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If you want to change the future...

you have to pay the price
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo an alle Leser und danke an alle Kommischreiber, ich hoffe ihr habt viel Freude mit dem neuen Kapitel. Bitte bedenkt, dass dieses Kapitel fast 5 Jahre nach "Dort im Regen spielt", also nicht überrascht sein, dass Yoko und Sora schon so gut reden können ^.~
Näheres zu dem Zeitsprung und wie es mit der Story weitergeht findet ihr im Nachwort. Jetzt erstmal viel Spaß beim lesen. Komplett anzeigen

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Die Sommersonnenwende Teil 1 - Das Monster und der Unbekannte

Mit einem lauten Klirren zerbrach der wandhohe Spiegel in tausende Stücke, nachdem der junge Mann seine Faust direkt in die Spiegelung seines eigenen Gesichtes gerammt hatte. Noch während die letzten kleinen Scherben zu Boden gingen, begann das Blut aus verschiedenen Stellen seiner Hand zu laufen. Er hatte sich geschnitten, doch ignorierte den Schmerz, das Blut das auf den Fußboden tropfte und die Tatsache, dass ihm auch dieser Akt der Aggression keinen Frieden gebracht hatte.
 

Alles war so sinnlos. Jeden Morgen aufzuwachen, jeden Tag aufs Neue ums Überleben zu kämpfen und am Ende doch nichts ändern zu können, das alles war so verdammt sinnlos. Aber er würde dieser Sinnlosigkeit endlich ein Ende machen. Er hatte genug. Er würde nicht zulassen, dass sich die Geschichte wiederholte und er nahezu alles verlor, was er liebte.
 

Er würde die Zukunft verändern, auf dass sie niemals diese schreckliche Form annehmen würde…
 

~*~
 

Fünf Paar Kinderaugen lugten vorsichtig um die Ecke und erspähten nicht weit von der Mauer, an die die Kinder sich drückten, um nicht gesehen zu werden, ein kleines hübsch verziertes Gebäude. Ein einziges großes Tor mit Buntglas führte in das Haus mit den zwei Türmen und eben jene Tür wurde von zwei Palastwachen der königlichen Garde des Mondes bewacht.
 

Ein Junge mit schulterlangen, dünnen blonden Haaren und hellbraunen Augen wendete sich von den Wachen ab und den vier Mädchen zu, die sich mit ihm gemeinsam versteckten. Er Ren Kano, das erste Kind von Amy und Akio. Er war nahezu der einzige Junge, der seit Yokos Geburt von den Mitgliedern des ehemaligen Sailor Teams geboren wurden war und hatte daher fast ausschließlich weibliche Freundinnen. Aber mit seinen vier Jahren störte es ihn noch nicht so sehr, ob seine Spielkameraden nun Mädchen oder Jungen waren.

Was ihn allerdings störte war das, was sie gerade gesehen hatten. „Siehst du“, flüsterte er und wendete sich direkt an Yoko. „Ich hab dir doch gesagt, dass das Haus bewacht wird. Wir kommen da nie unbemerkt rein!“ Seine dünnen, aber für einen Jungen recht langen blonden Haare waren in seinem Nacken zu einem kleinen Zopf gebunden, den er jetzt allerdings öffnete. Er hasste diese Zöpfe. Wozu hatte er diese fast schulterlangen Haare, wenn sie durch seinen Zopf am Ende ohnehin keiner sah? Dabei fand er, dass er verdammt cool aussah. Was auch immer es nun eigentlich genau bedeutete „cool“ zu sein.
 

Yoko stemmte die Hände in die Hüften. Ihre langen und welligen braunen Haare flogen umher, als sie ob des mangelnden Vertrauens ihres einzigen männlichen Spielkameraden den Kopf schüttelte. In den Zügen ihres Gesichtes und in den vertrauenswürdigen blauen Augen sah man ihre Mutter wieder. Etwas, was es allen Palast Bewohnern schwer machte, das liebenswerte kleine Mädchen nicht zu mögen, obgleich der vielen Gerüchte, die stärker denje um die Sonnenprinzessin kursierten. Gerüchte, von denen die Kleine bisher erfolgreich ferngehalten wurde. Ferngehalten, wie man sie auch weitgehend von der Außenwelt fern hielt und… auch von ihrer großen Schwester. Das war es, was der kleinen Yoko am meisten zu schaffen machte. Ren und Sora hatten beide jüngere Schwestern und die Sonnenprinzessin konnte tagtäglich beobachten, wie toll es war Geschwister zu haben. Sie selbst war ja auch eine Schwester, aber sie fühlte sich nicht wie eine, denn bisher, hatte sie Chibiusa nur von weitem gesehen. Sie hatte noch nie mit ihrer großen Schwester gesprochen, hatte ihr noch nie gegenübergestanden und ihr noch nie sagen können, dass sie sie trotzdem lieb hatte.

