Weg vorbestimmt. Ein Weg ohne sie.
 

Vor ihrem Haus gehalten, atmete ich tief ein. Jetzt oder nie!

Ausgestiegen, hatte ich die Haustür noch nicht erreicht, da lief sie mir bereits munter und ungehalten entgegen.

Diese leuchtenden Augen, das herzliche Lächeln, ihr fröhliches Lachen...Man musste sie einfach gern haben.

Gar so als würde sie mir keine andere Wahl lassen erwiderte ich ihr Lächeln vorsichtig.

„Du hast ja keine Ahnung wie aufgeregt ich bin!“,stieß sie aus,als ihre Arme sich um meine Schultern legten.

Mein Lächeln sackte ab. Ich war auch aufgeregt... allerdings auf eine ganz andere Weise.

„Bist du sicher,dass es in Ordnung ist, wenn ich mitkomme? Immerhin kenne ich deine Freunde doch noch gar nicht so lange. Vielleicht wollen sie mich nicht dabei haben.“

Wir liefen, während sie redete, gemeinsam ins Haus. Natürlich hatte niemand etwas gegen ihre Gesellschaft. Wieso auch? Sie war niedlich und ausgesprochen Pflegeleicht, wenn man es so beschreiben wollte.

Im Wohnzimmer ließ sie mich wieder los. Der Raum wirkte plötzlich beengend und vielleicht sogar etwas bedrohlich. Doch ich durfte jetzt nicht kneifen, nicht schon wieder.

Ihr muss aufgefallen sein, dass etwas nicht stimmte, da sie schlagartig verstummt.

Bloß zaghaft legte sie ihre schmalen Finger an meinen Oberarm.

„Adam? Ist etwas passiert?“, erst als ich den besorgten Klag ihrer Stimme vernahm, sah ich ihr erneut direkt in die Augen. Wieso ich mit ihr zusammen war, wenn ich sie jetzt wieder hängen ließ?

Wahrscheinlich weil ich gemerkt hatte, dass sie nicht wie Tracy war. Nicht einmal ansatzweise. Niemand konnte Tracy ersetzen. Meine Tracy. Doch ich hatte mir gewünscht, Lisa wäre dieser Aufgabe gewachsen. Eigentlich wünschte ich es mir noch immer. Doch so war es nunmal nicht.

Als ich Lisa das erste mal gesehen hatte, hatte ich sofort den Drang verspürt sie anzusprechen, ihr ein Lächeln zu schenken... Und ich hatte darauf gehofft auch einen fröhlichen Blick von ihr zugeworfen zu bekommen.

Ich weiß nicht ob es daran lag, dass sie in der Menschenmenge auf der Einkaufsstraße so verloren aussah, oder ob es von Anfang an ihre Ausstrahlung betraf, die mich an Tracy erinnerte. Sie hatte mit aller Mühe versucht den Plan der Gebäudeanordnung zu lesen. Frauen und Kartenlesen...vielleicht könnt ihr euch vorstellen, wie sie gewirkt hat.

Ich konnte einfach nicht an ihr vorbei gehen. Den restlichen Mittag hatten wir zusammen verbracht. Und so kam dann eines zum anderen.

„Schatz?“, riss mich ihre Stimme zurück in die Gegenwart.

Gar so als wollte ich die Erinnerungen wieder loswerden, schüttelte ich kurz den Kopf.

„Entschuldige.“,setzte ich leise an. Ihre Hand gegriffen, setzte ich mich auf das Sofa und zog sie sogleich achtsam neben mich.

„Ich wollte mit dir über unseren Ausflug reden.“

Wenn ich mich an ihren Gesichtsausdruck zurückerinnere, meine ich, dass sie geahnt hatte was ich sagen wollte. Den Kopf leicht schief gelegt, rutschte ihr Haar über ihre Schulter.

„Du hast Recht. Ich kann dich nicht mitnehmen.“, die Worte huschten leise und unsicher über meine Lippen. Ich war eine Katastrophe in Beziehungsangelegenheiten.

Zu meiner Verwunderung reagierte sie gefasst. Ihre Hand legte sie sorgsam auf mein Bein, ihre Lippen formten ein verständnisvolles Lächeln.

„Ich habe es mir fast gedacht.Mach dir keinen Kopf, ich komme die paar Tage auch ohne dich zurecht.“

„Darum geht es nicht.“, fiel ich ihr beinahe ins Wort.

„Ich hätte dich gerne dabei. Aber... das mit uns sollte aufhören.“

Nun wich ihr Lächeln, ihre Hand zog sie ebenfalls zurück.

„Es fällt mir nicht leicht, dir das zu sagen...Aber ich schätze meine Gefühle genügen nicht für eine tiefergehende Beziehung.“

Ich hatte sie nicht angesehen, doch aus dem Augenwinkel konnte ich vernehmen, dass sie den Kopf sinken ließ und somit ebenfalls den Blick abwand.

„Es tut mir wirklich Leid.“, man entschuldigte sich in solchen Situationen nicht.

Dennoch konnte ich nicht auf eine aufrichtige Entschuldigung verzichten. Für mich gehörte sie dazu, immerhin hatte ich ihr ungewollt wehgetan.

Wir schwiegen beide eine Weile. Mir kamen bereits Sekunden vor wie Stunden.

Sollte ich nun einfach aufstehen und gehen? Oder gab es noch mehr zu sagen?

Ich konnte mir nicht lange den Kopf über mein mögliches Verhalten zerbrechen, weil sie sich zusammen nahm und das Wort ergriff.

Ihre Stimme klang fest. War das ein gutes Zeichen? Ich zumindest hielt es für eins.

„Ich werde dich wohl kaum zu etwas zwingen können. Vielleicht hast du Recht. Belassen wir es bei einer Freundschaft.“, und schon saß es wieder auf ihren Lippen - das Lächeln, welches mich immerzu beruhigte.

Ich nickte bloß stumm. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Also hatte sie es auch so gesehen.

Gut, dass ich meinen Mut zusammengekratzt hatte.

„Du solltest los. Die anderen warten bestimmt schon auf dich. Richte liebe Grüße aus.“

„Ja,das werde ich.“, gab ich erleichtert zurück. Sie begleitete mich zurück zur Tür.

Und schon hatte ich das Schlimmste überwunden - dachte ich.

Da wir beide nicht sicher waren, wie wir nun miteinander umgehen sollten kam es bloß zu einer verkrampfen Umarmung zum Abschied.

Meine Autoschlüssel gezückt, machte ich mich auf den Weg zu Tracy. Der echten Tracy.

Ihre bereits gepackte Tasche, welche bereit auf dem Flur stand, fiel mir bloß im Unterbewusstsein auf. Allerdings verhalf sie mir zu keinerlei Anzeichen dafür, dass Lisa den Rest des Abends unglücklich verbrachte und eine Träne nach der anderen wegen mir vergoss.

Die Fahrt ins Unglück - Tracy

„Du bist spät dran.“, waren die ersten frechen Worte, die ich ihm entgegnete.

Adam hatte meine Tasche zu seiner in den Kofferraum verfrachtet und saß kurz darauf auch schon wieder neben mir im Wagen.

Mich in den Sitz sinken gelassen, seufzte ich zufrieden. Nun gab es kein Zurück mehr.

„Hast du Sehnsucht nach mir gehabt?“, er lachte fröhlich. Seine Laune schien kaum besser sein zu können. Durch das Beifahrerfenster, sah ich die Wohnhäuser an uns vorbei zogen. Nach einigen Minuten hatten wir die Stadt völlig verlassen und folgten einer ruhigen Landstraße. Sogar das Wetter schien mitzuspielen. Es war sonnig und keine einzige Wolke schlich durch das Blau des Himmels.

„Kommt Lisa nach?“, fragte ich und begann an dem Autoradio herumzuspielen.

Von Sender zu Sender geschaltet, sah ich erst wieder auf als er nach einer Weile noch immer nicht geantwortet hatte.Es war doch geplant, dass sie mitkommt... Oder hatte ich das verwechselt?

„Sie kommt überhaupt nicht.“, antwortete er schließlich doch.

Den Kopf schief gelegt, zog ich die Augenbrauen zusammen. Er wirkte angespannt.

Was war passiert? Ich meinte mich daran erinnern zu können, dass sie sich unheimlich darauf gefreut hatte. Zumindest laut Miranda. Lisa war als Adams Freundin die erste gewesen, die eingeweiht worden war - ich war seine beste Freundin und hatte von der Planung als letztes erfahren, das bloß einmal nebenbei erwähnt. Doch das war okay, immerhin hatte ich es erzählt bekommen. Das war die Hauptsache. Ich warf Adam einen weiteren verwunderten Blick zu, mehr musste ich nicht tun um ihn zum Reden zu bringen.

„Sie hat Schluss gemacht.“, mir war wohl entgangen, dass die Beziehung der beiden doch nicht das Wahre war.

„Eine Freundschaft würde uns eher liegen,hat sie gesagt. Wir haben uns lange unterhalten und ich muss zugeben, sie hat Recht.“

„Okay.“, mehr viel mir dazu nicht ein. Mir war bloß wichtig, dass er den Kopf nicht hängen ließ.

„Mach dir keinen Kopf. Ich bin zufrieden mit der Situation.“

Ich nickte leicht, sah ihn weiterhin nachdenklich an.

„Aber du weißt, dass ich jeder Zeit da bin wenn etwas nicht stimmt, ja?“

„Natürlich weiß ich das. Und jetzt genug von mir, lass uns das Thema wechseln.“

Die Idee war wirklich gut... Nur viel mir auf die Schnelle kein Gesprächsthema ein.

Wir sahen uns immerhin regelmäßig und bei mir gab es nichts Neues, doch zu meiner Erleichterung legte Adam das Thema fest. Eines, über das ich nicht gerne mit ihm sprach.

„Kommt Josh ohne dich klar?“, ein breites Grinsen zierte seine Lippen.

„Stell dir vor, das tut er.“, ihm die Zunge gezeigt, musste ich lachen.

„Welch Wunder.“, es war schon immer so gewesen, dass Adam meine Freunde streng betrachtete... Lag wohl an seinem ausgeprägten Beschützerinstinkt.

„Ich frage mich wirklich ob es einen Kerl für mich auf der Welt gibt, der es dir recht machen würde.“, murmelte ich seufzend und sah durch die Windschutzscheibe auf die Straße.

„Den gibt es bestimmt.“, ich spürte wie sein Blick kurz auf mir lag, ehe er sich wieder dem Verkehr zuwand.

