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My little sunshine [1]

Ein Musiker und sein Fan 'die Hure'...
von

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Wir sind schwanger

Ich schon wieder xD

*grinsel*
 

Also nur ganz kurz.

*räusper*
 

Die Idee stammt aus meiner kranken Fantasie, welche durch gewisse Serien am Nachmittag hervorgerufen wurde.
 

Außerdem hatte ich Lust mich nicht an Charaktereigenschaften von schon vorhandenen Charas zu orientieren, dass es einigermaßen im realistischen Bereich bleibt. Hier konnte ich und werde ich mich richtig auslassen können, ohne groß darüber nachdenken zu müssen, ob es zu meinem beschriebenen Darsteller passt. ^^
 

In dieser FF wird ebenfalls ein schwieriges Thema aufgegriffen, jedoch werde ich meine Wortwahl mehr den Gedankengängen eines jungen Rockers anpassen – was heißen soll, dass ich nicht immer Wert auf Formalität lege und es mehr oder weniger häufig die Neigung zum obszönen Ausdrücken bekommt.
 

Dennoch soll mein Niveau erhalten bleiben. xD
 

So – genug gelabert.
 

Kappi war nicht bei Beta-chan – möchte erst sehen wie es ankommt, also Rechtschreibung bitte überlesen dieses eine Mal.
 

Dankeschön.
 

-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.--.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-
 

[_Step.01_]
 


 

Ein Supermarkt.

Ein schwuler Typ.

Ein kleines Mädchen.

Inmitten rosarotem Traumland.

Waschmittel Werbung im Hintergrund.
 

Finde den Fehler.
 

„Niya sieh doch!“
 

Zwei azurblaue Augen funkeln mich an, besser gesagt strahlen sie mir wie eine Flutlichtanlage entgegen – es blendet meinen Verstand beinahe, als ich vor meinem Gesicht immer wieder etwas Rosarotes hin und herwirbeln sehe, bis ich schließlich meine Hand komplett um das viel kleinere Handgelenk lege, um diesen ‚Wedel-Wedel-schau-mal-Vorgang ’ zu unterbinden.
 

Mein Augenpaar fixiert das komische Textil, welches sich leicht zwischen den kleinen Fingerchen bewegt.
 

Ein rosa Plüschkissen.

Zum Vorschein kommt eine Hello Kitty Fratze.

Lächelt mich an.
 

Oh Gott, ich hasse dieses Viech.

Was finden kleine Mädchen nur so toll an einer Katze, mit viel zu großem Kopf, Augen wie zwei Kohle Briketts und jeweils drei Schnurrhaaren auf einer Seite, die so dick waren, das man sie als Mikadostäbchen benutzen könnte?
 

„Schau doch mal Onkel Niya~, ist das nicht toll?!“
 

Es ist abgrundtief unrealistisch und hässlich!

Es ist pink!

Es ist plüschig!
 

„Es ist ganz bezaubernd Prinzessin.“

Liebevoll ironische Worte entkamen da meiner Kehle.
 

„Oh ja, kaufst du es mir? Bitte~, bitte~“
 

Kokett wandert meine Augenbraue nach oben, lässt mich somit aussehen, als wolle ich so etwas unlogisches sagen wie:

„Äh, nein?“ ,

was ich natürlich nicht tue, und dennoch liegt es mir auf der Zunge – ja, auf der Spitze meiner Zunge, es würde jeden Moment herausrutschen, würde ich nicht die Mutter des Kindes im Augenwinkel sehen – erneut Schwanger.
 

Meine Schwester.
 

In der Hand einen blauen Body, welcher ein Glücksbärchi auf der Brust aufgedruckt hat.
 

Hinter ihr der Neue Typ.

Groß gewachsen.

Kurzes dunkles Haar.

Trainer eines Eishockeyteams.

Amerikaner.

Eindeutig für einen Heten zu enge Hosen.

Es ekelt mich fast an das mit anzusehen…
 

Während ich also so in Gedanken bin und mir den neuen Stecher so betrachte, frage ich mich ernsthaft was sie an dem Typen so findet. Amis haben ne Vollklatsche meiner Meinung nach.

Wobei der Letzte auch nicht gerade ne Bombe war…Mochte er gut aussehen wie er wollte, er lief als habe er einen Stock im Arsch oder heftige Verstopfungen. Und das als Latino! Ich meine, hallo? Legt man darauf vielleicht keinen Wert? Wie sein Partner sich gab? Oder liegt es daran dass ich schwul bin – was kaum ne Sau weiß?
 

Mutter... es tut mir leid.

Ja, es tut mir leid dass du einen schwulen Sohn hast – und es nicht weißt.

Es tut mir jedoch nicht leid, dass ich es bin.
 

Achten Frauen wirklich nur auf Muskeln oder so’n kram? War es ihnen egal, wenn der Fußballer aus den Stadion lief wie Bruce Darnell?

Wohl scheiß egal, Hauptsache der schaut gut aus…
 

Zumindest ist das, das Prinzip meiner kleinen Schwester.

Sie ist gerade mal 21 und hat schon 2 Kinder.

Gut, das Zweite befindet sich noch in ihrem Bauch, wie man unschwer erkennen kann, das Problem ist nur, sie hat kein Geld, ist sprunghaft und liefert die kleine Hello Kitty Fanatikerin öfter bei mir ab, als mir lieb ist.
 

Mein Blick schweift geradewegs wieder zu ihr.

Zu dem kleinen Mädchen, welches mit mir verwandt ist.

Viel Wert auf Familie haben wir nie gelegt. Ria – meine Schwester – und ich, haben uns gehasst. Unsere Mutter war ständig auf Geschäftsreisen, hätte genügend Kohle gehabt um uns zu versorgen, gab diese jedoch lieber für fette Autos und Klunker aus.
 

Zumindest so lange, bis sie mit ihrer Firma pleite ging.

Bis dahin fand reges Kopfschütteln über die untere Gesellschaft statt.
 

Und jetzt?

jetzt lebt sie selbst vom Staat.

Bettelt uns gar des öfteren an ihr Geld zu leihen, weil sie durch ihr Gesaufe nicht über die Runden kommt...
 

Unser Vater. Nun ja, wie soll ich sagen. So wie der kleine Stern vor mir steht mit dem ätzend rosa Plüschkissen, haben auch wir unseren Vater nie kennen gelernt. Um ehrlich zu sein habe ich auch darauf nie so großen Wert gelegt, im Gegensatz zu Ria. Die versucht heute noch ihn ausfindig zu machen.

Mutter meinte ja er sei nach Thailand ausgewandert.
 

„Niya~… Niyaaa~!“ dringt eine Kinderstimme hervor.
 

Mir so was von egal…
 

„Niya~, Niya~ oh bitte… bitte, bitte…“ werde ich von unten mit einem gekonnten Wimpernschlag und ganz großen Hundeaugen angewinselt.

Die Arme schlingen sich um mein rechtes Bein, der Kopf liegt auf einer gewisser Maßen ungünstigen Stelle aus meiner Sichtweise betrachtet…
 

Ein Seufzen verlässt meine Lippen.

Was anderes produktives kam aus ihnen heute auch noch nicht hervor.
 

Mein Gott Niya…sie ist 4 Jahre alt, ermahne ich mich selbst.

Und ich muss mich in letzter Zeit wirklich häufig selbst ermahnen.
 

Unwillkürlich muss ich lächeln, streich durch ihr langes, brünettes Haar und greife schon mit der anderen Hand zu meiner Gesäßtasche der zerrissenen Designerjeans um meine Geldbörse hervorzuholen.
 

Bei der Gelegenheit ziehe ich meine Hosen auch gleich wieder etwas höher.
 

Ironischerweise ist es ja nicht so, als habe sie noch keinerlei Katzensachen. Doch wer kann diesem Anblick widerstehen?
 

Zudem bin ich unglaublich stolz auf das Kind. Sie kann normal laufen und spricht unsere Muttersprache Japanisch – was wir vom Papa ja nie behaupten konnten.
 

Ein Seufzen entgleitet meinen Lippen, dann schiebe ich meine beiden Lippenpiercings zwischen diese und überlege, während ich meiner Schwester einen Wink gebe, dass ich mit der kleinen Cassi zur Kasse gehe.
 


 

Nichts passt in ihrem Leben zusammen.

Sie hat sich damals von ihrem Dozenten Entjungfern lassen, nachdem sie Jahrelang auf den einzig Richtigen gewartet hatte. Wurde wenig später schwanger von einem Studenten der damit allerdings – wie üblich - nichts zu tun haben wollte und gab dem Kind einen amerikanischen Namen. Aussehen und Name passten also ebenfalls nicht zusammen. Danach kamen noch zahlreiche andere Typen in unserem Elternhaus Aus und Ein.
 

Bin froh dass ich nicht mehr zu Hause wohne. Währe als erfolgreicher Musiker einer J-Rock Band und mitte 2o auch etwas blöd.
 

Unsere Mutter heult sich nur öfter bei mir aus, doch kann ich meiner Schwester auch nicht verbieten, dass sie das rumhuren lassen soll… bin ich ja selbst nicht ganz Bodenständig was das angeht.
 

Ich steh auf jüngere Männer und bin selbst auch nur ein Kerl.

Dafür halte ich von Beziehungen allerdings recht wenig.
 

Liegt wohl in der Familie.
 

Mit dem kleinen Unterschied dass ich keine Kinder in die Welt setze und beim eigenen Volk bleibe.
 

Zumindest war ich mit Ersterem so lange in der Annahme, bis zu jenem Morgen, als auch ich in den Genuss der Information kam, dass ich schon in wenigen Wochen Vater werden würde.
 

Diese wenigen Wochen, welche mir damals als genau 7 erklärt wurden, waren nun 7 Wochen her. Ich schlussfolgere daraus gar nichts, denn ich kenne die Kindesmutter leider zu gut und verlasse mich somit darauf, dass sie mir in irgendeiner hysterischen Form mitteilen würde, wann genau sie die erste Unterhaltszahlung von mir auf ihrem Konto sehen möchte.
 

Ich werde nahezu depressiv, wenn ich mir immer wieder in Gedanken rufen muss, was für eine riesen Scheiße ich da verzapft habe...
 

Wir hatten gerade wieder Bandprobe im Studio. Unser Manager und meine Jungs wissen über meine sexuellen Vorlieben bescheid – meine Familie wiederum nicht.

Umso schockierender die Tatsache des Ultraschalls.
 

Die Tatsache der Tatsache…
 

...ich hatte Sex mit einer Frau!

...mit einer Frau, die längst verlobt war!

...und, ich hatte getroffen!
 

Denn,
 

das blöde daran war, dass es mit meiner eigenen Zeitrechnung übereinstimmte und ich wirklich etwas mit der besten Freundin meiner Schwester hatte.
 

Ein Versehen!
 

Und diese kam von da an, nahezu täglich bei unserem Proben vorbei und jagte mich von einem zum anderen Teufel.

Ob Unterhalt, Vaterschaftsanerkennung, Fürsorge und den ganzen Kram.
 

Hey Leute - ich bin auch nur ein Individuum welches leben möchte.
 

In Ruhe!

Wie ich will, wo ich will und was ich will.
 

Es ist meine Sache!
 

Und die Schuld des Alkohols.
 

„Hey du Penner, wie wär’s wenn du mal langsam die Wiege aufbauen würdest? Es ist schließlich auch dein Kind, ja?!“ pampten mich zickige Worte an.
 

Ein Fehler!
 

„Alte, geh mir nicht aufn Sack okay? Kann doch dein Kerl machen, wieso soll ich das machen? Hab gar keine Zeit, wie du siehst – wir sind am proben fürs Festival am Samstag.“
 

„Ist mir scheißegal was ihr macht. Du hast abgeschossen und getroffen, jetzt bau deiner Lendenfrucht auch ne anschauliche Villa Jungchen!“
 

„HERRGOTT, was willst du eigentlich?! Kannst du diese verfickte Wiege nicht auch alleine aufbauen?! Immerhin hast du die Frucht im Ackerland gelassen bis zur Blütezeit!“
 

Warum gibt es die Option ‚Zurückficken“ nicht?
 

„Ja, wer hat sie denn gepflanzt!“
 

„Wer hat denn die PILLE VERGESSEN?!“
 

„Schon mal Kondome benutzt?!“
 

„Wer hat’s denn kaputt gemacht und hatte dann keine Zeit mehr?!“
 

Stille.
 

Ich reguliere meine Nerven und meinen Atem, höre wie meine Kollegen im Hintergrund wohl genervt Seufzen, da dieses Szenario nicht weniger Häufig vorkommt.
 

Dann…

Lautes Schluchzen und dicke Krokodilstränen.
 

Seufzen Meinerseits – ich bin überfordert und manchmal in den Glauben ICH leide an Gefühlsschwankungen während der Schwangerschaft. Man sagt doch auch, ‚Wir sind schwanger’.

So langsam bin ich psychisch soweit, dass ich das auch so sehe.
 

„Hey…“ lenke ich ruhig ein und erhebe meinen Hintern vom Verstärker der Leadgitarre.

„Hey, is ja gut, das war nicht so gemeint.“
 

Eigentlich aber schon...
 

„Aber mein Typ baut mir… der baut mir das Scheißteil.. auch nicht… nicht auf und… ich bin ne Frau… ich bin Blond… das Baby kommt doch bald… und nichts ist fertig, verstehsuuu??? Nichts!! Und ich bin schwaaaanger~“ schluchzt sie mich voll und erweckt doch wieder das typische Mann zu Frau Syndrom.
 

Beschützerinstinkt gegenüber dem schwächeren Geschlecht.

Was gleichzusetzen ist mit dem Satz in diesem Falle:
 

„Ja okay.. ich bau dir das Teil auf.“
 

Ruckartig bewegt sich der Körper, macht Ansätze zu Freudensprüngen.

Die Augen…

wieder funkelten mich Augen an, verheult und glänzende braune Augen, die Hände an die Wangen ihrer Selbst gelegt und die Stimme so hoch wie eine Panflöte.
 

„OH JA? Das würdest du tun?! Is doch nicht nötig Niya~ aber vielen Dank!“
 

Oh ja…

Ich möchte diese Frau gerne hin und wieder mit einem Anker im Ozean versenken.
 

WIR SIND SCHWANGER
 

+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+
 

Ich bin Niya Yukaze.

Gepierct.

Tättoowiert.

28 Jahre alt, Sänger und Gitarrist einer J-Rock Band mit dem gleichwertigen Namen der Marke „Drag Queens“.

Habe etwas längeres, gestuftes und natürlich blondes Haar.

Trage gerne Röhrenjeans von Designern mit viel zu viel Gedöns daran, Zwecks Ketten, Gürtel ect. Und enge Shirts mit perversen Slogans.

Wenn ich kein enges Shirt mit perversem Slogan trage, dann trage ich meistens ein Hemd, die oberen drei Knöpfe offen und eine Silberkette – welche ich eigentlich immer trage zu besonderen Anlässen.

Haare natürlich top gestylt und bla, bla, bla - was wollt ihr hören?
 

Ich bin ein gutaussehender junger Mann. Schwul, Musiker und bekomme ein Kind.

Von der besten Freundin, meiner Schwester.
 

Wie gesagt:

Ein Fehler.

Ein Versehen.

Ein alkoholischer Absturz.
 

Und da ich kein Unmensch bin, stehe ich zu meiner Tat.
 

Ich frage mich bis heute wie mein Elfter eigentlich zum Stehen kam…
 

Im Großen und Ganzen also nichts Außergewöhnliches.
 

Jedoch habe ich aus einem Kapitel meines Lebens gelernt.

Ich notiere: Nicht mehr betrinken wenn Frauen in der Nähe sind – könnte böse enden.

Womögliche Folgen: Ich könnte ne Hete werden! Oder Vater! Oder Beides!
 

-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.->

next?

ゆ-chan

Das Stoffhäschen

So, wie versprochen das letzte kappi im jahr 2o1o. ^^

Ich hoffe es ist gelungen, mehr sag ich dazu nicht xD
 

In diesem Sinne, schon mal Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch. ^^
 

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[_Step.2_]
 

„Kawashima Haru bitte.“ dringt eine tiefe Männerstimme durch die ältere Holztür des Anwesens, in welchem ich mich befinde.
 

Das Geschäft heute findet im weitgehenden Sinne illegal statt, da mein Zuhälter nichts davon weiß. Dieses Arschloch knöpft mir einfach viel zu viel Kohle in den letzten Wochen ab!

Mit dem, was mir bleibt, komm ich nicht mehr über die Runden, also war ich gezwungen, mir selbst etwas zu suchen.
 

In einem Bordell.
 

Mein Glück, dass ich heute meinen so genannten freien Tag habe.

Allein diese Zusammensetzung in meinem Leben verursacht mir Augendrehen.

Ich kann nichts dagegen tun.

Ich muss mit den Augen rollen und fast schon sarkastisch auflachen.
 

Ich bin ein Stricher.

18 Jahre jung.

Gut aussehend – das weiß ich.
 

Wie sollte also so jemand wie ich wissen, was ein freier Tag ist?

Womit hab ich so etwas überhaupt verdient?
 

Auf der anderen Seite weiß der Rest der Menschheit doch gar nicht, wie abgrundtief anstrengend mein Leben ist.
 

Im Grunde bin ich einem sehr viel älteren Typen hörig und finanziere ihm dank meines Körpers ein Leben in purem Luxus.

Natürlich bin ich nicht seine einzige Einnahmequelle, aber ich trage den Großteil zu seinen Bling-Bling-Gold und -Edelsteinchen bei.
 

Letzte Woche hat er sich erst wieder übelst hässliche Schuhe gekauft.

Müssen ein Vermögen gekostet haben...
 

Weiße Lederstiefel mit kleinen Smaragden versehen.

Ja okay – ich bin auch schwul.

Aber muss man‘s denn so dermaßen übertreiben?
 

„He!“ brummt die Männerstimme nun direkt vor mir und sieht zu mir herab.
 

Ein stattlicher Herr.

Grässliche Jeans – ausgeblichen, zerfetzt.
 

Soll das cool sein?
 

Ich schätze ihn auf Mitte dreißig.

Oberlippenbart – zum Kotzen so was.

Das weiße Shirt klebt regelrecht an seinem – durchaus zugegeben – Astralkörper.
 

Doch was interessiert es mich?
 

Mein Blick also nichtssagend, als ich aufstehe und auf die eben geöffnete Tür sehe.
 

„Kawashima Haru?“ fragt die Stimme nahezu routinemäßig.
 

„Ganz recht.“ gebe ich plump zurück.
 

Meine Füße tragen mich schon ganz alleine in den Raum.

Mein Körper kennt den Gang.

Er weiß, was folgt, stellt sich schon einmal darauf ein.
 

Psychisch, wie auch physisch.
 

Nein – es ist ganz und gar nicht einfach mein Leben.
 

Andere Menschen gönnen sich einen Tag in einem Freizeitpark.

Im Schwimmbad.

Gehen Shoppen.

Ruhen sich aus.

Trinken Tee.

Lesen ein Buch.
 

Ich hingegen hintergehe meinen Zuhälter an meinem freien Tag.
 

Ich arbeite also weiter.
 

7 Tage in der Woche.

Zu jeder Stunde.

Das ganze Jahr.
 

Mit 13 habe ich damit angefangen.
 

Und nun seit 2 Jahren bin ich an meinen Zuhälter gebunden.

Eifersucht bekommt bei diesem Mann eine ganz neue Bedeutung.

Darf ich doch nur mit den Leuten schlafen, die er für mich auswählt.

Manchmal möchte er auch dabei zusehen, wie ich sein Geld verdiene...
 

Scheiße, ich war jung und brauchte das Geld!

Zu meinen Eltern kann ich nicht zurück.

Sie sind gute Menschen.

Und dennoch habe ich sie verlassen.
 

Es war ebenfalls zu Weihnachten, als ich abgehauen war.

Er hat mich gefunden, damals im tiefsten Winter.
 

Nachdem ich in seine Garage eingestiegen war...
 

Dennoch war ich ihm dankbar.

Ich hätte in dieser Nacht sterben können.
 

Ob nun durch die Kälte oder durch ihn.
 

Meinen Zuhälter - Ryuichi.
 

Welcher jeden töten würde, mit dem ich heimlich solche Geschäfte vollziehe.

Meine Strafe möchte ich mir gar nicht ausmalen, wobei sich mein Körper auch im Laufe der Jahre auf die harten Schläge eingestellt hat.
 

Meine Freizeit gestaltet sich damit an ‚Vitamine’ zu kommen und meine Schulden bei meinen Dealern abzustottern.
 

Manchmal treffe ich meine „Freunde“ von der Straße und wir saufen uns einen Abend einfach auf die Karibik – total breit.
 

Das ist mein Leben.
 

Mein Körper ist mein Kapital.

Sex ist meine Arbeit.
 

Noch nie – wirklich noch nie – habe ich geliebt.
 

Hat mir schließlich keiner beigebracht.
 

Dank Ryuichi habe ich zwar so etwas wie eine Wohnung.

Ich bekomme Essen, warmes Wasser zum Duschen, Pflegeprodukte...

Doch das alles hat nichts mit Nächstenliebe zu tun.
 

...
 

Die Tür fällt ins Schloss.

Lüsterne Blicke treffen sich.
 

Der meine ist gespielt...
 

„Na, sieh an – noch wesentlich hübscher als auf deinem Bild, mein Süßer.“ Raunt mir die Stimme meines Kunden nun zu und die Tür, durch welche ich gegangen war, fällt hinter mir ins Schloss.
 

Und wieder bin ich allein mit einem vollkommen fremden Typen...
 

.-.-.-.-.-.-.
 

Mein Name ist Haru.

Haru bedeutet Frühling.

Doch in mir herrscht Eiszeit.
 

-.-.-.-.-.-.
 

[_Step.2_]
 

Niya: Hätte ich gewusst, dass dieser Tag mein ganzes Leben auf den Kopf stellt – Leute, mal ganz unter uns – ich hätte mich in der Kloschüssel ertränkt – nachdem ich pinkeln gewesen wäre…
 

“Alter, beweg deinen Astralarsch, oder meinst du, die Welt wartet extra nur wieder auf dein göttliches Erscheinen?“ hallte die Stimme des Rythmusgitarristen der Band durch das Tonstudio – Lee.
 

Die Aufforderung galt dem Leader und Sänger – Niya.
 

„Bleib locker, Mann. Willst du Wurm mir, und ich meine MIR, Vorschriften machen, oder was?“ wurde zurückgebrüllt mit einem Fingerzeig auf sich selbst.
 

Der Manager der Band – Toshiya Nagoya - wuselte wie ein aufgescheuchtes Huhn durch den Raum, trug die neuesten Prospekte und Flyer zusammen. Die Event-Liste nicht zu vergessen und der Zettel mit den ganzen Daten ihrer Vorhaben – diesbezüglich auf ihre neue Single.
 

„Yukaze, jetzt komm schon. Wir können verdammt noch mal stolz darauf sein, dass uns MTV eingeladen hat! Die lassen da auch nicht unbedingt jeden hin.“ kam es ganz apathisch aus dem Munde des Managers.
 

Daraufhin folgte ein Augenrollen und ein sehr skeptischer Blick des Leaders, gefolgt wiederum von einem abwertigen Schnaufen.
 

„Willst du mich verscheißern? Wir sind nicht zum ersten Mal bei MTV, Alter.“
 

„Wo ist eigentlich dein Respekt geblieben du Frucht? Ich bin nicht dein Alter, ich bin dein Chef, Bursche, merk dir das!“
 

„Pf, das weiß ich doch, Mann.“
 

„YUKAZE!“
 

Man könnte meinen, Respekt, Anstand und Achtung innerhalb der Gruppe selbst gäbe es nicht. Dabei sind die jungen Männer so etwas wie eine Familie geworden in all den Jahren, in denen sie zusammen Musik machten. Es mochte manchmal etwas rau zugehen bei ihnen, jedoch war dieser Umgang gleichzeitig ein sehr liebevoller.
 

Ernsthafte Bösartigkeiten einen Anderen gegenüber hatte niemand der jungen Männer.
 

-.-.-.-.-.-
 

Eine Stunde später waren sie bei MTV angekommen und wurden Backstage noch mit etwas Make-Up aufgefrischt. Es war ja nicht so, dass nur sie allein da waren und dann war der Stylist auch noch jung und gut aussehend – nicht zu vergessen:
 

Männlich.
 

Niyas Blick sprach Bände.
 

Eine Leuchtreklame mit der Aufschrift: „Ich will dich“ war da gar nichts dagegen.
 

Und, oh Himmel – wie konnte man nur so unverschämt gut aussehen?

Stylisten waren meist etwas mit am anderen Ufer unterwegs und so wie es den Eindruck erweckte, verstand dieses Schnittchen Niyas Sprache nur all zu gut und würde wohl darauf eingehen...
 

„Wenn ihr dran gewesen seid... räume ich meinen Kram hier hinten auf – ganz alleine.“

flüsterte dieser gekonnt gegen das Ohr des Musikers, als er ihm das umgelegte Hygienetuch von den Schultern streifte und nun den Blick indirekt im Spiegel suchte.
 

Augenbrauen wanderten kokett nach oben, die Lippen wurden mit der Zunge angefeuchtet. Niya hatte seinem Date soeben zugesagt.
 

So einfach ging das.
 

Konnte man nicht auch einen Mann als „Hure“ bezeichnen? Sie taten doch im Grunde nichts anderes als so manche Frauen.

Warum also zerreißen sich die Menschen das Maul über die Frauen, wenn sie sagen, innerhalb von drei Wochen vier Dates gehabt zu haben?
 

Bei einem Mann hingegen?

Was tat man da?

Man klopfte ihm bei gleicher Situation auf die Schulter.
 

Käme jedoch hinzu, dass eben besagter Mann diese Nächte mit einem anderem Mann verbracht hatte!

Um Himmels Willen, man würde ihn erschießen.
 

Menschen waren eben engstirnig und naiv.

Verbissen.

Logen sich selbst ein perfektes Dasein vor.
 

Herdentiere.
 

Genau dies hasste Niya Yukaze.

Er wollte gegen den Strom schwimmen, ohne jedoch andere zu behindern – wenn man es auch oft schwer glauben kann – der Bursche dachte mehr an seine Mitmenschen, als ihm lieb war...
 

-.-.-.-.-.-
 

Eine junge brünette Japanerin saß ihnen wenige Momente später gegenüber, fuchtelte ganz aufgeregt und freudig mit dem Mikro vor dem Gesicht umher. Die Band war beliebt geworden in den letzten Jahren. Sie hatten den Durchbruch vor 2 Jahren erlangt – was wollte man da erwarten?
 

Sie waren gut aussehend.

Jung.

Beliebt.

Bodenständig – trotz allem.
 

Für viele auch geheimnisvoll, sprachen sie über ihr Privatleben nie zu viel.

Dass Lee jedoch nicht kochen konnte – das wussten selbst die Haustiere der Fans.
 

Und das ihr Drummer – Yuu – wirklich IMMER einen kleinen, schwarzen Taschenspiegel dabei hatte, das wussten auch alle.

Doch das waren Informationen, die sich nicht auf das Image der Band auswirkten – zumindest nicht negativ.
 

„Yukaze!“ schrillte die Stimme durch das Studio, während leicht hysterische Mädchenlaute von der Besuchertribüne drangen.
 

„Bitte.“ gab dieser nur edel von sich und setzte sich aufrecht hin.
 

„Was steht denn sonst noch an in euerem Leben? Wir haben eben erfahren, dass das neue Album bald herauskommt und dass ihr noch drei Events zu beglücken habt bis Ende des Jahres. Was macht ihr denn, wenn diese vorbei sind?“
 

Die Stimme der jungen Frau war fast etwas nervig und quietschend. Zudem war eben jene ebenfalls ein Fan der Band. Wie sollte sie da bei einem Live-Interview also die Nerven behalten?
 

„Urlaub in Korea.“ lachte Niya nur heißer auf und lehnte sich nun gelassen in das weiße Designer-Möbelstück namens Couch.

Ein Fuß auf dem Boden, den anderen direkt auf das Standbein gelegt.
 

„Wirklich?“ quietschte die Stimme wieder belustigt und neugierig.
 

„Na ja, nicht wirklich. Wir werden an der neuen Single arbeiten, natürlich. Welche jedoch nicht auf dem neuen Album vorhanden sein wird. Dafür gibt es aber ein PV, so viel darf ich verraten.“ erklärte der Sänger vornehm und sah seine Kollegen an, welche stumm zustimmten.
 

Freudenlaute dafür aus dem Hintergrund der Zuschauer.
 

„Außerdem ist ja dann auch bald Weihnachten.“ setzte die Moderatorin dann wieder vergnügt an und überschlug galant ihre schlanken Beine, welche unter dem doch sehr kurz gehaltenen Rock hervorstachen.
 

Nicht sehr beeindruckend für Niya – dafür aber für Lee – er stand auf diese kleine MTV Frau.
 

Yuu saß locker mit leicht gespreizten Beinen neben ihrem Vocal, die Hände locker auf den Knien liegend, den Oberkörper leicht nach vorne gebeugt und fand den Anblick auch nicht gerade abwertend.
 

„Wie verbringt ihr euere Festtage?“ wurde die Frage vollendet.
 

„Wenn du willst mit dir.“ zwinkerte der Drummer ohne zu überlegen kess und schaffte es mit dieser Aussage, dass sich die Wangen seiner Gegenüber ganz ohne Puder gesund rot färbten.
 

Eine Handbewegung vermittelte den Jungs, dass es ihr sehr schmeichelte, genauso wie das Gekicher.
 

„Meine Güte, das hätte ich nun nicht erwartet.“ lachte sie noch immer verlegen und griff sich immer wieder an die glühenden Wangen, räusperte sich anschließend.

„Ähm... gut.“ versuchte sie die Moderation aufrecht zu erhalten und sah kurz auf die kleinen Kärtchen ihrer Sendung.
 

„Bring ich dich so aus der Fassung, schöne Frau?“ raunte Yuu nun gespielt anmachend.
 

Wieder folgte herzhaftes Lachen, dann wurden die Karten von den zarten Frauenhänden auf den niedrig gesetzten Tisch vor ihnen gelegt.
 

Ihr Blick galt der Kamera, das Lachen war kaum zu unterbinden.
 

„Leute, wir sind gleich… wieder hier. Erst mal Werbung!“
 

.......
 

Der Vocal war sogleich aufgestanden, um seinem Zigarettenkonsum nicht nachzuhängen, was Lee ihm gleichtat. Wäre ihr Bassist – Hizumi – anwesend, wäre dieser ebenfalls mit nach draußen gegangen. Leider jedoch war dieser krank. In fünf Tagen müsste er wieder fit sein – so hofften die Jungs.
 

Doch gerade als sich die beiden Raucher ihrem Laster hingeben wollten, schoss einer der Angestellten des Backstage-Bereiches regelrecht aus dem Hinterausgang.
 

Hektisch schien er wohl nicht zu sein – ironisch formuliert.
 

In der Hand ein Telefon.
 

„Yukaze Niya. Ich soll sagen, dass es – Verzeihung – verdammt noch mal scheiße wichtig sei, dass der – pardon – Arsch, eben benanntes Körperteil zur damaligen Unterhaltung schwingt.“ versuchte er erstaunlich genau zu zitieren. „ Ach so... und zwar AUF DER STELLE!“
 

Der Schwarzschopf blickte seinen brünetten Bandmember an, dann wanderte das blaue Augenpaar zu dem ebenfalls recht jungen, aber viel zu hektischen Mann.
 

„Mhm.“ war die Antwort des sonst so wortgewandten Musikers, der sich nun erst einmal einen Zug des Glimmstängels widmete.
 

Schließlich dauerte die Werbung keine halbe Stunde.
 

„Nun, ich habe die Nachricht überbracht, mehr kann ich nicht tun.“ erklangen die Worte und die Tür fiel wieder ins Schloss.
 

Niya lehnte sich nun seufzend an die Hauswand und ließ den Wind durch sein Haar streichen.

Lee blickte zu seinem Leader und tat es ihm schließlich gleich – ohne Seufzen.
 

„Mein Gott, die Frau macht mich fertig... zum Glück muss ich sie nicht heiraten, nur weil ich mit ihr geschlafen habe.“ vermittelte der Sänger abwertig und genervt, was Lee ein Schmunzeln auf seine Züge zauberte.
 

„Selbst Schuld, mein Häschen... Hättest du dir eine Dame gesucht, die ebenfalls in Besitz eines elften Fingers wäre... oder noch einfacher... Kondome...“ brach der Brünette nun belustigt ab und schüttelte den Kopf. „Ich kapier‘s immer noch nicht, wie du das gemacht hast... und dann auch noch getroffen.“ lachte Lee leicht heißer auf.
 

„Ach, halt die Fresse... Von mir aus darfst du das Balg unterhalten.“
 

„Lass mal stecken.“ kam die grinsende Antwort, womöglich angehaucht provokant.
 

Niyas Blick wanderte nun ebenfalls belustigt in den Himmel.

„Ich hoff nur, die warten mit dem Werfen bis nach Weihnachten...“
 

Sonst müsste der pflichtbewusste Vater ja noch ein Geschenk kaufen.

Doch was schenkt man einer frischen Mutter und einem... Baby?
 

Dildo – fällt weg

Fesseln – fällt weg

Liebeskugeln – man könnte ja darauf herum kauen...
 

-.-.-.-.-.-
 

Der Rest der Sendung verlief ganz nach Plan. Yuu hielt sich zurück mit diversen Bemerkungen, um die Moderatorin nicht wieder aus der Fassung zu bringen und das übliche Frage-Antwort-Spiel verlief ebenfalls seinen gewohnten Gang.
 

Der Gang danach fiel dem Schwarzgefärbten auch nicht gerade schwer.

Immerhin wartete sein Date nun auf ihn, welches vorhin schnell klar gemacht wurde...
 

Da war es also wieder.

Dieses Phänomen welches es doch jeden Tag zu tausenden gab.
 

Kawashima Haru tat es gerade aus dem Grund des Geldes.

Yukaze Niya aus dem Grund der Lust.
 

Zu eben beiden Personen gehörte zu diesem Zeitpunkt ebenfalls ein männlicher Beischlafpartner.

Machte zusammen also schon vier.
 

Vier Personen, ganz unabhängig voneinander, hatten zur selben Zeit Sex.

Man kann nur schätzen, wie viele Menschen zum eben genannten Zeitpunkt ebenfalls Sex hatten.
 

Die Welt war ein Dorf.
 

Man traf Menschen, Bekannte, Freunde jeden Tag. Dabei hatte man sich nicht verabredet.
 

...
 

So auch an diesem Abend.
 

Es passierten eben manchmal Dinge im Leben, die musste man schlichtweg nicht verstehen.
 

Das Klingeln im Hause Yukaze.

Niyas eigene Wohnung wohlbemerkt.
 

Es machte ihn stutzig – war er mit keinem verabredet.

Die Uhrzeit – höchst außergewöhnlich für diverse Vorschläge eines Besuchers, welche ihm spontan einfielen.
 

Nächster Spontaneinfall: Ignoranz.

Doch auch der junge Musiker war nur ein menschliches Individuum.

Sie dachten nach.

Menschen dachten einfach nach, ohne es bewusst zu wollen.
 

Dann kamen die sinnlosen Fragen.

Wer könnte es sein?

Was, wenn es wichtig ist?

Doch ein Freund?

Der Chef?
 

Oder aber ein Reporter?

Die waren doch meist so dreist, neuerdings zu klingeln.
 

Ist dem Sänger bislang noch nicht persönlich passiert, doch davon gehört hatte auch er.
 

Ein Blick wurde zur Tür geworfen, die Hände trugen einen Teller mit einer frischen Pizza.

Der Magen meldete sich, der Körper forderte das Gehirn auf, sich in die Couchlandschaft zu begeben und Feierabend zu halten.
 

Gerade hoben sich die Schultern zu einer beachtlosen Geste der Ignoranz, klingelte es erneut.
 

Länger.
 

Mehrmals.
 

Was also tun?
 

„Wixxer ey...“ fauchte der junge Mann verbissen von sich und stellte seine heißgeliebte Pizza auf den Couchtisch ab, bevor sich der Körper in Richtung Tür aufraffte.
 

Im Eingangsbereich befand sich eine Truhe zur Dekoration.

Doch diese beinhaltete ein Fach an der Hinterseite, aus welchem eine Knarre gezogen wurde.
 

Man konnte schließlich nie wissen.

Wie viele Berühmtheiten starben schon in ihren eigenen vier Wänden?
 

Den Glimmstängel also zwischen die Lippen geschoben, die Pistole geladen und das weiße T-Shirt zu recht gezupft, riss der junge Musiker also die kastanienbraune Wohnungstür schwungvoll auf und hielt dem Wartenden den Lauf vor die Nase.
 

