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Watashi wa Akuma

von

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Intrigen und Lügen

„Sebastian!!“, ging der Ruf quer über den abgedunkelten Flur und der Angesprochene verzog entnervt die Brauen zusammen. Eine Sekunde später war der Quälgeist von einem Inkubus schon neben ihm und umgriff Sebastians Arm mit beiden Händen.

„Sebastian, hast du es schon gesehen? Du hast schon wieder das beste Ergebnis erreicht!“, grinste der Junge ihn an und schmiegte sich gleichzeitig an ihn.

Sebastian fuhr ein Schauer den Rücken hinab.

„Logi, würdest du die Güte besitzen mich loszulassen?“, fragte er eine Spur zu sanft.

Der Dämon schreckte zurück, bis er mit seinem Rücken gegen die Steinmauer stieß. Seine kupfernden Haare ergaben dadurch einen wunderschönen Kontrast zu der dunklen Mauer, aus der nun zwei Aquamarine zu schimmern schienen. Er schluckte, sich der Gefahr bewusst, die von seinem Gegenüber ausging. Niemand hier konnte Sebastian Michaelis das Wasser reichen, noch nicht einmal die Professoren, die ihn nur all zu gerne in die Hölle lobten. Und gerade das machte den Dämon zu dem begehrtesten Objekt der gesamten Schule. Gleichzeitig war er deshalb aber von den mächtigeren Dämonen auch verhasst, weil sie alle in seinem Schatten standen. Doch so war es schon immer auf der Dämonenschule gewesen. Ein Schüler war mächtiger als alle anderen, die ihn dafür hassten und liebten. So war es schon immer und so würde es auch wieder sein, wenn Sebastian eines Tages die Schule verlassen würde. Jeder hier wusste das und trotzdem gab es einige, die diese Tatsache völlig ignorierten.

Logi lächelte schüchtern und wagte sich einen Schritt von der unsicheren Wand weg, auf den noch unsicheren Gang vor, als eine Bewegung von der Seite ihn inne halten ließ. Der Dämon drehte sich zum lichteren Ende des Gemäuers und erbleichte als er den blonden Jungen bemerkte, der leichtfüßig auf sie zu kam.

Ein Lächeln umspielte dessen Lippen.

„Sebastian.“, hauchte der Dämon mehr als das er es sprach. Eine Geste die jedem Inkubus das Wasser in den Mund trieb und sein Blut zum Kochen brachte.

„Lloyd. Du hast schon aus?“, fragte Sebastian und die Schärfe seiner Signatur ließ schlagartig nach. Er ließ den Jungen näher an sich heran treten, ohne ihm gleich den Kopf abzureißen, was Logi nur mit einem verärgerten Schnauben quittierte.

Lloyds Lächeln wurde zu einem Garn der Verführung, wie kein Inkubus es besser hätte spinnen können, nur dass ihm nach etwas anderem lüsterte als dem Sexdämon.

„Gratuliere, du hast das beste Ergebnis seit mehr als Hundert Jahren!“, grinste Lloyd, den Nebenbuhler kurz mit einem verachtenden Blick aus seinen dunklen Augen quittierend, bevor er seine gewallte Aufmerksamkeit seinem Gespielen zuwandte.

Langsam löste er die Knöpfe an seinem Hemd und legte so seinen Hals frei.

„Deine Belohnung.“, meinte er und legte seinen Kopf leicht zur Seite.

Sebastian lächelte, seine Hände fanden die Schultern des Jungen, sodass er ihn festhalten konnte, während er sich zu Lloyd hinab beugte und das Blut annahm, das ihm so freiwillig dargeboten wurde. Es schmeckte viel zu heiß, besaß keine Süße, keine Unschuld, nichts von all dem, was der Ältere so sehr liebte. Trotzdem nahm er es entgegen, weil es immer noch besser war, als die Seelen, die sie ab und an von Menschen nehmen durften, die sich in ihre Welt verirrt hatten. Denn diese Menschen waren verdorben von den Lügen und Intrigen der Oberwelt, dass ihr Geist genauso bitter geworden war wie ihr Blut.

Als Sebastian von seinem Gespielen abließ, leckte er sich über die Lippen, bevor er sich an den Inkubus wandte, der die beiden mit feurigen Augen beobachtete. Welch armes Opfer gleich unter ihm leiden würde wusste nur er selbst.

„Würdest du uns wohl allein lassen?“, fragte er mit einem Lächeln auf den Lippen, dass selbst die Hölle gefrieren ließ.

Logi biss sich auf die Zunge, bis er sein eigenes Blut schmeckte, bevor er in der Lage war der Bitte nach zukommen. Auch wenn ein Inkubus die wohl stärksten sexuellen Reize aller Dämonen besaß, konnte dieser hier sein auserkorenes Opfer nicht beeindrucken. Egal wie gut er es versuchte, der Machtunterschied blieb einfach viel zu groß, als dass Sebastian darauf hätte reagieren können. Doch diese Tatsache war für Logi noch lange kein Grund aufzugeben.

Sobald die Dunkelheit den Inkubus verschluckt hatte, lag Sebastians Blick wieder auf seinem Gespielen.

„Also, was wolltest du mir berichten?“, fragte der Dämon und verschränkte die Arme vor der Brust.

Lloyds Blick nahm eine Unschuld an, die Sebastian innerlich Galle spucken ließ: „Brauche ich einen Grund um bei dir zu sein?“

„Du würdest niemals etwas ohne Hintergedanken tun, Lloyd.“

Die Lippen des Jungen verzogen sich zu einer Grimasse.