Die Fahrt nahm ihren Lauf, die unangenehmen Gespräche ließen wir hinter uns. Adam war der Meinung wir würden wohl viel zu früh dort aufkreuzen, doch mir kam die Fahrt viel zu lang vor. Ich war vorher noch nie auf der besagten Hütte gewesen, Miranda hatte sich auch nicht die Mühe gemacht mir den Weg zu beschreiben - sie wusste, dass ich ihr weder hätte folgen können, geschweige denn, dass ich es mir merken würde.

„Bist du sicher, dass wir hier richtig sind?“, fragte ich erneut nach einer weiteren Abzweigung.Adam warf mir einen genervten Blick zu. Er konnte die Frage wohl nicht mehr hören.

„Vertrau mir, sie hat mir beschrieben wohin es geht. Das stimmt schon.“
 

Und natürlich, es stimmte nicht. Wir hatten uns gehörig verfahren.

An dem Spruch ist also doch etwas dran - selbst ist die Frau. Macht das nicht nach Mädels, übernehmt das Steuer selbst bevor es zu spät ist...

Adam hatte an einer abgelegenen Tankstelle gehalten und für den nötigen Benzinvorrat gesorgt. Ich wartete im Wagen, hatte die Scheibe heruntergekurbelt und die Beine zur Hälfte aus dem Fenster gestreckt.

„Ich habe ja gesagt, du hast dich verfahren.“, neckte ich ihn belustigt, während er auf die Tankanzeige schaute.

Als er den Tankdeckel wieder aufgesetzt hatte, blieb er an meinem Fenster stehen, beugte sich leicht zu mir hinein und kitzelte mich zur Strafe rücksichtslos durch.

Ich gab mir alle Mühe ihn von mir wegzudrücken - vergebens.

Als er von mir abließ, lachte ich noch immer. Seufzend stützte er sich mit den Armen am Wagen ab und überlegte kurz.

„Okay, du benimmst dich und wartest hier. Ich geh nach dem Weg fragen und zahlen.“

Und schon war er weg. Mich aufgerichtet, sah ich ihm nach.

Hier warten war gut, wo sollte ich schon hin? Wir steckten mitten in der Pampa fest.

Gut, dass es Mobiltelefone gab. Kurzerhand Mirandas Nummer gewählt, erkundigte ich mich bei ihr noch einmal über unsere eigentliche Strecke.

Sie wartete bereits in der Hütte und hatte für die nötigen Einkäufe gesorgt. Von den anderen wusste sie, dass sie bereits auf dem Weg waren.

„Lass mich mit denen nicht alleine!“, flehte sie nahezu.

„Shelby ist eine Hexe und Mike ein absoluter Vollidiot.“, zählte sie leise auf.

Am anderen Ende der Leitung hörte ich wie sie gerade in einer Tüte herumkramte. Vermutlich war sie noch immer mit dem Ausräumen beschäftigt.

„Du hast Simon vergessen.“, und wieder spielte ich auf das Ex-Freunde Thema an.

„Und du Mike... Wenn Mike dabei ist, kann man Simon vergessen.“

Ich seufzte. Vielleicht hatte sie recht, also beließ ich es dabei.

„Wir beeilen uns.“, im selben Moment zog Adam die Tür auf und glitt auf den Sitz.

Mich von Miranda verabschiedet, packte ich mein Handy weg.

„Du vertraust mir also wirklich nicht.“, stellte Adam gespielt geknickt fest und warf mir eine kühle Cola Dose zu.

„Dabei gebe ich wirklich mein Bestes.“, während er redete und den Motor erneut startete, streckte ich die Hand aus und stelle die Musik lauter, sodass er übertönt wurde.

Zu ihm gesehen vernahm ich ein Lachen seinerseits, welches mich ansteckte.

Für die nächste Zeit überließen wir der Musik die Führung, die durch den Wagen dröhnte.

Es kam sogar soweit, dass in mir Urlaubsstimmung freigesetzt wurde. Und Vorfreude.

Adam führ ein ganzes Stück zurück, nahm dieses mal die richtige Ausfahrt und führte uns somit unserem Ziel Stück für Stück näher.

„Wir dürften bald da sein.“, murmelte er leise, als wir den besagten Wald erreichten.

Mich etwas aufgerichtet, lehnte ich den Kopf gehen die kalte Glasscheibe und sah durch die dichte Anordnung der Bäume.

Müdigkeit überkam mich und als plötzlich mein Telefon vibrierte hätte ich fast einen Schreckensschrei losgelassen.Auf dem Display blinkte Josh‘s Name auf. Ich hätte längst da sein und mich melden müssen, verdammt!

Abgehoben setzte ich mit einer Entschuldigung an und klärte ihn auf.

Er hatte besorgt und vielleicht etwas wütend geklungen, doch das ließ sich schnell klären.

„Ich habe mir bloß Sorgen gemacht, das werde ich wohl niemals los werden.“

„Das ist lieb von dir, danke.“, unser Gespräch wandelte sich in liebevollen Smalltalk um.

Als schlagartig laute Musik ertönte, zuckte ich zusammen und ließ vor Schreck mein Handy fallen. Aus dem Blickwinkel hatte ich gerade noch gesehen, wie Adam die seine Hand zurückzog. Das Gesicht genervt verzogen, griff ich das Telefon erneut und schaltete das Radio komplett ab.Auf Grund der Lautstärke hatte ich nicht gehört das Adam mit dem Sänger um die Wette gegrölt hatte... und das ließ sich nicht so einfach abstellen.

Dass er nun solo singen musste, schien ihn nicht im geringsten zu stören.

„Adam!“, ermahnte ich ihn verärgert. Was sollte denn die Nummer?

Ich wusste, dass er Josh nicht mochte... doch er konnte wenigstens so tun als würde er sich bemühen mit ihm auszukommen!

Seine Stimme verstummte, nun lachte er laut.

„Entschuldige.“, gab er halbherzig von sich. Ich verdrehte die Augen.

Somit war das Gespräch zwischen Josh und mir gelaufen, nun beschwerte er sich bloß noch über meine Begleitung. Und das soll dein bester Freund sein, hatte er gesagt. Dieser Satz wiederum verärgerte mich. Insgeheim war ich heilfroh darüber, als Adam meinte, dass wir da seien und ich auflegen konnte.

„Das hast du wirklich super hinbekommen.“, schimpfte ich ihn leise.

„Ich weiß.Toll, nicht?“

Kaum hatte ich mein Handy weggepackt, sah er wieder fröhlich und gelassen aus.

Unsere kleine Auseinandersetzung war somit schnell wieder vergessen und verziehen.

Das erste Zusammentreffen - Andy

Der Bass dröhnte seit knapp einer Stunde durch meine Ohren.

Wenn ich aussteigen würde, war ich wohl taub. Seufzend stützte ich den Kopf in die Handfläche. Das war mein Ende. Eine Katastrophe.

Sobald wir wieder zuhause ankamen, würde Simon sich gewaltigen Ärger einfangen.

Mom und Dad würden ihn dafür, dass er mich auf einen ihrer Alkoholexzesse mitschleppte umbringen. Auf Mitleid meinerseits dürfte er in dieser Situation nicht rechnen!

Immerhin hatte er auch keines mit mir.

Mein Blick wanderte nach vorne, Mike fuhr. Der Kerl ging schon eine Weile bei uns ein und aus. Lasst mich euch von ihm abraten - er verhält sich wie er aussieht.

Respektlos,unverantwortlich und undankbar. Was fand Simon an ihm?

Das Mädchen zu meiner Rechten passte perfekt in Mikes Leben. Eine verwöhnte Zicke, die sich für unwiderstehlich hielt.

Die Augen verdreht zückte ich mein Handy. Gut, dass ich nicht völlig von der Normalität abgeschnitten war.

Zum Telefonieren war es hier eindeutig zu laut, also würde ich Suzie nur schnell eine SMS schicken. Bestimmt würde sie sich darüber freuen. Und das wiederum würde mich freuen. Doch leider kam ich nicht so weit.

„Hey, zeig mal her Knirps.“, Miss Perfekt hatte ihre Nagelfeile weggelegt und mir das Handy rücksichtslos aus der Hand gerissen.

Lachend sah sie auf den Display und drückte mich bei dem Versuch es mir zurück zu holen unsanft weg.

„Gib her, du blöde Kuh!“, stieß ich verärgert aus. Die Musik wurde nahezu im selben Moment leiser. Mike hielt umgehend am Straßenrand.

„Ruhe auf den billigen Plätzen!“, brummte er laut und drehte sich schwungvoll zu uns um. Natürlich war bloß ich gemeint. Er zeigte mir gekonnt, dass ich ihm gegen den Strich ging.

„Schlimm genug, dass wir auf dich aufpassen müssen! Werd nicht auch noch frech!“

Simon drehte sich gar nicht erst um. Er saß angespannt auf dem Beifahrersitz.

Noch immer verärgert verschränkte ich die Arme und hielt still. Der Kerl war mir nicht geheuer. Er roch stets nach Alkohol und Zigaretten. Ich zweifelte nicht eine Sekunde daran, dass er kein Problem damit hatte zuzuschlagen wenn ihm etwas nicht passte.

Zufrieden sah Shelby zu ihm rüber und verzog ihre roten Lippen zu einem ungehaltenen Lächeln. Mike erwiderte dieses schief. Das war das erste Mal, dass ich ihn hatte lächeln sehen.

„Zeig mal her.“, forderte er in einem ruhigen Ton, Shelby zögerte nicht und warf ihm mein Handy zu. Auch er lachte.

„In Sachen Frauen musst du noch einiges lernen.“, meinte Mike grinsend und behielt das Telefon bei sich, als er sich zu Simon drehte.

„Was hast du ihm beigebracht, Großer?“, und so einfach zog man meinen Bruder in solche Schikanen hinein.

„Ich habe mein bestes gegeben.Aber du kennst ihn ja... hält sich für was besseres.“

Simon zuckte mit den Schultern und hob eine Bierdose an, aus der er einen großen Schluck nahm.

Den Rest der Fahrt verlor ich kein Wort mehr. Mein Handy bekam ich nicht zurück.

Als wir schließlich ankamen, war ich heilfroh aus dem geräucherten Auto aussteigen zu können. Sie liefen lachend zu dritt die kleine Veranda hinauf und betraten ungehalten die Holzhütte.

Ich trottete missmutig hinterher, meine Hände schob ich in die Hosentaschen.

Auch das machte Mike völlig anders. Er platzierte eine seiner Hände auf Shelbys Hintern, welche amüsiert kicherte und ihm einen unverschämten Blick zuwarf. Das Gesicht verzogen folgte ich ihnen.

Erst als Miranda uns entgegen kam machte sich eine Spur Erleichterung in mir breit.

Sie war vor kurzen noch die feste Freundin meines Bruders gewesen.

Und ich hatte sie wirklich gemocht. Anders als viele andere Mädchen war sie auf dem Boden geblieben, höflich und ein sehr herzlicher Mensch.