Schon seit Yoko ganz klein war, wünschte sie sich zum Tag der Sommersonnenwende – dem Tag an dem sie und Sora Geburtstag hatten – immer nur eines, nämlich das ihre Schwester zu ihrer Geburtstagsfeier kommen würde. Sie musste ja gar nicht lange bleiben. Sie sollte nur einmal kurz kommen, damit Yoko ihr sagen konnte, wie gerne sie einmal mit ihr Spielen würde. Und auch heute, wo sie fünf Jahr alte geworden war, hoffte sie wieder auf einen Besuch von ihrer großen Schwester, der überall beliebten kleinen Lady.

Und gerade weil sie solch große Hoffnungen hatte, war sie nur um so glücklicher heute – was gut für Ren war, denn anstatt erstmal mit ihm zu schimpfen, zwinkerte sie ihm grinsend zu. „Keine Sorge, ich hab an alles gedacht“, meinte Yoko dann und deutete auf die beiden Wachen, die eben gerade wie selbstverständlich gemeinsam ihren Posten verließen. „Seht ihr!“ Es war ja nicht so, dass die Sonnenprinzessin nicht schon lange plante mit ihren Freunden das Geheimnisvolle Gebäude zu erkunden und natürlich hatte sie dementsprechend die Wachen schon öfter beobachtet und wusste, dass sie um diese Zeit immer gemeinsam ihren Posten verließen, um Mittagessen zu gehen. Vermutlich war ihnen das gar nicht erlaubt, aber der kleinen Prinzessin mit den langen braunen Haaren kam das ganz gelegen.
 

Die Begeisterung von Sora hielt sich in Grenzen. „Das darf doch nicht wahr sein! Das dürfen sie gar nicht!“, als Tochter derjenigen, die für die Sicherheit im Palast verantwortlich war, wusste die Uranuserbin natürlich im Gegensatz zu Yoko definitiv, dass die Wachen ihren Posten niemals gemeinsam zu verlassen hatten. Das war ein Befehl und normalerweise wagte es sich niemand im Palast, die Befehle von Soras „Papa“ Haruka zu missachten.

Und das war auch nicht verwunderlich denn auch Nami, Soras etwas über ein Jahr jüngere Schwester, und sie selbst wussten, dass die ehemalige Kriegerin des Windes sehr streng sein konnte, aber ihre beiden Töchter hatten dennoch nichts zu befürchten, zum einen weil Haruka wohl zu denen gehörte, die eine harte Schale, aber einen weichen Kern hatten und zum anderen, weil ihr „Vater“ es niemals wagen würde, streng zu ihren beiden Prinzessinnen zu sein, wenn Michiru in der Nähe war, die ihre Hände immer schützend über ihre beiden Töchter legte, wann immer sie fand, dass die Herrscherin über den Uranus doch einmal zu streng zu den beiden Mädchen war.

Manche Leute behaupteten, dass Sora mal so werden würde, wie ihr „Vater“, weil sie ihr optisch zu ähnlich sah, mit den blonden Haaren und den dunkelblauen Augen, aber ihre Mutter zweifelte daran, denn Sora war schon jetzt vom Charakter her ganz anders und im Gegensatz zu Haruka, genoss sie es Mädchenhaft zu sein. Sie ließ ihr blondes Haar lang wachsen, trug gerne Röcke und Kleider, wollte gerne mal eine Dame werden, wie ihre Mutter und außerdem… hasste sie Sport. Wirklich. Bewegung war nicht ihr Ding. Sie war nicht faul oder so, aber von Spielen und Toben einmal abgesehen… warum sollte jemand freiwillig schwitzen, wenn es dabei nicht einmal um Spaß ging? Nein. Sora war eher der kreativ veranlagte Typ. Sie zeichnete gerne und erfand Geschichten. Sie konnte sogar ein bisschen Geige spielen. Ja, das waren die Dinge, die ihr Spaß machten. Es gab nur eine Sache, die ihr noch mehr Spaß machte als das und natürlich mit ihren Freunden zu spielen…

„Na wartet nur. Die können was erleben, wenn ich das erstmal Papa erzählt habe.“ Und das würde sie definitiv tun, denn die Blondhaarige war mehr als nur bemüht, ihren Eltern bei deren Pflichten zu helfen, so gut sie nur konnte – und das nicht, weil diese es so wollten, im Gegenteil, eigentlich sollte Sora diese Dinge lieber ihren Eltern überlassen, aber warum sollte sie das tun, wenn es ihr doch so große Freude machte? Welches Kind spielte schon nicht gerne den Chef?
 