„Es sind Neue eingetroffen.“

„Es treffen täglich Neue ein.“

„Diesmal scheinen aber ein paar sehr interessante darunter zu sein.“, lockte der Dämon.

„Willst du das Bett wieder in ein Blutbad verwandeln?“

Lloyds Blick wurde brennend bei dem Gedanken an die letzte Opfernacht. Er leckte sich die Lippen. Nichts liebte dieser Dämon mehr als das Blut ängstlicher, von Lust und Wut durchzogener Menschen und Dämonen in seinem Schlafzimmer.

Sebastian schüttelte den Kopf: „Nun geh schon, bevor die besten weg sind.“

Der Dämon verschwand in der Dunkelheit, seinen Gespielen allein zurück lassend, wobei er sich sicher war, dass dieser ihm gleich folgen würde, sobald er die Spinne los geworden war, die sie schon die ganze Zeit über beobachtet hatte.

„Bist du es nicht leid andere zu belauschen, Claude?“, fragte Sebastian viel zu sanft.

Eisig goldene Augen lugten aus dem Gemäuer, aus dem die silberne Spinne trat. Claudes Blick war kalt und voller Hass.

„Ich habe dir schon einmal gesagt, dass Lloyd zu mir gekommen ist, freiwillig.“

„Du hättest ihn wegschicken können!!“, schrie der Dämon wütend.

„Das hätte nichts geändert. Er wäre nicht zu dir zurück gegangen.“

„Das weißt du nicht!“

„Ach nein?“, Sebastian drehte sich um, sodass er seinem Rivalen in die Augen sehen konnte. Ein Donnern ließ das Gemäuer erbeben, als Claude einen angreifenden Schritt auf seinen Gegenüber zu trat. Beide Dämonen hielten in ihrer Bewegung inne, denn sie beide kannten dieses Geräusch nur all zu gut. Es bedeutete, dass sich die Professoren ihres Kampfes bewusst waren, und dass sie ihnen Einhalt geboten. Sebastian seufzte.

„Du entschuldigst mich, ich habe noch eine Verabredung.“, meine der Dämon und ließ sich in die Dunkelheit fallen, sodass Claude allein zurück blieb.

Er zog seine mentalen Schwingen wieder ein, die sich netzartig über den Boden warben und verharrte wo er war, ein missachtendes Knurren in der Kehle.

„Warum hast du sie nicht abgeschirmt, wenn du uns schon belauschst, Fallyn?“, fragte er in die Finsternis hinein, in der sich die schwarze Witwe versteckt hielt.

Das Kichern einer Frau schien aus allen Wänden zu kommen und zeugte von Verführung und Grausamkeit. Das silbern-weiße Spinnennetz zog sich einmal quer über die Decke, doch hatte es keine mentale Kraft in sich gespeist.

Fallyn ließ sich an einem einzigen Faden hinab gleiten, bis ihr Gesicht auf derselben Höhe war wie Claudes, ihre Lippen zu einer grotesken Maske verzogen. Ihre Augen waren so golden wie seine, ihre Haare silbern-weiß wie ihr Netz und ihre Nägel lang und schwarz. Sie war wunderschön und hässlich zugleich.

Claude lächelte. Sie hätte seine Schwester sein können. Vielleicht war sie das sogar. Denn wer wusste in der Dämonenwelt schon von irgendwelchen Verwandtschaften? Niemand hier kannte seine Eltern oder Geschwister. Niemand hier wusste von wem er stammte. Und das war auch gut so. Verwandtschaft führte nur zu weiteren Intrigen und Lügen, zu Hass und Tod und Qual.

„Was willst du hier, Fallyn?“, wiederholte er die unausgesprochene Frage, die er gerade schon gestellt hatte. Die schwarze Witwe kichert.

„Du spinnst ein übles Netz, mein Süßer.“, säuselte sie, eine Hand auf seine Wange legend.

Claude setzte eine Maske der Missgunst auf, währte sich aber nicht gegen die Berührung, denn unter den langen, schwarzen Nägeln lagen tödliche Gifte verborgen. Tödlich für einen Menschen. Es war unmöglich einen Dämon so leicht zu töten. Doch schaden konnten die Gifte ihm alle male.

„Ich spinne keine Netze…“, spie der Dämon ohne einen Muskel zu rühren.

„Aber natürlich. Ich vergaß. Du webst sie.“

Claudes Blick wurde hart.

„Eine schwarze Witwe ist zu mehr fähig, als nur tödliche Fallen aufzustellen, Claude Faustus, das solltest du niemals vergessen.“

„Was hast du gesehen?“

„Tod, Qual, Leid… Intrigen und Lügen.“

„Das ist nichts Neues.“

„Es wird niemals etwas Neues geben als das alte Lied.“, flüsterte die Witwe und strich mit ihren Fingern langsam Claudes Wange hinab, ein süßliches Lächeln auf ihren Lippen, „Der Klang der Noten scheint sich zu verändern, aber die Melodie bleibt doch immer dieselbe. Und trotzdem ist das Ende noch nicht geschrieben.“

Mit einem zischenden Geräusch verschwand die Dämonin in der Finsternis der Gewölbedecke, Claude im dumpfen Licht der Wandfackeln belassend. Die Warnung ihrer Worte hing über ihm, greifbar nah, doch unerreichbar für denjenigen, der sie nicht verstand. Das Spiel hatte gerade erst begonnen, das Ende war noch ungeschrieben, da hatte die schwarze Witwe recht. Claude lächelte.
 

Freude zu Leid, Tod zu Intrige, Wahrheit zu Lüge.
 

Er würde dem Ende schon den Klang geben, nach dem er sich verzerrte: Dem Untergang von Sebastian Michaelis.



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