Shelby und Mike nickten ihr zur Begrüßung lediglich gleichgültig zu. Simon blieb erst vor ihr stehen, als Mike voraus gelaufen war.

Nervös versteckte auch er die Hände in den Hosentaschen. Wenn ihr mich fragt, konnte er in Wirklichkeit nicht damit umgehen, dass Schluss sein sollte.

„Hey, echt cool von deinem Dad uns die Hütte zu überlassen.“, murmelte er verkrampft.

Das konnte man ja nicht mit ansehen... Ich für meinen Teil wollte, dass er sie zurückgewann. Also musste ich ihn nun retten, sonst machte er bloß noch mehr kaputt.

„Hi Miranda!“, schaltete ich mich also munter ein und nahm sie kurz in den Arm.

Sie erwiderte meine Umarmung erleichtert. Anscheinend war auch sie froh über meinen Rettungseinsatz. Es stand wohl schlechter um die beiden als gedacht.

„Hi, Kleiner. Na, alles gut bei dir? Wie geht‘s Suzie?“, ich sagte es ja. Sie war wirklich vollkommen in Ordnung und dachte - anders als manch anderer - nicht bloß an sich selbst.

„Alles bestens.“, antwortete ich lächelnd. Meine Anwesenheit schien Simon nicht mehr zu stören, anders als es vorhin den Anschein machte.

Doch kaum rief Mike ihn zu sich um den Alkohol aus dem Wagen zu laden, gehorchte er wie ein treuer Hund.

„Was suchen die eigentlich hier?“, fragte ich Miranda leise.

„Adam wollte Simon dabei haben...und Simon Mike.“, erzählte sie seufzend.

„Bloß Adam wollte Simon hier haben?“, hakte ich grinsend nach. Ich musste herausfinden, ob sich etwas retten ließ! Also wann, wenn nicht jetzt?

Sie stupste mich leicht an und drehte sich verlegen weg.

„Hilf mir mit den Einkäufen, ja? Adam und Trace verspäten sich.“

Keine Antwort war auch eine Antwort, ich musste mir also etwas einfallen lassen. Die Chancen bestanden immerhin noch immer.
 

Nur ein klein wenig später hatten Mike, Shelby und Simon die Party im kleinen Kreis bereits beginnen lassen. Sie machten sich über Knabberzeug und Bier her.

Miranda und ich saßen, mit einer Tafel Schokolade ausgestattet, etwas weiter abseits.

Innerlich war ich dankbar für jede Minute die verflog und mich näher ans Ende dieses Wochenendes führte.

Als die Tür ein weiteres mal aufging,blickten wir alle gleichzeitig auf.

Adam und Tracy hatten schließlich also doch hergefunden.

Miranda sprang sogleich freudig auf die Beine und lief den beiden entgegen.

„Endlich!“, entfuhr es ihr erleichtert, ehe sie herzlich in den Arm genommen wurde.

Mike winkte Adam zu, Simon rief ihm eine freundliche Begrüßung zu.

Über die bereits geleerten Bierflaschen schüttelte Tracy den Kopf.

Auch ich wurde freundlich von beiden angesprochen und durfte ihnen sogleich erklären, was ich hier verloren hatte.

„Nun lasst uns endlich zusammen anstoßen!“, unterbrach uns Mike und signalisierte uns, dass wir uns zu ihnen setzen sollten.

Die drei nickte und suchten sich einen Platz auf dem Boden oder dem Sofa. Mir blieb nichts anderes übrig, als ebenfalls nachzugeben...

Mich auf die Armlehne der kleinen Couch gesetzt, beobachtete ich die muntere Runde,die ungehalten das Quatschen anfing.

Mike hatte sich neben Shelby gepflanzt, die seine Nähe nun jedoch abblockte.

Vielleicht war ja auch sie zur Besinnung gekommen. Besser spät als nie.

Mike jedoch reagierte alles andere als erfreut über dieses verhalten und versuchte es dreist immer wieder, bis sie schließlich wegrutschte und sich zu Adam setzte.

Wahrscheinlich öffnete er aus Frust die Flasche Vodka, doch das schien niemanden zu interessieren. Man ließ sich sogar mitreissen auch einen Schluck zu nehmen.

Bloß ich blieb bei meiner Dose Cola. Und natürlich ging das bei unserem Obermacker nicht durch. Was hatte ich ihm getan? Wieso hatte er es auf mich abgesehen?

„Hier,nimm ‘nen Schluck.“, er hielt mir die Flasche grinsend hin und wartete darauf,dass ich tat was er sagte. Doch das hatte ich nicht vor, also lehnte ich ab.

Und natürlich...er wurde wieder wütend und ließ nicht von dem Thema ab.

„Los jetzt, bevor ich ungeduldig werde.“, was war schon ein Schluck?

Also hatte er mich doch dazu überreden können zu tun was er verlangte.

„Wart‘s nur ab. Wenn ich nach dem Wochenende mit dir fertig bin, bist du ein richtiger Mann.“

Ob das eine Drohung war? Wahrscheinlich.
 

Bis in die Nacht saßen wir zusammen. Sie tranken, lachten, diskutierten und redeten ununterbrochen. Ich hielt mich weiterhin zurück.

Als Mike irgendwann anfing überheblich zu werden - überheblicher als sonst - stand er auf und schwankte kurz auf den Beinen.

„Okay, Lektion eins!“, sprach er mit lauter Stimme, drückte seine Zigarette aus und schlenderte zu mir.

Sich zu mir gesetzt, legte er mir den Arm um die Schultern.

„Shel, was hälst du von ‘nem kleinen Tabledance für unseren Jungspund?“

Ich spürte wie meine Wangen sich ungewollt rot färbten. Idiot!

„Lass den Mist, Mike.“, fuhr ich ihn an und schob seinen Arm weg.

„Ganz genau, lass ihn in Ruhe.“, mischte sich Miranda ein und winkte mich zu ihr.

Ich wusste, ich konnte mich auf sie verlassen.

Und so entkam ich dem ersten Streich.

Shelby lachte ungehemmt. Wahrscheinlich hätte sie nicht einmal nein gesagt.

„Okay, dann für mich.“, Mike zwinkerte ihr zu und entschied sich dazu, mich vorerst zu ignorieren.

„Träum weiter.“, gab sie jedoch grinsend zurück. Und wieder verzog Mike wütend das Gesicht, schwieg jedoch. Die anderen Lachten über ihren Kommentar.

Ein unmoralisches Angebot - Simon

Schon der erste Abend hätte uns warnen müssen. Hier lief bereits einiges anders als eigentlich gewollt. Erste Auseinandersetzungen kristallisierten sich heraus.

Mike schlug gelegentlich über die Strenge, doch daran gewöhnte man sich schnell.

Ich zumindest hatte es getan. Im Grunde war er gar kein schlechter Mensch.

Er war nur selbstbewusst und verfolgte seine Ziele. Und genau dafür bewunderte ich ihn.

Andy hatte sich irgendwann sein Handy zurück erkämpft und war damit verschwunden.

Wenn er Mom und Dad anrufen würde, war er erledigt! Dieser Gedanke fesselte mich den Rest der Zeit, in der er verschollen blieb.

Mike war bereits ziemlich neben der Spur und versuchte vergebens Shelby für sich zu gewinnen. Doch was anfangs so einladend begonnen hatte, hatte sich nun völlig geändert. Sie suchte bei Adam Schutz vor ihm. Natürlich gewährte Adam ihr diesen. Wann hatte er jemals jemanden hängen lassen?

Als einen Moment alle beschäftigt schienen, stand ich auf.Ich musste nach Andy sehen.

In die Küche gelaufen, vernahm ich bereits sein leises Flüstern.

„Das ist die absolute Hölle hier.“, beschwerte er sich seufzend.

Er saß auf der Küchentheke und hatte mich weder gehört noch gesehen. Er petzte also wirklich!

„Ich muss hier weg. Dabei sollte man meinen, ein großer Bruder setzt sich für einen ein...“

Ich weiß nicht, ob es am Alkohol lag oder ob ich auch ohne ihn so gehandelt hätte.

Mich bemerkbar gemacht, schritt ich auf ihn zu und zog ihm das Handy aus dem Griff.

„Was fällt dir ein?“, schimpfte ich ihn verärgert.

„Wieso sollte ich zu dir halten, wenn du auch nicht zu mir hälst, du kleine Petze?“

Meine Stimme war lauter geworden, doch mir selbst fiel es nicht auf.

„Hey, beruhige dich mal! Du bist angetrunken... Gib mir mein Telefon zurück!“

Vor mir hatte Andy bei weitem nicht so viel Respekt, wie vor Mike. Zu schade.

„Vergiss es, das bleibt bei mir.“, als er die Hand ausstreckte, schlug ich diese zurück.

Den Arm leicht hinter gebeugt, um sein Handy einzustecken, vernahm ich sogleich einen sachten Griff um mein Handgelenk.

Erschrocken drehte ich mich um. Leider etwas zu schwungvoll... ich verlor für eine Sekunde das Gleichgewicht und holte nahezu automatisch mit dem Ellenbogen aus, der sich in Mirandas Seite bohrte.

Sie verzog kurz das Gesicht und wich zurück. Ich tat es ihr gleich, als ich sie erkannte.

Verdammt! Was schlich sie sich auch einfach so von hinten an mich heran?

„Oh... das tut mir leid! Ich hab dich ni-“, setzte ich zögernd an, sie unterbrach mich jedoch.

„Seit wann bist du eigentlich so ein Arsch? Du wirst immer schlimmer.“

Mir Andy‘s Handy abgenommen, warf sie mir einen wütenden Blick zu.

Ja, das traf mich. Ich war immerhin auch nur ein Mann. Und auch wir Männer hatten Gefühle... wir zeigten sie nur seltener.

„Du verhälst dich unmöglich.“, meckerte sie weiterhin. Andy nahm sein Handy entgegen und ging so gleich wieder ran, das Telefonat war jedoch schnell beendet.

„Aber weißt du was? So zeigst du mir immerhin, dass die Trennung die richtige Entscheidung war.“, autsch. Noch ein Schlag unter die Gürtellinie.

Hätte der Alkohol meine Emotionen nicht beschlagnahmt, währe ich ruhig geblieben. Ich wäre schweigend an ihr vorbei gegangen.

Doch leider war es nicht so. Stattdessen steckte mich ihre Wut an.

Ich sah sie mit einem ebenfalls verärgerten Blick an.

„Glaub mir, dich loszuwerden war das beste, was mir passieren konnte!“, brüllte ich nahezu.