„Bist du wahnsinnig?!“ Yumi, die einzige Tochter von Yaten und Minako, blickte ihre ein Jahr ältere Freundin streng aus ihren hellgrünen Augen an. „Wenn du das machst, dann kommen wir nie wieder da rein!“ Und immerhin war das hier das größte Abenteuer, das sie seit langem erlebten. Prinzipielle war es im Mondpalast nämlich recht langweilig. Zwar lebte Yumi nur selten hier, da sie meisten bei ihren Großeltern auf der Erde oder bei ihrer Patentante Kakyuu auf Kinmoku war, aber selbst da war nie viel los. Das Leben des zukünftigen neuen Sailor Teams war schlicht und ergreifend furchtbar langweilig. Das Mädchen mit den langen weißen Haaren nervte es furchtbar, dass ihre Eltern immer so ein aufregendes Leben hatten und sie sich stets langweilte.

Zumal die zukünftige Kriegerin der Venus immer irgendwie… einsam war. Minako und Yaten hatten gemeinsam die Band „Stars“ gegründete, die (über die verbesserten Portale, die nun zu Reisezwecken in der ganzen Galaxie verteilt waren) im ganzen Universum unterwegs war um Konzerte und Interviews zu geben und wenn es nötig war, ihre Songs in den Sprachen der entsprechenden Planeten auf zunehmen. Fakt war jedenfalls, dass Yumi nicht behaupten konnte, dass ihre Eltern oft da waren. Sie nahmen sie nie mit auf ihre Reisen und sie waren nur noch sehr selten zuhause und selbst dann verbrachten sie kaum Zeit mit ihrem einzigen Kind. Die Erbin der Venus hatte eine intensivere Beziehung zu Gliesé, ihrem Kindermädchen auf Kinmoku, als zu ihren eigenen Eltern. Und ganz egal, ob Yumi nun in ihrem Kindergarten auf der Erde oder hier auf dem Mond, viele kleine Freunde hatte und obgleich auch auf Kinmoku viele Leute mit ihr spielten und sie lieb hatten, fühlte sie sich doch immer irgendwie einsam und allein.
 

Ein rothaariges Mädchen mit dunkelgrünen Augen, dass bisher relativ unbeteiligt dabei gestanden hatte, weil sie kein großer Fan von Abenteuern oder Ärger war – und letzteres würde sie auf jeden Fall erwarten, wenn sie erwischt wurden - legte den Kopf schief und blickte ihre um wenige Wochen ältere Freundin Yumi fragend an. „Glaubst du im ernst, dass wir da zwei Mal rein wollen?“ Makotos einzige Tochter Ruri konnte sich das nur sehr schwer vorstellen. Was konnte es schließlich schon großartiges in diesem kleinen Gebäude geben, dass nur von schlappen zwei Wachen bewacht wurde? Am Ende war es nur ein besonders hübscher Schuppen oder eine Rumpelkammer. Und dann hatten sie sich Ärger eingehandelt, nur um sich verstaubte Möbel oder Gartengeräte anzusehen? Na toll!

Ruri, die von den meisten Leuten einfach Rui genannt wurde, fiel unter allen Kindern der ehemaligen Sailor Kriegerinnen ein bisschen aus der Rolle, weil sie mit ihren 4 Jahren schon so erwachsen und vernünftig war. Hinter ihrem Rücken munkelte man, dass sie diese Vernünftige Art von ihrem Vater geerbt hatte, einem Mann, die Ruri nie kennen gelernt hatte, weil er gegangen war, bevor ihre Mutter überhaupt wusste, dass sie ein Kind erwartet hatte. Wohin dieser Mann gegangen war und warum, das hatte der Erbin des Jupiter bisher keiner gesagt. Makoto redete nicht gerne über ihn, es machte sie traurig, sagte sie und alle anderen meinten immer, sie wüssten nicht viel über diesen Mann. Er hieß wohl Taro und hat mal im Palast gearbeitet, aber mehr wollten sie ihr nicht sagen.

Wie dem auch sei, Rui war sich jedenfalls sicher, dass sie ihre Vernünftiges und für ihr Alter viel zu erwachsenes Verhalten nicht von ihrem Möchtegern Vater hatte – denn was war er schon für ein Vater, wenn er nie da war? – sondern viel mehr deswegen, weil er eben fehlte. Denn sie war die einzige von dem zukünftigen neuen Sailor Team, die wirklich gar keinen Vater hatte. Sie und ihre Mutter waren allein und selbst als eine Freundin der Königin und Ministerin für Sicherheit, war es nicht einfach, eine alleinerziehende Mutter zu sein. Makoto arbeite viel, weil sie so unabhängig wie möglich sein wollte. Und neben ihren Job als Ministerin, hatte sie ja auch noch ihre Bäckerei und die kleine Gärtnerei mit dem großen Gewächshaus. Zwar gab sich die einstige Kriegerin des Jupiter viel Mühe, Zeit mit ihrer Tochter zu verbringen, aber dies geschah meist während der Arbeit, so dass es sich einfach ergeben hatte, dass Ruri ihrer Mutter meistens half. Und der Erbin des Jupiter machte das gar nichts aus. Viel mehr störte es sie, wenn sie von ihren Freunden in solche Ärger bringenden und unnötigen Abenteuer hineingezogen wurde.
 