Aus Reflex riss der Bursche, der vor Niyas Tür stand die Hände hoch und trat einen Schritt zurück.
 

„Fuck! Alter, nicht schießen, ich wollte nur was fragen!“ brüllte man den Schwarzhaarigen leicht schockiert entgegen.
 

Der nahm die Waffe langsam runter und schob eine Braue mehr in Richtung Haaransatz.

„Alter? Ein Grünschnabel, ich glaub es ja nicht...“ kam es völlig ohne Elan aus der Kehle.
 

„...was?“ entflüchtete das Wort hastig.
 

„Was bist du eigentlich, Joghurtgesicht, dass DU dich zu MIR verirrst, hm?“
 

„Ich ähm...“
 

Niya wartete, lehnte sich nun gelassen an den Türrahmen.
 

Vor ihm stand ein junger Mann... oder sollte man besser sagen, ein Junge, der noch ein Mann werden wollte? Na immerhin – ein männliches Wesen.
 

Pluspunkt.
 

„Junge, wenn das eben ein Klingelstreich war...“ setzte der Schwarzschopf an.
 

„NEIN! Wirklich nicht, ich... oh scheiße... kann ich bitte... bitte, bitte, in dein Haus?“
 

Niyas Blick zog sich zusammen, nahm ihm jedoch nicht die Gelassenheit.

„Wieso?“
 

Der Brünette sah sich nahezu panisch um, hatte zwar eine Jacke an, jedoch für diese Jahreszeit nicht wirklich angebracht. Gepflegter Eindruck war da und das nicht zuminder.
 

Was also sollte das hier werden?
 

„Bitte... ich würde nicht fragen, wenn es nicht...“ brach die Stimme ab, wurde leiser. Wieder sahen sich die braunen Augen hektisch um.
 

„Wenn was?“
 

„Es... ist kalt...“
 

„Ey sag mal, spinnst du? Das merk ich selbst. Scher dich nach Hause, Junge.“
 

„Das habe ich aber nicht!“
 

Stille.
 

Die blauen Musikeraugen durchbohrten den Jungen nun fragend und skeptisch.

Der Körper straffte sich, verlieh dem Ganzen nun Dominanz.

Er hatte gerade absolut gar keinen Bock auf solch ein dummes Spiel.
 

„Ich habe kein Zuhause... ich kann das gerade schlecht erklären, aber... wenn du mich jetzt nicht rein lässt...“ fuhr der Fremde leiser als eben fort, wurde jedoch unterbrochen.
 

„Alter...“ entwich es den Lippen gedehnt. „...verarschen kann ich mich selbst. Wo sind deine anderen kleinen Freunde?“ fragte Niya nun hörbar genervt nach, sah sich bewusst um.
 

„Nein! Nein, Mann, das ist... ich bin im Yodo-Gebiet unterwegs, okay?“ erklärte der Junge nun verbissen mit Nachdruck.

Eine der bekanntesten Gebiete für Prostitution, welches sich ausgebreitet hat. Es musste also nicht unmittelbar an dem gleichnamigen Fluss stattfinden, jedoch nannten sich weitere Gebiete genauso, da diese Geschäfte damals unter anderem am Yodo begonnen hatten.
 

Erneut verzog sich also die Miene des Musikers, dann folgte ein verächtlicher Laut.
 

„Bah, du Hosenscheißer bist ne Hure?“
 

„Ja, verdammt! Und die Hure steckt gerade in ernsthaften Schwierigkeiten! Keine Angst, ich habe keine Tollwut... aber bitte lass mich rein, wenigstens eine halbe Stunde!“
 

Da dem Schwarzschopf sehr wohl geläufig war, dass es im Yodo-Gebiet wirklich ziemlich scharfkantig zur Sache ging und er ja im Grunde genommen auch kein heiliges Häschen mehr war, trat er doch allen Ernstes einen Schritt zur Seite.
 

Warum heute nicht auch mal etwas Gutes tun?

Warum auch immer – Niya hatte plötzlich gute Laune.
 

Der Besucher war männlich.

Schien gepflegt zu sein.

Wusste anscheinend, was er wollte.

Und sah wirklich verdammt gut aus.
 

„Wehe du fasst auch nur irgendetwas an, klar?“
 

„Oh, verdammte Scheiße... Danke Mann!“
 

....
 

Die Tür fiel ins Schloss und im Haus stand nun ein wildfremder, aber sehr hübscher Typ.

Doch Niya wäre nicht Niya, würde er dem ganzen Schauspiel nicht abermals auf den Zahn fühlen.
 

Den Burschen am Kragen gepackt, zu sich heran gezogen und die Pistole an dessen Schläfen haltend, genehmigte er sich die Zeit für diverse Fragen.
 

Der Brünette zuckte erschrocken zusammen, versuchte über die Schulter zu sehen, um den Bewohner des Hauses ansehen zu können.

Irgendwie kam er ihm bekannt vor... hatte sich Haru da eben selbst eine Falle gestellt?
 

„So...“ erfüllte die nun tief angesetzte Stimme den Raum. „Zunächst will ich wissen, wie alt die Hure ist.“
 

„18.“ antwortete man brav und doch leicht irritiert.
 

„Und in Wirklichkeit?“ fragte er genervt nach, nahm es dem Typen nicht so recht ab.
 

„Mann, ich bin 18, ich hab sogar nen Ausweis.“
 

„Pf, der kann doch gut und gerne gefälscht sein, Junge.“
 

„Weißt du, wie egal mir das ist, ob du das glaubst oder nicht?“
 

„Weißt du, wie egal mir das ist, dich wieder vor die Hunde zu werfen, wenn ich dich gleich wieder rauswerfe?“ raunte der Musiker nun und ließ die Pistole erneut sinken. „Wobei... es wirklich sehr schade wäre.“
 

„Deine Entscheidung.“
 

Über die Lippen des Schwarzgefärbten glitt nun ein Seufzen, dann ließ er den Jungen los und schenkte ihm einfach mal Glauben.
 

„Gibst du mir jetzt eine richtige Erklärung, wenn ich schon deinen Retter spiele?“
 

Ein Schulterzucken war die Antwort, zeitgleich ein Kopfnicken.
 

„Komm mit, wir gehen ins Wohnzimmer, ehe meine Pizza noch ganz kalt wird. Geh vor.“ forderte man Haru auf, welcher eben gesagtes tat.
 

Wozu protestieren oder hinterfragen. Er war verdammt froh, endlich in einem Haus hier untergekommen zu sein, in der Hoffnung, dass seine Dealer und vor allem Ryuichi niemals darauf kommen würden, ihn ausgerechnet im Reichenviertel zu suchen.
 

Die Pistole fand ihren Platz griffbereit auf dem edlen Glastisch, nachdem sich der gestresste Körper auf die schwarze Couch niederließ. Eine Handbewegung forderte den Brünetten auf, sich zu setzen. Ihm gegenüber versteht sich, Niya wollte ihn im Blick haben.
 

Dann endlich der heißersehnte Griff zu seiner Nahrungsquelle.
 

„Also, ich höre?“ kaute man dem Jungen entgegen.
 

Dieser hatte ebenfalls Hunger und wirklich einen harten Tag hinter sich. Ungeniert sah er hungrig auf die Pizza, legte das passende Gesicht dazu auf, sah dann jedoch direkt zu seinem Gegenüber, welcher es sich schmecken ließ.
 

„Nun... ich hatte heute meinen freien Tag, was so viel bedeutet, dass ich tun und lassen kann, was ich möchte bis 20:00 Uhr. Dies ist eine Abmachung mit meinen Zuhälter, bei dem ich eigentlich wohne. Jedoch darf ich an solchen Tagen nicht ‚arbeiten’, tue es aber dennoch, weil ich Geld brauche. Er hat‘s heute mitbekommen, dass ich arbeiten war ohne Absprache und ich habe keine Lust mehr, mich bestrafen zu lassen. Und außerdem...“ setzte Haru seufzend fort. „…schulde ich zwei meiner Dealer noch ne Menge Schotter, den ich aber nicht habe. Stichtag war heute. Den einen kann ich wenigstens körperlich bezahlen, aber der andere will Kohle sehen...“
 

„Und jetzt tauchst du unter, bis die Sache verjährt ist, oder was?“
 

Wieder hoben sich die Schultern, diesmal etwas verzweifelt, da Haru ganz schön in der Klemme steckte. Ryuichi würde ihm den Hals umdrehen. Das Geld komplett einziehen, er dürfte tagelang nicht nach draußen. Und der Dealer würde... er würde ihm einfach nur weh tun.
 

„Ich kenn mich in dieser Szene nun wirklich nicht aus, aber gibt’s da keinen Weg, einfach zu gehen? Reich ne Kündigung ein und Feierabend. Was willst du überhaupt mit nem Zuhälter?“
 

„Ohne ihn würde ich auf der Straße leben. Dafür, dass er mich bei sich wohnen lässt, bin ich ihm hörig und tue nur das, was er verlangt und bevorzugt als Gegenleistung.“
 

„Ihr seid doch alle nicht mehr ganz sauber in der Batterie, mal ganz ehrlich.“
 

Blicke wurden ausgetauscht, doch Niya schien der erste zu sein, der Haru gerade richtig zuhörte und sogar seine Meinung ganz ehrlich und nicht lächerlich darüber preisgab.
 

„Im Klartext bist du also in einem Teufelskreis gefangen. Und wenn du versuchst, diesem zu entkommen, gibst du den Löffel ab, oder wie darf ich das nun auffassen?“
 

Haru nickte. „So ist es. Es gibt bestimmte Richtlinien, doch daran hält sich kaum einer. Ich habe den Vertrag vor zwei Jahren mit meinem Zuhälter geschlossen. Es war also mein freier Wille.“
 

„Tze, dann sieh zu, wie du da wieder rauskommst, oder lebe so weiter.“
 

Der Griff zur Fernbedienung war nicht schwer, die blauen Augen widmeten ihre Aufmerksamkeit dem TV. Kanal für Kanal wurde gezappt, bei Spongebob lag die Fernbedienung wieder auf dem Tisch und die Hand ergriff ein weiteres Stück der Pizza.

Doch diesmal wanderte es nicht an die Lippen des Musikers, sondern vor den Mund des Brünetten.
 

Kurz wurde fragend auf das leckere Essen gesehen, dann trafen sich die Blicke der beiden.
 

„3, 2, 1...meins. Greif zu, sonst haste Pech gehabt.“
 

Sofort nahm Haru das Angebot an, hatte er doch seit gestern nichts zu essen bekommen, weil er am Tag zuvor zu spät nach Hause kam.

Sein Blick lag musternd auf den Zügen seines heutigen Retters und plötzlich klarte das Bild in seinem Hirn wieder auf.
 

„Yukaze! Du bist Yukaze Niya, hab ich recht? Der Frontmann von den Drag Queens!“ überschlugen sich die Worte des jungen Mannes fast etwas hysterisch und zu hoch.
 

Niya hielt in seinem Abbeißen inne und schmunzelte nur in sich hinein.

„Wow... herzlichen Glückwunsch, du bist gebildet.“
 

„Heilige Scheiße... das ist doch... echt unglaublich...“ gaffte er ihn an und konnte es nicht fassen.
 

„Krieg dich wieder ein. Ich bin ein Kerl, hab zwei Eier und nen Schwanz wie andere auch und spreche unsere Muttersprache. Also all das, was du auch besitzt und kannst.“
 

„Ja schon, aber... fuck... ich wollte dich immer mal Life sehen... und jetzt sitzt du vor mir und... das ist...“
 

Niya fuhr sich eitel durchs Haar und hob die Brauen arrogant an. „Ich weiß, in Natura sehe ich noch sehr viel heißer aus als auf dem Reklame-Gedöns.“
 

„Allerdings.“ bestätigte ihm sein Gast die Aussage plump.
 

Das wiederum brachte nun den Musiker leicht ins wanken. Er wusste nur zu gut, dass er im Besitz eines gesunden Egos war, doch welcher normale Mensch hätte ihm da gerade auch noch zugestimmt?

Gut, ganz unbeschwert wusste er schon nach weniger als fünf Minuten, dass der Bursche schwul zu sein schien... eigentlich, so dachte sich Yukaze, konnte es doch kaum noch besser werden.
 

„Ich hab ne Autogrammkarte von euch. Hat mir ein Kumpel mal mitgebracht. Scheiße Mann, ich himmel dich an.“
 

„Wer tut das nicht...“ säuselte er nur von sich.
 

„Schon, aber ist gerade sicher total komisch, das von nem 18-Jährigen zu hören, oder?“ lachte Haru nun heißer auf und biss endlich in sein Stück kalt gewordener Pizza.
 

Er schien genau zu wissen, was er wollte.

Was er sagte.

Was er tat.
 

Es gefiel dem Schwarzhaarigen, diese unbefangene Art des Jungen.
 

„Wie ist dein Name?“
 

Haru sah ihn an, schien zu überlegen. Er durfte seinen Namen niemandem sagen, da nur Ryuichi ihn aussprechen durfte. So zumindest die Abmachung, woran sich Haru hielt – außer er war privat im Bordell unterwegs. Nur da sagte er seinen Namen.
 

„Kawashima. Ich heiße Kawashima Haru.“
 

„Sonnenschein...“ entflüchtete das ruhig und zufrieden ausgesprochene Wort den Lippen.
 

Haru war überrascht. „Was meinst du?“
 

„Meine Schwester hatte ihren dämlichen Stoffhasen mal so genannt, weil sie ihn im Frühling bekommen hatte. Und weil sich die Menschheit im Frühling an den ersten Sonnenstrahlen ergötzt, taufte sie das Viech dann Jahre später von Haru, auf Sonnenschein. Sie liebt es wenn die ersten Blüten blühen und die ersten Sonnenstrahlen hervor kommen. Die Verbindung zum Frühling blieb damit also erhalten.“ schmunzelte der Sänger und Haru verstand.
 

Aber wieso zum Teufel, erzählte er ihm das alles?
 

Trotzdem schien die ganze Situation etwas sehr Eigenes zu haben.
 

„Warum bist du nicht schockiert über das, was ich dir erzählt habe...?“
 

„Warum sollte ich? Ich mag den Frühling und habe den Sonnenschein hereingelassen, ist mir doch egal, was du erzählst.“ gab er dem Brünetten nun die provokante Antwort, welcher damit umzugehen wusste und leicht auflachte.
 

„Schwul bist du nicht noch zufällig, oder?“

Haru nahm kein Blatt vor den Mund.
 

„Was würde es an dem Ganzen hier ändern?“
 

„Ich würde dich fragen, ob ich dich küssen darf...“
 

„Nur zu.“ raunte die Sängerstimme dem Jungen nun entgegen und schien wahrhaftig nicht abgeneigt zu sein.
 

„Verarscht du mich jetzt?“
 

„Finde es doch einfach heraus.“
 

Haru zögerte nicht, sondern erhob sich von seinem Platz, hatte die Pizza nebenher schon verschlungen vor lauter Hunger.

Gezielt schritt er auf Yukaze zu, schubste ihn nach hinten, ließ den Körper mehr ins Sofa sinken und setzte sich anschließend mit gespreizten Beinen auf dessen Schoß.
 

Zarte Finger lagen an Niyas Wangen. Rehbraune Augen glitzerten ihm entgegen, ein schlanker Körper war dem seinen sehr nahe. Körperstellen, die sich berührten, gar unmittelbar durch das Körpergewicht aufeinander gepresst wurden, füllten sich mit angenehmer Wärme.
 

Ein wirklich flinkes und geschicktes Schnittchen.

Vielleicht bemerkte es der Sänger noch nicht, doch er war dem Burschen längst verfallen.
 

Genauso zarte Lippen lagen nun auf seinen. Doch nicht lange, die Zunge des Brünetten forderte Einlass, drängte sich nahezu zwischen Yukazes Lippen und suchte nun ganz gezielt nach seiner Zunge, scheuchte sie auf, lotste sie aus ihrem Versteck.

Sie folgte, nahm das Spiel selbst in die Hand und drängte Haru zurück in dessen Mundhöhle. Yukaze ließ sich auf gewisse devote Züge ein, doch seine Dominanz würde nicht all zu lang auf sich warten lassen.
 

Die Hand des Schwarzschopfes drückte sich an die Brust seines Gegenübers, drängte ihn von sich. Der Kleine wusste, was er tat. Man spürte es sofort. Also sagte er die Wahrheit.
 

„Was muss ich dafür bezahlen?“ flüsterte Yukaze lüstern gegen die Lippen Harus.
 

„Gar nichts...“ flüsterte Kawashima zurück und ließ seine Hand über Niyas Brust gleiten. Wie gerne würde er ihm das Shirt ausziehen. Yukaze Niya, sein großer Schwarm, er saß gerade auf seinem Schoß und hatte ihm die Zunge in den Hals schieben dürfen... Das war besser als jeder Traum bislang!
 

„Und was kostet das Gesamtpaket?“
 

„Du meinst all-inclusive?“ grinste Kawashima erhitzt.
 

„Du bist doch 18...“ wurde ernst hinterfragt.
 

Ein Nicken war die Antwort auf diese Frage. Dann beugte sich Haru wieder nach unten, legte die Lippen an den Hals des Älteren, ehe er sie an sein Ohr legte. „Fick... mich...“
 

-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.->

next?

ゆ-chan

Hallo Baby

kapi war NICHT bei beta-chan!!!

bitte also fehlerchen überlesen ^^°

aber mein beta-chan hat etwas stress, da wollte ich sie nicht

extra noch belasten...
 

nun ja.. und ähm..
 

ansonsten hoffe ich mal wieder, dass es trotzdem gefällt.
 

FRAGEZEICHEN
 

viel spaß beim lesen - oder auch nicht o.O'

xD
 

glg, yu-chan
 

+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+
 

Setp_3.
 


 

Leichte Sonnenstrahlen erlaubten sich verbotene Blicke in das Schlafzimmer des Musikers, als der Morgen längst schon den Tag angekündigt hatte vor wenigen Stunden.
 

Der Schnee, welcher gefallen war in den letzten Nächten, tropfte leicht vom Dach des Hauses, am Fenster herunter. Nahezu Taktvoll schien die Natur diesen Prozess zu vollziehen.
 

Hinter der Fassade, in einem großem Bett, lagen derweil zwei nackte Männer unter einer Decke. Schwarzes Haar war mit hellbraunen Strähnen in Kontakt gekommen. Die Oberkörper beider, waren sichtbar und hatten sich wieder die Nähe des jeweils anderen gesucht.
 

Fast schon süß anzusehen...
 

Hörbar atmete der Musiker ein. Sein Brustkorb hob und senkte sich sichtbar und die fremde Hand, welche bislang auf ihm lag, zog sich zurück.
 

Der Körper streckte sich ausgiebig, dann wurde herzhaft gegähnt und die Augen öffneten sich - zunächst wiederwillig.
 

„Guten Morgen~“ säuselte Haru sogleich wie eine frischverliebte Frau in das Ohr des Schwarzhaarigen, welcher seine Aufmerksam sofort den Körper der eben gehörten Stimme widmete.
 

War immerhin selten, dass er aufwachte und jemanden neben sich liegen hatte.
 

Und dann grinste dieser Bengel ihn auch noch voll ins Gesicht!
 

Moment!
 

Was tat der hier noch?

Sie hatten doch nicht?

Hatten sie etwa?

Wie alt war der gleich gewesen?
 

„Fuck...“ entkam es Yukazes Lippen, der wohl einen leichten Realitätsverlust zu melden hatte.
 

Der Besucher konnte über diesen Anblick nur schmunzeln. Wie er sich doch denken konnte, was sich der Ältere wohl gerade wiederum dachte.
 

Süß.
 

Ein Nicken warf man dem Musiker entgegen.
 

„Was zum...“ wurde hervorgemault – noch ziemlich neben sich stehend, die Brauen tief ins Gesicht gezogen.
 

„Sex.... Yukaze... und das ganz unentgeltlich.“ grinste Haru nur und richtete sich nun leicht auf.
 

Die Lider Niyas hingegen schlossen sich, ein Geräusch – der Wiederkehr einer Erinnerung – verlies die Kehle und sein Körper fiel zurück ins Laken.

„Oh scheiße... ich hab’s mit einer Hure getrieben...“
 

Haru lachte leicht auf, hatte das Bett verlassen um seine Shorts anzuziehen.

„Nicht nur... einmal.“
 

„...“
 

„verkatert?“
 

„Hab ich getrunken?“ wurde nuschelnd nachgefragt, die Augen weiterhin geschlossen und beide Hände straff am Haaransatz gelegt.
 

„Och... das nicht unbedingt...“ schmunzelte der Brünette und wollte gerade seine Information weiterleiten, was wirklich passiert war, als sich Niya aufrecht ins Bett setzte, ein Bein anwinkelte und mit einer Hand die Haare davon abhielt ihm ins Gesicht zu fallen, indem er diese flach an die Stirn legte um den Kopf zugleich zu stützen.
 

„Ich hab... gekifft, oder? War es wenigstens... nur ein Blunt?“
 

Wieder nickte der junge Mann, kam Yukaze dann wieder näher und kniete sich vor ihn ans Bett. Die Arme auf der Matratze abgelegt und zu ihn aufsehend.
 

„...was fällt dir noch ein?“
 

„Hetz mich nicht, Alter...“ rieb man sich gequält die Stirn.

Suchend nach Infos der letzten 12 Stunden.
 

Verdammt!

Er sollte aufhören zu kiffen... er sah doch immer wieder was bei raus kam.
 

Nix!
 

Haru beobachtete ihn amüsiert, wollte den armen dann aber doch auf die Sprünge helfen und setzte zu einem Wort an, als seinen Lippen die Stimme des Musikers zugewiesen wurde, da dieser plötzlich wieder anfing zu sprechen.
 

„Die Dusche ist kaputt, richtig?“

Angestrengt sah er ins Nichts.
 

Der Brünette bejahte die Aussage gelassen.
 

„Und... das Wohnzimmer sieht auch aus wie sau... ich hab... oh fuck, ich hab irgendwie gesagt... dass du hier wohnen kannst?“
 

Wieder bejahte der junge Mann die Aussage gelassen.
 

„Aber... nur wenn du aufräumst oder so’n Quatsch... hab ich gesagt du bekommst dafür Geld?“
 

„Mhm.“

Wieder eine ruhige Zustimmung.

Mit einem Lächeln.
 

„Ach ja, dass du deine Schulden bezahlen kannst...“ rieb er sich nuschelnd und gequält die Stirn, dann fuhren beide Hände flach über sein Gesicht und strafften die Haare zurück.
 

Und dann...
 

... fiel sein Blick direkt auf das blinkende Telefon im Flur - da die Tür sperrangelweit aufstand.
 

„...oh nein... OH NEIN!“
 

Kawashimas Grinsen wurde breiter.
 

„...ich bin Vater...“
 

„Herzlichen Glückwunsch...“ gratulierte man ironisch erfreut, dafür sehr gehässig, als sich der junge Körper nun erhob. Der Blick weiterhin kräftig amüsiert auf diesen wundervollen Antlitz von Musiker. Zugegeben, Kawashima fand ihn auch jetzt zu jener Morgenstunde unglaublich sexy.
 

Yukaze schien zurecht leicht überfordert und starrte wenige Momente das Telefon an, als er sich erneut ins Laken zurückfallen ließ.
 

Haru hingegen konnte seine Lippen einfach nicht begradigen und schien einfach nur glücklich in diesen Moment. Ausgiebig streckte er seine Glieder, schloss die Augen dabei kurz und sah dann wieder auf den Musiker hinab: „... Kaffee?“
 

„...mach... den Hals zu, Junge...“
 

...

Flashback

...
 

Der Glastisch im Wohnzimmer war vollkommen leer geräumt.

Der Pizzakarton lag auf dem Boden und auch die Waffe hatte man unter das Sofa verschwinden lassen.
 

Die Fernbedienung lag direkt vor dem Fernseher, welcher jedoch längst nicht mehr lief.
 

Enge Röhrenjeans hingen über der Lehne der Couch.

Ein weißes Shirt gesellte sich in einen Übertopf zu der Pflanzenerde der kleinen Zimmerpalme.

Eine dünne Jacke war zwischen die Polster geraten – Integration.
 

Man konnte locker auf eine Orgie schließen.
 

...
 

Lüsterne Geräusche drangen aus dem Badezimmer und wurden auch nicht unterbrochen, als die Melodie des Telefons hinzustieß...
 

„Ah... willst du... hm... willst du nicht rangehen?“
 

Ein Grinsen zierte die Lippen des Gefragten.

Der nasse Körper drängte sich dem Anderen von hinten auf, drückte ihn gegen die Glaswand der teuren Dusche.

„Möchtest... du stehen gelassen werden?“
 

Nun auch das selbe Grinsen auf den Lippen des Jüngeren.

„...Nein...“
 

„Dann... sprich du mit mir... Sonnenschein...“ säuselte Yukaze dem Brünetten ins Ohr, drückte dessen Körper so fest es ging gegen die Glaswand und trieb sich in die süßliche Enge.
 

„Haa~ ah~... jaaa~!“
 

Wieder legte sich das lüsterne Grinsen um Niyas Lippen.

Wieder blickte er den Körper vor sich an, welcher sich noch leicht im Spiegel gegenüber an der Wand reflektierte.

Doch durch die Hitze des Wassers und ihrer selbst, lief so ziemlich alles an was anlaufen konnte.
 

„Ich bevorzuge... diese Art... von Kommunikation....“

Lüsterne Worte aus dem Munde des Sängers.
 

Weniger lüstern die Worte, die zum selbigen Zeitpunkt aus dem Telefon schrillten.
 

„Yukaze du verdammter, elendiger Scheißkerl! Du Hurensohn! Ich habe tausendmal versucht dich Hure anzurufen! Und jetzt gehst du auch nicht ran! Nimm den Schwanz aus deinem Mund, beziehungsweise, zieh deinen Lümmel aus dem Arsch von wem auch immer!! YUKAZE!!! Ich weiß dass du zu Hause bist!“
 

Das Rauschen des Wassers wurde mit jeder Minute mehr übertönt.

Die Glaswand war angelaufen.

Handabdrücke zierten das milchige Glas und liefen binnen Sekunden erneut an.

Kleine Wasserperlen rannen zielsicher gen Boden.

Dampf entwich aus der Zentimeter geöffneten Duschkabine.

Dazu liebende Laute.

Tief, gedehnt und ausgiebig.
 

„Ahh... ahh~ hah~... weiter~...oh jaa~.. mach weiter!“
 

Das Haar durchnässt.

Strähnen hingen im Gesicht, der Kopf wurde in den Nacken gelegt woraufhin sich eine Stirn an den Hinterkopf lehnte.

Wasser lief über die Gesichter.

Perlte über die Nasenspitzen.
 

Harus Hand legte sich erneut Halt suchend an die Glaswand.

Niyas Hand legte sich dabei auf den Handrücken Kawashimas.
 

„Verdammt... du hättest früher schon mal.. bei mir klingeln sollen... mhh~...“
 

„Alter, ich werde dich so platt machen, Mann! Deine Lendenfrucht blüht nicht mehr, die is nun aufgegangen du Penner! DU BIST PAPA! Also sieh zu, dass du deinen Arsch ins Helios Krankenhaus bewegst, klar?“ -----------------
 

„AH~ Yukaze~!“
 

Flashback ende
 

Niya: Wer hätte gedacht, dass ich jemals mit einem solchen Schnittchen von nem Straßenstrich ficken würde? Und wer hätte gedacht, dass ich mich von einem 18jährigen am Morgen danach, auch noch aufklären lassen musste... beim Kaffe in der Küche...
 

“Ja… jetzt wo du’s sagst...“ gab der Musiker plump von sich und rührte seinen Kaffe elanlos mit dem Löffel um.
 

„Na ja, und als du den Anrufbeantworter abgehört hattest warst du gleich so dermaßen aggressiv... dass wir ins Bett gegangen sind...“
 

„Zum... Schlafen?“
 

„Ja...“
 

...
 

„...Miteinander.“ gab Haru Schultern hebend von sich.

Er kam ja wohl mehr als auf seine Kosten in der letzten Nacht.
 

Der Sex war anders, als er ihn bislang kannte. Zum ersten Mal hatte man auch Kawashima einfach nur geliebt. Er konnte sich fallen lassen und genießen. Und zudem handelte es sich hierbei auch noch um Niya Yukaze. Ein Wunschtraum hatte sich erfüllt, am liebsten wäre Haru nie wieder aufgewacht...
 

Yukaze hatte wohl den selben Gedanken, als er noch etwas geschlaucht auf seinem Küchentisch lehnte und herzhaft gähnte.
 

„So ne verdammte Schlampe... ich hab auch noch gehofft die wartet mit dem Kind kriegen Mist bis nächstes Jahr...“ fauchten die Lippen hervor.
 

„Das kann man sich nicht raussuchen.“
 

„Ach, was du nicht sagst...“
 

„Wie ist das überhaupt passiert... ich meine... hattet ihr wirklich Sex oder warst du so nett und hast deine Soldaten gespendet?“
 

„Wir hatten Sex.“
 

„...“ kurzerhand wusste Haru darauf nichts zu sagen. Immerhin sollte Niya schwul sein, wie also... kam das nun wieder zustande? Zudem konnte sich der Brünette nun gar nichts an einer Frau schönreden. „Aha...“
 

„Glotz mich nicht so bescheuert an, Junge. Is’ halt passiert...“
 

„Scheiße, geht mich doch auch gar nix an. Und keine Sorge, ich bin dann gleich verschwunden. Ich bezweifle ohnehin dass all das, was du sagtest, ernst gemeint war, habe ich recht?“ grinste Haru dem Musiker entgegen, welcher ihm dem Daumen zeigte.
 

„Die halbe Stunde hat sich ohnehin ganz schön gezogen... du wirst doch die Fresse halten?“

Immerhin stand Niyas Ruf auf dem Spiel.
 

Immer und immer wieder...
 

„Was hätte ich davon, meinen heißbegehrten Sänger zu verpfeifen? Gesetz dem Falle mir würde man etwas Glauben, was ich sage.“ lachte der Jüngere nun auf und warf sich seine wiedergefundene Jacke über die Schultern.
 

„Hey...“ lenkte der Musiker dann ruhig ein. „Pass auf dich auf da draußen... wäre echt schade um dich.“ zwinkerte er.
 

„Gib es doch zu... du stehst voll auf mich...“ hauchten die Lippen des Stehenden gegen die, des Morgenmuffels, als sich Haru nach vorne beugte um seinem liebsten Menschen der ganzen Welt – welchen er im Grunde absolut nicht kannte – noch einen letzten Kuss zu geben...
 

Wie oft hatte er davon geträumt?

Und nun konnte er live dabei sein.

Ihn spüren.

Riechen.

Schmecken.

Hören...
 

Doch auch dieses Live Konzert... war nun vorbei...
 

Eine Stunde später war Yukaze alleine unter der Dusche gestanden und betrachtete die Abdrücke am Glas, während das Wasser über seinen Körper lief.

Auch wenn er es nie zugeben würde.

Es war für ihn genauso etwas ganz anderes gewesen, als es bislang immer der Fall war.
 

Der Kopf wurde nachdenkend in den Nacken gelegt, die Haare unter dem Wasser zurückgestreift und der Mund leicht geöffnet.
 

Eine 18jährige Hure hatte es geschafft sein Herz zu berühren.
 

...
 

Klinisch weiße Räume.

Fad und öde.

Dieser sterile Geruch eines Krankenhauses.

Es widerte den Leader an, doch er hatte sich sogleich auf den Weg gemacht.
 

Immerhin ging es um sein Kind.

Seine Tochter.
 

Er konnte es kaum glauben, als er dieses kleine Wesen auf den Armen hielt.
 

Vor zwei Stunden noch bekam er einen zärtlichen Kuss auf die Lippen gehaucht von einem jungen Stricher.

Vor einer Stunde hatte er dann in aller Ruhe etwas gegessen, geraucht und Zeitung gelesen – ja – unvorstellbar - doch auch ein Yukaze legte Wert auf Bildung.
 

Und nun?
 

Nun war er im Krankenhaus bei seiner Beischlafpartnerin Sabrin - des Alkoholexzess gezollt - und hielt ein kleines Lebewesen auf den Armen.
 

„Na? Stolzer Papa? Wie fühlt es sich an?“ fragte Sabrins Mutter freudestrahlend nach.
 

Niya beachtete sie jedoch nicht.
 

Er schien für wenige Momente abwesend, sah nur auf das Baby und musste sich bewusst machen, dass es seine Tochter war, die er da gerade betrachtete.

Dass es seine Tochter war, welche das kleine zarte Händchen um Niyas Fingerkuppe legte, als wolle sie sich am Papa festhalten.

Ihm Hallo sagen.

Sagen „Hier bin ich.“
 

Sie schien so zerbrechlich.

So ultra Klein.

So weich... und ganz warm.
 

Ganz im Gegensatz zu der Hand, die auf seine Schulter klopfte im nächsten Augenblick.

So männlich mit Schwung und Kraft.

Plump.

Ganz und gar nicht liebevoll eben.
 

„Man, du Arsch, sei mal etwas sensibel, ja? Ich bin jetzt Vater.“ protestierte Niya sogleich.
 

Lachen erfüllte den Raum, von allen Anwesenden.
 

„Als würdest du etwas von Liebe und Gefühlen verstehen, von wegen Sensibel und so was, ich bitte dich, Yukaze.“ lachte Yuu auf, der ebenfalls nach dem Kind sehen wollte.
 

Die kleine schien sich beim Papa recht wohl zu fühlen und gähnte dann plötzlich ganz herzhaft. Die kleinen Händchen streiften kraftlos und ganz gemütlich über das Gesicht und die winzigen Augen.
 

„Ohw~... hast du das gesehen?“ quietschte Yuu nun nahezu unbekümmert von sich.
 

„Ja man, krieg dich wieder ein...“ pampte Yukaze nur von sich und war innerlich wohl genauso ausgeflippt, wie Yuu.
 

Wo kam das denn her?

Diese Gefühle.. noch dazu für ein Kind?

Hallo?
 

„Ich hätte sie gerne Rebekka genannt, Yukaze.“ kam es dann unerwartet sachlich von der Mama des Kindes. „Hach~...“ seufzte sie dann nur ruhig. „...aber Yuja findet den Namen total bekloppt... und mir fällt keiner mehr ein. Ich möchte aber auch keinen japanischen Namen, so wie deine Schwester, weißt du? Die hat ihrem Kind auch keinen typischen japanischen Namen gegeben und...“
 

„Hanna.“ entglitt Niya ganz ruhig und liebevoll der Name, der ihn beim Betrachten des Kindes in den Sinn kam.
 

„...was?“ der sonst so blonde Drache, fragte sehr ruhig nach, hatte gedacht, das Niya einen rießen Aufstand machen würde, wegen des Namen.
 

Sein Blick richtete sich nun an sie.

„Sie wird Hanna heißen.“

Die Worten waren bewusst und bestimmt.
 

Stille.
 

„Hanna... oh meine Güte, ja das wird sie~.“ quietschte Sabrin nun aufgeregt von sich und blickte ihre Mutter dabei an.
 

Auch sie war am austicken und liebäugeln und fand es nur äußerst süß.
 

„Und wenn dein göttlicher Gatte etwas dagegen hat mein Liebling, werde ich mal ein Wörtchen mit ihm reden.“ säuselte sie ihrer Tochter zu, die leicht kicherte und richtig stellte, dass sie und Yuja noch nicht verheiratet waren.
 

Schneller als gedacht war das Kind also benannt, Niyas Blick wieder auf diesem gerichtet und auch wenige Momente darauf, war der Papa wieder verschwunden...
 

Immerhin musste er arbeiten.
 

Er war Leader,

Musiker,

Sänger,

gutaussehend,

schwul...
 

... und Vater.
 

Die kommenden Wochen darauf waren nicht sehr viel anders für Yukazes Leben.

Etwas Papierkram war auszufüllen wegen der Vaterschaftsanerkennung und dem Unterhalt.
 

War alles kein Problem.
 

Sabrin bestand darauf, dass der Schwarzschopf wenigstens einmal pro Woche zu ihnen kam, um Zeit mit seinem Kind zu verbringen.
 

Komischerweise, nahm sich der Musiker die Zeit.

Und Absurderweise, freute er sich meist darauf...
 

Bis sie schließlich eines Abends zu dritt - beziehungsweise mit Hanna am Küchentisch saßen und die Frage nun aufkam, wer das Sorgerecht bekam.

Die Mutter stand außer Frage, es ging um Yuja und Niya.
 

Die beiden führten sowieso eine seltsame Beziehung, und selbst die Mutter von Sabrin fand es nicht einen Moment seltsam, dass das Kind nicht von Yuja war.
 