Jetzt erst bewegten sich meine Beine in Richtung Tür. Andy war der Mund aufgeklappt. Miranda sah auf den Boden, ihre Haare versperrten mir die Sicht in ihr Gesicht. Wahrscheinlich war das aber besser so.

Als ich die Tür erreicht hatte, war bereits Tracy zur Stelle, die besorgt in den Raum schaute. Ich würdigte sie keines Blickes.

Auch die anderen hatten den Streit wohl mitbekommen, da sie alle aufgesehen hatten und schwiegen. Jegliche Frage hätte mich nun bloß noch weiter aus dem Ruder geworfen, also entschied ich mich für etwas frische Luft und lief nach draußen in die Dunkelheit.

Die Luft war kühl und fuhr angenehm über meine warme Haut.

Hier draußen kam mir die Wirkung des Alkohols jedoch plötzlich stärker vor, sodass ich kurz innehielt und mir alle Mühe gab das Schwindelgefühl zu unterdrücken.

Mir mit den Händen durchs Haar gefahren, lief ich ein Stück durch den dunklen Wald.

Hier sah man die eigene Hand vor Augen kaum, also beließ ich es bei dem kurzen Spaziergang und setzte mich auf einen umgekippten Baumstamm in der Nähe der Hütte.

Ich saß so lange alleine draußen bis ich anfing zu frieren, doch ich wollte nicht wieder rein gehen. Nicht jetzt. Wie sollte ich nun 2 weitere Tage aushalten?
Ich hatte Miranda verletzt. Als wäre es nicht schlimm genug, dass ich meinem Mädchen solche Dinge vorgehalten hatte, nein, ich hatte mir ebenfalls gekonnt Feinde gemacht.

„Hier bist du also!“, ertönte Mikes Stimme und ließ mich zusammenfahren.

„Mike? Was gibt‘s?“, und da war es wieder...Dieses böse Engelchen, das mir in Mikes Nähe unmögliche Dinge ins Ohr flüsterte.

„Heult Miranda sich drin die Augen aus? Wird nach einer Entschuldigung verlangt?“

Es beherrschte die Absicht selbstsicher und geachtet zu werden... welcher Kerl träumte nicht heimlich davon, Leute mit nur einem Blick einschüchtern und auf seine Seite ziehen zu können? Mike hatte mir oft genug erzählt, wie gut er es hatte. Und das ich auch so leben konnte. Das versuchte ich nun. Als Miranda mich verlassen hatte, hatte ich wohl einfach Angst gehabt völlig an Gesellschaft zu verlieren.

Mit Mike war ich nicht alleine, er gab mir das Gefühl gefragt zu sein und mir beizustehen - wie jetzt auch. Doch das nächste Angebot hätte ich ausschlagen sollen.
 

Einen Moment saßen wir nebeneinander und schwiegen.

Mike schien die frische Luft gut zu tun, dennoch wirkte er nicht ganz zurechnungsfähig.

Als er das Wort ergriff klang seine Stimme etwas fester als vorhin.

„Hör mal. Du weißt, dass ich hier bin um etwas Spaß zu haben. Ich habe absolut keine Lust auf Beziehungsgetue und Heulerei.“

Ich sah zu ihm rüber und nickte. Er hatte mehrmals betont, dass sein Leben eine reine Party war, daher glaubte ich ihm diese Aussage aufs Wort.

„Das Ganze hier hat echt beschissen angefangen...“, wo er Recht hatte, hatte er Recht.

„Du und ich... wir sollten uns dazu verpflichtet fühlen, etwas Schwung in diesen kleinen Ausflug zu bringen. Ich meine, schau uns an. Wer sollte das sonst hinbekommen?“

Er ging davon aus, dass Leute sich nach mir richten würden? Welch ein Kompliment...

„Ich habe Shelby für gewissen Stunden. Und nach dem Wochenende bin ich dennoch frei von jeglichen Verpflichtungen. Du hast Miranda...“

Jetzt wurde ich hellhörig. Was genau hatte er vor?
„...die Kleine ist nicht besonders zäh. Du solltest ihr zeigen, wer von euch beiden das Sagen hat. Um ehrlich zu sein...sie hat dich darin ziemlich blamiert. Welcher Mann lässt das schon auf sich sitzen? Zahl ihr das Heim. Ich würde es tun. Und wenn du es auch tust, dann würde ich sogar zu dir aufsehen. Sieh es als kleine Übung. Stärkung des Selbstbewusstseins. Immerhin weißt du wie sie tickt, nutz das geschickt aus.“

Seine kleine Ansprache verwunderte mich. Noch immer verstand ich nicht genau was er meinte, doch seine Worte ergaben Sinn.

Wenn ich mich weiterhin von ihr und meinen Gefühlen unterdrücken lassen würde, würde sich irgendwann niemand mehr um mich scheren.

Wer verbrachte seine Zeit schon mit unbeliebten Losern, die sich von Mädchen zurechtweisen ließen? Das war alles andere als männlich.

„Dreh den Spieß um. Spiel so mit ihr, wie sie es mit dir getan hat. Hat sie damals doch, oder? Immerhin wusste sie, wie du bist. Sie hat sich auf dich eingelassen und dich weggeschmissen, als du ihr verfallen warst. Überleg dir gut, ob du sie damit davon kommen lassen kannst oder nicht.“

Er klopfte mir auf die Schultern, richtete sich mühsam auf und verschwand in Richtung Hütte. Ich dachte lange über seine Worte nach.

Ob mich dank ihr alle für schwach hielten? Na wunderbar. Mike hatte Recht!

Ich musste durchgreifen. Vielleicht würde sie dann ja sogar selbst irgendwann einmal wieder zu mir aufsehen... Wenn ich stark und selbstbewusst geworden war.

Und sollte sie es nicht tun, dann war sie nicht die Richtige!

Neuen Mut geschöpft, richtete ich mich auf und lief mit langsamen aber entschlossenen Schritten zurück. Wenn Mike das konnte, konnte ich das auch.

Außerdem hielt er zu mir - ich war also nicht auf mich allein gestellt.
 

Eine positive Auswirkung von Alkohol? Man vergaß über gewissen Folgen nachzudenken.

Eine wundersame Wendung - Miranda

Was bildete er sich eigentlich ein?

Ich war in der Küche stehen geblieben und hatte die Hände zu Fäusten geballt.

Andy war von der Anrichte gesprungen und vorsichtig auf mich zugegangen.

Es war ein unangenehmes Gefühl zu wissen, dass ihre Blicke auf mir ruhten.

Wie sollte ich reagieren? Was nun...?

Erst als Tracy mich von hinten in ihre Arme schloss und mit behutsam über den Arm streichelte, konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten.Ich kam mir so dämlich vor.

Dämlich, weil ich geglaubt hatte, dass ich mit ihm auskommen konnte.

Dämlich, weil ich gehofft hatte, ich würde ihm noch immer etwas bedeuten.

Dämlich, weil ich diesen Streit begonnen hatte, obwohl ich wusste wie weh er mir mit den falschen Worten tun konnte.

„Komm schon... lass dich nicht so hängen. Simon ist es nicht wert.“, versuchte Andy mich aufzumuntern und sah mich tröstlich an.

„Ich finde, du bist das beste was ihm jemals passieren konnte.“

„Und das behauptet einer der geeignetsten Spione, was Simon betrifft, du solltest stolz sein.“, Tracys beruhigende Stimme fing mich ebenfalls auf.

Ich löste mich aus ihrer Umarmung, wischte mir über die Wangen und nickte.

„Ihr habt recht.“, murmelte ich leise, holte tief Luft und zwang mich zu einem Lächeln.

Als ich mich gefasst fühlte, gesellten wir uns wieder zu den anderen.

Mike und Simon waren verschwunden, welch Wunder.

Auch Adam tröstete mich mit einem bloß Blick und einem aufheiterndem Zwinkern.

Mehr musste nicht gesagt werden.

Der Rest des Abends verlief ruhig. Wir saßen nicht mehr lange zusammen.

Irgendwann hatten wir die Schlafzimmer eingeteilt und ließen die Nacht ausklingen.

Tracy, Shelby und ich teilten uns das eigentliche Schlafzimmer. Das übergroße Doppelbett war genau richtig.

Simon, Adam und Mike hatten sich im Gästezimmer breit gemacht. Adam gab sich mit dem Platz auf dem Sofa des Zimmers zufrieden.

Und Andy? Unser kleiner Andy hatte sich die Wohnzimmercouch angeeignet, mit der Begründung, er könne nicht auch noch die Nacht im selben Zimmer wie Mike verbringen.
 

Am Morgen wachte ich zeitig auf und das, obwohl ich kaum Schlaf gefunden hatte.

Ich hatte mir noch lange Gedanken gemacht, auch wenn ich es mir nicht hatte anmerken lassen. Wie sollte ich nun mit Simon umgehen? Ignoranz war wohl am sinnvollsten.

So konnte ich ihn eventuell strafen und ich ging weiteren bösen Auseinandersetzungen aus dem Weg.

Mich aus dem Zimmer geschlichen, machte ich mich daran das Frühstück für den Rest der Truppe vorzubereiten. Zu tun hatte ich sowieso nichts und die anderen schliefen alle noch.

Sogar Andy bemerkte nicht wie ich an ihm vorbei in die Küche schlich.

Brot und Aufschnitt auf die Arbeitsplatte geräumt, belegte ich mir selbst ein Toast.

Ein ruhiges Frühstück auf der Veranda würde nun sicher Wunder bewirken.

Mir meinen Teller gegriffen, lief ich leise hinaus und setzte mich dort auf die Treppenstufen, die zur Hütte führten.

Es war angenehm frisch, die Blätter in den Bäumen rauschten und die Sonne ließ den Wald in einem hellen Grün aufleuchten.

Ich bemerkte nicht, dass ich nicht lange alleine draußen saß.

Erst als sich jemand neben mich setzte, drehte ich mich ruckartig um.

Ich war eindeutig erschrocken... nicht bloß über die plötzliche Gesellschaft. Nein, mehr noch über die Person die diese bot.

„Guten Morgen.“, sprach Simon lächeln, gar so als währe nichts gewesen.

Ich wand den Blick wieder ab und murmelte selbst nur ein unverständliches Morgen als Antwort. Mit ihm wollte ich nun ganz sicher als letztes reden.

Und doch genoss ich seine Gesellschaft. Wie so oft. Das war wirklich zum verzweifeln.

„Und? Gut geschlafen?“, setzte er zum Smalltalk an, ich nickte bloß stumm.

Obwohl ich keine Gegenfrage gestellt hatte, reagierte er als hätte ich es doch getan.

„Das ist gut. Ich für meinen Teil bin mir ziemlich einsam vorgekommen.“

Mein Pony hing mir ins Gesicht, daher konnte er wohl kaum sehen wie ich die Augenbrauen verwundert zusammenzog.