„Warum nicht?“, wunderte sich Yumi. In ihrer Vorstellung, würden sie in dem Haus mit den zwei Türmen einen Geheimgang zu einem großen Labyrinthe finden, dass sie schließlich zu einem großen Schatz führen würde. Vielleicht war dort ja sogar dieser geheimnisvolle Sonnenkristall versteckt von dem immer alle redeten, den aber keiner von ihnen bisher jemals gesehen hatte. Aber was auch immer es war, es war ganz sicher nichts Langweiliges. Und wer wusste schon, ob Yumis Eltern ihr nicht mehr Aufmerksamkeit schenken würden, wenn sie erstmal einen langen verschollenen Schatz gefunden hatte? Immerhin war sie dann ja etwas ganz besonderes.

„Wenn wir uns nicht beeilen…“, begann Ren nach einem Seufzen, „dann werden wir da nicht einmal ein einziges mal rein kommen. Die Wachen kommen sicher bald wieder“, und wer wusste schon, ob sie je wieder so eine Chance bekommen würden, erst recht, wenn Sora alles ihrem Vater petzen würde. Also jetzt oder nie.

Yoko nickte eifrig. „Er hat recht, beeilen wir uns“, schließlich war es ja nicht nur so, dass die Wachen morgen womöglich keine gemeinsame Pause mehr machen würden, viel mehr gab es ja auch noch das Problem, dass sie sich nicht jeden Tag so frei und unbeschwert im Palastgarten bewegen konnten, erst recht nicht, ohne das Kaya, ihr Kindermädchen, ein Auge auf sie hatte. Um also keine weiteren Diskussionen zuzulassen, marschierte die Sonnenprinzessin geradewegs auf das große Tor des Gebäudes zu, dicht gefolgt von Yumi und schließlich kamen auch die anderen drei hinterher.
 

Die erste Hürde hatten die fünf Kinder schnell erreicht, denn die große Tür ließ sich keineswegs mal einfach so von der Hand eines fünf oder gar vierjährigen Kindes öffnen. Sie war dick und schwer. Zum Glück gehörten Ruri und Sora nicht zu den schwächsten und auch Ren konnte ein kleines bisschen Stärke vorweisen und so öffneten die Kinder gemeinsam eine Seite des Tores und huschten hastig in das Gebäude hinein, bevor sich die schwere Tür hinter ihnen mit einem lauten Knall wieder schloss.

Der Raum, der sich ihnen Preis gegeben hatte, beherbergte einige hübsche Statuen und Bilder und vom anderen Ende des Raumes, strahlte Licht durch ein riesengroßes Buntglasfenster, das Königin Serenity und ihre 8 Kriegerinnen zeigte. Aber so besonders war das nicht. Solche Fenster waren im ganzen Palast verteilt, Statuen und hübsche Bilder gab es dort auch überall. Waren sie also doch nur in einer Abstellkammer gelandet?
 

„Ich hab es euch ja gesagt“, verkündete Ruri und warf ihre langen roten Haare mit einer lässigen Handbewegung zurück. Sie hätte zuhause bleiben und ihre Mutter in der Bäckerei helfen sollen. Aber nein, sie musste ja unbedingt hier her kommen, weil es Soras und Yokos Geburtstag war. „Können wir dann jetzt bitte wieder gehen?“ Geburtstag hin oder her, hätten sie nicht lieber irgendwelche netten Spiele spielen können, anstatt so einen Unsinn zu machen?

Minakos Tochter kam nicht umhin ihrer Freundin einen wütenden Blick zuzuwerfen. „Jetzt warte doch erstmal! Wir waren doch noch gar nicht in den beiden anderen Räumen“, erklärte Yumi und deutet auf die beiden Türen die links und rechts aus diesem Raum heraus führten. Auch sie waren wieder mit Buntglas verziert, dieses mal war es allerdings so dick, dass man kaum hindurch sehen konnte und die Bilder, die das Glas zeigte, waren schwer zu deuten, wenn man den Zusammenhang mit dem Inhalt der Räume nicht kannte. Sie standen also vor einem Rätsel. Spannend! “Vielleicht- Yoko?“, gerade wollte die Venuserbin erklären, was für Vermutungen sie hatte, was sich hinter den geheimnisvollen Türen verbergen würde, als sie sah, dass Yoko bereits eine der Türen ansteuerte. Aber irgendwie… wirkte sie merkwürdig. Fast so, als würde sie Schlafwandeln. Ihre Augen waren ganz leer und ihre Art zu gehen war auch seltsam. Fast so, als würde sie eine fremde Hand steuern.
 