Konnte Niya sich im Grunde glücklich schätzen, somit war ihm viel Ärger ersparrt geblieben.

Doch nun härteten sich die Fronten.

Yuja wollte der gefühlte Vater sein, das Kind großziehen und somit auch das Sorgerecht auf sich übertragen lassen zur Hälfte.
 

Doch schon allein beim aufkommen des Themas, platzte Yukaze innerlich der Kragen.
 

Es war seine Tochter!
 

Keine Ahnung woher diese Gefühle plötzlich kamen, aber er wollte unter keinen Umständen, dass Yuja das Sorgerecht zugeschrieben wurde!
 

„Niya, jetzt sei doch nicht so kindisch.“ lenkte der Brünette gelassen ein, stieß damit jedoch auf absolutem Widerstand.
 

„Nein! Das seh ich gar nicht ein, es ist MEIN Kind, klar? Ich zahl ja auch dafür! Mal abgesehen davon... ich schieb euch das Geld in den Arsch, kann sie einmal pro Woche sehen und zu DIR wird sie dann eines Tages mal Papi sagen? Vergiss es!“
 

„Red doch keinen Müll Yukaze. Hanna wird von Anfang an wissen, dass du ihr leiblicher Vater bist.“ setzte Sabrin nun an, erreichte damit jedoch auch nichts Positives.
 

Im Gegenteil.
 

Der Musiker lehnte sich nun dominant auf den Tisch und sah die Verlobten vor sich durchdringend an.
 

„Mag ja sein. Doch wenn sie älter wird, scheißt sie auf den leiblichen Vater! Und wisst ihr warum? Weil der sich ja keine 24 Stunden um sie kümmert und immer da sein kann.“ fauchte der Mann die beiden an.
 

Yuja seufzte und rieb sich die Stirn.

„Ich weiß gar nicht wo genau dein Problem ist, Mann. Ein Kind passt doch sowieso nicht in deine Welt. Du bist Musiker, öfter auf Tour, Events und Lives, als zu Hause. Und wir sind schon so entgegenkommend, dass du dein Kind sehen darfst, wann immer dir danach ist. Von meiner Seite aus, darfst du mit ihr auf den Spielplatz gehen, ins Kino, sie zur Kita bringen, von der Schule holen, was auch immer du tun möchtest.“ erklärte der 3ojährige dem Musiker im Ruhigen.
 

Doch irgendwie nagte es am Schwarzschopf.

Denn am Ende wird es so kommen, dass Hanna eines Tages lieber zu Yuja rennt, und diesen als ihren richtigen Vater ansieht.
 

Warum auch immer dieses Gefühl in dem leiblichen Vater aufkam... es schien, als zerreiße es ihm das Herz bei diesen Gedanken.
 

Untypisch Wortlos, erhob dieser sich also von seinem Stuhl und sah auf das Kind hinab, welches an der Brust der Mutter bettete.
 

„Yukaze... deine Tochter wird wissen, dass es dich gibt. Und sie wird dich lieben, da bin ich mir sicher. Du wirst ein guter Vater werden. Und irgendwann steht Hanna vielleicht bei dir in der ersten Reihe und kreischt ganz stolz, dass du ihr Papa bist.“ sprach die sonst so hysterische Blonde, in aller Ruhe und sah den Vater dabei genau an.
 

Mochte Sabrin ein Drache sein, hysterisch und sehr Zickig. Nun war sie Erstens, Mutter, Zweitens, die beste Freundin von Ria und Drittens, bestens darüber Informiert welche Familienverhältnisse bei den Yukazes herrschten all die Jahre.
 

„... ja... vielleicht.“ seufzte der Sänger.
 

Mehr wurde nicht gesagt und still schweigend verließ Niya die Wohnung der beiden.
 

Das Leben war nie einfach.

Jeder hatte seine Problemchen.
 

Man konnte sich auch Probleme machen, wo gar keine waren.
 

Im Grunde hatten Yuja und Sabrin doch Recht.

Es würde sich nichts weiter ändern, es läge einzig und allein an ihn, was er daraus machte. Und doch war da dieses Gefühl, eine Tochter zu haben.
 

Eine Familie.
 

Nur Hanna und er.

Es reichte ihm einfach nicht dies im Herzen zu wissen.

Er wollte es schwarz auf weiß.
 

Doch wollte sich der Sänger nicht länger darüber den Kopf zerbrechen und glitt ganz in aller Seelenruhe in die nächste Bar ein.

Sein Betthäschen für die nächsten Stunden war schnell gefunden, doch das Wirr Warr in seinem Leben blieb.
 

Er war nun Vater.

Daran musste man sich erst einmal gewöhnen.
 

Er musste sein Leben zeitlich etwas ändern.
 

Seit dem Morgen, als er im Krankenhaus war, war nichts mehr so, wie es einmal war.
 

Er sah Mütter mit Kindern ganz anders an.

Dachte bei Babywerbung sofort an Hanna und musste lächeln.

Beim Schreiben einer Ballade ging er viel Konzentrierter und ruhiger ran, als er es ohnehin schon immer tat.

Und bei jedem One Night Stand war er in Gedanken bei wem ganz Anderes.
 

Diese Nacht... und dieser Morgen danach... hatten sein Leben verändert.
 

Zu Weihnachten hatte sich Niya bei seiner Liebschaft blicken lassen, mit seinem Kind etwas zeit verbracht und schien ganz vorbildlich daran interessiert zu sein an deren Leben teil zu haben.
 

Warum sollte er sich davor drücken?
 

Er mochte ein Arsch sein, aber hey... er war ein sehr liebevoller Arsch.
 

Sylvester und Neujahr verbrachte die Band geschlossen in Bangkok. Auch dort gab es eine sehr ausgebreitete Gay Szene. Sehr zu Freuden auch Lees.
 

Abschalten hieß die Devise, welche auch sehr gut funktionierte.

Die jungen Männer konnten abschalten, ihre Umwelt vergessen und sich einfach mal gehen lassen.

Einfach vom Leben treiben lassen, Spaß haben, genießen.
 

Doch schon bald holte sie der Alltag wieder ein.
 

Zwei Tage nach ihrer Rückkehr, hatten sie an einem Tag drei Fernsehshows und sogleich ein kurzfristiges Angebot bei den MTV Awards nicht doch die Eröffnung zu übernehmen.
 

Toshiya, ihr Manager, hielt keine Rücksprache mit der Band und sagte öffentlich sofort zu. Sie haben sich schließlich gut erholt und würden es locker schaffen in 8 Tagen auf der Bühne präsent zu sein, um eine würdige Eröffnung zu starten.
 

Somit knieten sich die 5 richtig rein, versanken ganz in ihrem Element.
 

Einen Tag vor den MTV Awards, gönnte sich Yukaze nach Abschluss der Proben noch einen Abstecher in ein Lokal. Er brauchte dringend Erholung und Entspannung, welche er auch bekam...
 

Mit einem guten Gefühl, etwas Alkohol im Blut und nach einem Blunt spazierte der Sänger in Richtung Heimat.
 

Es war kalt, der Winter blieb hartnäckig, war es zudem erst mitte Januar. Tief zog sich der junge Mann seinen Schal ins Gesicht und schob die Hände in die Jackentaschen.
 

In den dunklen Seitengassen streunerten räudige Katzen um die Mülltonnen herum, suchten nach Essen oder verteidigten ihr Revier. Manche fauchten, andere wiederum durchbohrten die Menschen mit ihren Blick, welche an ihnen vorbei liefen.

„Pf... dämliche Viecher...“ maulten die Lippen hervor und im selben Atemzug waren diese plötzlich alle verschwunden.
 

Yukaze blieb stehen.

Sah die Straße zurück.

Drehte sich wieder nach vorne.
 

Nichts.
 

Überall gähnende Leere.
 

„Sag ich doch... total dämlich...“ huschte es plump zwischen seinen Lippen hervor und danach vergrub er das Gesicht wieder in seinem Schal.
 

So müde wie der Geist war, vernahm das Bewusstsein die Gefahr der Umwelt nicht.

Wenige Schritte waren es nur noch bis zu seinem Haus.

Wenige Schritte war er erst gelaufen.
 

Doch auch genauso wenige Augenblicke waren es, in denen ein Schuss fiel und der Musiker mit Schmerzensaufschreien in der kleinen Nebengasse in die Knie sank.
 

Dickflüssiges, warmes Blut kroch über seine Haut, bahnte sich schnell den Weg durch die Textilien nach draußen und begann nun eine Lache auf den Asphalt zu zaubern.
 

Yukazes einziger Gedanke galt voll und ganz dem Schmerzgefühl, welches ihn erfüllte.

Seine Kehle ließ den Ausdruck der Schmerzen verlauten, die Hände drückten sich wie von selbst gegen die Wunde und sein Körper begann vor Kälte und Schock zu schwitzen.
 

Ein Widerspruch.

Doch es geschah so.
 

Niya: An einem eisigen Winterabend, mitten im Januar, einem Tag vor den MTV Awards.

Wurde auf mich geschossen.

Durch den Alkohol und meinen gerauchten Blunt, hatte ich guten Blutfluss.

Und trotzdem dachte ich ganz tief im Unterbewusstsein selbst in diesem Moment, wieder nur an ihn.
 

Meinem Sonnenschein – in der Hoffnung, es ginge ihm gut.
 

„YUKAZE!“
 

-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.->

next?

ゆ-chan

Das Geständnis

Step_4.
 

„Aua~, sei doch mal etwas feinfühlig, du verdammtes Arschloch!“
 

„Halt doch still, dann tut’s auch nicht so weh, Yukaze!“
 

„Du machst das viel zu straff!“
 

„Das muss so sein, sonst bringt dir der Verband gar nichts. Und jetzt hör endlich auf zu meckern und so weibisch zu sein, das geht mir wirklich auf die Eier!“
 

Der verletzte Musiker sah Yuu nun an, wie ein 13jähriges Schulmädchen, welches keinen Lolli geschenkt bekam.

Eine Schnute vom Feinsten wurde gezogen, die Arme trotzig vor der Brust verschränkt und der Oberkörper in das Polster der Couch gedrückt.
 

Der Drummer war echt gemein. Dabei sollte er wirklich sehr lieb zu Yukaze sein.

Immerhin hatte man auf ihn geschossen und er war 3 Tage im Krankenhaus gewesen.
 

Nun lag er bereits wieder zu Hause auf seiner Couch und musste die häusliche Krankenpflege Tag für Tag über sich ergehen lassen, da er sich selbst entlassen hatte. Dabei musste aber klar gestellt werden, dass er täglichen Verbandswechsel vornahm und alle 2 Tage seinen Hausarzt aufsuchen musste.
 

Doch er hatte so ultra liebe Kollegen, die gar nicht daran dachten, ihren Leader außer Acht zu lassen.
 

Lee fuhr ihn zum Arzt.

Yuu und Hizumi wechselten sich mit dem Bandagieren ab.

Und Toshiya versorgte den Pechvogel mit Nahrung und übernahm die ganzen Blogeinträge auf ihrer Internetseite – sprach auch im Namen für Yukaze die große Entschuldigung aus, als sie bei den MTV Awards natürlich nicht auftreten konnten.
 

Alles in allem betrachtet, hatte der Musiker ein recht schönes Leben in diesen Tagen.

Er musste sich um nichts kümmern – konnte genießen.
 

„Oh, und wie du es hasst, so bemuttert zu werden, nicht wahr? Mein süßer, kleiner Fratz du~!“

ärgerte Yuu ihn nun mit zuckersüßer Stimme und kniff dem Jüngeren dann auch noch in die Wange.
 

Ein Schnauben bekam er daraufhin entgegen geworfen und einen Blick, der ihm sagte, ihn töten zu wollen.
 

Gott war der sauer. . .
 

„Alter...!“ fauchte Niya nur von sich, stieß die Hand des ebenfalls Schwarzhaarigen lieblos weg.
 

Doch das störte den Drummer nicht.

Anders kannte man Yukaze doch gar nicht.

Seufzend ließ dieser sich also neben den Verletzten auf dem schönen Möbelstück sinken und fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar.
 

„Und du hast wirklich keine Ahnung wer auf dich geschossen hat?“
 

„Nein.“
 

„Einfach so schießt man doch aber nicht auf dich... Hast du irgendeinem Fangirly wieder offen die Meinung gesagt? Fanbriefe verbrannt in der Öffentlichkeit? Oder irgendjemanden flachgelegt, der verheiratet ist? Oder in einer Beziehung und der Partner hat es rausgefunden?“
 

Yuu spekulierte viel und auch Yukaze selbst hatte nachgedacht und nachgedacht und kam auf keinen Nenner. Doch plötzlich schoss es ihm in den Sinn, als der Drummer wieder diverse Praktiken aufstellte.
 

Die Augen auf einen Punkt gerichtet, der Herzschlag aussetzend und der Atem angehalten.
 

Kawashima!
 

Konnte das sein?

Die Szene war gemein gefährlich...
 

Doch das mit dieser Hure war schon zu lange her – warum sollte man jetzt auf ihn schießen?
 

„Was ist?“ fragte Yuu nun nach und sah, dass Yukaze irgendwie seltsam drauf war.
 

Dieser wurde dadurch aus seinen Gedanken gerissen und blickte Yuu dann doch mit ernster Miene an.
 

„Ich hab... vor Weihnachten nen Stricher bei mir gehabt.“
 

Dem Drummer entglitten die Gesichtsmuskeln.

„Wie bitte, was? Mein Gott hast du’s so nötig, Junge?“
 

„Halt den Ball flach, Mann. Er hat bei mir geklingelt!“
 

„DU hast ihn bestellt??“
 

„NEIN!“
 

„Dann erklär’s mir doch endlich!“
 

„WILL ICH JA, HALT DOCH MAL DEN RAND!“
 

. . .
 

„Du hast sie doch nicht mehr alle. Ganz ehrlich? Die Story und der Vorfall jetzt ergeben für mich Sinn. Du weißt, wie straff die am Yodo unterwegs sind. Und dann lässt du dich mit einer Hure von dort ein, an deren angeblichem freien Tag?“
 

„Der hatte wirklich seinen freien Tag.“
 

„Der hat dich gelinkt, Mann.“
 

„Hat er nicht! Ich hab ihn ja nicht mal bezahlt. Und mir fehlt nichts an Wertgegenständigen oder Sonstigem... Außerdem, wie gesagt, war er auf der Flucht.“
 

„Oh bitte, Yukaze, so saublöd kannst doch noch nicht mal du sein!“
 

„Du raffst es nicht, oder? Der war erst 18 und hat sich vor meiner Haustür fast in die Hosen gepisst.“
 

„Ja – was meinst du, wie gut die schauspielern.“
 

„Und wieso bitte, sollte er mich gelinkt haben – wofür denn?“
 

„Er hat sich über Nacht dein Haus angesehen, wollte dich dann aus den Weg räumen und alles hier in Beschlag nehmen.“
 

„Yuu... er war...eine Hure... kein Mafiamitglied.“
 

Der Drummer seufzte wieder.

„Ja, ja... trotzdem glaube ich, dass dein Fick dich mal wieder in diese Misere gebracht hat. Ich verwette meinen Arsch darauf, dass es etwas damit zu tun hat.“
 

„...möglich...“ seufzte Yukaze nur von sich und griff sich an seine Verletzung.
 

Sein Pflegedienst lachte nur heiser auf im nächsten Augenblick und schüttelte den Kopf.

„Wahnsinn hey... Einen Zentimeter weiter oben und noch etwas nach rechts... Das Ding hätte dich eiskalt kastriert.“
 

„Brauchst du mir nicht sagen... die Stelle ist ohnehin total beschissen, du hast doch keine Ahnung, wie weh das tut...“
 

„Ach bla... Jetzt nörgel nicht rum und halte das aus wie ein Mann.“ klopfte Yuu ihm auf die Schulter, als er sich erhob, sich kurz streckte und dann wieder zu seinem Leader hinabblickte.
 

„Wie sieht’s aus, brauchst du etwas zwecks Essen oder so?“
 

„M&Ms...“
 

„Hä? Ist das jetzt dein Ernst?“
 

„Jahaa~... ich will M&Ms. . . und ne Mango. Und diese Schmerztabletten aus der Werbung.“
 

Yuu zog die Brauen skeptisch hoch.

„Du bist echt... unerträglich...“
 

. . .
 

[Niya: Tja, was war nun passiert? Ich weiß es nicht genau, ich wachte im Krankenhaus auf. Ich glaubte jedoch ganz genau zu wissen, dass jemand meinen Namen gerufen hatte, als man auf mich schoss. Gefunden hat mich wohl ein junges Pärchen, die wenige Minuten später ebenfalls durch diese Gasse gingen. War wohl mein Glück, denn eigentlich kam um diese Uhrzeit kaum noch menschliches Leben auf dieses Fleckchen Erde.
 

Ich habe starke Schmerzen – das ist nicht übertrieben – und mir ist unwahrscheinlich kalt den ganzen lieben langen Tag. Eine Erkältung hat mich heimgesucht – es nervt mich einfach nur alles.

Obwohl der Schuss meinen Schwanz verfehlt hat, hab ich auch in diesem Bereich unschöne Schmerzen. Von meinem Oberschenkel möchte ich gar nicht sprechen, es ist wirklich ekelhaft, diese Art von Schmerz auszuhalten. Dieses nervliche Entzündungssymptom – genauso fühlt es sich an. Als seien alle Nerven entzündet.
 

Könnt ihr euch das vorstellen? Gut. . . dann darf auch ich einmal im Leben etwas weibisch und wehleidig sein. . . ]
 

Am selbigen Abend, nachdem der Bandkollege das Haus des Verletzten verlassen hatte, quälte sich der Dunkelhaarige auf seinen Krücken in die Küche und besah sich den Kühlschrank.
 

Es gab mal wieder nichts Anständiges zu Essen nach seiner Meinung. Außerdem strengte es unheimlich an, so lange zu stehen und es war ziemlich unkomfortabel mit diesen Krücken.

Geübt war er darin auch nicht und es sah – wie er fand – total behindert aus.
 

Die Krücken an der Küchenzeile abgestellt und den Kopf halb im Kühlschrank steckend, gähnte der Musiker ein Stück Schweizer Käse im mittleren Fach an und schob sich dann eine Scheibe davon zwischen die Zähne.
 

So.
 

Abendbrot wäre also erledigt.
 

Niya richtete sich also wieder auf, schlug de Kühlschranktür mit Elan zu und quälte sich zwei kleine Schritte zu seinen Krücken hinüber. Dabei stützte er sich mit viel Kraft an der Anrichte ab.
 

Nur so wenig wie möglich belasten – oh ja – am besten gar nicht.
 

„So eine...Scheiße...“ zischte er zwischen den Lippen hervor, nachdem er bei seinen Gehhilfen angekommen war – diese aber außer Acht ließ und den Wasserhahn der Spüle aufdrehte, um sich die Hände zu waschen.
 

Es nervte ihn einfach alles.

Die Schmerzen.

Dass er auf Hilfe angewiesen war...
 

Zu Hause rumgammeln.
 

Ganz in Gedanken was er alles verpasste und mit schmerzverzerrtem Gesicht stand er also in aller Selenruhe an seiner Spüle und wusch sich die Hände.

Lange hielt er sie unter den Strahl, bis sie endlich warm wurden.
 

Er war eine richtige Frostbeule geworden seit dem Unfall.
 

Das kannte er selbst nicht von sich.
 

Dennoch machte es Sinn.

Er war angeschlagen und bewegte sich nicht viel.
 

Sein Kreislauf hatte nichts, was ihn in Antrieb brachte.
 

Bis zu jenem Zeitpunkt, als der Wasserhahn still gelegt wurde und sein Blick sich hob.
 

Direkt vor ihm war das Küchenfenster.

Im Normalfall müsste es nun schwarz aussehen, da es dunkel draußen war.

Im Höchstfall würde er sich selbst darin sehen.
 

Und da es auf der Hofseite lag, war es der Musiker auch gewohnt, rein gar nichts abends durch dieses Fenster zu sehen.
 

Doch sein Herz machte einen heftigen Satz durch seinen gesamten Körper.
 

Er blickte in zwei Augen, die ihn nahezu anstarrten.

Sie klebten an der Fensterscheibe links und rechts zwei Hände abgelegt, beziehungsweise im Halbwinkel an das Gesicht gelegt um wohl in die Wohnung zu sehen.
 

Ein herzhafter Aufschrei verließ die Kehle des Musikers und auch der Spion am Fenster schien erschrocken darüber zu sein, plötzlich entdeckt zu werden.
 

Butterweich wurden die Knie von Yukaze und durch das sensible Nervenband jagte ein heftiger Schmerz durch die Regionen der Verletzung.
 

Aus dem Schockschrei wurde nun angestrengtes und schmerzvolles Jammern, dann hob er den Kopf wieder – mit Herzklopfen – und holte sich den nächsten Schock.
 

Es handelte sich schlichtweg um Kawashima...
 

Yukaze! Yukaze, ich wollte dich nicht erschrecken... Es tut mir leid...“

drang es gedämpft durch die Scheibe.
 

„Du hast wohl... nen Schaden?!! Verzieh dich! Was willst... was willst du hier?!!“
 

„Sehen wie es dir geht... Bitte lass mich rein...“
 

„Ach“! fauchte er hart von sich, hielt sich die Hand an die Wunde. „Hau ab!“
 

Kurz herrschte Stille.

So heftig hatte er sonst auch nie reagiert...
 

Ob es der Unfall war, der ihn so extrem schreckhaft werden ließ?
 

Kawashima beobachtete den Musiker, den er so anhimmelte.

Und um welchen er solche Angst hatte...
 

Immer wieder drangen gedämpfte und fauchende Laute zu Haru nach draußen und wieder drückte er sein Gesicht so gegen die Scheibe, dass er etwas sehen konnte.

Wobei ihm dieser Anblick gar nicht gefiel.
 

Yukaze konnte sich kaum auf den Beinen halten.

Er sah wie sehr es schmerzte – dass es ihn fast selbst wehtat.
 

Der wunderschöne Niya musste sich mit Krücken behelfen.

Zudem klang er verkühlt und sah sehr blass aus.
 

Mit einem Hustenanfall quälte dieser sich aus der Küche, wurde aber von heftigem Klopfen gegen die Fensterscheibe abgehalten.
 

„Bitte, Yukaze! Ich bitte dich... Lass mich doch bitte rein, ich muss mit dir reden! Dir geht es nicht gut! Ich mach mir Sorgen! Lass mich dir helfen!“
 

„ICH. SAGTE. HAU. AB!“
 

„Ich weiß aber, was passiert ist, du egoistisches Arschloch!“
 

. . .
 

Wieder hatte es sich der Sänger nicht nehmen lassen, seine Waffe hervorzuholen und diese der kleinen Hure ständig vor die Nase zu halten, nachdem er ihm die Tür schließlich geöffnet hatte.
 

Das Szenario wiederholte sich.
 

Sie saßen im Wohnzimmer.
 

Die Waffe zielte auf Haru, welcher dem Musiker gegenüber saß.
 

Doch etwas war anders.
 

Nein.
 

Einiges war anders.
 

Yukaze war schwer verletzt.

Und Haru?
 

Der zog seine Ärmel des Pullovers immer wieder nervös über seine Handknochen und rieb dann fahrig seine Handballen gegeneinander.

Auch schien er traurig zu sein und irgendwie sehr betrübt.
 

Der Blick gen Boden gewandt.
 

„Ja, was ist jetzt?“ pampte Niya den Brünetten an. „Sprich!“
 

Haru hob kurz mitleidig den Blick, dann räusperte er sich.

Aus seinem Mund – kein Ton.
 

Der Schwarzschopf schüttelte genervt den Kopf und stöhnte hörbar.

„Wer... hat auf mich geschossen?“ stellte man Haru nun die direkte Frage mit tiefer und ernster Stimme.
 

Doch die schien Kawashima direkt einzuschüchtern.

Was war denn los mit dem Großmaul?
 

„Haru!?“
 

„ICH verdammt!“ platze es diesem heraus und sein gesamter Körper spannte sich an.
 

Doch noch bevor Yukaze auch nur Ansatzweise verarbeiten konnte, um Reaktion zu zeigen, plätscherte es aus dem Jungen hervor, als stände er vor der Prüfungskommission und habe ganz schreckliche Magenkrämpfe vor lauter Aufregung.
 

Vermutlich war er es ja auch...
 

„Ich mein... ich musste auf dich schießen! Ich sollte dich erschießen! Aber das konnte ich einfach nicht! Ich habe nicht abgedrückt, doch Ryuichi hat seine Hand dann um meine gelegt, dass ich selbst den Auslöser drücke indirekt und das Gefühl habe, dich erschossen zu haben...!“ kam es hektisch aus seinen Lippen hervor.
 

„...aber ich habe zum Glück nur auf dein Bein gezielt und Ryuichi hat nicht nachgesehen ob ich ordentlich ziele, da ich es sonst auch getan hatte...!“
 

Eine Träne bildete sich langsam am Lid des Brünetten.

Sein Herz raste unaufhörlich.

Er konnte seinen eigenen Puls am Hals spüren.
 

Haru war so nervös...
 

„... Er dachte, ich hintergeh ihn und habe eine Affäre mit dir, ohne das er es weiß! Er dachte, ich heimse unglaublich Kohle von dir ein und lass ihn davon nichts wissen und dann kam noch hinzu... dass ich ja niemanden lieben darf – außer ihn. Das tue ich aber nicht und das weiß er im Grunde auch...
 

„...ich war an meinen freien Tagen ständig weg gewesen. Sonst blieb ich mal zu Hause bei ihm, aber ich wollte nicht bei ihm sein. Ich hing mit Kollegen ab und war bei einem Kumpel, der einen Wohnwagen hat...
 

„... nach Silvester war ich dann mal kurz hier gewesen und habe geklingelt. Doch du warst nicht da... Durch die Medien habe ich schließlich erfahren, dass ihr über Weihnachten und Neujahr nicht im Lande seid... doch ausgerechnet an dem Abend hat er mich beschatten lassen und dann herausgefunden, zu wem die Adresse gehört!
 

„... er dachte also ich hinge schon die ganze Zeit nur hier bei dir ab und kam deswegen auf die Schnapsidee mit der Affäre... Erst recht hatte er seine Bestätigung darin gefunden, nachdem er mein Zimmer durchsucht hat...
 

„... das Autogramm von dir... die ganzen Bilder, die ich gesammelt hatte und die einzige CD von euch, wo ich deine Stimme ab und zu mal hören konnte...“
 

Die Träne löste sich.

Die Hände verkrampften eng aneinander gepresst.

Der Blick ruhte starr auf dem Boden.
 

„... er hat alles verbrannt... einfach vernichtet. Und dann hat er darauf gewartet, dass ihr wieder nach Hause kommt und dich beobachtet in den letzten beiden Wochen. Du bist wohl immer diese Abkürzung gegangen und an diesem Abend – letzte Woche – haben wir auf dich gewartet. Wärst du nicht gekommen, hätten wir uns jeden Tag ab um 9 an diese Stelle begeben und auf dich gewartet...
 

„... aber ich konnte dich unmöglich erschießen! Ich wusste trotzdem nicht, als du am Boden lagst, ob du schwer verletzt bist und was aus dir wird!“
 

Eine zweite Träne löste sich, tropfte ungehalten auf den Glastisch.
 

Niya ließ die Waffe immer weiter sinken und hörte zu.
 

„... danach sind wir gleich gegangen und vor lauter Schock hatte ich deinen Namen gerufen, da ich nicht darauf gefasst war, abzudrücken wegen ihm! Wir gingen nach Hause... und ich musste ihm die ganze Nacht meine Liebe gestehen. Und mich entschuldigen. Er hat mir so wehgetan, dass ich nicht sitzen konnte die letzten Tage... und auch jetzt... tut es eigentlich noch unglaublich weh... und das hat er ganz mit Absicht getan... und eigentlich... eigentlich sollte ich nicht hier sein... aber.... ich habe gehört, dass du lebst... und war jeden Tag schon da gewesen, ob du vielleicht zu Hause bist... Auch wenn du... nur wegen mir so schlimm verletzt bist und ich wirklich nicht hier sein sollte... musste ich trotzdem mit dir reden... und dich sehen...
 

„... Yukaze, die Nacht mit uns war toll... und ich wünschte ich hätte nach Silvester nicht hier geklingelt... dann hätte ich wenigstens eine schöne Erfahrung im Leben gemacht... Aber jetzt habe ich nur wegen diesem einen Abend das alles kaputt gemacht...
 

„... ich wollte dich da niemals mit reinziehen – wirklich nicht...
 

„... ich... ich wollte nur...“ die Stimme brach ab.
 

Die Tränen verhinderten jegliche Art der Kommunikation und die Waffe hatte den Weg auf den Glastisch gefunden.

Niya – der nicht wusste, was er auf so was sagen sollte, war weder sauer, noch traurig, noch wütend.
 

Tränen lügen nicht...
 

Er war auch nicht schockiert.

Er hatte seine Antwort auf seine Frage ganz ausführlich bekommen und hatte den Blick gefühllos auf den Brünetten gerichtet.
 

Auf den Brünetten, der letztens noch ein großes Maul hatte und ganz genau wusste, was er tat.

Der Brünette, der so stark und anmutig wirkte...
 

Tränen lügen nie!
 

... der jetzt einfach ein 18-jähriges Kind war und Angst hatte...

... der doch nur ein kleines bisschen Liebe auf dieser Welt suchte...
 

Ein tiefes und gedehntes Seufzen erfüllte den Raum.

Dann richtete sich der Blick des Musikers auf die Uhr – dann wieder zurück auf Kawashima.
 

Der Junge hatte es wirklich nicht leicht.

Doch sagte er bislang immer die Wahrheit – zumindest ging der Schwarzhaarige davon aus.
 

Es waren die Tränen, die ihm den Glauben von heute gaben.
 

Wie sollte man denn darauf reagieren?
 

„Hast du heute deinen freien Tag?“
 

Haru schüttelte nur den Kopf, sah den Sänger nicht an.
 

„Du müsstest gerade also arbeiten?“
 

Wieder nur Kopfschütteln, dann fuhr sich Haru mit der Hand durchs Gesicht und legte ein Lächeln auf.

Ein ironisches Lächeln und blickte somit endlich zu Yukaze.
 

„Nein ich... ich bin weggelaufen vor zwei Tagen... deswegen... sollte ich auch lieber nicht hier sein... Es ist schon.. genug passiert... er wird mich suchen und sicherlich auch hierher kommen. Ich will dich wirklich nicht noch mehr mit da hineinziehen...“
 

„Tze..“ meinte Niya nur gelassen darauf und schüttelte den Kopf. „Was macht das jetzt noch für einen Unterschied?“
 

Ein fragender Blick, durchtränkt von Tränen, erreichte den Musiker – weswegen er nun den Blick abwandte... Er konnte es irgendwie nicht ertragen, Haru anzusehen, wenn er ...
 

...wenn er traurig war.
 

„Ich meine, ich stecke ohnehin schon mittendrin. Ob du nun da bist oder nicht, glaubst du ernsthaft dein Stecher würde nicht ohnehin hier auftauchen und mich umnieten, wenn es in dem sein sollte, wie du sagst?“
 

Da hatte Niya natürlich recht.

Es spielte keine Rolle, ob Haru nun bei ihm war oder nicht.

Tatsache war, dass er weggelaufen ist und Ryuichi ihn suchen würde.
 

Dadurch dass er in dem Glauben war, dass die beiden irgendwie unter einer Decke steckten – in welchen Zusammenhang auch immer – hatte Haru in dem Sinne nun eine weitere negative Rolle zum Laufen gebracht.
 

Komischerweise machte es den Musiker aber nicht im Geringsten wütend, dass Haru die ganze Sache durch sein Davonlaufen verschlimmerte. Denn im Grunde genommen, konnte er ihn verstehen.
 

„... Scheiße...“ fauchte Haru nur von sich, wütend auf sich selbst. „... was soll ich denn machen? Er bringt mich jetzt sowieso um...“
 

„Was ist mit der Polizei? Glaubst du denn allen Ernstes, ich werde mich jetzt nicht bewachen lassen? Ich habe sogar Anspruch auf Polizeischutz.“
 

„Ich aber nicht!“
 

„Dann bleib doch hier. Ich werde die Bullen herrufen und du wirst ihnen alles erzählen.“
 

„NEIN!“ fuhr Haru ihn da mitten im Satz an. „Das geht nicht, Ryuichi ist nicht alleine... Die ganze Sache hängt total komplex zusammen... Die haben das schon so gemacht, dass, wenn einer von denen weg ist... der nächste nachrückt und dessen Identität ist nicht bekannt... ich weiß aber, dass es so kommen wird...“
 

„Okay... dann geh raus und lass dich erschießen.“
 

Kurze Pause.
 

Dann erhob sich Haru schließlich und sah aus dem Wohnzimmerfenster.

„Bitte... Yukaze... Sei mir nicht böse... ich wollte dich wirklich nicht verletzen – bitte glaube mir das...“
 

Wieder glitt ein Seufzen über dessen Lippen, dann schloss er kurz die Augen und bemerkte den Schatten, welcher über seine Lider wanderte und durch Harus Körper verursacht wurde, beim Vorbeigehen.
 

Doch aus Reflex ergriff der Ältere den Jungen beim Pullover und hielt ihn zurück.
 

„Moment.“ gab er direkt von sich. „Du sagst mir gerade, dass du es warst, der mir fast die Eier gepellt hat... und willst jetzt einfach so abhauen und dich erschießen lassen?“
 

Haru verstand nicht ganz, drehte sich jedoch wieder um und sah auf den Sitzenden hinab, welcher zudem Untenrum nur in kurzen und weiten Shorts in der Wohnung saß – das rechte Bein von oben bis zum Knie fett verbunden. Leicht drang Blut durch den Verband, wie der Kleine nun feststellte und musste schlucken dabei.
 

Wie locker es der Musiker doch aufnahm... es war fast unglaublich...
 

Träumte er?

Würde er ihn jetzt schlagen?

Direkt ausrasten?
 

„Schau nicht so bescheuert, sieh zu, dass du mir einen Tee machst. Aber lass das Wasser nicht richtig kochen, ich will nicht ewig warten, bis er kalt ist. Und zwei Teelöffel Zucker bitte.“
 

„...was...?“ kam es gehaucht aus seiner Kehle, verstand nicht so recht, was das werden sollte.
 

„Na, was ist? Ich dachte da etwas gehört zu haben vorhin... von wegen, ich will dir helfen?“
 

Ja richtig.

Das hatte Haru gesagt, draußen am Fenster.
 

„...a-aber... Yukaze ich sollte wirklich besser gehen...“
 

„Kannste knicken. Du stotterst mal schön deine Schulden bei mir ab zwecks der Verletzung, indem du jetzt mein persönlicher Hausjunge bist. Sprich: Du schmeißt den Haushalt und pflegst mich ganz brav gesund... und du bekommst dafür ein Dach über den Kopf...
 

„... ich weiß ja nicht, welche Art von ‚Vertrag’ dir lieber ist... aber ich finde meinen recht nett, da du nichts unterschreiben musst und jederzeit kündigen kannst... ganz... schmerzfrei...“
 

Sein Blick war ernst und direkt an Haru gerichtet.
 

„Ich...“
 

„...lass das mal meine Sorge sein wegen dem Psychopaten. Heute wird nichts mehr passieren... und morgen sehen wir weiter...“
 

„Yukaze...“ Haru verstand die Welt nicht mehr.
 

„Keine Ahnung...“ antworte Niya dann plötzlich blind, als habe er die Gedanken der kleinen Hure gelesen. „...du bist mein Lieblingsfan... Wäre schon schade, wenn du tot gehst...“ grinste er den Kleinen entgegen und ließ ihn schließlich los, als wüsste er jetzt, dass er bleiben würde.
 

...
 

Und Haru tat es.
 

Er kochte ihm einen Tee und blieb.

Brachte ihm einen Kühlakku für die Wunde.

Eine Decke, als ihm etwas kalt wurde.

Die Zeitung mit dem Kreuzwortsrätsel,

einen Kuli dazu und seine Lesebrille – die den Musiker unglaublich sexy wirken ließ.
 

Es handelte sich nicht um Befehle.

Der einzige Befehl, den Haru bekam, war Tee zu kochen.

Alles andere tat er von alleine.
 

Schließlich war es seine Schuld – redete er sich ein –, dass Niya so verletzt war.
 

. . .
 

Spät am Abend kam Haru gerade aus der Dusche, war bekleidet nur mit einem Handtuch um der Hüfte und auch einem um den Nacken liegend, als Niya gerade auf dem Weg in sein Bett humpelte.
 

Der Blick des Musikers war offensichtlich auf den frischgeduschten Körper gerichtet, dann seufzte er wieder einmal offensichtlich und schloss kurz die Augen.
 