„Hör mal Miranda...es tut mir wirklich Leid.“, entschuldigte er sich schließlich.

Das war alles was ich hören wollte. Insgeheim hatte ich ihm bereits verziehen.

Aber nur, da ich wusste, dass es nicht bloß seine Schuld gewesen war.

„Ich wollte nicht, dass es so endet. Außerdem habe ich gelogen.“

Es entstand eine Gesprächspause in der ich wiederwillig aufblickte.

Ich musste ihm einfach ins Gesicht schauen. Meinte er das ernst?

„Du bist wohl das beste, das mir jemals passiert ist.“, murmelte er leise und schenkte mir eines seiner wundervollen schiefen Lächeln.

Und schon war alles vergessen. In meinem Kopf hatte sich eine Art Schalter umgelegt.

„Schon okay. Ich war selbst Schuld. Mir tut es auch Leid.“

Bis heute bilde ich mir ein, ein Leuchten in seinem Blick erkennen zu können.

Seine Finger strichen vorsichtig über meinen Oberschenkel, doch bevor ich darauf reagieren konnte, hatte er mich auf die Stirn geküsst und erzeugte somit die pure Überforderung meiner Sinne. Ich fühlte mich in die Vergangenheit zurückversetzt.

In die Zeit in der wir uns noch nahestanden. Und wieder begann ich diese Zeit zu vermissen.

„Ich werde jetzt auch frühstücken gehen.“, und schon ließ er mich und meine Verwunderung alleine zurück. Okay, es war nicht nur Verwunderung... Es war ebenso eine große Portion Freude dabei gewesen.
 

Nach und nach kam wieder Leben ins Haus.

Jeder begann den neuen Tag mit einem ausgiebigen Frühstück und dem Beseitigen des Mülls vom Vorabend. Nunja...fast jeder.

Shelby und Mike rührten keinen Finger. Doch wir vermieden es deswegen Streit ausbrechen zu lassen. Jeder hatte vor sich Mühe zu geben, diesen Abend schöner zu gestalten als den letzten.

„Was haltet ihr von einem Lagerfeuer heute Abend?“, schlug Adam vor, als wir einen Moment beisammen saßen.

„Keine schlechte Idee. Das würde uns sicher gut tun.“, stimmte Andy überzeugt ein.

Er war wohl verdammt froh, den letzten Abend hinter sich gelassen zu haben. Und draußen kam er sich wohl sicherer vor. Man konnte Notfalls besser flüchten.

„Gut, ich kümmere mich um‘s Feuerholz. Kommt wer mit?“

„Auf mich musst du nicht zählen. Ich schlepp mich doch hier nicht ab.“, warf Mike lachend ein. Ihm schien es egal zu sein, wie wir den Abend verbrachten. Hauptsache Shelby blieb gutmütig, was ihn betraf.

Seine Finger ausgestreckt, schlichen diese über die straffe Haut ihrer Beine und lösten eine Gänsehaut aus. Ich verdrehte bloß die Augen. Dieser Kerl war des Wahnsinns.

„Tracy?“, wand Adam sich also an seine beste Freundin, die lächelnd mit den Schultern zuckte.

„Klar, wieso nicht.“, stimmte sie natürlich ein.

„Ich hätte auch kein Problem damit! Ich meine...wenn du nicht willst Trace, kann ich das verstehen. Lass mich dir die Arbeit abnehmen.“

Wir schienen über diesen Vorschlag alle auf die selbe Weise zu reagieren. Shelby und Feuerholz sammeln? Waren wir im falschen Film?

Auch Adam sah sie überrascht an.

„Ähm...okay, ganz wie ihr möchtet.“, allerdings schien ihm die Vorstellung mit ihr alleine gelassen zu werden zu widersprechen.

„Ist schon okay, ich mach das schon. Lass uns aber früh genug losgehen, ja?“

Adam sah Tracy erleichtert an und nickte sogleich.

Mich interessierte Shelbys Reaktion allerdings viel mehr.

Sie hatte das Gesicht verzogen und Tracy wütend angeschaut.

Konnte es sein, dass sie...eifersüchtig war? Wollte sie etwa...allein mit Adam sein?

Diese Überlegung schockierte mich sogar noch viel eher, als alles andere was mir bisher widerfahren war.

Die anderen jedoch schienen sich keine Gedanken deswegen zu machen. Außer Mike.

Seine Laune schien drastisch gefallen zu sein.

Mir war es in dem Moment so vorgekommen, als hätte er Halt bei Simon, der neben mir saß, gesucht und ihn deswegen eindringlich angeschaut.

Als sein Blick zu mir herüber huschte, sah ich ertappt weg.

„Wir dürften sogar noch Marshmallows haben.“, wand ich ein um den Weg in das Gespräch zurück zu finden.

Tracy klatschte freudig in die Hände und nickte eifrig.

Es wurden weitere Aufgaben für den Mittag verteilt. Mich leicht zurückgelehnt, spürte ich wie Simons Finger meine streiften. Kurz darauf hatte er meine Hand in seine geschlossen.

Eines kann ich euch verraten...Schmetterlinge im Bauch waren, verglichen mit dem,was nun durch meine Magengegend hüpfte, absolut überbewertet.

Mir stieg das Blut ins Gesicht. Seine plötzliche Nähe machte mich nervös. Auf eine angenehme Art, die ich nicht missen wollte.

Als ich wieder in die Runde schaute, bemerkte ich Tracys Blick.

Sie wirkte verwundert, dennoch schien sie sich für mich zu freuen.

Ich erwiderte ihr Lächeln verlegen und mit einer Spur stolz und vor allem Zufriedenheit im Blick. Wer hätte gedacht, dass sich alles doch noch zum Guten wand?

Manchmal war Optimismus wohl doch die besser Wahl.

Ich für meinen Teil hätte ewig so sitzen bleiben können... und wenn ich über den weiteren Verlauf der beiden Tage nachdenke, muss ich hinzufügen, dass es eindeutig besser gewesen wäre sitzen zu bleiben...

Glück im Unglück - Mike

Hier lief eindeutig einiges schief. Wieso war Shelby plötzlich so komisch?

Missmutig verzog ich das Gesicht und sah von einem zum anderen.

In Ruhe verteilte man nötige Aufgaben. Ich stellte mich zu keiner bereit.

Wozu auch? Immerhin war ich nicht zum Arbeiten hergekommen.Meine Ziele lagen in anderen Richtungen. Ganz anderen. Mir eine Bierdose vom Tisch gegriffen, lehnte ich mich zurück und öffnete diese.Das Gespräch hatte ich nun völlig verlassen. Gott, waren die alle langweilig. Mein Bier war bereits leer, als die anderen aufstanden und sich verteilten.

„Also, wir gehen in einer Stunde los, ja?“, ich vernahm Simons Stimme und merkte wie sein Blick auf mir Ruhe, seine Hand war um Mirandas geschlossen, was mich grinsen ließ. Er gehorchte also. Das würde ein Spaß werden. Obwohl ich nicht einmal wusste was in einer Stunde war, nickte ich desinteressiert. Sollte er ruhig denken, dass ich mich auch nach ihm richtete, irgendwie musste er ja an das Gefühl gelangen, er wäre mir wichtig.

Ich verschwendete kein weiteres Wort sondern sah ihn bloß prüfend an bis er mit Miranda nach draußen verschwunden war.

In das Zimmer war nun Stille eingekehrt. Meine Gedanken bauten sich zu einer Idee auf. Auch wenn ich insgeheim zögerte, rief mich die Verlockung. Ein Versuch war es wert.

Als Adam und Tracy den Raum wieder betraten stand mein Entschluss fest. Die Tatsache, dass ich keinen Smalltalk mit ihnen führen wollte stimmte mich wohl zusätzlich um. Allerdings hatten sie wohl auch nicht vor Zeit mit mir zu verbringen, sie waren in ihre eigenen Gespräche vertieft und tranken wie ein altes Ehepaar zusammen Tee.

Meine Beine trugen mich in den hinteren Flur auf dem die Schlafzimmer und das Bad lagen. Im Badezimmer hörte ich das Duschwasser zu Boden prasseln. Jetzt musste ich bloß noch herausfinden ob die Person, auf die ich hoffte, dort zu Gange war. Aber das war keine Lebensaufgabe. Vier von fünf möglichen Personen konnte ich ausschließen und Andy hörte ich kurz darauf um die Ecke telefonieren. Konnte er seiner Freundin keine Luft zum atmen gönnen? Herrje. Die Augen verdreht legte ich ungeniert die Hand auf den Türgriff und zog leise die Badezimmer Tür auf um hinein zu huschen.

Und tatsächlich Shelby stand unter der Dusche. Ich konnte ihr blondes,langes Haar und die Umrisse ihres schlanken Körpers durch das Milchglas der Duschwand erkennen.

Sie hatte mich nicht gehört und stand mit dem Rücken zu mir gedreht. Kam es mir nur so vor oder war es wirklich verdammt warm hier drin? Dagegen musste ich etwas tun.

Ein freches Grinsen zierte meine Lippen ehe ich meine Kleidung ohne zu zögern ablegte.

Meine kühlen Finger griffen nach der Duschwand und schoben sie auf, erst jetzt drehte sie sich erschrocken um. Doch als unsere Blicke sich einen Moment ineinander verloren machte sich ein herausforderndes Glänzen in ihren Augen breit. Nein, ich bildete mir das sicher nicht ein. Sonst wäre es nicht so weit gekommen wie es gekommen war.

Ihre warme, feuchte Haut drückte sich auf meine. Unsere Lippen schrieen nahezu nach einander. Meine Hände fuhren durch ihr weiches Haar.

So hatte das alles laufen sollen! Besser spät als nie.
 

Ich für meinen Teil hätte den Rest meines Lebens mit ihr unter dem warmen Wasserstrahl verbringen können, doch alles neigte sich irgendwann einmal dem Ende zu. So auch dieser kostbarer Moment. Für mich war er wertvoll gewesen. Kaum hatte ich mich bei diesem Gedanken ertappt, lachte ich über mich selbst. Ich klang bereits wie Andy - unser kleines Muttersöhnchen.

„Was ist los?“, hallte Shelbys Stimme leise durch das kleine Badezimmer.

„Nichts,vergiss es.“, ich war sowieso kein großer Redner.

Gerade dabei gewesen meinen Gürtel wieder zu schließen,wurde plötzlich die Tür aufgerissen. Und natürlich... Unser Aller-Liebling stand im Rührrahmen.

„Oh!“,stieß er überrascht aus und sah von mir kurz zu Shelby.

„Tut mir leid,es war nicht abgeschlossen.“, und schon hatte Adam die Tür wieder zugezogen. Ich lachte erneut.