Gebannt beobachteten die Kinder, wie Yoko wie selbstverständlich die Tür öffnete, die für sie alleine hätte eigentlich zu schwer sein müssen, doch gerade als die offene Tür den Inhalt des Raumes hätte preis geben können, begann irgendetwas in eben jenem grell zu leuchten und blendete die Kinder. Zum nahezu gleichen Zeitpunkt, war auch aus dem Raum hinter ihnen ein Geräusch zu hören und rosafarbenes Licht drang leicht durch das dicke Buntglas. Doch die Kinder fühlten sich nicht danach, sich zu der anderen Tür umzudrehen, denn als sie wieder etwas sehen konnten, wurde ihnen klar, dass das Leuchten nichts Gutes zu bedeuten gehabt hatte. Denn im Türrahmen stand ein Monströses riesengroßes Wesen und das direkt vor der bewegungslos am Boden liegenden Yoko.

Ren, Sora und Yumi waren wie erstarrt, beim Anblick des Drachenartigen Wesens, das kaum in die große Tür passte. Seine glühendroten Augen blickten sie gierig an und seine langen krallen schienen nur darauf zu warten, jemanden zu verletzten, von seinen vielen spitzen Zähnen ganz zu schweigen, die man deutlich sah, wenn das Wesen, wie jetzt, sein Maul öffnete. Mit einem mehr als nur dämonischen Grinsen blickte das Monster auf Yoko hinab und die Kinder verfielen in Panik. Was sollten sie tun? Sie hatten solche Angst!
 

Makotos Tochter nahm all ihren Mut zusammen und stellte sich mit ausgebreiteten Armen vor Yoko. „Keinen Schritt weiter! Niemand tut unserer Prinzessin weh!“, verkündete die zukünftige Kriegerin des Jupiters mit ernstem Blick. Wenn man die Kinder der einstigen Kriegerinnen etwas gelehrt hatte, dann dass ihre oberste Pflicht war, immer ihre Prinzessin zu beschützen und genau das würde Ruri jetzt auch tun und wenn sie das hier überlebte, dann würde sie ihrem Vater von dieser Heldentat erzählen… sollte sie ihn jemals finden.
 

Die Monströse Gestalt mit der metallenen Haut grinste noch breiter, er holte mit einer seiner Muskulösen Arme aus, offenbar um Ruri zu schlagen, die vor lauter Angst erstarrt nur schnell die Augen zugekniffen hatte. Doch das Monster kam nicht so weit, das Kind auch nur zu berühren, denn ganz plötzlich bohrte sich ein Schwert in seinen Bauch, Blut sprudelte und besudelte die Kinder und natürlich auch den unbekannten Retter, der nun vor Makotos kleiner Tochter stand.

Als Sora das warme Blut auf ihrer Haut spürte, kam sie zur Besinnung und begann laut um Hilfe zu schreien, hoffend das irgendjemand sie hören würde. Sie wusste, es wäre besser gewesen raus zu rennen und jemanden zu holen, aber sie bekam das Tor nicht alleine auf und Yumi und Ren schienen nicht so, als wären sie in der Verfassung ihr schnell helfen zu können. Die beiden standen immer noch erstarrt da und blickten verängstigt auf das Szenario, dass sich ihnen bot.

Ruri hatte inzwischen ihre Augen wieder geöffnet und blickte überrascht den Mann an, der mit dem Rücken zu ihr vor ihr stand und somit mit seinem langen schwarzen Ledermantel den Blick auf das Monstrum fast gänzlich verdeckte, obgleich die Person offenbar Menschlich und damit nicht halb so groß wie das Wesen war.

Die Monströse Gestalt zog sich mit verzerrten Gesichtszügen und unter großem Kraftaufwand das Schwert aus dem Bauch und schleuderte es auf den Boden, holte dann aus und wollte seinen Angreifer mit seinen scharfen Krallen durchbohren, doch wie aus dem Nichts kam aus der Hand von Ruis Retter eine Druckwelle, die das Monster gegen die Wand stieß, welche der Wucht des Aufpralls nachgab, so das nun ein großes Loch in der steinernen Mauer zu sehen war. „Das wirst du noch bereuen“, keuchte der Dämon und im ersten Moment sah es so aus, als würde es erneut angreifen, stattdessen aber verschwand es durch das Loch in der Wand und rannte auf allen vieren davon.
 