„Wenn ich könnte... glaub mir, ich würde...“ gab er von sich und sah Haru wieder verrucht an, der nur schmunzelnd zurücklächelte.
 

„So? Es gibt so viele Möglichkeiten... Yukaze...“
 

„Ah~.... ich weiß...“ gab er genüsslich von sich und humpelte einige Schritte weiter.
 

Egal was kommen würde... er würde sich unterwerfen müssen...
 

. . .
 

„Offen für Neues, Herr Musiker?“ hauchte der Kleine wenig später gegen das Ohr Niyas.
 

Dieser legte den Kopf leicht schräg, dass Haru mehr Platz hatte, um an seinem Hals zu agieren.

„...hm~... Sixty-Nine?“ schmunzelte er genussvoll über die Lippen.
 

Haru schmunzelte ebenfalls, kniete sich über seinen Schoß – setzte sich aber nicht darauf und nahm das Gesicht des Schwarzhaarigen in die Hände.

„Sixty-Nine...“ hauchte er ihm gegen die Lippen, ehe er sie mit den seinen verschloss.
 

Nur diesmal.. würde Niya unten liegen.
 

Und ja – es war neu für ihn.
 

„Du hast sie doch nicht mehr alle. Ganz ehrlich? Die Story und der Vorfall jetzt ergeben für mich Sinn. Du weißt, wie straff die am Yodo unterwegs sind. Und dann lässt du dich mit einer Hure von dort ein, an deren angeblichem freien Tag?“
 

Der Satz des Drummers hallte in jenem Moment durch den Kopf des Sängers.
 

Er war sich der Gefahr bewusst.

Es heizte die Sache für ihn innerlich sogar noch etwas mehr an.
 

Doch er konnte und wollte die Finger nicht von dieser Hure lassen.

Nicht von seinem Sonnenschein.
 

Er war so...
 

... besonders.
 

So ganz anders.
 

„Was wird mich das kosten?“ hauchte Yukaze lasziv gegen die Lippen des Brünetten und erntete ein leicht heiseres auflachen.
 

„...bei jedem Mal... ein Stückchen mehr... von deinem Herzen...“ raunte Haru zurück.
 

Und im Moment wussten beide nicht, wie viele Male sie noch solche Schäferstündchen halten würden.
 

Doch waren sich beide schon vom ersten Augenblick an einig, als Haru bei Niya klingelte.
 

Gedanklich waren sie oft beieinander – auch wenn es Yukaze nie zugeben würde.
 

Und auch jetzt war es offensichtlich, dass sie beide nicht ohne den anderen konnten...
 

„... ich verkaufe mein Herz nicht...“
 

„...dann schenk es mir... Stück für Stück...“
 

„... einer Hure etwas schenken... ist eine Beleidigung, laut meinem Wissen...“
 

Haru lächelte.

Fuhr mit seiner Hand unter das weiße Shirt des Sängers, streifte die zarte Haut und drückte ihn nun in die Matratze, immer darauf bedacht, dessen Verletzung nicht zu strapazieren.
 

„In diesem Fall... ist das Geschenk... mehr Wert als alles auf der Welt...“
 

„Wow... du liebst mich so richtig, hm?“
 

Haru öffnete die Hose von Niya.

Niya hingegen zog dem Anderen das Handtuch vom Körper.

Dann beugte dieser sich wieder nahe über seinen Musiker.
 

„Wie verrückt... du glaubst es kaum...“
 

Ein leidenschaftlicher Kuss folgte.

Nun war alles zu spät.
 

Yukaze war dem Bengel vollkommen verfallen.

Und er wollte absolut nichts daran ändern...
 

Und wenn er erschossen werden würde.
 

Egal.
 

Der Sonnenschein war es ihm allemal wert.
 

-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.->

next?

ゆ-chan

Menschenskinder

sorry, war nich bei beta-chan! tut mir also leid wegen fehler! Q.Q
 


 

Step_5.
 

„Cassi, ich warne dich! Fräulein?!“
 

Eine Schale auf dem ersten Segment der Schrankwand war im Visier eines kleinen Mädchens.
 

„Och Onkel~“
 

Sie war voller Schokolade.
 

„Nix da, brauchst gar nicht deine Wimpern klimpern lassen, Madame.“
 

Und dennoch - die kleine Nichte des Musikers versuchte es, setzte einen Schmollmund vom feinsten auf, ließ die Augen größer werden, brachte sie zum glänzen, während der Schmollmund immer mehr verfestigt wurde. Auf den Knien und mit gefalteten und bittenden Händen robbte die Kleine vor das Sofa des Onkels, auf welchem dieser saß.
 

Blickte zu ihm auf, ließ die Lippen nun etwas theadralisch beben.

Dies wiederum führte zum Augenrollen des Schwarzhaarigen.
 

„Unfassbar...“ gab er zwischen den Zähnen von sich und sah zu seiner Nichte hinab.
 

So klein und dennoch gewusst wie.

„Büdde~... nur ein Stück Onkel Niya~... büdde~...“
 

„Ich sagte nein. Es gibt dann Mittagessen, von mir aus kannst du danach ein Stück Schokolade haben.“
 

„Die Mama gibt mir auch Schoki... och büdde...“ klammerte sie sich nun an das gesunde Bein des Onkels und pullierte die Augen nochmal richtig auf hochglanz.

Doch es half alles nichts, denn Niya konnte nur lachen und schüttelte den Kopf.

„Cassi... ich bitte dich, die Mama gibt dir auch keine Schoki vorm Essen.“
 

„Doch.“
 

„Nein.“
 

„Dohoooch~“

Die Klammerung wurde fester.

Das Quengeln nun intensiver und die ohnehin schon quietschige Stimme, noch etwas unerträglicher.
 

„Nein, und jetzt hör auf mit mir zu diskutieren.“

Der Blick wurde dabei abwesend auf die Nachrichten im Fernseher gerichtet.
 

Doch wieder wurde die Umklammerung am Bein gefestigt und schon nach wenigen Sekunden mit einer Art „am Hosenbein zuppeln“ verstärkt.

Auch ein Kindesschnaufen trat aus der kleinen Nase des Mädchens und die Mimik wurde von süß allmählich auf bockig umgestellt.
 

„ICH. WILL. ABA. EIN. STÜCK. BÜDDEHHEE~“
 

„Ja mein Engel. Nach dem Essen...“ brachte Niya ganz zuckersüß nach einmal tief ein- und ausatmen über seine Lippen und jagte seine Schwester gerade in die Hölle - und noch viel tiefer.
 

Es war Sonntag!

Sonntag!
 

Ruhetag!
 

„Jeheeetzt!“
 

„Nein!“

Oh, er wurde schon etwas lauter...
 

„Dohooch!“
 

„NEIN!“
 

„DOCH!“
 

„Cassi, NEIN! Und nun ist gut, verflixt nochmal!“
 

Böse sah der Musiker auf seine Nichte hinab, welche nun wieder zum Schmollen ansetzte und dadurch ein Brauenheben des Musikers hervorrief, weil er ahnte was nun kommen würde...
 

Niya: 3...2...1...
 

„Uuuh...“
 

„Hör auf, fang ja nicht damit an...“

Eher bittend, als mahnend waren die Worte.
 

Die Kulleraugen wurden größer, füllten sich mit Wasser, die Hände glitten vom Bein und bildeten kleine Fäustchen, welche nun in nächster Sekunde die Augen zuhalten würden...
 

„Uääääääähhhääääää~...buhuuuu~“
 

„Jetzt mach aber halblang...“
 

„WÄÄÄÄÄÄÄHÄÄÄÄÄÄ~!!“
 

...
 

Niya: „Und das nur wegen einem Stück Schokolade...
 

Eigentlich hatte ich mir den Sonntag anders vorgestellt, immerhin war ich seid zwei Wochen wieder arbeiten, konnte Interviews wieder wahrnehmen und auch sonst den größten Teil wieder erledigen. In den letzten 2 Monaten ist meine Verletzung gut verheilt. Ich muss gestehen, dass es durchaus etwas Gutes hatte so lange zu Hause zu sein, denn so konnte ich viel Zeit mit Hanna verbringen, da Sabrin zu meinem Glück, recht viel zu erledigen hatte und Yuya arbeiten war.
 

Meine Schwester nutzte es natürlich gleich mit aus und schenkte mir die Prinzessin in Pink gleich eine ganze Woche. Es war die schlimmste Woche in meinem Leben. Es ist nicht so dass ich meine Nichte nicht mag – im Gegenteil, ich liebe sie – ja, das tue ich. Ich bin nur absolut nicht als Vater geeignet für dieses kleine...biestige und gerissene... Fräulein. Doch da Cassi ständig von ihrem gutaussehenden Onkel schwärmt, hat Ria sie mir heute gleich nochmal vorbeigebracht...
 

Wie gesagt.

Ich liebe sie...aber sie macht mir auch Angst. Immerhin bin ich Vater... noch ist Hanna klein und schläft viel. Doch später...
 

Wobei mich dieser Gedanke auf Haru bringt.

Meine Hure.
 

Ich weiß dass er weiterhin anschaffen geht, um seinen Dealer noch zu bezahlen, nachdem er sich wenige Tage später – nach seinem Geständnis – seinen Zuhälter gestellt hatte. Habe ihn drei Wochen nicht gesehen, doch als er wiederkam, sah er alles andere als gesund aus... dafür war ich aber froh dass er noch lebte...
 

Trotzdem muss ich mir immer wieder eingestehen, dass ich mir Sorgen mache, wenn er wieder mal ein paar Tage verschwindet. Ich weiß nie wann er wiederkommt und wo er ist. Aber er kommt immer wieder zurück... wie ein Boomerang... erfüllt seine Hauspflichten und kommt erstaunlich gut mit meinen beiden Mädels klar. Für Ria ist Haru der kleine Cousin von Hizumi, doch da der wegen der Freundin und sich selbst keinen Platz hat, wohnt Haru bei mir...
 

Kompliziert?
 

Irgendwas Blödes musste ich mir einfallen lassen, aber wenigstens wissen meine Jungs von der Band nun alle bescheid – nicht zuletzt wegen der Quatschtrulla namensYuu... der war sehr wenig begeistert... im Grunde hassen sich Haru und Yuu... das macht aber nichts, ich finde das höchst interessant...“
 

...
 

Schließlich hatte sich der Musiker erhoben, hielt seine Krücke in der Hand, um das verletzte Bein zu entlassten und sah auf Cassi hinab, die lauthals weinte. Dennoch hörte man deutlich dass es reiner Zorn war.
 

„UUUUUHÄÄÄÄÄÄÄHÄÄÄÄ~....WÄÄÄHÄÄ~ BUHHHHUUU~!!“
 

„Mensch hör auf! Ist gut jetzt, es reicht!“
 

Doch es half nichts, im Gegenteil, die Kleine presste noch mehr Stimme und Tränen aus sich heraus und lief schon ganz rot an.
 

Wegen einem Stück Schokolade.
 

Niya war auch selbst Schuld, er hatte die Schüssel mit Süßkram auf dem Schrank stehen lassen im Wohnzimmer – andererseits konnte niemand ahnen, dass Ria ihre Tochter bei ihn ablud, ohne Erklärung und sofort wieder verschwunden war.
 

„Cassi! Komm steh auf, wir essen jetzt Mittag und dann bekommst du deine Schokolade!“

Rief der Sänger dann auf den Weg in die Küche zu seiner Nichte, welche kurz aufhörte zu brüllen und ganz abgehackt atmend in die Richtung ihres Onkels blickte.

„Ich will.. a-aber.. jetzt... jetzt Schoki~“ quengelte sie da nur wieder und Niya drehte sich zwischen Tür und Angel wieder um und lehnte sich an den Rahmen.
 

Wahnsinn, wie Willensstark die war in ihrem Alter. Doch Yukaze hatte keinerlei Erfahrung mit Kindern... okay, nicht viel... doch es war einfach zu wenig... im Grunde war es... Nichts.
 

Sollte er jetzt nachgeben? Doch das war falsch.

Sie sitzen lassen? War das nicht gemein?
 

„Nein, wir essen jetzt erst Mittag und wenn du schön aufisst, dann bekommst du deine Schokolade...“ versuchte es der 28jährige erneut mit Engelszungen und war zurück zur Couch gegangen. Leider konnte er seine Nichte nicht hochheben, dabei hätte er somit sicherlich mehr erreicht.
 

„Cassi komm... da bin ich ganz doll traurig wenn ich jetzt alleine essen muss. Und dann muss ich sogar die Schokolade alleine essen... das schaff ich doch gar nicht alleine...“
 

Schniefend blickte die Kleine nun wieder zu ihrem Onkel auf, wimmerte noch sehr geschauspielert.
 

„Na komm schon. Sonst hock ich mich jetzt neben dich und fang auch mal so an zu brüllen wie du.“
 

Die Kleine hob die Brauen, verschränkte dann die Arme vor der Brust.

„Machst du gar nich~...“
 

„Ach nein? Na pass mal auf wie der Onkel Niya gleich anfängt zu weinen, wenn er sich zu dir auf den Boden setzt und das Bein dann wieder ganz dolle weh tut... nur weil die Cassi nicht mit essen mag...“
 

Die Gehhilfe wurde ans Sofa gelehnt, die Hände schon stützend auf die Sitzfläche der Couch gelegt...
 

„Nein! Nein, nein!“ schrie Cassi dann laut, als sie aufgesprungen war und ihren Onkel nun davon abhielt sich auf den Boden zu setzen, indem sie sich vor ihm stellte und beide Hände flach an dessen Bauch drückte, um zu signalisieren dass er sich bloß nicht hinsetzen sollte.
 

Und schon hatte Niya das erreicht, was er wollte.
 

„Wie süß...“ erklang dann wenige Momente darauf eine ihnen bekannte Stimme, als Niya seine Gehhilfe schnappte und Cassi ganz sacht das kaputte Bein vom Onkel streichelte.
 

Nichte und Onkel sahen gleich auf, doch war es das kleine Mädchen, welches euphorisch alles klärte und sich vom Musiker löste, um den Menschen, welcher am Eingang zum Wohnzimmer lehnte, zu begrüßen.
 

„HARUU~!!“

Mit offenen Armen wurde sie in Empfang genommen, nachdem sich Haru in die Knie begeben hatte und die kleine Miss Kitty nun auf den Armen hielt.
 

„Na Prinzessin... hast du deinen Onkel wieder geärgert?“ lachte er leicht und stupste ihr auf die kleine Nase.
 

Niya schüttelte nur leicht belustigt den Kopf und brannte sich die Szene immer mehr ins Hirn ein. Es war schon komisch, da es nicht das erste Mal war dass Cassi Haru so begrüßte – nein, es ist zur Gewohnheit geworden und immer wieder fand Niya das Bild recht krotesk... wie Haru ein Kind in den Armen hielt – und überhaupt...
 

Aber er sah gut.

Haru sah wirklich gut aus, wie Yukaze feststellte.

Er war gesund und seid drei Tagen endlich wieder da.
 

Den Schlüssel hatte er ja nun bekommen. Warum konnte Yukaze ihn allerdings vor ein paar Wochen als er ihn den Schlüssel gab schon nicht wirklich erklären – doch hielt er es für richtig und womöglich angebracht...
 

Ob sie ein Paar waren?

Gute Frage...
 

Doch wenn sich ihre Blicke ganz stumm trafen, so wie in jenem Augenblick, dann beruhten diese auf Vertrauen und Geborgenheit beiderseits.
 

Zuneigung.

Sehnsucht.

Freude und Glück.
 

War das Liebe?

Wie definierte man dieses komplexe Wort?
 

Manch einer liebte Schokolade.

Ein anderer liebte seinen Fußball.

Viele liebten ihre Fernsehserien, eine Farbe, den Himmel, den Sommer...
 

Man konnte Vieles lieben.

Wann also spricht man von Liebe, die einem anderen Menschen galt?

Musste es gleich Liebe sein, nur weil sich zwei Personen gerne hatten?

Weil der eine die Haare des anderen toll fand?
 

Oder sprach man erst dann von Liebe, wenn die Sehnsucht nach einem anderen Menschen ganz groß war?
 

Ihn zu vermissen...
 

...ihn... seine Stimme,

seinen Körper,

seine Augen,

die Lippen,

den Duft und das Haar...
 

... seine Berührungen,

seine Macken,

seine Handlungen,

seinen Atem wenn er schlief...
 

Die Liebe.
 

Ein seltsames Spiel...
 

...
 

„Schläft sie?“
 

Der Musiker kam gerade zurück in die Küche und ließ sich auf den Stuhl gegenüber von Haru sinken – hörbar seufzend – dann folgte ein Nicken.
 

Der Brünette konnte nur schmunzeln und holte sich sogleich noch eine Portion Spaghetti nach. Er hatte Hunger.
 

Niya beobachtete ihn, stellte am Hals einige Blutergüsse fest, welche nicht von seinen Küssen stammten und wurde schlagartig wieder etwas hasserfüllt – Eifersucht gab es in Niyas Welt schließlich nicht, wenn jene Eiegnschaft von ihm selbst ausgehen würde...

„Wie viele waren es dieses Mal?“
 

Kawashima setzte sich, träufelte geriebenen Käse über das dampfende Essen und griff danach zum Ketchup, als sein Blick zeitgleich den von Niya traf. „Hatte um Zehn meinen Letzten.“ wich er der Frage etwas aus.
 

Das Thema war ihm doch etwas unangenehm, immerhin ekelte sich Haru immer wieder erneut vor seinen Kunden auch wenn er sich einen harten Mantel aufgebaut hatte – er war doch erst junge 18 und total verliebt in den Mann der ihm gegenüber saß. Nur er dürfte ihn so anfassen wenn es nach Kawashima ginge...
 

Niya sah an die Uhr. Es war gerade mal kurz nach halb Eins und diese Feststellung ließ ihn fast schon angewiedert zu seiner Hure blicken, welcher den Blick des Sängers natürlich spürte und in Empfang nahm.
 

„Ich hab geduscht okay? Außerdem möchte ich nicht wissen, wie viele Ärsche du hattest oder willst du mir erzählen du warst nicht im Club?“

Er war zickig.
 

„Halt mal den Ball flach, Junge. Ich bin um einiges Älter als du.“

Er jedoch auch.
 

„Na und. Das spielt keine Rolle...“

Haru war schlichtweg eifersüchtig und machte daraus kein Geheimnis.
 

„Ich hab dir Angeboten mein Geld zu nehmen.“

Auch Niya war eifersüchtig – gab dies jedoch niemals zu.
 

„Und ich hab dir schonmal gesagt, dass das nicht so einfach geht! Ryuichi sucht meine Kunden aus. Und die bestätigen ihn auch, dass ich da war... was besseres konnte mir gar nicht passieren, ich dachte der bringt mich um!“
 

„Dafür bist du sein bestes Pferd im Stall... der weiß schon wie er dich hält...“ blaffte der Musiker den Brünetten nun an, der wiederum nur schnaufte und nichts weiter darauf sagte.

Lieber stopfte er sich so viele Spaghetti aufeinmal in den Mund, wie er schaffen konnte und erstickte dann beinahe daran.
 

Dieser blöde Yukaze!
 

Etwas Feingefühl könnte er doch haben, oder nicht? Er wusste schließlich dass er ihn unsterblich liebte! Immer wieder kam er zu ihn zurück... hatte sich wegen Niya ins Feuer geschmissen, dass sein Zuhälter den Musiker bitte in Ruhe ließ und dann bekam er von ihm ständig solche Ekelbemerkungen!
 

Und während Haru sich innerlich darüber aufregte, schaufelte er schon die nächste Portion in sich hinein, was dann tatsächlich etwas zu viel war und wenige Spaghetti, die noch nicht gekaut waren, ihm wortwörtlich im Halse stecken blieben.
 

Luft durch die Nase war kaum möglich, da der Würgreflex einsetzte und selbst als Haru den Mund über seinen Teller öffnete, vielen nur die eben reingestopften Spaghettie wieder heraus.

Er bekam wirklich Panik in diesem Moment, ließ seine Gabel fallen und stand etwas auf, als auch der Schwarzschopf endlich bemerkte, dass sein Schützling gerade den Mund zu voll genommen hatte...
 

„Haru!“
 

Schnell sprang er also auf, schlug ihn auf den Rücken und steckte ihn aus Reflex die Finger in den Mund um so das Essen aus ihm herauszufischen, was dann auch funktionierte.
 

Ein ganzes Kneul Spaghetti fiel aus dem Mund des Jungen auf den Teller. Zittrig setzte sich Haru wieder auf den Stuhl und japste nach Luft, wischte sich über die tränenden Augen und musste immer wieder leicht husten, schluckte dabei einige Reste des Essens noch hinter.

„Woahh~... oh Gott...“ kam es erstickt zwischen den Lippen hervor.
 

„Sag, spinnst du?! Was machst du für eine Scheiße, hast du vergessen zu kauen oder was?“

blaffte der Ältere nun wieder von sich, hatte seine Hand nach wie vor auf den Rücken des Jungen liegen und strich nun sogar sanft darüber.

Yukaze hatte sich eben wirklich erschrocken.
 

„Oah~...“ hustete Haru nur von sich, fuhr sich erneut über die Augen. „Lass mich in Ruhe du alter Sack... das ist doch nur deine Schuld gewesen...“
 

„Bitte?!“
 

„Jaha~... wegen dir wäre ich gerade fast gestorben.“
 

„Wenn du zu doof zum kauen bist kann ich auch nichts dafür mein Schatz. Soll ich’s dir vorkauen oder wie hätten wir’s denn gerne, hm?“ fauchte der Ältere zurück.
 

„Ach!“ stieß man den Sänger dann nur leicht von sich. „Ich dachte du freust dich diesmal, dass ich wiederkomme. Stattdessen fragst du ständig nach, wie viele Kunden ich hatte...“
 

„Ich freu mich doch.“
 

„Ach ja?“
 

„Ja. Sonst hätte ich dich eben ersticken lassen.“
 

Haru fand es laut seinem Gesichtsausdruck nicht witzig, als er seinen Schwarm ansah, welcher sich nun die Hände wusch und sogar ohne Gehhilfe zu seiner Hure geeilt war, was wirklich weh getan hatte...
 

„Warum küsst du mich dann nicht?“
 

„Warum küsst du mich nicht einfach?“
 

„Weil ich das ständig mache. Von dir kommt nie was, außer du willst Sex.“
 

„Meine Fresse, wir sind nicht verheiratet... und benimm dich nicht so weibisch, was soll das denn jetzt?“ drehte sich Niya fragend um, und blieb an der Küchenzeile gelehnt stehen.
 

Im Grunde wusste Haru doch, dass sie nicht einmal annähernd ein Paar waren... und noch nie hatte ihm der andere gesagt dass er ihn liebte.
 

Das wird auch nie passieren und dennoch...

...dennoch wünschte es sich Haru so sehr.
 

Natürlich bekam er bei dem Musiker Geborgenheit und Sicherheit. Er fühlte sich wohl bei ihm, es ging ihm gut, wenn er bei Niya war. Doch wollte er nur in seinem Leben richtig geliebt werden. Erst Recht nach solchen Tagen, wo er so viele Freier hatte, dass ihm wirklich alles weh tat.
 

Sein Herz.

Seine Seele.
 

Eine Schulter zum Anlehnen, eine warme Hand, sanfte Worte, war das denn zu viel verlangt?

Er war doch erst 18, noch so Jung und im Grunde hilflos.
 

Mit gesenktem Blick sah er auf seinen Teller mit dem restlichen Essen, als sich plötzlich zwei warme Hände von hinten auf seine Schultern legten.
 

Nur ganz langsam glitten sie nach vorn über die Schultern und die Brust hinweg, dann spürte Haru eine angenehme Wärme neben seinem Ohr, welches kurz darauf von zwei Lippen gestreift wurde.
 

„Ich bin wirklich froh dass du wieder da bist... Sonnenschein.“

Die sanft gehauchten Worte wurden mit einem kleinen Kuss auf die Ohrmuschel bestätigt und im Körper des Sitzenden loderten tausende Flammen auf. Die Nackenhaare stellten sich auf, das Glücksgefühl schoss binnen Sekunden durch ihn hindurch, brachte das kleine Herz zum Klopfen...
 

Und da war sie wieder – die Bestätigung.
 

Der Grund.

Der Grund warum er ihn liebte und zu ihn zurückkam.

Der Grund weshalb es sich lohnte zu leben.
 

Einfach der kleinen Momente wegen... diese Momente gab es nicht sehr oft im Leben einer Hure. Erst Recht nicht, wenn niemals Liebe im Spiel war und alles nur zum Zweck diente. Doch Niya war eine Persönlichkeit, der man Glauben schenken konnte. Haru glaubte ihn einfach alles was der andere sagte und tat... weil er authentisch war.
 

Er behandelte ihn nicht minderwertig – auch wenn seine Worte das vielleicht desöfteren vermittelten. Doch Kawashima hatte den privaten Yukaze langsam näher kennen gelernt und war der Meinung dass es einfach dessen Art und Weise zu sein schien. Kitsch mochte der Musiker nicht und doch schaffte er es immer wieder Haru in den siebten Himmel zu befördern.
 

Sei es ein Augenaufschlag,

ein Lächeln,

eine Berührung...
 

... ein Wort.
 

Die Art wie er ihn ansah, die Art wie er ihn berührte, wie er ihn nannte. Abgesehen von all den tollen Dingen die Haru soeben einfielen, war der Sex mit Yukaze wirklich etwas ganz Besonderes für ihn. Er gab ihn nicht das Gefühl einfach nur ein Objekt zu sein an welchem man sich ergötzen konnte – mit dem Mann spielen konnte...
 

Nein.
 

Er gab ihn das Gefühl ein Mensch zu sein. Ein Mensch, der es Wert war geliebt zu werden, ging auf ihn ein, fragte nach und ja... es war unbeschreiblich.
 

Wie sollte er also nicht in den Sänger verliebt sein?
 

„Hast du noch hunger?“ fragte Niya ganz leise nach, blieb in seiner Stellung und erntete ein Kopfschütteln von dem Kleinen. Ihm war wohl der Appetit vergangen.
 

„Ich bin müde...“ flüsterte der Junge von sich, ließ seine Haare ins Gesicht fallen, dass Yukaze ihn nicht ansehen konnte. Doch auch dieser hatte seinen Schützling mit der Zeit besser kennen gelernt um zu wissen dass er gerade einen kleinen Tiefpunkt hatte und nicht alleine sein wollte. Zu typisch war dessen Reaktion eben.
 

Niya lächelte stumm und zufrieden, drückte seine Wange nun sanft an die des Brünetten.

„Ich könnte auch etwas Schlaf gebrauchen...“
 

...
 

Leises Ticken der Küchenuhr war zu vernehmen. Der Tisch war noch gedeckt, nur die restlichen Nudeln wurden beseitigt, welche sich auf einem Teller befanden.

Im gesamten Haus war es still. Kein Radio, kein Fernseher, kein Kindergeschrei und keine Diskussionen.
 

Im Schlafzimmer des Musikers lag in dessen großem Bett die kleine Cassi und schlief in aller Seelenruhe. Beide Arme von sich gestreckt, ein Bein unter der Decke, das andere darüber und immer wieder kleine Laute – das Gesicht dabei mit einem zufriedenen Kinderlächeln geziert.
 

Eine Etage weiter unten auf dem bequemen Sofa unter einer großen Decke lagen währendessen zwei Männer ineinander verschlungen und dösten vor sich hin. Mehr oder weniger hatte sich Haru in Niyas Körper verknotet und auch schlief der Musiker nicht, im Gegensatz zu seinem Sonnenschein, sondern lag nur da, hatte die Augen geschlossen und ruhte sich einfach etwas aus.
 

Wann bitte tat er das in dieser Art?
 

Doch musste er sich eingestehen, dass es schön war. Ein schlichtes kurzes Wort.
 

Schön.
 

Haru genoss es sichtlich noch viel mehr, bekam er somit das, was er brauchte. Woher sollte er nur wissen, was genau in dem Musiker vorging? Doch solange er ihn verstand und das auch noch blind und stumm, wie es desöfteren der Fall war, sollte es ihm langsam egal sein. Der Schwarzhaarige schien für die Hure da zu sein... was wollte er mehr?
 

Natürlich war Yukaze am Wochenende in seiner Lieblingsbar gewesen und hatte auch dem Bar ‚Papa’ ganz Vieles wieder anvertraut. Den kannte er schon seid seiner Jugend als er in die Schwulenszene eingetreten war. Zudem war der immer wie ein richtiger Vater für ihn und mit ihm konnte er über alles reden. Und natürlich hatte sich Yukaze das ein oder andere Gespiele gesucht und war auch mit den Fremdlingen verschwunden für gewissen Zeiten, doch musste er dabei feststellen, dass er sich öfter als gedacht den kleinen Hurenbock dabei vorstellte...
 

Faszinierend was der Sänger in kurzen Zeitabständen alles feststellen musste.
 

Wie in Trance begann dieser im nächsten Moment den Nacken des Brünetten zu kraulen, welcher es wohl sogar im Schlaf wahrnahm und sinnlich seufzte. Das Seufzen wiederum zauberte Niya im nächsten Augenblick ein Lächeln auf die Lippen und ein kleiner Hauch des typischen Duftes von Haru umschmeichelte seine Nase.
 

Er mochte seinen Duft.

Er mochte ihn.
 

Als Mensch.
 

Das stritt Niya nicht ab, und doch war er übervorsichtig – konnte man schließlich als Musiker nicht jeden trauen. Wer meinte es denn ernst und wer spielte nur? Doch sollte es Schicksal sein, dass der Bursche damals ausgerechnet bei ihm klingelte? Er redete frei von der Leber weg... warum konnte Niya ihm dann nicht einfach ein Stück entgegen treten? Oder musste sich Haru noch weitere Teile seines Herzens berauben, um den Sänger endlich zu berühren?
 

Dabei hatte Kawashima den Musiker längst berührt – der gab es bislang nur nicht wirklich zu verstehen, beziehungsweise ans Tageslicht.
 

Konnte er soetwas wie eine Beziehung gebrauchen?

Würde das gut gehen?

Was wäre anders, als es ohnehin schon war?
 

Fragen und Divisen gingen den Sänger durch den Kopf und das sehr lange Zeit, bis schließlich das Karusell mit den gesamten Gedankengängen in sich zusammenbrach. Es gab ein metallisches Geräusch – nein, einen metallischen Knall, als sich die Lider Niyas schlagartig aufrissen und er in das breitgrinsende Gesicht seiner Nichte Blickte.
 

„WAH!“ entfuhr es ihm bloß vor Schock und Cassi lachte.
 

In der einen Hand hielt sie einen Topf, in der anderen einen Kochlöffel – und beides kam nun erneut zum Einsatz. So weit wie möglich zog die Kleine auf und schlug mit Elan auf den Topf ein, welches abermals das eben beschriebene Geräusch des Karusells hervorrief und nun auch Haru in die senkrechte Position brachte.
 

„Ich bin wach Onkel Niya~!“ meinte Cassi nur frech und brachte Topf mit Löffel erneut zur Vereinigung.
 

Fakt war, dass alle im Haus geschlafen hatten und nun schon gute zwei Stunden vergangen waren... zwei Stunden in denen Haru und Niya ruhig schliefen – doch die Kleine nicht, wie nun der Anblick des Wohnzimmers verriet...
 

Die Spur einer Verwüstung, nach einem schrecklichen Raubüberfall. Ein Einbruch, es müssen hunderte gewesen sein!

Oder eben nur eine...
 

„CASSI!!“
 

...
 

Zwei Stunden später wurde der Wurm schließlich wieder von der Mama geholt, welche sich zunächst etwas anhören durfte. Doch die sah das mal wieder nicht so tragisch und meinte dann auch noch, dass das Zweite nicht mehr lange auf sich warten ließe, was Niya natürlich sofort abschlug. Doch er sah sich in wenigen Monaten schon vollkommen im Baby Boom sitzen...
 

Die Tür also geschlossen und die Schwester hinausgeschmissen – mit Kind – ging er zurück in seine Wohnung und besah sich nun nochmal ganz in Ruhe das Chaos. Während er und Haru geschlafen hatten, hatte die Prinzessin ganze Arbeit geleistet... nicht zuletzt jedoch war ihm die Schale mit dem Süßkram ins Auge gefallen... sie war leer. Die Krippo würde jedoch überall Fingerabdrücke nehmen können, Dank der Schokoladenspuren...
 

Haru lachte, als er Niyas Blick verfolgte. „Die ist ganz schön auf Zack.“
 

„Pha... die ist einfach nur ein Mischling... die vertragen sich nie mit sich selbst.“
 

„Hä?“
 

„Ich will damit nur sagen, dass Rassenmischung genau solche Folgen hat! Ihre Mutter war als Kind nämlich total schüchtern und weinerlich...“ meckerte der Ältere vor sich her und brachte Haru nun erneut zum Lachen.
 

„Du bist echt total bescheuert Yukaze.“ Lachte er heißer und konnte sich bald nicht mehr halten. So viel Ernst und mieße Stimmung konnte unmöglich von nur einen Menschen ausgehen, dabei spürte Haru ganz deutlich, dass Niya ein toller Onkel war.
 

„Und du bist sicher dass du ein reinrassiger Japaner bist, ja?“ wurde der Musiker gefragt, welcher die Brauen skeptisch hob und den Blick dann verselbstständigte.
 

„Na aber hallo, sieh mich doch an.“ prahlte er.
 

„Immer wieder gerne.“ zwinkerte Kawashima ihm zu, ehe sie sich dann beide daran machten die Wohnung aufzuräumen, doch musste Niya sich bei zeiten kurz hinsetzen, da es doch etwas anstrengte, wie er fand. Viel war es zum Glück nicht gewesen und bald daruf gesellte sich auch Haru wieder zu seinen Schwarm und legte ihn auf den bereits dünneren Verband einen Kühlakku.
 

„Was willst du essen heute Abend?“ fragte der Brünette vor ihm stehend nach.
 

Seufzend wurde überlegt dann griff der Ältere nach dem Handgelenk des Jüngeren und zog ihn zu sich auf sein Schoß. „Was hast du denn im Angebot?“ säuselte er ihm gegen die Lippen – ganz ohne Hintergedanken.
 

„Keine Spaghetti.“ kam es sogleich aus dessem Munde und brachte nun den Sänger zum heißeren Auflachen. „Du musst aber zugeben, dass das dämlich war.“ meinte dieser belustigt und bekam im nächsten Moment ein Kissen um die Ohren geschmissen.
 

„Du findest es also witzig den Gedanken zu archivieren, dass ich heute fast gestorben wäre?“
 

Wieder ein heißeres Auflachen des Sängers, der sich versuchte dem Kissen zu entziehen welches an seine Wange gedrückt wurde. „Durchaus... und das wegen Spaghetti...“ lachte er nur weiter und bekam erneut das Kissen ins Gesicht gedrückt.
 

„Du bist ein Arschloch Yukaze!“ schimpfte Haru nun, musste dann aber selbst schmunzeln.
 

Immer wieder schaffte es Niya am Kissen vorbeizusehen und warf einfach nur das Wort „Spaghetti“ in den Raum, um kurz darauf wieder das Kissen im Gesicht zu haben. Der Kühlakku rutschte währendessen vom Bein des Sängers und landete zunächst auf der Sitzfläche der Couch. Doch je mehr die beiden darauf herumtollten, umso näher rutschte auch der Kühlakku an die Kante und landete schließlich mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden – und Haru schließlich auf Yukaze, der nun in die Waagerechte gerutscht war und auf dem Sofa zum erliegen kam – noch immer das Kissen abwehrend.
 

„Du kleines Miststück, jetzt nimm das Kissen weg, Mann.“
 

„Nö.“
 

„Hör auf.“
 

„Nöhö~.“
 

„Mann! Haru!“ seine Hände griffen nach der Hüfte des Jungen und beide Zeigefinger drückten sich nun genau über jeweils eine Pobacke in die Haut – mit dem Wissen dass es nicht wehtat, aber so einen heftigen Stich gab, dass es als Kitzeln abgestempelt wurde...
 

Und genau dies traf auch ein, denn Haru stieß einen erschrockenen Schrei hervor und zog automatisch die Arme zurück, wandt sich dabei wie ein Fisch am Lande. Ein Grund diesen Vorgang zu wiederholen, also drückte Niya gleich noch einmal zu und entlockte der Kehle mal ganz andere Laute – welche ihm jedoch genauso gefielen.
 

Haru war süß.
 

Und Niya lachte sich bald einen Ast ab, nachdem sich das Spiel umgedreht hatte und Haru nun nicht wusste ob er lachen oder heulen sollte.
 