„Was für ein Spinner. Als ginge er davon aus, dass alle brav die Finger bei sich behalten.“

Mich hatte sein Gesichtsausdruck amüsiert. Shelby lachte jedoch nicht mit.

Sie sah einen Moment länger die nun wieder verschlossene Tür an.

„Shel?“, fragte ich irritiert und zog die Augenbrauen zusammen.

„Stell dich nicht so an.“, immerhin hatte sie ein Handtuch umgehabt, er hatte ihr also nichts abgucken können. Ihr zu Liebe verschloss ich die Tür jedoch.

„Jetzt besser?“, hakte ich grinsend nach. Noch immer keine Reaktion,also zuckte ich bloß mit den Schultern. Frauen.

„Verschwinde.“, war das erste Wort, das sie mir nun doch an den Kopf warf.

Mein Shirt zurecht gezogen, legte ich die Stirn in Falten.

„Ich habe gesagt du sollst verschwinden!“, ihre Stimme wurde lauter. Sie klang ernsthaft wütend.Die Arme zur Verteidigung angehoben, lag mein Blick noch immer perplex auf ihr.

„Komm schon,jetzt reg dich nicht so auf. Tut mir ja leid.“

Wieso machte sie so einen Hehl daraus? Meine Güte, dann hatte ich halt vergessen abzuschließen, na und?

„Raus hier!“, jetzt schrie sie fast. Und genau das machte mich wütend.

„Okay,okay. Leck mich doch.“, hinter mir flog die Tür zu und schon stand ich alleine auf dem Flur. Ich würde ihn umbringen. Wieso ausgerechnet jetzt? Dabei war es so gut gelaufen! Meine Hände zu Fäusten geballt holte ich weit aus und ließ die Hauswand unter meinem Ärger leiden. Ich hatte einmal fest gegen sie geschlagen und stampfen nach draußen. In meine Schuhe und eine Jacke geschlüpft erblickte ich gerade Simon,der mir - noch immer an Miranda klebend - entgegen kam.

„Wow,pünktlich.“, gab er stolz von sich, gar so als würde er Miranda beweisen wollen, dass auch er Ansagen machen konnte an die man sich hielt.

„Gehen wir los? Steig schonmal ein.“, er warf mir den Autoschlüssel zu und gab Miranda einen innigen Kuss zum Abschied den sie bloß kichernd erwiderte.

Die Augen verdreht wand ich mich ab und setzte mich hinters Steuer.

„Hey,ich dachte ich fahre.“, rief Simon mir von draußen zu. Ich ignorierte ihn.

Erst als er eingestiegen war und Miranda die Hütte wieder betrat, sah ich zu ihm rüber.

„Scheint gut zu laufen,hm? Sie vertraut dir.“

Simons Blick wurde von Stolz durchflutet.

„Nicht mehr lange,dann solltest du unseren Plan umsetzen und es ihr heimzahlen.“

Natürlich zögerte er, doch das würde ich ihm schon noch austreiben. Allerdings nicht jetzt.

„Wohin soll‘s gehen?“, wechselte ich also lächelnd das Thema.

„Einkaufen.Wir brauchen Zeug zum Grillen.“
 

Der Supermarkt war nicht weit entfernt gewesen und einfach zu finden.

Das Auto geparkt, schlenderten wir durch die Gänge. Simon hatte ich die Führung überlassen.

Er achtete auf die Preise, kümmerte sich um die Menge der Einkäufe und den ganzen Rest.

Ich hatte mich nur kurz nach dem wir das Gebäude betreten hatten abgeseilt.

Meine Laune war noch immer im Keller. Mir musste etwas einfallen. Ich musste rausfinden, was mit ihr los war.

Da ich Simon nicht mehr fand und mir nicht die Mühe machen wollte ihn zu suchen, kümmerte ich mich um meine eigene Versorgung und verließ den Laden mit einer Flasche JackDaniels.

Mich an eine Mauer am Rand des Parkplatzes gelehnt, öffnete ich die Flasche und nahm einen tiefen Schluck.

Es dauerte nicht lange, da wurde ich von einer hübschen kleinen Brünetten angesprochen.

Wir unterhielten uns eine Weile und tauschten sogar Nummern aus. Sie ging erst, als Simon um die Ecke bog und mich zu sich rief. Grinsend lief ich zu ihm rüber. Er räumte ein, ich saß wieder im Wagen. Das schätzte ich an Simon. Er würde sich niemals gegen mich stellen.Auf meinen Arm geschaut, auf den die kleine ihre Nummer geschrieben hatte kam mir eine Idee.
 

Simon saß diesmal am Steuer und fuhr gemächlich die Landstraße entlang,die zurück führte. Mich lässig zurückgelehnt, blickte ich auf die Straße.

„Wir sind wieder im Spiel.“, murmelte ich zufrieden.

Simon warf mir einen irritieren Blick zu.

„Was meinst du?“

„Das wird eine lange Unterhaltung.“, stellte ich lachend fest,richtete mich auf und weihte ihn in meinen Plan ein. Es konnte gar nicht schief gehen.

Ich erzählte ihm von mir und Shelby. Und dachte mir ein paar Lügen über Miranda aus.

Er musste aufhören so sehr an ihr zu hängen, wie schaffte man das besser als ihn sauer zu machen?

Zu schade, dass Simon sich so einfach blenden ließ und sie niemals selbst darauf ansprechen würde... Schade für ihn zumindest.

Ein schwerer Rückschlag - Shelby

Die Tür war mit einem lauten Schlag zugeflogen, ich rührte mich nicht. Nicht einmal seine plötzlichen Flüche interessierten mich. Normalerweise wäre ich darauf angesprungen. So ließ ich immerhin niemanden mit mir reden. Nur dieses mal war es mir egal, nein... genauer noch...ich nahm seine Worte gar nicht wirklich wahr.

Mein Zeitgefühl war völlig flöhten gegangen. Ich hatte keine Ahnung wie lange ich regungslos auf dem kühlen Boden stand und mein Handtuch umklammerte. Das war ein schmerzlicher Rückschlag gewesen... und nun musste mir schleunigst ein Einfall kommen.

Wenn ich mich selbst aus dem Rennen transportiert hatte würde ich mir das ein Leben lang nachtragen. Mich gemächlich angezogen verließ ich seufzend das kleine Badezimmer und schaute auf den Flur. Andy telefonierte, der Rest des Hauses war von Schweigen umhüllt. Tief Luft geholt setzte ich ein selbstsicheres Lächeln auf und lief den ruhigen Flur entlang. Gerade als ich um die Ecke bog, betraten Miranda,Tracy und Adam die Hütte und unterhielten sich aufgeregt. Wie zog ich ihn am besten von den beiden weg?

„Du musst mir alles erzählen!“, drängte Tracy grinsend und klammerte sich an Mirandas Arm, welche nur verlegen lachte und leise zustimmte.

„Wir gehen später los, ja?“, rief sie Adam zu, der stehen geblieben war und den Mädchen nachsah als sie an mir vorbei liefen. Ihre Stimmen entfernten sich. Schließlich verschwanden sie komplett hinter der Zimmertür.

Das war einfacher gewesen als gedacht. In mir blühte Hoffnung auf. Ich meine...wann wurde ich schon einmal abgewiesen? Das tat kein Kerl.

Außerdem wusste ich bereits, wie ich seine Aufmerksamkeit erregen konnte.

Wir standen uns also gegenüber, bloß ein paar Meter entfernt. Den Blick gesenkt setzte ich zu einem seufzen an. Und er sprang wirklich an, okay...nicht so wie ich es gewollt hatte aber immerhin.

„Noch mal sorry wegen vorhin Shel.“, entschuldigte er sich höflich und setzte sich langsam in Bewegung. Das sollte es gewesen sein? Als er in die Küche gebogen war hatte ich bloß genickt. So nicht! Die Augen verdreht folgte ich ihm.

„Nächstes mal solltest du etwas früher zur Stelle sein, edler Ritter.“, murmelte ich betroffen und lehnte mich an die Arbeitsplatte, während er im Kühlschrank herumkramte.

Obwohl ich ihm nicht ins Gesicht sah wusste ich, dass er die Augenbrauen verwundert zusammengezogen hatte. So wie er es immer tat.

„Was meinst du?“, er ließ vom Kühlschrank ab, schob die Tür zu und sah mich endlich an. Jetzt konnte ich also loslegen.

„Du weißt wie Mike ist...er wird schnell sauer, wenn man sich nicht nach ihm richtet.“

Die Arme angewinkelt, stützte ich meine Hände links und rechts neben mir auf der Theke ab. Er sagte nichts, daher übernahm ich weiterhin das Reden.

„Ich stelle mich selbst nicht gerne gegen ihn. Wie konnte ich ihm sein Vorhaben also abschlagen?“, und wieder wand ich den Blick ab, biss mir leidend auf die Unterlippe.

„Moment Shelby...“, meine Botschaft musste ihn erreicht haben, da er nun schockiert und irgendwie überfordert klang.

„...er behandelt Mädchen nicht wie man sie behandeln sollte. Und er lässt sich nichts aus dem Kopf schlagen, aber so weit würde er nicht gehen.“

Natürlich musste ich noch etwas nachhelfen, die beiden kannten sich. Adam verstand sich mit Mike. Sein Misstrauen war also zu vermuten gewesen.

„Denkst du ich lüge dich an?“, mein kleines Schauspiel ging in die nächste Runde über.

Mit entsetzter Stimme und verletztem Blick sah ich ihn direkt an.

„So etwas erfindet man nicht!“, mir stiegen Tränen in die Augen. Als ich mir sicher war, dass er es bemerkt hatte, drehte ich mich schwungvoll weg. Nun hatte ich ihm den Rücken zugedreht. Adam rührte sich nicht.

„Ich würde am liebsten einfach verschwinden.So habe ich mir unseren Ausflug nicht vorgestellt.“, hatte ich übrigens wirklich nicht. Allerdings auf andere Dinge bezogen..zum Beispiel was Adam betrifft. Das ganze hatte ich mir eindeutig einfacher vorgestellt.

Was die Lüge betraf, tat Mike mir durchaus Leid. Dies war durchaus keine Lüge, die man jemandem ohne weiteres unterschieben sollte. Doch das nahm ich ihn kauf. Manchmal musste eine Frau eben tun,was eine Frau tun musste... und ganz nebenbei, wem wäre auf die Schnelle schon etwas besseres eingefallen?