„Verdammt!“, der Mann, der den Angriff auf Ruri abgewehrt hatte, richtete sich auf, schnappte sich sein Schwert und stürmte diesem Monster unter den immer noch entsetzen Blicken von den vier Kindern hinterher. Dennoch, ihre starre wollte sich nicht so recht lösen.
 

Zitternd standen sie da und fuhren erschrocken zusammen, als sich das große Tor mit dem Buntglas endlich öffnete. Was, wenn das Monster wieder zurück kam? Doch stattdessen betraten Bunny, Michiru, Rei und einige Wachen den Raum, sie hatten den Schrei von Sora gehört und das Monster sowie den Unbekannten in dem schwarzen Ledermantel fliehen sehen und hatten bereits das schlimmste befürchtet. Doch beim Anblick des vielen Blutes und der regungslos am Boden liegenden Yoko war den dreien nicht danach aufzuatmen, als sie die Kinder entdeckten.
 

„Oh mein Gott“, Michiru kniete sich panisch zu ihrer Tochter hin, die Kreidebleich dastand und mit Blut befleckt war, doch schnell stellte die Herrscherin des Neptun zu ihrer Erleichterung fest, dass ihre älteste Tochter unverletzt war und ungeachtet des Blutes schloss sie sie in ihre Arme. „Du musst keine Angst mehr haben. Alles ist gut.“, flüsterte sie dem verängstigte Mädchen zu, welches in den sicheren Armen ihrer Mutter schließlich zu weinen begann.

Bunny hatte inzwischen ihre Tochter in die Arme genommen. „Yoko! Yoko hörst du mich?“, doch die kleine Prinzessin reagierte nicht, aber wenigstens erweckte auch sie nicht den Eindruck verletzt wurden zu sein, obgleich auch auf ihrem Körper ein paar wenige Blutspritzer waren. Und das wichtigste war sowieso: Sie atmete.
 

„Soll ich einen Arzt holen?“, fragte eine der Wachen besorgt bei Rei nach, die sich zunächst den mit Blut besudelten beiden Kindern von Minako und Amy zugewandt hatte, nur um festzustellen, dass sie unversehrt waren. Sie blickte nun zu Ruri, die den Blick der einstigen Marskriegerin verwirrt und verängstigt erwiderte. Auch sie war offenbar unverletzt. Gott sei Dank. „Nein, nicht hierher. Aber sagen Sie Lady Amy Bescheid, dass sie in den Palast kommen soll!“ Die Wache nickte hastig und machte sich schnellen Schrittes auf den Weg zu der Praxis unweit des Palastes, die Amy und ihr Ehemann Akio betrieben.

Eine weitere Wache kehrte aus dem Nebenraum mit der offenen Wand zu Bunny und den anderen zurück. „Der Sonnenkristall ist noch da Majestät. Aber… er… scheint mir geschwächt.“ Das hätte der älteren Wache aber auch schon früher klar sein können, denn das Leuchten der Sonne hatte nicht durch Zufall von einem Moment auf den nächsten plötzlich stark abgenommen. Aber keiner der Anwesenden hatte im Moment den Nerv dazu, den Wachmann zu belehren…
 

~*~
 

Mit halb besorgter, halb gleichgültiger Miene stand die in wenigen Tagen 10 Jahre alt werdende nicht mehr so kleine Lady am Fenster und blickte in den plötzlich so finsteren Himmel. Irgendetwas war mit Yoko, das stand außerfrage. Denn bis vor kurzem hatte die Sonne noch hell gestrahlt und der Himmel war Wolkenlos. Aber was scherte sich Chibiusa um dieses Balg? Alles was sie interessierte, war die Frage, was der Energieverlust der Sonne für die Bewohner dieses Sonnensystems bedeuten würde – immerhin war es ihre Pflicht, an ihr Volk zu denken, als zukünftige Königin.

Wobei… sie war sich gar nicht so sicher, ob sie jemals eine Königin werden würde. Denn König Endymion hatte den Thron der Erde seinem mittlerweile 3 Jahre alten Sohn Tsutomu versprochen. Und der Thron des Mondes stände zwar theoretisch der kleinen Lady zu… aber genau genommen, war es Yoko, die auf dem Mond im Mondpalast lebte, während Chibiusa selbst nur äußerst wiederwillig ab und zu dorthin ging.

War es also überhaupt nötig, dass sie sich Sorgen um das Volk machte? So wie die Dinge standen, musste es sie doch gar nicht interessieren, wie es den Leuten ging, oder? Für sie interessierte sich schließlich auch niemand. Sie war ganz allein.
 