„Niya, oh bitte hör auf!“
 

„Na sowas, das hast du ja noch nie gesagt!“ lachte dieser nur.
 

„Oh bitte Niya!“
 

„Nöhö~“
 

...
 

Wann verbrachte man solche Minuten zusammen in seinem Leben? Unbekümmert und frei und einfach mal an nichts denken? Einfach nur Blödsinn machen und Spaß haben?
 

Man sollte öfter daran denken, mal an nichts zu denken.
 

Weniger Nachdenken und mehr Leben... auch wenn man bereits Erwachsen schien, so war es niemals verboten noch etwas Kind zu sein. Im Gegenteil. Wer das Kind in sich bewahrt, wird viel mehr Freude im Leben haben können... und wer wusste schon wie das Leben weiter ginge...
 

Wer hätte geahnt das eine tragische Wendung eintreffen würde?

... An jenem Abend wohl niemand.
 

...
 

Das Radio lief, der Laptop lag bequem auf den Beinen des Künstlers, welcher stetig etwas tippte und die Brille auf der Nase hatte.

In der Küche wurde Ordnung gemacht nachdem es schlichtweg belegte Brote und Salat gegeben hatte. Die Sonne ging langsam unter, doch merkte man das die Tage wieder länger wurden und auch wärmer. Lange Winter hatten sie ohnehin noch nie und Haru war recht froh darüber gewesen.
 

Ganz in Gedanken versunken sah er aus den Küchenfenster als er ein Glas abtrocknete und träumte mal wieder vor sich hin, als ihn eine Radiowerbung auf einen ganz wunderbaren Einfall brachte...
 

Es ging um Viezucht.
 

Sofort stürzte der Junge ins Wohnzimmer, nahm sich frecherweise die Freiheit heraus den Laptop zu schließen und wurde anschließend – wie erwartet – über die Brille hinweg von zwei Augen mehr als nur fraglich angesehen.
 

„Kühe!“ brüllte man das Wort den Sänger entgegen – der wiederum war verwirrt.
 

„In... meiner Küche?“
 

„Nein! Auf der Weide!“

Haru war ganz euphorisch.

Niya hingegen einfach nur überfragt.

„Okay...“ kam es auch nur skeptisch aus seinem Mund, dann nahm er die Brille ab.
 

„Gehen wir hin?“
 

„Scheiße, wovon sprichst du? Hast du meinen Vorrat an Blunts geraucht oder was?“
 

„Nein, nein... ich meine... am Stadtrand auf der Weide... oben am Hügel, wo die Scheune steht, wo Heu drinn ist und sowas... bei der Einkaufsmeile in der 65...“
 

„Ja, ja....und weiter.“
 

„Können wir da bitte hingehen? Wenns Dunkel is können wir den Fuchs sehen.“
 

Eine passende Melodie trällerte vom Radio aus der Küche zu ihnen beiden.

Es schien wie in einer Comedyshow. Sicher würde jeden Augenblick ein Moderartor aus einer Ecke hervorspringen und Yukaze zum blödesten Gesichtsausdruck des Monats gratulieren.
 

Doch das blieb aus.
 

Niya verengte die Augen, sah den Jungen vor sich angestrengt an, welcher von Kühen und Füchsen sprach...
 

„Ey du willst mich grad echt verarschen oder? Gib zu, du hast einen geraucht in der Küche.“
 

„Nein, hab ich echt nicht! Niya bitte. Ich will mit dir zu der Scheune gehen und dir dann etwas zeigen...“ der Junge war ganz euphorisch und kam noch etwas näher zu Niya. „Bitte, man hat dort wirklich eine gute Sicht und die Kühe sind noch nicht draußen auf der Weide, also können wir hingehen... BITTE... es ist doch auch nicht weit, das kannst du laufen, du alter Sack.“
 

Und schon hatte er eine Sitzen – jedoch am Hinterkopf – nicht sehr stark.
 

...
 

Da es Haru wohl viel bedeuten musste, ließ sich Niya überreden und ging also mit dem Schwarzschopf zu besagter Scheune. Er hatte keinen blassen Schimmer was das sollte, doch wer konnte dieser Hure beim Anblick dieser Augen und beim Flehen seines Wunsches einen Korb geben? Und das obwohl es nach Regen aussah – dafür war es noch recht angenehm draußen.
 

Als sie beide schließlich oben waren dämmerte es bereits und die ersten Lichter der Stadt gingen an. Man konnte wirklich die gesamte Metropole überblicken. Es war schon überwältigend wie klein das alles wirkte und wie viel Leben doch im Gange war. Man sah Autolichter, Flutlichter, Leuchtreklamen... Hochhäuser, die Siedlungen, die Hochschulen...

Niya musste zugeben dass es ihn doch beeindruckte, er hatte nie wirklich Zeit sich seiner Umgebung so intensiv zu zuwenden. Und vorallem die frische Luft zu genießen...
 

„Siehst du, dir gefällt es.“
 

„Und? Das wolltest du mir zeigen?“
 

„Nein... das kommt noch...“ schmunzelte Haru, schob die Hände in die Taschen und sah kurz in den Himmel, da er einen Regentropfen abbekommen hatte. „Oh man...“ bemängelte er die Wetterlage. „Bitte bleib solange stehen, bis ich es dir gezeigt habe... und schau einfach immer hinter in das Industriegebiet.“
 

Stumm hob der Sänger die Brauen, bemerkte die einzelnen Regentropfen, doch tat seinem Sonnenschein den Gefallen und besah sich das öde und weit entfernte Industriegebiet.
 

Es fing immer mehr an zu dämmern und langsam frischte der Wind etwas auf, brachte auch immer mehr Nässe mit sich. Yukaze wandt sich schließlich an Haru, doch der drehte den Kopf des Musikers sofort wieder nach vorne. „Gleich, wirklich...“ versprach er ihn und wenige Augenblicke darauf wusste der Schwarzhaarige dann auch, was Haru ihm zeigen wollte.
 

Die ersten Nachtlichter der Stadt leuchteten im Industriegebiet auf. Alle zur gleichen Zeit und alle Lampen die da nun leuchteten und schlicht und einfach den Straßenverläufen folgten, ergaben tatsächlich den Umriss eines Fuchses. Es war schwer Vorstellbar, doch Haru hatte Recht. Man konnte ihn ganz deutlich erkennen und endlich wusste Niya auch, warum man im allgemeinen Sprachgebrauch das Gebiet auch als ‚Fuchs’ bezeichnete...
 

Es hatte also gar nichts mit Intelligenz zu tun, wie er immer glaubte – peinlich.
 

Hatte er wirklich so wenig Zeit als Musiker?
 

„Siehst du ihn?“ fragte Haru nun nach, als beide komplett vom Regen benetzt wurden.
 

„Ja...“ sprach Yukaze zu ihm und dann gingen schließlich nach und nach auch die Lichter im Rest der Stadt an.
 

Die beiden Männer hingegen flüchteten sich zunächst in die Scheune, wo Haru den Musiker dazu bringen wollte auf den oberen Boden zu klettern über eine Holzleiter. Da oben sei ein Fenster wo man weiterhin auf die Stadt blicken könne – den Fuchs sah man allerdings nicht ganz, und deswegen wollte Haru dass Niya draußen stehen blieb. Doch der weigerte sich auf den Boden zu klettern mit seinem Bein und ließ sich auf eine Reihe quadratisch gepresster Heulagen nieder.
 

Ungünstig bei Nässe... doch nun war es ohnehin zu spät.

Hoffentlich regnete es jetzt nicht die ganze Zeit so stark, dass sie dann nach Hause konnten.
 

Der Brünette ließ sich also neben den Künstler nieder und strich sich das Wasser aus dem Gesicht, zeitgleich die Haare. „Tut mir leid, dass wir nass werden habe ich nicht geplant...“ meinte Haru entschuldigend, musste dabei jedoch schmunzeln, denn bis auf die Knochen waren sie schließlich nicht durchgeweicht.
 

Doch blickte Yukaze den Jüngeren schon wieder durchschaut an, bei dessen Schmunzeln.

„... Aber?“ hakte er also nach und hob eine Braue.
 

„Ich glaube nicht dass es demnächst aufhört zu regnen...“ gab Haru dann leise von sich und rutschte näher zu Niya, der ihn wieder einmal skeptisch beäugte, als habe er das doch alles geplant. Tatsächlich zog der Kleine dann auch im selbigen Gedankenzug ein Kondom aus seiner Hosentasche und hielt es seinem Musiker vor die Nase.
 

„Du Scheißkerl! Von wegen mir den Fuchs zeigen.“ Musste der Ältere nun doch belustigt feststellen und boxte die Hure gegen die Schulter.
 

Kawashima lächelte frech und setzte sich nun wieder auf das Schoß von Niya, der ihn doch gerne bei sich aufnahm, gar seine Hände sogleich an dessen Hintern legte.
 

Bei jeder Bewegung knisterte das Heu unter ihnen.

Vielleicht knisterte aber auch etwas ganz anderes...
 

Der Regen war sanft, zauberte eine gleichbleibende Melodie in die Natur.
 

„Ich wollte dir den Fuchs wirklich zeigen... aber ich wollte auch Sex mit dir haben... und jetzt will ich nicht mehr warten, Mann.“
 

Wieder ein rauhes Auflachen aus der Kehle des Sängers.

„So... da geh ich auf deine Worte ein und mache nichts, weil ich Sex möchte und dann dauert es dir wieder zu lange?“
 

Haru sah ihn kurz schief an, dann seufzte er hörbar und schüttelte den Kopf.

„Vergiss das einfach wieder... und zwar ganz schnell.“
 

Welch ein Glücksgefühl diese Worte auslösten – war es doch unbeschreiblich schwer gewesen sich dem Burschen zu enthalten!
 

„Ich danke dir...“ hauchte man die Worte nun gegen die süßlichen Lippen des Brünetten, welche auch kurz darauf mit den eigenen versiegelt wurden.
 

Haru schmunzelte frech in den Kuss hinein, ließ seine Hände sofort über Niyas Rücken gleiten nur um unter den Pullover und das darunter befindende Shirt zu gelangen.
 

Er wollte ihn anfassen! Er wollte endlich wieder den Körper des Menschen fühlen, den er liebte - nach dem er sich sehnte!

Er wollte dieses angenehme und aufregende Kribbeln in sich spüren, welches Yukaze verursachte. Es waren so unbeschreibliche Gefühle... so unbeschreiblich schöne Gefühle...
 

Jedoch wurden sie im nächsten Moment vernichtet, als eine flache Hand gegen den Brustkorb gestmmt wurde, um den jungen Körper von sich zu weisen.
 

„... Was geht’n jetzt?“ hauchte Haru sehr verwirrt - fast schon ängstlich.
 

„Auf nem Heuballen werde ich sicherlich niemanden vögeln... weißt du wie das nachwirkt?“
 

Der Brünette blinzelte, verstand dann jedoch und seufzte kurz. Sein Blick wanderte von Niya zu den Heuballen und dann schließlich zum Boden der Scheune, welcher wieder ein freches Schmunzeln auf seine Züge zauberte.
 

„Und wie sieht es mit Gras und Erde aus?“
 

Niya folgte den Blick des Jüngeren, hatte allerdings mehr dessen Oberkörper nahe vor seinen Augen und musste nun darüber nicht mehr nachdenken.
 

„...steh auf...“ rauhnte Yukaze ihm entgegen, schmunzelte verrucht und drängte die Hure schon dazu sich zu bewegen.
 

Erde und Gras – na von ihm aus. Der Regen nahm zu, der Wind frischte noch etwas mehr auf – warum die Zeit also nicht sinnvoll nutzen?
 

Wenige Augenblicke später lag Niya also mit dem Rücken auf Mutter Natur – über ihn die wohl zarteste Versuchung die es je gab und keine Sekunde zu viel verstreichen ließ. Flinke Hände waren längst wieder unter des Schwarzen Textilien gewandert und strichen bestimmt verlangend über die schöne Haut des Oberkörpers. Dabei schob man auch den Pulli und das Shirt nun nach oben um die Lippen ebenfalls mit einzuweisen.
 

Berührungen mit Lippe, Nasenspitze und Hüfte machten Niya verrückt – das hatte Haru schnell begriffen und fand auch immer wieder zuspruch. Die Bauchdecke hob und senkte sich schnell, war sehr empfindlich, wenn man nochdazu nur mit den Fingerkuppen ganz zart über die Haut wanderte.
 

Gänsehaut breitete sich auf dem Körper des Musikers aus, welcher das alles sehr genoss und mit geschlossenen Augen und leichtem Seufzen dementierte. „Mhhh~... du kleines Miststück...ey~“ seufzte Niya gedehnt. „Komm hoch.“ Bat er den Jungen genüsslich und hob nun seinen Kopf etwas an, öffnete die Augen und sah auch schon wie der Brünette grinsend und die Zunge auf der Haut gleiten lassend, zu ihm hinauf kam.
 

Die feuchte Spur des Speichels wurde sofort als kalt empfunden.

Die Lippen wurden geküsst.

Der Bittende frech und zu tiefst verliebt angesehen.
 

Mit nur einer Hand stützte sich Haru neben den Kopf des Älteren ab, da er die andere einfach nicht still halten wollte und blind den Bund der dunklen Jeans suchte – und auch fand.
 

Wieder hob Niya leicht den Kopf, biss den Brünetten ins Kinn, welcher eben dieses daraufhin hob, um Yukaze Platz an dessen Hals zu schaffen.

Geschickt war der Gürtel geöffnet...
 

Die samtigen Lippen des Sängers saugten sich an Harus Hals fest. Die Gänsehaut wurde ihm in jenem Moment geschenkt, welche mit einem wohligen Seufzen gedankt wurde.
 

Bewusst wurde der geöffnete Gürtel so zurechtgezupft, dass er nicht ständig wieder störte, um dann den Knopf endlich zu öffnen. Längst jedoch konnte der junge Mann spüren, welch eine Wirkung er auf den Älteren hatte.
 

Es freute ihn – machte ihn glücklich, denn eigentlich war das alles noch gar nichts...
 

Doch da war es wieder. Die Bestätung für die kleinen Dinge im leben, wobei...

...so klein war das Ding dann doch nicht und dieser Gedanke brachte Haru dann zum lachen, als Niya im selbigen Atemzug seine Hände fest auf den Hintern des Jungen legte.
 

„...“
 

Die blauen Augen suchten die Braunen auf, da der Musiker sehr fragend dreinsah. Dann küsste Haru ihn einfach wieder kurz und zog dabei auch den Reißverschluss der Jeans endlich auf...
 

„... Nichts...“ hauchte Kawashima dann nur. „Ich... bin nur sehr glücklich gerade...“ wurde hinzugefügt und verursachte damit nur skeptisches aber belustigtes Kopfschütteln, womit die Hand dann auch schon unter den Bund der Hose wanderte...
 

Niya ließ den Kopf wieder sinken, zog den Kleinen dann mit einer Hand zu sich hinunter, ehe auch seine Hände nun beide am Bund der fremden Hose zugange waren um sie endlich zu öffnen und den anderen zu entledigen.
 

„...Scherzkeks...“ rauhnte man dem Jungen gegen die Lippen, dann fuhr die Zunge des Sängers über diese und musste erst gar nicht lange darum bitten, mit der anderen spielen zu dürfen.
 

Haru konnte nur noch lächeln.

Liebte den klang der männlichen Stimme.

Liebte die Berührungen, die er ihn schenkte.

... sein Lächeln, seine trockenen Aussagen, seine Küsse.
 

Die Zungenküsse ganz besonders.
 

Sie konnten so tiefsinnig sein, so stürmisch, so wild und auch so unendlich sanft.

Doch jeden den er bekam von Yukaze, war mit Gefühlen bestückt, schenkte ihm das schönste Prickeln in seinem Inneren...
 

Es waren beide Stimmen die in den Kuss hineinseufzten.

Beide Gesichter, die Farbe bekamen und sehr heiß wurden.
 

Das Blut pumpte sich durch alle möglichen Bahnen und erhitzte die Körper.
 

Beide hatten ihren Weg unter den Bund der Hose gefunden.

Und es schien, als hätte jemand die Heizung im Stall angemacht...

Der Regen trommelte nun auf das alte Dach, erstickte den heißeren Keucher des Jungen, der sich dabei leicht aufrichten musste.
 

Bei niemanden war er so empfindlich... fast wie eine Jungfrau.

Niya liebte es, leckte sich über die Lippen und sah zu den Kleinen auf.
 

„Nicht aufhören...“ flüsterte Haru lustvoll und kam wieder näher zu Niya hinunter.

„...oh bitte... nie wieder aufhören...“
 


 

-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.->

next?

ゆ-chan

Perfekt

Ja ja, hat wieder ewig gedauert - aber daran wird sich nix ändern. xD
 

War nicht beim Beta! Also mal wieder nich auf Tippfehler rumreiten oder so »°
 

Ansonsten viel Spaß!
 

Und guten Rutsch 2012! =)
 

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Step_6.
 

„Nicht aufhören...“ flüsterte Haru lustvoll und kam wieder näher zu Niya hinunter.
 

„...oh bitte... nie wieder aufhören...“
 

… Es waren genau solche Momente und Erlebnisse, die jedes Herz erblühen ließen. Glückshormone beherrschten das Innere, strömten durch die Körper - man fühlte sich einfach nur gut und ausgeglichen.
 

Intensiv nahm Haru diese Begegnungen mit seinem geliebten Schwarm in sich auf. Er wusste nie wann er es das nächste mal erfahren würde – und ob überhaupt! Zwar hatte er schon den Schlüssel von dessen Wohnung bekommen, doch bestand tagtäglich die Gefahr, dass der Hure etwas passierte – in dem Gewerbe wäre es nicht verwunderlich.
 

Umso schöner war es also für den Brünetten, wenn er zurück zu seinem Musiker konnte und dieser ihn so ganz und gar nach seiner Vorstellung pflegte und umsorgte – spürte Kawashima doch ganz genau, wie sehr viel anders der Sex mit Yukaze war. Nicht nur weil er ihn liebte.
 

Nein.
 

Weil der Sänger ihn ebenfalls Gefühle entgegenbrachte, ihn behandelte als Mensch und nicht als Objekt. Es wurde Haru immer wieder bewusst bei ihren Schäferstündchen – aber auch bei kleinen Alltagssituationen. Da konnte Niya noch so unnahbar erscheinen...
 

Deswegen also auch das folgliche Grinsen welches die Hure dem Sänger nun entgegenbrachte, als beide leicht verschwitzt und mit ungerichteter Kleidung auf den Boden der Scheune verweilten – Haru auf Yukazes Brust lehnend.
 

„Was grinst du so blöd?“ fragte der Musiker recht skeptisch nach und strich sich noch leicht außer Atem die Haare aus dem Gesicht.
 

„...Nichts... du machst mich eben glücklich, ist das verboten?“ zog Haru nun leicht eine Schnute und drehte sich kurzerhand weg von Niya. War schließlich doch etwas peinlich immer so direkt zu sein.
 

Doch der andere musste nur rau auflachen und schloss die Augen entspannend.

„Ein alter Sack macht dich also glücklich?“
 

„Ja.“
 

„Ich tu doch nichts.“ Hauchte er die Worte entspannt hervor und schloss die Augen wieder, worhaufhin Haru den Kopf leicht nach hinten zog und die Brauen skeptisch senkte.
 

Doch!

Natürlich tat Niya etwas – nicht nur etwas, er tat so viel!
 

„Du siehst mich als Mensch...du gibst mir essen, warmes Wasser...deinen Schlüssel...ein Bett – nein... dein Bett, Yukaze...“ brach Haru ganz in Gedanken schwelgend ab und blickte sein Herzblatt wieder an, auf dessen Brust er lehnte.

Seine flache Hand wanderte dabei nun stetig in Kreisbewegungen über die Brust des Sängers, welche ja leider wieder unter dem Stoff des Pullis verborgen lag. Trotzdem fühlte es sich gut an.
 

Es fühlte sich gut an, ihn fühlen zu dürfen.

Seinen Herzschlag zu spüren.

Seinen Atem...
 

Seine Augen zu sehen, als er diese öffnete und nun direkt in Harus Gesicht blickte.

Ein Seufzen entglitt den Lippen jedoch – wie sooft.

„...so wie dein Zuhälter auch.“ meinte dieser dann plump und verursachte Augenrollen bei der Hure, welche sich dann doch ganz abwandte vom Superstar, und sich neben ihn setzte.
 

„Du machst echt immer alles wieder kaputt.“
 

„Ich sage nur wie es ist.“
 

„Nein, du erzählst ständig nur Schwachsinn! Lass mich doch einfach mal glücklich sein, Mann!“
 

„Das kannst du doch.“
 

„Eben nicht, wenn du mir ständig den schwarzen Peter in den Nacken klebst.“
 

„Jetzt fang nicht wieder damit an...“ fuhr sich Niya mit der Hand durchs Gesicht und seufzte wieder.
 

„Ja ja...“ maulte Haru dann nur recht enttäuscht. „Wir sind kein Paar.“ äffte er ihn dann nach und stand schließlich auf. „Ich hab's doch begriffen... halt's mir dann also nicht ständig vor... eine Hure will niemand auf Dauer behalten...“
 

„Das habe ich so gar nicht gemeint du alte Kuh. Du interpretierst ständig viel zu viel in meine Worte du Schwachmat.“
 

„Hm...“ brummte Haru darauf nur von sich und richtete sich nun die Kleidung.
 

Auch Niya bewegte sich und begab sich in eine aufrechte Position. Nur etwas schwer konnte er aufstehen, richtete sich dann ebenfalls etwas und klopfte sich einige Heustengel von der Kleidung.
 

„Was erwartest du eigentlich? Oder was erhoffst du dir von mir Kawashima?“ fing Niya recht ernst an zu sprechen und sah den Jungen direkt an, der jedoch den Blicken des Älteren auswich und schwieg.
 

Im Grunde wussten es doch beide!

Haru sehnte sich nach Niya. Sehnte sich nach Liebe und Zuneigung – die er doch bekam verdammt! Nur warum war der Musiker so zu ihm, wie er es sich doch wünschte?
 

Einfach so?
 

Warum konnte er Haru nicht lieben?

Ihn nicht das gleiche entgegen bringen? Es tat doch immer wieder so unglaublich weh, wenn sich der junge Mann wieder bewusst zureden musste, dass es niemals so sein würde. Dass er niemals der Mensch an Niyas Seite werden würde, der er sein wollte.
 

Obwohl es ihn so unglaublich gut bei Yukaze ging, schmerzte diese Tatsache doch immer wieder aufs Neue sehr.
 

Durfte Haru Liebe erwarten?

War er dazu berechtigt?
 

[Niya:] „Vielleicht hätte ich der kleinen Hure in diesem Moment nicht solch eine Frage stellen dürfen – wahrscheinlich – oder gar ganz bestimmt, war ich nicht einmal berechtigt dazu, da ich die Antwort auf meine eigenen Worte und Gedanken nicht wusste – aber seine Meinung und seine Gefühle ganz genau kannte...
 

Zugegeben, es war mir noch nie leicht gefallen Menschen zu vertrauen oder gar an mich heranzulassen. Ich wollte es auch nie – kam mit meinem Lebensstil, welchen ich pflegte, Jahrelang sehr gut aus.
 

Meine Karriere als Sänger on Stage und meine Karriere als Stecher Backstage.

Zwischendrin meine Freunde Jack und Daniel und meine Mutter Teke an der Bar.
 

Doch dann kam er: Haru.
 

Er kam, klingelte – und ich ließ ihn in mein Haus.

Und ohne dass ich es wirklich bemerkte, war ich doch zu diesem Zeitpunkt schon so sehr von ihm eingenommen, dass ich es wohl unbedingt immer wieder darauf anlegte, seine Zuneigung zu mir zu verdeutlichen.
 

Einfach nur, dass ich mir sicher sein kann, das es noch so war.
 

Grün wie ein Salatblatt, sollte Haru doch eigentlich noch sein in seinem Alter... und ich sollte im Grunde etwas einfühliger werden...
 

Doch wie sagt man so schön?
 

Harte Schale, weicher Kern...
 


 

„Jetz hör schon auf damit.“
 

„Womit denn? Dich zu lieben? Das geht leider nicht Yukaze, ich kann das nicht Rückgängig machen oder löschen!“
 

„Das hab ich gerade nicht gemeint.“
 

„Ach nein?! Ich bin mir sicher dass du das meintest! Du willst nichts Festes, das weiß ich ja nun! Ich finde mich damit ab, dass ich dir ebenfalls nur zum Spaß diene...“
 

„Haru...“
 

„Nein! Schon gut... das ist mein Problem.“
 

„JETZT HÖR MIR DOCH ZU!“
 


 

Der Regen prasselte nach wie vor auf das Dach, der Wind hatte etwas zugenommen und half dem eisigen Nass dabei, die Welt zu taufen.
 

Auch Haru wurde im nächsten Augenblick von Wind und Regen umschmeichelt, als er aus dem großen Scheunentor stürmte.

Er wollte nichts mehr hören, es war ohnehin sinnlos!
 

Es lief immer wieder auf das Gleiche hinaus!

Er war ein kleiner dummer Junge – eine Hure – die einfach viel zu viel erwartete! Dabei bekam er doch schon alles, was er brauchte!
 

Alles was er brauchte.

Alles was er wollte.
 

Wo war denn sein Problem?
 

Haru verstand sich selbst nicht, musste sich auch gerade im Aufkochen der Gefühle zusammenreißen nicht einfach anzufangen zu heulen.
 

Denn auch dafür gab es keinen Grund.
 

Niya konnte den Kleinen leider nicht so schnell aufhalten, da seine Verletzung ihn nach wie vor hinderte. Dennoch konnte er den Idioten jetzt nicht einfach wieder gehen lassen und biss sich somit auch heftig auf die Zunge, und rannte – wie es ihm möglich war – ebenfalls nach draußen – ohne Krücken.
 

„Haru! HARU BLEIB STEHEN!“
 

Doch Kawashima hörte nicht auf ihn, drehte sich stattdessen nur um und kniff die Augen zusammen, da ihm der nasse Wind heftig ins Gesicht peitschte.

Niya folgte ihn – nicht gerade langsam und plötzlich riss Haru die Augen auf und war sehr erschrocken darüber.
 

„KAWASHIMA! WAS SOLL DER SCHEIß?!“
 

Schnell drehte sich Haru also wieder um und wollte weiterrennen, als er bemerkte, dass Niya gerade gerannt war hinter ihm, und zwar ohne seine Gehhilfen! Das sollte er nicht tun! Und mit diesen Gedanken drehte sich die Hure auch schon wieder um und blickte über eine leere Wiese, deren Gras in Wellenartiger Form durch den Wind und den Regen bewegt wurde.
 

Leicht außer Atem sah sich der Junge um und hob schützend die Arme nach oben, um den Wind und den ekligen Regen wenigstens etwas fernzuhalten. Doch weit und breit war nichts, außer eine wild umherwirbelnde Graslandschaft und die Scheune, deren Tore weit geöffnet waren und von Mutter Natur heftig auf und zugestoßen wurden.
 

Das Heulen des Windes und das Knarren und quietschen der alten Holzfassade verliehen dem ganzen Augenblick seine eigene Wirkung.
 

„...Niya?“
 

Er war weg!
 

Haru blickte sich um, hielt die Hände schützend vor sein Gesicht und ging einige Schritte zurück. War das ein blöder Witz?
 

Aber Yukaze war doch eben noch hinter ihn!

Vielleicht ist er gestürzt und hat sich wehgetan?
 

Zwischen all dem hohem Gras lagen immer wieder Steinschotter und Unebenheiten. Lag also nahe, dass der Sänger mit seinem Ohnehin verletzten Bein gestürzt war, vielleicht sogar auf einen der Schotterhäufchen? Vielleicht hatte er sich schlimm am Kopf verletzt?
 

Warum handelte Haru auch so blöd, wie ein zwölfjähriges Mädchen und war einfach weggerannt?
 

Gedanken über Gedanken schossen dem Kleinen nun binnen Sekunden durch den Kopf und er verstand sich selbst nicht – wie so oft!
 

„YUKAZE?!“

Der Wind schien den Schrei zu schlucken.
 

Haru bekam wirklich Angst, immerhin war es bereits dunkel geworden. Dank der Stadt und deren Lichter konnte man genügend erkennen auf dem Berg und trotzdem hatte Haru Angst bei dieser Atmosphäre!
 

Immer weiter lief er zurück und dachte plötzlich an den letzten Horrorfilm, welchen er gesehen hatte mit einem Freund. Von wegen Axtmörder und solche Späße...
 

„NIYA?! DAS IST NICHT KOMISCH!! NIYA!!“
 

Das Scheunentor wurde von der Hand der Natur geöffnet und wieder geschlossen. Immer wieder öffnete sich somit eine dunkle Lücke, die fast unweit zu sein schien und Harus Herz begann immer mehr zu pochen. Bis eben war er doch selbst noch in der Scheune... warum hatte er jetzt Angst davor?
 

Heulende Geräusche des Windes nahm er nun ganz intensiv wahr. Das Gefühl, jemand würde plötzlich hinter einem stehen wurde immer stärker. Der Drang danach wegzurennen flammte in ihn auf.
 

Panik!
 

Wieder drehte er sich in alle Richtungen, ging einige Schritte näher zur Scheune und drehte sich auch wieder nach diese um, als er endlich den Sänger in der Wiese liegen sah. Schockiert sah er den regungslosen Körper des Musikers im nassen Gras liegen. Ein Arm lag über seinem Gesicht.
 

Harus Augen wurden nach und nach wieder groß und erst beim nächsten Knarren des Tores riss ihn die Realität aus seiner kurzzeitigen Schockstarre.
 

„Niya? Niya!?“
 

Schnell Kniete sich der Junge zu ihm, und hatte ganz schlimme Gedanken.

Wie sollte er den Musiker zurück nach Hause bringen? Würde er wieder aufwachen? Hatte er sich schlimm verletzt?
 

Die Hände begannen zu zittern, die Beine wurden schwer, das Herz raste - die Hure geriet in Panik, legte die Hände flach an die Schultern des Schwarzhaarigen und rüttelte ihn einfach.
 

„Niya!?“
 

Doch dann zog der Sänger seinen Arm von seinem Gesicht und blickte Haru ganz gelassen an – schüttelte aber den Kopf.
 

„Wie dämlich bist du eigentlich? Warum rennst du weg?“
 

„...was?“ puffte es aus Haru heraus, der gerade schlimme Dinge gedacht hatte und zog vor Schreck seine Hände zurück.
 

Niya setzte sich nun hin, hielt sich aber sein verletztes Bein fest – es war nicht gut gewesen das er so gerannt war, deswegen hatte er sich einfach in die Wiese gelegt um abzuwarten ob seine Hure wirklich wie ein Boomerrang zurückkam.
 

Fazit:
 

Es funktionierte.
 

„...du.... DU BLÖDER ARSCH! ICH HATTE GRAD ECHT ANGST, MANN!!“ boxte der Junge nun auf den Musiker ein und ließ auch nun den Tränen freien lauf – das war echt zu viel gewesen für seine Nerven. „WIE KANNST DU MIR SOWAS ANTUN?! ICH DACHTE DIR IST SONSTWAS PASSIERT! DU BLÖDMANN! DU DÄMLICHER MISTKERL!!“
 

Niya hingegen packte nach den Handgelenken des Prügelnden und hielt die Heulsuse dann schließlich fest.
 

„Haru, hörst du mir jetzt mal zu?“ fragte der Sänger nun ganz ernst und doch behutsam, blickte seinen Schützling dabei direkt an. Seine Stimme war so sanft dabei, dass selbst das Unwetter dadurch zu besänftigen sein würde, wenn da nicht die schluchzenden Laute seines kleinen Buben die Nacht durchdringen würden.
 

Er weinte bitterlich vor sich hin und hatte die Augen geschlossen, ließ sich aber von Niya festhalten und nickte einfach zustimmend mit offenem Mund und heulenden Lauten.
 

„Ich hab weder was dagegen, noch dafür gesprochen was das hier zwischen uns ist. Also hör auf ständig so zu reagieren als seien wir verheiratet oder sowas! Wir sind nicht verheiratet. Und selbst wenn wir sowas wie ein Paar wären... oder sind... hör auf ständig so unglaublich viel in meine Worte zu interpretieren du Idiot.“
 

Noch immer heulte der Kleine ganz ungehalten und recht laut vor sich her, als sei er gerade vier Jahre alt – dennoch hörte er dem Älteren zu.
 

„Ich mag dich, falls dus noch nicht begriffen hast! Und ich freue mich wenn du wieder zu mir kommst und bei mir bist! Meinst du ich gebe dir umsonst meinen Schlüssel? Und mein Bett!?“
 

„N-neiihiin!“ kam es gedehnt weinend durch die Lippen.
 

„Na also... und jetzt hör auf zu heulen wie ein kleines Mädchen!“
 

„A-aber... ich hatte grad echt... voll angst Maaaaann~...!“
 

Niya verzog das Gesicht, seufzte ganz tief und schmunzelte dann.

„Gehen wir nach Hause? Du musst mir aber helfen...“
 

Mit weit nach unten gezogenen Mundwinkeln wurde Niya nun angesehen, ehe ein Nicken folgte. „Hiija~“
 

...
 

Der Spiegel des Badezimmers war beschlagen und das heiße Wasser aus dem Duschkopf prasselte in das Porzellanbecken. Die Glastüren waren ebenfalls zu Milchglas geworden und waren mit einigen Handabdrücken verziert.
 

Zwei sanfte und doch starke Hände glitten der Seite entlang über die feine Haut des Oberkörpers, welcher den Kopf in den Nacken legte und zwei fremde Lippen daraufhin auf der feinen Haut lagen.

Wasser überströmte die nackten Leiber - ließ sie glänzen. Wasserperlen bahnten sich ihre Wege durchs Haar, über die Gesichter und Hände.
 

Haru schob seine Unterlippe zwischen die Zähne und drückte das Kissen fest an seinen Körper, als plötzlich zwei Lippen neben sein Ohr geführt wurden und die Stimme von Yukaze seinen Gehörgang erhellte.
 

„Das sieht mir aber nicht nach Gummibärenbande aus...“
 

Die Nackenhaare der Hure stellten sich augenblicklich auf, die Augen weiteten sich und die Hand ergriff aus Reflex die Fernbedienung und wurde auf den Bildschirm gehalten.
 

„Ich hab, ich hab... ich wollte eigentlich was andres... ich wollt das gar nicht!“ haspelte der Kleine dann von sich und wurde fast schon etwas rot. Immerhin hat Niya ihn gerade beim Pornogucken erwischt! Dabei dachte Haru der Sänger verweilte noch etwas im Badezimmer um sich richtig aufzuwärmen wieder!
 

Haru selbst hatte längst heiß geduscht, als sie nach Hause gekommen waren – doch anscheinend war ihm die Dusche nicht heiß genug gewesen.
 

Der Musiker hingegen lehnte nur gelassen über der Couch und hob recht galant die Brauen mit einem Schmunzeln. „Klar,...“ gab er nur recht wissend von sich. „Per Zufall auf die Liste mit den Kanälen geklickt, hm? Und das Passwort? Hast du per Zufall natürlich auch einfach mal fix eingetippt.“
 

Okay – die Sache wurde sehr peinlich!
 

Immerhin hatte Yukaze die „Erwachsenen“ Sender erst vor kurzem gesperrt mit einem Passwort dass Hanna nicht - aus welchen Gründen auch immer - auf diese Kanäle gelangte – obwohl er sie nicht Fernsehen ließ – aber bei Kindern und unachtsamen Momenten wusste man schließlich nie.
 

„Na schön!“ schnaubte der Brünette dann nur. „Ich hab mir erlaubt bei einem Porno reinzuschaun während du duschen bist!“
 

„Aha!“ spielte man dann nur sehr überrascht und stemmte dazu die Hände in die Hüften. „Na sieh einer an, dass hätte ich jetzt gar nicht von dir gedacht. Ist dir dein Leben nicht schon genug Porno?“
 

„Lass den Scheiß...“ brachten schmollende Worte das Denken zum Ausdruck und schnell wurde ziellos umgeschalten, bis wohl die Nachrichten des Abends als angemessen erschienen und der Sender schließlich gelassen wurde.

Die Fernbedienung landete daraufhin wieder auf dem Tisch und der Jugendliche zupfte am Sofakissen herum – war doch peinlich... irgendwie.
 

Yukaze hingegen konnte nicht anders als zu lachen und lehnte sich anschließend wieder über das Möbelstück, erneut die Lippen an das feine Ohr platziert, welches von feinen brünetten Strähnen umschmeichelt wurde. Doch diese wurden kurzerhand ganz sanft hinter das Ohr geführt.
 