Ich mochte Mike, er schmeichelte mir. Außerdem hielt ich ihn für gutaussehend. Durch ihn hatte ich schon die ein oder andere unvergessliche Feier miterleben dürfen. Mit ihm hatte ich stets einen Beschützer an meiner Seite. Also war er im Grunde das genaue Gegenteil von dem was ich Adam nun auftischte. Gut, dass Mike vor anderen nicht gar so einfühlsam zu mir war als wenn wir alleine waren und es war durchaus mir von Vorteil, dass er hier schon ein paar mal mit anderen angeeckt war und sich unbeliebt gemacht hatte. Wahrscheinlich fiel es Adam daher leichter mir zu glauben.

Als ich hörte, wie er vorsichtig auf mich zu kam und mir behutsam eine Hand auf die Schulter legte war mir jedoch völlig egal weshalb er mir glaube, es zählte nur, dass er es tat und ich meinem Ziel näher kam. Ihm.

Mich erneut zu ihm gedreht ließ ich mich von ihm in den Arm nehmen und legte meinen Kopf an seine Brust.

Gegen Adam kam Mike nicht an. Adam sah besser aus, war beliebter, erlebte ebenfalls

viel und konnte sich benehmen. Bestimmt hatte er auch eine verruchte Seite an sich, die ließ sich sicher noch finden. Der einzige Nachteil was Adam betraf waren seine Freunde.

Er stellte Freundschaften an erste Stelle und hing eine Menge mit Tracy und Miranda rum, ausgerechnet den beiden konnte ich nichts abgewinnen. Doch vielleicht änderte sich das ja. Irgendwann. Irgendwie. Nach einem Moment der Nähe, welche ich genoss riss er mich aus meiner Tagträumerei und ließ mich wieder los.

„Mach dir keine Sorgen.Das wird nicht wieder passieren, verlass dich auf mich.“

Mir über die Wange gestreichelt nickte ich wie benebelt und lächelte leicht.

Auch er wand mir ein bezauberndes Lächeln zu. Der Kerl war einfach perfekt!

Leider dauerte auch diese Berührung nicht lange an.

„Du solltest erstmal auf andere Gedanken kommen...und dich von ihm fern halten.“, das ließ sich machen. Und wer konnte mir dabei besser helfen, als Adam selbst?

„Du hast recht.“, stimmte ich also zu und strich nachdenklich über meinen Oberarm.

„Tracy und Miranda scheinen beschäftigt, was hältst du davon wenn wir uns jetzt schon um das Feuerholz kümmern?“

Ein Spaziergang im Wald. Etwas Rumgealber,lange Gespräche. So etwas verband!

Nur weil ich wusste wie ich mich in Szene setzten musste und ich mich gerne beneiden und verwöhnen ließ, hieß das noch lange nicht, dass ich keinen Sinn für Romantik hatte.

In Filme lief das alles doch auch immer so. Also, worauf wartete er noch?

„Ähm...eigentlich hatte ich Tracy bereits zugesagt.“

„Du bist ja so verlässlich.“ , murmelte ich leise und griff mir einen Stift und einen kleinen Zettel von der Anrichte.

„Wir hinterlassen ihr eine Nachricht.“, und schon hatte ich ihr die nötigsten Worte gewidmet. Gut möglich, dass er aus Mitleid einwilligte. Doch auch nun zählte nur, dass er es überhaupt tat.
 

Ich hatte mich für einen Moment von Adams Anwesenheit losreissen können.

Immerhin musste ich einen Blick in den Spiegel werfen und mir meine Jacke und passende Schuhe holen. Das war vielleicht meine letzte Chance, da musste ich gut aussehen und Eindruck auf ihn machen. Mehr als je zuvor.

Ohne zu klopfen in das Zimmer gestürmt, riss ich den Kleiderschrank auf,zog eine Jacke heraus und suchte nach passenden Schuhen. Miranda und Tracy saßen auf dem Bett und sahen mir nun schweigsam zu. Ich hatte ihre Unterhaltung wohl gestört.

„Was hast du vor?“, fragte Miranda nach, als ich in ein paar Absatzstiefel schlüpfte und diese zuzog.

„Ich schnappe bloß etwas frische Luft, spielt ihr hier ruhig weiter.“, und weg war ich.

Adam stand bereits an der Haustür und wartete. Lächelnd nahm er mich in Empfang und ging mit mir los.

Ein schmaler Pfad führte uns unmittelbar in den Wald. Adam hatte lässig die Hände in die Hosentaschen geschoben und schlenderte gemütlich voraus.

Ich für meinen Teil hatte es nicht so einfach. Die Schuhwahl war eindeutig die falsche gewesen. Ich hatte das Gefühl über nahezu jedes noch so kleine Steinchen zu stolpern.

„Schnapp dir einfach so viel trockenes Holz, wie du tragen kannst.“

Er warf mir einen Blick zu und verließ den engen Weg. Meine Jacke enger um mich gezogen folgte ich ihm weiterhin. Jetzt wurde das Laufen sogar noch schwieriger.

Doch vielleicht war auch das ein Vorteil, etwas schneller geworden griff ich nach Adams Arm und hakte mich bei ihm ein. Tracy machte das auch oft. Wieso sollte ich es also nicht dürfen? Und siehe da, er sah bloß kurz auf seinen Arm herab ließ mich aber gewähren.

„Nicht einfach auf den Schuhen,hm?“, fragte Adam grinsend und lief langsamer.

„Ich komm schon klar.“, wir legten kein weites Stück hinter uns, da musste ich ihn auch schon wieder loslassen, da er mit dem Holzsammeln anfing.

Leise seufzend tat ich es ihm gleich, was blieb mir anderes übrig? Vorsichtig hob ich einen dünnen Ast nach dem anderen auf.

Adam verlor kein weiteres Wort und während ich ebenfalls Holz sammelte überlege ich krampfhaft wie ich die Stille unterbrechen konnte.

Doch ehe ich mich versah ertönte Adams Stimme. Vorfreudig sah ich zu ihm auf.

„Shelby? Halt ruhig,ja?“, er sprach leise, klemmte sich die bereits gesammelten Äste unter den Arm und kam auf mich zu.

Endlich hatte er angebissen und ergriff die Initiative. Ich richtete mich auf und gab kein Laut von mir - wie er es gesagt hatte.

„Vielleicht solltest du die Augen schließen.“

Mein Herz klopfte wie wild, es drohte mir aus der Brust zu hüpfen doch auch dieses mal gehorchte ich ohne zu zögern. Ich sagte es ja, in Filmen lief so etwas auch immer gut.

Ich spürte wie er über meine Schulter streifte und wartete ungeduldig darauf, seine Lippen auf meinen zu spüren.

„So,alles okay.“, in meinem Kopf ergaben die plötzlichen Worte keinen Sinn.

Erst als ich die Augen öffnete und die Spinne sah, die auf seinem Handrücken saß verstand ich. Er hatte nicht vorgehabt mich zu küssen...!

Verärgert sah ich das kleine Tier an. Hätte ich gewusst,dass es mir über die Schulter gekrabbelt war, hätte ich wohl unter einer Panikattacke leiden müssen.

„Okay Adam,das langt! Es gibt wirklich keinen Grund schüchtern zu sein.“

Mir dauerte das hier alles viel zu lange, also beschloss ich alles selbst in die Hand zu nehmen. Mein Feuerholz fallen gelassen,machte ich einen schritt auf ihn zu, legte die Hand in seinen Nacken und küsste ihn sogleich innig.

Endlich hatte ich was ich wollte. Und wenn er diese Situation auch nur halb so wunderbar fand wie ich würde es dennoch vollkommen ausreichen.

Allerdings...schien dies nicht der Fall zu sein.

Er hatte die Spinne abgeschüttelte und mit ihr machte er sich auch von mir los.

„Was soll das denn?“, Adam sah mich irritiert an. Dieser Blick...konnte es sein, dass...?

„Ich bin schon lange hinter dir her, ich dachte du wüsstest das.“

„Ähm...nein, das ist mir neu.“

„Oh,nun.Dann weißt du es jetzt.“, ich wollte mich gerade wieder auf ihn zubewegen, doch er hielt mich davon ab.

„Shelby,halt. Das mit uns wird nichts. Tut mir Leid. Es gibt da ein anderes Mädchen...“

Und wieder musste ich einen Moment überlegen, bis ich begriff.

Er wagte es mich zurückzuweisen? Hatte er den Verstand verloren?

Nun machten sich Wut und Enttäuschen in meiner Magengegend breit.

„Und wieso setzt du dich dann so für mich ein?“

„Ich glaube du hast da was missverstanden. Ich wollte lediglich helfen.“

Missverstanden? Das brachte das Fass zum überlaufen!

„Wer ist sie?“, wollte ich wissen und sah ihn streng an. Nun stiegen mir sogar ehrliche Tränen in die Augen gegen die ich nicht ankämpfen konnte.

„Ich denke nicht, dass es angebracht wäre dir das zu verraten.“

Ohne nachzudenken hatte ich ausgeholt und ihm eine verpasst.

„Du bist das letzte!“, schrie ich ihn ungehalten an und stampfe davon. Jetzt war es offiziell...ich hatte keine Chance.

Zu schön um wahr zu sein - Adam

Schneller als ich mich versah, stand ich alleine zwischen den Bäumen.

Meine Hand lang an meiner geröteten Wange. Was wohl noch alles ans Licht kommen würde? Wahrscheinlich ließ ich die nächste Bombe platzen. Doch ich würde mich nicht umstimmen lassen. Ich musste endlich durchgreifen! Egal, was dabei rauskommen konnte. Meine freie Hand schob ich in meine Hosentasche. Den Zettel aus dieser gegriffen knüllte ich ihn zusammen und ließ ihn ins Laub sinken. Ja, ich hatte Shelbys Notiz, welche an Tracy gerichtet war, abgefangen. Immerhin war mir wichtig etwas Zeit alleine mit ihr zu verbringen. Das Feuerholz-Sammeln kam dafür wie gerufen. So würde niemand ahnen worum es eigentlich gehen würde.Ich wusste schon wie ich das alles anstellen würde, doch vorerst musste ich mich um unser Lagerfeuer kümmern. Das alles dauerte alleine natürlich doppelt solange.Irgendwann hatte ich genügend Holz aus dem Wald getragen und vor der Hütte abgelegt. Der Boden war trocken, gut geeignet also. Nun sollte bloß noch eine breite Einkerbung geschaffen werden und da ich nicht mit freiwilligen für diesen Job rechnete übernahm ich diese Aufgabe.

Als Mike und Simon den Weg zur Hütte hinauffuhren, war ich gerade damit beschäftigt die erste Ladung Holz in das vollendete Loch zu laden.

„Hey Adam,brauchst du Hilfe?“, bot Simon bereitwillig an, ich winkte jedoch dankbar ab.

Ich war fast fertig, der Rest war kein Problem mehr. Simon und Mike schnappten sich die Einkaufstüten und liefen ins Haus. Simon war schneller als Mike, ein geeigneter Zeitpunkt. Dachte ich...