So schrecklich allein…
 

Die Tür zu Chibiusas Zimmer wurde aufgerissen. „Prinzessin“, begann die atemlose Hina – Chibiusas Leibdienerin – und näherte sich der kleinen Lady. „Wir haben Nachricht vom Mondpalast erhalten. Die Geburtstagsfeier wurde abgesagt.“ Offenbar glaubte die junge Dienerin, ihrer Herrin damit eine Freude zu machen, doch Chibiusas Gesicht blieb kühl.

„Na und? Was interessiert mich das? Ich wäre doch ohnehin nicht hin gegangen.“ Jedes Jahr dasselbe Theater. Zu Yokos Geburtstag wurde immer ein kleines Fest im Mondpalast veranstaltet und natürlich wurde die königliche Familie der Erde, allen voran Chibiusa, stets herzlich eingeladen. Und jedes Jahr aufs Neue versammelten sich Hotaru, Mamoru und Setsuna um die kleine Lady um sie regelrecht anzuflehen, doch wenigstens dieses Jahr den Feierlichkeiten beizuwohnen und ihrer Schwester einmal unter die Augen zu treten. Aber dieses Kind war Chibiusa so etwas von egal. Kein Mensch dieser Welt konnte sie dazu bewegen, sie treffen oder gar mit ihr ihren Geburtstag feiern zu wollen.

Gerade als Hina etwas erwidern wollte, öffnete sich die Tür erneut und dieses mal, war es der König der Erde, der ohne zu klopfen eingetreten war. „Chibiusa, ich will das du dich fertig machst, wir werden gleich zum Mond aufbrechen.“
 

Er war… so kalt geworden, in den letzten 5 Jahren, so abweisend und unnahbar. Als wäre sein Herz zu Stein erstarrt. Nichts und niemand konnte ihn zu einem Lächeln bringen. Er vergrub sich in seiner Arbeit und verschloss sich vor den Problemen jener, die ihm wichtig sein sollten. Seine Ehe mit Setsuna war mehr eine Farce, als jeder hier im Palast es jemals vermutet hätte, die Zwillinge Tsutomu und Tennyo, waren ihm scheinbar gleichgültig und auch für Chibiusa hatte er kaum noch Zeit, Liebe oder ein paar kleine nette Worte übrig. Was war nur aus dem liebevollen Mann geworden, den Chibiusa noch vor wenigen Wochen in der Vergangenheit zum Abschied umarmt hatte? Was hatte den liebevollen Mamoru zu diesem gleichgültigen König Endymion gemacht?

Die kleine Lady seufzte. Sie wusste sehr wohl was – oder viel mehr WER diese Veränderung zu verantworten hatte. Aber jegliche ihrer Bemühungen, Bunny und Mamoru in der Vergangenheit einander noch viel näher zu bringen, ihnen zu zeigen, dass sie zusammen gehörten, hatten nichts gebracht. Egal wie oft Chibusa auch aus der Vergangenheit zurück gekehrt war… hier hatte sich nichts geändert.
 

„Was willst du denn auf dem Mond? Ich denke das Fest wurde abgesagt?“, wunderte sich die kleine Lady. Man konnte Hina vertrauen, sie war eine hervorragende Informantin und Spionin. Chibiusa hatte ihren Aufgabenbereich in letzter Zeit vor allem in diese Richtung gelegt und bisher hatte die Dienerin noch nie falsche Informationen gebracht.

Der König nickte. „Das wurde es auch. Deine Mutter hat aber eine Notversammlung einberufen. Irgendetwas ist passiert.“ Dem Zustand der Sonne zu urteilen, vermutlich irgendetwas mit dem Sonnenkristall… oder Yoko war dieses mal so schwer krank, dass das Schicksal des Sonnensystems in ernsthafter Gefahr war. „Wie dem auch sei. Michiru hat die Nachricht überbracht und sie hat mir ausrichten lassen, dass deine Mutter dich anfleht, mit zu kommen. Ich nehme an, sie vermisst dich sehr.“ Das tat sie immer. Und Mamoru hatte schon versucht, Chibiusa vielleicht einmal zu einem längeren Besuch bei ihrer Mutter auf dem Mond zu überzeugen, aber für die kleine Lady kam das nicht in Frage.

„Nein. Hier geht es nicht um mich. Es geht nur wieder um Yoko. Es geht immer nur um Yoko. Meine Mutter will um jeden Preis, dass ich sie sehe. Ich habe aber kein Bedürfnis danach. Ich werde euch also nicht begleiten.“ Und Chibiusa graute es schon vor dem Tag, an dem sie als die wahre Sailor Moon erwachen würde und es damit ihre Pflicht war, an solchen Versammlungen teilzunehmen.
 