Harus Atem stoppte, die Nachrichten schienen ganz leise zu werden und der Blick wurde soweit es ging in Richtung des Musikers geworfen, welchen er leider nicht wirklich sehen konnte – aber dafür spürte er seine Aura ganz intensiv.
 

„Wie wäre es... wenn wir zunächst Abendbrot essen...“ fing Niya an zu flüstern und streifte mit Absicht immer wieder mit den Lippen die Ohrmuschel des Jungen, der eine überwältigende Gänsehaut bekam am gesammten Körper und ohnehin leicht erregbar war in diesem Moment. „Ich hab uns Pizza bestellt...“ hauchte Niya weiter und streifte wieder über die Ohrmuschel. „Und da es sowieso schon spät ist... gehen wir dann nach oben... und dann... mein Schatz...“
 

Die Zunge fuhr nun liebevoll über die Haut – Harus Nackenhaare stellten sich auf.

Die Hände des Schwarzhaarigen legten sich flach auf die Schultern des Sitzenden, glitten dann ebenso flach über die Brust, welche unter einem schlichten weißen Shirt verborgen lag.
 

Ihm wurde warm.

„... Yukaze... nicht...“
 

Ein Grinsen zierte die Lippen des Sängers. „...dann zeig ich dir mal... dass ich dir alles geben kann, was du möchtest... wirklich... alles...“
 

Heftig stieß das junge Herz nun gegen die Brust, als die Worte des Sängers verstummten, die weichen Lippen jedoch nach wie vor an der Ohrmuschel lagen und diese abgrundtiefe Gänsehaut und dieses abgrundtiefe Feingefühl hervorrief.
 

„...Yukaze... ich... du... ich mein...“ stammelte Haru von sich und schluckte nun. Fest krallte er die Finger immer wieder in das Kissen und sein Blick wurde glasig.
 

Ein komischer Tag war das.

Was passierte hier gerade?

Warum schien heute alles so anders zu sein?
 

Anders – und doch gleich – aber verdammt gut!
 

Doch seit wann brachte man den Kleinen so aus der Ruhe?!

Was war nur los mit ihm?
 

„Ich bin wahrscheinlich eine Ausnahme, laut deinen Worten, aber ich möchte die Hure behalten, die ich hier sitzen habe...“
 

Sanfte und verruchte Worte waren es, wenn man diesen tiefgründigen Sinn, dieser Worte erfasste.
 

Die Nachrichten rückten in weite Ferne, dafür rückte der Kloß im Hals der Hure immer mehr auf die Luftröhre – er hatte einen Frosch im Hals.
 

Er könnte heulen, er könnte schreien, er könnte einfach nichts tun... seine Gefühle fuhren Achterbahn! Diese doch simplen Worte von Niya, sie waren so bedeutsam für den Brünetten, dass er nicht wusste in welcher Art und Weise er seine Glückshormone nun ausschütten sollte.
 

Die Vorlaute Zunge war weg, stattdessen saß auf der Couch des Musikers ein augenscheinlich stinknormaler Jugendlicher, der am liebsten schon wieder heulen würde.
 

...
 

[Haru:] „Wir spielten beide mit dem Feuer, ohne wirklich zu wissen, wie schnell sich eine Flamme ausbreiten konnte.
 

Ich wusste dass es falsch war bei ihm zu sein.

Ich wusste dass es falsch war ihn zu lieben!
 

Doch konnte ich nicht anders, als es auszukosten!
 

Das Schlimme ist doch, wenn man es genau wusste und dennoch gegen den Verstand handelte – einfach weil es diese Momente waren im Leben, die das Leben so tiefgründig machten und Erinnerungen entstanden, die den Lippen deines Gesichtes ein Lächeln aufzauberten und dein Herz zum wohligen Rhythmus verleiteten...
 

Ich wusste dass sich Yukaze ganz bewusst auf mich einließ – diese Tatsache machte es mir nochmal genauso schwer vernünftig zu handeln. Doch in diesem Augenblick, an diesem Abend – der wohl der Schönste in meinem Leben war – war es ohnehin schon zu spät...
 

... ich liebe Niya!

Wie hätten andere gehandelt an meiner Stelle?
 

Wer liebt, der dachte nicht nach – der handelte einfach!
 

...
 

Wann wurde ein Moment im Leben als Perfekt betitelt?
 

Wenn es Essen von Mutti gab und man selbst aus dem Studentenwohnheim kam? Dort gab es nur Dosenfraß die ganze Woche, Alkohol und angebrannte Spaghetti. Und dann kam man nach Hause und bekam frisch gemachte Klöße, mit selbstgemachter Soße und feinem Rinderfilet vor die Nase gesetzt?
 

Perfekt!
 

Die perfekten Momente eines Musikers, wie sahen die wohl aus?
 

Die richtige Rhytmik im Zusammenspiel aller Bandmitglieder.

Die Tabs wurden einstudiert und umgeschrieben – plötzlich, mitten beim Songschreiben, klimpert der Leadgitarrist auf der Gitarre herum und schlägt einen Ton an, der einfach absolut gut auf dem Notenblatt aussah!
 

Perfekt!
 

Die perfekten Momente einer Hure hingegen?

Haru zählte sein Geld, brachte seinen Anteil zum Zuhälter und den Dealern und es blieb noch genügend übrig um sich etwas zu Essen zu kaufen...
 

Das waren sehr groteske, aber perfekte Momente einer Hure.
 

...
 

„Ah~! Niya~...“
 

Der junge Körper regelte sich im Antlitz des – kitschigen - Kerzenscheins in den weißen Laken des großen Bettes eines berühmten und beliebten Musikers – welcher ihm genau solche Bewegungen und Laute entlockte und entzückte.
 

Sie hatten oft Sex.

Doch jetzt war es anders, denn Haru konnte sich komplett fallen lassen und musste absolut nichts tun, außer sich Niya hinzugeben – was ihm nicht sonderlich schwer fiel.
 

Noch nie hatte sich der Brünette so fallen gelassen!

Noch nie hatte ihm jemand so viel schöne Gefühle und Berührungen geschenkt – Yukaze machte Ernst mit seinem Worten!
 

Er gab ihm wirklich alles!
 

Hatte sogar Kerzen aufgestellt in dem sonst dunklen Schlafzimmer und eine Tube Schlagsahne mit in Einsatz gebracht – sowie eine kleine Federboa, seine geschickte Zunge, seine warmen Finger und die sinnlichen Lippen. Die anrüchige Stimme, die verruchten Blicke, als auch verbotene kleine Worte und diverse andere Körperteile...
 

Das war mehr als Perfekt!
 

Fest presste sich der Hinterkopf in das Laken, die Hände suchten fahrig Halt am schönen Rücken des Sängers, welcher mit seinem atemberaubenden Körper über den Jungen gebeugt war und die schönsten Gefühle schenkte, die es wohl geben konnte.
 

„Und? Kommt meine Nachricht jetzt bei dir an, Schnucki?“ hauchte die Sängerstimme verrucht hinab zum Lustvoll gezierten Gesicht der Hure.
 

„Oh ja~... ja~ ...“ bekam er die gedehnte Antwort und zwei glänzende Pupillen blickten lustverschleiert zu ihn hinauf. Die haltsuchenden Hände wanderten dabei in den Nacken von Yukaze und zogen ihn nun hinab.
 

Die Lippen wurden versiegelt, unterstrichen von gedämpften Lauten und anschließend umschmeichelt von einer fahrigen und fordernden Zunge, welche ohne Umschweife in Empfang genommen wurde.
 

Rhythmus – gefunden.

Geld – nicht vorhanden, aber genügend übrig.

Tonart – wundervoll.

Der Partner – ein Traum!
 

Moment: überaus Perfekt!
 

„Ohhh~ Niya~ ... Niya~ ... ich liebe dich!“
 

Die Züge des Großen wurden ganz weich, ein Lächeln legte sich auf die weichgeküssten Lippen, sein Körper sprach mit dem von Haru.
 

„...ich weiß... mein Sonnenschein...“
 

„AHHHH~!“
 

-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.->
 

next?
 

ゆ-chan

Your Guardian Angel

Sooo, Freunde der guten Unterhaltung ;P
 

Ich habe mir viel Mühe gemacht und zwei Kappis zusammengefügt, weil ich jetzt etwas weniger Zeit habe die nächsten Monate zu schreiben.
 

Ich hoffe es ist nicht zu oberflächlich gestaltet – ich werde auf einige Szenen natürlich im nächsten Kappi näher eingehen – solange überlasse ich eurer Fantasie das Denken und ausfüllen der Lücken. =)
 

Aber ohnehin sollte die FF ja nicht so tiefgründig werden »° *hust*

Eigentlich xD
 

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[_Step.7_]
 


 

Verschneite Wälder, Berge und Täler.

Chaos auf den Straßen, da es seit Tagen durchweg schneit.

Die Rush Hour zieht sich an solchen Tagen und Wochen lang wie Kaugummi und man möchte behaupten nie zu Hause anzukommen und stattdessen im Büro zu übernachten.
 

Eisiger Wind aus Russland streifte über das Land.

Der Grund für die spröden Lippen des Sängers, welche ganz zart an der weichen Stirn seiner Tochter lagen.
 

Fernab von Schneegestöber.

Fernab von hetzenden Menschen.

Fernab vom ganzen Chaos und Stress...
 

Niya: „Meine Verletzung vom Januar war nun recht gut verheilt – immerhin war es nun Anfang März – ich hatte also fest damit gerechnet zu diesem Zeitpunkt wieder fit zu sein.
 

Genauso fest hatte Sabrin mit mir gerechnet – dass ich mich um meine Tochter bemühe...
 

Aber irgendwie hatte ich ganz andere Dinge im Kopf, wie die nächste Tour im Sommer, oder den nächsten Auftritt, das neue Konzept und einige Texte, welche mir noch nicht zusagten.
 

Auch verbrachte ich viel Zeit mit meiner Gitarre, um nicht aus der Übung zu kommen und natürlich im Sportraum der Physiotherapie.
 

Und wenn ich dann doch einmal bei meiner Tochter vorbeikam, dann hatte sie bislang immer geschlafen – weil Yuya mit ihr spazieren war, sie gefüttert hatte, mit ihr spielte... bla, bla bla...
 

Zugegeben, ich war - und bin – überfordert mit der Vaterrolle und muss mich nach wie vor noch damit anfreunden. Vor allem aber diese Gefühle, die ich so noch niemals gespürt habe in meinem Leben – sie sind so befremdlich, machen mich nahezu weich!
 

Und wo ich schon bei diesem Thema bin, hat es mein Sonnenschein ganz besonders geschafft, dass ich so ein Softie werde!
 

Warum?
 

Weil ich mir Sorgen um ihn mache – seid 4 Wochen hab ich ihn nicht mehr gesehen! Ich habe keine Ahnung was mit ihm los ist, wo er ist, wie es ihm geht!
 

Vielleicht ist er tot!
 

Ich rede mit niemandem darüber und nach außen hin bin ich nach wie vor der Yukaze, den man kennt... aber wahren Freunden, kann man nichts vorgaukeln...
 

...selbst meine Bandkollegen haben bemerkt, dass mich irgendetwas bedrückt.
 

Dabei versuche ich mir ständig auszureden, auch nur irgendwie Interesse für den Stricher zu haben!
 

Und wenn es an manchen Tagen ganz schlimm ist, gehe ich nicht wie gewohnt in meine Bar und such mir einfach etwas Nettes zum Vögeln.
 

Nein.
 

Ich gehe zu meiner Tochter...
 

...mein Leben ist ein Arsch – genau wie ich!“
 

Sabrin war verwundert gewesen, als der junge Musiker nun innerhalb von zwei Wochen schon zum fünften Male auftauchte, um sich um Hanna zu kümmern, beziehungsweise sie einfach nur sehen wollte.
 

Die Mutter war natürlich sehr erfreut über den plötzlichen Wandel vom Auftreten des Vaters, da er sich kaum hatte Blicken lassen, seit ihrem Gespräch wegen der Pflege und dem Sorgerecht. Dennoch spürte selbst die euphorische Blonde, dass etwas mit Niya passierte.
 

Sabrin hatte selbst seine Schwester Ria schon auf Yukaze angesprochen, doch die hatte wie erwartet nichts festgestellt - was hätte anders sein sollen an ihrem Bruder?
 

Hauptsache die große Tochter beim Onkel absetzen, weil sie schon wieder einen neuen Kerl daten musste. Den Vater ihres noch Ungeborenen hatte sie vor drei Wochen in die Wüste geschickt... Wie erwartet.
 

Je mehr Sabrin darüber nachdachte, welche Familienverhältnisse bei den Yukazes herrschten, konnte sie dem Musiker nie lange richtig böse sein.
 

Es war doch kein Wunder dass er ein Arschloch war!
 

Und trotzdem musste man Niya einfach lieben.
 

Gerade in solchen Augenblicken, wie diesem, überkam der sonst so hysterischen und aufbrausenden Blonden eine Art der Erleuchtung.
 

Die Augenblicke, wenn sie im Türrahmen lehnte zwischen Küche und Wohnzimmer, um nachzusehen ob bei Kind und Vater alles ok sei, dann bot sich der jungen Frau ein Bild für die Götter – man mochte es fast zeichnen, so tiefgründig fühlte sich der ruhige Moment des Betrachtens an.
 

Da lag der frischgebackene Vater auf der Couch und hatte die Tochter mit dem Bauch auf seiner Brust liegen. Die kräftige und doch zarte Hand des Musikers lag schützend auf dem Rücken des Neugeborenen, welches sich sichtlich wohl fühlte beim Papa und seine kleinen zarten Händchen fest in den Pulli grub. Die weichen Lippen des Sängers lagen liebevoll auf der Stirn des Kindes und beide hatten die Augen geschlossen.
 

Ein Moment, der so nicht zu beschreiben war.

Ein Moment, der so ewig wirkte.

Ein Moment voller Gefühle, Geborgenheit und Frieden.
 

Ein Moment, welcher doch so kurz war.

Ein Moment der Liebe...
 

Liebe.
 

Liebe allein reichte nicht aus, um es auf den Punkt zu bringen und Sabrins Lippen zierte unweigerlich ein sehr zufriedenes und gar berührtes Lächeln.
 

Stundenlang könnte sie dieses Bild betrachten.
 

„Keine Spur von Arroganz und Anmut.“ flüsterte Yuya nun seiner Verlobten von hinten angeschlichen ins Ohr, welche kurz aufkicherte.
 

„Ich sage doch, wenn Niya will, ist er ein richtiger Softie.“
 

„Du meinst, wenn er sich unbeobachtet fühlt, dann könnte man ihn dabei erwischen, dass er eigentlich einer ist.“
 

Den Kommentar ließ die Verlobte einfach im Raum stehen und gab Yuya einen liebevollen Stoß mit den Ellenbogen.
 

Wenn man bedachte, dass Niya nie eine Familie hatte im eigentlichen Sinne – woher sollte er dann wissen, wie so etwas funktionierte?
 

Die Alkoholabhängige und verschuldete Mutter war vor zwei Tagen in eine Entzugsklinik gebracht wurden – von der eigenen Tochter, die behauptete dass sich die Mutter umbringen wollte, was so jedoch nicht stimmte...
 

Niya hatte erst Gestern davon erfahren und mal wieder so getan, als sei es ihm scheiß egal. Im Endeffekt jedoch, ganz tief im Inneren, traf es den jungen Mann jedoch sehr. Nie vergingen einige Tage ohne dass jemand in der Familie stresste und Ärger bereitete. Und auch wenn es der Musiker nie zeigen würde, liebte er seine Mutter dennoch.
 

Es war eben seine Mutter – die Frau, welche ihn das Leben schenkte.
 

...
 

Und wieder verging ein Tag an welchem der junge Mann nicht wusste was aus seinem Sonnenschein geworden ist. Dafür häuften sich die Aufträge stetig von Woche zu Woche, je besser sich Yukaze fühlte und die Verletzung schließlich bis zum Sommer verheilt war und somit zog die Zeit über das Land, taute den Schnee weg und malte die Welt wieder mit bunten und kräftigen Farben an...
 

Kleinere Auftritte in der Stadthalle konnte die Band ende März wieder geben und jedes noch so kleine Konzert oder auch so winzig kleiner Live Auftritt war gut besucht und angelte sich immer mehr Fans.
 

Neues Album, neue Songs, neue Texte und zahlreiche Medienshows im Fernsehen und Rundfunk – gar bei der internationalen Presse wurden sie sehr häufig erwähnt. Die jungen Männer standen wieder mitten im Geschäft, es hätte nicht besser laufen können!
 

Ein perfektes Leben...
 

Nein.
 

Wenn Niya auf der Bühne stand.

Seine Texte schrieb.

Bei den Proben war oder den neuen Gig besprach, so hätte man laut seinem Gesichtsausdruck und seiner ganzen Euphorie darauf schließen können, dass sein Leben mehr als perfekt war.
 

Doch das war es nicht.
 

Ein perfektes Leben als Musiker und Vater sah anders aus.
 

Niya: „Ich hoffte auf den kommenden Sommer – hoffte auf neue Gefühle und neue innere Einstellungen, doch je näher die sonnigen und warmen Tage rückten, je wehleidiger wurde ich.
 

Nach außen gab ich mich natürlich robust und war im Glauben dass ich mich so verhielt wie sonst auch.
 

Oft war ich bei meiner Tochter, sah sie langsam aufwachsen, konnte bei jedem Besuch und jeden Spaziergang mit ihr sehen, dass sich wieder etwas kleines verändert hatte an ihr. Dass sie wieder mehr von der Welt erfahren hatte und lernte.
 

Unbeschreibliche Gefühle waren das für mich - Unbeschreiblich schön.
 

Ich besuchte sogar meine Mutter in der Klinik und musste feststellen, dass es ihr dort recht gut erging.
 

Mit meinen Jungs war ich längst wieder on Stage und das neue Album und die neue Single sind ebenfalls am Kommen. Es macht Spaß wieder an einer großen Sache zu arbeiten und auch die Tagelangen Video Drehs fordern Spaß und Professionalität.
 

Man könnte nun also wirklich meinen, ich müsste einer der glücklichsten Menschen auf den Planeten sein.
 

Fehlanzeige.
 

Mir fehlt etwas ganz Wichtiges... und die Ungewissheit die mich nun seit einem viertel Jahr beherrscht, macht mich nahezu fertig... es macht mich so fertig dass ich sogar ärztliche Hilfe gesucht habe vor einigen Tagen – da ich nicht schlafen kann...
 

Nein im Ernst – ich habe das Gefühl innerlich zu zerreißen.

Tag um Tag ein Stückchen mehr...
 

Ich habe Angst – ich weiß nicht was mit mir passiert!

Es verändert sich auf einmal so viel!
 

Seitdem er in mein Leben trat...“
 

Ende Mai.

Ein warmer Vorsommerlicher Frühlingstag – Sonntag.
 

Die Band hatte sich am Tag zuvor nochmal richtig in die Proben für das neue Album gekniet und bis in die frühen Morgenstunden geprobt. Der Manager war sehr zufrieden mit ihrer Arbeit und somit gönnten sich die jungen Männer einen ruhigen und entspannten Sonntag.
 

Alle, außer Niya.

Der konnte mal wieder nicht schlafen, war nach den Proben einfach vom Auto wieder zurück in den Proberaum gegangen und setzte sich auf die große schwarze Ledercouch in der Lümmelecke, um nahezu stundenlang die Wände anzustarren, welche mit Auszeichnungen, Platten und Fotos verziert waren. Jedes einzelne Element erzählte eine Geschichte und besaß viel Erinnerung. Egal was sich Yukaze ansah – vor seinem inneren Auge tauchten alle Momente wie in einem Film auf.
 

Sei es ihre erste Platte die sie überreicht bekommen haben vom Bürgermeister – damals, mit gerade mal 16. Um Himmelswillen, wie aufgeregt sie waren! Und wie daneben sie sich benommen haben, nur um guten Eindruck zu hinterlassen – Worte benutzt, die zwar gut geklungen haben, aber eine völlig falsche Bedeutung hatten...
 

Niya schüttelte den Kopf als er daran dachte, wie peinlich sie doch waren – peinlich mit der Absicht sich eben nicht kindisch und rebellisch aufzuführen. Doch dadurch wurden sie sehr sympathisch.
 

Ein zerbrochenes Skateboard, welches Yuu auf einer ihrer Touren dabei hatte und einen echt komischen Unfall damit hatte – ihm war nichts weiter passiert dabei und Niya musste unweigerlich auflachen als er daran dachte, wie das Skateboard Zweigeteilt wurde.
 

Eine leere Zigarettenschachtel – auch sie erzählte eine Geschichte. Die Geschichte der brennenden Scheune – auch hierbei war nichts Ernstes passiert und wieder musste Niya heißer lachen, als er das alte Stück Pappe ansah.
 

Das Foto vom letzten Sommer auf Sizilien. Braungebrannte Körper, lachende und sehr glückliche junge Männer, mit Alkohol am Strand und einem aufblasbaren Delphin, auf welchem der Drummer saß – in dem Moment war das Teil auch schon zerplatzt...
 

Unzählige Erinnerungen, welche der Leader niemals missen möchte.
 

Doch dann lehnte er sich zurück in das Polstermöbel und fuhr sich über den ehemals verletzten Oberschenkel. Eine kleine Narbe war zurückgeblieben, fühlte sich seidenglatt an, auch durch die dünne Stoffhose, welche er trug... eine Erinnerung welche er vergessen wollte... obwohl Sie doch zu sehr schönen Gedanken führte, welche die Nächte gespeichert hatten, in welchen er nicht alleine zu Hause geschlafen hat.
 

Morgenstunden, in welchen er nicht alleine aufwachte – gar liebevoll geweckt wurde...
 

Unfassbar was ein Mensch mit einem anderen Menschen anstellen konnte – obwohl er doch gar nichts tat!
 

Obwohl er schon 4 Monate aus dem Leben des Musikers verschwunden war...
 

Seufzend ergriff die Hand des Musikers die Bierflasche welche sich auf dem Tisch befand und nahm einen Schluck. Kehle und Speiseröhre wurden unmittelbar mit dem herben Getränk benetzt, welches die Augen des jungen Mannes mit jedem weiteren Schluck auf Hochglanz polierte.
 

...
 

”When I see your smile,

Tears roll down my face

I can't replace

And now that I'm strong, I have figured out,

How this world turns cold and it breaks through my soul

And I know I'll find deep inside me,

I can be the one…”
 

Allein im Proberaum, im Arm die Gitarre, die Beine leicht angewinkelt auf dem Podest sitzend welches zur Probe mit den Instrumenten diente, zupften und schlugen die galanten Finger des jungen Mannes die Saiten in einer lieblichen und schmerzhaften Melodie, welche mit Text anhand der Stimme verfeinert wurde – nahezu den Moment perfektionierte.
 

Die Augen geschlossen, nur eine der gedimmten Lämpchen am Pult erhellte den Raum, verlieh dem Gesang und der Melodie die richtige Atmosphäre um traurig zu sein.
 

So interpretierte es der Drummer der Band und zugleich der beste Krankenpfleger und beste Freund des Leaders, welcher kurz in den Proberaum zurückgekommen war, weil er sein Handy dort liegen lassen hatte.
 

Doch was er dann vorfand, war eine Art Szenario für Herz, Seele und Gehörgang. Gänsehaut lief über seine feine Haut und er verhielt sich ganz ruhig, um die Atmosphäre nicht kaputt zu machen.
 

Erst hatte sich Yuu gewundert warum die Türe nicht abgeschlossen war, doch dann hatte er im Gang des Gebäudes schon die Stimme von Niya erkannt und schlich nahezu in den Proberaum, um zu verhindern, dass Yukaze aufhörte.
 

Zwar legte Niya in jedem seiner Lieder Gefühl und Emotion – doch das was sich dem Kollegen und Freund hier bot, war wirklich unbeschreiblich... er konnte den Musiker nahezu schreien hören – obwohl es doch ein sehr intensives und ruhiges Lied war... doch wusste er schon lange dass dem Leader etwas schwer zu schaffen machte und genau diese Vermutung bestätigte sich nun für Yuu.
 

Es machte ihn traurig, aber zugleich glücklich...
 

”I will never let you fall

I'll stand up with you forever

I'll be there for you through it all

Even if saving you sends me to heaven
 

It's okay,

It's okay,

It's okay-ay-ay-ay-ay
 

Seasons are changing,

And waves are crashing,

And stars are falling all for us

Days grow longer and nights grow shorter,

I can show you I'll be the one
 

I will never let you fall

I'll stand up with you forever

I'll be there for you through it all

Even if saving you sends me to heaven…”
 

Doch was genau bedrückte Niya?
 

Yuu konnte ganz genau spüren, wie sehr es den Musiker belastete.

Er fühlte die Emotionen ganz tief im Inneren, welche von dem Anderen ausgingen.
 

Doch was sollte Niya schon groß antworten würde man ihn darauf ansprechen?

Nie im Leben würde er Yuu sagen dass er sich sorgen machte und nicht schlafen konnte, weil er ständig nur an diese Hure dachte!
 

Die Hure, welche von Yuu eine heftige Standpauke bekommen hatte damals, nachdem er das ganze erfahren hatte in was sich Yukaze da wortwörtlich reingeritten hatte.
 

Zudem passte es nicht zu Yukaze so ein Softie zu werden oder gar zu sein!

Allein aus diesen Grund würde er niemals mit jemanden darüber reden und stattdessen versuchen den stechenden und brennenden Schmerz, welcher ihn oft die Luft zum Atmen nahm zu ignorieren – zu beseitigen – versuchen zu vergessen!
 

Doch wie zum Teufel sollte er ihn vergessen können?
 

Wie sollte er das anstellen, wo er doch genau bei diesem Lied, welches er neu geschrieben hatte, ununterbrochen an Haru dachte!
 

Weil er es wegen ihn geschrieben hat!

Nur wegen ihn! Nur für ihn... er hatte es sich doch so sehr gewünscht...
 

Einen beschissenen Song hatte er sich gewünscht, nur für ihn alleine... warum hatte Niya ihm diesem niemals gegeben?

Warum hat er ihm nie den Wunsch erfüllt, wenigstens alleine vor ihn mit der Akustik Gitarre zu singen?
 

Warum nur war Yukaze so ein rießen Arschloch zu den Menschen, die er mochte?

Wovor hatte er eigentlich Angst?
 

Und warum hatte er so spät begriffen, dass Haru nicht einfach nur ein freakiger Fan war, der Höhenflüge durchlebte und noch grün hinter den Ohren war!
 

Es war doch so unglaublich schwer als Berühmtheit Halt und wahre Gefühle von einem fremden Menschen zu bekommen... es war so unglaublich schwer Vertrauen aufzubauen...
 

“ 'Cause you're my, you're my, my-e-y-e-y,

My true love, my whole heart

Please don't throw that away

'Cause I'm here for you!

Please don't walk away and,

Please tell me you'll stay!
 

Whoa-oh-oh-oh-oh-oh!

Stay!

Whoa-oh!
 

Use me as you will!

Pull my strings just for a thrill!

And I know I'll be okay,

Though my skies are turning grey!”
 

Wie unglaublich zerbrechlich die Atmosphäre wirkte.

Yuu glaubte mit jedem Atemzug den er machte viel zu laut zu sein, glaubte damit die Ruhe und die Innigkeit dieses Augenblickes zu zerschneiden, bis er auseinanderfallen würde.
 

Der Drummer traute sich kaum zu atmen, hing aus sicherer Entfernung an den sinnlichen Lippen des Schwarzgefärbten, welcher die Augen nach wie vor geschlossen hatte und den Song durch den Raum schweifen ließ.
 

Jede Note die gespielt wurde, jeder Ton der gesungen wurde und jede noch so kleine Mimik im Gesicht schienen mehr Gefühle zu deuten und zu offenbaren als es Worte jemals beschreiben könnten.
 

“I will never let you fall!

I'll stand up with you forever!

I'll be there for you through it all,

Even if saving you sends me to heaven!”
 

Niya wollte die Hure nicht vergessen!

Er wollte ihn wiedersehen!
 

Er wollte sein Lachen sehen,

seine Stimme hören,

seine strahlenden Augen funkeln sehen...
 

Er wollte den Duft des Jungen wieder im Raum haben, welcher ein Gemisch aus Nikotin und Parfum war. Es mochte penetrant klingen und für manch einen abartig erscheinen, aber es war ein ganz leichter Duft gewesen, welcher Haru umgab.
 

Er vermisste ihn!

Er vermisste ihn wahnsinnig!
 

Er wollte ihn wiedersehen!

Wissen wie es ihm ging und die Angst in sich endlich vernichten!
 

Die Angst die ihn zerfraß - Angst die ihn Gedanken herbeirufen ließen, welche sich mit dem Tod befassten... mit dem Tod des Jungen.
 

Sollte er sich mit dem Gedanken anfreunden?

Ihn lernen zu akzeptieren?
 

Niya wollte doch nur wissen, dass er am Leben war!

Das er am Leben war und das es ihm gut ging...
 

“I will never let you fall!

I'll stand up with you forever!

I'll be there for you through it all,

Even if saving you sends me to heaven!”
 


 

Yuu hatte an jenem Sonntagmorgen gewartet bis Yukaze den Song beendete und platzte dann einfach in den Proberaum, als habe er das ganze Szenario niemals gesehen.
 

Niyas Augen waren etwas von Alkohol getränkt gewesen, welchen er getrunken hatte, doch spiegelte sich in den glasigen Pupillen nicht nur das liebliche Vergehen wieder, sondern auch ganz tiefe Gefühle, welche Yuu gar nicht definieren wollte – so sehr berührte es den Drummer. Darum hielt dieser es für angebracht, so zu tun als sei alles in bester Ordnung und schnappte sich nur sein Handy.
 

Yukaze hatte an diesem Morgen keinen dummen Spruch über die Lippen kommen lassen – hatte Yuu einfach nur stumm angesehen und ihn nach dessen Aussage beobachtet, wie er sein Handy an sich nahm.
 

Auf die Frage wie lange er noch bleiben wollte, hob der Musiker nur die Schultern, dann hielt Yuu es für angebracht den Schwarzgefärbten wieder alleine zu lassen.
 

Ein seltsamer Moment war es gewesen – wohl für beide Männer.
 

Denn Niya wusste genau, dass der andere wahrscheinlich mehr ahnte – gar wusste. Doch es sprach keiner aus...
 

...
 

„Sag mal Yukaze, was ist los mit dir? Ich habe dir doch gesagt dass ich das andere Skript haben möchte, das noch nicht geändert war! Das hier ist schon wieder der Falsche.“ Pampte der Manager den jungen Mann nun an, welcher sich an den Kopf griff und seufzte – das konnte er nach wie vor sehr gut.
 

„Niya, du bist nicht ganz bei der Sache, kann das sein? Reiß dich mal etwas am Riemen und sammle dich wieder.“ Bekam er die nächste kleine verbale Ohrfeige, die jedoch härter Klang als sie wohl gemeint war. Dennoch stellte auch der Manager fest, dass etwas nicht stimmte beim Leader der Band. Doch er glaubte auch nicht, dass die Ursache dafür etwas sehr Ernstes sein würde und somit nahm er die ganze Situation noch recht gelassen hin.
 

Wieder griff sich der junge Mann an den Kopf und seufzte erneut. „Ja ja...“ gab er dann nur lasch von sich und nahm das falsche Skript wieder an sich. „Hab nur schlecht geschlafen.“ Gab er zu und machte dann auch schon kehrt.
 

Er war spät dran, denn erneut hatten sie einen Termin bei MTV. Die anderen saßen schon längst in der Maske und als hätte Niya nicht schon genug Probleme mit sich selbst, bekam er auch beim Sender eine verbale Ohrfeige, weil er zu spät kam. Und für gewöhnlich erwartete nun jeder einen flotten Spruch vom Musiker, doch der blieb aus – wie so oft in letzter Zeit.
 

Die junge Frau, welche Niya schminken sollte sah irritiert zu ihren Mitarbeitern, die bereits den Rest der Band umsorgten.
 

Yuu hingegen sah sehr besorgt zu Lee und Hizumi, welche die stumme Besorgnis teilten, als sie ihren Leader da so angekrochen kommen sahen. Er sah mehr als „nur schlecht geschlafen“ aus und auch sonst war ihnen nicht entgangen, dass sich der Zustand und gar das Handeln von Niya veränderten. Und wenn er nicht anwesend war, dann teilten sie auch ihre Gedanken untereinander aus. Somit hatte der Drummer also den anderen beiden auch erzählt, was er am Sonntagmorgen

Beobachtet hatte.
 

Selbst Hizumi machte sich daraufhin etwas Sorgen – und das sollte etwas heißen...
 

...
 

Das Live Interview verlief Reibungslos und ohne Probleme, doch sobald die Kameras abgeschaltet waren, nahm die Katastrophe ihren Lauf und Niya erhielt – mal wieder - einen Anruf von der Mutter seiner Tochter. Diesmal jedoch war die Nachricht weniger erfreulich, als es hieß, dass Hanna im Krankenhaus sei, nachdem Yuya mit ihr einen Autounfall hatte.

Sabrin war ganz aufgelöst und der Musiker wusste erst gar nicht wie ihm geschieht.
 

Seine Tochter!

Hanna!

Im Krankenhaus!
 

Und die weinende Mutter am Telefon, die sich gerade sehr große Sorgen machte!
 

Zurecht?

War es sehr schlimm?

Könnte er seine Tochter verlieren?
 

Ihm wurde übel... dem ach so großkotzigen Niya wurde tatsächlich übel und er stützte sich an der Wand ab, um Halt zu finden, atmete dann schließlich ruhig ein und wieder aus.
 

„Sabrin? Sabrin hör auf zu heulen, okay? Ich bin schon unterwegs, wird alles gut.“ Sprach er dann recht gefasst in den Hörer und legte auch schon auf.
 

Die Zigarette welche er sich anzünden wollte, bevor der Anruf ihn erreichte wanderte zurück in die Schachtel, sowie sein Körper zurück in das Gebäude lief. Lee, der gerade nachkommen wollte zum Rauchen, zog sich seine Jacke im Gehen über und wunderte sich, als er seinen Leader wieder reinkommen sah.
 

Ganz in aller Ruhe jedoch klemmte er sich seine Zigarette zwischen die Lippen und richtete den Kragen der Lederjacke. „Was’n los?“
 

„Ich muss weg. Kannst du den anderen Bescheid geben? Ich hab keine Zeit zum Diskutieren.“ Bekam er die kurze und knappe Antwort auch schon am Vorbeigehen zugesteckt, dann drehte sich Lee um, und zog die Brauen ins Gesicht. „Was?“ Die Fluppe wurde nun mit zwei Fingern den Lippen entzogen, die Schultern nach hinten gezogen, um den perfekten Sitz der Jacke zu gewährleisten. „Ey! Was soll das denn, Niya?! Spinnst du? Was ist los?!“
 

„Keine. Zeit!“
 

„Der hat sie nicht mehr alle...“ sprach Lee sehr überrascht zu sich selbst und schüttelte den Kopf. Das konnte er doch jetzt unmöglich bringen!
 

Doch was die anderen gerade dachten und wie sie die Sendung nun regeln sollten, das war dem Musiker in diesem Moment sehr egal. Das Einzige was nun Wichtig war, war seine Tochter, und somit verließ er das Studio so schnell er konnte und machte sich umgehend auf den Weg ins Krankenhaus.
 

So viel zum perfekten Leben...
 

„Äh... wie bitte?“ stotterte die Moderatorin von sich und sah Lee mit großen und überraschten Augen an.
 

Der musste sich irgendetwas Gutes einfallen lassen, dass Niyas plötzliches Verschwinden nicht negativ zum Chef getragen wurde! Doch was sollte er denn sagen? Er hatte keinen Ton gesagt!

„Äh....ja.“ gab er zunächst zurück und fuhr sich nervös mit dem Zeigefinger unter der Nase entlang, als würde ihm dadurch die Erleuchtung kommen –doch die blieb aus.
 

„Was meinen Sie denn damit, dass wir ohne Yukaze weitermachen müssen, wo ist er denn hin?“ fragte die Brünette weiterhin überrascht nach und sah zum Kamerateam, welche noch 2 Minuten Werbepausen anzeigten.

Auch Yuu und Hizumi waren Aufmerksam geworden, als sie vom Pausenraum wiederkamen und den Kollegen da so hilflos herumdrucksen sahen – wie er versuchte den Kopf aus der Schlinge zu ziehen, doch er würde gleich abstürzen!
 

„Hey.“ warf Hizumi dann schließlich ein, als er mit dem Drummer bei den beiden angekommen war und legte Kumpelhaft einen Arm um die Schultern des Gitarristen. „Wo hast’n den Chef gelassen?“ witzte er gespielt und Lee rutschte nur ein plumpes: „Der is gegangen.“ heraus.