„Mike?“, rief ich ihn und ging auf ihn zu. Mir die Hände an meiner Hose abgewischt, sah ich ihn zögernd an, als er stehen geblieben war.

„Sag mal...was ist das zwischen dir und Shelby?“, tastete ich mich vorsichtig an das Thema heran.

Auch wenn Shelby verärgert über mich gewesen war.

Auch wenn ich mir eine gefangen hatte und für keine weiteren Missverständnisse, die auf tiefere Gefühle meinerseits lenkten, verantwortlich sein wollte hatte ich ihr versprochen zu helfen. Und solche Versprechen hielt ich. Immer.

Denn wenn ihre Erzählungen stimmten, mussten wir zu ihr halten. Ich zumindest würde es. Mike reagierte seltsam gereizt auf meine Frage und ließ die Tüten neben sich auf den Boden fallen.

„Momentan noch nicht viel, wieso?“, brummte er leise. Ihm schien das zuzusetzen.

„Nunja...du würdest doch nichts tun,was sie nicht möchte,oder?“

Seine Augenbrauen zogen sich irritiert zusammen, sein Blick schweifte kurz an mir vorbei.

„Nein. Ihr nicht.“, folgte eine leise Antwort und ich kaufte sie ihm ab. Wieso? Ich war der Meinung gewesen Aufrichtigkeit in seinem Blick gesehen zu haben. Außerdem war es mir so oder so schwergefallen ihr zu glauben, nach ihrem Geständnis konnte ich mir sogar den Grund für ihre Lüge denken. Nickend wand ich mich von Mike ab. Für mich war genug gesagt, Mike jedoch rief mich noch einmal zurück, also drehte ich mich erneut zu ihm um.

„Finger weg von ihr,verstanden?“, nun klang er bei weitem bedrohlicher. Er klang wieder nach sich selbst. Ich musste lachen - wobei ich mir alle Mühe gab nicht gar zu verbittert zu klingen.

„Alles klar,Boss.“, er erwiderte mein Lachen mit einem breiten Grinsen und bewegte sich nach drin. Den Kopf leicht geschüttelt hob ich die letzten Äste auf und warf sie in die Grube.

„Wollten wir das nicht zusammen erledigen?“, ertönte eine helle Stimme.

Tracy stand am Treppenabsatz der Veranda und sah zu mir und meinem Werk hinunter.

Ich kratzte mich ertappt am Hinterkopf und sah selbst kurz hinab.

„Stimmt, aber du hattest wohl einiges mit Miranda zu besprechen. Ich hatte etwas Zeit übrig.“, außerdem hatte ich mit ihr anderes geplant.

„Seilen wir uns trotzdem kurz ab? Etwas Ruhe könnte mir gut tun.“

Zu meiner Verwunderung kam die Frage von ihrer Seite. Musik in meinen Ohren.

Ich nickte und wischte mir etwas Schweiß von der Stirn. Ich war sicherlich nicht in der besten Verfassung. Ich hätte eine Dusche vertragen können, doch die ruhigen Minuten mit ihr würde ich für nichts auf der Welt eintauschen. Sie lächelte munter, schob die Finger in die Hosentaschen und schritt die wenigen Treppen hinunter. Auf sie zugegangen liefen wir nebeneinander den Pfad in den Wald hinein, den ich heute schon einmal betreten hatte.

Es schien als wären die Rollen nun getauscht. Jetzt kämpfte ich mit meinen Gefühlen.

Der Drang nach ihrer Hand zu greifen war so groß, dass meine Finger sogar merklich kribbelten, doch ich wagte es nicht diesem Bedürfnis nachzukommen.

So musste Shelby sich gefühlt haben. Sie tat mir wirklich Leid. War nur zu hoffen,dass es für mich besser ausging als für sie.

Wir redeten nicht viel, liefen einfach ruhig und gemächlich den Pfad entlang bis wir irgendwann an einen Bach kamen.

Tracy blieb an dessen Rand stehen, zog ihre Schuhe aus und setzte den ersten Fuß ins Wasser. Ich stand neben ihr und beobachtete ihr Vorhaben grinsend.

Kaum hatten ihre Zehen das Wasser erreicht, griff sie nach meinem Arm und zog den Fuß zurück.

„Verdammt ist das kalt.“, jammerte sie lachend.

Ich stimmte in ihr Lachen ein und legte den Arm um ihre Hüfte um sie zu stützen - völlig uneigennützig, wenn sich versteht.

„Das hätte ich dir auch sagen können.“

Sie zeigte mir die Zunge und stellte den Fuß nun doch im Wasser ab.

Die Augen grinsend verdreht sah ich zu wie sie das Gesicht verzog.

„Du wirst dich erkälten.“

„Mach dir nicht ständig sorgen um mich.“, und schon stand auch der zweite Fuß im Bach.

Sie ließ mich los und lief vorsichtig mit ihren Schuhen in der Hand auf einen großen Stein zu der au dem Wasser ragte. Ich setzte mich ihr gegenüber auf den Boden. Die Beine leicht angewinkelt, stützte ich mich mit den Händen hinter mir auf der kühlen Erde ab.

Auch Tracy hatte sich nun gesetzt und die Füße wieder aus dem Wasser gezogen. Schweigend sahen wir uns bloß an, wobei ich mir alle Mühe geben musste mich nicht in ihrem Blick zu verlieren.

„Was ist los mit dir?“, ergriff Trace schließlich das Wort und stützte den Kopf in den Händen ab. Ich brauchte einen Moment meinen Mut zu fassen und mich an meinen Plan zu halten. Zu lange hatte ich auf diesen Moment gewartet, zu oft war ich ihn im Kopf durchgegangen.

„Ich wollte schon eine ganze Weile mit dir reden.“

Tracy legte den Kopf schief,sodass ihre Haare auf die Seite rutschten.

„Ich wusste, dass etwas nicht stimmt. Es war also doch gut, dich mal zur Seite zu ziehen.“, ehe ich etwas antwortete, stand sie wieder auf und kam auf mich zu um sich zu mir zu setzen.

„Also Adam, raus damit. Was beschäftigt dich?“, ihre Hand legte sie auf meinem Bein ab.

Wieder eine Berührung die mich angenehm schaudern ließ.

„Weißt du...du bist mir verdammt wichtig Trace.“, fing ich vorsichtig an.

Noch immer schien ihn Blick unergründlich.

„Du mir auch, deswegen möchte ich, dass du mir immer erzählst was dir auf dem Herzen liegt ...und weiter?“, meine Gesprächspausen schienen wohl zu lang, sonst würde sie nicht nachsetzen. Mein Herz raste, mein Kopf arbeitete auf Hochtouren. Immer wieder baute ich mir Sätze gedanklich zusammen, die ich an sie richten wollte doch keiner schien passend. So wurde das nichts. Vielleicht sollte ich mir ein Bespiel an Shelby nehmen und alles auf eine Karte setzen. Nicht alles, dass ich fast zusammenklappte vor lauter Aufregung. Lasst euch eines sagen...das ist bei weitem nicht so einfach wie es in den Kinofilmen immer scheint. Die Zeit schien still zu stehen.

Meinen Kopf leicht schief gelegt, bewegte ich mich vorsichtig auf sie zu und achtete auf jede einzelne ihrer Reaktionen.

Unsere Lippen waren bloß noch wenige Zentimeter von einander entfernt, ich sah wie ihre Wangen erröteten doch sie hielt still. Wich nicht zurück.

In mir machten sich bereits sämtliche Glücksgefühle breit. Und das noch bevor ich überhaupt gewonnen hatte. Ihr süßer Duft schlug mir entgegen, Wind führ ihr sacht durchs Haar und fühlte sich angenehm auf meiner Haut an.

„Ich liebe dich.“, hauchte ich und wollte auch die letzten Zentimeter hinter mich bringen, leider kam ich nicht so weit.

Ihr Handy klingelte und sie reagierte darauf. Als sie sich erschrocken wegdrehte und es aus ihrer Hosentasche zog, atmete ich tief ein und senkte den Blick.

Mich von ihr abgewendet schien für mich während sie abhob alles zerbrochen.

Ich war wütend über das schlechte Timing. Und über die Tatsache, dass sie wohl gerade mit Josh telefonierte. Außerdem verärgerte mich, dass sie überhaupt abgehoben hatte.

Doch was viel schlimmer war, war die Enttäuschung. Obwohl sie nichts gesagt und mich zurückgestoßen hatte, fühlte es sich unerträglich an.

Ich nahm keines ihrer Worte wahr, bemerkte nicht einmal wie sie aufgestanden war.

„Komm schon,Adam!“,forderte sie mich nahezu hektisch auf.

Erst jetzt blickte ich verwundert auf.

„Irgendwas stimmt nicht. Miranda meinte, Mike dreht durch.“

Also hatte sie nicht mit Josh geredet. Immerhin ein schwacher Trost.

Mich erhoben, lief ich eilig mit ihr zurück. Nun schien alles gelaufen zu sein... für mich stand eines fest: So schnell würde ich mich in diesem Thema nicht wiederholen. Ich hatte gesagt, was ich zu sagen hatte. Auch wenn ich mich kurz gefasst hatte. Doch Tracy...sie reagierte nicht darauf. Sie tat so als wäre nichts gewesen. Schlimmer hätte es nicht kommen können.

Wieder verließ ich den Wald und schritt auf die Hütte zu. Bloß war diesmal ich derjenige, dessen Herz im Wald zersprungen war. Nun war auch ich soweit... Ich hasste diesen Ort.



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von:  Mahler
2010-10-15T20:54:08+00:00 15.10.2010 22:54
Mal was anderes, gefällt mir! Und jetzt hopp, hopp, weiterschreiben!
Von:  Art_of_Kaska
2010-10-15T06:39:18+00:00 15.10.2010 08:39
Ohhhhh... Andy mein Lieblingsknuffelchen aus deiner FF.
Der Aermste tut mir sowas von leid... Ich hab den so gern und Mike disst den halb tot...so n Sack aber auch -.-
Der kriegt schon noch sein Fett weg und wenn ich dafuer selbst in die FF muss, um ihn zu schlagen, das bring ich auch noch...der is doch sowas von behinder, bah!
Pass ma auf, ich kommentier dir noch die ganze FF durch x3
Haha~ mach weiter soo

Von:  Art_of_Kaska
2010-10-11T11:30:43+00:00 11.10.2010 13:30
Yeah~ Der Prolog!

Ich will wissen, warum Trace und Josh nicht mehr zusammen sind und wer verreckt is >.< Waaaaah~
Haha~ das is wie O.C. und Gossip Girl zusammen ;P
Mach weiter so und vergiss nicht schön weiterzuschreiben!


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