Mamoru seufzte nur und verließ dann wortlos den Raum. Es war einfach nur sinnlos…
 

~*~
 

Makoto merkte, wie ihre Beine immer schwerer wurden, lange würde sie nicht mehr mit Haruka mithalten können. Außerdem… „Haruka“, keuchte sie atemlos, während sie weiterhin neben der einstigen Kriegerin des Windes herrannte, „was hast du denn vor? Wir können uns nicht mehr verwandeln, schon vergessen? Wir haben keine Chance gegen dieses Monster!“ Und vermutlich auch nicht gegen den Unbekannten. Er war zwar offensichtlich Menschlich, aber er sah selbst von weitem ziemlich stark aus und außerdem hatte er eine Magische Aura. Was hatten sie schon dagegen vor zu weißen? Nahkampfkünste würden hier kaum helfen.

„Willst du dieses Monster also frei herumlaufen lassen?“, fragte die ehemalige Kriegerin des Uranus, war mit den Gedanken aber woanders, denn sie hatte total die Orientierung verloren. Offenbar waren sie noch auf dem Mond, denn sie waren durch kein Portal gegangen und die Erde war von ihrem derzeitigen Standpunkt aus auch gut zu sehen, aber… sie waren offenbar nicht mehr in einer zivilisierten Gegend. Die Stadt und die Vorstadt hatten sie lange hinter sich gelassen. Selbst das Industrie- und Forschungsgebiet lag mittlerweile einige Kilometer hinter ihnen. Sie hatten schon die Einöde erreicht. Das einzige vertraute hier, war der künstliche Fluss, der irgendwo in ihrer Nähe leise rauschte. Aber das half Haruka auch nicht heraus zu finden, wo sie waren oder welches Ziel jene anstrebten, die sie verfolgten.
 

Atemlos blieben die beiden plötzlich stehen, denn sie hatten ihr Ziel aus den Augen verloren. Aber wie war das möglich? Hier war weit und breit nichts, wo man sich verstecken könnte. Nur der hässliche graue Sand. Und die ehemaligen Sailor Kriegerinnen bezweifelten stark, dass sich das Monster und der Unbekannten im Sand vergraben hatten. Aber wo waren sie dann?
 

„VORSICHT!“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Willkommen zum ersten großen Zeitsprung von "If you want to change the future..."! Wer ab und an einen Blick in meinen Tumblr Account wirft, wird wissen, dass ich diese Geschichte in mehrere Parts aufgeteilt habe. Derzeit sind 4 geplant. Part eins habt ihr mit "Dort im Regen" hinter euch gebracht.
Jeder Part wird sich mehr oder weniger intensiv mit einem gewissen "Thema" beschäftigen und in jedem Part werden andere Personen etwas mehr in den Vordergrund rücken. Im ersten Part ging es vor allem um Bunny und wie sie sich das Leben von sich und ihren Lieben vorgestellt hat und wie es dann am Ende geworden ist.
In diesem Part tritt der erste Gegner auf und Makoto wird etwas mehr in den Vordergrund treten. Außerdem lernt ihr die Kinder der ehemaligen Sailors schonmal kennen. Ihre Rollen sind in diesem Part aber noch recht klein.
Solltet ihr Fragen, Anregungen, Wünsche oder konstruktive Kritik haben, immer her damit!
Ansonsten sehen wir uns dann im zweiten Teil von "Die Sommersonnenwende" wieder, wenn ihr mögt. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  KFutagoh89
2013-08-20T21:42:53+00:00 20.08.2013 23:42
Gefällt mir sehr gut. Hast du super umgesetzt. Bin gespannt wie es weiter geht. Vor allem bin ich gespannt, wie sich die Kinder weiter entwickeln werden. Und die Geheimnisse des Sonnenkristalls müssen noch mehr gelüftet werden. ^^ Bin vor allem gespannt, ob es einen männlichen Sailor Krieger geben wird ;-). (Sohn von Amy) Überrasch uns. Wir bleiben dir treu! LG Alex
Von:  fahnm
2013-08-16T22:39:14+00:00 17.08.2013 00:39
Hammer Kapi^^
Von:  ilay2007
2013-08-16T00:55:27+00:00 16.08.2013 02:55
Hast du sehr gut geschrieben bin begeistert:)
freue mich schon wenn du weiter schreibst

lg

Von:  Vela
2013-08-15T12:01:56+00:00 15.08.2013 14:01
Oh gott, ist das gut geschrieben! Ich liebe diese kleinen Kinder jetzt schon!! Der Zeitsprung ist toll und ich freue mich auf die neuen Charaktere :-)


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