„Oh.“ gab Yuu dann verständnisvoll von sich. „Wissen Sie... seine Schwester... ist doch schwanger... und Sie hat Niya darum gebeten, wenn etwas sein sollte, dass er ihr dann hilft... aber... psst.“ meinte Yuu erklärend zu der Moderatorin, welche dann ebenfalls Verständnisvoll nickte und fast schon erleichtert ausatmete. „Achso... nun, wenn das so ist...“ „Ja, ja...“ warf Yuu dann erneut ein. „Es soll aber nicht an die Öffentlichkeit... Sie verstehen?“
 

„Noch eine Minute!“ lautete es von einem Kameramann.
 

„Tja... dann müssen wir uns ganz schnell etwas einfallen lassen...“ gab die Brünette von sich, und zitierte die Männer dann auch schon zurück auf ihre Plätze, die sich untereinander stumme Dankesblicke zuwarfen, aber zeitgleich auch fragten, was das nun sollte...
 

...
 

„Er wollte einem Transporter ausweichen, der ihn irgendwie die Vorfahrt genommen hatte...und...und ... Wäre er ihm nicht ausgewichen, wäre er frontal mit hm zusammengestoßen, aber er hat sich dafür entschieden, dass er nicht mit dem andren zusammenstößt und ist ausgewichen...und dann... und dann... da gabs aber auch nicht viel Möglichkeiten, als auf eine Hausmauer zuzusteuern oder in den Teich, der von einem Geländer umzäunt ist... reinzufahren... und dann ist er halt in den Teich gefallen mit dem Auto... und dann sind die irgendwie raus aus dem Wagen, aber weil die Fenster offen waren,...war er kurz unter Wasser und jetzt weiß ich auch nicht mehr!!!“ schluchzte die junge Mutter im Gang des Krankenhauses vor sich her, als Niya eingetroffen war und angestrengt versuchte die junge Frau zu verstehen, sie gar an den Schultern festhielt im Glauben sie so besser hören zu können.
 

„Sabrin! Sabrin jetzt komm runter!“
 

„Aber mein Kind!“
 

„Sabrin!“
 

„Meine Tochter! Meine arme Tochter... und wo ist Yuya?“
 

„Ich weiß es nicht... jetzt beruhig dich doch erst mal, verdammt!“
 

„Sie hat Wasser geschluckt!“
 

„Das ist mir klar! Jetzt setz dich hin und komm runter, das bringt doch nichts.“
 

Hysterische Schreie.

Verzweifelte Worte, die wiederum Beruhigen sollten.
 

Eine junge Mutter bangte um das Leben ihres Kindes.

Ein junger Vater ebenso.
 

Der typische Geruch eines Krankenhauses.
 

Für viele Menschen waren solche Szenen Alltag – doch auch für Ärzte war jede Szene und jedes Schicksal neu zu betrachten. Es wurde nicht zum Alltag – nicht so sehr wie Büroarbeit.
 

„Du hast wohl gar keine Angst Yukaze?! Dir ist das vielleicht sogar egal, wenn Hanna stirbt?!“ entfuhr es Sabrin dann schließlich vorwurfsvoll mit festem Fingerdruck an die Brust des Mannes, der über diese Aussage wirklich erschüttert war und kaum etwas erwidern konnte.

Bevor er dies auch hätte tun können, hatte ein junger Arzt das Szenario mitbekommen und schritt nun ein.
 

„Bitte...“ bat er die Frau nun an den Schultern haltend einfühlsam. „...setzen sie sich erst einmal hin und atmen sie ganz ruhig ein und wieder aus.“ „Ich will mich aber nicht setzen! Ich will zu meinem Kind! Was ist mit meiner Tochter?!“ „Ihre Tochter ist in guten Händen, glauben sie mir. Sie helfen ihr viel besser damit, wenn sie sich beruhigen und warten.“ „Ich will aber nicht... ich will aber nicht warten...“ schluchzte Sabrin im nächsten Moment und ließ sich auf den Stuhl nieder, das Gesicht mit beiden Händen verdeckt.
 

Niya tat nichts, stand einfach nur mitten im Gang und nahm das Klima eines Krankenhauses in sich auf.
 

Den Geruch.

Die Geräusche.

Die Pieper, welche betätigt wurden, wenn Patienten Hilfe brauchten, das Geräusch einer Sirene eines Einsatzfahrzeuges, sowie vorbeilaufende Schwestern und das Piepen sämtlicher Maschinen.
 

Übelkeit und Benommenheit herrschten im Kopf des Musikers, der die letzten Tage und Wochen noch nicht wirklich verdaut hatte und ohnehin schon wieder viel zu wenig geschlafen hatte. Er hatte das Gefühl jeden Moment umzukippen und stand total neben sich, nahm alles plötzlich nicht mehr für voll.
 

Abwarten und Tee trinken – was sollte er schon großartig tun?

Und wenn seine Tochter sterben würde?
 

Dann war es eben so...
 

Yukaze war fertig mit der Welt.
 

„Würden Sie ihrer Frau vielleicht einen Tee holen?“ schlich sich die ruhige Stimme des Arztes durch den Gehörgang des Musikers, welcher kurzzeitig darauf reagierte und einfach nur nickte, sich gar stumm und Anteillos auf den Weg in die Cafeteria machte zu einem Automaten und wie ferngesteuert einen Tee holte.
 

Stress und Anspannung machten sich nun richtig bemerkbar nach dem sitzenden Schock und dem grotesken Vorwurf seines One-Night-Stands. Man hatte darauf warten können, spätestens in ein paar Tagen wäre Yukazes Körper in sich zusammen gesunken, weil er am Ende seiner Kräfte war.
 

Superstar zu sein war kein Zuckerschlecken. Doch so viel Probleme wie Niya in sich trug und keinem etwas davon erzählte, wurde das ohnehin harte Geschäft in der Musik unerträglich. Auch für einen Mann wie Niya, der doch so unnahbar wirkte und alles haben konnte was er doch wollte.
 

War es nicht toll wenn die Welt mit einem Fingerschnipsen funktionierte?
 

Ganz in Gedanken versunken und total abwesend hielt der Musiker die heiße Tasse in der Hand und schlurfte regelrecht zurück auf die Intensivstation in den Wartebereich. Öfter musste er jedoch Pause machen und sich Haltsuchend an der Wand abstützen weil er das Gefühl hatte umzufallen- so auch in dem Moment als er um die Ecke in den nächsten Gang bog, dabei aber einen heftigen Stich im Kopf versetzt bekam, dass ihm schwindlig wurde und er einen großen Ausfallschritt machte.

Dies führte wiederum dazu, dass er mit einem jüngeren Mann zusammenstieß, wobei dieser – im Gegensatz zu dem Sänger – seinen Halt wiederfand und stehen blieb, während Yukaze unsanft auf dem Boden landete und dann auch noch die ganze Tasse über seine Brust kippte.
 

Nicht dass der Aufprall auf den Hinterkopf leicht schmerzte und die Klamotten nun nass waren – nein – es war wirklich sehr heiß gewesen und sofort verzogen sich die Muskeln des Gesichts schmerzlich aus Reflex.
 

Normalerweise würde er jetzt fluchen und den anderen anpampen, doch stattdessen, hielt er sich den Hinterkopf und rappelte sich in eine sitzende Position mit zusammen gekniffenen, offensichtlich ermüdeten Augen und gab allen Ernstes ein: „Tut mir leid... meine Schuld.“ von sich.
 

„Kein Problem, haben Sie sich sehr wehgetan?“ fragte der Fremde nun besorgt nach und kniete sich zu den Musiker, den er nun auch erkannte, seine Freude jedoch im Zaum hielt, und den zu Boden gegangen nun aufhalf. „Meine Güte... ausgerechnet Ihnen muss ich die Hand verbrühen – das tut mir ehrlich leid.“ gab der junge Mann entschuldigend von sich und deutete auf Yukazes Hand, nachdem er ihn aufgeholfen hatte, die wirklich sehr rot war und brannte. „Kein Ding.“ winkte der Ältere ab und schüttelte den Kopf. „Ich war selbst Schuld.“
 

Und somit saß Yukaze nun selbst wenige Sekunden später in einem Behandlungsraum für die Ambulanz und ließ sich die Hand bandagieren.
 

„Verbrennung ersten Grades, dürfte in zwei bis drei Wochen verheilt sein.“ bekam er die Information des Arztes zugeteilt und verließ dann wenige Augenblicke später auch schon wieder den Raum um zurück in die Cafeteria zu gehen... immerhin sollte er Sabrin den Tee bringen, doch er fühlte sich so an, als ob er das niemals schaffen würde.
 

Der Blick auf eine große Uhr im Gang verriet ihm dass das ganze Schauspeil eine halbe Stunde gedauert hatte. Sabrin würde ihm die Hölle heiß machen!
 

Also, zusammenreißen und Tee holen, um sich dann einfach zu setzen und zu warten! Er hatte so viel im Kopf dass er sich keine wirklichen Sorgen machen konnte um seine Tochter – was wohl nur Gut sein konnte für Yukaze in diesem Moment, doch dann schreckte er heftig zurück, als eine der Türen aufgeschoben wurde, da er der Meinung war, dass er an der Wand entlang schlich.
 

Mit einem Satz war er für wenige Sekunden hellwach und entfernte sich von der aufgeschobenen Tür mehr in die Mitte des Ganges, als eine Schwester mit einem ambulanten Patienten heraustrat, und sich von diesem verabschiedete – „Bis zum nächsten Mal.“
 

Doch als die Schwester ihren Weg fortsetzte und der Patient geradewegs in das Gesicht des Musikers blickte, dachte Niya wirklich gleich sterben zu müssen.
 

Heiß und Kalt durchflutete die Energie seinen Körper, er begann leicht zu schwitzen, das Herz zu rasen und sein Atem wurde schwerer und schwerer.

Gleich würde er umfallen – er drehte durch!
 

„...Niya...“
 

Nein!

Nein, nein!

Das war unmöglich!
 

Er halluzinierte ganz bestimmt!

Oh ja, das tat er!
 

„Yukaze...was... machst du hier, geht’s dir gut?“
 

„Du bist.... du bist gar nicht hier, hab ich Recht?!“
 

Das Gesicht wurde verwundert verzogen, dann der Kopf geschüttelt.

„Doch... ich bin hier. Ich wollte nächste Woche wieder zu dir kommen, aber...“
 

„Nächste Woche!?“ puffte es aus dem Älteren heraus, der gerade wirklich nichts mehr verstand.
 

„Ja...“ gab Haru dann von sich, aber er brach ab und spürte sofort dass etwas nicht stimmte – immerhin traf er Yukaze im Krankenhaus an – da konnte nur etwas im Argen sein! „Warum bist du hier... geht’s dir nicht gut?“
 

Haru kam näher, Niya hingegen starrte den anderen an, als sehe er einen Geist und wich zurück, bis sein Körper an der Wand lehnte und Haru schließlich vor ihm stand.
 

„Niya, was ist los mit dir? Du siehst furchtbar aus, was ist passiert?“ besorgte Blicke trafen den Älteren, er wurde Kreidebleich, konnte sich kaum mehr halten. „Was... soll... der Scheiß...“ flüsterte er sich selbst zu und verstand die Welt nicht mehr...
 

Haru hingegen handelte und hielt Niya fest, führte ihn mit letzter Eigenkraft zu den Wartestühlen und ließ ihn dort vorsichtig nieder, bevor er sich direkt vor ihn kniete und zu ihn aufsah.

Beruhigend und sehr vertraut legte er die Hände auf die Knie des jungen Mannes.

„Niya du siehst fürchterlich aus... ich dachte ihr habt heute ein Interview bei MTV... und ich war schon traurig das ichs nicht sehen konnte...“
 

„...“
 

„Jetzt sag mir doch warum du hier bist, hattest du einen Unfall?“
 

„Halt... doch einfach mal die Fresse!“ gab er schwer atmend von sich und musste sich gerade heftig zur Besinnung rufen. Was passierte hier nur?
 

Was war bloß los?
 

Eine Hand erfühlte die Stirn des Musikers.

Er kannte sie.
 

„Fieber hast du nicht...“ nuschelte Haru erleichtert von sich und umfasste nun die nicht verletzte Hand des Musikers, sah ihn besorgt an.
 

Haru hatte sich verändert.

Niya spürte seine vertraute Aura und doch hatte er längst festgestellt, dass auch ein 18jähriger Teenager noch genauso wandlungsfähig war, wie ein 6 Monate altes Baby...

Haru war wieder ein Stück älter geworden – nein – reifer.
 

„Wo zum Teufel... warst du?“
 

„Ich kann dir alles erklären...“ flüsterte Haru entschuldigend und sah im Gegensatz zu Niya wirklich gut aus.
 

„Ach ja?!“
 

„Ja...“ gab er beruhigend zurück und strich über den Handrücken des jungen Mannes. „Und jetzt sag mir doch endlich was du hier machst...“
 

Was ging hier nur vor sich?

Was passierte schon wieder mit seinem Leben?

Hatte man das nächste Kapitel etwa schon längst umgeblättert ohne ihn zu fragen, ob er das überhaupt lesen wollte?
 

Niya seufzte mal wieder – stützte sich nun mit den Ellenbogen auf den Knien ab und das Gesicht auf den Händen, die geradewegs in den Nacken wanderten als das angeschlagene Gesicht tief gen Boden sank.
 

„Hanna... ist hier...“

Niya war fertig mit der Welt.
 

„WAS?!“

Harus Augen weiteten sich. Er hatte nun mit Vielen Antworten gerechnet, aber nicht dass es um die kleine Hanna ging – die er noch nie gesehen hatte – aber sie kam in der Nacht auf die Welt, als sie beiden das erste Mal miteinander geschlafen hatten – als Haru seinen heißbegehrten Musiker endlich kennenlernen konnte – per Zufall.
 

Schließlich rappelte sich Haru auf und setzte sich neben den geschundenen Körper, legte wieder eine Hand auf das Bein des Anderen und zwang diesen liebevoll dazu, sich wieder richtig hinzusetzen, um ihn anzusehen, was dieser auch ohne große Gegenwehr tat.
 

Kawashima zerbrach es das Herz den Superstar in so einem Zustand zu sehen – dabei dachte er dass es diesem ohne Ihn nun wesentlich besser ginge. Dass sein Leben wieder vollkommen in ebenen Bahnen verlief und besser nicht sein könnte – aber der Blonde fühlte regelrecht die Schmerzen die der Andere in sich trug, und das dessen Leben alles andere als cool war.
 

„Sei ehrlich Yukaze...“ flüsterte Haru neben ihn. „Hast du auch nur... einmal an mich gedacht...?“
 

Die Frage kam überraschend und doch vorhersehbar. Es war eine typische Frage gewesen für den Dreikäsehoch, und doch schien es den jungen Mann fast zu überrumpeln. Er musste lächeln, als er die Frage dekodierte und lehnte sich nun zurück, mit dem Hinterkopf gegen die Wand.
 

„Nein.“ Gab er mit rauer Stimme und einem zufriedenen Lächeln von sich, dann folgte ein Nicken von der Hure – die wirklich etwas reifer geworden ist.
 

„Hab ich mir gedacht.“ Sprach der Jüngere leise aus und lächelte dabei. Natürlich hatte er sich gewünscht eine andere Antwort zu bekommen – dennoch – es war ebenso typisch für Yukaze gewesen, solch eine Aussage zu verlauten – bis die Nächste die Hure schließlich stutzen ließ.
 

„Du musst die Frage anders formulieren.“ kam es wieder ruhig und rau aus der Kehle des Sängers, der nun mit glasigem und sehr erschlagenen Blick direkt in die Augen Harus sah –der beinahe losheulen wollte, weil es seinem allerliebsten Niya so abgrundtief schlecht ging.
 

„Wie meinst du das?“ flüsterte er leicht erstickt und griff etwas fester am Bein des Musikers zu, als wolle er ihm vermitteln, dass er da war.
 

„So, wie ich’s sage...“ grinste Yukaze schlaff und fuhr sich nun über das Gesicht, dann kehrte kurz Stille ein.
 

Eine Schwester rannte über den Gang.

Ein Rollstuhlfahrer kam vorbei.
 

„Hast du... mich vermisst?“ flüsterte Haru ihm dann schließlich entgegen und der Musiker starrte an die Wand gegenüber, ließ die Frage einfach für gefühlte Stunden im Universum umherschwirren und schloss dann die Augen.
 

„Jeden Tag...“ flüsterte Niya dann erschlagen zurück. Und es war die Wahrheit. Nichts als die Wahrheit – und es machte Haru mehr als nur glücklich.
 

„Jeden...verdammten...Tag...“
 

Oh ja – wirklich jeden Tag hatte er ihn vermisst, an ihn gedacht – konnte doch wegen ihm nicht schlafen und machte sich Sorgen! Doch das behielt er für sich.
 

Die Hure war wirklich gerührt über so eine Aussage – denn Yukaze gab ihn seine Zuneigung anders.

Niya sagte ihm niemals, dass er ihn liebte – lediglich hatte er ihm gesagt dass er ihn unheimlich gern hatte. Und das hatte er ihm gezeigt!
 

Und jetzt?

Da hatte er ihn ganz ohne Umschweife ganz viel Gefühle entgegen gebracht und Haru wusste, dass sein Handeln im vergangen Viertel Jahr nicht umsonst gewesen ist!
 

„Ich werde dir... alles erklären Yukaze.“ Gab der Kleine nun schluckend von sich und musste sich zusammenreisen, nicht loszuheulen. „Aber nicht jetzt. Jetzt bist du schließlich wegen Hanna hier...“ fuhr er vorsichtig fort und der Sänger richtete sich wieder etwas auf – als habe Haru ihn gerade wieder daran erinnert.
 

Mit Absicht fragte der Junge nicht nach was passiert war – er würde es noch erfahren.
 

„Scheiße...“ gab der Sänger da auch schon von sich und wischte sich wieder über die leicht verschwitzte Stirn. „Ich sollte Sabrin einen Tee holen... den hab ich aber verschüttet da vorne...“ gab er leicht überfordert zu und wollte aufstehen, als Haru ihn zurückhielt.
 

„Warte doch, was hast du vor?“
 

„Na, ich muss ihr einen neuen holen, die wartet doch schon ewig.“
 

„Bleib sitzen, ich bring ihn dir wenigstens her.“
 

„Aber...“
 

„Nix aber. Lass mich den Tee holen und du ruhst dich ein paar Augenblicke noch aus. Dann kannst du ihr den Tee bringen und weiterhin mit ihr...warten.“ schlussfolgerte Haru einfach mal und ließ den Musiker dann auch schon für wenige Momente sitzen, ehe kurz darauf die gesagten Worte in Taten umgesetzt wurden.
 

...
 

„Pass bitte auf wo du hingehst.“ meinte Haru, als er die Tasse nun überreichte und zwinkerte etwas frech, woraufhin Niya das Gesicht verzog, als höre er nicht richtig.
 

Wie hatte Kawashima das vermisst...
 

„Ich wünsche euch alles Gute Yukaze.“
 

„Hey, Moment! Wo gehst du hin?“

Lag da etwa Panik in den Augen von Niya?
 

Ja – durchaus.
 

Haru hingegen lächelte zufrieden.

„Meinen Tagesplan abarbeiten...“
 

„Ich träum gerade, oder? Ich wach sicherlich gleich auf, und du warst niemals da gewesen... wahrscheinlich bin ich selbst nicht mal hier, oder?“
 

Die Brauen der Hure wurden skeptisch ins Gesicht gezogen. Dann musste er schmunzeln, schüttelte aber den Kopf.
 

„Würdest du mir denn die Tür aufmachen wenn ich klingeln würde? Ich meine... länger als eine halbe Stunde?“
 

Kurz musste Niya die Frage sacken lassen, dann verstand er schließlich und hob die Schultern.

„Was glaubst du denn?“
 

Haru grinste nur.

„Dann bis später...“
 

”Use me as you will!

Pull my strings just for a thrill!

And I know I'll be okay,

Though my skies are turning grey!
 

I will never let you fall!

I'll stand up with you forever!

I'll be there for you through it all,

Even if saving you sends me to heaven!”
 

„Man Yukaze wo warst du denn zum Teufel?!” fauchte Sabrin ihn entgegen, als er mit der Tasse Tee endlich zurückkam und eine geschlagene Stunde im Krankenhaus verschollen war. „Und was ist das denn? Warum hast du einen Verband an der Hand? Und warum ist dein Hals so rot?!“
 

„Hatte nen Zusammenstoß... ich hab dir ne neue Tasse geholt...“
 

„ACH?! Ich wäre schon längst verdurstet, wenn der nette Pfleger mir nichts gebracht hätte! Du machst mich krank!“ fauchte die junge Frau den ausgelaugten Musiker an, der dem aufgebrachten Huhn einfach die Tasse entgegendrückte.
 

„Falls es dich interessiert, Hanna wird wieder ganz gesund! Wir dürfen leider noch nicht zu ihr, aber der Arzt war vorhin da! Es wird wieder alles gut!“ gab Sabrin dann genauso eifrig von sich, und Niya nickte einfach nur stumm, ließ sich dann in einen der Stühle sinken und atmete tief ein und wieder aus... er musste das alles erst einmal verdauen.
 

Was für ein Tag – er brauchte dringend Urlaub...
 

...
 

Schließlich hatte er seine Tochter nochmal gesehen, bevor er das Krankenhaus am Abend verließ und endlich nach Hause fuhr.

Yuu hatte versucht ihn anzurufen und auch der Manager hinterließ diverse Nachrichten auf dem Band bei ihm zu Hause – wo es aussah, wie unter aller Sau.
 

Kurzum rief Niya den Drummer an, und entschuldigte sich sogar dafür, dass er einfach gegangen war – klärte nun aber alles auf.
 

Dennoch fühlte er sich nicht besser.
 

Zwar würde die Tochter wieder gesund werden und es hatte sich alles schlimmer angehört als befürchtet, aber sein Leben war trotzdem eine reine Höllenfahrt der Gefühle und Eindrücke.
 

Auch die heiße Dusche machte das brennende Gefühl innerlich nicht weg und auch von außen sah er nach wie vor zerschmettert aus. Der Blick in den Kühlschrank war genauso ernüchternd, wie es sein Magen seit Tagen war und mit Shorts und Shirt bekleidet schloss er die Tür des Kühlschrankes wieder und holte sich ein Glas aus dem Schrank um etwas Leitungswasser zu trinken.
 

Doch gerade als er den Blick Richtung Spüle hob und das Glas in die Hand genommen hatte, schreckte er zurück und stieß einen schockierten Schrei aus, als ihn da zwei Augen aus dem dunklen Nichts heraus anblickten hinter der Fensterscheibe!
 

Déjà-vu!
 

„Oah! SCHEIßEEE!!“
 

Das Glas landete auf den Boden, Niya zuckte automatisch zurück und von draußen hallte die dumpfe Stimme der Hure in die Küche: „Niya?! Entschuldigung... das war nicht meine Absicht! Ich wollte dich nicht schon wieder erschrecken!“
 

„Scheiße! Dann nimm die Klingel, verdammt!“ fauchte dieser noch ganz hysterisch von sich und war zu tiefst erschrocken gewesen – mal wieder.
 

...
 

Die Tür wurde wütend vor Schreck aufgerissen, davor stand ein gut gekleideter Bursche, dessen Augen Tonnenweise Entschuldigungs-Glitzer ausstrahlten.
 

„Wenn du so weitermachst bringst du mich ins Grab, Junge! Hast du eigentlich den Arsch offen?! Erst muss ich mir Sorgen machen, dann muss ich mir einreden, dass das vollkommener Schwachsinn ist! Und dann muss ich trotzdem ständig an dich denken und frage mich nun seit heute Nachmittag ob du das wirklich warst im Krankenhaus! Und was du die verdammte Zeit getrieben hast! Und warum zum Teufel du eigentlich in der Klinik warst! Und dann bringst du mich wieder fast um, weil...!“
 

Haru hatte mit nichts anderem gerechnet, als eine heftige Standpauke und unterbrach diese einfach – weil er doch wusste was Niya zu sagen hatte. Und weil er doch wusste, was in ihm vorging.
 

Er sollte sich nicht so aufregen – er sollte sich entspannen und somit fiel er ihn einfach um den Hals, packte den Musiker am Kragen und zog ihn zu sich heran, um ihn endlich den heißersehnten Kuss aufzudrücken, nach so endlos langer Zeit des Entzuges.
 

“ 'Cause you're my, you're my, my-e-y-e-y,

My true love, my whole heart

Please don't throw that away

'Cause I'm here for you!

Please don't walk away and,

Please tell me you'll stay!
 

Whoa-oh-oh-oh-oh-oh!

Stay!

Whoa-oh!
 

Use me as you will!

Pull my strings just for a thrill!

And I know I'll be okay,

Though my skies are turning grey!”
 

„Bitte nicht aufregen, Niya. Ich werde dir alles erklären... wirklich alles...“

Hauchte Haru den Lippen des Mannes entgegen, den er so sehr liebte.
 

„Aber nicht jetzt...“ flüsterte dieser zurück und die Hure schüttelte den Kopf. „Nein... jetzt nicht...“ gab er von sich und drängte den Mann nun zurück in seine eigene Wohnung bis die Tür hinter ihnen zufiel.
 

Die Hände lagen flach am Rücken des Schwarzgefärbten, welche jedoch fahrig und gezielt unter den Stoff des Shirts wanderten, um über die feine und weiche Haut zu gleiten. Niyas Rücken war sehr viel Männlicher als Harus – und auch seine Hände waren größer als die von Haru, wie er wieder feststellte, als er sie spürte, wie sie sich fest an seine Pobacken legten und anschließend den Reißverschluss und den Gürtel der Hose öffneten.
 

Es war die Sehnsucht und das Verlangen.
 

„Ich würde dich…jetzt so gerne vermöbeln! Du Miststück…“
 

„Alles was du willst...“
 

”When I see your smile,

Tears roll down my face

I can't replace

And now that I'm strong, I have figured out,

How this world turns cold and it breaks through my soul

And I know I'll find deep inside me,

I can be the one…
 

I will never let you fall

I'll stand up with you forever

I'll be there for you through it all

Even if saving you sends me to heaven
 

It's okay,

It's okay,

It's okay-ay-ay-ay-ay
 

Seasons are changing,

And waves are crashing,

And stars are falling all for us

Days grow longer and nights grow shorter,

I can show you I'll be the one
 

I will never let you fall

I'll stand up with you forever

I'll be there for you through it all

Even if saving you sends me to heaven…
 

'Cause you're my, you're my, my-e-y-e-y,

My true love, my whole heart

Please don't throw that away

'Cause I'm here for you!

Please don't walk away and,

Please tell me you'll stay!
 

Whoa-oh-oh-oh-oh-oh!

Stay!

Whoa-oh!
 

Use me as you will!

Pull my strings just for a thrill!

And I know I'll be okay,

Though my skies are turning grey!
 

I will never let you fall!

I'll stand up with you forever!

I'll be there for you through it all,

Even if saving you sends me to heaven!
 

I will never let you fall!

I'll stand up with you forever!

I'll be there for you through it all,

Even if saving you sends me to heaven!”
 

[© the red jumpsuit apparatus - your guardian angel]
 

-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.->

next?

ゆ-chan

Die Bitte

[_Step.8_]
 


 

„Ah! Ah~, Niya~! Oh, Niya~!“
 

Hände krallten sich fest in den Rücken des Musikers, hinterließen rote Striemen auf der feinen Haut. Die Spuren brannten nach - allein weil der feine Schweißfilm, welcher auf der Haut lag, das Brennen an den leicht beschädigten Hautstellen förderte. Doch es wurde als angenehm im Akt empfunden und somit tief stöhnend dementiert. Dann krallten sich die zarten Hände erneut in die Haut, wenige Millimeter neben der geröteten Stelle.
 

„Ahhh~, jaaa~!“ fest krallten sich die Nägel in den Rücken und wurden der Seite entlang hinabgelassen – hinterließen erneut eine vierstellige Spur auf jeweils einer Seite des schönen Körpers. „Mehr~... komm schon~... ahhh~, ahhhh~... mehr...“ Haru biss die Zähne fest zusammen und sah mit lustverschleiertem Blick hinauf zu seinem geliebten Musiker, welcher ihm gerade die schönsten Gefühle der Welt schenkte. „Oh~... Niya~... Niya~ komm schon!“ forderte er unter Ekstase sehr aggressiv und verlangend unter ständigem und tiefem Stöhnen, was er unmöglich an sich halten konnte.
 

Nach so langer Zeit endlich wieder bei dem Menschen zu sein, den man so sehr liebte, war das größte Glück für die Hure. Dass dieser jemand ihn jedoch auch wieder in Empfang genommen hatte – war für ihn die Welt gewesen an diesem Tag. Doch jetzt, wo sie wieder so intensiv zusammen waren – Sex hatten – war es unbeschreiblich für den brünetten Stricher...
 

„Niya~...Niya~... ohhh~ Niya~...hijaa~...komm schon! Mehr~... ohhh~...“ erneut zeichneten die Nägel rote Striemen auf die feine Haut des Musikers, der nur verhalten, aber mit Gefühl, tiefe und lustumschmeichelte Töne von sich gab – fast schon sinnlich für Yukaze, der nun unweigerlich anfing, frech zu grinsen und zu seiner Hure hinabblickte, welche von den Wogen der Lust mit einem erotischen Glanz im Gesicht versehen war und stets ausgeglichene und lustvolle Laute aus der Kehle stieß.
 

„Hast du... hh... mich etwa... so sehr... hh... vermisst, hm?“ fragte der Schwarzgefärbte nun kess nach und brachte auch Haru somit zum Schmunzeln. „Uuund~... wie~... ahh! Hija~... wie verrückt! Niya~!“
 

Wieder lachte Yukaze leicht gehässig auf, blieb jedoch bei seinem Tun. „Dabei... warst du es doch... der einfach verschwunden ist...“ presste er zwischen den Lippen hervor.
 

Und er hatte auch recht.
 

Doch Haru würde ihm alles noch erklären, das wusste er, hatte es der andere ihm auch sehr oft versprochen und gesagt. Doch nun zählte erst einmal ihre Wiedervereinigung, was Yukaze diesmal sehr heftig an seinem Rücken spürte, nachdem sein Satz gefallen war. „Ahh~, Biest!“ gab er von sich und kniff kurz vor leichtem Schmerz die Augen zusammen – dann blickte er erneut zu Haru hinab, welcher ihm unter den ganzen Lustgefühlen nicht richtig standhalten konnte, da man solche Gefühle nur mit geschlossenen Augen richtig ertragen konnte – aber für einmal Zunge rausstrecken reichte es.
 

„Ich bin echt… hh… gespannt auf deine... Erklärung... mh!“
 

Haru grinste.

Sah angestrengt zu seinem Liebsten hinauf. „Ah, ah~... sag ... Niya, hast du... mhh~... hast du dir... oahh~... Sorgen gemacht? Sag es...ahh!“
 

Stöhnen aus tiefstem Herzen erhellte den Raum.

Brennender Schmerz der Liebe durchzog den Körper.

Voller Sehnsucht und Verlangen schimmerten die Augen.
 

„Ahh~... Niya~... ohh~ bitte... bitte!“ flehte Haru ihn an. „Sag...hh... mh~... sag es! Bitte sag es! Ahhh~!“
 

Wieder lag ein Lächeln auf den Lippen des Älteren, der nun eine Stufe langsamer machte, um die Hand besser heben zu können, welche nun dem lustverhüllten Haru die anklebenden Strähnen aus dem Gesicht strich.

Aus dem schönen Gesicht...
 

„Ja... mh~... mein... Sonnenschein...“
 

...
 

Niya: „Unglaublich...

Da bin ich nun heute Morgen aufgestanden und fand die Welt abgrundtief scheiße, weil alles daneben ging – und dann so etwas!
 

Wie aus dem Nichts heraus war er wieder da!

Der Stern, der meinen Horizont in der Nacht erhellte.

Oh, wie ekelhaft das doch klingt! So schleimig und zuckerrosa mit ganz viel Glitzer!
 

Aber verdammte Scheiße, er hat mir extrem gefehlt! Und jetzt gibt er mir wieder das Gefühl, am Leben teilzunehmen!
 

Meine Hure...
 

Wie soll ich damit umgehen?

Ich bin kein Romantiker! Ich bin auch nicht der typische Beziehungsmensch – ich hasse Beziehungen! Und trotzdem – ich will den Scheißkerl, der gerade unter mir lustvoll stöhnt, behalten!
 

In mir dreht sich alles – ich bin fix und fertig mit den Nerven, da die letzten Wochen und Monate heftig an mir gezerrt haben. Yuu hat etwas gemerkt – er wird wissen, dass es mir mehr als beschissen geht, und dennoch...
 

... ich möchte mein Gesicht nicht verlieren!
 

...
 

Kurze Zeit später saßen beide jungen Männer auf der Couch im Wohnzimmer des Musikers. Während dieser sich seine Shorts und eine Jeans angezogen hatte, krallte sich die Hure kurzerhand ein Tour-Shirt von seinem Idol, welches über der Lehne des Polstermöbels lag – vermutlich trug Yukaze es bei einem Interview oder dergleichen – es roch jedenfalls frisch und parfümiert. Und zu groß war es dem Jungen auch noch – wenn auch nicht übertrieben viel.
 

Ein Traum!
 

Kurz zog Haru es von der Brust unter die Nase, um daran zu schnuppern – atmete dabei tief ein und war vollkommen zufrieden mit dem Begrüßungskomitee auf dem Fußboden...
 

Allgemein war der Brünette sehr zufrieden mit sich und seinem Leben in diesem Moment. Wohl ganz anders als sein Lieblingsstar, der gerade wieder oberkörperfrei und mit einem Glas Wasser in der Hand zurückkam und das Glas vor Haru auf dem Tisch abstellte – dabei skeptisch das Textil am Körper des Jungen begutachtete.
 

„Was’n das?“ fragte er plump und blieb noch kurz stehen, schien etwas zu suchen.
 

„Dein Tour-Shirt.“ kam es ebenso plump von Haru, der mit keiner anderen Reaktion gerechnet hatte.
 

„Ach?“ meinte Yukaze etwas hochtrabend und sah sich weiterhin im Raum um, beugte sich nun leicht mit dem Oberkörper nach vorn, um auf dem Boden neben der Couch oder unter dem Tisch das Gesuchte zu finden. „Was du nicht sagst...“ murmelte er seinen Satz zu Ende, dann griff Haru zu seinem Wasser und Niya fand seine ungeöffnete Flasche Bier vom Vorabend, welche er nicht getrunken hatte.
 

Dann ließ er sich schließlich seufzend in das Polster fallen und öffnete die Flasche gekonnt mit einem Feuerzeug, das auf dem Tisch lag. Es wurde anschließend an Ort und Stelle zurückgelegt, während die Lippen leicht an den Hals der Flasche gelegt wurden, um kurz etwas Luft hinein zu pusten, um somit den entstandenen Dunst zu verblasen – dann endlich genehmigte sich der junge Mann einen Schluck. Die Hand fuhr kurz darauf durch das leicht verschwitzte Haar und straffte es zurück - und Haru? Der beobachtete jede Bewegung seines Stars.
 

„Ich hatte schon ewig nicht mehr so guten Sex.“ gab Haru dann aus dem Nichts heraus von sich und sah Niya dabei von der Seite aus an.
 

Der hob nur die Brauen, zog sie im nächsten Augenblick jedoch wieder tief und unbesonnen ins Gesicht. „Erzähl mir mal noch einen.“ meinte er nur gehässig und genehmigte sich sogleich einen zweiten Schluck, als sei es Wasser.
 

„Du glaubst mir mal wieder nicht... aber das ist mein Ernst.“
 

„Ist doch okay.“ gab Niya lasch und dennoch grinsend von sich und stellte nach dem dritten Schluck die Flasche endlich auf dem Tisch ab, um sich gar ganz nach hinten in das weiche Polster sinken zu lassen. Die Beine gespreizt, beide Füße auf dem Boden stehend und den Kopf weit nach hinten in die Lehne gedrückt, dabei beide Hände fest an den Kopf geführt, als würde er gleich herunterfallen, gefolgt von einem tiefen Seufzen.
 

„Ich hatte... seit zwei Monaten keinen Sex mehr.“ klärte Haru den anderen dann auf.
 

Der blickte nur wieder skeptisch die Zimmerdecke an.
 

„Darum... war ich auch nicht zurückgekommen...“ setzte der Brünette vorsichtig an zu erklären und ergriff nun sein Glas, um einen Schluck zu trinken. Er hätte auch ein Bier haben können – aber er bevorzugte ein Glas Wasser.
 

Niya hüllte sich weiterhin in Schweigen.
 

„Weißt du... Erst hatte ich wirklich vor, nie wieder zurückzukommen und abzuhauen. Ich hatte keine Lust mehr auf Ryuichi und diesen Vertrag. Ich hatte erst recht keine Lust mehr, mein Leben lang als Hure zu verbringen, nur weil ich damals so dumm war und mich in dieses Milieu begeben habe...
 

... Außerdem wollte ich dir dein Leben zurückgeben. Du bist ein Star, voll beliebt und erfolgreich. Du hast Familie – mehr oder weniger...“ murmelte Haru dieses Thema heraus und stellte sein Glas zurück auf den Tisch. „... Du hast eine Tochter... bist viel unterwegs und hast viel zu tun. Da... da passt ein dummer Junge von der Straße nicht rein... in so ein Leben. Zumindest habe ich das geglaubt. Also hielt ich es für besser, wie gesagt, aus deinem Leben zu verschwinden, auch wenn es mir sehr schwergefallen ist...“
 

Weiterhin umhüllte das Schweigen den schönen Musiker, der sich keinen Miilimeter bewegte.

Haru hingegen beobachtete ihn wirklich ganz genau und war auch leicht nervös bei diesem Gespräch, welches ganz flüssig und angenehm einfach begonnen hatte.
 

„... Ich... ich hab ganz viel gearbeitet. Eigentlich Tag und Nacht – bis mir alles wehgetan hat. Aber ich brauchte das Geld. Ich wollte mich auszahlen, musste aber dennoch meine Anteile an Ryuichi abgeben – zusätzlich zu der Summe der Auszahlung versteht sich...“
 

Nervös biss sich Haru dabei immer wieder auf die Lippen und spielte aufgewühlt an seinen Händen herum.
 

„... Na ja... irgendwie… hatte der dann aber Stress mit einem ebenso hohen Ross – ich hab darüber keinen Einblick und will ihn auch nicht. Jedenfalls... kam es dann mehrmals zu Übergriffen auf Ryuichi. Männer sind nachts in unsere Wohnung gekommen und haben einfach alles zerstört. Dann gab es eine Schießerei und dann hab ich... Ryuichi nur noch auf dem Boden liegen sehen. Ich hatte solche Angst, dass ich abgehauen bin, da mich diese Typen noch nicht entdeckt hatten. Sie wussten aber, dass ich existiere und ich habe gehört, wie sie vorhatten, auch mich zu finden und zur Rechenschaft zu ziehen – da ich ja zu Ryuichi gehöre...“
 

Haru räusperte sich nervös.

Niya tat nach wie vor nichts.
 

Nur das Ticken einer Wanduhr war zu hören.
 

„... Es ging wohl darum, dass mein Zuhälter das Viertel desjenigen unter seine Fittiche genommen hatte, zu wem auch die Männer gehört haben und in dessen Auftrag also handelten. Ich habe somit dafür gesorgt, dass ich fremde Kundschaft in unser Viertel gezogen habe – ohne es aber zu wissen...“
 

Er stoppte kurz – es war so kompliziert in diesem illegalen Gewerbe!
 

„... Ich... das ist echt nicht so einfach zu erklären... Niya... aber... na ja, ich hatte dann jedenfalls Schiss und bin abgehauen, wie gesagt. Die Typen wussten einfach ganz viel über mich und so... und die waren hinter mir her. Also konnte ich unmöglich zu dir zurück! Ich hatte dich schon ohnehin viel zu viel mit da reingezogen – ich konnte das nicht weiter vertiefen! Also war ich mit meinem Restgeld, was ich noch hatte, weggefahren! Ich wusste nicht, ob Ryuichi tot war, oder was sein würde! Ich wollte nur weg... obwohl ich wusste, dass man mich suchen wird! Und die sind alle so gefährlich da... ich wusste, die würden mich finden...“
 

Die Stimme zitterte nun leicht.

Nervös wurde das Tour-Shirt durch die Finger gezogen und ausgeleiert.

Es schien Niya jedoch nicht zu interessieren.
 

„... Ich war... bei meinem Bruder am Meer.“ fuhr Haru dann angespannt fort. „Er war in keiner Akte vermerkt und eigentlich... ist er ja gar nicht mein richtiger Bruder... aber... gefühlt ist er es... wir sind zusammen groß geworden, weißt du?.... Na ja, ist ja auch egal... Er weiß auch von meinem Leben als Hure nichts und was mir alles passierte und all das... Ich hab nur gesagt, ich mache eine kleine Auszeit vom Alltag und war dann bei ihm in den letzten beiden Monaten. Ich hab mich kaum nach draußen getraut... aber ich hatte ja Fernsehen und Internet. Ich hab mich jeden Tag nach dir erkundigt...“
 

Haru lächelte wehmütig dabei.

Es war eine schlimme Zeit...
 

Wehmütig also nun auch der Blick zum Musiker, der die Augen geschlossen hatte – jedoch zuhörte. Er hörte zu, das wusste Haru, da er zudem noch die Hände an den Kopf hielt. Von alleine blieben die da schließlich nicht.
 

Also schluckte der Kleine und biss sich kurz erneut auf die Lippe – dann räusperte er sich.
 

„...Ich hatte dann schließlich erfahren, dass Ryuichi lebte und nach mir suchte – jedoch nicht, um mir böswillig etwas zu tun. Einfach weil er sein Eigentum wiederhaben wollte. Die Typen und der Zuhälter, der die ganze Katastrophe ins Rollen gebracht hatte, wurden verhaftet. Bei Ryuichi fehlten die Beweise für Zuhälterei – da ich ja auch nicht auffindbar war und auch nichts von mir gefunden wurde...“
 

Ein boshaftes Lächeln war es nun, welches die Lippen der Hure zierten.
 

„... Zur falschen Zeit am falschen Ort...“ hauchte er wehleidig von sich und bereute sein Abkommen. „... Ich kam also zurück... und für Ryuichi sollte alles so weitergehen wie bisher. Allerdings ist er sehr geschwächt, da er vor einigen Monaten bei dieser Schießerei verletzt wurde. Er kann nicht mehr so agieren, wie es ihm wohl lieb ist... also hab ich meinen Mut zusammen genommen und ihn ausdrücklich darum gebeten, mir noch einen Monat frei zu geben. Ich hatte mich gerade erst von den Strapazen erholt, die ich mir selbst über einen Monat mit all den Männern auferlegt hatte... Er hat es mir tatsächlich gewährt... vor zwei Wochen...“
 

Der Blick glitt zu Niya, doch der schien erstarrt und eins mit der Couch geworden zu sein.
 

„... Ich hab dann jedenfalls... auch gesagt, dass ich mich freikaufen werde... Egal, wie lange es noch dauert... Zwei Tage später habe ich dann einen alten Freund von der Straße zum Arzt begleitet, weil er den Verdacht hatte, sich bei irgendeinem Typen angesteckt zu haben...“
 

Der Blick schweifte vom Star gen Boden.

Das Shirt wurde kräftig in die Mangel genommen.
 

Haru hatte Angst.
 

„... Ich hab aus Blödsinn... den Test mitgemacht, um ihm die Angst zu nehmen und na ja...“ grinste er dann mit glänzenden Augen. „... er... ist kerngesund... aber...“ der Junge hielt sich die Tränen zurück, welche aufkommen wollten und atmete hörbar tief ein und wieder aus. „... ich bin positiv... deshalb war ich auch im Krankenhaus...“
 

Es war nicht einfach damit umzugehen.

Und doch war Haru ein glücklicher Junge.
 

Einfach nur aus dem Grund, weil er ein Ziel vor Augen hatte.

Und weil er wusste, dass positiv zu sein, nicht gleich sterben bedeutete.
 

Er musste jetzt einfach nur auf sich achten – mehr als sonst.

Und da Yukaze bislang immer verhütet hat, als sie Sex hatten, konnte er sich auch ganz sicher sein, dass sein liebster Musiker gesund war.
 

Allein dieser Gedanke machte die ganze Sache erträglich für den Jungen.
 

„Na ja...“ meinte er etwas zittrig in der Stimme und malträtierte das T-Shirt regelrecht. „... das war so die Kurzfassung... aber die sollte als Erklärung reichen... Ich hatte wie gesagt vor, nach all dem sowieso wieder zu dir zu kommen... Ryuichi ist zu schwach, um zu diskutieren, also hat er mir einfach noch 4 Freiwochen eingeräumt, in denen ich tun und lassen kann, was ich will... Ich soll’s als nachträgliches Geburtstagsgeschenk ansehen... und-“
 

„Was soll es kosten?“ ertönte dann plötzlich Yukazes Stimme, wie aus dem Nichts heraus, und der Brünette sah erschrocken zu dem anderen auf, der jedoch nach wie vor die Augen geschlossen hatte.
 

„... Was... Was meinst du?“

Haru war verwirrt, dann blickte Niya ihn auf einmal direkt an.
 

Doch es war kein typischer Niya-Blick.

Nein!
 

Haru bekam Angst bei diesem ernsten Blick, den er bekam.
 

„Unser Schäferstündchen! Was willst du dafür? Was verlangst du im Schnitt von deiner Kundschaft?“
 

„Was? Nichts! Sag mal spinnst du?!“

Haru war empört!
 

Machte sich Niya lustig über ihn?

Hatte er ihm eigentlich zugehört?!

Interessierte es ihn gar nicht?

Nahm er ihn nicht ernst?
 

Was sollte das?
 

Tausende Gedanken schossen durch den Kopf des nun 19-jährigen. Gerade war er total emotional in seiner Geschichte versunken und versuchte das alles zu verarbeiten und dann bekam er so eine abartige Frage vom Hausbesitzer?
 

Doch der ließ nun die Arme sinken und rutschte etwas näher an die Hure heran, ergriff dessen Hände und löste sie aus der Zwickmühle des Stoffes, welcher nun ganz ausgeleiert an seinem Körper hing.
 

„Sag mir... doch einfach einen Preis, du Vollidiot...“
 

„Yukaze! Was soll denn das, ich will kein Geld von dir! Schon gar nicht dafür! Du bist doch kein Kunde von mir, hör mal!“
 

„Wie blöd bist du eigentlich? Warum fragst du mich nicht?! Kapier doch, ich kann dir so viel Geld geben, wie du brauchst! Du musst nicht Tag und Nacht durchvögeln und es dir verdienen! Siehst doch, was bei rauskommt – hast du nicht verhütet, du Scheißkerl?“
 

Sein griff wurde von Wort zu Wort fester und Harus Herz pochte plötzlich vor Aufregung.

So hatte er Yukaze noch nie erlebt.
 

„Ich weiß, dass er dir deine Kunden bestellt und du diese... ich nenn‘s mal… ‚abarbeiten‘ musst. Aber dennoch musst du nicht mehr als nötig deinen Arsch hinhalten, du dummer Junge!“
 

Niyas Blick war fest und tiefgründig – fast schon eiskalt und herzlos mochte man behaupten.
 

„...Niya, lass mich los...“ hauchte Haru leicht verstört mit dünner Stimme.
 

Er tat es – jedoch mit einem abwertenden Blick und dem Griff wieder zur Flasche.
 

„Jetzt... pass ich noch viel weniger in dein Leben. Aber das wusste ich ja auch vorher, darum – wollte ich auch nur zu dir kommen und dir alles erklären. Und mich dafür entschuldigen, dass ich damals an deiner Haustür geklingelt habe. Ich...“
 

Er holte tief Luft.
 

„Ich wollte mich nur ordentlich von dir verabschieden. Ich weiß, dass du Geld hast. Und ich bin sogar ganz sicher, dass du mir welches geben würdest. Aber ich möchte dein Geld nicht, Yukaze. Ich will einfach nicht meine Schulden von deinem Geld abbezahlen, versteh das doch. Das ist meine Sache... Ich bin selbst für mein Leben verantwortlich...“
 

Keine Reaktion von Niya, nur die Bierflasche fand den Weg zurück auf den Glastisch, dann starrte der Musiker in die Mattscheibe, die nicht lief, und schüttelte ganz leicht den Kopf.
 

„So... verabschieden wolltest du dich damit also...“ gab er mit leicht wütendem Unterton von sich und holte tief Luft – dann folgte heißeres und verhaltenes Lachen und der Körper erhob sich von der Couch.
 

Harus Blick folgte ihm.

Sein Herz schlug wild gegen seine Brust, im Hals bildete sich ein Kloß, der schon schmerzte.

Alles in Haru schien zu bersten und zu zerreißen.
 

Die Hände von Niya lagen wieder am Kopf, strafften das Haar fest zurück, dann schüttelte er unverstanden den Kopf und grinste höhnisch dabei, als er sich Haru zuwendete.
 

„Klar.“ kam es dann zynisch aus seinem Munde. „Verabschiede dich nur. Dann tauch aber NIE wieder hier auf! Hör auf, mein Leben zu stalken – denn ich kann deines auch nicht verfolgen! Ich kann nicht ins Internet gehen oder die Glotze anmachen, um zu wissen, wie es dir geht und ob du noch am Leben bist, hörst du?! Während du verschollen warst, hab ich mir sonst was für Märchen ausgedacht, was wohl los sei mit dir! Ich konnte mich absolut nicht mehr auf meine beschissene Arbeit konzentrieren und das Gevögel in meiner Bar hat mich auch irgendwie nicht mehr gebockt!!“
 

Rastete der Musiker da gerade aus?

Wurde er laut?

Hysterisch?
 

Und wie!
 

„Mein Leben war noch nie perfekt! Und es ist verdammt schwer, einem Menschen Vertrauen entgegen zu bringen, wenn man berühmt ist! Jeder will tausende Kinder von dir! Jeder schreibt dir, dass er dich liebt und wie toll du bist! Aber die haben alle keine Ahnung, wer ich bin! Die sehen nur mein Äußeres und hören meine Musik, aber wer von diesen Menschen meint es ernst, wenn er sagt, er schätzt mich als Mensch?! Wer denn? Hm?

Wer hat wirklich Interesse an mir? Und nicht nur, weil ich Musiker bin, verdammt! Du hast keine Ahnung, wie einsam das Leben sein kann – auch als Star! Ich habe tausende Probleme am Hals wegen meiner Mutter und meiner verschissenen Schwester, die es nicht auf die Reihe bekommt, bei einem Typen zu bleiben, wenn sie schon vom zweiten schwanger ist! Ich konnte mich wegen dir nicht auf das neue Album konzentrieren – allein weil du mich vor einigen Monaten angeschossen hast! Und dann musste ich mich irgendwie in die Rolle als Vater einfügen! Alles halb so wild, aber die Ungewissheit, was mit dir passiert ist, hat mich wahnsinnig gemacht, verdammt! Ich konnte nicht schlafen, nicht essen... Ich konnte absolut nichts! Ich hab mir Pillen verschreiben lassen, dass ich wenigstens etwas Schlaf finde! Und wenn du jetzt immer noch der Meinung bist, dass du nicht in mein Leben passt, wo du mich schon viel zu weit mit in deines geholt hast, dann zieh dich an und geh! Das beweist mir nur, dass Vertrauen in die Menschheit echt keinerlei Sinn hat!“
 

Geballte Ladung an Emotion prasselte verbal auf die Hure ein. Es war so ungewöhnlich für den Musiker, in dieser Art auszurasten und gar Gefühle auf dieser Weise preiszugeben!
 

Doch in diesem Moment gab Niyas Stimme den Geist auf, genau wie Harus Beherrschung, die Tränen zurückzuhalten.
 

Erst hatte er heftiges Herzklopfen aus Angst vor Yukaze, der plötzlich so wütend schien – dabei war er nur verzweifelt und emotional.

Jetzt schlug das Herz der Hure wild gegen die Brust, weil es drohte vor Schmerz und Gefühl zu platzen. Es rührte ihn, was Niya da zu ihm sagte. Es rührte ihn nicht einfach, es berührte ihn, ging durch Mark und Bein.
 

Niya sollte unter anderem wegen ihm so derart fertig sein?

Hatte er sich wirklich so sehr gesorgt um ihn?
 

Und er nahm bereits an seinem Leben teil?

Hatte Haru das richtig herausfiltern können?
 

Dabei dachte Haru wirklich, dass dessen Leben ohne ihn wieder in geregelten Bahnen laufen würde.
 

Was für ein Chaos!
 

„Du kannst nicht einfach in das Leben eines Mannes platzen... ihn echt zu verstehen geben, dass dir wirklich was an ihm liegt und dann... einfach gehen. Das geht einfach nicht!“ gab Niya kopfschüttelnd und mit dünner Stimme von sich, dann griff er sich wieder an den Kopf, der leicht glühte und schmerzte.
 

Haru stand derweil auf und wischte sich die Tränen von den Wangen. Er wusste nicht, was er denken sollte und war tierisch aufgeregt.
 

Er hatte den anderen noch nie so emotional erlebt!
 

„Niya... Niya...“ kam er auf ihn zu, der tief seufzte und sich mit dem Hintern auf der Lehne der Couch sinken ließ.
 

„Ich... Niya, ich... Es tut mir leid. Ich hatte doch keine Ahnung, dass du dir solche Sorgen machst.“ entschuldigte sich Haru hastig und legte seine Hände auf die Knie des Sängers, der sich den Kopf hielt. „Ich dachte nicht, dass ich... ich dachte nicht, dass ich dir so wichtig bin...“ flüsterte Haru anschließend und blickte in Niyas Gesicht, der ihn ebenfalls direkt ansah.
 

Doch er wirkte abgeschlagen und müde.

Fast schon überfordert und hilflos.
 

Es machte Haru traurig. Dabei war er doch mal wieder so glücklich, immerhin hatte Niya ihm gerade ganz viele Gefühle offengelegt!
 

„Aber Niya... Könntest du mit jemandem wie mir denn zufrieden sein? Ich meine... wenn ich bleiben würde... Ich meine... Ich hab keine Ahnung, was ich meine! Scheiße! Ich weiß nur, dass ich dich wirklich liebe! Ich liebe dich, Niya! Ich will, dass du glücklich bist, verdammt! Ich will, dass es dir gut geht!“
 

„Ich weiß...“ flüsterte dieser, den anderen weiterhin anblickend, entgegen und räusperte sich leicht.
 

„Dann sag mir jetzt ins Gesicht... dass ich bleiben soll.“ forderte Haru.
 

Er wollte es ganz direkt hören von dem Älteren.

Er wollte hören, dass er bleiben soll.

Damit war dann klar, dass er Haru mochte und dass er ihn bei sich haben wollte.
 

Mehr musste Haru nicht von ihm hören!

Immerhin gab Niya ihm Liebe und Nähe, sowie Zärtlichkeit und Geborgenheit – auf seine eigene Art und Weise eben! Doch genau diese Art des Musikers liebte Haru so sehr!
 

„Sag es, Yukaze. Aber ich werde weiterhin unter Ryuichi arbeiten. Ich kann unmöglich dein Geld für diese Sache benutzen... Bitte versteh das... Ich will in keinster Form, dass du damit etwas zu tun hast! Du bist ohnehin viel zu tief mit drin, weil du dich mit mir abgibst! Ich will dich nicht noch mehr mit reinziehen, auch wenn Ryuichi jetzt langsam die Zügel kürzt mit seinem Handeln. Ich hab einfach Angst um dich!“
 

Wieder hörte man das Ticken der Wanduhr.

Die Blicke hielten einander fest.
 

Und selbst wenn Yukaze jetzt nicht die gewünschten Worte sagen würde, so war es okay für die Hure – denn er spürte ganz genau, was Niya an ihm lag. Überhaupt spürte er zum ersten Mal in seinem Leben, seitdem er den Schwarzgefärbten kannte, was es bedeutete, Beachtung geschenkt zu bekommen.
 

Beachtung.

Liebe.

Geborgenheit.

Zärtlichkeit.
 

Das Gefühl, jemand zu sein.

Jemandem wichtig zu sein!
 

Ein Mensch zu sein, der etwas Wert war im Leben.
 

Das alles gab Yukaze ihm!
 

„Bleib.“
 

Aus diesem Grunde liebte Haru den Musiker.
 

„Bist du... dir ganz sicher...?“
 

„Tu mir... das nicht noch einmal an... du Scheißkerl. Sonst leg ich dich persönlich um.“
 

Haru lächelte.

„Niya...“
 

Haru: „Es ist nicht einfach im Leben, mit bestimmten Nachrichten und Situationen umzugehen.

Doch wenn man einen Menschen hat, der einem Liebe und Verständnis entgegenbrachte...

...der einem zeigte, dass man etwas wert ist, dann war doch alles andere hinfällig.
 

Ich liebe Niya Yukaze.
 

Für seine besondere Art der Zuwendung und Ausdrucksweise.
 

Er ist ein liebevoller Mensch – auch wenn man es niemals vermuten würde.
 

Er würde niemals von sich aus direkte Worte solcher Art wie „Ich mag dich“ oder „Ich brauche dich“ sagen – man muss ihn dazu zwingen und wenn er dann wirklich das Gewünschte sagte, dann hat er einfach bislang keinen Arsch in seiner Hose gehabt, um es von selbst zu sagen!
 

Doch er gab mir bislang immer das, was ich brauchte.
 

Und auch in jenem Moment habe ich nur gehofft, dass er mich bittet zu bleiben...
 

Ich musste ihn zwar dazu zwingen, dass er es sagt...

... aber er hat es gesagt.
 

Und machte mich damit zum glücklichsten Menschen auf der ganzen Welt!
 

„Es tut mir leid...“ hauchte Haru dem Musiker entgegen, um sich erneut für sein Abkommen zu entschuldigen, dann hob er die Hand und legte sie an die gerötete Wange des Sängers.
 

„Lass uns... zu Bett gehen. Ich bin sicher, du kannst heute Nacht gut schlafen – ohne Pillen.“ schmunzelte der Brünette und Niya zog wieder skeptisch die Brauen ins Gesicht, dem jenes von Haru nun näher kam und der Kleine dem Großen nun auf die erwärmte Stirn küsste. „Erstens bin ich wieder da...“ schmunzelte Haru. „...und zweitens bin ich mir ziemlich sicher, dass dein Körper so gestresst ist, dass du jederzeit auch im Stehen einschlafen würdest...“ flüsterte er weiter und blickte Niya wieder an, der das Grinsen im Gesicht der Hure nicht einordnen konnte.
 

Der hob nun die Schultern amüsiert. „Na ja. Dann kann ich mich gleich mal tiefgehend entschuldigen und dich gesund pflegen.“ meinte er amüsiert und hoffte natürlich nicht, dass es den schönen Musiker auf die Bretter knallte – aber er sah wirklich nicht gesund aus.
 

„Du... machst dich auch noch darüber lustig?“ hob er eine Braue.
 

Doch Haru schüttelte den Kopf. „Nein... Nein, tue ich nicht...“ lenkte der Brünette wieder ein und schüttelte zur Unterstützung seiner Aussage den Kopf, dann ergriff er die Hände von Niya, die ganz kalt waren, und zog ihn somit auf die Beine.
 

„Ich kann jetzt noch nicht schlafen gehen.“ erklärte Niya mit dünner Stimme und hustete dann leicht, abgewendet zur Seite natürlich, um Haru nicht anzuhusten, der daraufhin die Brauen hob.
 

„Ach, nein? Ich denke doch, dass Sie das können, Herr Musiker. Schau dich mal an, du hast ganz glasige Augen und leicht gerötet sind sie auch. Und du bist ganz blass. Du siehst schon voll müde aus, natürlich kannst du jetzt schlafen.“
 

„Haru...“
 

„Ab. Ins. Bett.“
 

Nun hob Niya die Brauen und löste sich aus dem Griff des Jungen, um kopfschüttelnd um die Couch zu gehen, woraufhin die Hand nach der Bierflasche griff – die jedoch in fremden Fängen ihren Halt fand.
 

„Den Scheiß brauchst du jetzt nicht trinken. Ich wünsche mir ernsthaft, dass du jetzt mit mir nach oben gehst. In dein Schlafzimmer. In dein Bett. Du bist heute Mittag im Krankenhaus schon fast zusammengeklappt, weil du angeschlagen bist... Bitte.“
 

Harus Worte waren ernst und voller Sorge und sein Blick teilte dem anderen mit, dass er sich wirklich um dessen Wohl sorgte.
 

„Ich bin wohl alt genug, um das selbst beurteilen zu können.“
 

Wieder lag eine skeptische Mimik im Gesicht des Jungen.

„[...]‚selbst beurteilen‘?“ zitierte er gehässig und wurde mit einem tiefen Luftholen angesehen.
 

„Ha, ha, sehr witzig. Du weißt, was ich meine.“ maulte der Sänger. „Und jetzt gib mir mein Bier, ich will noch ‘ne Runde Fernsehen.“ krächzte die Stimme mit letzter Kraft von sich.
 

Doch Haru schüttelte den Kopf.

„Wie geht es Hanna eigentlich?“ lenkte er dann schließlich ein.
 

„Gut.“ gab ihm die raue Musikerstimme zu verstehen.
 

„Und dir?“ hakte Haru ernst nach und blickte Niya so an, als nehme er ihm kein einziges Wort ab.
 

„Mann... mir geht’s gut, was wird das denn jetzt?“ räusperte sich der Ältere und schien keine Lust auf das Spiel zu haben.
 

„Lügner.“
 

Yukaze seufzte tief – das konnte er ja so gut. Dann stemmte er die Hände in die Hüfte und blickte Haru genervt an – hustete dann wieder leicht, nachdem er sich für wenige Momente von ihm abwendete. „Dann gehen wir jetzt halt... ins Bett.“ maulte die gezerrte Stimme.
 

Der Brünette musste Schmunzeln und fand den Älteren gerade äußerst süß. Es wirkte wie eine Trotzphase bei einem Kleinkind. Dann sah er noch so angeschlagen und müde aus... Das konnte Haru in diesem Moment nur niedlich finden und stellte die Flasche mit dem herben Gebräu auf den Tisch.
 

Sicherlich hatte der Schwarzgefärbte jeden Tag Alkohol getrunken. Wenigstens zum Einschlafen, da war sich die Hure sicher. Und es machte ihn traurig.
 

„Aber... kannst du mir als Gute-Nacht-Geschichte noch mal genauer... erklären... wann du Geburtstag hattest? Und wo du ihn verbracht hast? Und dann... klärst du mich mal über deinen... Positiv-Bericht... auf.“ meinte die krächzende Stimme des Musikers an Haru gewandt, nachdem sich der Körper längst in Bewegung gebracht hatte, um ins Schlafzimmer zu gehen - gefolgt natürlich von Haru, der nach wie vor nur das Shirt trug.
 

Erstaunt darüber nickte die Hure nur stumm und bekam oben angekommen noch eine Shorts des Älteren entgegen geworfen. Dieser selbst zog sich nur die Jeans vom Leib und landete erholsam stöhnend in seinem Bett.
 

„Von wegen nicht müde...“ stichelte der Brünette nur, welcher sich die Shorts angezogen hatte und nun zu Yukaze ins Bett krabbelte.
 

Wie lange er schon nicht mehr hier war – doch es hatte sich nichts verändert.
 

Doch noch blieb Haru auf Distanz neben Niya liegen – dabei hätte sich der Junge sehr gerne mit dem Kopf auf dessen Brust gelegt – wäre so gerne wieder ganz nahe bei ihm und würde ihn spüren wollen.
 

Tief atmetet Niya ein und wieder aus, lag da auf dem Rücken neben ihm in dessen Bett und schien in diesem Augenblick zufrieden zu sein.
 

„Also... schieß los...“ meinte er gähnend und streckte die Hände über seinen Kopf – deckte sich auch nicht zu und schloss bereits die Augen.
 

Haru blickte ihn verwundert an, schnaubte dann aber hörbar und schnappte sich die Decke, um den schönen Körper damit zuzudecken.
 

Dieser Blödmann!

Er würde sich erkälten!
 

„Also, ich hatte vor drei Wochen Geburtstag. Den hab ich allerdings nicht gefeiert. Das mit dem HIV erklär ich dir morgen, wenn du bei Verstand bist und... ich stelle gerade fest, dass wir nur eine Decke haben...“ erklärten sachliche Worte der Reihe nach, dann blickte sich Haru im düsteren Schlafzimmer um, um nicht doch noch eine Decke zu finden.
 

„Ich hab zurzeit nur eine.“ erklärte dann aber die raue Stimme des Älteren.
 

„Okay...“ meinte der Brünette nur nachdenkend und spürte dann, wie sich die Decke neben ihm anhob.
 

„Na, was ist? Ich weiß, dass du dich zu diesem begehrten Körper legen möchtest. Dann tu es doch endlich.“ entgegnete der Musiker dem anderen da nur hochtrabend und erntete einen mehr als überheblichen Blick – welcher im Verborgenen blieb.
 

„Stimmt...“ gab die Hure dann von sich, kuschelte sich aber sogleich tatsächlich an den wirklich äußerst schönen Körper mit Charakter und war zutiefst zufrieden, als sich die Decke über sie beide niederließ. „... Dir geht’s wirklich noch viel zu gut...“ schmunzelte Haru und legte den Kopf auf die Brust des Älteren. Den Arm über dessen Oberkörper und ein Bein schob sich zwischen die beiden des bereits Liegenden.
 

Wie lange hatte er sich danach gesehnt?

Dabei hatte sich diese Vorstellung mit Harus Vorhaben schon Ewigkeiten in dessen Herz zerschlagen... und nun war es Yukaze gewesen, der all das eingerührt hat.
 

Yukaze hatte unbewusst dafür gesorgt, dass es so war, wie es nun war.
 

Noch einmal atmete die Hure tief ein und wieder aus, dann schloss auch er beruhigt die Augen und war mal wieder überglücklich.
 

Ihm war egal, was nun werden würde.

Sein Herzenswunsch, seinen Niya wiederzusehen und zu bekommen – gar bei ihm zu bleiben –, ist in Erfüllung gegangen!
 

Was wollte ‚Mann‘ also mehr?
 

„Ich liebe dich...“

Geflüsterte Worte.
 

„Ich weiß.“

Feststellende – aber ebenfalls sehr zufriedene Worte.
 

Das war Leben!
 


 

-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.->

next?

ゆ-chan
 

A C H T U N G !! Ä N D E R U N G!!

BITTE LESEN:

http://cms.pinkxlemon.webnode.com/fanfiktion-german-/next-/



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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Von:  Ribka-is-Mori
2012-04-29T22:23:45+00:00 30.04.2012 00:23
*mich an yuuuuuuuuu-chan~ schmus* du musst mich jetzt trösten weil ich wg. dir mal wieder heule!! nicht unbedingt wg. der sache das haru positiv ist, auch wenn das wirklich heftig ist und ich mich frage wieso du ihm das antust!! kam man so wirklich mit einander sicher schlafen? ich meine kondome sind auch nicht 100%tig sicher...
*haru tröstend in den arm nehm* mein armer kleiner!!
aber das was haru jetzt denkt das er einen sinn hat zu leben so zu sagen, das hat mich so zum heulen gebracht!! das war so ehrlich und wahr...
gott niya hat mir echt angst gemacht als er die ganze zeit einfach so mucksmäuschenstill und mit geschlossenen augen zu gehört hatte!! wenn ich haru wäre wäre mir wohl aus nervösität übel geworden!!
und dann dieser dummer satz von diesem idioten das er sich nur verabschieden will... wäre ich niya ich hätte ihm deffinitiv eine geknallt!! und dann lässt er sich nicht von seinem star helfen -.-
da hab ich kurz die idee von okane ga nai im kopf gehabt... aber nein er wollte es nicht *seufz*
ich kann verstehn wieso yukaze so ausgeflippt ist!! das hat er wirklich gebraucht, nach allem... und das er wg haru zu nichts mehr fähig war ist fakt!! ganz schön selbstsüchtig vom brünetten einfach so wieder ab zu hauen, oder es zuminest zu wollen!! >_____________<
und dann dieser kampf das niya endlich schlafen gehen soll... das war irgendwie richtig toll *~* und wie er will ich auch wissen was das mit dem positiv auf sich hat!!! lös das bitte ganz schnell auf *welpenblick aufsetz*
und das im bett war einfach nur süß und auch wie haru das t-shirt maltretiert hat xDDD *ultramegakawaii!!*
und der sex was auch genial!! der anfang war toll und du hast es voll drauf dieses stöhen zu schreiben, daran verzweifel ich in meinen RPGs immer Q_______Q
so aber kommen wir zu schluss ;D
das aller tollste was aber das ende des kapis ♥
als haru mein ich liebe dich und niya mit ich weiß antwortet *~*
schöner kann es doch gar nicht sein!!

hach ich liebe diese ff einfach nur!! *~*
*die ff mit ♥-chen überhäuf und lieb hab*

glg deine Tat-chan und vielen ♥-lichen dank für deine wunderbare ff!! die gehört echt zu meinen favos, auch wenn sie nicht so bekannt ist *leider!!!! >______________<*

ps: noch mal sry das ich die ganze zeit keine kommis geschrieben hab, was im kreaTIEF und naja... auch wenn du sagt das macht dir nix aus und du bist nicht kommigeil, tut es mir trozdem echt leid!!
*keeeeeeeeeeekse und bubble tea für dich da lass*
*winke bis zum nächsten genialen kapi*
Von:  Ribka-is-Mori
2011-07-27T20:24:43+00:00 27.07.2011 22:24
ja natürlich next!!! was denkst denn du?^^

boa ich liiiiiiiiiiiiiiiiiiiiebe diese ff *__* niya und haru passen sooo gut zusammen *schwärm* muss aber sagen war am anfang n bisi schwer reinzukommen, weil du sooooooooooo lange nimmer weiter geschrieben hast. dafür das du gesagt hast das "bald" n neues kapi kommt, hast du dir aber viiiel zeit gelassen ;)

aber dafür war dieses kapi einfach nur sowas von romantisch <3 was ist lieb?... ja bei den satz musste ich echt daran denken wie oft ich schon eine definition für dieses wort gesucht habe... *seufz*

und trozdem habe ich ein ungutes gefühl... immerhin meintest du ja schon das es noch gaaanz böse endet... *angst hab!*

ach man^^ ich liebe es sooooooooooo seeeeeehr wenn niya haru seine "hure" nennt!! *_* hab ich glaub ich schon mal geschrieben, aber für mich ist das einfach der süßeste spitzname! und er passt auch noch soooo sehr zu ha-chan^^

bitte bitte bitte

schreib gaaaaaaaaaaanz schnell weiter!! das ist eine meiner lieblings-ffs und ich warte sehnsüchtig auf jedes weitere kapi <3

glg bine


Von:  Ribka-is-Mori
2011-05-15T22:27:59+00:00 16.05.2011 00:27
das perfekte pärchen*_* omg hab ich nen schock bekomm als rauskam das haru niya angeschossen hat!! ach ich bin einfach nur hin und weg*schmacht*
wie das wohl weiter gehen wird mit ryuichi... (doofer name ich muss immer an den tollen sakuma dabei denken xD)

na dann, danke wieder fürs kapi und schreib bitte bald wieder *dackelaugen mach*

lg bunny
Von:  Ribka-is-Mori
2011-05-15T21:55:38+00:00 15.05.2011 23:55
der arme yukaze ;_; welcher idiot und wieso bitte hat ihn da angeschossen? meno das darf doch net war sein!!! und dann denkt er auch noch nur an seinen sonnenschein!! wie zuckersüß ist das denn?! und das gebrüller seines namens... kann mir schon vorstellen von wem das kam ;) ach und das ein kind einen menschen total verändern kann hab ich vor kurzem auch mitgekrigt als meine sis (kinderfeind no.1!) selber ihre tochter bekommen hat. musste echt schmunzeln das es yukaze genauso geht.
danke für das tolle kapi^^

lg bunny -und auf zum nächsten kapi*schleich*

Von:  Ribka-is-Mori
2011-05-15T21:22:54+00:00 15.05.2011 23:22
einfach nur göttlich!! dein schreibstil ist der absolute hammer *_* die beiden mag ich jetzt schon total! und cool das haru scheinbar nicht der typische uke ist. das wird sicher noch lustig... und spanned allemal*g*

lg bunny

*die ff zu meinen favos schmeis*
Von:  BlackAngelKai
2011-04-06T07:18:48+00:00 06.04.2011 09:18
Hey, noch keine Kommentare bei so einer spannenden FanFic?
Das muss schnell geändert werden! ;)

Ich mag Haru. Er ist einfach so ehrlich, dass es schon fast an Dummheit grenzt. Schon allein die Aussage "Ich habe dich fast kastriert, um dir das Leben zu retten" gegenüber jemandem wie Niya, der bestimmt lieber tot als seiner Männlichkeit beraubt wäre... *lol*
Den Schluß fand ich auch klasse, von wegen "Schenk mir doch dein Herz"... ich würde eher sagen, dass Haru es sich Stück für Stück einfach klaut ;)

Ich bin gespannt, wie es weitergeht. :)



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